«Ungeschminkt historisch» – Abokonzert Kammerorchester Basel | Abendprogramm

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Alina Ibragimova Violine

Kristian Bezuidenhout Hammerklavier und Leitung

Baptiste Lopez Violine und Leitung

Mo 6.3.2023 – 19.30 Uhr

Don Bosco Basel

www.kammerorchesterbasel.ch |

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Programm 6.3.2023 | Ungeschminkt historisch 2

Mo 6.3.2023 – 19.30 Uhr, Don Bosco Basel

Konzerteinführung Hingehört um 18.45 Uhr mit Christoph Dangel (Cellist des Kammerorchester Basel)

Johann Christian Bach (1735 – 1782)

Sinfonie op. 3 Nr. 6 in G-Dur ca. 10'

I. Allegro assai

II. Andante

III. Allegro assai

Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791)

Konzert für Violine und Orchester Nr. 4 in D-Dur, KV 218 ca. 25'

I. Allegro

II. Andante cantabile

III. Rondeau. Andante grazioso – Allegro ma non troppo

Pause

Iris Szeghy (*1956)

Hommage à Mednyánszky (UA), Auftragskomposition ca. 15'

I. Wald im Raureif

II. Tränke mit Reben

III. Das Eiserne Tor an der Donau

IV. Weihnachten der Kriegsgefangenen

V. Sterbender (Vater des Künstlers)

VI. Goldene Lichter im Winterwald

Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791)

Sinfonie Nr. 29 in A-Dur, KV 201 ca. 30'

I. Allegro moderato

II. Andante

III. Menuetto

IV. Allegro con spirito

Konzertende ca. 21.15 Uhr

Das Kammerorchester Basel mit Alina Ibragimova und Kristian Bezuidenhout sind mit diesem Programm auf Tournee:

5.3.2023 in Brügge, Concertgebouw

7.3.2023 in Olten, Stadttheater

9.3.2023 in London, Wigmore Hall

Programm
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Ihr Legat –für bewegende Momente voller Musik

Die Stiftung Kammerorchester Basel unterstützt Projekte, die nachhaltig die künstlerische Exzellenz des Kammerorchester Basel sichern. Werden Sie Teil einer Institution, die Ihnen am Herzen liegt und treten Sie als Mäzen oder Mäzenin in die Geschichte des überwiegend privat finanzierten Kammerorchester Basel ein.

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Die Stiftung Kammerorchester Basel ist als gemeinnützige Organisation anerkannt und damit steuerbefreit.

Programm 6.3.2023 | Ungeschminkt historisch 4

Besetzung

Alina Ibragimova Violine

Kristian Bezuidenhout Hammerklavier und Leitung (Bach, Mozart)

Bapiste Lopez Leitung (Szeghy)

Kammerorchester Basel

Oboe

Susanne Regel

Francesco Capraro

Fagott

Carlos Cristobal Ferran

Horn

Konstantin Timokhine

Mark Gebhart

Violine 1

Baptiste Lopez*

Eva Miribung

Nina Candik

Valentina Giusti

Fanny Tschanz

Violine 2

Antonio Viñuales

Regula Keller

Tamás Vásárhelyi

Mirjam Steymans-Brenner

Viola

Pablo de Pedro

Bodo Friedrich

Anne-Françoise Guezingar

Violoncello

Christoph Dangel

Hristo Kouzmanov

Kontrabass

Stefan Preyer

Fortepiano

Kristian Bezuidenhout

*Baptiste Lopez spielt auf einer Violine von Giovanni Battista Guadagnini aus dem Jahr 1764, die ihm von zwei grosszügigen Mäzen:innen freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurde.

Stand 14. Februar 2023, Änderungen vorbehalten

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Das Programm in Kürze

Drei Werke von Johann Christian Bach und Wolfgang Amadeus Mozart stehen einer Uraufführung gegenüber: sie alle bieten viel Ungewohntes, Überraschendes. Kristian Bezuidenhout leitet die Sinfonien von Bach und Mozart sowie dessen Violinkonzert von einem Walter-Hammerflügel mit Wiener Mechanik aus, was zu faszinierenden Klangfarben führt. Der «Londoner Bach» war mit seinem Melodiereichtum für Mozart wegweisend.

