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Die Komponistin
Iris Szeghy
Iris Szeghy stammt aus einer ungarischen Familie in der Slowakei, sie lebt und arbeitet als freie Komponistin in Zürich. Ihr Kompositionsstudium beendete sie 1989 mit einem Doktorat an der Musikhochschule in Bratislava. Sie hat zahlreiche Stipendien- und Kompositionsaufenthalte in Europa und in den USA absolviert – u. a. war sie Composer-in-residence an der Akademie Schloss Solitude in Stuttgart, an der Hamburger Staatsoper, an der Kalifornischen Universität in San Diego, in den Künstlerhäusern Worpswede, in Ateliers der Cité Internationale des Arts in Paris, der Landis und Gyr Stiftung in London und Budapest.
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Iris Szeghy schreibt Orchester-, Kammer- und Chormusik, ihre Werke werden in namhaften Festivals (Lucerne Festival, Warschauer Herbst, ISCM Festival, Bratislava Musikfestspiele, Melos-Ethos Festival usw.) und in Konzerten in der ganzen Welt aufgeführt. Zu den Interpret:innen ihrer Werke gehören Ensembles wie London Sinfonietta, Hilliard Ensemble, Bamberger Symphoniker, Musikkollegium Winterthur, Camerata Bern, Festival Strings Lucerne, Slowakische Philharmonie, Slowakisches Rundfunkorchester u. a. Inzwischen wurden drei Porträt-CDs veröffentlicht: 2001 mit dem Ensemble SurPlus in Deutschland, 2008 bei Musiques-Suisse in der Schweiz, 2018 in der Slowakei mit dem Trio Sen Tegmento. Szeghy ist Preisträgerin mehrerer internationaler Kompositionswettbewerbe, des Musikpreises des Musikfonds Bratislava (1994), des Kantons Zürich (2007), des Zolliker Kunstpreises (2010) und des Werkjahres der Stadt Zürich (2014).
«In ihrer Musik spricht Iris Szeghy Gefühle und Gedanken in einer direkten Art und Weise aus, wie es sonst in zeitgenössischem Musikschaffen selten ist. In der Reduktion auf das Wesentliche hat sie zu einem Stil gefunden, der die Musik auf einen Punkt bringt und gleichzeitig eine Vielschichtigkeit der Aussage schafft.»
Thomas Meyer in: clingKlong, Januar 2006
Werkkommentar
Das Werk, das ursprünglich als mein 3. Streichquartett «Hommage a Mednyánszky» (2022) entstanden ist, habe ich auf Anfrage des Kammerorchester Basel für Streichorchester umgearbeitet.
Bilder des ungarischen Malers László Mednyánszky (1852-1919), einer schillernden künstlerischen und menschlichen Persönlichkeit, waren mir Inspiration für das Werk. Mednyánszkys Kunst und Lebensweg sind geprägt von grosser Eigenwilligkeit und dem Drang nach Freiheit, gepaart mit tiefem Humanismus. Seine Gemälde sind an Intensität der Stimmungen kaum zu überbieten, gleichzeitig zeugen sie von hohem Feingefühl und Meisterschaft. Mednyánszkys Aufmerksamkeit galt vor allem der Natur, aber viele seiner Bilder sind auch dem Menschen gewidmet – vor allem dem Leid und Elend der armen Leute und den Schrecken des Ersten Weltkrieges. Meine Auswahl der sechs Bilder berücksichtigt dieses Spektrum in kondensierter Form: es sind vier Landschaftsbilder (eines davon mit Raben), ein Kriegsbild und ein sehr persönliches Sterbensbild.
