Phil 2023/24 – Heft 1

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Heroes!? In der Saison 2023/24 dreht sich alles um Heldinnen und Helden

Der Vielseitige

Eine Begegnung mit unserem Composer in Residence Jörg Widmann

Happy birthday, Philharmonie!

Das Zuhause der Berliner Philharmoniker wird 60

Heft 1 2023/24
Das Magazin der Berliner Philharmoniker

Seit mehr als 30 Jahren arbeiten die Deutsche Bank und die Berliner Philharmoniker in einer engen und lebendigen Partnerschaft zusammen. Gemeinsam wollen wir Musik von Weltklasse fördern und Menschen jeden Alters für Musik und Kultur begeistern. Denn Musik inspiriert, verbindet Menschen und überwindet Grenzen.

db.com/kultur

Musik verbindet #PositiverBeitrag
© Stephan Rabold

Liebes Publikum,

»We can be heroes, just for one day«, heißt es in David Bowies berühmtem Song Heroes aus dem Jahr 1977. Darin erzählt er die Geschichte eines jungen Liebespaares, das sich jeden Tag an der Berliner Mauer unter einem Wachturm trifft. Sie gehen große Risiken ein, ignorieren Waffen und Soldaten, nur um sich für einen Augenblick sehen zu können. Für David Bowie sind sie Helden – »just for one day«. Die Berliner Philharmoniker erzählen in den Programmen ihres neuen Themenschwerpunkts »Heroes« Geschichten von Heldinnen und Helden, von Männern und Frauen, die mit außergewöhnlichen Kräften und Fähigkeiten ausgestattet sind, die Großes leisten und nicht selten krachend scheitern. Doch diese Heldinnen und Helden der Mythologie können uns auch heute noch inspirieren und ermutigen, in den vielfältigen Krisen unserer Zeit zu bestehen. Lesen Sie dazu die Titelgeschichte von Tilman Krause.

Jörg Widmann ist als Komponist, Klarinettist und Dirigent ein musikalisches Multitalent – und unser neuer Composer in Residence. Martin Demmler stellt ihn vor und wagt auch einen Ausblick auf Jörg Widmanns Projekte mit den Berliner Philharmonikern. »Für mich sind die Programme am spannendsten, die die Musik der Vergangenheit mit der heutigen Musik kombinieren«, sagt er von sich. In diesem Sinne dürfen wir uns auf einige besondere Begegnungen freuen.

Mit Alexandre Kantorow und Riccardo Minasi debütieren zwei faszinierende Musiker bei den Berliner Philharmonikern: Der eine ist gerade einmal 26 Jahre alt und gehört bereits zu den gefragtesten Pianisten unserer Zeit, der andere ist nach Auskunft unseres Autors der »aufregendste Musiker, den Italien in den letzten 50 Jahren hervorgebracht hat«. Dazu mehr in den beiden Porträts in diesem Heft.

Darüber hinaus finden Sie in dieser Ausgabe von Phil Beiträge etwa über den 60. Geburtstag der Philharmonie im Oktober, über komponierende Frauen oder über einen jungen bayrischen Organisten, der in New York für Furore sorgt und bald in unserer Orgelreihe erwartet wird.

Ich wünsche Ihnen wie immer eine anregende Lektüre Ihres Phil und viele unvergessliche Konzerte mit den Berliner Philharmonikern.

Herzlich

Ihre

Willkommen

Foto: Monika Rittershaus
3 Phil — Heft 1 2023/24

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Die Berliner Philharmoniker spüren den Heldinnen und Helden in der Musik nach.

Bunte Blätter

Der Komponist, Klarinettenvirtuose und Dirigent Jörg Widmann ist ein musikalischer Tausendsassa.

Im Anfang war Schubert

• Themenschwerpunkt 6
Inhalt
Heroes!?
• Scharoun Ensemble 16 Composer in Residence 12
Das Scharoun Ensemble Berlin feiert seinen 40. Geburtstag.

Radikal und unvorhersehbar

Mit Alexandre Kantorow (S. 20) und Riccardo Minasi (S. 28) debütieren zwei faszinierende Musiker bei den Berliner Philharmonikern.

Von Bayern nach New York

Unter dem Radar

Gast

Rubriken Philharmonische Momente 44 Vor 100 Jahren begeisterten die Berliner Philharmoniker mit einer Uraufführung von Alban Berg. Wenn ich nicht Musiker wäre … 52 Der Kontrabassis Martin Heinze schwebt gerne über den Dingen. Aktuelles 54 Konzertkalender Aug – Nov 2023 60 Impressum 64 • Orgel 26
Anfang Oktober gibt Raphael Attila Vogl sein Berliner Debüt. • Philharmonie 32
Im Oktober wird die Philharmonie Berlin 60 Jahre alt. • Marianna Martines 38
Klingende Wände
Phil stellt eine unbekannte Komponistin des 18. Jahrhunderts vor. • Musikfest Berlin 48
Spitzenensembles
Philharmonie
Foto, linke Seite: (oben) Heribert Schindler, (unten) Felix Bröde. Rechte Seite: akg-images / De Agostini Picture Lib. / A. Dagli Orti • Debüts 20 / 28
Die Welt zu
Das Musikfest Berlin bringt internationale
in die
Berlin.
5 Phil — Heft 1 2023/24

Heroes!?

In der Geschichte und in der Kunst gibt es sie immer wieder: Männer und Frauen, die mit außerordentlichen Kräften und Fähigkeiten ausgestattet sind. Diese Helden und Heldinnen stehen in der Saison 2023/24 im Fokus der Konzerte der Berliner Philharmoniker. Doch ist es nicht manchmal erst das Scheitern, das einen Menschen zum »Hero« macht? Eine Spurensuche durch die Jahrhunderte.

Wer hat nun recht? Der junge und idealistische Student Andrea Sarti oder der alte, desillusionierte Forscher und Gelehrte Galileo Galilei?

Bertolt Brecht lässt sie in seinem bekannten Theaterstück Leben des Galilei folgenden Dialog führen. Sarti sagt zum Meister: »Unglücklich das Land, das keine Helden hat.« Der Meister antwortet: »Unglücklich das Land, das Helden nötig hat.« Natürlich hatte Brecht, der nach zehn Jahren nationalsozialistischer Gewaltherrschaft sein 1943 in Zürich uraufgeführtes Drama auf die zitierten Zeilen zulaufen lässt, Deutschland im Blick. Brauchte es nicht spätestens 1943 dringend einen Helden, möglichst sogar mehrere, viele, um sich endlich von Adolf Hitler und seinen Helfershelfern zu befreien? Andererseits: Wurde dieser Kolossalverbrecher, der immerhin 1933 legal an die Macht gelangt war, nicht von seinen Anhängern als Held verehrt, verklärt?

Der Führerkult, den es ja in allen totalitären Regimen gibt, ist wohl die schlimmste Form der Heldenverehrung – zumindest in den Augen von Demokraten. Ein mentales Muster wie die Heldenverehrung, die ein

so inhumanes anderes Muster wie den Führerkult hervortreiben kann, muss uns als verhängnisvoll gelten. Insofern halten wir es wohl inzwischen alle mit Galilei: »Unglücklich das Land, das Helden nötig hat.« Und Deutschland, das zwar einen Georg Elser, eine »Rote Kapelle«, eine »Weiße Rose«, einen Claus Schenk Graf von Stauffenberg und manche andere hatte, die ihren heldenhaften Kampf gegen das NS-Regime mit dem Tod bezahlten, hat diese tapferen Männer und Frauen dringend gebraucht, auch wenn sie am Ende nicht erfolgreich waren. Damit entsprechen sie zwar nicht dem Bild vom klassischen Helden, den man sich gern als Sieger vorstellt. Aber sie lenken den Blick darauf, wie vielfältig, wie ambivalent der Begriff des Helden ist, wenn auch Scheiternde als Helden gefeiert werden können, müssen.

Lauter Helden

Denn es gibt ja nicht nur den Helden, wie er im Buche steht: tatkräftig, durchsetzungsstark, erfolgreich. Es gibt auch den moralischen Helden, als den wir die Widerstandskämpfer im Dritten Reich und

auch in anderen Unrechtsregimen betrachten, auch wenn sie ihre Ziele nicht erreichten. Die große Umwälzung, die wir um 1990 erlebt haben, brachte wiederum den »Helden des Übergangs« hervor, als dessen wirkungsvollste Verkörperung der britische Historiker Timothy Garton Ash seinerzeit den damaligen sowjetischen Staatschef Gorbatschow bezeichnete. Der kürzlich verstorbene Soziologe Wolfgang Schivelbusch andererseits hat in seinem Buch Die Kultur der Niederlage im Hinblick auf die von deutscher Seite verlorenen Kriege auch von den »Helden des Rückzugs« gesprochen.

Wir kennen aber, nicht zuletzt dank der vielen musikalischen Ausformungen von Heldentum, auch die introvertierten, tatenarmen Helden. Denken wir nur an Tannhäuser, in dem sich der junge Richard Wagner spiegelte, der die Musiksprache seiner Zeit »überwinden« wollte und mit Tannhäuser einen unverstandenen Außenseiter schuf, der eben dies in seiner Zeit, dem Mittelalter, versuchte. Dafür steht der »Sängerkrieg auf der Wartburg«, den Tannhäuser allerdings haushoch verliert.

Von Tilman Krause
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Foto: Heribert Schindler

Und wir kennen, gleichfalls in vielen populären musikalischen Ausformungen, den »Frauenhelden« (Don Giovanni, auch Don Juan genannt). Wir kennen den »Männerhelden«, der im Kampf Mann gegen Mann besteht – dafür läuft es allerdings mit den Frauen nicht so gut: Tristan kommt über eine Nacht voller Seligkeit mit Isolde nicht hinaus; Siegmund muss Brünnhilde statt Sieglinde folgen (und zwar in den Tod); Siegfried, der immerhin einen Drachen erlegt, stellt sich ziemlich dämlich an mit dem weiblichen Geschlecht. Schließlich aber: Kennen wir nicht auch den vielleicht spannendsten aller Helden, denjenigen, der das Heldentum ad absurdum führt oder besser gesagt, der Heldentum als Produkt von Erwartungen, Wünschen, Projektionen dekonstruiert? Nennen wir ihn mit Richard Wagner, der auch hier wieder als großer Psychologe, der er war, am Anfang steht, den »traurigen Helden« oder auch »Anti-Helden«. Als dessen Inkarnation kann der Göttervater Wotan gelten.

Gesetz der Ambivalenz

Helden, Anti-Helden und ihre Ableger: Sie alle werden sich im neuen Saisonschwerpunkt der Berliner Philharmoniker präsentieren und wieder in Erinnerung bringen. Doch die Diversifizierung wird noch weitergehen: Es werden auch Heldinnen vorgeführt – und zwar im doppelten, also im wörtlichen wie im übertragenen Sinne, denn das Gesetz der Ambivalenz gilt auch hier. Ist nicht das »kühne, herrliche Kind«, die von Wotan zum Abschied so bezeichnete Walküre Brünnhilde ein klassisches Beispiel dafür, wie Wagemut und Kampfeslust in Hybris umschlagen können?

Und gilt das nicht auch für die Elektra bei Richard Strauss, die große Hassende, die aber vom »Fluch der Atriden« ebenso geschlagen ist wie die anderen Mitglieder ihrer so merkwürdigen Familie, deren ermordetes Oberhaupt Agamemnon sie rächen will? Ganz zu schweigen von den Damen der Antike, die Händel in seinen Opern aufmarschieren lässt – große Verzichtende und Verzeihende stehen da neben Verderberinnen. Einzig die unter anderem durch Arthur Honegger

zu musikalischen Ehren gelangte Jeanne d’Arc schafft es, Frankreich zu einen und es nach fast 100 Jahren Krieg endlich über England siegen zu lassen – allerdings muss sie dafür den Scheiterhaufen besteigen; »und nimmer kehrt sie wieder«, wie Schiller sie am Ende seiner Jungfrau von Orleans auf gut Schwäbisch sagen lässt.

»Heldenvölker«

Damit nicht genug: Gerade im 19., aber durchaus auch noch im 20. Jahrhundert hat die symphonische Musik sich eines Kollektivs angenommen, das in unseren Zusammenhang gehört und das wir gerade in letzter Zeit wieder auf dem Vormarsch erleben: das »Heldenvolk«. Die Sowjetunion beziehungsweise das heutige Russland empfinden den »großen vaterländischen Krieg« als die historische Situation schlechthin, in der sich die Heldenhaftigkeit einer ganzen Nation, einer ganzen Schar von Völkern bewähren konnte. Heute für verbrecherische Expansion missbraucht, war diese kriegerische Ermächtigung doch legitimiert durch die Verteidigungsrolle, aus der heraus sie im Zweiten Weltkrieg nach dem

Szene aus Tristan und Isolde, Gemälde aus dem Schloss Neuschwanstein von 1865
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Helden, AntiHelden und ihre Ableger: Sie alle präsentieren sich im neuen Saisonschwerpunkt der Berliner Philharmoniker.

deutschen Überfall von 1941 erfolgte. Nicht nur mit seiner »Leningrader Symphonie« hat vor allem Dmitri Schostakowitsch für das heldenhafte Standhalten jener Stadt, die heute wieder St. Petersburg heißt, eine musikalische Sprache gefunden. In einer Gebrochenheit allerdings, die sich dann auch wieder einem pompösen Patriotismus entzieht, ihn gar konterkariert. Entsprechend prekär war auch die Situation dieses Komponisten in der Sowjetzeit.

Noch ganz ungebrochen als heldisch feiern konnten sich die jungen Völker, die im 19. Jahrhundert auf den Plan traten. Sie griffen gern auf Ursprungsmythen oder -sagen (mitunter auch solche, die sich später als Fälschungen herausstellten) zurück, um sich als Gesellschaften mit gerechtfertigten Unabhängigkeitsansprüchen darstellen zu können. Das beste Beispiel bietet Finnland, das sich mit dem Nationalepos Kalevala einen Figurenkosmos geschaffen hatte, auf den beispielsweise Jean Sibelius immer wieder zurückgriff. In der Zeit um 1900, als sich Finnland von Russland (und Norwegen von Dänemark) lösen wollte, kam Sibelius’ symphonischen Dichtungen nach Motiven aus dem

Kalevala eine identitätsstiftende Rolle zu, die man sich durchschlagender gar nicht vorstellen kann.

Einige Jahrzehnte zuvor hat ein Kronland der Habsburger Monarchie ähnliche Bestrebungen an den Tag gelegt, die ebenfalls in die Musik eingegangen sind. Gemeint ist Böhmen, das man auch das »Konservatorium Europas« genannt hat, so fruchtbar und vielgestaltig war dort das musikalische Schaffen. Am eingängigsten hat bekanntlich Bedřich Smetana dem nationalen Behauptungswillen seines Landes gehuldigt. Sein Zyklus Mein Vaterland ist ein tongewordenes Bilderbuch von idealtypischen Stimmungen Aus Böhmens Hain und Flur, wie das vierte Stück von Mein Vaterland überschrieben ist. Das erste wiederum, Vyšehrad, erinnert nicht von ungefähr an die sagenhafte Burg, die der Ursprung der Stadt Prag gewesen sein soll. Denn hier residierte die Ursprungsheldin der tschechischen Monarchie, genannt Libussa. Von ihr war Smetana so angetan, dass er ihr auch eine Oper gewidmet hat, die wie alle seine musiktheatralischen Werke (außer Die verkaufte Braut) viel zu selten gespielte Libuše

Die verspätete Nation

Ganz anders die Situation in Deutschland, womit wir noch einmal auf die Position des Andrea Sarti aus Brechts Drama Leben des Galilei zurückkommen. Wie sagte doch der idealistische Student dort? »Unglücklich das Land, das keine Helden hat.« Millionen von Deutschen hätten das lange Zeit, ohne mit der Wimper zu zucken, unterschrieben. Es hatte ja seine Helden, aber ach, wie lange lag das zurück? Wagners Recken im Ring des Nibelungen gehen nicht umsonst auf ein mittelalterliches Versepos zurück, das um 1200 seinerseits Vorgänge aufgriff, die damals rund 700 Jahre her waren. Von den vielen Ursprungssagen der europäischen Völker ist dieses Nibelungenlied, dessen Verfasser man nicht kennt, ganz sicher eines der blutrünstigsten; heute würden wir mit der Sprache des Kinos von einem richtigen Splattermovie sprechen. Aber eben das hatte es unseren Landsleuten im 19. Jahrhundert angetan, als die »verspätete Nation«, wie man Deutschland später genannt hat, nach der Einheit lechzte und nach jemandem, der sie durchsetzen konnte. Das begann mit den sogenannten Befreiungskriegen gegen Napoleon.

Foto, linke
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Seite: akg-images
De
Agostini
Picture Lib.
Dagli Orti. Rechte Seite: George (Jürgen) Wittenstein / akg-images.
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Hans und Sophie Scholl mit Christoph Probst

In Sonderheit war es die studentische deutsche Jugend, die sich solche Männerhelden wie Dietrich von Bern, Jung Siegfried oder, um auch einmal an eine reale Person zu erinnern, Friedrich Barbarossa für ihre dürftige Gegenwart wünschten. Wie schnell würde man mit ihrer Hilfe Napoleon hinwegfegen können. Allein, es fand sich niemand, der den Job machen wollte. Erst spät übernahm der zögerliche König von Preußen, Friedrich Wilhelm III., diese Aufgabe. Bezeichnenderweise war er derjenige unter den deutschen Fürsten, der am wenigsten zu verlieren hatte, denn seit der verheerenden Niederlage bei Jena und Auerstedt von 1806 war Preußen nur noch ein Schatten seiner selbst. Der österreichische Kaiser war ohnehin ausgeschaltet, und die deutschen Potentaten hatten Napoleon einfach zu viel zu verdanken – machte der französische Diktator sie doch von Herzögen zu Großherzögen, von Kurfürsten zu Königen. Allerdings nur bei entsprechendem Wohlverhalten, will sagen: dem Stellen von Truppenkontingenten. In Napoleons verhängnisvollem Russlandfeldzug von 1812 sind mehr deutsche als französische Soldaten gefallen.

Die getilgte Widmung

Welche Ironie der Geschichte nun aber, dass ausgerechnet die erste bewusst als heldisch deklarierte Komposition der deutschen Musikgeschichte, die folglich auch in der kommenden Saison bei den Berliner Philharmonikern auf dem Programm steht, Beethovens Dritte Symphonie also, die »Eroica«, der Legende nach zunächst Napoleon gewidmet sein sollte! Was war da nur in Beethoven gefahren? Nun, der geborene Bonner und Wahl-Wiener arbeitete 1802/03 an seiner wahrscheinlich bekanntesten Symphonie. Und er, der partout kein »Fürstenknecht« sein wollte und mit der Französischen Revolution sympathisierte, sah damals in Bonaparte noch den Rebellen. Als der kleine Korse sich dann 1804 zum Kaiser krönte, soll Beethoven enttäuscht die Widmung an den großen Feldherrn durchgestrichen haben. Ein Glück, kann man nur sagen, denn das hätten die Deutschen ihm nie verziehen, wenn er dem Unterjocher ihres Landes gehuldigt hätte. Sie nahmen ja auch Goethe lange übel, dass er Napoleons Einladung Folge leistete und sich 1808 zum Kaiser nach

Erfurt begab. Und dann berichtete er auch noch freundlich über die Unterredung. Warum wohl? Nun, die beiden Herren hatten sich über Goethes Werther unterhalten, das gefiel dem Verfasser natürlich!

Doch es hilft alles nichts. Mag die Widmung an Napoleon auch noch rechtzeitig von Beethoven getilgt worden sein: Dass Napoleon am Beginn von Deutschlands musikalischer Heldenverehrung steht, zeigt, dass auch hier mal wieder bei uns der Wurm drin ist. Kein Wunder also, dass das musikalische Heldengedenken knapp 100 Jahre später in der Tondichtung Ein Heldenleben von Richard Strauss endgültig zur Farce geriet. Mit jenem Helden war niemand anderes als der Komponist selbst gemeint. Woher der Höhenrausch?

Ein Heldenleben?