Der sechsteilige Zyklus «Hommage à Mednyánszky» von Iris Szeghy basiert auf ihrem 2022 uraufgeführten Streichquartett und ist ausschliesslich für ein Streichorchester komponiert. Dynamische Kontraste, abrupte Abbrüche, Pausen, flirrende hohe Register oder Pizzicati sind prägende Elemente der gesamten Partitur. Und doch erhält jeder Satz zu den Themen Landschaftsbilder, Mensch und Krieg seinen eigenen Charakter.

Hör-Impuls

Der letzte Satz von Mozarts Sinfonie in A-Dur KV 201 zeigt mühelos den Sprung von der reinen Gesellschaftsmusik der Zeit zur Vertiefung und Verdichtung des sinfonischen Modells, was auch musikalisch eine neue Zeit einläutet. Die unbändige rhythmische Kraft des Finales und die mit den Hörnern durchgezogenen Orchester-Crescendi bilden einen besonderen Ohrenschmaus (zumal, wenn in unserem Konzert auch noch ein Hammerflügel mitspielt).

Zum Hörbeispiel

Programm 6.3.2023 | Ungeschminkt historisch 6

Das Programm in einfacher Sprache

Heute Abend stehen 4 Stücke auf dem Programm. Das Konzert beginnt mit einer Sinfonie von Johann Christian Bach.

Er war der jüngste Sohn von Johann Sebastian Bach. Er hat Mozart musikalisch beeinflusst.

Das zweite Stück ist ein Violinkonzert von Wolfgang Amadeus Mozart.

Alina Ibragimova ist die Solistin des Stücks. Die Musik ist besonders melodienreich.

Eine Welturaufführung steht nach der Pause auf dem Programm.

Das heisst, dieses Stück wird heute zum ersten Mal gespielt. Die Komponistin hatte die Idee zu dieser Musik beim Anschauen von Bildern eines ungarischen Malers.

Eins der Bilder ist auf Seite 9 abgebildet.

Das letzte Stück ist eine Sinfonie von Mozart.

Er war erst 19 Jahre alt, als er die Sinfonie geschrieben hat.

Das besondere heute ist, dass der Dirigent vom Hammerklavier aus das Konzert leitet.

Das Kammerorchester Basel ist Träger des Labels Kultur Inklusiv.

www.kulturinklusiv.ch

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Im Dialog mit subjektiven Stimmungsbildern

Auf den ersten Blick ist es eine etwas ungewöhnliche Kombination: zwei Sinfonien und ein Solokonzert der Klassik stehen einer Uraufführung gegenüber. Und doch bieten alle Stücke Ungewohntes, Überraschendes und musikalische Kontraste, die für Spannung sorgen. Klassik und Moderne schliessen sich keineswegs aus, schon gar nicht bei der Komponistin Iris Szeghy.

Das Programm ist mit Bedacht gewählt, der Spannungsreichtum kommt nicht von ungefähr, stand doch bereits vor Erteilung des Kompositionsauftrags fest, welche weiteren Werke gespielt würden. Präziser ausgedrückt, Iris Szeghy wurden für die Instrumentierung des zu schreibenden Stückes maximal zwei Oboen, zwei Hörner, Hammerklavier und Streichorchester angeboten. Diese Besetzung entspricht auch den übrigen Werken des Programms.

Die erste Überraschung ist, dass Iris Szeghy allein auf ein Streichorchester setzt, als Vorlage hat sie ihr 2022 uraufgeführtes 3. Streichquartett gewählt. Dies mag erstaunlich wirken, da die Komponistin für ihre Komposition als Anregung sechs Gemälde von László Mednyánszky verwendet, einem Künstler, dessen Bilder durch Kontraste und eine besondere Farbigkeit auffallen. Hier könnten doch zusätzliche Instrumentalfarben gut passen.

Iris Szeghy stammt aus einer ungarischen Familie und wuchs in Prešov in der Ostslowakei auf, später studierte sie Komposition am Konservatorium in Košice und an der Hochschule für Musik in Bratislava. Das war noch im damaligen «Ostblock». Szeghy wehrt sich allerdings gegen diesen politischen Begriff, da es die gemeinsame musikalische Tradition verschleiert. Seit 2001 lebt sie als freischaffende Komponistin in Zürich und hat ein umfangreiches Œuvre geschaffen. Die Zeit der Totalität liegt lange hinter ihr.

