03 – Fokusthema Plan B
1 FRAGE AN 3 PERSONEN
Welches war Ihre prägendste Situation, bei der Plan B zum Zug kam? CHANTAL ZENGAFFINEN Wissenschaftliche Mitarbeiterin FFHS-Qualitätsmanagement, Gampel VS
THOMAS CRAUSAZ Animation Designer an der FFHS, Saxon VS
HEIDI SPENNATO BSc Ernährung und Diätetik und Bäcker-Konditorin, Kallern AG
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Mein erster Plan B kam bereits nach meinem Bachelorstudium in Kommunikation zum Einsatz. Anstatt des geplanten Masterstudiengangs im Bereich Marketing, begann ich einen mit Schwerpunkt EU-Politik, -Recht und -Wirtschaft. Während dieser Zeit lebte ich in drei verschiedenen Ländern, lernte viele Kulturen, Städte und Menschen kennen. Daraufhin erhoffte ich mir eine Anstellung im politischen Umfeld, vorzugsweise in einer Grossstadt. Doch stattdessen landete ich in meinem Heimatdorf Gampel – ein weiterer Plan B, der mir jedoch wenig zusagte. Was erst entmutigend war, entpuppte sich kurz darauf als vielversprechende Chance: Ich bekam eine Stelle in einem mir unbekannten Bereich, entwickelte neue Kompetenzen und begegnete meinem heutigen Lebenspartner. Plan B hatte mir stets neue Türen geöffnet und heute bin ich froh, dass Plan A nicht immer zum Zug gekommen ist.
Ich führte Regie bei einem Kurzfilm. Am Set waren zwei Kinder und eine Schauspielerin, die ihre Mutter darstellen sollte. Als ein Mitarbeiter sich zu meinem Bedauern lautstark über ihre Schauspielerei beklagte, verliess sie auf der Stelle das Studio. Mir fehlte eine Schauspielerin und ich hatte keine Möglichkeit, die Dreharbeiten zu verschieben. Da kam mir die Idee: Ich bat die Maskenbildnerin, ein Körper-Double anzufertigen, von dem ich dann jeweils nur die Füsse filmte. Die Kinder lehrte ich den Text der Mutter und nahm diesen ebenfalls auf. Im Nachhinein ersetzte ich die Kinderstimmen durch die einer Schauspielerin. Der Film wurde am Ende hervorragend, gerade weil wir nur die Füsse gefilmt hatten. So wurde die Geschichte aus der Perspektive der Kinder erzählt, was den gesamten Stil des Films prägte. So ist es mit Plan B: Es ist etwas, das wir nicht planen, aber grossartig werden kann.
Ich bin im Juli Mutter von Zwillingen geworden und habe deshalb mein Studium ins Modell F* gewechselt. Als wir uns letzten Dezember entscheiden mussten, in welchem Pensum wir mit dem Studium fortfahren möchten, war ich mir der Arbeit, die ein Kind – oder in meinem Fall zwei Kinder – geben würden, noch nicht wirklich bewusst. Trotzdem entschied ich mich nach langem Hin und Her und in Absprache mit meiner Studiengangsleiterin, ins Modell F zu wechseln. Dieser Schritt fiel mir damals nicht leicht. Heute sieht die Situation anders aus. Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich mich dafür entschieden habe. Ab November werde ich wieder 20% als Bäcker-Konditorin arbeiten, doch auch bereits jetzt kann ich sagen, dass es Langeweile, trotz StudiumsReduktion, seit der Geburt der Kinder nicht mehr gibt. *Die Zertifizierung Modell F bietet Studierenden einen einfachen Quereinstieg zu eidgenössisch anerkannten Studiengängen sowie hohe Flexibilität