Die Stimmungen der Bilder reichen von sehr Düsterem, Unheimlichem (Tränke mit Raben) zu mystisch Hellem, welches das Dunkle in eine unerwartete Dimension erhebt (Sterbender). Der Kontrast und die Verschmelzung der Gegenpole Dunkel versus Hell, ihre sensible oder härtere Gegenüberstellung, ist in allen vertonten Bildern präsent – Weihnachten im Krieg, golden leuchtende Farben in der Darstellung einer Naturwucht (Das eiserne Tor) oder einer Winterlandschaft. Musikalisch ist ein solches Konzept sehr gut umzusetzen, da es auch der Musik eigen ist: in den Kategorien wie forte versus piano, Tiefe versus Höhe, schnell versus langsam usw. Ich habe mich von der «Musikalität» und dem starken Ausdruck der Bilder inspirieren lassen und sie mithilfe meiner Musiksprache und der reichen Klangpallette eines Streichorchesters in letztendlich abstrakte Impressionen verwandelt. Entstanden ist eine persönliche Hommage an einen hier im Westen zu Unrecht wenig bekannten, aussergewöhnlichen Maler, dem ich mich künstlerisch nahe fühle.
Iris Szeghy
«Ein historisch orientiertes Klangbild und die dementsprechende Spielpraxis spielen für uns sehr oft eine zentrale Rolle. Bei diesem Projekt gehen wir einen Schritt weiter Richtung Originalklang und musizieren auf klassischem Instrumentarium. Wir freuen uns dabei sehr auf die Zusammenarbeit mit dem versierten Kristian Bezuidenhout, der das Ensemble in diesem mehrteiligen Projekt mit Mozartschwerpunkt vom Hammerklavier aus leiten wird.»

Wolfgang Amadeus Mozart wird geboren.
Der preussische König
Friedrich der Grosse erliess in diesem Jahr den Befehl, die noch unbekannte Kartoffel anzubauen.
Die «Donner-Ode» von Georg Philipp Telemann wird am 11. März in Hamburg uraufgeführt.
Johann Christian Bach lässt sich in Italien nieder.
Isaak Iselin, Geschichtsphilosoph der Aufklärung, wird zum Stadtschreiber von Basel.
Nachtklang: Weather Report

Do 27.4.2023 – 21.00 Uhr, Don Bosco Basel
Regen, Nebel, Trockenheit, Kälte, Wärme, Hitze –Das Wetter und die Jahreszeiten spiegeln unseren Gemütszustand wider oder beeinflussen ihn sogar. So bedienen sich auch Dichtung und Musik oft meteorologischer Metaphern, wenn es darum geht, innere Zustände erfahrbar zu machen. Natürlich kann das entsprechend der jeweiligen Klimazone auf sehr verschiedene Weise geschehen. In diesem Programm untersuchen die vier Musiker:innen des Kammerorchester Basel das Verhältnis des Menschen vom Inneren zum Äusseren. Wird der Klimawandel dieses Verhältnis verändern?
Freuen Sie sich auf spanische und italienische Madrigalen aus dem 16. Jahrhundert, Instrumentalmusik des Barocks von Haydn und Rossini und Songs, Lieder und Chansons des 20. und 21. Jahrhunderts.
Il pleut – Raindrops keep fallin on my head – Am Tag als der Regen kam – Chuva – lluvias de mayo y octubre – I’m singing in the Rain – Giorno di pioggia - Let it snow – La neve prima che cada – Dune mosse – Milonga en ay menor – Stormy weather – Good morning sunshine – Summertime – The sun’s come up – Temporale – La tempesta d mare – No me recuerde el aire – Estate – Maledetta primavera u. a.