Trotzdem gibt es Unterschiede: Szeghy wuchs zwar mit der gesamten Musikgeschichte inklusive des 20. Jahrhunderts und der damaligen westeuropäischen Avantgarde, welche postromantische Strömungen lange verwarf, auf. Die persönliche Auseinandersetzung damit fehlte ihr aber: «Der Westen und ich waren eine Einbahnstrasse – zu mir kam vieles, von mir heraus ging nichts weg.»

Musik steht bei Iris Szeghy nie nur für sich selbst, sie spricht jemanden an, Dialogpartner:innen sind neben dem Publikum oft Dichter:innen wie Klaus Merz oder Emily Dickinson, Maler wie Paul

Programm 6.3.2023 | Ungeschminkt historisch 8

Klee oder Musiker wie Mozart. Exemplarisch dafür steht der Zyklus «Ad Parnassum» für Streicher nach Bildern von Paul Klee (2005), in dem Witz und Ernst durch musikalisch verzerrte Zitate der Sarastro-Arie mit solchen der Königin der Nacht kontrastieren.

Besetzung

Streichorchester

Entstehung 2022

Uraufführung

In diesen Kontext passt auch ihr neuestes Werk «Hommage à Mednyánszky» für Streichorchester. László Mednyánszky (1852-1919), der im Gebiet der heutigen Slowakei, damals Nordungarn lebte, ist für jede kulturinteressierte Person in Ost-Mitteleuropa ein Begriff. Seine Bilder wirken zwar naturalistisch, sind aber in Ausdruck und Farbigkeit versteckte Selbstbildnisse und subjektiv geprägte Stimmungsbilder. Dazu passt Szeghys Denkweise ideal: «Ich habe mich nicht von konkreten Farben eines Bildes inspirieren lassen, sondern von der Stimmung des Bildes und von dessen Sujet und was es in mir evoziert.»

Sechs Gemälde hat sie zu einem dramaturgisch stimmigen Plan zusammengestellt. Es sind die Schwerpunktthemen Landschaftsbilder, Mensch und Krieg, die sie an Mednyánszkys Schaffen interessieren und ihre Auswahl der Bilder widerspiegelt. Dynamische Kontraste, abrupte Abbrüche, Pausen, flirrende hohe Register oder Pizzicati sind prägende Elemente der gesamten Partitur. Und doch erhält jeder Satz seinen eigenen Charakter.

Hommage à Mednyánszky (UA), Auftragskomposition 6. März 2023, Don Bosco Basel
Dauer Ca. 15’
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László Mednyánszky: Das eiserne Tor. Gemälde, Öl auf Leinwand. Bildquelle: Wikimedia Commons

«Wald im Raureif» etwa mit dem dreifachen Piano zu Beginn und am Ende und den Quintolen im 3/4-tel, was zu einer verschleiernden, «klirrend kalten» Wirkung führt. Die «Tränke mit Raben» wird charakterisiert durch über Takte fast endlos gehaltene Noten mit langsamem Vibrato, sowie fallenden Glissandi, was eine schwerfällig dumpfe Stimmung evoziert.

Besonders berührend das Bild «Weihnachten der Kriegsgefangenen» mit seinem ostinaten Klopfmotiv und dem harmonisch wie rhythmisch verzerrten Weihnachtslied «Stille Nacht». Eine Ruhepause nach solcher Emotionalität gestattet uns die Komponistin allerdings nicht, denn nun folgt der «Sterbende». Wie ein stotternder Motor agieren die Streicher, ausschliesslich leise in Pizzicato, die Pausen werden immer länger, bis zuletzt das Solo-Cello im letzten Herzschlag ins Nichts verlöscht. Szeghy fordert ihre Zuhörerschaft stets auf ihre ganz eigene, fast unbarmherzige Art in überraschender Weise heraus.

Für Überraschungen sorgen auch die übrigen Werke, die Kristian Bezuidenhout leitet, ein Musiker, der sich als Fachmann für historische Tasteninstrumente einen Namen gemacht hat. Tatsächlich wird er die Werke Johann Christian Bachs und Wolfgang Amadeus Mozarts von einem Hammerflügel mit Wiener Mechanik der Mozartzeit aus leiten. Das Instrument wurde 2003 von Christoph Kern in Anlehnung an Anton Weber & Sohn nachgebaut, umfasst einen Tonumfang von 5 ½ Oktaven und ist mit zwei Kniehebeln ausgestattet.