Böse Zungen meinen, dem damaligen Mittdreißiger sei der Erfolg zu Kopf gestiegen. Wohlmeinendere Interpreten weisen darauf hin, dass das alles selbstredend ironisch intoniert gewesen sei. Wie man es auch dreht und wendet: Leicht größenwahnsinnig kommt

Jeanne d’Arc bei der Krönung Karls VII. 1429 in Reims Richard Wagners Wotan (Walküre-Aufführung 1876 in Bayreuth)
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Foto: (links) akg-images / Erich Lessing, (rechts) akg-images.

die Veranstaltung in jedem Fall daher: Mit seinen acht Hörnern, fünf Trompeten, mit je vierfacher Besetzung der Holzbläsergruppen und mindestens 64 Streichern wirkt Ein Heldenleben selbst für ein spätromantisches Orchesterwerk reichlich gigantomanisch.

Aber weist Richard Strauss nicht gerade mit dieser heldischen Selbstfeier in die Zukunft? Erleben wir nicht heute durch die Selbstermächtigung der Namenlosen in den sozialen Medien, dass jeder jetzt ein Held und eine Heldin sein kann? Und sei es nur für einen Tag, wie David Bowie 1977 in seinem wohl berühmtesten Song Heroes postulierte?

Zum Schluss sei an einen alten Spanier erinnert, der sich bereits in den Dreißigerjahren des 17. Jahrhunderts über den Begriff Heldentum Gedanken machte. In seiner Schrift Der Held schrieb der Jesuit und Philosoph Balthasar Gracián: »Du wirst hier weder eine politische noch eine ökonomische Räson, sondern eine Staatsräson deiner selbst finden, einen Kompass, um zur Vortrefflichkeit zu segeln, eine Kunst, dank weniger Klugheitsregeln hervorragend zu werden.« Denn nur wer sich auszeichne durch Vortrefflichkeit, so Gracián, habe das Zeug zur Heldin oder zum Helden. Ob das auch von den Social-Media-Heroes gesagt werden kann, sei einmal dahingestellt. 

 berliner-philharmoniker.de/heroes

Konzerthinweis

• Fr 22.09.23 20 Uhr

Sa 23.09.23 19 Uhr

So 24.09.23 20 Uhr

Großer Saal

Berliner Philharmoniker

Herbert Blomstedt Dirigent

Richard Strauss Metamorphosen für 23 Solostreicher

Ludwig van Beethoven Symphonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 »Eroica«

» Zuhause ist, wo Fürsorge auf Freiheit trifft.«

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Tilman Krause ist leitender Feuilletonredakteur der Tageszeitung Die Welt

» Zuhause ist, wo Fürsorge auf Freiheit trifft.«

»Wenn ich an einem Stück arbeite, gibt es kaum etwas anderes. Selbst wenn ich versuche, schlafen zu gehen, ist das Einschlafenmüssen viel schwieriger und schlimmer, weil die Kontrabässe ja doch im inneren Ohr weiterrumoren. Dann mache ich meistens das Licht wieder an und schreibe weiter.« Musik ist für Jörg Widmann eine Obsession, der er sich nur schwer entziehen kann. Er lebt nicht nur mit Musik, er lebt in Musik. Als Komponist, Klarinettist und Dirigent hat er sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten die Konzertsäle der Welt erobert. Er gilt als eine der aufregendsten Musikerpersönlichkeiten unserer Zeit. Das liegt vor allem daran, dass er mit seinen Werken keinem eingefahrenen Weg folgt, sondern mit jeder neuen Komposition sein Ausdrucksspektrum erweitert und immer wieder überraschende Ansätze ausprobiert.

Würde man heute noch von musikalischen Wunderkindern sprechen, so wäre Jörg Widmann wohl eines gewesen. Klarinettenunterricht im Alter von sieben Jahren, wenig später bereits erste Kompositionen und wichtige Konzertauftritte – das liest sich wie der Beginn einer Bilderbuchkarriere, und die sollte dann ja auch folgen. Doch trotz der innigen Liebe zur Musik bereits in frühen Jahren war es eine ganz normale Kindheit, wie Widmann versichert: »Es gibt Fotos von mir mit verdreckten Knien, einem Ball unterm Fuß und in der Hand die Klarinette. Ich würde es als eine komplett normale Jugend bezeichnen, die allerdings zum Glück sehr von der Musik geprägt war. Meine Eltern waren keine Berufsmusiker, aber sie haben Geige und Cello gespielt und sich beim Quartettspielen ineinander verliebt. Sie sind auch in die Oper gegangen und haben mir den ersten Freischütz ermöglicht. Das ist etwas, was ich nie vergessen werde.«

Mentor Henze

Schon im jugendlichen Alter tritt die phänomenale musikalische Begabung Widmanns klar zutage. Sein Entdecker und vielleicht auch wichtigster Lehrer wird Hans Werner Henze. »Henze leitete damals die Münchener Biennale «, so Widmann, »und er hat unsere

Schule, das Pestalozzi-Gymnasium, angefragt, ob wir nicht ein Musiktheater machen wollen. An der Schule war musikalisch unglaublich viel los. In der Klasse unter uns war übrigens Barbara Schöneberger, deren Vater Soloklarinettist an der Bayerischen Staatsoper war und die ich nicht nur auf dem Schulhof bewundert, sondern auch oft in der Oper gesehen habe … Und dann hieß es jedenfalls: Dieser seltsame Widmann, der komponiert, ja, der muss das machen. Damals habe ich die elfte Klasse fast geschmissen, ich hatte vier Fünfer, katastrophal, weil ich eine Anderthalb-Stunden-Oper geschrieben habe. Henze hat mir da sehr geholfen.« Wenige Jahre später nimmt Widmann auch Unterricht bei Wolfgang Rihm, aber da ist er bereits mit ersten wichtigen Kompositionen hervorgetreten, wie der Fantasie für Klarinette solo, in der der 20-Jährige seiner Lust an Virtuosität und Brillanz frönt – eine ganz persönliche Liebeserklärung an »sein« Instrument.

Schwere Entscheidungen

Von da an geht es kontinuierlich aufwärts. Bald steht der Komponist Widmann gleichberechtigt neben dem Klarinettenvirtuosen. Wichtigstes Kennzeichen seines Ansatzes ist das individuelle Wechselspiel zwischen strenger Formgebung und emotionaler »Ent-Fesselung«. So besitzt jedes seiner Werke eine ganz unverwechselbare Physiognomie. Sie ist jeweils das Resultat aus Material, kompositorischen Mitteln und formaler Gestaltung. Das zeigt sich sehr schön an seinen konzertanten Werken für Violine und Viola. Eine halbe Stunde lässt Widmann den Solisten in seinem ersten Violinkonzert nahezu ohne Pause seinen großen Gesang vortragen. Zu Beginn und zum Schluss des Werks spielt die Violine sogar vollkommen unbegleitet. Eine völlig neuartige Interpretation des konzertanten Gedankens. »Die spannendsten Momente beim Komponieren«, so Widmann, »sind für mich die, in denen das Stück in eine andere Richtung möchte, als ich es mit meiner ursprünglichen Idee wollte. Meistens hat das Stück recht, manchmal muss ich es aber auch in eine bestimmte Richtung zwingen – das ist eine ganz schwere Entscheidung.«

Der Komponist, Klarinettenvirtuose und Dirigent Jörg Widmann ist in der Saison 2023/24 Composer in Residence der Berliner Philharmoniker. Eine Begegnung mit einem faszinierenden Künstler, der sein Publikum mit jedem Werk aufs Neue überrascht.
13 Phil — Heft 1 2023/24
Foto: Stefan Hoederath

Ganz anders dann das 2015 entstandene Konzert für Viola und Orchester. Hier paart sich der konzertante Charakter mit theatralischen Elementen. So platziert sich der Solist an sieben verschiedenen Standpunkten innerhalb des Orchesters und tritt dabei in einen Dialog mit den ihm nahe stehenden Orchestergruppen. Jede Geste, jede mimische Aktion ist genau in der Partitur fixiert. So etwa: »Spieler schaut sich jäh erschrocken zu der fremden Schallquelle um« oder »Spielen wie in einem orientalischen Märchenland«.

»Das Violinkonzert ist eine ›heilige‹ Gattung«, so Widmann über sein Violinkonzert Nr. 2. »Auch eine Gattung, der man Persönlichstes anvertraut. Zumal dieses Violinkonzert meiner Schwester gewidmet ist.« Carolin Widmann, die berühmte Geigerin, hat das Werk 2018 in Tokio zur Uraufführung gebracht. Für Widmann ist es eine »Übung in Reduktion«, wie er erklärt, »ein permanentes spielerisches Variieren eines trotz Klang- und Farbvielfalt im Grunde streng limitierten Tonmaterials und Gestenvokabulars«. Bei dieser Breite der kompositorischen Ansätze darf man auf die für Juni 2024 in Berlin geplante Uraufführung des Hornkonzerts schon sehr gespannt sein.

Expressives Linienspiel

Einen wichtigen Platz nimmt innerhalb seines Schaffens auch das Musiktheater ein. Seine Oper Das Gesicht im Spiegel wurde von der Zeitschrift Opernwelt zur bedeutendsten Uraufführung der Spielzeit 2003/04 gewählt. Das Musiktheater Am Anfang von 2009 ist das Ergebnis einer einzigartigen Zusammenarbeit mit dem bildenden Künstler Anselm

Kiefer. Und die Oper Babylon , deren Libretto von dem Philosophen Peter Sloterdijk stammt und in der unterschiedlichste Musiksprachen aufeinandertreffen, bietet eine neue, hochkomplexe Neuinterpretation des Mythos.

Neben der großen Form hat Widmann jedoch auch ein ausgeprägtes Faible für Kammermusik aller Epochen. Die Streichquartette von Schubert oder Mozart schätzt er ebenso wie die Klarinettenstücke Alban Bergs oder die klein besetzten Arbeiten des von ihm verehrten Robert Schumann. Auf ihn verweisen auch die Bunten Blätter, die Widmann 2022 für das Klavierduo Lucas & Arthur Jussen komponiert hat – von Schumann existiert eine Sammlung von Klavierstücken gleichen Titels. Doch bereits das 1996 im Alter von 23 Jahren geschriebene Trio für Klarinette, Violine und Klavier, Tränen der Musen , zeigt alle charakteristischen Elemente seines Komponierens: ein freies und sehr expressives Linienspiel, eine gestenreiche Motivik und originelle Anklänge an die berühmten Vorgängerwerke für diese Besetzung von Bartók und Strawinsky. Es ist reines Understatement, wenn Widmann in Zusammenhang mit diesem Stück von einem »musikalischen Versuch über drei Töne« spricht.

Dass viele seiner Kammermusikwerke der Klarinette einen zentralen Platz einräumen, ist natürlich kein Zufall. Denn es gibt wenige Komponisten, die ein so inniges Verhältnis gerade zu diesem Instrument haben wie Widmann, der die Besonderheiten seines Instruments genau zu benennen weiß: »Auf jeden Fall die Vielfalt, aber es ist natürlich auch die Magie

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des Klangs. Die Fähigkeit, den Klang aus dem Nichts zu entwickeln und wieder im Nichts verschwinden zu lassen. Man sieht den Klarinettisten zwar physisch stehen, aber der Klang – im Idealfall – scheint wie aus einer anderen Welt zu kommen. Ich habe viele Klänge auch selber entwickelt oder erfunden, die aus dieser Faszination heraus kommen.«

Tradition und Innovation

Seit Widmann auch als Dirigent immer häufiger in Erscheinung tritt, hat sich sein Aufgabenbereich noch einmal deutlich vergrößert. Ein Konzert, in dem er als Solist, Dirigent und Komponist auftritt, ist nicht nur rein sportlich eine besondere Herausforderung. »Ich mache das natürlich in meinem Leben immer wieder, aber es ist nicht ohne. Ich probiere meistens, das Klarinettenkonzert vor dem Dirigieren zu spielen, weil es von den Bewegungsabläufen doch etwas anderes ist.« Wenn er seine Konzertabende zusammenstellt, legt er großen Wert auf Werke unterschiedlicher Epochen: »Für mich sind die Programme am spannendsten, die die Musik der Vergangenheit mit der heutigen Musik kombinieren. Es ist manchmal zu wenig, wenn ich ausschließlich Zeitgenössisches höre. Aber ebenso, wenn es den ganzen Abend nur Barockmusik gibt. Für mich entzündet sich die Musik vor allem in einem Dialog über die Jahrhunderte hinweg.« Das Komponieren während ausgedehnter Konzerttourneen hat er allerdings mittlerweile eingestellt. »Das habe ich früher, vor vier oder fünf Jahren, noch gemacht. Aber das schafft der Körper nicht mehr, auch wenn es mir Spaß gemacht hat. Deshalb versuche ich, die Phasen jetzt zu trennen.«

Konzerthinweis

• Sa 09.09.23 19 Uhr

So 10.09.23 20 Uhr

Großer Saal

Musikfest Berlin

Berliner Philharmoniker

Jörg Widmann Dirigent und Klarinette

Carolin Widmann Violine

Jörg Widmann

Con brio, Konzertouvertüre

Violinkonzert Nr. 2

Fantasie für Klarinette solo Felix Mendelssohn Bartholdy Symphonie Nr. 5 d-Moll op. 107

»Reformationssymphonie«

Widmanns unverkrampfter Umgang mit der musikalischen Tradition ist vielleicht auch einer der Gründe, weshalb er mit seiner Musik in den Foren der Avantgarde ebenso reüssieren kann wie im traditionellen Symphoniekonzert. »Tradition und Innovation zu verbinden«, so hat er einmal sein zentrales künstlerisches Anliegen formuliert. Wie etwa in seiner Konzertouver türe Con brio. Sie bezieht sich auf die Symphonien Nr. 7 und 8 von Beethoven, die beide einen »Allegro con brio«-Satz enthalten. Widmann nimmt die Vortragsbezeichnung »con brio« – »mit Feuer« ernst. Sein Ziel war es hier, »Furor und rhythmisches Drängen« nach Art Beethovens neu zu entfachen, gleichsam weiter zu zündeln.

An Projekten oder an neuen künstlerischen Konzeptionen mangelt es Jörg Widmann nie. Er steht eher vor der Herausforderung, alles, was er noch machen möchte, unter einen Hut zu bringen: »Mein Problem, zugespitzt, war ja nie, nicht genügend Ideen zu haben und wie das Kaninchen vor der Schlange vor der leeren Seite zu sitzen, händeringend hoffend, dass eine Idee herniedersinken möge. Mein Problem war immer: zu viele Ideen. Eines meiner Lebensthemen ist, Formen für diese Fülle zu finden. Ich könnte tausend Sachen machen – das Entscheiden ist das Schwere.« 

 berliner-philharmoniker.de/composer-in-residence

Martin Demmler lebt als freier Autor in Berlin.
(2) 15 Phil — Heft 1 2023/24
Foto: Stefan Hoederath

Im Anfang war Schubert

Woran erkennt man die besten Orchestermusiker? Sie mögen nicht nur die großen symphonischen Gipfelwerke spielen, sondern es drängt sie auch zur kleinen Form. Kaum haben sie die Partituren von Bruckner, Mahler oder Richard Strauss zugeklappt, denken sie auch schon darüber nach, welche spannenden Stücke sie zusammen mit ihren engsten Künstlerfreunden entdecken könnten. Im intimen Rahmen, wo der intensivste Gedankenaustausch möglich ist.

In großen Formationen muss es zwingend einen Anführer geben, jemand, der sagt, wo es für alle langgehen soll. Kammermusik dagegen kann gelebte Demokratie sein: Weil es hier vor allem darum geht, ganz genau zuzuhören, darauf zu achten, was die anderen Stimmen sagen, Themen aufzugreifen, weiterzudenken, die eigenen Argumente zu schärfen. Leidenschaftlich streiten in den Proben? Ja, bitte, aber immer um der Sache willen! Ist das Ziel doch die bestmögliche Interpretation, das tiefste Verständnis der Werke.

Als sich das Scharoun Ensemble Berlin 1983 aus den Reihen der Berliner Philharmoniker formierte, war Peter Riegelbauer 27 Jahre jung. 1980 hatte er sich, direkt nach dem Studium, einen Platz in der Karajan-Akademie erspielt, 1981 war er ordentliches Mitglied der Kontrabassgruppe geworden. So spannend und nervenaufreibend die ersten Jahre als Neuling im Orchester auch waren, so stark verspürte er den Drang, Kammermusik zu machen – mit den wenigen anderen jungen Leuten, die es damals bei den Philharmonikern gab.

Voller Respekt spricht Peter Riegelbauer rückblickend vom »philharmonischen Geist«, der in diesem eingeschworenen Männerbund herrschte, vom Stolz der reifen – aber nicht verknöcherten! – Herren, von denen einige sogar schon unter Wilhelm Furtwängler gespielt hatten. Und doch war da eine gewisse Distanz zwischen den Altgedienten und den neu Hinzugestoßenen. Zu diesen gehörten der Hornist Stefan de Leval Jezierski sowie bei den Violinen Alessandro Cappone, der kurz vor Riegelbauer aufgenommen worden war, und Madeleine Carruzzo, die gerade als erste Frau

überhaupt ein philharmonisches Probespiel gewonnen hatte. Insgesamt waren sie bei der Gründung ihres Ensembles zu acht – denn Schuberts wunderbares Oktett wollten sie sich damals zuallererst vornehmen.

Peter Riegelbauer hatte bereits Erfahrung mit autonomen Zellen: Er war dabei gewesen, als sich aus Mitgliedern des Bundesjugendorchesters die Junge Deutsche Philharmonie formierte. Und er gehörte dann auch zu jenen Mutigen, die sich 1980 innerhalb der Jungen Deutschen Philharmonie zusammentaten, um mit dem Ensemble Modern ganz neue, hierarchiefreie Arbeitsformen auszuprobieren – und neueste Musik zu spielen.

Mit seinen neuen philharmonischen Freunden eine freie Formation zu etablieren – ans Orchester angedockt, aber inhaltlich frei –, schien dem Kontrabassisten geradezu eine Selbstverständlichkeit. Die Frage war nur: Wie sollte die neue Berliner Kammermusikvereinigung heißen? Die zündende Idee kam von Elmar Weingarten, dem späteren Philharmoniker-Intendanten: Benennt euch doch nach Hans Scharoun! Also nach dem Architekten der Philharmonie, einem Künstler, der Zukunftsweisendes geschaffen hat, der stilbildend wurde im Konzertsaal-Bau, aber seine Visionen nie im luftleeren Raum entwickelte, sondern aus der Kenntnis des historischen Erbes. Das passte zum Spirit des neuen Ensembles, das gedanklich in alle Richtungen offen sein wollte, neugierig auf die Vergangenheit wie die Gegenwart.

Elmar Weingarten wurde 1983 übrigens nicht nur zum Taufpaten der Truppe, er fand auch den idealen Ort für das Debütkonzert: Das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung nämlich, jenes avantgardistische Sichtbetongebäude in der Lentzeallee beim Breitenbachplatz, das Hermann Fehling und Daniel Gogel Anfang der 1970er-Jahre im Geiste Scharouns entworfen hatten. Dass Scharouns Geburtstag sich am 20. September zum 130sten Mal jährt, also eine Woche vor dem Jubiläumskonzert des Scharoun Ensembles Berlin in der Philharmonie Berlin, ist ein wunderbarer Zufall.

Das Scharoun Ensemble Berlin gehört zu den bekanntesten Kammermusikformationen aus den Reihen der Berliner
Philharmoniker. Eine innovative Programmgestaltung, die ausgefeilte Klangkultur und lebendige Interpretationen sind die Markenzeichen der Gruppe. Nun feiert das Scharoun Ensemble seinen 40. Geburtstag. Phil gratuliert.
17 Phil — Heft 1 2023/24
Foto: Felix Broede

Konzerthinweis

• Mi 27.09.23 20 Uhr Kammermusiksaal

Jubiläumskonzert 40 Jahre

Scharoun Ensemble

Scharoun Ensemble Berlin

Sarah Aristidou Sopran

Hans Werner Henze

Quattro Fantasie (Oktettsätze aus Kammermusik 1958 und Adagio 1963)

David Philip Hefti

Des Zauberers Spuren für Oktett (Deutsche Erstaufführung)

Brett Dean Ich lausche und ich höre für Sopran und Oktett (Uraufführung) Kompositionsauftrag der Stiftung Berliner Philharmoniker

Franz Schubert

Oktett F-Dur D 803

Zweifellos wäre es aus Marketingsicht klüger gewesen, einen Namen zu wählen, in dem das Schlüsselwort »philharmonisch« vorkommt, um klarzumachen, welch nobler Herkunft die Musizierenden sind. Doch das Projekt war ja nicht kommerziell gedacht. Hier ging es allein um die ernsthafte Auseinandersetzung mit den Werken. Besonders hohe Maßstäbe legte dabei Richard Duven an den Tag, der 1987 zum Scharoun Ensemble stieß. Bald übernahm er die terminliche Organisation der Proben – und setzte stets mehr an, als den anderen nötig schien. Doch der Perfektionist sollte recht behalten, die Ergebnisse der intensiven Arbeit waren so exzellent, dass sich die Veranstalter weltweit geradezu um das Ensemble rissen. Neben den Berliner Aktivitäten – oft auch als Benefizveranstaltungen für engagierte Projekte wie die Alternative Liste, Greenpeace oder die Friedensbewegung – führten Tourneen bald in die entferntesten Länder. Nach Russland, noch vor dem Fall des Eisernen Vorhangs, nach China, immer wieder auch nach Japan und in die USA. Eine beglückende Erfahrung waren auch die zehn Jahre als Residenzensemble an der American Academy in Rom oder die Sommerkurse mit polnischen und deutschen Studierenden im Penderecki-Musikzentrum von Lusławice.

