Ko-Pilot 61 - Durchblick: Total ansteckend

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Durchblick

„All things grow with love“

von Stefanie Haverkock

Ein Interview mit Berufswegberaterin Astrid Hochbahn Was verbirgt sich konkret hinter der Bezeichnung „Berufswegberatung“? Mir geht es darum, einen Rahmen zu schaffen, wo Leute klären können, was sie für sich beruflich machen wollen. Entstanden ist das so: Beim Arbeitsamt wird eigentlich nur geguckt, was braucht der Markt. Für mich heißt Berufswegbe-

worden. Viele fragen sich: Was kann ich

Ausdruck zu finden, wer wir sind. Das

machen, damit ich zufrieden bin? Man

Schöne ist: Man darf sich heute irren.

braucht da niemanden, der einem von

Man hat früher gedacht, man macht ei-

außen noch Druck macht, sondern je-

nen Beruf ein Leben lang. Heute kann

manden, der das ordnet. Die Hälfte der

man sich neu entwickeln oder zwischen-

Menschen, die zu mir kommen, haben

durch neu entscheiden. Wichtig ist es,

ganz viel im Kopf und wissen trotzdem

den eigenen Impulsen mit sehr viel

nicht, was sie tun sollen. Sie wollen Hilfe

Wohlwollen zu begegnen. Eine Berufs-

bei der Orientierung.

wahl trägt nicht, wenn das Herz nicht dabei ist. Der innere Preis ist dann sehr

ratung: Was will ich, was kann ich? Daraus eine berufliche Planung zu entwikkeln, das ist das Ziel. Wir sind heute 40 – 50 Jahre berufstätig. Das muss heute passen, das müssen wir gerne machen.

Wer nimmt dein Coaching in Anspruch? Wem hilfst du weiter?

Wie genau läuft ein Coaching ab, gibt es da bestimmte Phasen oder Schritte?

hoch. Man kann dem eigenen Inneren vertrauen und dann einen guten Weg suchen, glaube ich. Widerspruch aushalten gehört auch dazu. Ein Beispiel: Zu mir

Ich frage zuerst: Was ist der Auftrag?

kommen öfter Leute, die gemerkt haben,

Was für ein Ziel willst du erreichen? Das

ihnen hat Coaching geholfen. Die über-

ist die Richtschnur für die komplette Be-

legen Psychologie zu studieren, ihnen

ratung. Bei vielen Menschen gibt es in-

dauert aber das Studium zu lange. Da

nere Spuren, was ihnen wichtig ist. Ich

stellt sich die Frage: Welche anderen

Es kommen Menschen, die jung sind

glaube, unser Beruf macht uns zufrie-

Möglichkeiten gibt es, Leute zu beraten?

und nicht wissen, was sie machen wol-

den, wenn wir Dinge haben, die für uns

Es geht oft darum, die Kompetenzen zu

len. Das ist oft am Ende des Studiums.

wichtig sind, die uns interessieren und

erweitern und andere Möglichkeiten zu

Aber auch Menschen bis Ende 60: Der

die für uns sinnhaft sind.

entdecken. Es kann sein, dass sie erst

Job gefällt nicht, sie denken über eine

Diese Spurensuche ist spannend und un-

Weg 1 und dann Weg 2 versuchen und

Gründung nach oder sind arbeitslos ge-

ser ganzes Leben ist eine Reise, einen

dann merken, es ist Weg 3, eine Kombination aus beiden Möglichkeiten. Die

Astrid Hochbahn Mein Lieblingszitat: „All things grow with love“

Frage ist immer, ob sich das Ziel authentisch mit den vorhandenen Kompetenzen verbindet. Jungen Leuten sage ich

Soziologin M.A., Systemische Therapeu-

immer: Seid nicht so perfekt, macht euch

tin, Ausbildungen in klientenzentrierter

nicht so einen Druck, probiert was aus!

Beratung und Paarberatung

Supervisorin und Coach, Trainerin und systemische Therapeutin

4. Wie stelle ich mir den Berufsalltag konkret vor?

Veröffentlichung „Bring deine Idee zum Leuchten. Potenziale erkennen, Projekte

Ich finde mich unglaublich privilegiert,

realisieren, Visionen verwirklichen“, Metropolitan Verlag; 12/2018.

denn ich möchte wirklich nichts anderes

Seit 1996 selbständig als Berufsweg-, Gründungs- und Unternehmensberaterin,

„Das Buch ist für Menschen, die sagen, ich habe eine Idee. Ich kann das als Hobby haben oder im Job oder mich selbständig machen. Mit geht es um ganz viel Ermutigung.“

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mehr sein, als selbständig. Ich kann mir meinen Tag selbst einteilen und ich finde die Menschen spannend, die ich treffe und berate. Es gibt unter Berater*innen

Ko·Pilot 61 · September 2020


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