«Philosophen und Poeten» Abokonzert Kammerorchester Basel | Abendprogramm
Sa 20.9.2025 – 19.30 Uhr, Don Bosco Basel
Christian Gerhaher Bariton
Heinz Holliger Leitung
Programm
Sa 20.9.2025 – 19.30 Uhr, Don Bosco
Franz Schubert (1797 – 1828)
Sinfonie Nr. 5 in B-Dur, D 485
I. Allegro
II. Andante con moto
III. Menuetto. Allegro molto – Trio
IV. Allegro vivace 30'
Pause 20'
Othmar Schoeck (1886 – 1957)
Elegie, op. 36
I. Wehmut
II. Liebesfrühling
III. Stille Sicherheit
IV. Frage nicht
V. Warnung und Wunsch
VI. Zweifelnder Wunsch
VII. Waldlied
VIII. Waldgang
IX. An den Wind
X. Kommen und Scheiden
XI. Vesper
XII. Herbstklage
XIII. Herbstgefühl
XIV. Nachklang
XV. Herbstgefühl
XVI. Das Mondlicht
XVII. Vergangenheit
XVIII. Waldlied
XIX. Herbstentschluss
XX. Verlorenes Glück
XXI. Angedenken
XXII. Welke Rose
XXIII. Dichterlos
Das Team von Soup&Chill bedient Sie vor dem Konzert und in der Pause mit Getränken. Die Bezahlung erfolgt auf Spendenbasis. Soup&Chill ist eine Wärmestube in Basel.
XXIV. Der Einsame 60'
Konzertende ca. 21.30 Uhr
Besetzung
Christian Gerhaher Bariton
Heinz Holliger Leitung
Kammerorchester
Flöte
Isabelle Schnöller
Oboe
Matthias Arter**
Francesco Capraro
Klarinette
Markus Niederhauser
Etele Dosa***
Fagott
Andrea Matés Pro
Matteo Severi
Horn
Konstantin Timokhine
Mark Gebhart
Basel
Violine 1
Daniel Bard*
Matthias Müller*
Elisabeth Kohler
Nina Candik*
Regula Schär
Violine 2
Antonio Viñuales*
Eva Miribung*
Tamás Vásárhelyi
Valentina Giusti*
Viola
Katya Polin*
Carlos Vallés García*
Anne-Françoise Guezingar*
Stefano Mariani*
Tamás Vásárhelyi* (Schoeck)
Elisabeth Kohler* (Schoeck)
Violoncello
Christoph Dangel*
Georg Dettweiler*
Laura Brandão Alvares*
Elisa Siber*
Kontrabass
Peter Pudil*
Benedict Ziervogel*
Pauken
Alexander Wäber
Schlagzeug
Tilman Collmer
Klavier
Thomas Dratva
* Besetzung Schoeck
** auch Englischhorn
*** auch Bassklarinette
Stand 28.8.2025, Änderungen vorbehalten
Einfache Sprache
Das Programm in einfacher Sprache
Sie hören heute zwei Musikstücke:
1. Franz Schubert: 5. Sinfonie.
Dieses Stück klingt freundlich und leicht. Man merkt, dass der Komponist noch jung war, als er die Musik geschrieben hat.
Die Musik ist spielerisch.
Sie erzählt Geschichten.
Die Töne wechseln schnell zwischen fröhlich (Dur) zu ein wenig traurig (Moll).
So klingt die Musik immer überraschend.
Es fehlen einige Instrumente wie Pauken und Trompeten. Deshalb ist die Musik auch nicht so laut.
2. Othmar Schoeck: Elegie.
Die Elegie ist ein Liederzyklus.
Schoeck vertonte Gedichte von Joseph von Eichendorff und Nikolaus Lenau.
Das Thema dieser Musik ist der Abschied und die Einsamkeit.
Die Musik ist leise und schwebend.
Es gibt traurige, aber auch schöne warme Melodien.
Die Musik klingt wie ein verträumtes Nachdenken über vergangene Zeiten.
Man kommt dabei selbst ins Träumen.
Das Kammerorchester Basel setzt sich für eine inklusive Gesellschaft ein. Ein Text in einfacher Sprache ist Teil davon.