Große Dirigenten haben mit dem Scharoun Ensemble Berlin gearbeitet – Abbado, Barenboim, Rattle schon 1992 –, und es gab diese wunderbare Freundschaft zu Loriot: Über 40 Mal haben sie zusammen Camille Saint-Saëns‘ Karneval der Tiere aufgeführt. Zu einer

anderen Konstante im Repertoire wurde Igor Strawinskys Geschichte vom Soldaten, seit 1988 waren so unterschiedliche Künstler und Künstlerinnen wie Udo Samel, Otto Sander, Fanny Ardant, Michael König oder Dominique Horwitz an dem außergewöhnlichen Musiktheaterstück beteiligt. Sogar ein eigenes Festival haben die Scharouns gegründet: Seit 2004 verbringen sie jeweils Anfang September in Zermatt zwei intensive Wochen mit 40 Nachwuchsprofis. In der allerschönsten Schweizer Weltabgeschiedenheit wird dann hochkonzentriert geprobt und konzertiert.

Zu den größten Glücksmomenten, die er dem Scharoun Ensemble verdankt, gehört für Peter Riegelbauer die Zusammenarbeit mit lebenden Komponistinnen und Komponisten. Mit Altmeistern wie Hans Werner Henze, Pierre Boulez, Karlheinz Stockhausen, György Ligeti und Isang Yun, aber auch mit Frank Michael Beyer, Matthias Pintscher, Thomas Adès, Olga Neuwirth, Andrew Norman und Jörg Widmann. »Im persönlichen Kontakt, bei der musikalischen Detailarbeit in den Proben erschließen sich uns Interpreten die Werke auf eine ganz andere Weise als nur beim Studium des Notentextes«, schwärmt der Kontrabassist.

Und dann war da natürlich noch Brett Dean: Der mehrfach begabte Australier, der als Bratscher zu den Philharmonikern gekommen war, bald zum Scharoun Ensemble stieß, dort zunächst geistreiche Oktett-Bearbeitungen vorlegte, beispielsweise von Johann Strauß‘ Fledermaus- Ouvertüre, und dann begann, eigene Werke zu schreiben. 1999 verließ er sehr zum Bedauern seiner Kolleginnen und Kollegen das Orchester und das Scharoun Ensemble, um sich künftig in seiner Heimat ganz dem Komponieren zu widmen. Die freundschaftliche Verbindung nach Berlin aber blieb bestehen, und selbstverständlich hat Brett Dean fürs Jubiläumskonzert vom anderen Ende der Welt eine nagelneue Partitur geschickt.

Zusammen mit Schuberts Oktett, das natürlich nicht fehlen darf, Henzes Quattro Fantasie und einem neuen Werk von David Philip Hefti ergibt sich ein Festprogramm, das am 27. September auf ideale Weise die Vielseitigkeit des Ensembles erlebbar werden lässt. Dass es heute so faszinierend viele verschiedene Kammermusikformationen in den Reihen der Philharmoniker gibt, ist zweifellos ihrem leuchtenden Vorbild zu verdanken. Die Truppe, die durch eine organische Fluktuation über die Jahrzehnte ihren Gründungsgedanken lebendig hielt – von der Ursprungsbesetzung sind nur noch Peter Riegelbauer und Stefan de Leval Jezierski dabei –, ist dadurch immer die WG geblieben, bei der die coolsten Partys gefeiert werden.

Frederik Hanssen ist Musikredakteur im Feuilleton des Tagesspiegels.

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The Struggle of Memory

Die zweiteilige Sammlungsschau im PalaisPopulaire

„Eine verwirrende, unscharfe Zone, in der Fantasie und Bilder, Sehnsucht und Verlust, Ironie und Schuld beheimatet sind“, so hat der amerikanische Minimal- und Konzeptkünstler Richard Morris einmal das Phänomen der Erinnerung umschrieben. Eine solche Mischung von Gefühlen erwartet die Besucher*innen dieser Ausstellung von Arbeiten, die vor allem aus der Sammlung Deutsche Bank stammen. Kuratiert von Kerryn Greenberg wird sie 2023 in zwei aufeinanderfolgenden Teilen zu sehen sein, der erste seit dem Frühjahr und der zweite ab dem Herbst.

Die Schau zeigt Ankäufe der Deutschen Bank aus den letzten zehn Jahren, wobei viele dieser Werke von Künstler*innen aus Afrika oder mit afrikanischen Wurzeln stammen. Das ist auch dem 2019 verstorbenen nigerianischen Kurator Okwui Enwezor zu verdanken, der die bahnbrechende Documenta 11 verantwortete und dem Global Art Advisory Council der Deutschen Bank angehörte.

Im Fokus stehen dabei persönliche, historische und kollektive Erzählungen mit alternativen Perspektiven. Die Ausstellung versucht flüchtige Erinnerungen festzuhalten, die deutlich machen, dass es hier auch um einen Kampf gegen das Vergessen geht.

Zu den Künstler*innen gehören Sammy Baloji, Yto Barrada, Mohamed Camara, Samuel Fosso, Anawana Haloba, Lubaina Himid, Lebohang Kganye, Wangechi Mutu, Paulo Nazareth, Toyin Ojih Odutola, Jo Ractliffe, Berni Searle, Dineo Seshee Bopape, Mikhael Subotzky, Kara Walker, Alberta Whittle und Hoy Cheong Wong.

The Struggle of Memory

Sammlung Deutsche Bank

Part 1: 19. April – 3. Oktober 2023

Part 2: 20. Oktober 2023 –11. März 2024

PalaisPopulaire

Unter den Linden 5

10117 Berlin

db-palaispopulaire.de

Stone Mountain, Georgia, 2001 © Kara Walker Jo Ractliffe, Details of Tiled Murals at the Fortaleza De São Miguel, depicting Portuguese Explorations in Africa 6, from the series ‘Terreno Ocupado’, 2007 © Jo Ractliffe. Courtesy of Stevenson, Cape Town/Johannesburg/Amsterdam

Das Unvorhersehbare

Berliner

Alexandre Kantorow, im Magazin Fanfare wurden Sie als »Liszt reincarnated« gefeiert. Wie gefällt Ihnen das? Ist das eine Ehre oder eine Bürde?

Das ist schon unglaublich, aber man muss vorsichtig sein mit Kritiken, gerade mit den extrem guten oder den besonders schlechten. Besser ist es, man behält eine gesunde Distanz, sonst geht es mit den Gefühlen auf und ab wie in einem Fahrstuhl.

Lesen Sie die Kritiken denn überhaupt?

Zumindest meine Eltern lesen sie ... Dieser Begriff »Liszt reincarnated« hat mit meiner Einspielung der beiden Liszt-Klavierkonzerte zu tun, aber ich möchte es lieber ausblenden und mich auf das konzentrieren, woran ich gerade arbeite. Wenn das Ergebnis dann gefällt, ist es umso besser.

Was bedeutet Ihnen die Musik von Franz Liszt?

Liszt ist eine der zentralen Figuren seiner Epoche und einer der komplettesten Musiker aller Zeiten. Er hat so viele neue Ideen hervorgebracht und damit die Entwicklung der Musik vorangetrieben. Vor allem war er ungeheuer erfindungsreich, wenn es darum ging, seine Vorstellungen auf die Tasten zu übertragen – damit hat er zugleich die technischen Möglichkeiten des Klavierspiels erweitert und neue Spielarten hervorgebracht. Bei seinem Zweiten Klavierkonzert arbeitet Liszt viel mit Leitmotiven à la Richard Wagner: Da ist es hilfreich für das Verständnis, wenn man sich auch mit seinen Tondichtungen und seinen theoretischen Schriften beschäftigt.

Mit diesem Zweiten Klavierkonzert debütieren Sie am 28. September bei den Berliner Philharmonikern. Haben Sie das Werk vorgeschlagen?

Ich habe einige Konzerte ins Gespräch gebracht, und die Philharmoniker haben sich dann für Liszt entschieden. Über diese Wahl bin ich sehr glücklich, denn in Liszts A-Dur-Konzert verschmelzen Klavier- und Orches-

terpart oft untrennbar miteinander. Auch sonst ist alles vorhanden: solistische und symphonische Passagen, kammermusikalische Episoden, Fanfaren von fast schon militärischem Charakter. Es wechselt ständig hin und her und erfordert einen engen Dialog zwischen mir und den Orchestermitgliedern. Das schafft Verbundenheit. Natürlich braucht man dafür Kraft und Virtuosität, aber es gibt auch zarte, lyrische Momente wie gleich den traumverlorenen Anfang oder die duettierenden Abschnitte mit Oboe und Violoncelli. Die größte Herausforderung ist vielleicht nicht einmal die technische Seite, sondern eher die Charakterisierungskunst – man muss fein nachzeichnen, was Liszt im Sinn hatte.

Eine Herausforderung ist es aber auch, bei einem der weltbesten Orchester zu debütieren. Wie fühlen Sie sich vor Ihrem Einstand bei den »Berlinern«? Das ist eine aufregende Geschichte, ein Meilenstein in der Karriere, und ich denke, so geht es jedem, der erstmals mit den Berliner Philharmonikern auftritt. Ich habe sie in so vielen Aufnahmen gehört, natürlich auch live, und immer hatte ich das Gefühl, dass sie ein Orchester der unbegrenzten Möglichkeiten sind. Jetzt selbst mit ihnen auf der Bühne zu sein und erleben zu können, wie dieses Wunder entsteht, ist fantastisch. Ich bin wahnsinnig neugierig.

Sie werden in dieser Saison auch noch ein Recital in der philharmonischen Klavierreihe geben. Wissen Sie, wie Sie zu dieser doppelten Ehre gekommen sind, die doch ungewöhnlich ist für einen Newcomer? Nicht wirklich. Ich blicke auch nicht immer durch, was hinter den Kulissen geschieht. Ein Auftritt war wohl seit etwa zwei Jahren im Gespräch, und dass jetzt gleich beides klappt, das Debüt mit dem Orchester und ein Soloabend, das ist schon großartig. Für mich ist diese Präsenz in Berlin sehr wichtig. Das ist eine so bedeutende Musikstadt, du triffst hier jeden aus der Branche, und ich bin glücklich, dass ich dazugehören darf.

Gerade einmal 26 Jahre alt ist er, aber zurzeit schon einer der am höchsten gehandelten Namen in der Szene der Tastenstars: Der französische Pianist Alexandre Kantorow, der 2019 den Moskauer Tschaikowsky-Wettbewerb gewann, gibt Ende September seinen Einstand bei den
Philharmonikern. Und kehrt im Juni 2024 gleich mit einem Soloabend in der Klavierreihe zurück. Wenn das kein Anlass für ein Gespräch ist.
21 Phil — Heft 1 2023/24
Foto: Sasha Gusov

Bei Ihnen geht es seit 2019 ohnehin steil nach oben: Damals haben Sie, als erster Franzose, die Goldmedaille beim Tschaikowsky-Wettbewerb in Moskau gewonnen. War das für Sie eine Überraschung?

Ja, schon. Man weiß bei so einem Wettbewerb nie genau, was passiert. Andererseits hatte ich mich mit meinem Lehrer intensiv darauf vorbereitet. Mein Plan war, dass ich alles, was ich dafür einstudiert hatte, vortragen wollte; zunächst ging es darum, das Finale zu erreichen. Es ist ja interessant, wie so etwas abläuft: In der ersten Runde sollen möglichst viele ausscheiden – da mussten wir hauptsächlich Etüden spielen. Dann durfte man ein Recital-Programm vortragen, danach ein Klavierkonzert. Und je länger ich in diesem wunderbaren Saal mit seiner legendären Geschichte spielte, dem Großen Saal des Moskauer Konservatoriums, wo schon Rachmaninow Erfolge gefeiert hatte, desto heimischer und sicherer fühlte ich mich dort. Am Ende schwebte ich wie auf einer Wolke und war nur noch glücklich. Die große Veränderung trat allerdings erst danach ein, da spürte ich, was dieser Preis wirklich bedeutete. Plötzlich wollten alle mit mir sprechen, luden mich für Konzerte ein – man wird hochgeschossen. Ich habe dennoch versucht, nicht alles zu ändern in meinem Leben. Wichtig sind mir weiter die Menschen, mit denen ich schon vorher zusammen war: Sie sind mein Anker.

Dazu gehört auch Ihre Familie, eine Musikerfamilie: Ihre Mutter ist Geigerin, Ihr Vater ist der Dirigent Jean-Jacques Kantorow, ebenfalls ursprünglich Geiger. Welche Rolle spielten Ihre Eltern bei Ihrer Entwicklung?

Natürlich eine sehr große. Musik war bei uns zu Hause immer vorhanden, sie klang aus allen Zimmern. Ich hörte, wie meine Eltern spielten, aber sie haben nie verlangt, dass ich das selbst auch machen müsste. Den Schwerpunkt legten sie auf die Schulausbildung.

Ich habe ganz freiwillig und aus purer Lust Klavier gespielt, ohne jeden Druck; meist habe ich nur Stücke durchgespielt, vom Blatt, ohne sie genau einzustudieren. Erst als ich auf ein Musikgymnasium kam und mit Gleichaltrigen und Gleichgesinnten musizieren konnte, entstand in mir der Wunsch, Pianist zu werden.

Mit Ihrem Vater treten Sie heute auch gemeinsam auf, haben mit ihm die Konzerte von Liszt und Saint-Saëns eingespielt. Was haben Sie von ihm gelernt? Gibt es so etwas wie eine musikalische Kantorow-DNA?

Sicher hat er mir vieles weitervererbt. Ich bin ja mit seinem Geigenspiel aufgewachsen, mit seiner Phrasierung, seinem musikalischen Timing, seinem Vibrato, und habe dann versucht, das aufs Klavier zu übertragen – ja, sogar das Vibrato, das ist so ein Tick von mir. Wenn wir heute gemeinsam auftreten, dann verbringen wir vorher viel Zeit miteinander, hören die Musik, sprechen darüber. Aber vieles funktioniert auch ohne Worte, etwa wenn wir einfach etwas ausprobieren. Auch im Aufnahmestudio zeigt mein Vater totale Hingabe, und das ist nicht so einfach in dieser aseptischen Atmosphäre, die so ganz anders ist als bei einem Konzert mit Publikum. Er bleibt über Stunden unter Strom, pusht alle und trägt uns mit seiner Begeisterung.

Wenn Sie Kritiker wären und die Kunst eines gewissen Alexandre Kantorow beschreiben sollten: Mit welchen Schlagworten würden Sie sein Spiel charakterisieren?

Uff … Ich weiß, was ich fühle, aber ob das die Leute auch so empfinden? Ich würde sagen: Er hat einen gewissen Instinkt und Energie auf der Bühne. Sein Spiel hat etwas Unvorhersehbares und Spontanes, manchmal trägt ihn das vielleicht zu weit fort, aber die Stücke klingen bei ihm dadurch jedes Mal wieder anders.

Alexandre Kantorow 2019 in Moskau
»Musik war bei uns zu Hause immer vorhanden, sie klang aus allen Zimmern.«
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Foto: imago images/ITAR-TASS.

Kirill Petrenko – Vorfreude und Aufbruch

Im Juni 2015 wählten die Berliner Philharmoniker Kirill Petrenko zu ihrem Chefdirigenten, im Sommer 2019 trat er das Amt an. Unsere exklusive Edition präsentiert zentrale Aufnahmen dieser Phase der Vorfreude und des Aufbruchs. In Interpretationen von Werken von Beethoven, Tschaikowsky, Franz Schmidt und Rudi Stephan offenbaren sich nicht nur erste wichtige Programmlinien, sondern auch das spannungsreiche, intensive Musizieren in dieser Partnerschaft. Jetzt erscheinen diese besonderen Aufnahmen auf 6 LP.

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Sie spielen die große Virtuosenliteratur, von Rachmaninow bis Balakirews Islamey, scheinen technisch also nichts zu fürchten. Gibt es auch Repertoire, an das Sie sich noch nicht herantrauen?

Da wäre so einiges von Bach … Ich versuche die Musik, die ich spiele, total zu verinnerlichen, aber bei Bach gibt es so viele Schichten verschiedener Stimmen, die ineinandergreifen, dass mir seine Werke als die größte Herausforderung erscheinen. Man muss dabei einen klaren Kopf bewahren – und bei mir geht es, wie ich schon sagte, oft nicht so strukturiert zu. Trotzdem will ich mich Bach weiter annähern und werde ihn hoffentlich eines schönen Tages auch im Konzert spielen.

Nun haben Sie einen ziemlich vollen Terminkalender, geben viele Konzerte. Wie viel Zeit bleibt Ihnen zum Üben und zum Erarbeiten von neuem Repertoire?

Das ist die größte Herausforderung in den letzten Jahren gewesen, und ich habe mir vorgenommen, 2024 ein paar Monate freizuhalten, um neue Werke einzustudieren. Denn das ist effektiver, als es am Nachmittag vor einem Konzert zu machen. Es gibt für mich einfach keinen Alltag mehr – manchmal weiß ich überhaupt nicht, welcher Wochentag gerade ist. Das Reisen hält auch auf: Inzwischen entwickle ich meine Ideen oft sogar ohne Instrument, nur anhand des Notentextes.

Und was machen Sie, wenn Sie auftanken und neue Kraft sammeln wollen?

Ich habe das Glück, in Paris in einem Bezirk zu leben, wo auch viele meiner Freunde wohnen. Wenn ich mit meiner Freundin oder mit meinen Eltern zusammen bin, ist das echte Erholung. Und ich lese auch gern, gehe ins Kino oder zum Schwimmen. Dann kann ich gut abschalten und den Kopf frei bekommen.

Konzerthinweis

• Do 28.09.23 20 Uhr

Fr 29.09.23 20 Uhr

Sa 30.09.23 19 Uhr

Großer Saal

Berliner Philharmoniker

Tugan Sokhiev Dirigent Alexandre Kantorow Klavier

Franz Liszt Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 A-Dur Dmitri Schostakowitsch Symphonie Nr. 4 c-Moll op. 43

So erfolgreich, wie Sie sind: Haben Sie eigentlich noch Träume?

Sicher, aber die haben weniger mit dem Klavier zu tun. Ich würde zum Beispiel gerne segeln. Oder meinen Flugschein machen. Musikalisch interessiert es mich, Programme zu entwerfen und andere Konzertformen zu entwickeln. Im letzten Jahr habe ich in Nîmes mit Freunden erstmals ein Kammermusik-Festival veranstaltet, einen echten Marathon. Das würde ich gerne fortsetzen, auch in größeren Sälen.

Zu Ihrem Image als Überflieger zählt auch, dass Sie allgemein hochbegabt sind und schon in der Schule zwei Klassen übersprungen haben. Gibt es auch etwas, das Sie gar nicht können?

Handwerklich bin ich wirklich unbegabt. Meine Hände taugen zwar fürs Klavier, aber ansonsten bin ich total ungeschickt. Ich kann auch nicht zeichnen oder malen. Außerdem habe ich einen richtig schlechten Orientierungssinn. Meiner Mutter war es wichtig, dass ich intellektuell aufgeweckt bin – das half natürlich in der Schule – und dass ich gut logisch denken kann. Aber die Schule ist bekanntlich nicht das Leben. Da muss dann jeder seine eigenen Wege finden, »out of the box«, also auch unkonventionelle.

Susanne Stähr ist Dramaturgin beim Schweizer Lucerne Festival. Franz Liszt
25 Phil — Heft 1 2023/24
Foto: akg / North Wind Picture Archives.

