März-Ausgabe der HGV-Zeitung

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8 HGV-Zeitung März 2022

FÜR DIE GASTWIRTIN

„Es ist unser Steckenpferd“

Autoimmunerkrankung: Wie eine Diagnose das Leben und die Betriebsphilosophie ändert Vor 20 Jahren bekam Ruth Innerhofer vom Hotel Drumlerhof in Sand in Taufers die Diagnose Zöliakie. Die motivierte Gastwirtin nahm die Autoimmunerkrankung zum Anlass und machte die glutenfreie Küche zum Aushängeschild ihres Betriebes.

Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung, bei der der Körper das Klebereiweiß Gluten in der Nahrung nicht verträgt und durch die Aufnahme die Schleimhaut im Dünndarm geschädigt wird. Gluten kommt hauptsächlich in Weizen, Gerste, Roggen und anderen Getreiden vor. „Die Diagnose war im ersten Moment ein Schock für mich, weil ich die Krankheit überhaupt nicht gekannt habe“, erinnert sich Ruth Innerhofer. Doch schlussendlich war die Diagnose eine Erleichterung, da sie wusste, wieso es ihr seit längerer Zeit schlecht ging. Zurückblickend sagt sie heute: „Die Intoleranz hat insofern mein Leben verändert, dass ich eigentlich besser le-

be als vorher.“ Weil Ruth Innerhofer ein Genussmensch ist und ihr künftiges Leben nicht damit verbringen wollte, Beilagen zu essen, hat sie sich intensiv mit der Ernährung auseinandergesetzt, eine Ausbildung zur Ernährungsberaterin gemacht und ihre persönliche glutenfreie Küchenphilosophie entwickelt. Sie hat getüftelt, geknetet und gebacken und ständig neue Rezepte entwickelt. Das komplette System in der Küche des Hotels Drumlerhof wurde umgestellt, zwei getrennte Küchen wurden errichtet und Mitarbeiter wurden intensiv in die Thematik eingeschult. Mittlerweile werden alle Gerichte der Speisekarte auch glutenfrei angeboten. Dazu gehören täglich frisches Brot, Schlutzkrapfen, verschiedene Knödel, Pizza, Mohnund Apfelstrudel, Kuchen und Tartes, Croissants am Morgen, Grissini zum Aperitif. Die glutenfreie Küche im Betrieb lasse sich nur bewältigen, weil sie selbst in der Küche stehe, ist Ruth Innerhofer überzeugt. Der

Gastwirtin liegt es am Herzen, dass es den Betroffenen an nichts fehlt.

Viel Lob von den Gästen Die Gäste schätzen die intoleranzfreundliche Küche. Mittlerweile hat der Drumlerhof sehr viele Stammgäste, die wegen der glutenfreien Küche ins Hotel kommen. Viele Betroffene würden glauben, dass die glutenfreie Küche selbstverständlich sei, und würden ihre Intoleranz erst bei der Bestellung mitteilen, berichtet Innerhofer. Inzwischen ist sie darauf vorbereitet und hat jedes glutenfreie Produkt vorrätig.

Mehr Genuss für Betroffene Die begeisterte Köchin wurde von den Gästen ständig nach ihren Rezepten gefragt. Als der enorme zusätzliche Aufwand irgendwann schwer zu bewältigen war, ist sie auf die Idee gekommen, ihr Wissen, das sie sich in den vielen Jahren des Experimentierens angeeignet

Ruth Innerhofer hat sich intensiv mit der richtigen Ernährung auseinandergesetzt und das Konzept ihres Betriebes umgestellt. Foto: Tiberio Sorvillo

hat, in einem Kochbuch weiterzugeben. Auch die Gäste hätten sie schon oft darauf aufmerksam gemacht, dass sie ein Buch mit ihren Rezepten herausbringen solle, erzählt Innerhofer. Mit dem Kochbuch „Know-how glutenfrei – 66 Rezepte für alle Teige: Nudeln, Knödel, Brot, Kuchen, Kekse“ möchte sie zu mehr Genuss verhelfen. „Ich hoffe, dass es eine Hilfe für betroffene Personen ist“,

betont sie. Ihr ist es wichtig, dass auch jemand, der kürzlich die Diagnose erhalten hat, damit eine Unterstützung bekommt. Zudem eigne es sich auch für Gastwirtinnen und Gastwirte bzw. Köchinnen und Köche, um auf die Unverträglichkeiten ihrer Gäste besser eingehen zu können. Das Kochbuch ist bei Edition Raetia erschienen und für 24,90 Euro im hb Handel erhältlich.

