31_20210805_WOZ_WOSANZ.PDF

Page 3

LAUFENTAL ROGGENBURG

L AUFEN

Beglückend-besinnliches Konzert Am 26. Juli konzertierte Gidon Kremer mit der Cellistin Giedre Dirvanauskaite und dem Pianisten Georgijs Osokins vor vollen Rängen. Das Publikum durfte ein abwechslungsreiches Programm geniessen. Thomas Brunnschweiler Dank der Verbindung zu Gidon Kremer hat Laufen punkto Klassik einen privilegierten Status. «Kammerkonzerte Laufen» bot ein Konzert auf höchstem Niveau. Zuerst spielte der mehrfach ausgezeichnete lettische Pianist Gerogijs Osokins in memoriam Marek Włodarczak — kürzlich verstorbener Ehemann von Rutz Wlodarczak, Präsidentin der Kammerkonzerte Laufen — die innige Nocturne op. 61.1 von Frédéric Chopin. Er interpretierte das Werk mit klarem Anschlag, emotionaler Tiefe und schönen Schattierungen. Die Sonate für Violine und Klavier Nr. 6 op. 136 von Mieczyslav Weinberg war nichts für an Wohlklang gewohnte Ohren. Das Moderato begann in der von Gidon Kremer gespielten Violine — an Hindemith erinnernd — mit nervösen Quart- und Quintsprüngen. Der Satz mit metallisch klingender Geige in den höchsten Lagen evoziert in seiner gebrochenen Tonalität eine bedrohliche Situation — Exil, Flucht, stalinistischer Terror. Das Adagio startet mit einer versöhnlichen Kantilene. Doch der Flügel prescht jäh mit brachialer Gewalt in die Harmonie hinein. Man spürte, dass beiden Musikern Weinbergs Werk am Herzen liegt. Das Moderato Adagio mit seinen fallenden Bewegungen endet elegisch. Es ist kein Wunder, dass Schostakowitsch seinen Freund und Kollegen Weinberg als einen der besten Komponisten des 20. Jahrhunderts bezeichnete.

Johann Sebastian Bach als Kontrast

In der Sonate für Violine und Cembalo

3

Donnerstag, 5. August 2021 Nr. 31

Nr. 6 G-Dur BWV 1091 war vor allem im ersten Allegro das Klavier zu laut und übertönte die Violinstimme. Trotz dieses Makels gestaltete Osokins seinen Part mit einem perlenden Staccato. Spannungsvoll gespielt entwickelte das Allegro zu einem munter plätschernden akustischen Bergbach. Im Largo war der Dialog zwischen dem Staccato des Flügels und dem Legato der Violine perfekt herausgearbeitet. Das zweite Allegro spielt der Pianist solistisch. Osokins tat dies sehr transparent und frisch — als erklänge dieser Teil zum ersten Mal. Das Adagio in h-Moll beginnt mit einer einschmeichelnden Violinmelodie. Es entwickelt sich zu einer vorwärtsdrängenden wilden Jagd. Forte und Pianissimo wechseln sich ab. Auch im abschliessenden Allegro war Osokins nie eine «Schreibmaschine», sondern verlieh wie auch Gidon Kremer dem Stück den Puls der Leidenschaft.

Mord in Roggenburg

Rachmaninoff als Höhepunkt

Das Trio élégique Nr. 2 d-Moll op. 9 von Sergei Rachmaninoff bildete nach der Pause den Höhepunkt des Konzerts. Das Publikum lernte den russischen Tonkünstler als brillanten Kammermusiker kennen. Der erste Satz Moderato-Allegro vivace beginnt mit einer Kantilene im Cello, wunderbar gespielt von der lettischen Cellistin Giedre Dirvanauskaite. Rachmaninoff hat diesen Satz mit dem Wechsel von Insistenz und Verhaltenheit, mit seiner fulminanten Steigerung in Dynamik und Tempi mit grossem Raffinement geschrieben. Schliesslich ist das Allegro risoluto-Moderato ein wirklich resoluter und virtuoser Satz. Anklänge an Rachmaninoffs Klavierkonzerte sind unüberhörbar. Gidon Kremer bewies in diesem Konzert, dass er seine Amati noch immer bis in die höchsten Lagen beherrscht. Giedre Dirvanauskaites warmer Celloklang verlieh dem Trio Tiefe, und Osokins am Steinway wurde seinem Ruf in der Musikwelt gerecht. Langer, lauter Applaus für das grossartige Konzert in der Katharinenkirche.