Von Bayern nach New York

Die Orgel hat unter den Musikinstrumenten nicht gerade das beste Image. Orgeln klingen alle gleich, lautet ein gängiges Vorurteil, und Orgelmusik steht im Verdacht, nicht besonders spannend zu sein. Raphael Attila Vogl ärgert sich über den schlechten Ruf des Instruments. Wer den 27-Jährigen persönlich kennenlernt, ist nicht selten überrascht, denn so hat man sich einen Organisten nicht vorgestellt. Raphael Vogl sieht eher aus wie ein Model oder ein Fitnesstrainer und nicht wie jemand, der angeblich eintönige Musik spielt. Dabei hat der gebürtige Niederbayer sein Handwerk von der Pike auf gelernt: erster Klavierunterricht mit sechs, fünf Jahre später kam die Orgel hinzu, als er 13 war, nahm ihn der Passauer Domorganist Ludwig Ruckdeschel unter seine Fittiche und wurde sein Mentor. Zu diesem Zeitpunkt war der Teenager der »Königin der Instrumente« bereits verfallen. »Das erstaunliche an der Orgel ist, dass man das komplette Hörspektrum des Menschen abdeckt –vom Infraschall bis hin zum Ultraschall«, erzählt Vogl im Gespräch mit Phil. »Man kann von den leisesten Registern, die lieblich und zart klingen, umschalten und einen Heidenlärm veranstalten.«

Doch irgendwann wurde ihm Bayern zu klein. Nach dem Bachelor-Examen in Regensburg bewarb sich Raphael Vogl um einen der begehrten Master-Studienplätze an der renommierten Juilliard School in New York und wurde prompt genommen. Seit gut 20 Jahren ist er der erste deutsche Orgelstudent, dem der Sprung an den Hudson River gelungen ist. Dort studiert er bei Paul Jacobs, der dank eines gewonnenen Grammy Awards eine Bekanntheit genießt, die weit über die Orgelwelt hinausstrahlt. »Raphael Vogl ist ein außergewöhnlicher junger Künstler«, lobt Jacobs seinen Studenten, »der mittels seiner eleganten Musikalität und seiner einfallsreichen Programme sofort Verbindung zu seinem Publikum aufbaut. Darüber hinaus verfügt Raphael über ein feines Gespür für Farben und ein hervorragendes Gedächtnis. Wenn die Orgel die ›Königin der Instrumente‹ ist, dann ist Raphael Vogl ihr junger Prinz.«

Nach bestandenem Master-Examen entschied er sich, in New York zu bleiben und auch noch das Examen als Doctor of Musical Arts abzulegen, doch längst ist

er auf den Konzertpodien in Europa und den USA zu Gast. Wo immer Raphael Vogl heute auftritt, verleitet er sein Publikum zu Beifallsstürmen. Die leidenschaftliche Virtuosität, der draufgängerische Impetus und die jugendliche Kraft seiner Interpretationen – das alles ist faszinierend und bezwingend. Kein Wunder, dass er in den vergangenen Jahren gleich mehrfach Erste Preise in internationalen Wettbewerben gewann.

Für sein Debüt in der Philharmonie Berlin hat sich Raphael Vogl Verstärkung vom philharmonischen Soloklarinettisten Wenzel Fuchs geholt. Gemeinsam musizieren sie ein Programm, das den Organisten auch als Arrangeur vorstellt. Als Hauptwerk erklingen Max Regers berühmte Mozart-Variationen, die die Berliner Philharmoniker wenige Wochen zuvor in ihrem Saisoneröffnungskonzert präsentieren und die Raphael Vogl nun in seiner eigenen Orgelfassung darbietet. Wetten, dass Ihnen nicht langweilig wird?

Konzerthinweis

• So 08.10.23 11 Uhr

Großer Saal

Raphael Attila Vogl Orgel

Wenzel Fuchs Klarinette

Johann Sebastian Bach

Toccata g-Moll BWV 915

Johann Ludwig Krebs

Fantasie f-Moll Krebs-WV 604

Camille Saint-Saëns Klarinettensonate Es-Dur op. 167

Kevin Matthew Puts Air für Klavier und Klarinette

Max Reger Variationen und Fuge über ein Thema von Mozart op. 132

Oliver Hilmes ist Chefredakteur des Magazins Phil. Foto: Annette Hauschild / Ostkreuz
An vier Sonntagen pro Saison bitten die berühmtesten Organistinnen und Organisten der Welt zur Orgelmatinee in die Philharmonie Berlin, häufig gesellen sich auch Mitglieder der Berliner Philharmoniker hinzu. Anfang Oktober gibt Raphael Attila Vogl sein Berliner Debüt.
27 Phil — Heft 1 2023/24

Radikal gegenwärtig

Riccardo Minasi ist wahrscheinlich der vielseitigste, neugierigste, virtuoseste, expressivste, kurz: aufregendste Musiker, den Italien in den letzten 50 Jahren hervorgebracht hat. Er begann als Geiger, stürzte sich in die historisch informierte Aufführung von Barockmusik, spielte solistisch und in Ensembles, entwickelte sich vom Konzertmeister zum Dirigenten und arbeitet heute mit allen möglichen Formationen und Organisationen und verfügt über ein Repertoire, das vom Barock bis in die Gegenwart reicht.

Minasi ist ein Musiker, der vor allem eines zu fürchten scheint: die Langeweile – und mit ihr die Gewohnheiten des Hörens, die Routinen der Arbeit, die Besserwissereien der Tradition. Minasi weiß alles über die historischen Bedingungen des Musizierens, und ist doch radikal darin, die Musik, die er macht, in die Gegenwart zu holen. Das sagt man oft so dahin –aber bei Minasi ist es, gerade auch bei Mozart, den er mit den Berliner Philharmonikern aufführen wird, eine schier bestürzende Wahrheit.

Das hat vielleicht mit der besonderen Geschichte der historisch informierten Aufführungspraxis in Italien zu tun. Seinen Ausgang nahm das Spiel auf historischen Instrumenten und unter Anleitung historischer Traktate in Österreich, Deutschland, in den Beneluxstaaten und England, etwas später folgte auch Frankreich. Italien dagegen hielt sich lange fern – ausgerechnet Italien, das in der Barockzeit die Musik nahezu aller anderen europäischen Länder dominierte! Nicht nur waren italienische Musiker in ganz Europa tätig, die Musiker anderer Nationen bis hinauf zu Henry Purcell, Georg Friedrich Händel und Johann Sebastian Bach lernten vom italienischen Stil. Später wurde die historische Aufführungspraxis, wie wir sie kennen, durch italienische Musik auf die Spur gebracht: Nikolaus Harnoncourt fragte sich, ob Arcangelo Corelli seine Musik wirklich so langweilig gemeint hatte, wie sie in den 1950er-Jahren gespielt wurde. Wer sich in Italien für das Spiel auf historischen Instrumenten interessierte, konnte damals

an italienischen Hochschulen nicht viel lernen, sondern musste sich im Ausland fortbilden: bei Ton Koopman in Amsterdam, an der Schola Cantorum in Basel oder in Genf. Die Italiener des Barock schrieben die expressivste, fantasievollste, virtuoseste und zuweilen anarchischste Musik der Welt; wie man ihre Potenziale entfesselt, lernten die Italiener der Moderne allerdings von Nicht-Italienern. Aber sie lernten es auf ihre eigene Art: Italienische Ensembles generieren den Ausdruck mit ausgesprochen virtuosem, körperlichem Zugriff. Entwickelte die historische Aufführungspraxis im Norden ihre Mittel vor allem an Johann Sebastian Bach, also an einer betont intellektuellen Musik mit zuweilen symbolisch verschlüsselter Expression, so musste für die größere Direktheit der italienischen Musik erst eine interpretatorische Sprache gefunden werden. Deswegen zeigen italienische Ensembles bei gleichem Repertoire eine große Frische und Kantigkeit. Ihnen mag dabei der Umstand helfen, dass sie als Späteinsteiger von der ursprünglichen Idee, man könne den historischen Klang wiedererwecken, nicht mehr geprägt wurden. Die Fremdheitserfahrung, die von den ersten, so experimentellen wie akademisch strengen Aufführungen mit historischen Instrumenten ausging, ist längst einer geradezu spontanen Verfügung über ein riesiges Spektrum von Ausdrucksmitteln gewichen. Die Unmittelbarkeit italienischer Musik, ihre expressive Anarchie, ihr radikaler und noch immer moderner Individualismus wird von den italienischen Aufführungspraktikern in besonderer Weise zum Sprechen gebracht.

»Man muss sich immer im Klaren darüber sein, dass wir über Moden reden, wenn wir über Stil sprechen«, sagt Riccardo Minasi und hat der Idee eines historisch authentischen Musizierens damit eine klare Absage erteilt; würde man das wirklich einmal machen, würden »die Leute sagen, die sind besoffen«. 1978 in Rom geboren, konnte Minasi bereits auf dem aufbauen, was die italienischen Pioniere etabliert hatten, ohne sich darauf auszuruhen – im Gegenteil betont er die

Am Pult der Berliner Philharmoniker standen schon einige Vertreter der historisch informierten Aufführungspraxis. Mit Riccardo Minasi tritt Ende Oktober ein weiterer Dirigent vor das Orchester, der seine Wurzeln in der Barockmusik hat.
Dabei versteht sich Minasi keineswegs als Spezialist –»ich weiß gar nicht, was das sein soll«, hat er einmal gesagt.
Phil stellt uns den außergewöhnlichen Musiker vor.
29 Phil — Heft 1 2023/24
Foto: Nancy Horowitz / Museum der Moderne Salzburg

Wichtigkeit von Quellenstudien und weiß, dass derlei bei vielen heutigen Formationen nicht mehr für nötig gehalten wird. Als Geiger spielte er in den unterschiedlichsten Ensembles: bei der Accademia Bizantina und Il Giardino Armonico in seinem Heimatland, aber auch in spanischen Gruppen wie Le Concert des Nations von Jordi Savall oder Al Ayre Español von Eduardo López Banzo; er erkundete mit L’arpa festante ein deutsches und mit der Austrian Baroque Company ein österreichisches Ensemble von innen und spielte sogar beim Helsinki Baroque Orchestra im hohen Norden mit. Mit diesen Erfahrungen gründete Minasi 2007 ein erstes Kammerensemble, Musica Antiqua Roma, mit dem er unter anderem Händels Violinsonaten aufnahm.

Die Aufnahmekarriere von Il pomo d’oro begann allerdings mit zwei Alben von Antonio Vivaldi im Rahmen der von dem französischen Label naïve herausgegebenen Einspielung des Gesamtwerks, in denen sich Minasi sowohl als Solist – teils neben dem ebenso unkonventionellen Dmitry Sinkovsky – wie auch als Leiter präsentiert. Die Ergebnisse sind, auch zusammen mit den meist hervorragenden anderen Ensembles in den Gesamtaufnahmen, überwältigend. Der so oft als Fließbandarbeiter verdächtigte Vivaldi erweist sich in Minasis Lesart als geradezu manischer Ausdrucksmusiker. Hier wird kein Ton, keine Phrase gespielt, deren expressive Funktion nicht genau gefasst und zugespitzt wird. Aber es entsteht dadurch kein struppiges Chaos, ganz im Gegenteil wird die Form dieser Musik auf diese Weise plastisch wie nie zuvor. Zum großtaktigen Schaukeln hat der Hörer keine Gelegenheit; das dichte dramatische Geschehen macht die langsamen Sätze psychologisch notwendig: Irgendwann muss man auch mal durchatmen.

Dass in ihm ein Dirigent veranlagt war, erfuhr Minasi erst als Konzertmeister während einer Eugen OneginProduktion, als Kent Nagano ihn bat, die Proben vorzubereiten. 2012 war er dann als Konzertmeister Gründungsmitglied und bald auch Dirigent von Il pomo d’oro, einem Orchester von so mitreißender und inspirierender Energie, dass es bald zu einem der liebsten Begleitensembles für Sänger wurde, die Barock-Recitals aufnehmen: Ob Xavier Sabata, Franco Fagioli, Max Emanuel Cencic, Ann Hallenberg oder sogar Joyce DiDonato – sie alle fanden in dem wesentlich von Minasi geprägten Il pomo d’oro Unterstützung, Anregung und deutlich mehr als nur Begleitung. Der gute Kontakt zu solchen Sängerpersönlichkeiten ermöglichte dem Ensemble dann auch schnell repräsentative Opernaufnahmen vor allem von Händels Werken: Mit Tamerlano und Partenope machte sich Minasi als zupackender Operndirigent bekannt.

So ideal Minasi seine Ideen mit Il pomo d’oro auch realisieren konnte – schon im Jahr 2014 dirigierte er erstmals das experimentierfreudige Hamburger Streichorchester Ensemble Resonanz. Es begann eine künstlerisch fruchtbare Zusammenarbeit, die in der laufenden Saison zur Ernennung zum Principal Guest Conductor führte. Minasi verließ mit den modern spielenden Hamburgern den Bereich des historischen Instrumentariums und des barocken Repertoires. Aber auch hier entstanden sofort Aufnahmen, die durch ihre technische, expressive und interpretatorische Qualität auffielen, wobei Technik, Expression und Interpretation bei Minasi ein und dasselbe zu sein scheinen. Schließlich kennt er sich als Geiger mit Spieltechnik bestens aus und gelegentlich spielt er mit der eigenen Violine am Dirigentenpult vor, was er sich vorstellt. Die Symphonien Carl Philipp Emanuel Bachs können in weniger detailversessener Aufführung schnell etwas beliebig und schwach erfunden klingen. Minasi und das Ensemble Resonanz hingegen lassen keinen Ton einfach passieren, schärfen Kontraste und zeigen, dass hier doch das meiste am genau richtigen Platz steht und genau die Gestalt hat, die der erzählerische Verlauf benötigt. Mit diesem Ensemble arbeitete Minasi sich in der Musikgeschichte vor: Nach dem berühmtesten Bach-Sohn folgte mit Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven der Schritt ins klassische Repertoire. Aber hört man die Aufnahme von Mozarts letzten Symphonien, fragt man sich doch, wie bekannt dieses Repertoire denn eigentlich ist. Zu jedem Ton fällt Minasi etwas ein, in jedem Ton liegt einerseits die körperliche Spannung

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»Man muss sich immer im Klaren darüber sein, dass wir über Moden reden, wenn wir über Stil sprechen.«

eines neugierigen Spiels, andererseits die geistige Spannung der genau definierten Position im Ganzen, sowohl innerhalb der Phrase als auch innerhalb des polyfonen Gewebes und schließlich auch innerhalb eines rhetorischen Zusammenhangs. Minasi zeigt, wie eigenständig Mozarts Bläserstimmen sind, wie sie ihrer alten Wiener Bestimmung als »Harmoniemusik« entwachsen, wie vielstimmig Mozart das Orchester denkt.

Minasis Neugier dringt selbst in scheinbar abwegige Bereiche vor. Mit seinem Zürcher Orchestra La Scintilla, gebildet aus Musikerinnen und Musikern der Oper Zürich mit Interesse an historischen Instrumenten, hat er etwa die Corona-Pause genutzt, um an den Streichinstrumenten die Stege gleich auszurichten und überall die gleichen Darmsaiten aufzuziehen. Er überlegt, Verdi-Opern mit diesem Orchester auszuprobieren. Seine Einladungen ermöglichen ihm, immer weiter in der Musikgeschichte vorzudringen, zu Wagner, zu Mahler. Wie antwortete Minasi auf die Frage nach dem Spezialisten? »Ich weiß gar nicht, was das sein soll.« Nun ja, ein Spezialist für durchdachtes wie aufregendes, immer wieder Fragen provozierendes und dadurch gegenwärtiges Musizieren ist Riccardo Minasi auf jeden Fall!

Konzerthinweis

• Do 26.10.23 20 Uhr

Fr 27.10.23 20 Uhr

Sa 28.10.23 19 Uhr

Großer Saal

Berliner Philharmoniker

Riccardo Minasi Dirigent

Noah Bendix-Balgley Violine

Thomas Timm Violine

Wolfgang Amadeus Mozart

Così fan tutte KV 588: Ouvertüre

Symphonie Nr. 35 D-Dur KV 385 »Haffner«

Concertone C-Dur für zwei

Violinen und Orchester KV 190

Symphonie Nr. 40 g-Moll KV 550

Peter Uehling ist Musikredakteur der Berliner Zeitung.
MAI FASHION Berlin, Clausewitzstr. 1, 10629 Berlin, U-Bhf. Adenauerplatz Tel. 030 88 77 48 94, Mo.- Fr. 13-18 Uhr, Sa. 12-15 Uhr STATEMENTDESIGN . DE mia mai_Phil_2023_rechts_aussen.qxp_Layout 1 19.06.23 21:03 Seite 1 Foto:
Heyligers 31 Phil — Heft 1 2023/24
Mode aus der eigenen Manufaktur
Lorelei

Klingende Wände

Von Bernhard Schulz
Heribert Schindler
Foto:

Ende April 1964. »Es ist mir selten widerfahren, dass mich ein Werk heutiger Architektur so beglückt hat wie die Philharmonie in Berlin, die Sie geschaffen haben.« Der Adressat jener Zeilen war Hans Scharoun, der Architekt der Philharmonie, die ein halbes Jahr zuvor eröffnet worden war. Das ist nun 60 Jahre her. Ein Geburtstagsglückwunsch.

»Hier ist Demokratie als Bauherr am Werke gewesen«, schloss Adolf Arndt, Berlins Senator für Wissenschaft und Kunst, seine Rede zur Eröffnung des Neubaus der Philharmonie am 15. Oktober 1963. Den Begriff von der »Demokratie als Bauherr« hatte er bereits drei Jahre zuvor in einem vielbeachteten Vortrag in der Akademie der Künste ausgeführt, ja eigentlich geprägt. Hier nun war gebaute Wirklichkeit geworden, was Arndt im Sinn hatte. Seither gilt die Architektur der Philharmonie geradezu beispielhaft als »demokratisch«.

Herbert von Karajan hatte anderes im Blick. »Dieser Entwurf scheint mir deshalb so glücklich zu sein, weil außer den akustisch sicher sehr günstigen Anforderungen der Wände ein Moment besonders hervorgehoben wird, und das ist die restlose Konzentration der Zuhörer auf das Musikgeschehen. Ich kenne keinen bestehenden Konzertsaal, in dem das Sitzproblem so ideal gelöst ist wie in diesem Entwurf«, bemerkte Karajan, nachdem er die Skizze Hans Scharouns für den geplanten Neubau der Philharmonie begutachtet hatte.

Ausstellung:

60 Jahre Philharmonie Berlin

Mit Beginn der Spielzeit 2023/24 können Sie im Foyer des Großen Saals zu den Hausöffnungszeiten eine Ausstellung zur Geschichte des Gebäudes besuchen.

Karajan wurde zum größten Fürsprecher des Scharoun-Entwurfs, den er »nicht warm genug zu einer Ausführung« empfehlen könne, wie er dem Preisgericht mitteilte. Dass es tatsächlich so weit kam, war anfangs mitnichten ausgemacht; nicht einmal in der Wettbewerbsjury von 1956 war die erforderliche Zweidrittelmehrheit an Zustimmung zustande gekommen. Auf die Hindernisse spielte denn auch Senator Arndt an, als er in seiner Eröffnungsrede poetisch umschrieb, es werde »auch bittere und schmerzliche und schier verzweifelt hoffnungslose Stunden gegeben haben, als die Wirklichkeit des Alltags und die Begeisterung der Kunst sich aneinander stießen«, wobei Arndt bewusst in der Schwebe ließ, ob dies nur für den »Baumeister« oder nicht auch für den »Bauherrn« gegolten habe. Denn dass die Ausführungsplanung für Scharouns Entwürfe mitunter erst während der Bauausführung vonstattenging und vielleicht eine unvermeidliche Begleiterscheinung seines Entwerfens »von innen nach außen« war, war den Beteiligten schließlich bewusst.