Die programmierten Werke erlauben einen Einblick in die Aufführungspraxis jener Zeit, wie sie heute nur noch selten gespielt wird. Die Sinfonien und das Geigenkonzert sind in naher zeitlicher Folge entstanden. 1765 komponierte der Bach-Sohn in London die Sinfonie in G-Dur op. 3, Nr. 6. Der «Londoner» Bach, wie er auch genannt wird, war 1762 an den englischen Hof berufen worden. Über 90 Sinfonien hat er in London komponiert und dabei einen untrüglichen Instinkt für klassische Formen und Melodienreichtum entwickelt. Die aus der Frühzeit seines Wirkens stammende G-Dur-Sinfonie steht noch am Übergang vom barocken Concerto grosso zur Klassik, wovon der als Continuo eingesetzte Hammerflügel zeugt. Zudem lässt das Thema des Rondo-Finales das Vorbild des in London tätigen Händel unschwer erkennen.

Besetzung

2 Oboen, 2 Hörner, Streicher,

Entstehung

1765

Dauer

Ca. 10’

Johann Christian Bach Sinfonie op.3, Nr. 6 in G-Dur Hammerklavier
Programm 6.3.2023 | Ungeschminkt historisch 10

Konzert für Violine und Orchester Nr. 4 in D-Dur, KV 218

Besetzung

2 Oboen, 1 Fagott, 2 Hörner, Streicher, Hammerklavier

Entstehung

1775

Dauer Ca. 25’

Sinfonie Nr. 29 in A-Dur, KV 201

Besetzung

2 Oboen, 1 Fagott, 2 Hörner, Streicher, Hammerklavier

Entstehung

1774

Dauer Ca. 30’

Ein Jahr zuvor hatte der 8-jährige Mozart mit seinem Vater London besucht und dort Bach und dessen Musik kennengelernt. Der unverkennbare Bach-Stil mit seinem Melodiereichtum wirkte beim Wunderkind mächtig nach, seine Vorliebe für Kantabilität geht darauf zurück. Davon zeugen auch die innerhalb von zwei Jahren entstandene Sinfonie in A-Dur (KV 201) und das Violinkonzert Nr. 4 in D-Dur (KV 218).

Das Violinkonzert Nr. 4 ist auf Oktober 1775 datiert. Es mag erstaunen, dass Mozart, der mit Klavierkonzerten diese Gattung als Pianist wie als Komponist zur klassischen Hochblüte brachte, in seinen jungen Jahren die Violine gleichermassen brillant spielte. Vater Leopold Mozart, der eine der bedeutendsten Violinschulen des 18. Jahrhunderts geschrieben hat, liess seinen Sohn gleichzeitig beide Instrumente erlernen.

Umso reizvoller ist es, dass Kristian Bezuidenhout das Violinkonzert am Hammerflügel klanglich bereichert. In diesem eher selten gespielten Werk wird gerade die Nähe zu Bach spürbar. Im ganzen Stück ist weniger spieltechnische Brillanz gefragt, als liedhafte Melodik. Schon im ersten Satz nimmt eine frei fliessende Melodie des Soloinstruments bedeutenden Raum ein, was für das Andante cantabile sowieso gilt. Und selbst im virtuos-tänzerischen Rondo-Finale darf ein melodiöser C-Teil nicht fehlen, das «Strassburger»-Lied. Die ein Jahr vor dem Violinkonzert entstandene Sinfonie in A-Dur (KV 201) gehört zu einer Trias, welche Mozarts Jugendwerke aus dieser Gattung souverän abschliesst. Heiter und gelöst ist ihr Grundcharakter, und doch zeugt sie von grosser Reife im Umgang mit der Form. Überragend ist die Farbigkeit der Musik, obwohl neben den Streichern lediglich zwei Hörner und Oboen vorgeschrieben sind. Zu diesem Effekt führt im ersten Satz die Verteilung der Melodie wie im Streichquartett auf alle Streichinstrumente, im Andante die sordinierten, den Klang weich zeichnenden Streicher, im neu eingefügten Menuett der Gegensatz zwischen Zierlichkeit und Forte-Ausbrüchen und im Finalsatz die an der Mannheimer Schule orientierten Orchester-Crescendi. Und das zarte, resonanzarme und klare Hammerklavier bereichert zusätzlich das musikalische Geschehen.