Die Liebliche
Die 5. Sinfonie von Franz Schubert gehört zu einer beeindruckenden Serie von sechs frühen Sinfonien, die der junge Komponist innerhalb weniger Jahre schrieb. Zwischen der Vollendung seiner 1. Sinfonie im Oktober 1813 und der 6. im Februar 1818 liegen gerade einmal viereinhalb Jahre – und das, obwohl Schubert erst am 31. Januar 1818 seinen 21. Geburtstag feierte. Wie schnell er arbeitete, zeigt auch die eigenhändige Datierung des Manuskripts: Mit der Komposition der 5. Sinfonie begann er im September, abgeschlossen war sie bereits am 3. Oktober 1816.
Über die Uraufführungen dieser frühen Werke ist kaum etwas Genaues bekannt. Allerdings berichtet ein Freund Schuberts, dass er die «liebliche Sinfonie in B-Dur» (gemeint ist die 5.) für ein Liebhaberorchester schrieb. Dieses Orchester bestand zum grossen Teil aus Männern aus dem Handels-, Handwerks- oder Beamtenstand – unterstützt von ein paar professionellen Musikern. Schubert selbst spielte Bratsche, sein älterer Bruder Ferdinand Violine.
Wenngleich ihm ein voll besetztes Orchester zur Verfügung stand, entschied sich Schubert bei der 5. Sinfonie gegen den Einsatz von Klarinetten, Trompeten, Pauken und einer zweiten Flöte – warum, bleibt unklar. Statt auf grosse Klangfülle setzte er auf einen kompakten, klaren Klang. Es handelt sich um seine kürzeste Sinfonie, sie kommt ohne langsame Einleitung aus und verzichtet auf dramatische oder pathetische Töne.
Als das Werk am 17. Oktober 1841 – viele Jahre nach Schuberts Tod –erstmals öffentlich im Theater in der Josefstadt in Wien gespielt wurde, lobte ein Kritiker: «Eine ausgezeichnete Composition im weniger strengen Style geschrieben». Tatsächlich besticht die Sinfonie durch ihre melodische Leichtigkeit und sangliche Eleganz. Besonders auffällig ist der dritte Satz, den Schubert als «Menuett» bezeichnete: Statt in der erwarteten Grundtonart B-Dur steht er überraschend in g-Moll und bringt eine dunklere Färbung. Im Trio-Teil sorgt dann eine volksliedhafte Melodie für eine freundliche Aufhellung.
Isabelle
Rohner
Die ausführlichen Biografien der Künstler:innen und des Kammerorchester Basel lesen Sie auf unserer Website: Die Kurzbiografien entstanden mit Hilfe von KI (perplexity.ai)
Name: Heinz Holliger
Instrument: musikalische Leitung
Ausbildung: Holliger studierte in Bern, Paris und Basel Oboe (bei Emile Cassagnaud und Pierre Pierlot), Klavier (bei Sava Savoff und Yvonne Lefébure) und Komposition (bei Sándor Veress und Pierre Boulez).
Gemeinsam mit dem Kammerorchester Basel gespielt: 21 Projekte seit 2008
Mein musikalischer Glücksmoment:
Jeder Moment im Leben eines Musikers ist besonders.
Letzte Aufnahme: «L'invitation au voyage» (2023) mit dem Kammerorchester Basel. Das ist die achte gemeinsame Aufnahme.
Name: Christian Gerhaher
Instrument: Gesang – Bass
Ausbildung: Studium der Philosphie anschliessend ein Medizinstudium und dazu parallel das Gesangsstudium bei Paul Kuën und Raimund Grumbach, Meisterkurse bei Dietrich Fischer-Dieskau, Elisabeth Schwarzkopf und Inge Borkh.
Gemeinsam mit dem Kammerorchester Basel gespielt: 2 Projekte seit 2020
Mein musikalischer Glücksmoment: Wenn meine künstlerische Arbeit mit grosser Leichtigkeit und tiefer emotionaler Verbindung gelingt. Es ist wunderbar, wenn am Ende alles mühelos und authentisch klingt.
Schoeck vertont Gedichte von Eichendorff und Lenau, Schostakowitsch (im zweiten Konzert) vertont ebenfalls Literatur. Literaturvertonungen reizen Sie besonders?