Hans Scharoun, Archikekt der Philharmonie Berlin
»Ich muss Ihnen schreiben«, bekannte der Schriftsteller Max Frisch
34

Davon war am 15. Oktober 1963 nur mehr andeutungsweise die Rede, und in den sechs Jahrzehnten seither ist eine lediglich darauf zielende Kritik ohnehin verstummt. Der Neubau der Philharmonie, kurz gesagt »die« Philharmonie ist wieder und wieder in ihrem Rang als eines der Meisterwerke der Architektur des 20. Jahrhunderts bestätigt worden. Singularität und Beispielhaftigkeit halten sich in der Beurteilung die Waage. Edgar Wisniewski, der Mitarbeiter Scharouns, der nach dessen Tod bereits begonnene Vorhaben vollendete und mit dem Kammermusiksaal ein allerdings eher eigenes Bauwerk im Sinne Scharouns schuf, urteilte 30 Jahre nach der PhilharmonieEröffnung über die in aller Welt errichteten, ähnlich konzipierten Konzertsaalbauten ungnädig: »Diese abgeleiteten Formen entstanden, weil die Philharmonie als Absolutum nicht zu kopieren ist.« Die Philharmonie als »Absolutum«: Das ist, bei allem Vorbehalt gegenüber solch apodiktischem Anspruch, eben doch nicht von der Hand zu weisen.

Ob Frank Gehrys Walt Disney Concert Hall in Los Angeles oder Jean Nouvels Philharmonie in Paris, um nur zwei spektakuläre Großbauten des neuen Jahrhunderts zu nennen, immer meint man Abkömmlinge der Berliner Urform zu sehen und zu betreten. Freilich können sich Nachahmer oder Nachfolger auf Scharoun selbst berufen. »Ist es ein Zufall, dass überall, wo improvisiert Musik erklingt, sich Menschen sofort zu einem Kreis zusammenschließen?«, hatte dieser 1957 in seinen Entwurfserläuterungen unter dem programmatischen Titel »Musik im Mittelpunkt« geschrieben: »Diesen ganz natürlichen Vorgang, der von der psychologischen Seite her jedem verständlich ist, müsste man in einen Konzertsaal übertragen. Musik sollte auch räumlich und optisch im Mittelpunkt stehen.« Und, als ob es nur einen Weg geben könne: »Davon ausgehend ergab sich die Gestaltung des Neubaus der Philharmonie.«

In the Spirit of Jazz

Philharmonie

Kammermusiksaal

13. Oktober

Groove Night

feat. Emma Rawicz Quartet, David Helbock Austrian Syndicate, Peter Somuah Group & DJ Daniel W. Best

19. Dezember

Christmas Special

Jazzrausch Bigband feat. Viktoria Tolstoy, Nesrine, Anna Gréta, Jakob Manz und weitere Überraschungsgäste

New Releases

Classical x Jazz

Foto: Archiv Akademie der Künste, Berlin und © Deutsches Theatermuseum München, Archiv Ilse Buhs/Jürgen Remmler CD | VINYL | DIGITAL WWW.ACTMUSIC.COM
Nights
35 Phil — Heft 1 2023/24
36

Die Architekturgeschichtsschreibung sieht eher auf das Beispielhafte. »Die Philharmonie ist ein Meisterwerk der organischen Architektur und zeigt, dass die Umwelt des Menschen als Ganzes Sinngehalt gewinnt, wenn eine Vielfalt von Elementen auf eine sinnträchtige Mitte bezogen ist«, urteilte früh der bedeutende Architekturhistoriker Christian Norberg-Schulz: »Hier ist das Konzept der organischen Form nicht auf die natürliche Umwelt beschränkt, von der ein im Grunde vom Land herkommender Architekt wie Aalto ausging. In der Philharmonie ist die städtische Umwelt organisch behandelt worden, und dem Betrachter drängt sich das Bild einer Stadt auf, die aus lebendigen Organen und deren Ausdehnung besteht.« Nach 60 Jahren lässt sich allerdings sagen, dass Scharouns Baukunst doch nicht die im Urteil des Historikers mitgemeinte Vorbildfunktion hat ausüben können. So einleuchtend sich die Entwicklungslinien im Lebenswerk Scharouns von den frühen zeichnerischen Anfängen noch vor dem Ersten Weltkrieg her ziehen lassen, so sehr auch das kollegiale Umfeld eines schwärmerisch-visionären Architektur-Expressionismus unmittelbar nach 1919 seine Spuren hinterlassen hat, so wenig Schulbildendes ist von Scharouns späten Entwürfen ausgegangen, ja hätte überhaupt ausgehen können.

Freunde der Berliner Philharmoniker e. V.

Die Freunde der Berliner Philharmoniker trugen maßgeblich zum Bau der Philharmonie bei und ermöglichen auch heute noch viele Projekte des Orchesters. Engagieren auch

Sie sich für die Berliner Philharmoniker und werden Sie Mitglied!

 berliner-philharmoniker.de/freunde

Die Diskussion um Einmaligkeit versus Fortsetzung hat Jahre und Jahrzehnte den Torso des Kulturforums begleitet. Noch 30 Jahre nach Einweihung der Philharmonie waren Bestrebungen stark, nach der 1987 zustande gekommenen Ergänzung um den Kammermusiksaal auch ein vom Meister skizziertes Gästehaus auf die freie Fläche zu stellen, die sich zu Mies van der Rohes unmittelbar nach der Philharmonie erbauter

Konzerthinweis

• Do 19.10.23 20 Uhr

Fr 20.10.23 20 Uhr

Sa 21.10.23 19 Uhr

Großer Saal

Berliner Philharmoniker

Zubin Mehta Dirigent

Boris Blacher Fanfare zur Eröffnung der Philharmonie

Milica Djordjević Neues Werk (Uraufführung) Kompositionsauftrag der Stiftung Berliner Philharmoniker

Gustav Mahler

Symphonie Nr. 5

Neuer Nationalgalerie erstreckt. Endgültig hinfällig geworden sind diese Überlegungen erst mit der Entscheidung für einen weiteren Museumsbau, nun nach Entwurf des Basler Büros Herzog & de Meuron, der bereits in Ausführung begriffen ist. Auch dieser Entwurf hat seine Kritiker. Er bietet aber mit seiner demonstrativen Zugänglichkeit nach allen Seiten und nicht zuletzt mit den von ihm bewirkten neuen Wegebeziehungen die Aussicht, den bislang ungestalteten Raum südlich des Philharmonie-Ensembles baulich zu fassen und das bisherige Straßenland im Sinne eines Shared Space für alle Nutzer, Besucher wie Passanten, zu beleben.

Der hohe Ton, der bei der Eröffnung der Philharmonie angeschlagen wurde, mag uns heute fremd geworden sein. Und doch ist Adolf Arndts Rede es wert, auch außerhalb der aus der damaligen Zeit herrührenden Bezüge wahrgenommen zu werden. Denn Arndt suchte zu formulieren, was über die zweifelsfrei funktionalen Vorzüge der Anordnung von Orchester und Zuhörern hinaus so besonders ist: »Das Widerspruchsvolle des Raumes, den Menschenhand durch das uns zum Bleiben notwendige Bauen stiftet, ist sein Doppelsinn, dass Raum uns zur Vereinzelung trennt und uns zur Gemeinsamkeit eint und dass dadurch Raum auf unsere zwiespältige Sehnsucht antwortet, Mensch im Eigenen allein bei sich selber zu sein und sich gesellschaftlich als Mensch im Gefüge der Gemeinschaft zu bewähren, die uns aus der Verlassenheit befreit.« Es ist dieser hohe Anspruch eines ausbalancierten, eines beide Seiten einschließenden Verhältnisses von Individuum und Gemeinschaft, der in der Philharmonie von Hans Scharoun Gestalt gewonnen hat. 

Bernhard Schulz war Redakteur im Kulturressort des Tagesspiegels und schreibt weiterhin über Kunst und Architektur.

Foto: Heribert Schindler
37 Phil — Heft 1 2023/24

Unter Radar dem

»Ruhm ist der Schatten einer Leidenschaft, die im Licht steht«, sinnierte der libanesischUS-amerikanische Dichter, Philosoph und Maler Khalil Gibran. In den Genuss dieses »Schattens« kamen die wenigsten Komponistinnen der vergangenen Jahrhunderte, auch wenn ihre Leidenschaft für die Musik zweifellos groß war. Denn das Spotlight der Musikgeschichte war selten und dann nicht dauerhaft auf sie gerichtet. Doch langsam, aber sicher erhalten manche dieser Komponistinnen die verdiente Aufmerksamkeit, Konzert- und Opernhäuser präsentieren vermehrt ihre unbekannten Werke. Auch die Berliner Philharmoniker bieten im Oktober einer faszinierenden und im 18. Jahrhundert durchaus renommierten Komponistin eine Bühne: Marianna Martines (1744–1812). Dieser neue Fokus auf das Schaffen von Komponistinnen im Konzertbetrieb entwickelt sich in fruchtbarer Wechselwirkung mit der seit Jahren aufblühenden Forschung rund um das Thema Gender und Musik mit Kongressen, Publikationen und Studien. So wird der Scheinwerfer auf die Musikgeschichte allmählich neu ausgerichtet, nicht nur in Bezug auf aktuelle Komponistinnen, sondern auch rückwirkend, mit Blick auf die letzten Jahrhunderte. Eine lohnende Erweiterung der Perspektive!

Nischenräume in einer Männerdomäne

Die Lebensrealität von Frauen war lange Zeit durch große Abhängigkeiten geprägt, ihre Möglichkeiten in der »Hochkultur« waren eng an ihre gesellschaftliche Rolle geknüpft – an ihr Vermögen und damit verbunden natürlich auch an ihre Bildung. Talentierte Frauen waren im 18. Jahrhundert vor allem als Primadonnen in der Oper gefragt, auch als Instrumentalistinnen machten sich einige einen Namen, etwa die in Mannheim als Organistin tätige Anna Maria Bardele oder auch die Glasharmonika-Virtuosin Marianne Kirchgessner und die Pianistin Maria Theresia Paradis. Zudem konnten Frauen als Mäzeninnen oder Veranstalterinnen von musikalischen Salons oder Konzerten in Erscheinung treten – allerdings in der Regel nur, wenn sie wohlhabend verheiratet waren. Nur im betuchten, bestenfalls adeligen Umfeld war es Frauen möglich, an der Welt der »klassischen Musik« teilzuhaben und sie gar selbst zu prägen. Dies galt ganz besonders für den Bereich des Komponierens. So waren Frauen – als begabte Ehefrauen, Töchter oder Schwestern – angewiesen auf das Wohlwollen und die Förderung durch ihr männliches Umfeld. Dass begabte Söhne dabei in der Regel deutlich stärker in ihren Karrieren unterstützt wurden als begabte Töchter, lässt sich unter anderem an der Familie Mozart und später an der Familie Mendelssohn ablesen.

Die meisten von uns werden vermutlich Schwierigkeiten haben, ad hoc drei Komponistinnen aus den letzten Jahrhunderten zu nennen, vielleicht fallen uns Hildegard von Bingen, Fanny Hensel oder Clara Schumann ein. Gab es keine weiteren? Natürlich gab es sie! Ihre Werke wurden und werden bis heute allerdings selten editiert, veröffentlicht und aufgeführt – und verharren dadurch allzu oft in der Stille, unter dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung. Phil präsentiert eine unbekannte Komponistin des 18. Jahrhunderts.
Von Anna Vogt
Foto: akg-images / De Agostini Picture Lib. / A. Dagli Orti 39 Phil — Heft 1 2023/24
Linke Seite: Die österreichische Komponistin Marianna Martines

Starke patriarchalische (Moral-)Vorstellungen erschwerten zusätzlich den Weg von Frauen ins künstlerische Schaffen, lange Zeit wurde ihnen schlichtweg das Talent zum Komponieren abgesprochen. Gut bezahlte Ämter in diesem Bereich und die öffentliche Anerkennung blieben ihnen – bis auf wenige Ausnahmen – verwehrt. Einzelne Komponistinnen wie Franziska Danzi-Lebrun, Prinzessin Anna Amalie von Preußen (die jüngste Schwester Friedrichs des Großen), Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach und Marianna Martines wussten zwar dieses Vorurteil im 18. Jahrhundert mit ihren Werken souverän zu widerlegen. Die Schieflage in der Wertschätzung weiblichen Komponierens veränderte dies im Grundsatz jedoch nicht.

Talentiert und gut vernetzt

Marianna Martines, 1744 in Wien geboren, scheint mit bemerkenswertem Selbstbewusstsein, großer Schaffenskraft und zahlreichen Talenten ihren Weg als Künstlerin verfolgt zu haben. Sie war Tochter des Zeremonienmeisters des apostolischen Nuntius in Wien. Ihre Familie stand in engem Kontakt mit dem Wiener Hof und war unter anderem mit dem Wiener Hofpoeten Pietro Metastasio befreundet. Dieser erkannte Martines‘ Begabung und wurde ihr erster prägender Förderer und Lehrer. Auf seine Vermittlung hin erhielt sie später Unterricht bei Wiener Größen wie Nicola Porpora und Joseph Haydn. So machte Martines schon früh als komponierendes Wunderkind auf sich aufmerksam; mit ihrer musikaffinen Familie und in Wien als einem der bedeutendsten kulturellen Zentren im 18. Jahrhundert hatte sie ungewöhnlich gute Voraussetzungen für ihre Entwicklung. Als erste Frau überhaupt wurde sie 1773 in die renommierte Accademia Filarmonica di Bologna aufgenommen, einen illustren Kreis, dem auch Arcangelo Corelli, der Sänger Farinelli, Johann Christian Bach, Karl Ditters von Dittersdorf und Wolfgang Amadeus Mozart angehörten.

Der englische Musiker und Musikhistoriker Charles Burney, der sie auf einer seiner Reisen in Wien erlebte, war fasziniert von Martines‘ Vielfachbegabung: »Sie übertraf wirklich noch die Erwartung, die man mir von ihr beigebracht hatte. Sie sang zwo Arien von ihrer eignen Komposition über Worte von Metastasio, wozu sie sich selbst auf dem Flügel akkompagnierte, und zwar auf eine wohlverstandne, meisterhafte Manier.« Denn nicht nur als Komponistin wurde sie zu ihrer Zeit in Wien gefeiert, sondern auch als Cembalovirtuosin und Sängerin. Ihre häuslichen Akademien, an denen auch Wolfgang Amadeus Mozart teilnahm, galten zudem als ein musikalischer Hotspot Wiens. Eine finanzielle Absicherung erhielt Marianna Martines dadurch, dass Metastasio ihr und ihren Geschwistern nach seinem Tod sein Vermögen hinterließ. Ökonomisch gesehen war eine Ehe daher für sie

Fanny Hensel, geb. Mendelssohn
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Foto: akg-images

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nicht notwendig – und sie widmete sich ihr Leben lang ganz der Musik. Ihr überliefertes Vermächtnis, neben vielen heute verschollenen Werken, umfasst mehrere Messen und Psalmvertonungen, Litaneien und Oratorien, Kantaten und Motetten sowie mehrere Cembalo-Sonaten, Cembalo-Konzerte und eine Sinfonia, die die Berliner Philharmoniker im Oktober 2023 zur Aufführung bringen werden.

Auch wenn Marianna Martines zur Zeit Mozarts in Wien als profilierte Musikerin und Komponistin galt – heute ist ihr Œuvre ein Schatz, der gehoben werden will. Dass es mittlerweile viele spezielle Programme, Stipendien und Wettbewerbe zur Förderung von Komponistinnen gibt, ist als wichtiges Korrektiv für die Musikgeschichtsschreibung der letzten Jahrhunderte zu werten. Doch solange diese Programme nötig sind, solange in den Portfolios der Verlage und in den Diskografien der Labels noch keine oder nur wenige Werke von Komponistinnen zu finden sind, ist Gendergerechtigkeit im Berufsbild Komponieren noch längst keine Realität, sondern Zukunftsmusik. 

Konzerthinweis

• Fr 06.10.23 20 Uhr

Sa 07.10.23 19 Uhr

So 08.10.23 20 Uhr

Großer Saal

Berliner Philharmoniker

Fabio Luisi Dirigent

Evgeny Kissin Klavier

Marianna Martines

Sinfonia C-Dur

Wolfgang Amadeus Mozart

Konzert für Klavier und Orchester Nr. 23 A-Dur KV 488

Franz Schmidt Symphonie Nr. 2 Es-Dur

Foto: (links) akg-images / picture alliance / Arco Images G, (rechts) akg-images.
Hildegard von Bingen Clara Schumann
43 Phil — Heft 1 2023/24
Anna Vogt arbeitet im Generalsekretariat des Deutschen Musikrates in Berlin.

Der lange Atem eines Asthmatikers

Der Komponist Alban Berg, gemalt von seinem Lehrer Arnold Schönberg.

Die Teil-Uraufführung von Alban Bergs Drei Orchesterstücken durch die Berliner Philharmoniker im Juni 1923 in Berlin war ein unerwarteter Erfolg – und die erste Etappe zum internationalen Ruhm des Wiener Genies. 100 Jahre später steht das Werk erneut auf dem Programm des Orchesters. Es dirigiert Kirill Petrenko.

Eigentlich hätte alles schiefgehen müssen. Einen normalen Lauf der Dinge vorausgesetzt, hätte Alban Berg das Stück nie schreiben dürfen, denn Arnold Schönberg, sein gottgleicher Lehrer, war dagegen (und hat es später mit keinem Wort erwähnt); der Gattungswechsel von einer geplanten einsätzigen Symphonie zu einem dreisätzigen Orchesterstück führte zu gravierenden konzeptionellen Änderungen, wobei der Kriegsausbruch 1914 den Ausdruckscharakter des ursprünglich heiter gedachten Werkes noch einmal radikal veränderte; schließlich zeigte sich nach langer Zeit noch eine erfreuliche Bedrohung: die Uraufführungdurch die damals noch »Philharmonisches Orchester« genannten Berliner Philharmoniker. Sie brachte den Komponisten in arge Terminnöte, denn eine gedruckte Ausgabe gab es genauso wenig wie einen Klavierauszug. Auch ließ angesichts der geringen Probenzeiten der enorme Schwierigkeitsgrad das Schlimmste befürchten.

Die Probleme von 1923 waren nicht kurzfristig aufgetreten. Vielmehr handelte es sich um den Höhe- und Endpunkt einer bereits 1913 einsetzenden Krise. Und Probleme mit Tradition sind bekanntlich besonders schwer lösbar. Berg und Schönberg hatten im Sommer 1913 einige Tage in Berlin verbracht. Obwohl längst nicht mehr sein Lehrer, nörgelte Schönberg ständig an dem jüngeren Kollegen herum, an dessen Energielosigkeit und fehlender Zielstrebigkeit, an der unleserlichen Handschrift und nachlässigen Kleidung. Berg nahm sich die Vorwürfe zu Herzen, verinnerlichte vor allem die Stilkritik an seinen Kompositionen, die er selbst jetzt als geringfügig, ja wertlos bezeichnete. Schönbergs Engagement, die Altenberg-Lieder und die Klarinettenstücke des ehemaligen Eleven aufführen

zu lassen, war auffallend schwach – und gemessen an den Hilfeleistungen, die ihm Berg seit Jahren erbrachte, geradezu schäbig. Man hat die aufopfernde Selbstzerstörung zugunsten seines Lehrers mit dem Verhalten eines Wozzeck und einer Gräfin Geschwitz verglichen, zweier Bühnengestalten aus Bergs Opern. Überhaupt sind viele Werke Bergs von persönlichen Erlebnissen inspiriert, was ihm unter Zeitgenossen, die eher zu abstrakter Sachlichkeit neigten, wenig Freunde schuf.