Wolfgang Amadeus Mozart
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Die Komponistin

Iris Szeghy

Iris Szeghy stammt aus einer ungarischen Familie in der Slowakei, sie lebt und arbeitet als freie Komponistin in Zürich. Ihr Kompositionsstudium beendete sie 1989 mit einem Doktorat an der Musikhochschule in Bratislava. Sie hat zahlreiche Stipendien- und Kompositionsaufenthalte in Europa und in den USA absolviert – u. a. war sie Composer-in-residence an der Akademie Schloss Solitude in Stuttgart, an der Hamburger Staatsoper, an der Kalifornischen Universität in San Diego, in den Künstlerhäusern Worpswede, in Ateliers der Cité Internationale des Arts in Paris, der Landis und Gyr Stiftung in London und Budapest.

Iris Szeghy schreibt Orchester-, Kammer- und Chormusik, ihre Werke werden in namhaften Festivals (Lucerne Festival, Warschauer Herbst, ISCM Festival, Bratislava Musikfestspiele, Melos-Ethos Festival usw.) und in Konzerten in der ganzen Welt aufgeführt. Zu den Interpret:innen ihrer Werke gehören Ensembles wie London Sinfonietta, Hilliard Ensemble, Bamberger Symphoniker, Musikkollegium Winterthur, Camerata Bern, Festival Strings Lucerne, Slowakische Philharmonie, Slowakisches Rundfunkorchester u. a. Inzwischen wurden drei Porträt-CDs veröffentlicht: 2001 mit dem Ensemble SurPlus in Deutschland, 2008 bei Musiques-Suisse in der Schweiz, 2018 in der Slowakei mit dem Trio Sen Tegmento. Szeghy ist Preisträgerin mehrerer internationaler Kompositionswettbewerbe, des Musikpreises des Musikfonds Bratislava (1994), des Kantons Zürich (2007), des Zolliker Kunstpreises (2010) und des Werkjahres der Stadt Zürich (2014).

Programm 6.3.2023 | Ungeschminkt historisch 12
Iris Szeghy © Anton Sládek

«In ihrer Musik spricht Iris Szeghy Gefühle und Gedanken in einer direkten Art und Weise aus, wie es sonst in zeitgenössischem Musikschaffen selten ist. In der Reduktion auf das Wesentliche hat sie zu einem Stil gefunden, der die Musik auf einen Punkt bringt und gleichzeitig eine Vielschichtigkeit der Aussage schafft.»

Werkkommentar

Das Werk, das ursprünglich als mein 3. Streichquartett «Hommage a Mednyánszky» (2022) entstanden ist, habe ich auf Anfrage des Kammerorchester Basel für Streichorchester umgearbeitet.

Bilder des ungarischen Malers László Mednyánszky (1852-1919), einer schillernden künstlerischen und menschlichen Persönlichkeit, waren mir Inspiration für das Werk. Mednyánszkys Kunst und Lebensweg sind geprägt von grosser Eigenwilligkeit und dem Drang nach Freiheit, gepaart mit tiefem Humanismus. Seine Gemälde sind an Intensität der Stimmungen kaum zu überbieten, gleichzeitig zeugen sie von hohem Feingefühl und Meisterschaft. Mednyánszkys Aufmerksamkeit galt vor allem der Natur, aber viele seiner Bilder sind auch dem Menschen gewidmet – vor allem dem Leid und Elend der armen Leute und den Schrecken des Ersten Weltkrieges. Meine Auswahl der sechs Bilder berücksichtigt dieses Spektrum in kondensierter Form: es sind vier Landschaftsbilder (eines davon mit Raben), ein Kriegsbild und ein sehr persönliches Sterbensbild.