So wie mich vieles reizt. Gerade Schoeck und Schubert sind ein totaler Gegensatz. Bei Schoeck ist die Verklärung des Todes, die Transzendenz immer präsent. Schostakowitsch spricht dagegen in allen elf Sätzen der Sinfonie nur vom Tod. In einem Klang, der wie gefroren ist, fast unberührbar, sehr kalt, mit Woodblocks oder Marimba, das sind die Instrumente, die bei Totentänzen vorkommen, wo also auf den Knochen musiziert wird. Da ist kein Klangluxus mehr, sondern nur noch die Essenz. Sehr mutig, so etwas 1969 in der Sowjetunion zu schreiben. Der Tonfall ist wie ein sarkastisches Grinsen. Das kommt ja in vielen seiner Stücke vor. Aber hier wirkt es wie ein eine Erinnerung an seine Jugendzeit.
Im zweiten Konzert kombinieren Sie Schostakowitsch mit der Grossen Fuge von Beethoven. Was hat das für einen Grund?
Können Sie sich vorstellen, dass Schostakowitsch die auswendig auf dem Klavier spielen konnte?
Fast nicht. Die Grosse Fuge ist im Original für Streichquartett, dann gibt es eine Version für Klavier, und Sie dirigieren nun nicht einfach die Fassung des Streichquartetts für Streichorchester, wo der Klang verdoppelt und verdreifacht ist und damit sehr viel dicker wird, sondern die differenzierte Fassung für Ensemble von Matthias Arter. Was ist an ihr speziell?
Die Erweiterung mit Bläsern. Flöte und Piccolo, Oboe und Englischhorn, die ständig untereinander wechseln, Klarinette, Fagott und Horn, dazu Posaune und Trompete. So kriegt Arter eine farbige Fassung hin, die fern von jeder Historizität ist, aber das Stück grossartig wiedergibt. Die Orchestrierung ist auch eine analytische Lösung.
Programm
Aus einer anderen Welt
Für seine Elegie op. 36 vertont Othmar Schoeck – erst noch ohne Plan –einige Gedichte seiner beiden Lieblingsschriftsteller Joseph von Eichendorff und Nikolaus Lenau. Später instrumentiert er die Klavierlieder, fügt neue Vertonungen dazu und ordnet alles in einer Weise, dass sie zur Schilderung einer sterbenden Liebe werden: Abschied und düstere Einsamkeit, Schmerz, Bitterkeit und Erinnerung. 1923 findet die Uraufführung in der Zürcher Tonhalle statt, und Schoecks Komponistenkollege Fritz Bruns ist von dem Erlebnis tief beeindruckt: «Die Elegie ist unglaublich. Es sind da wirklich Töne aus einer anderen Welt. Etwas Ähnliches habe ich noch nie vernommen.»
Unabhängig davon, ob man die Elegie als eine Art künstlerische Bewältigung der unglücklichen Liebesbeziehung zur Pianistin Mary de Senger sehen möchte oder nicht: Sie ist einer der letzten grossen romantischen Liederzyklen, eine Meditation, ein Abgesang auf eine untergehende bzw. untergegangene Epoche (der Liebe? Der Romantik selbst?). In den 24 Eichendorff- und Lenauvertonungen ist die Elegie zwar noch in der Spätromantik verwurzelt, findet aber einen ganz eigenen Tonfall: Da ist keine ironische Annäherung ans Volkslied wie bei Gustav Mahler, keine Melodramatik à la Arnold Schönberg, kein süffiges Überborden à la Richard Strauss. Schoecks Tonsprache ist anders, organischer: Die Vokallinien wachsen in ruhiger Melancholie aus dem Orchester heraus, um gleich wieder im dunklen Instrumentalsatz zu versinken – der ist denn auch nicht das, was man von einer Orchesterbegleitung gewohnt ist: er begleitet nicht, sondern ist vielmehr ein Klangkörper, der versteckt, verstärkt, beleuchtet, beschattet. So kann die Gesangsstimme geschützt und nackt zugleich von vergeblicher Liebe, verblassender Schönheit, schmerzlichen Abschieden und vom Herbst des Lebens erzählen. Begleitet wird sie dabei von einer eher kleinen Formation aus 15 Instrumenten: Flöte, Oboe/ Englischhorn und Klarinetten, Horn, Pauken und Tamtam, dazu eine Streichergruppe und Klavier machen immer wieder neue Klangkombinationen möglich.
In den 1920er- und 30er-Jahren gehört die Elegie zu Schoecks meistaufgeführten Werken, nach seinem Tod gerät sie, wie viele seiner Werke, in Vergessenheit.