Die Situation eskalierte beinah, als Berg 1913 beschloss, eine Symphonie zu schreiben, also jene Gattung zu nutzen, die mit der Zwölftonmethode kaum vereinbar ist. Symphonien leben von Konflikten, von thematischen, harmonischen und auch rhythmischen, sie berichten wortlos von einem Geschehen, dem die Hörer folgen können, indem sie einzelne Segmente unterscheiden und im Verlauf des Werkes wiedererkennen. All dies erlaubt die dodekafone Methode nur rudimentär; sie löscht fast sämtliche Erinnerungsspuren, anhand derer eine Orientierung möglich wäre. Schönberg war sich dieser Eigenart seines neuen Systems wahrscheinlich bewusst. Er hat nach seiner Kammersymphonie Nr. 1, die 1906 am Ende seiner freitonalen Phase entstand, 33 Jahre gebraucht, um eine weitere Kammersymphonie zu vollenden. Dass sich Alban Berg in jugendlichem Leichtsinn der unter Romantikverdacht stehenden Gattung zuwandte, musste Schönberg als Untreue werten. Was Berg zwar nicht von seinem Plan abbrachte, die Ausführung jedoch erheblich erschwerte. Mehrmals entschuldigte er sich förmlich bei Schönberg, »dass ich von Ihren diversen Vorschlägen, was ich zunächst komponieren soll, nicht Gebrauch gemacht habe«, und behauptete, dessen Kammersymphonie zum Muster genommen zu haben. Tatsächlich inspirierten ihn Mah -

Foto: akg-images / Erich Lessing
45 Phil — Heft 1 2023/24
Von Volker Tarnow

lers Lied von der Erde und Neunte Symphonie, deren Uraufführungen er in München 1911 beziehungsweise in Wien 1912 erlebt hatte. Sein Versuch, Schönbergs strenge Forderungen zu erfüllen, ohne seine persönliche, durchaus spontan-emotionale und Mahler verwandte Tonsprache aufzugeben, führte in der Folge zu einem langjährigen und bisweilen quälenden Kompositionsprozess. Der Kriegsausbruch brachte zunächst keinen Stillstand; bevor er einberufen wurde, vollendete Berg 1915 in der Weststeiermark, unweit der italienischen Front, sogar den Mittelsatz, den Reigen, des nunmehr »Drei Orchesterstücke« genannten Werkes. Den Titel »Symphonie« und einen Großteil des bereits komponierten Materials hatte er aufgegeben. Dieser Reigen war eigentlich, einem Wunsch Schönbergs entsprechend, als heiteres Stück angelegt. Davon konnte mittlerweile keine Rede mehr sein. Bergs Depression angesichts des Krieges, aber auch sein gesundheitlicher Zustand sind dem Werk tief eingezeichnet; in einem Brief an Schönberg beschreibt er den bedrückenden Finalsatz als »Marsch eines Asthmatikers, der ich bin und, mir scheint, ewig bleibe«.

Wann genau die drei Stücke – Präludium, Reigen und Marsch – vollendet wurden, ist nicht bekannt. Jedenfalls hielt Schönberg, der Widmungsträger, im August 1915 das Werk in Händen. Im Sommer 1919 wollte Erwin Schulhoff die Drei Orchesterstücke in Dresden zu Gehör

bringen, aber der Plan zerschlug sich. Erst 1923 kam es, wahrscheinlich auf Vermittlung Hermann Scherchens, zur Uraufführung. Sie fand im Rahmen einer Österreichischen Musikwoche statt: die Berliner Philharmoniker spielten Anfang Juni unter der Leitung Paul Pellas zweimal Mahlers Achte Symphonie, am 24. Juni dirigierte Alexander Zemlinsky seine Maeterlinck-Lieder und Anton Webern seine Passacaglia sowie zwei von Bergs Drei Orchesterstücken op. 6. Initiiert und finanziert – einschließlich Bergs Reise nach Berlin – hatte die Musikwoche der junge Wiener Dirigent Pella.

Die Universal Edition sicherte Alban Berg zu, die Oper Wozzeck und seine Orchesterwerke zu drucken – aber das sollte noch dauern. Für das Konzert in der alten Philharmonie musste man kurzfristig Abschriften der Stimmen besorgen, die Berg vier Jahre zuvor für Dresden erstellt hatte. Leider konnten nur zwei Proben ermöglicht werden, weswegen der Marsch entfiel. Komponist und Dirigent schickten trotzdem begeisterte Berichte nach Wien. Berg hob hervor, »dass alles sehr gut ausführbar ist: freilich von einem so fabelhaften Orchester wie dieses. Die schwierigsten Phrasen mit Reinheit und unbedingter Richtigkeit der Töne gespielt, dass ich das nie für möglich gehalten hätte.« Und Webern hielt fest: »Der Widerspruch war ganz unbedeutend. Das Orchester hat ganz großartig gespielt.«

Foto: Archiv Berliner Philharmoniker 46

Das Auditorium reagierte erstaunlich freundlich. Nicht einmal die Berliner Kritiker wetzten die Messer, wie sie es sonst bei modernen Programmen mit Leidenschaft taten. Und wie sie es gut zwei Jahre später auch wieder tun sollten, als die Berliner Lindenoper den Wozzeck aus der Taufe hob. Das meiste davon war präfaschistoides Gesudel, nur wenige Autoren bemühten sich um eine seriöse Beurteilung von Bergs Schaffen. Aber es gab auch vereinzelt Zustimmung, ja sogar ein lautes Presselob – allerdings nicht in Sachen Musik: zehn Tage nach der Opernpremiere berichtete die Berliner Morgenpost darüber, wie der Komponist geistesgegenwärtig einen Mann von den Schienen des U-Bahnhofs Friedrichstadt zerrte und vor dem unmittelbar darauf einfahrenden Zug rettete. Selbst dafür reichten die Kräfte des schwerkranken Asthmatikers. Vor einem Insektenstich jedoch musste sein Körper zehn Jahre später kapitulieren. Alban Berg starb 1935 an einer Blutvergiftung.

Volker Tarnow ist Musikkritiker für Berliner Morgenpost, Opernwelt und Fono Forum.

Konzerthinweis

• Mi 01.11.23 20 Uhr

Do 02.11.23 20 Uhr

Fr 03.11.23 20 Uhr

Großer Saal

Berliner Philharmoniker

Kirill Petrenko Dirigent

Wolfgang Amadeus Mozart Symphonie Nr. 29 A-Dur KV 201

Alban Berg Drei Orchesterstücke op. 6 (revidierte Fassung von 1929)

Johannes Brahms Symphonie Nr. 4 e-Moll op. 98

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Vom 26. August bis zum 18. September 2023 startet das Berliner Konzertleben mit dem Musikfest Berlin in die neue Spielzeit, veranstaltet von den Berliner Festspielen in Kooperation mit den Berliner Philharmonikern.

Wechselwirkungen

Von Habakuk Traber

25 Ensembles – instrumentale, vokale, große, kleine – dazu mehr als 50 Solistinnen und Solisten aller Fächer entfalten in 28 Veranstaltungen ein Panorama der Musik. Internationale Größen wirken mit wie das Royal Concertgebouw Orchestra aus Amsterdam, das Israel Philharmonic Orchestra, das Boston Symphony Orchestra und das London Symphony Orchestra, aus München kommen das Bayerische Staatsorchester und die Philharmoniker. Sie gestalten das Musikfest 2023 gemeinsam mit Spitzenensembles der Hauptstadt, allen voran die Berliner Philharmoniker. Auch Jubilare sind dabei: 500 Jahre besteht das Bayerische Staatsorchester, vor 100 Jahren trat der Kern des späteren Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin (RSB) erstmals zusammen; beide werden von ihrem gemeinsamen Chefdirigenten Vladimir Jurowski geleitet. Vor 75 Jahren wurde außerdem der RIAS Kammerchor Berlin gegründet.

Geschichtsbewusst

Seinen 80. Geburtstag feierte kürzlich Dirigent John Eliot Gardiner. Die Aufführungen mit seinem Monteverdi Choir und seinem Orchestre Révolutionnaire et Romantique üben eine magnetische Faszination aus. Woher rührt sie? Wer sich mit der Historizität musikalischer Werke immer und immer wieder beschäftigt, gelangt irgendwann einmal an den Punkt, an dem die Geschichte zur Aktualität aufspringt. Gardiner fand diesen Punkt immer wieder, selbst bei schwer zugänglichen Werken wie Ludwig van Beethovens Missa solemnis. In diesem Jahr verwirklicht er ein Großprojekt: Hector Berlioz’ Oper Les Troyens konzertant im historischen Originalklang – eine Premiere in Berlin. Hier kam das Musiktheater bisher nur

1930 und 2010 auf die Bühne, gespielt auf modernen Instrumenten. Nun ist die Geschichte der Trojaner, eine Geschichte von Krieg, Betrug, Liebe, Trennung, Fahrt ins Ungewisse und versuchtem Neustart, im Composer’s Cut und in der vollen Kraft ihrer Musik zu erleben.

Den Kontrapunkt setzen Philippe Herreweghe und das Collegium Vocale Gent mit einem anderen Hauptwerk: Bachs h-Moll-Messe. Vor 50 Jahren begannen die Flamen wie Gardiner mit Barockmusik, sie dehnten ihren stilistischen Radius inzwischen bis zu Gustav Mahler aus – auf Bach aber kommen sie immer wieder zurück. Der RIAS Kammerchor Berlin ergänzt die Gala der Geschichtsbewussten zur Trilogie. Mit dem Freiburger Barockorchester widmet er sich Joseph Haydns Missa in tempore belli.

Hauptspur

Einmal traten sie zusammen auf, und zwar 1909 in New York: Gustav Mahler, der Wegbereiter, und Sergej Rachmaninow, der distanzierte Zeitgenosse der Moderne. Mahler dirigierte Rachmaninows Drittes Klavierkonzert, der Komponist spielte den Solopart – und bedankte sich euphorisch für die gründliche Probenarbeit, die dem Werk eine glänzende Wirkung bescherte. Beim Musikfest ist Rachmaninow nicht mit seinen »Schlachtrossen«, sondern in der Breite seines Schaffens präsent – vom Klavierstück über Lieder und Kammermusik bis zu symphonischen Werken und einem abendfüllenden Chorstück. Die Ganznächtliche Vigil, die chorisch aufbereitete Liturgie für die Nächte vor hohen Feiertagen, ist ein Paradestück des Rundfunkchors Berlin. Das Israel Philharmonic Orchestra stellt Rachmaninows letztes

49 Phil — Heft 1 2023/24

Konzerthinweis

• Do 14.09.23 20 Uhr

Fr 15.09.23 20 Uhr

Sa 16.09.23 19 Uhr

Großer Saal

Musikfest Berlin

Berliner Philharmoniker

Kirill Petrenko Dirigent

Christian Gerhaher Bariton

Iannis Xenakis Jonchaies für Orchester

Karl Amadeus Hartmann

Gesangsszene nach Worten aus Sodom und Gomorrha von Jean Giraudoux

Márton Illés Lég-szín-tér (Uraufführung)

Kompositionsauftrag der Stiftung Berliner Philharmoniker, finanziert durch die Ernst von Siemens Musikstiftung György Kurtág Stele für großes Orchester op. 33

Werk, die Symphonischen Tänze, in Kontexte des Erinnerns: mit den Psalmen von Paul Ben-Haim, einem der Gründerväter der klassischen Musik Israels, und einem neuen Werk von Betty Olivero. Vladimir Jurowski und das RSB ehren Rachmaninow mit dessen Dritter Symphonie.

Mahler spricht beim Musikfest für sich: Sir Simon Rattle lässt die Neunte, Mirga Gražinytė-Tyla die Zweite allein stehen. Und er spricht im Dialog mit heutiger Musik: Der Siebten mit ihren romantischen Nachtstücken stellt Iván Fischer mit dem Concertgebouw Orchestra Lieder von Jörg Widmann voran, der in der Saison 2023/24 Composer in Residence der Berliner Philharmoniker ist. Solokonzerte von Unsuk Chin führen jeweils zu Mahlers Lied von der Erde und der Fünften Symphonie hin. Die beiden sind musikalisch durch Welten getrennt, ihre Werke harmonieren dennoch auf eigentümliche Weise. Beide mussten sich eine musikalische Heimat, »eine Welt« (Mahler), er-komponieren. Beide eint der Anspruch, Ideen genau auszuarbeiten. Kein Werk ist wie das andere. Das Konzert für Sheng und Orchester entwickelte Chin für den Virtuosen Wu Wei aus dem konzertanten Instrument heraus, alle Facetten des chinesischen Blasinstruments werden hier ausgereizt. Das Cellokonzert dagegen macht das klassische Problem des Genres zum Thema und gewinnt dem konflikthaften Gegenüber von Solo und Orchester dramatisch schöne Musik ab.

Was ist neu?

Neue Musik gehört zum Musikfest Berlin. Aber was ist neu? Sir George Benjamin, Komponist und Dirigent, gibt eine Antwort. Erst flaniert er

mit dem Ensemble Modern durch die Frühzeit der Moderne, dann mit dem Ensemble Modern Orchestra durch das bunte Spektrum heutigen Komponierens. Die Berliner Philharmoniker zeigen unter Kirill Petrenko die Moderne in ihrer Dynamik und Humanität: in Klangbewegungen und Raumerkundungen von Xenakis und Illés, in Hartmanns apokalyptischer Gesangsszene und Kurtágs Gedenkmusik Stele, die 1994 von den Philharmonikern uraufgeführt wurde.

Neue Musik wandelt sich global. Das Musikfest stellt dazu ein interessantes Projekt vor, im Zentrum steht die traditionelle Musik aus dem Iran: ihre Ton- und Ausdruckssysteme, ihre Poesie, ihre Instrumente. Das Māhbānoo Ensemble führt in diese hochdifferenzierte Kunst ein. 2011 von Majid Derakhshāni, einem Meister traditioneller persischer Musik, gegründet, besteht es ausschließlich aus Frauen; ihnen ist seit der islamischen Revolution der Gesang in der Öffentlichkeit verboten, deshalb tritt die Gruppe nur im Ausland auf. Wolfgang von Schweinitz, dessen Œuvre auf Verfeinerung des Hörens zielt, komponierte ein Duo für Violine und Kontrabass, in dem er aus der traditionellen persischen Musik und ihrer Mikrotonalität eine nie gehörte Mehrstimmigkeit entwickelt. Ihm antwortet der Setār-Virtuose Majeed Qadianie mit der Kunst der Improvisation, die in der persischen Musik eine große Rolle spielt. Ein Dialog, der nach Fortsetzung ruft!

 berliner-philharmoniker.de/musikfest
Habakuk Traber ist Autor von Büchern, Rundfunk- und Programmheftbeiträgen.
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Kontrabassist Martin Heinze schwebt gerne über den Dingen

In dieser Rubrik stellen wir Berliner Philharmoniker und ihre außermusikalischen Leidenschaften vor.

Es ist eine Binsenweisheit: Hobbys sind ein Ausgleich für den Alltag. Für so manche Mußestunde muss man tief in die Tasche greifen. Golfspielen kann schnell ein paar Tausend Euro im Jahr kosten, und die Anschaffung einer Segelyacht verschlingt gar Unsummen. Nicht so bei Martin Heinze, der für die Pflege seines Hobbys nur zwei Bäume und eine Slackline benötigt – letztere gibt es bereits für knapp 50 Euro. Die Slackline ist ein Gurtband, das zwischen zwei Befestigungspunkten gespannt ist und auf dem man dann balanciert. Das Ganze erinnert auf den ersten Blick an Seiltanz, doch beim genaueren Hinsehen gibt es einen wichtigen Unterschied: Das Seil ist in der Regel straff gespannt und bewegt sich kaum, die Slackline hängt locker und wackelt ständig hin und her, worin der besondere Reiz besteht.

Martin Heinze, der 1987 gerade 22-jährig jüngstes Mitglied des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks wurde und 1993 zu den Berliner Philharmonikern wechselte, ist vom Slacklinen fasziniert. »Es verlangt das perfekte Zusammenspiel aus Balance, Konzentration und Koordination«, erläutert er im Gespräch mit Phil. »Wie bei jedem ganzheitlichen Training sind nahezu alle Muskelgruppen beteiligt.« Das sehe leichter aus als es ist, gibt der Kontrabassist zu, doch das ständige Ausgleichen der Eigenbewegung sei enorm anstrengend. »Der Muskelkater ist gerade in der Anfangszeit garantiert«, fügt er schmunzelnd hinzu.

Der 58-Jährige trainiert ein- bis zweimal pro Woche für jeweils etwa eine Stunde – am liebsten in der freien Natur. Um Stürze zu verhindern, müsse man rechtzeitig abspringen, so Martin Heinze, und das sei toll im Sand oder im weichen Gras. Doch wenn das Wetter einmal nicht mitspielt, kann er sich auch in seiner Wohnung auf einer Indoor-Slackline betätigen.

»Ich erlebe die Slackline als sehr geselligen Sport, bei dem nicht der Wettbewerb im Vordergrund steht«, erklärt Martin Heinze. Er habe sogar ein paar Philharmoniker-Kollegen, mit denen er sein Hobby teilen könne. »Dann treffen wir uns, jeder spannt eine ›Line‹ –und los geht’s. Das ist immer ein Riesenspaß.«

Bei der Frage nach den schönsten Orten, wo er trainiert habe, gerät Martin Heinze ins Schwärmen. »Einmal stand ich im New Yorker Central Park auf der Slackline, was ein großes Erlebnis war.« Doch auch in Luzern, Baden-Baden oder Salzburg, wo die Berliner Philharmoniker regelmäßig gastieren, habe er seine Stammplätze.

Wenn Martin Heinze nicht gerade im Orchester spielt, ist er auch als Kammermusiker in vielfältiger Weise tätig. Einen Schwerpunkt bildet hier das Ensemble Nukleus, zu dem er sich mit der Pianistin Heike Gneiting und seinem Kollegen Jan Schlichte zusammengeschlossen hat und das sich als einziges philharmonisches Ensemble ausschließlich der zeitgenössischen Musik widmet.

»Das Balancieren auf der Slackline ist ein wunderbarer Ausgleich zu meinem Beruf als Musiker«, sagt Martin Heinze zu guter Letzt. »Es hilft mir aber auch, mich auf den Punkt zu konzentrieren und meine Kraft effektiv einzusetzen. Und darüber hinaus hat sich meine Körperhaltung verbessert.« Die rund 50 Euro für die Anschaffung der Slackline sind zweifellos gut investiert.

Rubrik • Wenn ich nicht Musiker wäre …
Oliver Hilmes ist Chefredakteur des Magazins Phil. Foto: Stephanie Steinkopf / Ostkreuz
53 Phil — Heft 1 2023/24

Aktuelles

Stabwechsel in der Karajan-Akademie

Mit Beginn der Saison 2023/24 geht die Geschäftsführung der Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker e.V. auf Simon Rössler über. Er folgt auf Peter Riegelbauer, der dieses Amt über acht Jahre innehatte.

Der 36-jährige Simon Rössler ist seit 2008 Mitglied der Schlagzeuggruppe der Berliner Philharmoniker. Dr. Hans-Michael Giesen, Vorstandsvorsitzender der Karajan-Akademie, erklärt: »Seit Peter Riegelbauer 1981 zu den Berliner Philharmonikern kam, hat er sich für den musikalischen Nachwuchs engagiert. In seiner Amtszeit als Geschäftsführer hat Peter Riegelbauer unsere Karajan-Akademie entscheidend geprägt und vorangebracht. Wir haben ihn als Fürsprecher und Vertrauensperson der jungen Musikerinnen und Musiker erlebt und zugleich als umsichtigen Organisator und als wichtigen Ansprechpartner für alte und neue Förderer. Seine Ideen und seine Energie haben dazu beigetragen, dass die Akademie ihre doppelte Rolle – als symbiotisches Element im Gefüge der Berliner Philharmoniker und als eigenständige Einrichtung mit besonderem Profil – so erfolgreich weiterentwickeln konnte. Beispielhaft sei hier die noch junge eigene Konzertreihe der Karajan-Akademie im Kammermusiksaal genannt. Damit sind jetzt beste Voraussetzungen für den Stab- und gleichzeitig Generationswechsel an Simon Rössler gegeben. Er wird mit vielen eigenen Ideen daran anknüpfen und wir freuen uns auf seine neuen Sichtweisen und Anstöße.«

Der neue Geschäftsführer Simon Rössler Peter Riegelbauer leitete bisher die Karajan-Akademie.
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Blick zurück in Dankbarkeit

Sie spielten unter vier Chefdirigenten, engagierten sich in diversen Orchestergremien oder in der Kammermusik. Nach fast 40 Jahren bei den Berliner Philharmonikern heißt es nun für Soloposaunist Christhard Gössling und Flötist Michael Hasel Abschied nehmen –von einem Beruf, den beide als großes Glück empfunden haben.

Christhard Gössling Soloposaune

Mitglied seit 01.09.1984

»Mit großer Dankbarkeit schaue ich auf mein Berufsleben zurück. Ich betrachte es als größtes Glück, dass ich mein Hobby zu meinem Beruf machen konnte. Seit 45 Jahren bin ich Orchestermusiker, seit 39 Jahren an der weltweit bestmöglichen Stelle bei den Berliner Philharmonikern, und es hat mir bis zum heutigen Tag die größte Freude bereitet. Ich durfte die ganze Welt sehen und die Sichtweise vieler Länder kennenlernen – eine sehr bereichernde Lebenserfahrung.

Sehr gerne habe ich meine diversen Ehrenämter ausgeübt, von Personalrat und Orchestervorstand bis zum Stiftungsratsmitglied in Berlin und bei den Salzburger Osterfestspielen. Doch die Musik blieb für mich immer das Wichtigste. Darüber hinaus möchte ich mich für das Vertrauen des Orchesters bedanken, mir zwei Amtszeiten als Rektor der Hochschule für Musik Hanns Eisler ermöglicht zu haben, ohne das Orchester verlassen zu müssen.