Die Stimmungen der Bilder reichen von sehr Düsterem, Unheimlichem (Tränke mit Raben) zu mystisch Hellem, welches das Dunkle in eine unerwartete Dimension erhebt (Sterbender). Der Kontrast und die Verschmelzung der Gegenpole Dunkel versus Hell, ihre sensible oder härtere Gegenüberstellung, ist in allen vertonten Bildern präsent – Weihnachten im Krieg, golden leuchtende Farben in der Darstellung einer Naturwucht (Das eiserne Tor) oder einer Winterlandschaft. Musikalisch ist ein solches Konzept sehr gut umzusetzen, da es auch der Musik eigen ist: in den Kategorien wie forte versus piano, Tiefe versus Höhe, schnell versus langsam usw. Ich habe mich von der «Musikalität» und dem starken Ausdruck der Bilder inspirieren lassen und sie mithilfe meiner Musiksprache und der reichen Klangpallette eines Streichorchesters in letztendlich abstrakte Impressionen verwandelt. Entstanden ist eine persönliche Hommage an einen hier im Westen zu Unrecht wenig bekannten, aussergewöhnlichen Maler, dem ich mich künstlerisch nahe fühle.

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«Ein historisch orientiertes Klangbild und die dementsprechende Spielpraxis spielen für uns sehr oft eine zentrale Rolle. Bei diesem Projekt gehen wir einen Schritt weiter Richtung Originalklang und musizieren auf klassischem Instrumentarium. Wir freuen uns dabei sehr auf die Zusammenarbeit mit dem versierten Kristian Bezuidenhout, der das Ensemble in diesem mehrteiligen Projekt mit Mozartschwerpunkt vom Hammerklavier aus leiten wird.»

Programm 6.3.2023 | Ungeschminkt historisch 14
Stefan Preyer Kontrabass

Wolfgang Amadeus Mozart wird geboren.

Der preussische König

Friedrich der Grosse erliess in diesem Jahr den Befehl, die noch unbekannte Kartoffel anzubauen.

Die «Donner-Ode» von Georg Philipp Telemann wird am 11. März in Hamburg uraufgeführt.

Johann Christian Bach

lässt sich in Italien nieder.

Isaak Iselin, Geschichtsphilosoph der Aufklärung, wird zum Stadtschreiber von Basel.

1756
Was geschah... 15

Nachtklang: Weather Report

Do 27.4.2023 – 21.00 Uhr, Don Bosco Basel

Regen, Nebel, Trockenheit, Kälte, Wärme, Hitze –Das Wetter und die Jahreszeiten spiegeln unseren Gemütszustand wider oder beeinflussen ihn sogar. So bedienen sich auch Dichtung und Musik oft meteorologischer Metaphern, wenn es darum geht, innere Zustände erfahrbar zu machen. Natürlich kann das entsprechend der jeweiligen Klimazone auf sehr verschiedene Weise geschehen. In diesem Programm untersuchen die vier Musiker:innen des Kammerorchester Basel das Verhältnis des Menschen vom Inneren zum Äusseren. Wird der Klimawandel dieses Verhältnis verändern?

Freuen Sie sich auf spanische und italienische Madrigalen aus dem 16. Jahrhundert, Instrumentalmusik des Barocks von Haydn und Rossini und Songs, Lieder und Chansons des 20. und 21. Jahrhunderts.

Il pleut – Raindrops keep fallin on my head – Am Tag als der Regen kam – Chuva – lluvias de mayo y octubre – I’m singing in the Rain – Giorno di pioggia - Let it snow – La neve prima che cada – Dune mosse – Milonga en ay menor – Stormy weather – Good morning sunshine – Summertime – The sun’s come up – Temporale – La tempesta d mare – No me recuerde el aire – Estate – Maledetta primavera u. a.

Mitwirkende:

Eva Miribung Gesang und Violine

Mathias Weibel Gesang, Violine und Klavier

Mara Miribung Gesang und Violoncello

Simon Lilly Gesang und Trompete

Extras Programm 6.3.2023 | Ungeschminkt historisch 16

Alina Ibragimova ist eine vielseitige Violinistin, die sowohl in der Barockmusik als auch bei zeitgenössischen Auftragswerken ihre Qualität unter Beweis stellt. 1985 wurde Alina Ibragimova in Russland geboren. Sie studierte an der Moskauer Gnesin-Schule, bevor sie nach Grossbritannien zog, wo sie die Yehudi Menuhin School und das Royal College of Music besuchte. Zu ihren Lehrer:innen zählten Natasha Boyarsky, Gordan Nikolitch und Christian Tetzlaff. Zu ihren zahlreichen Auszeichnungen gehören der Royal Philharmonic Society