Zentrale Stelle: Die Dorfkirche und ein Wegkreuz mit Jesus werden in der Erzählung mehrmals erwähnt.

Wer den Krimi von Franz Osswald liest, wird schon bald einige Parallelen zwischen dem fiktiven Ort Rugghusen und dem realen Roggenburg entdecken. Spannend ist jedoch nicht nur die Suche nach echten Schauplätzen, sondern auch die unterhaltsame Erzählung. Gaby Walther

Präzises und geschmeidiges Zusammenspiel: Gidon Kremer, Giedre Dirvanauskaite und Georgijs Osokins (v.l.). FOTO: THOMAS BRUNNSCHWEILER

«Kurz vor 23 Uhr hatte er seine Zuflucht gefunden: Rugghusen, 566 Meter über Meer gelegen. Ein Dorf mit wenigen hundert Einwohnern, mit dem öffentlichen Verkehr schlecht erschlossen ... Ein Bach floss am Rande des Gemeindebanns entlang der Landesgrenze talwärts, der Lutzibach. Das Gutenbächlein, aus der Nachbargemeinde Endiswyl kommend, gesellte sich bei der Alten Mühle, dem Hotel zu ihm.» Oskar Behrens, der Protagonist der Kriminalerzählung «Schattenreime» des Basler, Franz Osswald, flüchtet vor der Hitze in der Stadt aufs Land. Am Stammtisch der Dorfbeiz erfährt er von zwei unerklärlichen Unfällen mit drei Opfern. Der Journalist, getrieben von seiner Neugier, beginnt der Sache nachzugehen, befragt die Bewohnerinnen und Bewohner des Dorfes und kommt schliesslich dem Geheimnis auf die Spur. Roggenburg und die Region haben ihm als Grundlage, als Struktur für seine neuste Erzählung gedient. Personen und Handlungen seien aber frei erfunden, erklärt Osswald. So ist es spannend, beim Lesen der Geschichte immer wieder auf Bekanntes zu stossen. Da ist von einem nationalen Töffrennen die Rede, von ei-

ner Schokoladenfabrik im nahen Städtchen und vom Kreuz mit der Jesusfigur. Eine zentrale Stellung nimmt die Kirche im Dorf mit den bedeutenden Fresken ein. Tatsächlich ist in der Kirche von Roggenburg unter anderem eine seltene Darstellung der Legende von den drei Lebenden und den drei Toten zu finden. «Die Freskomalereien in der Pfarrkirche von Roggenburg nehmen mit ihrer künstlerischen Qualität und dem ikonografischen Programm einen grossen Stellenwert innerhalb der bis heute bekannten Wandmalereien des 14. Jahrhunderts in der Region Basel ein», beschreibt die Denkmalpflege des Kantons Basel-Landschaft die Fresken. So stosst die Leserin durch die Lektüre des Krimis auf kulturhistorische Schätze in der Region. Doch nicht nur die Beschreibungen von Bekanntem machen das Buch lesens-

Versteckt hinter dem Seitenaltar: Freskomalereien in der Kirche von Roggenburg.