Eine Hilfe für Körper, Seele und Geist

Heilfasten: Expertin Christiane Ernst-Paregger erklärt die Hildegardmedizin

Viele nutzen die Zeit vor Ostern zum Fasten und um den Körper zu reinigen. Ärztin Christiane Ernst-Paregger ist Expertin auf diesem Gebiet und stellt die interessanten Ansätze der Hildegardmedizin von Hildegard von Bingen vor. Die Hildegardmedizin beruht auf einem ganzheitlichen Ansatz des Zusammenhanges von Körper, Seele und Geist in Bezug auf Krankheiten und deren Heilung. Der Grundgedanke ist ein konsequentes Zusammenspiel aus gesunder Ernährung, sinnvoller Lebensweise und geordneter Lebensführung. Das Hildegardfasten ist eine einfache, aber wirkungsvolle Methode, um den Körper von seinen Gift- und Schlackenstoffen zu reini-

gen und die Seele von ihren Belastungen zu befreien. Es gibt drei Varianten der Fastenkur. Zum einen kann mit Dinkel, Obst und Gemüse gefastet und auf Fleisch und tierischen Eiweißen für 40 Tage verzichtet werden; ansonsten bietet sich das Brotfasten mit Tee, zum Beispiel mittwochs und freitags, oder eine Kur mit Dinkel und Gemüsesuppen für neun Tage an. „Jeder Mensch sollte erst seine gesundheitliche Situation und die alltäglichen Belastungen überdenken und dementsprechend eine der verschiedenen Formen wählen. Sicher ist eine Fastenkur in einer Gruppe am einfachsten. Zu Hause Fastentage durchzuziehen verlangt viel Disziplin und Entschlossenheit, ist aber eine

Expertin Christiane Ernst-Paregger beliebte Alternative“, weiß die Expertin. Bei allen Fastenvarianten sei es unbedingt notwendig, im Laufe des Tages regelmäßige Zeiten einzuplanen, um spazieren zu gehen und sich mit einer geistigen Lektüre zu beschäftigen. Dies helfe dem Fastenden nicht nur, auf die körperlichen Bedürf-

nisse zu achten, sondern auch, für seinen Geist und seine Seele neue Orientierungen zu finden, rät Christiane Ernst-Paregger. „Um dafür die körperliche Kraft zu erhalten, ergänzen wir diese Entlastungszeit mit verschiedenen Heilmitteln. Begleitend werden immer der Galgant und der Bertram verwendet. Auch der Petersilien-Honig-Wein, auch Herzwein genannt, darf nicht fehlen. Flohsamen zur Darmreinigung werden auch täglich verwendet und natürlich der Fencheltee, der den Magen-Darm-Trakt entsäuert und einen fröhlichen Sinn verleiht“, erklärt Ernst-Paregger. Fasten bedeute bei Hildegard nicht, den Körper durch Nahrungsentzug und Man-

gelernährung zu kasteien und dabei den Geist und die Seele zu schwächen, sondern durch eine gezielte Reduktion von Nahrungsstoffen dem Körper eine Verschnaufpause zu gönnen, mit der Möglichkeit, übermäßige Reserven aufzubrauchen sowie überflüssige und krankmachende Stoffwechselschlacken abzubauen. „Am Ende dieser Fastentage beobachten alle, dass trotz regelmäßiger Suppenmahlzeit das Hungergefühl früher gestillt ist und eine Gewichtsreduktion – falls erwünscht – vor allem durch die angeregte Entwässerung ohne Mühe stattfindet. Der Übergang zur normalen Ernährung erfolgt ohne Schwierigkeit und ohne die frustrierende Rückkehr zum alten Gewicht“, weiß Ernst-Paregger. ds/hb


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