Aber nun ist es Zeit für die nächste Generation. Möge mein Nachfolger seine musikalische Aufgabe ähnlich sehen wie ich und uns allen immer wieder ein kleines Stück Himmel auf Erden schenken. Der größte Dank aber geht an meine liebe Frau, mit der ich noch länger verheiratet bin als mit meinem Beruf. Ich werde versuchen, ihr und meinen vielen Kindern und Enkelkindern ein klein wenig von der Zeit zurückzugeben, die ich vorher nicht gehabt habe.«

Mitglied seit 01.09.1984

»Für eine Karriere als Orchestermusiker waren und sind die Berliner Philharmoniker nach wie vor die erste Adresse. Das Niveau der Kolleginnen und Kollegen, der Dirigentinnen und Dirigenten sowie der Solistinnen und Solisten, die Architektur und Akustik von Großem Saal und Kammermusiksaal, der Publikumszuspruch, die demokratischen Arbeitsstrukturen – das alles ist aus meiner Sicht nirgendwo sonst so zu finden.

Meine 40 Jahre bei den Berliner Philharmonikern waren geprägt von den Chefdirigenten Herbert von Karajan, Claudio Abbado, Sir Simon Rattle und Kirill Petrenko. Das gemeinsame Musizieren mit all den wunderbaren Musikerinnen und Musikern des Orchesters und besonders meinen Kollegen an der Soloflöte – Karlheinz Zöller, Andreas Blau, Emmanuel Pahud und Sébastian Jacot – spornte mich an und forderte mich zur Weiterentwicklung der eigenen Ansprüche und Fähigkeiten heraus. Besonders dankbar bin ich dafür, dass ich mich auf allen Positionen in unserer Flötengruppe vom Piccolo bis zur Bassflöte, von der Soloflöte bis zur letzten Flöte verwirklichen konnte.

Neben all den großartigen Orchesterkonzerten waren die 31 Jahre, die ich mit meinen Kollegen Andreas Wittmann, Walter Seyfarth, Fergus McWilliam und Henning Trog – bzw. nach seinem Ausscheiden Marion Reinhard – im Philharmonischen Bläserquintett musizieren durfte, ein besonderes Highlight. Hunderte von Konzerten, Dutzende Tourneen rund um den Globus und 25 CD-Produktionen (von denen viele als Referenzeinspielungen gelten) mit diesem Ensemble bleiben unvergessliche künstlerische und menschliche Erinnerungen. Nun freue ich mich darauf, für vieles mehr Zeit zu haben: für meine historischen Tasteninstrumente, besonders das Hammerklavier und Clavichord, fürs Dirigieren, für Wassersport und ins Theater gehen – und natürlich und zu allererst für meine Frau.«

Foto, linke Seite: (links) Stefan Höderath, (rechts) Sebastian Hänel. Rechte Seite: Sebastian Hänel
(2). Michael Hasel Flöte
55 Phil — Heft 1 2023/24

Aktuelles Probezeit

Für vier Musikerinnen und Musiker ging eine aufregende Phase zu Ende: Paula Ernesaks, László Gál, Andraž Golob und Matic Kuder haben ihre Probezeit bestanden. Herzlichen Glückwunsch! Phil stellt Ihnen die neuen Mitglieder der Berliner Philharmoniker vor.

Paula Ernesaks Horn

»Mein erster Gedanke war, dass die nächsten 40 Jahre meines Lebens nun vorgezeichnet sind und dass ich sie mit einem Traumjob verbringen werde«, antwortet Paula Ernesaks auf die Frage, was ihr bei der Nachricht über die bestandene Probezeit durch den Kopf ging. Die aus einer estnischen Familie stammende Musikerin schaffte im März 2022 den Sprung in die Horngruppe der Berliner Philharmoniker. Anfänglich spielte Paula Ernesaks Klavier, aber über eine Freundin, die mit Begeisterung Horn im Orchester spielte, kam sie auf die Idee, auch Horn zu lernen, weil ihr das Instrument wegen seines Aussehens und Klangs sehr gefiel. Mit 14 Jahren begann sie ihr Studium am Espoo Music Institute und wechselte 2012 an die Sibelius-Akademie, wo sie Schülerin von Jukka Harju wurde und ihr Studium 2021 mit dem Bachelor abschloss.

Als Mitglied in verschiedenen Jugendorchestern entdeckte Paula Ernesaks dann, wie beglückend es ist, in einem Orchester zu spielen und entschied, dies zu ihrem Beruf zu machen. Orchestererfahrung sammelte sie im Verbier Festival Orchestra, im Mahler Chamber Orchestra sowie der Norddeutschen Philharmonie Rostock. In der Saison 2017/18 spielte die Hornistin, die durch das Ausbildungsprogramm der Finnischen Nationaloper und des Finnischen Radiosymphonieorchesters gefördert wurde, im Kuopio Symphony Orchestra. Von Finnland kam sie als Stipendiatin an die Karajan-Akademie und von dort über das Probespiel direkt ins Orchester. Als größte Herausforderung während der Probezeit empfand sie es, nicht daran zu denken, dass sie noch in der Probezeit ist. »Sobald ich mich an die Arbeitsroutine gewöhnt hatte, wurde es leichter. Schließlich wollte ich die Zeit mit dem Orchester auskosten –egal, ob es zwei oder 40 Jahre sind!« In den vergangenen Monaten habe sie – so die Musikerin – viel gelernt. Die Arbeit im

Orchester empfinde sie nicht nur als eine Quelle des Glücks, sondern als eine Möglichkeit, sich immer weiterzuentwickeln. »Ich hoffe jedenfalls, dass ich so lange lernen werde, bis ich eine der Ältesten im Orchester bin.« 

László Gál wusste bereits als Schuljunge, dass er Orchestermusiker werden will. »Gemeinsam zu musizieren macht mich glücklich«, meint der Ungar, der das Metier durch seinen Vater und Großvater, beide Solohornisten in Budapester Orchestern, von klein auf kennengelernt hat. Zudem verliebte er sich in den vielseitigen Klang des Horns, der sich so gut sowohl mit den Holz- als auch den Blechbläsern mischen kann. Nur logisch, dass er dieses Instrument auch lernen wollte. Schon während der Schulzeit gewann er bei nationalen Wettbewerben 1. Preise. 2015 kam László Gál nach Berlin, um an der Universität der Künste bei ChristianFriedrich Dallmann zu studieren. Anschließend besuchte er die Orchesterakademie der Staatskapelle Berlin und sammelte in der Staatskapelle am dritten Horn erste Orchestererfahrung, ehe er im Mai 2022 die Stelle bei den Berliner Philharmonikern erhielt, einem Orchester, dem er sich schon lange verbunden fühlt. »Ich bin mit den Aufnahmen der Berliner Philharmoniker aufgewachsen und hätte nie gedacht, dass ich einmal hier spielen darf. Ein Traum ist wahr geworden!«

Eine herausfordernde Zeit begann. Um gut vorbereitet in die erste Probe gehen zu können und sich sicher zu fühlen, übte er nicht nur seine Stimme, sondern erarbeitete sich jede Woche

bestanden!
László Gál Horn
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sämtliche Werke mit der Partitur. Nach der bestandenen Probezeit freut er sich nun, dass diese stressige Situation vorbei und er ein offizielles Mitglied der Berliner Philharmoniker geworden ist. »Aber es gilt, auf dem höchsten Niveau weiterzumachen.« Im vergangenen Jahr habe er – so der Musiker – sehr viel gelernt, vor allem genau auf die anderen zu hören und selbst auf die kleinsten Details zu achten. »Dank der Zusammenarbeit mit berühmten Dirigenten und außergewöhnlichen Kolleginnen und Kollegen ist mein musikalisches Verständnis viel bunter geworden.« 

Andraž Golob Bassklarinette

Matic Kuder

Klarinette

Der Morgen, an dem Matic Kuder auf das Ergebnis der Abstimmung wartete, zählt zu den aufregendsten Momenten seines Lebens. »Nach den spannenden und herausfordernden Wochen in Baden-Baden und der Aufführung von Schostakowitschs Sechster Symphonie in der Abstimmungswoche war die Nachricht über das bestandene Probejahr eine große Erleichterung. Ich bin glücklich und stolz«, meint der Klarinettist, der seit Dezember 2021 in der Holzbläsergruppe der Berliner Philharmoniker spielt.

Klarinette zu lernen, war für den gebürtigen Slowenen naheliegend, weil in der Familie ein Cousin und ein Onkel das Instrument spielten. Von Letzterem erhielt er auch seinen ersten Klarinettenunterricht. Später studierte Matic Kuder in Ljubljana am Konservatorium für Musik und Ballett bei Dusan Sodja und an der Akademie für Musik, außerdem an der Kunstuniversität Graz bei Gerald Pachinger sowie an der Nürnberger Hochschule für Musik bei

Thomas Holzmann. Erste Orchestererfahrung sammelte er als Mitglied des Gustav Mahler Jugendorchesters. Die positiven Erlebnisse in diesem Klangkörper trugen maßgeblich dazu bei, dass Matic Kuder sich für den Beruf des Orchestermusikers entschied. Der Preisträger mehrerer internationaler Wettbewerbe begann seine Laufbahn 2017 als Soloklarinettist bei den Nürnberger Symphonikern, ehe er vier Jahre später zu den Berliner Philharmonikern wechselte. Während der Probezeit galt es, sich möglichst gut ins Orchester zu integrieren – und trotzdem den eigenen, persönlichen Stil zu wahren. Dass dies gut gelang, verdanke er – so der Musiker – auch der Unterstützung seiner Kolleginnen und Kollegen. »Die waren eine sehr große Hilfe! Ihre wertvollen Tipps und ihr konstruktives Feedback haben mich immer ein Stück weitergebracht.« Durch das gemeinsame Musizieren mit den anderen Orchestermitgliedern hätte er sich persönlich und musikalisch enorm weiterentwickelt. Was er als größte Herausforderung empfand?

»Das Orchester verlangt von uns eine unglaubliche Leistung – in jeder Probe und jedem Konzert müssen wir aufs Höchste konzentriert und immer in Form sein.«

Nur langsam sickerte die Nachricht über die bestandene Probezeit in Andraž Golobs Bewusstsein. »Erst als mir im Laufe des Tages auf einmal alle gratulierten und mich umarmten, realisierte ich, dass ich nun ein Teil dieser wunderbaren Familie geworden bin«, erzählt der Bassklarinettist, der seit Oktober 2021 in der Holzbläsergruppe der Berliner Philharmoniker spielt. Den Weg dorthin beschritt der Slowene von der Musikschule seiner Heimatstadt Celje über ein Musikstudium in Graz bei Gerald Pachinger und Bertram Egger und eine Ausbildung an der Orchesterakademie der Wiener Philharmoniker. Schon während des Studiums entdeckte der mehrfache Preisträger internationaler Wettbewerbe die Freude am gemeinsamen Musizieren und entschied, die Laufbahn eines Orchestermusikers einzuschlagen. Erste Orchestererfahrung sammelte er durch Aushilfstätigkeiten beim Philharmonischen Orchester Graz, bei den Nürnberger Symphonikern und an der Wiener Staatsoper sowie als Mitglied des Gustav Mahler Jugendorchesters.

Die Probezeit bei den Berliner Philharmonikern war für Andraž Golob eine wichtige Phase, um seine Rolle im Orchester zu finden und sich nicht zu sehr mit den eigenen Zweifeln zu beschäftigen. »Auch als ich noch nicht sicher sein konnte, dass ich hier bleiben werde, habe ich jeden Moment genießen können und deswegen unvergessliche Konzerte erlebt!« Gleichzeitig empfand er die vergangenen eineinhalb Jahre als sehr motivierend – dank der inspirierenden Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen, von denen er viel gelernt hat. Ihre Musizierlust und Risikofreude hätten ihn – so der Klarinettist – angesteckt und künstlerisch wachsen lassen. »Das gilt auch für unseren Chefdirigenten Kirill Petrenko: ein frischer Impuls von seiner Seite und auf einmal wird für mich alles neu und interessant. Diese Erfahrungen begleiten mich im Alltag und machen mich zu einem besseren Musiker!«

57 Phil — Heft 1 2023/24
Foto: Stefan Hoederath (4)

Nachrufe

Dietrich Gerhardt gehörte dem Orchester von 1955 bis 1993 als Bratscher an. 1928 in Berlin geboren, erhielt er seine Ausbildung von 1948 bis 1951 an der Musikhochschule Freiburg im Breisgau. Er war Musiker beim Südwestfunk, im Stuttgarter Kammerorchester und im Orchester von Radio Bremen, ehe er im September 1955 Mitglied der Berliner Philharmoniker wurde. Unter den vielen musikalischen Erlebnissen der folgenden Jahrzehnte prägte sich ihm vor allem das Konzert unter Daniel Barenboim zum Fall der Berliner Mauer ein, das er als »das schönste, bewegendste Konzert meines Lebens« bezeichnete.

Ein besonderes Anliegen war Dietrich Gerhardt die demokratische Eigenständigkeit der Berliner Philharmoniker, in deren Gremien er über viele Jahre aktiv war: von 1969 bis 1972 und von 1981 bis 1990 im Fünferrat und von 1972 bis 1976 im Orchestervorstand. Als Kammermusiker spielte er mit Kollegen des Orchesters von 1960 bis 1965 im Philharmonischen Oktett Berlin und von 1965 bis 1987 im Westphal-Quartett. Auch für die Ausbildung des Nachwuchses engagierte er sich, etwa bei der Gründung der KarajanAkademie 1972 oder als Lehrer an der Berliner Hochschule der Künste von 1988 bis 1995. Am 7. November 2022 ist Dietrich Gerhardt im Alter von 94 Jahren gestorben.

Rudolf Weinsheimer 1931 – 2023

Die Berliner Philharmoniker trauern um Rudolf Weinsheimer, der dem Orchester vier Jahrzehnte lang als Cellist angehörte. Vor allem als Initiator der 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker hat er sich einen Namen gemacht.

Geboren 1931 in Wiesbaden, studierte Rudolf Weinsheimer an der Folkwangschule in Essen und war ab 1954 Solocellist der Nordwestdeutschen Philharmonie. Im Dezember 1956 wurde er zu Beginn der Ära Karajan Mitglied der Berliner Philharmoniker und gehörte von 1978 bis 1984 dem Orchestervorstand an. 1996 ging Rudolf Weinsheimer in den Ruhestand.

Seine Idee zur Gründung der 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker wurde 1972 verwirklicht: Ein in seiner Besetzung und seinem Erfolg einzigartiges Ensemble entstand. Darüber hinaus engagierte er sich für den musizierenden Nachwuchs, vor allem für das Orchester der Waseda-Universität in Tokio. Am 11. April 2023 ist Rudolf Weinsheimer im Alter von 91 Jahren gestorben.

Foto: (oben) Michaela Gericke, (unten) Johannes Weinsheimer.
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Seit 15 Jahren ganz nah dran:

Digital Concert Hall

Ob Schellackplatte, Radio oder Fernsehen – die Berliner Philharmoniker waren medial immer am Puls der Zeit. Seit mittlerweile 15 Jahren begleitet die Digital Concert Hall das Orchester und erzählt seine Geschichte(n): in Live-Streams und in einem einzigartigen On-Demand-Archiv – immer ganz nah dran, immer in bester Ton- und Bildqualität.

Jetzt 7 Tage kostenlos entdecken auf digitalconcerthall.com

Konzerte

• Do 14.09.23 20 Uhr

August

• Fr 25.08.23 19 Uhr Großer Saal

Konzert zur Saisoneröffnung in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bank

Berliner Philharmoniker

Kirill Petrenko Dirigent

Max Reger Variationen und Fuge über ein Thema von Mozart op. 132

Richard Strauss

Ein Heldenleben op. 40

Auftakt in eine neue, spannende Konzertsaison: Kirill Petrenko und die Berliner Philharmoniker mit Richard Strauss’ klangprächtiger Tondichtung Ein Heldenleben.

Tickets: 47 bis 145 €

• Sa 26.08.23 18-2 Uhr PalaisPopulaire

Lange Nacht der Museen in Kooperation mit den Berliner Philharmonikern

Erfahren Sie in Express-Führungen ab 18.30 Uhr stündlich mehr über die Kunstwerke von Kara Walker, Samuel Fosso und Wangechi Mutu in der Ausstellung The Struggle of Memory. Es erwarten Sie außerdem Highlights aus dem Education-Programm der Berliner Philharmoniker: So können Sie und Ihre Kinder von 18 bis 20 Uhr eigene Instrumente bauen, die sogleich für eine kleine musikalische Aufführung um 19 und 20 Uhr genutzt werden können. Im Anschluss gibt es um 21, 22 und 23 Uhr weitere Kurzkonzerte, mit Musik und Poetry Slam auf der VeloStage, einer mobilen, aufklappbaren Bühne. Das Restaurant LePopulaire hat den Terrassenbereich geöffnet, damit Sie auch kulinarisch gut durch die Nacht kommen.

lange-nacht-der-museen.de

September

• So 03.09.23 ab 12 Uhr Philharmonischer Garten und Musikinstrumentenmuseum

Ein Tag im Grünen

Die Anrainer des Kulturforums öffnen ihre Gärten und Höfe für ein großes Fest. Im Philharmonischen Garten erwarten Sie u. a. ein Auftritt der Vokalhelden sowie ein beschwingtes Platzkonzert mit den Blechbläsern der Karajan-Akademie.

• So 03.09.23 14 Uhr Philharmonie Berlin

Familienführung: Familienbande

Was brauchen Musiker*innen, um ein Konzert zu geben? Genau! Einen Konzertsaal und Instrumente. In dieser Führung lernen Familien beides kennen. Sie erkunden mit der Philharmonie Berlin einen der berühmtesten Konzertsäle der Welt. Anschließend geht es weiter ins benachbarte Musikinstrumenten-Museum.

Eintritt: frei Altersempfehlung: 6–10 Jahre Dauer: 90 Minuten Karten: Kostenlose Tickets können Sie ausschließlich per Telefon unter +49 (0) 30 254 88-999 reservieren. Treffpunkt: Künstlereingang Großer Saal (Zugang Potsdamer Straße)

• Sa 09.09.23 19 Uhr So 10.09.23 20 Uhr

Großer Saal

Berliner Philharmoniker

Jörg Widmann Dirigent und Klarinette

Carolin Widmann Violine

Jörg Widmann

Con brio, Konzertouvertüre

Violinkonzert Nr. 2

Fantasie für Klarinette solo Felix Mendelssohn Bartholdy Symphonie Nr. 5 d-Moll op. 107 »Reformationssymphonie«

Unser Composer in Residence

Jörg Widmann teilt mit Felix Mendelssohn Bartholdy die Lust am Tempo und an schillernden Instrumentalfarben.

In Kooperation mit Berliner Festspiele / Musikfest Berlin

Tickets: 26 bis 80 €

Fr 15.09.23 20 Uhr

Sa 16.09.23 19 Uhr

Großer Saal

Berliner Philharmoniker

Kirill Petrenko Dirigent

Christian Gerhaher Bariton

Iannis Xenakis

Jonchaies für Orchester

Karl Amadeus Hartmann

Gesangsszene nach Worten

aus Sodom und Gomorrha von Jean Giraudoux

Márton Illés

Lég-szín-tér (Uraufführung)

Kompositionsauftrag der Stiftung Berliner Philharmoniker, finanziert durch die Ernst von Siemens Musikstiftung

György Kurtág

Stele für großes Orchester op. 33

Ein Konzert voll orchestraler Wucht und Klangfülle: Kirill Petrenko mit expressiven Werken der Moderne und einer Uraufführung.

In Kooperation mit Berliner Festspiele / Musikfest Berlin

Tickets: 26 bis 80 €

• Sa 16.09.23 14 u. 15.30 Uhr Philharmonie Berlin

Familienführung:

Unser Klangschiff

Die Philharmonie Berlin ist ein einzigartiges Klangschiff! Auf der Entdeckungsreise durch das Zuhause der Berliner Philharmoniker gibt es viel zu erleben – ausprobieren und mitmachen ist bei der musikalischen Führung ausdrücklich erwünscht.

Eintritt: Kinder/Schüler frei, Erwachsene 10 €, ermäßigt 5 €

Altersempfehlung: ab 4 Jahre

Dauer: ca. 45 Minuten

Karten: Tickets erhalten Sie ausschließlich online.