FOTOS: GABY WALTHER

wert. Mit viel Feingespür und Einfühlungsvermögen beschreibt der Autor die verschiedenen Charaktere des Dorfes sowie der Dorfgemeinschaft. Osswald bleibt nicht im Stereotypischen hängen, sondern traut den Bewohnerinnen und Bewohnern des Dorfes Entwicklungspotenzial zu. Vorurteile gegenüber dem Fremden und seiner Andersartigkeit bauen sie ab und nehmen den Neugierigen in ihre Gemeinschaft auf. «Schattenreime» ist eine lockere, unterhaltsame Sommerlektüre mit dem Bonus, die eigene Region wiederzuerkennen und Neues zu erfahren. Es ist der fünfte Lokalkrimi, in welchem Oskar Behrens die Spuren von Verdächtigem verfolgt. Franz Osswald, «Schattenreime»: Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher, 2021. 152 S., gb., CHF 26.90

Krimi mit Bezug zur Region: Schattenreime von Franz Osswald.

DIT TINGEN

Fortsetzung: «Weiterhin mit Holz heizen, ist doch komfortabler» Die Einwohnerschaft kommt zu einer nachhaltigen Heizung, die mit Holz aus dem eigenen Wald betrieben wird, ohne schweisstreibenden Effort, zu einem Preis, der bei der Vollkostenrechnung günstiger abschneidet als andere Systeme.

Chance für Neukunden

Dies bestätigt Einwohner Reto Halbeisen gegenüber dieser Zeitung. Er engagiert sich in der Arbeitsgruppe, welche das Zukunftsprojekt plant. Er selber habe einst bei der Realisierung seines neuen Daheims vom Konzept der Burger profitiert. «Die Verfügbarkeit des Baulands war abhängig vom Anschluss an das

Fernheizsystem. Dass man sich nun Gedanken zur Optimierung der Anlage macht, ist im Interesse der bisherigen Bezüger und gleichzeitig eine Chance für Neukunden», hält er fest.

Mehr Flexibilität

Die Pläne sehen vor, dass sich die Hausbesitzer — im Unterschied zu anderen Gemeinden — nicht sofort für oder gegen einen Anschluss entscheiden müssen, sondern mehr Flexibilität erhalten. «Das erschwert zwar die Planung, insbesondere bei der Kapazität der Öfen und der Logistik, doch ist es der richtige Schritt in die Zukunft», sagt Felix Glatz, der derzeit sehr gewissenhaft die Heizungen

betreut und sich intensiv mit dem Optimierungspotenzial beschäftigt. Man befinde sich noch mitten in der Planung. «Beschlossen ist aber, dass wir jeweils bei Strassenerneuerungsprojekten neue Leitungen verlegen, um das Netz des Fernwärmesystems sukzessive auszubauen», sagt Burgerratspräsident Ueli Jermann. «Als Erstes im Rahmen der Totalsanierung der Dorfstrasse durch den Kanton Basel-Landschaft.» Weiter plant man die Verbindung der bisher drei separaten Systeme und überlegt, welche Öfen durch neue ersetzt werden. «Die wegweisenden Entscheidungen dürften an den nächsten Versammlungen der Burgerkorporation fallen», erklärt Jermann.

Die drei Systeme miteinander verbinden In Dittingen gibt es aktuell drei unabhängige Holzschnitzel-Fernheizungen. Die Einwohnergemeinde hatte mit dem Holzschnitzelofen im Schulhaus für das Gemeinde- und das Schulgebäude, das Pfarrhaus und die Kirche in den 1980er-Jahren Pionierarbeit geleistet. Die Burgerkorporation nahm in den 1990er-Jahren je einen grossen Holzschnitzelofen in den Mehrfamilienhäusern an der Dorfstrasse 26 und am Hollenweg 7 (Wärme-

verbund für die Häuser am Chrützlirain) in Betrieb — und erhöhte die Kapazität ab 2006. Heute versorgt die Burgerkorporation mit ihren zwei Heizzentralen rund 80 Wohneinheiten von 40 Kunden «zuverlässig, nachhaltig und kostengünstig mit Fernwärme», erklärt Burgerratspräsident Ueli Jermann. «Pro Jahr werden zusammen mit den rund 300000 kWh der Einwohnergemeinde über 1100 MWh Wärmeenergie produziert.»


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.
31_20210805_WOZ_WOSANZ.PDF by AZ-Anzeiger - Issuu