Durchblick
Ab ins Grüne
von Fabian Heimann
Erholung im Schrebergarten Kleingärten sind ein bisschen wie eine Miniaturausgabe des Eigenheims. Die meisten Besitzer*innen der parzellierten Naherholungsgebiete leben in Wohnungen, wo Pflanzen höchstens auf der Fensterbank oder dem Balkon wachsen. In ihren Kleingärten können sie wenigstens zeitweise dem Großstadtgrau der Mehrfamilienhäuser entfliehen und sich ein wenig Natur gönnen.
Wichtige Infos zu Schrebergärten Kosten: Schrebergärten sind Pachtflächen auf städtischem Gelände. Die Ausgaben berechnen sich wie folgt: 10 – 90 Cent pro Quadratmeter Flä-
Mehr als eine Million Kleingärten wer-
peln an der Schlei. Mit den Erzeugnis-
den regelmäßig gepflegt und gehegt.
sen der kleinen Parzellen sollten sozial
Schon seit Jahren steigt die Zahl der
Schwache dabei unterstützt werden,
Anfragen. Bedingt durch die Corona-
sich selbst zu versorgen.
Krise hat dieser Boom noch zugenommen. Immer mehr Menschen sehnen sich nach einem eigenen Garten, das macht sich deutschlandweit auch bei den Kleingartenvereinen bemerkbar. Seit Beginn der Corona-Beschränkungen haben viele Gartenvereine deshalb einen erheblichen Zulauf bekommen und müssen Interessent*innen teils auf Wartelisten verweisen.
che – je nach Stadt – bei einer Normgröße von 400 Quadratmetern. Dazu einmalig je nach Gartenzustand meist 1.000 – 7.000 Euro Ablösesumme
bei
Übernahme.
Vom Spießergarten zum Familienparadies
Dazu noch rund 100 – 300 Euro jähr-
Mit dem Wirtschaftswunder verloren
Die Preise variieren je nach Stadt.
die Kleingärten ihre Bedeutung für die Lebenshaltung und entwickelten sich über die Jahrzehnte für viele Menschen zum Inbegriff des Spießertums. Kleingärten standen in der Spießer-Skala auf einer Stufe mit Gartenzwergen, Bausparen und gehäkelten Klorollenbezügen auf der Hutablage des Autos. Da die Ju-
lich an Nebenkosten – im Schnitt sind das lediglich 1 Euro pro Tag!
Ordnung muss sein: Ein paar feste Regeln erleichtern das Zusammenleben. Die berühmte Drittelung der Fläche setzt sich wie folgt zusammen: Je ein Drittel gärtnerischer Anbau (Obst, Gemüse), bauliche Nutzung (Laube, Wege) und
Wurzeln der Kleingartenbewegung
Erholungsnutzung (Rasen, Blumen-
Ihre historischen Wurzeln hat die Klein-
und die Nachtruhe von 22 bis 7 Uhr.
gartenbewegung in Deutschland. Der
Ein Gewächshaus oder ein festste-
eigentliche Ursprung dieser Gärten ist
hender Gartengrill müssen geneh-
eng mit den sozialen Missständen der
migt werden.
beete). Wichtig sind die Einhaltung der Mittagsruhe von 13 bis 15 Uhr
Industrialisierung im 19. Jahrhundert
Gartenlaube:
verbunden: Beengte Wohnverhältnisse in den Städten, Armut und Mangeler-
gend sich nicht für die Gärtnerei inter-
nährung, das waren vorherrschende
essierte, wurden viele Kleingartenanla-
Probleme. Wer einen Kleingarten be-
gen zu reinen Rentner*innenvereinen.
saß, konnte nicht nur in die Natur flie-
Doch dieser Trend hat sich in den ver-
hen, sondern sich auch mit Nahrung
gangenen Jahren gewandelt. Immer
versorgen.
mehr Familien wissen das eigene kleine
Den ersten Kleingärtnerverein gründete
Naturparadies zu schätzen und mieten
1814 Landgraf Carl von Hessen in Kap-
sich in den Gartenkolonien ein.
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Maximal 24 Quadratmeter darf das Häuschen messen – groß genug, um hier dank Wasser, Strom und Campingtoilette auch mal am Wochenende zu übernachten. Dauerhaftes Wohnen ist allerdings nicht erlaubt und jede bauliche Veränderung sollte vorher abgestimmt werden.
Ko·Pilot 61 · September 2020