Mitwirkende:
Eva Miribung Gesang und Violine
Mathias Weibel Gesang, Violine und Klavier
Mara Miribung Gesang und Violoncello
Simon Lilly Gesang und Trompete
Alina Ibragimova ist eine vielseitige Violinistin, die sowohl in der Barockmusik als auch bei zeitgenössischen Auftragswerken ihre Qualität unter Beweis stellt. 1985 wurde Alina Ibragimova in Russland geboren. Sie studierte an der Moskauer Gnesin-Schule, bevor sie nach Grossbritannien zog, wo sie die Yehudi Menuhin School und das Royal College of Music besuchte. Zu ihren Lehrer:innen zählten Natasha Boyarsky, Gordan Nikolitch und Christian Tetzlaff. Zu ihren zahlreichen Auszeichnungen gehören der Royal Philharmonic Society

Young Artist Award 2010, der Borletti-Buitoni Trust Award 2008, der Classical BRIT und der Young Performer of the Year Award 2009. Alina spielt auf einer Geige von Anselmo Bellosio aus dem Jahr 1775, die ihr freundlicherweise von Georg von Opel zur Verfügung gestellt wurde. In den letzten Spielzeiten trat Alina Ibragimova u. a. mit dem Royal Concertgebouw Orchestra, London Symphony und Philharmonia Orchestra, dem Mahler Chamber Orchestra, dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks auf und arbeitete mit den Dirigenten Vladimir Jurowski, Sir John Elliot Gardner, Jakob Robin Ticciati, Daniel Harding, Edward Gardner und Bernard Haitink zusammen. Mit dem Pianisten Cédric Tiberghien unternahm sie ausgedehnte Tourneen in der ganzen Welt und erntete viel Beifall für ihre Interpretationen von Sonaten von Mozart und Beethoven. Alina Ibragimova ist ausserdem Gründungsmitglied des Chiaroscuro Quartetts, eines der gefragtesten Ensembles der Klassik und Frühromantik. Ihre Diskografie bei Hyperion Records reicht von Bach-Konzerten mit Arcangelo bis hin zu Prokofjew-Sonaten mit Steven Osborne. Ihr 2020 erschienenes Album mit den Violinkonzerten von Schostakowitsch mit Vladimir Jurowski und dem Symphonieorchester der Staatlichen Akademie Russlands wurde mit dem Gramophone Concerto of the Year Award ausgezeichnet und war eine der Discs of the Year. Ihre Aufnahme von 24 Caprices aus dem Jahr 2021 erreichte bei ihrer Veröffentlichung die Spitze der Klassik-Albumcharts.
Kristian Bezuidenhout ist einer der bemerkenswertesten Pianisten unserer Zeit, der auf dem Hammerklavier, dem Cembalo und dem modernen Klavier gleichermassen zu Hause ist. Er wurde 1979 in Südafrika geboren, begann sein Studium in Australien, schloss es an der Eastman School of Music ab und lebt heute in London. Nach einer ersten Ausbildung als Pianist bei Rebecca Penneys beschäftigte er sich mit frühen Tasteninstrumenten und studierte Cembalo bei Arthur Haas, Hammerklavier bei Malcolm Bilson und Continuospiel sowie historische Aufführungspraxis bei Paul O'Dette. Im Alter von 21 Jahren erlangte er erstmals internationale Anerkennung, nachdem er den ersten Preis und den Publikumspreis beim Brügger

Hammerklavier-Wettbewerb gewonnen hatte. Kristian Bezuidenhout ist regelmässiger Gast bei weltweit führenden Ensembles. Er war Gastdirigent (vom Flügel aus) u. a. beim English Concert, beim Orchestra of the Eighteenth Century und der Kammerakademie Potsdam. Kristian Bezuidenhout hat mit Musiker:innen wie u. a. John Eliot Gardiner, Philippe Herreweghe, Daniel Harding, Trevor Pinnock, Giovanni Antonini, Isabelle Faust, Anne Sofie von Otter und Matthias Goerne zusammengearbeitet. Seine preisgekrönte Diskografie erscheint bei Harmonia Mundi. Als Dirigent war er unter anderem bei Concerto Kopenhagen, dem Scottish Chamber Orchestra und English Concert zu Gast.
Das Kammerorchester Basel ist fest in Basel verankert – mit den beiden Abo-Reihen im Stadtcasino sowie in Don Bosco – und weltweit mit mehr als 60 Konzerten pro Saison auf Tourneen unterwegs.