Florian Hauser
WISSEN IN DER MITTE
Das Kammerorchester Basel leistet viel und unternimmt noch mehr.
Lexikon
Der Kammerorchester Basel-Klang
Die Aufnahme der Elegie, die 2022 erschien, wurde rege in der Presse besprochen. Dabei wurde der spezifische Klang immer wieder erwähnt:
«Es wird sehr liebevoll und aufmerksam musiziert. Und ungemein differenziert in der Klanglichkeit.» (Schweizer Musikzeitung)
«Subtil und klanglich vielschichtig» (BZ)
«Aparte Farben in diversen Kombinationen liefert das Kammerorchester Basel.» (Badische Zeitung)
«Mal sind es die Streicher, die seidig mit der Stimme verschmelzen, mal schmiegt sich das Klavier sacht ins farbige Ganze ein, dann wieder tritt, mit eigener melancholischer Färbung, die Klarinette hinzu.» (Fono Forum)
Elegie
In der Musik der Neuzeit hat die Elegie den Charakter eines Phantasiestücks und ist keine formal gebunden Komposition.
Die Elegie in der Literatur bezeichnet ein Klagegedicht mit meist traurigem Inhalt.
Schoeck hat die Elegie neu ausgelegt. Er verarbeitet, gezeichnet vom Ende des Ersten Weltkriegs, existenzielle Themen wie Abschied, Weltfremdheit und Einsamkeit. Musikalisch nimmt er die Entwicklungen der Neuen Musik auf und formt die romantische Tonsprache um.
Hör-Impuls
Die 5. Sinfonie von Franz Schubert beginnt in B-Dur, ganz ohne Einleitung. Die Holzbläser setzen eine zarte Kadenz bevor ein liedhaftes Streicherthema im Pianissimo voller Anmut und Eleganz erklingt.
Zum Hörbeispiel
Das Kammerorchester Basel spielt vieles für viele.
DER MITTE
WISSEN
Nächste Konzerte in Basel
Mi 15.10.2025 – 12.15 Uhr, Don Bosco
Kostprobe mit Julia Lezhneva
Musik von G. F. Händel und N. A. Porpora
anschliessend Stehlunch mit Suppe
Julia Lezhneva Sopran, Dmitry Smirnov
Violine und Leitung
Sa 25.10.2025 – 20.00 Uhr, Museum
Kleines Klingental
Nachtklang: BRAHMS' GARTEN
Mit Musik von J. Brahms, F. Hensel u. a.
Isabelle Schnöller Flöte
Konstantin Timokhine Horn
Mark Gebhardt Horn
Aurelie Noll Harfe
Mädchenkantorei Basel
Sa 8.11.2025 – 19.30 Uhr, Stadtcasino
Abokonzert: LOBGESANG
Felix Mendelssohn Bartholdy:
42. Psalm «Wie der Hirsch schreit», «Lobgesang», Sinfoniekantate
Gwendoline Blondeel Sopran, Flore Van Meerssche Sopran, David Fischer Tenor, Collegium Vocale Gent, Philippe Herreweghe Leitung
Mi 3.12.2025 – 19.30 Uhr, Martinskirche
Abokonzert: HAYDN BESEELT
J. Haydn: «Heiligmesse» in B-Dur, «Paukenmesse» in C-Dur
Zürcher Sing-Akademie
René Jacobs Leitung
Mo 15.12.2025 – 19.30 Uhr, Stadtcasino
Abokonzert: THE TRUMPET SHALL SOUND
Georg Friedrich Händel: «Messiah» Oratorium, HWV 56, in englischer
Sprache
Tenebrae Choir
Nigel Short Leitung
EXTRAKONZERT SA 20.12.2025
Wählen Sie Ihre Lieblingskonzerte und buchen Sie Ihre Tickets : www.kammerorchesterbasel.ch | 061 306 30 44 (Mo, Mi, Do: 10.30 – 12.30 Uhr) oder bei Bider & Tanner
Dieses Programmheft erscheint einmalig zu den Abokonzerten am 19.9.2025 und 20.9.2025, in einer Auflage von 1500 Exemplaren. Inhaber von Urheberrechten, die wir nicht ermitteln konnten, werden wegen nachträglicher Rechtsabgeltung um Nachricht erbeten.