Treffpunkt: Künstlereingang Großer Saal (Zugang Potsdamer Straße)

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• So 17.09.23 11 Uhr

Großer Saal

Orgel

Isabelle Demers Orgel

Johanna Pichlmair Violine

Stephan Koncz Violoncello

Josef Gabriel Rheinberger Suite für Orgel, Violine und Violoncello op. 149

Johann Sebastian Bach

Orgelsonate Nr. 6 G-Dur

BWV 530

Max Reger

Fantasie und Fuge für Orgel über B-A-C-H op. 46

Für Liebhaber barocker und romantischer Orgelmusik: Die kanadische Konzertorganistin Isabell Demers debütiert an der technisch erneuerten Orgel der Philharmonie Berlin.

In Kooperation mit Berliner Festspiele / Musikfest Berlin

Tickets: 15 €

• Do 21.09.23 20 Uhr Kammermusiksaal

Mahler Chamber Orchestra

Pekka Kuusisto Violine, Leitung

Ludwig van Beethoven

Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 61

Thomas Adès

Three Studies from Couperin

Joseph Haydn

Symphonie Nr. 45 fis-Moll »Abschiedssymphonie«

Missy Mazzoli

Dissolve, oh my heart für Violine solo

Unkonventionell, virtuos, fetzig: der finnische Geiger und Dirigent Pekka Kuusisto und das Mahler Chamber Orchestra mit Beethovens Violinkonzert.

Tickets: 21 bis 48 €

• Fr 22.09.23 20 Uhr

Sa 23.09.23 19 Uhr

So 24.09.23 20 Uhr

Großer Saal

Berliner Philharmoniker

Herbert Blomstedt Dirigent

Richard Strauss

Metamorphosen für 23 Solostreicher

Ludwig van Beethoven

Symphonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 »Eroica«

Gegensätzliche Ausdruckswelten: Herbert Blomstedt dirigiert die weltabgewandten Metamorphosen von Strauss und die revolutionäre »Eroica« des jungen Beethoven.

Tickets: 47 bis 145 €

• Mo 25.09.23 20 Uhr Großer Saal

Jazz at Berlin Philharmonic

Wolfgang Haffner Schlagzeug

Gregory Hutchinson Schlagzeug

Viktoria Tolstoy Gesang hr-Bigband

Jörg Achim Keller Leitung

»Skin Deep« –The Art of Jazz Drumming

Kuratiert von Siggi Loch

Die hohe Kunst des Schlagzeugs: Wolfgang Haffner, Gregory Hutchinson, Viktoria Tolstoy und die hr-Bigband mit einem rhythmusgeladenen Jazzabend.

Tickets: 22 bis 69 €

• Mi 27.09.23 20 Uhr Kammermusiksaal

Jubiläumskonzert 40 Jahre Scharoun Ensemble

Scharoun Ensemble Berlin

Sarah Aristidou Sopran

Hans Werner Henze

Quattro Fantasie (Oktettsätze aus der Kammermusik 1958 und Adagio 1963)

David Philip Hefti

Des Zauberers Spuren für Oktett (Deutsche Erstaufführung)

Brett Dean Ich lausche und ich höre (Uraufführung)

Kompositionsauftrag der Stiftung Berliner Philharmoniker

Franz Schubert

Oktett F-Dur D 803

Runder Geburtstag für eine besondere Formation: Das Scharoun Ensemble feiert mit Werken von Schubert, Henze, Dean und Hefti.

Tickets: 11 bis 28 €

• Do 28.09.23 20 Uhr

Fr 29.09.23 20 Uhr

Sa 30.09.23 19 Uhr

Großer Saal

Berliner Philharmoniker

Tugan Sokhiev Dirigent

Alexandre Kantorow Klavier

Franz Liszt

Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 A-Dur

Dmitri Schostakowitsch

Symphonie Nr. 4 c-Moll op. 43

Alexandre Kantorow, Gewinner des Moskauer TschaikowskyWettbewerbs, debütiert mit dem hochvirtuosen Klavierkonzert Nr. 2 von Liszt.

Tickets: 26 bis 80 €

Oktober

• So 01.10.23 14 Uhr

Philharmonie Berlin

Familienführung:

Familienbande Was brauchen Musiker*innen, um ein Konzert zu geben? Genau! Einen Konzertsaal und Instrumente. In dieser Führung lernen Familien beides kennen. Wir erkunden mit der Philharmonie Berlin einen der berühmtesten Konzertsäle der Welt. Anschließend geht es weiter ins benachbarte Musikinstrumenten-Museum.

Eintritt: frei Altersempfehlung: 6–10 Jahre

Dauer: 90 Minuten

Karten: Kostenlose Tickets können Sie ausschließlich per Telefon +49 (0) 30 254 88-999 reservieren.

Treffpunkt: Künstlereingang Großer Saal (Zugang Potsdamer Straße)

• Fr 06.10.23 20 Uhr

Sa 07.10.23 19 Uhr

So 08.10.23 20 Uhr

Großer Saal

Berliner Philharmoniker

Fabio Luisi Dirigent

Evgeny Kissin Klavier

Marianna Martines

Sinfonia C-Dur

Wolfgang Amadeus Mozart

Konzert für Klavier und Orchester Nr. 23 A-Dur KV 488

Franz Schmidt

Symphonie Nr. 2 Es-Dur

Er gehört zu den Großen seines Fachs: Der Pianist Evgeny Kissin interpretiert eines der berühmtesten Klavierkonzerte Mozarts.

Tickets: 26 bis 80 €

• So 08.10.23 11 Uhr Großer Saal

Orgel

Raphael Attila Vogl Orgel Wenzel Fuchs Klarinette

Werke von Johann Sebastian Bach, Johann Ludwig Krebs, Camille Saint-Saëns, Kevin Matthew Puts und Max Reger

Raphael Vogl ist ein begnadeter Organist und kreativer Arrangeur. Beide Fähigkeiten präsentiert er uns bei seinem Debüt an der Orgel der Philharmonie Berlin.

Tickets: 20 €

• Mo 09.10.23 20 Uhr Kammermusiksaal

Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker

Oscar Jockel Dirigent Veronika Eberle Violine

Giovanni Gabrieli Symphoniae sacrae II: Exaudi me Domine

Oscar Jockel paths in the sky für fünf Orchestergruppen (Uraufführung)

Alban Berg

Konzert für Violine und Orchester »Dem Andenken eines Engels« (Bearbeitung von Faradsch Karaew)

Ludwig van Beethoven Symphonie Nr. 7 A-Dur op. 92

Festlicher Gabrieli, anrührender Berg, mitreißender Beethoven: Der Dirigent und Komponist Oscar Jockel zeigt in diesem Porträtkonzert die ganze Bandbreite seines Könnens.

Tickets: 11 bis 28 €

61 Phil — Heft 1 2023/24

Konzerte

• Di 10.10.23 20 Uhr Kammermusiksaal Quatuor Ébène

Joseph Haydn

Streichquartett g-Moll

Hob. III:33 op. 20 Nr. 3

Béla Bartók

Streichquartett Nr. 6 Sz 114

Robert Schumann

Streichquartett a-Moll op. 41 Nr. 1

Leidenschaft, technische Brillanz und Ausdrucksstärke machen das Quatuor Ébène zu einem der führenden Streichquartette unserer Zeit.

Tickets: 16 bis 37 €

• Mi 11.10.23 20 Uhr Ausstellungsfoyer Kammermusiksaal

Philharmonischer Diskurs

Unser Philharmonischer Diskurs behandelt Themen, die bewegen und berühren.

Tickets: 10 €

• Do 12.10.23 20 Uhr

Fr 13.10.23 20 Uhr

Sa 14.10.23 19 Uhr Großer Saal

Berliner Philharmoniker

Jakub Hrůša Dirigent Corinne Winters Sopran

Marvic Monreal Mezzosopran

David Butt Philip Tenor

Matthew Rose Bass Rundfunkchor Berlin

Antonín Dvořák

Stabat mater op. 58

Voller Innigkeit und Dramatik: Dvořáks Stabat mater gehört zu den berührendsten Chorwerken des 19. Jahrhunderts.

Tickets: 26 bis 80 €

• Sa 14.10.23 14 u. 15.30 Uhr Philharmonie Berlin

Familienführung: Unser Klangschiff

Die Philharmonie Berlin ist ein einzigartiges Klangschiff! Auf der Entdeckungsreise durch das Zuhause der Berliner Philharmoniker gibt es viel zu erleben – ausprobieren und mitmachen ist bei der musikalischen Führung ausdrücklich erwünscht.

Eintritt: Kinder/Schüler frei, Erwachsene 10 €, ermäßigt 5 €

Altersempfehlung: ab 4 Jahre

Dauer: ca. 45 Minuten Karten: Tickets erhalten Sie ausschließlich online.

Treffpunkt: Künstlereingang Großer Saal (Zugang Potsdamer Straße)

• So 15.10.23 11 Uhr Kammermusiksaal

Familienkonzert

Mitglieder der Berliner Philharmoniker

Mohammad Reza Mortazavi

Percussion

Daniel Arab Kalligrafie

Ilka Schneider Kalligrafie

Rainer Strecker Erzähler

Ulla Willis Bühnenbild

Fabers Schatz

Nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Cornelia Funke

Ein ferner Opa, ein kleiner Junge und ein Teppich, der angeblich fliegen kann. Nur wie startet man so ein Zauberding?

Für Kinder ab 6 Jahren

Tickets: 10 € / 20 € (Kinder/Erwachsene)

• Mo 16.10.23 11 Uhr Kammermusiksaal

Schulkonzert

Mitglieder der Berliner Philharmoniker

Mohammad Reza Mortazavi Percussion

Daniel Arab Kalligrafie

Ilka Schneider Kalligrafie

Rainer Strecker Erzähler

Ulla Willis Bühnenbild

Fabers Schatz

Nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Cornelia Funke.

Ihre Schulklasse können Sie über unser Online-Formular anmelden. Der Eintritt ist frei.

• Do 19.10.23 20 Uhr

Fr 20.10.23 20 Uhr

Sa 21.10.23 19 Uhr Großer Saal

Berliner Philharmoniker

Zubin Mehta Dirigent

Boris Blacher

Fanfare zur Eröffnung der Philharmonie

Milica Djordjević

Neues Werk (Uraufführung)

Kompositionsauftrag der Stiftung Berliner Philharmoniker

Gustav Mahler

Symphonie Nr. 5

Mit Gustav Mahlers Fünfter Symphonie dirigiert Zubin Mehta eines der populärsten Werke des Komponisten.

Tickets: 47 bis 145 €

• So 22.10.23 15:30 Uhr Kammermusiksaal

Philharmonischer Salon

Udo Samel Sprecher

Cordelia Höfer Klavier Götz Teutsch Programmgestaltung

»Der unbekannte Salzburger«: Josef Woelfl zum 250. Geburtstag

Josef Woelfl feierte zu Lebzeiten als Pianist und Komponist in ganz Europa Erfolge. Der Philharmonische Salon erinnert an den heute weitgehend vergessenen Künstler.

Tickets: 16 bis 37 €

• Di 24.10.23 20 Uhr Kammermusiksaal

Chamber Orchestra of Europe

Andrew Manze Dirigent

Jan Lisiecki Klavier

Projekt Aufbruch

Ludwig van Beethoven

Coriolan-Ouvertüre c-Moll op. 62

Wolfgang Amadeus Mozart

Konzert für Klavier und Orchester Es-Dur KV 271 »Jenamy«

Joseph Haydn Symphonie Nr. 98 B-Dur

Mit freundlicher Unterstützung der Aventis Foundation

Das Chamber Orchestra of Europe besticht durch seinen

62

leuchtenden, transparenten

Klang – ideal für die Musik von Haydn, Mozart und Beethoven.

Tickets: 21 bis 48 €

• Do 26.10.23 20 Uhr

Fr 27.10.23 20 Uhr

Sa 28.10.23 19 Uhr

Großer Saal

Berliner Philharmoniker

Riccardo Minasi Dirigent

Noah Bendix-Balgley Violine

Thomas Timm Violine

Wolfgang Amadeus Mozart

Così fan tutte KV 588: Ouvertüre

Symphonie Nr. 35 D-Dur KV 385

»Haffner«

Concertone C-Dur für zwei Violinen und Orchester KV 190

Symphonie Nr. 40 g-Moll KV 550

Debüt mit Mozart: Der Dirigent Riccardo Minasi ist einer der spannendsten Mozart-Interpreten unserer Zeit.

Tickets: 26 bis 80 €

• Do 26.10.23 20 Uhr Kammermusiksaal

World Oum Gesang

M-Carlos Saxofon

Yacir Rami Oud

Camille Passeri Trompete

Damian Nueva Bass

Daba

Sie betört mit einer sanften, einschmeichelnden Stimme –die Marokkanerin Oum gehört zu den großen Sängerinnen der Weltmusik-Szene.

Tickets: 35 € November

• Mi 01.11.23 20 Uhr

Do 02.11.23 20 Uhr

Fr 03.11.23 20 Uhr

Großer Saal

Berliner Philharmoniker

Kirill Petrenko Dirigent

Wolfgang Amadeus Mozart

Symphonie Nr. 29 A-Dur KV 201

Alban Berg

Drei Orchesterstücke op. 6 (revidierte Fassung von 1929)

Johannes Brahms

Symphonie Nr. 4 e-Moll op. 98

Kirill Petrenko durchreist die deutsch-österreichische Musiktradition mit Werken, die immer wieder in Abgründe blicken.

Tickets: 47 bis 145 €

• Sa 04.11.23 19 Uhr Kammermusiksaal

Artist in Residence

Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker

Lisa Batiashvili Violine und Leitung

Antonín Dvořák

Serenade für Bläser d-Moll op. 44

Gija Kantscheli

Chiaroscuro für Violine und Kammerorchester

Peter Tschaikowsky

Streichsextett d-Moll op. 70 »Souvenir de Florence«

Beschwingt, elegant, melancholisch: Kammermusik mit unserer Artist in Residence Lisa Batiashvili und der KarajanAkademie.

Tickets: 16 bis 37 €

• So 05.11.23 14 Uhr Philharmonie Berlin

Familienführung:

Familienbande

Was brauchen Musiker*innen, um ein Konzert zu geben?

Genau! Einen Konzertsaal und Instrumente. In dieser Führung lernen Familien beides kennen. Wir erkunden mit der Philharmonie Berlin einen der berühmtesten Konzertsäle der Welt. Anschließend geht es weiter ins benachbarte Musikinstrumenten-Museum.

Eintritt: frei

Altersempfehlung: 6–10 Jahre

Dauer: 90 Minuten

Karten: Kostenlose Tickets können Sie ausschließlich per Telefon unter +49 (0) 30 254 88-999 reservieren.

Treffpunkt: Künstlereingang Großer Saal (Zugang Potsdamer Straße)

• So 05.11.23 20 Uhr Kammermusiksaal

Piotr Anderszewski Klavier

Johann Sebastian Bach

Partita Nr. 6 e-Moll BWV 830

Karol Szymanowski Mazurken op. 50 (Auswahl)

Béla Bartók

14 Bagatellen Sz 38

Johann Sebastian Bach

Französische Suite Nr. 5 G-Dur BWV 816

Piotr Anderszewskis liebt die Musik von Johann Sebastian Bach – und kombiniert sie gerne mit Kontrasten: hier mit Tanzsätzen von Szymanowski und Klavierminiaturen von Bartók.

Tickets: 16 bis 37 €

• Mi 08.11.23 20 Uhr Kammermusiksaal

Cappella Mediterranea

Leonardo García Alarcón Leitung, Spinett und Orgel

Die sieben Todsünden Werke von Claudio Monteverdi

Die ganz Vielfalt menschlicher Gefühle –musikalisch dargestellt in den Opernszenen und geistlichen Werken von Claudio Monteverdi.

Tickets: 16 bis 37 €

• Do 16.11.23 20 Uhr Kammermusiksaal

World

Ballaké Sissoko Kora

Vincent Ségal Violoncello

Émile Parisien Saxofon

Vincent Peirani Akkordeon

Les Égarés

Die meditativen Klänge der afrikanischen Stegharfe und der Charme von französischem Jazz verleihen diesem Konzert einen unverwechselbaren Sound.

Tickets: 35 €

• Sa 18.11.23 14 u. 15.30 Uhr

Philharmonie Berlin

Familienführung: Unser Klangschiff

Die Philharmonie Berlin ist ein einzigartiges Klangschiff! Auf der Entdeckungsreise durch das Zuhause der Berliner Philharmoniker gibt es viel zu erleben –ausprobieren und mitmachen ist bei der musikalischen Führung ausdrücklich erwünscht.

Eintritt: Kinder/Schüler frei, Erwachsene 10 €, ermäßigt 5 €

Altersempfehlung: ab 4 Jahre

Dauer: ca. 45 Minuten

Karten: Tickets erhalten Sie ausschließlich online.

Treffpunkt: Künstlereingang Großer Saal (Zugang Potsdamer Straße)

• Fr 24.11.23 20 Uhr Kammermusiksaal

Jazz at Berlin Philharmonic Dieter Ilg Trio

Leszek Możdżer Klavier Adam Bałdych Violine

Jazz meets Classic Jazzmusiker präsentieren Werke von Komponisten wie Verdi, Bach, Beethoven, Wagner und Ravel mit einem neuen Groove und Sound.

Kuratiert von Siggi Loch

Tickets: 16 bis 37 €

• Do 30.11.23 20 Uhr Großer Saal

Jakub Józef Orliński Countertenor

Il pomo d'oro Alfia Bakieva Violine und Leitung

Beyond

Werke von Claudio Monteverdi und anderen

Affektgeladen und hochvirtuos: Jakub Józef Orliński zählt Dank seiner klaren, dunkeltimbrierten, nuancenreichen Alt-Stimme zu den gefeierten Countertenören unserer Zeit.

Tickets: 16 bis 37 €

63 Phil — Heft 1 2023/24

Impressum

Herausgegeben von der Berliner Philharmonie gGmbH für die Stiftung Berliner Philharmoniker

Direktorin Kommunikation, Marketing und Vertrieb: Kerstin Glasow

Leiter Redaktion: Tobias Möller (V. i. S. d. P.)

Herbert-von-Karajan-Straße 1, 10785 Berlin redaktion@berliner-philharmoniker.de

Chefredakteur

Dr. Oliver Hilmes

Redaktion

Dr. Nicole Restle

Mitarbeit

Stephan Kock, Laura Obenhaus, Hendrikje Scholl, Bettina Wohlert

Layout & Satz

Sultan Berlin Design Studio

Bildredaktion und Anzeigenleitung

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Auflage 15 000

Entgelt ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.

Diese Broschüre wurde mit Energie aus 100 % Wasserkraft (oder Öko-Strom) und ohne schädlichen Industriealkohol hergestellt. Die Produktion nimmt eine Druckerei vor (Bonifatius GmbH), die ein Qualitäts- und Umweltsystem aufgebaut hat, das alle Anforderungen der DIN EN ISO 9001 und DIN EN ISO 14001 sowie die Vorgaben des Eco-Management and Audit Scheme (EMAS) der Europäischen Union erfüllt.

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Cover, Foto: Heribert Schindler

GEMEINSAM SCHUTZ SPENDEN

Noch nie waren so viele Menschen zur Flucht gezwungen wie heute.

Die Berliner Philharmoniker unterstützen die UNO-Flüchtlingshilfe in ihrem Engagement, sich für Flüchtlinge einzusetzen und ihnen Zukunftsperspektiven zu eröffnen.

Helfen auch Sie mit Ihrer Spende, Menschen auf der Flucht zu schützen.

www.uno-fluechtlingshilfe.de/berliner-philharmoniker

Spendenkonto:

IBAN: DE78 3705 0198 0020 0088 50

BIC: COLSDE33 | Sparkasse KölnBonn

Stichwort: Berliner Philharmoniker

Deutsche Bank Collection

Part 1

19. April –

3. Oktober 2023

Part 2

20. Oktober 2023 –

11. März 2024

Unter den Linden 5, 10117 Berlin db-palaispopulaire.de

Täglich außer Dienstag, 11–18 Uhr Donnerstag 11–21 Uhr

Jo Ractliff e, Details of Tiled Murals at the Fortaleza de São Miguel, Depicting Portuguese Explorations in Africa 6, 2007
the series / Aus der Serie Terreno Ocupado © Jo Ractliff e. Courtesy of Stevenson, Cape Town / Johannesburg / Amsterdam
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