2019 als erstes Orchester mit einem Schweizer Musikpreis geehrt, zeichnen das Kammerorchester Basel Exzellenz und Vielseitigkeit sowie Tiefgang und Durchhaltevermögen aus wie das Langzeitprojekt Haydn2032 unter der Leitung von Principal Guest Conductor Giovanni Antonini und gemeinsam mit dem Ensemble Il Giardino Armonico zeigt. In dieser Saison widmet sich das Kammerorchester Basel unter der Leitung des Alte-Musik-Spezialisten Philippe Herreweghe allen Sinfonien Felix Mendelssohn Bartholdys.
Das Kammerorchester Basel arbeitet mit ausgewählten Solist:innen wie Maria João Pires, Jan Lisiecki, Isabelle Faust oder Christian Gerhaher zusammen sowie unter der künstlerischen Leitung der Konzertmeister:innen und der Stabführung ausgewählter Dirigenten wie u. a. Heinz Holliger, René Jacobs oder Pierre Bleuse.
Die Konzertprogramme reichen von Alter Musik auf historischen Instrumenten über historisch informierte Interpretationen bis hin zu zeitgenössischer Musik.
Ein Herzstück der Arbeit bildet die zukunftsweisende Vermittlungsarbeit.
Eine umfangreiche, vielfach preisgekrönte Diskografie dokumentiert das künstlerische Schaffen des Kammerorchester Basel.
Seit 2019 ist die Clariant Foundation Presenting Sponsor des Kammerorchester Basel.
Nächste Konzerte
Mi 29.3.2023 – 19.00 Uhr, Stadtcasino Basel
Abokonzert: UND IMMER SIEGT DIE LIEBE
W. A. Mozart: Così fan tutte (halbszenisch)
Julia Lezhneva Fiordiligi
Emőke Baráth Dorabella
Alasdair Kent Ferrando
Sandrine Piau Despina
Tommaso Barea Guglielmo
Konstantin Wolff Don Alfonso
Basler Madrigalisten
Giovanni Antonini Leitung
Kammerorchester Basel
Weitere Konzerte: Luxembourg (Philharmonie), Paris (Théâtre des Champs-Elysées), Hamburg (Elbphilharmonie)
Do 27.4.2023 – 21.00 Uhr, Don Bosco Basel
NACHTKLANG: Weather Report – Die Lage über Europa und Übersee.
Eva Miribung Gesang und Violine
Mathias Weibel Gesang, Violine und Klavier
Mara Miribung Gesang und Violoncello
Simon Lilly Gesang und Trompete
Mo 8.5.2023 – 19.30 Uhr, Stadtcasino Basel
Abokonzert: GEHEIMNIS DES AUGENBLICKS
Mit Werken von Henri Dutilleux, Édouard Lalo und Robert Schumann
Dmitry Smirnov Violine
Heinz Holliger Leitung
Kammerorchester Basel
Fr 19.5.2023 – 19.30 Uhr, Don Bosco Basel
Abokonzert: MAESTRO E SCOLARE
Mit Werken von Joseph Haydn und Franciszek Lessel
Giovanni Antonini Leitung
Kammerorchester Basel
Fr 16.6.2023 – 19.30 Uhr, Don Bosco Basel
Abokonzert: HISTORISCH NATÜRLICH
Mit Werken von Johann Christian Bach und Wolfgang Amadeus Mozart
Alina Ibragimova Violine
Kristian Bezuidenhout Hammerklavier und Leitung
Kammerorchester Basel
Wählen Sie Ihre Lieblingskonzerte und buchen Sie Ihre Abos & Tickets : www.kammerorchesterbasel.ch | 061 306 30 44 (Mo bis Do, 10.30 – 12.30 Uhr) oder bei Bider und Tanner
Impressum
Herausgeber Kammerorchester Basel
Direktor Marcel Falk
Redaktion Claudia Dunkel, Anna Maier
Texte Dr. Verena Naegele
Iris Szeghy
Design Stadtluft
Druck Druckerei Thoma AG
Dieses Programmheft erscheint einmalig zum Abokonzert am 6.3.2023, in einer Auflage von 400 Exemplaren. Inhaber von Urheberrechten, die wir nicht ermitteln konnten, werden wegen nachträglicher Rechtsabgeltung um Nachricht gebeten.