Young Artist Award 2010, der Borletti-Buitoni Trust Award 2008, der Classical BRIT und der Young Performer of the Year Award 2009. Alina spielt auf einer Geige von Anselmo Bellosio aus dem Jahr 1775, die ihr freundlicherweise von Georg von Opel zur Verfügung gestellt wurde. In den letzten Spielzeiten trat Alina Ibragimova u. a. mit dem Royal Concertgebouw Orchestra, London Symphony und Philharmonia Orchestra, dem Mahler Chamber Orchestra, dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks auf und arbeitete mit den Dirigenten Vladimir Jurowski, Sir John Elliot Gardner, Jakob Robin Ticciati, Daniel Harding, Edward Gardner und Bernard Haitink zusammen. Mit dem Pianisten Cédric Tiberghien unternahm sie ausgedehnte Tourneen in der ganzen Welt und erntete viel Beifall für ihre Interpretationen von Sonaten von Mozart und Beethoven. Alina Ibragimova ist ausserdem Gründungsmitglied des Chiaroscuro Quartetts, eines der gefragtesten Ensembles der Klassik und Frühromantik. Ihre Diskografie bei Hyperion Records reicht von Bach-Konzerten mit Arcangelo bis hin zu Prokofjew-Sonaten mit Steven Osborne. Ihr 2020 erschienenes Album mit den Violinkonzerten von Schostakowitsch mit Vladimir Jurowski und dem Symphonieorchester der Staatlichen Akademie Russlands wurde mit dem Gramophone Concerto of the Year Award ausgezeichnet und war eine der Discs of the Year. Ihre Aufnahme von 24 Caprices aus dem Jahr 2021 erreichte bei ihrer Veröffentlichung die Spitze der Klassik-Albumcharts.

Kristian Bezuidenhout ist einer der bemerkenswertesten Pianisten unserer Zeit, der auf dem Hammerklavier, dem Cembalo und dem modernen Klavier gleichermassen zu Hause ist. Er wurde 1979 in Südafrika geboren, begann sein Studium in Australien, schloss es an der Eastman School of Music ab und lebt heute in London. Nach einer ersten Ausbildung als Pianist bei Rebecca Penneys beschäftigte er sich mit frühen Tasteninstrumenten und studierte Cembalo bei Arthur Haas, Hammerklavier bei Malcolm Bilson und Continuospiel sowie historische Aufführungspraxis bei Paul O'Dette. Im Alter von 21 Jahren erlangte er erstmals internationale Anerkennung, nachdem er den ersten Preis und den Publikumspreis beim Brügger

Alina Ibragimova © Georgia Bertazzi
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Kristian Bezuidenhout © Marco Borgreve

Hammerklavier-Wettbewerb gewonnen hatte. Kristian Bezuidenhout ist regelmässiger Gast bei weltweit führenden Ensembles. Er war Gastdirigent (vom Flügel aus) u. a. beim English Concert, beim Orchestra of the Eighteenth Century und der Kammerakademie Potsdam. Kristian Bezuidenhout hat mit Musiker:innen wie u. a. John Eliot Gardiner, Philippe Herreweghe, Daniel Harding, Trevor Pinnock, Giovanni Antonini, Isabelle Faust, Anne Sofie von Otter und Matthias Goerne zusammengearbeitet. Seine preisgekrönte Diskografie erscheint bei Harmonia Mundi. Als Dirigent war er unter anderem bei Concerto Kopenhagen, dem Scottish Chamber Orchestra und English Concert zu Gast.

Das Kammerorchester Basel ist fest in Basel verankert – mit den beiden Abo-Reihen im Stadtcasino sowie in Don Bosco – und weltweit mit mehr als 60 Konzerten pro Saison auf Tourneen unterwegs.

2019 als erstes Orchester mit einem Schweizer Musikpreis geehrt, zeichnen das Kammerorchester Basel Exzellenz und Vielseitigkeit sowie Tiefgang und Durchhaltevermögen aus wie das Langzeitprojekt Haydn2032 unter der Leitung von Principal Guest Conductor Giovanni Antonini und gemeinsam mit dem Ensemble Il Giardino Armonico zeigt. In dieser Saison widmet sich das Kammerorchester Basel unter der Leitung des Alte-Musik-Spezialisten Philippe Herreweghe allen Sinfonien Felix Mendelssohn Bartholdys.

Das Kammerorchester Basel arbeitet mit ausgewählten Solist:innen wie Maria João Pires, Jan Lisiecki, Isabelle Faust oder Christian Gerhaher zusammen sowie unter der künstlerischen Leitung der Konzertmeister:innen und der Stabführung ausgewählter Dirigenten wie u. a. Heinz Holliger, René Jacobs oder Pierre Bleuse.

Die Konzertprogramme reichen von Alter Musik auf historischen Instrumenten über historisch informierte Interpretationen bis hin zu zeitgenössischer Musik.

Ein Herzstück der Arbeit bildet die zukunftsweisende Vermittlungsarbeit.

Eine umfangreiche, vielfach preisgekrönte Diskografie dokumentiert das künstlerische Schaffen des Kammerorchester Basel.

Seit 2019 ist die Clariant Foundation Presenting Sponsor des Kammerorchester Basel.

Programm 6.3.2023 | Ungeschminkt historisch 18
Kammerorchester Basel, © Sandro Isler (nougat.ch) / Matthias Müller

Nächste Konzerte

Mi 29.3.2023 – 19.00 Uhr, Stadtcasino Basel

Abokonzert: UND IMMER SIEGT DIE LIEBE

W. A. Mozart: Così fan tutte (halbszenisch)

Julia Lezhneva Fiordiligi

Emőke Baráth Dorabella

Alasdair Kent Ferrando

Sandrine Piau Despina

Tommaso Barea Guglielmo

Konstantin Wolff Don Alfonso

Basler Madrigalisten

Giovanni Antonini Leitung

Kammerorchester Basel

Weitere Konzerte: Luxembourg (Philharmonie), Paris (Théâtre des Champs-Elysées), Hamburg (Elbphilharmonie)

Do 27.4.2023 – 21.00 Uhr, Don Bosco Basel

NACHTKLANG: Weather Report – Die Lage über Europa und Übersee.

Eva Miribung Gesang und Violine

Mathias Weibel Gesang, Violine und Klavier

Mara Miribung Gesang und Violoncello

Simon Lilly Gesang und Trompete

Mo 8.5.2023 – 19.30 Uhr, Stadtcasino Basel

Abokonzert: GEHEIMNIS DES AUGENBLICKS

Mit Werken von Henri Dutilleux, Édouard Lalo und Robert Schumann

Dmitry Smirnov Violine

Heinz Holliger Leitung

Kammerorchester Basel

Fr 19.5.2023 – 19.30 Uhr, Don Bosco Basel

Abokonzert: MAESTRO E SCOLARE

Mit Werken von Joseph Haydn und Franciszek Lessel

Giovanni Antonini Leitung

Kammerorchester Basel

Fr 16.6.2023 – 19.30 Uhr, Don Bosco Basel

Abokonzert: HISTORISCH NATÜRLICH

Mit Werken von Johann Christian Bach und Wolfgang Amadeus Mozart

Alina Ibragimova Violine

Kristian Bezuidenhout Hammerklavier und Leitung

Kammerorchester Basel

Wählen Sie Ihre Lieblingskonzerte und buchen Sie Ihre Abos & Tickets : www.kammerorchesterbasel.ch | 061 306 30 44 (Mo bis Do, 10.30 – 12.30 Uhr) oder bei Bider und Tanner

Impressum

Herausgeber Kammerorchester Basel

Direktor Marcel Falk

Redaktion Claudia Dunkel, Anna Maier

Texte Dr. Verena Naegele

Iris Szeghy

Design Stadtluft

Druck Druckerei Thoma AG

Dieses Programmheft erscheint einmalig zum Abokonzert am 6.3.2023, in einer Auflage von 400 Exemplaren. Inhaber von Urheberrechten, die wir nicht ermitteln konnten, werden wegen nachträglicher Rechtsabgeltung um Nachricht gebeten.

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Sound Of Science

Chemistry is the Science of Change

The perfect combination of harmony, tempo and rhythm creates music that moves us. Likewise, if we want to get something moving in terms of climate change, we need science-based targets. To keep global warming below 2 °C, we will reduce our greenhouse gases produced during production by 40 % by 2030. Setting this and other targets* that are grounded in climate science is our contribution to a net-zero economy.

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* Furthermore: 40% less greenhouse gas emissions produced from the consumption of secondary energies (mainly electricity and steam) and 14% less other indirect greenhouse gas emissions (caused in the value chain).

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