Andechser Bergecho 2020

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KIRCHE UND KLOSTER

B E R G E C H O · 2020

Zum Leben ermutigen Neues Buch mit Predigten von Abt Odilo anlässlich seines 90. Geburtstages

Am 25. Januar 2021 hätte Abt Odilo Lechner seinen 90. Geburtstag feiern können. In Erinnerung an den langjährigen Abt und beliebten Seelsorger erscheint ein neues Buch mit dem Titel „Zum Leben ermutigen“ – einer Auswahl von Predigten von Abt Odilo entlang des Kirchenjahres, die er zwischen 2004 und 2014 in St. Bonifaz gehalten hat.

W

enn Abt Odilo in der Sonntagabendmesse predigte, hat er in den allermeisten Fällen frei gesprochen. Ihm reichten einige Notizblätter mit wenigen Stichworten, Schriftstellen oder Zitaten von Schriftstellern. Dass die Predigten überhaupt in Schriftform vorliegen, ist das große Verdienst von Arno Bosl, der die Predigten aufgenommen und später abgeschrieben hat. In seinem Geleitwort schreibt Abt Johannes: „Beim Lesen hört man gleichsam Abt Odilo sprechen. Seine Predigten sind zugleich ein Spiegel, der zeigt, wie vielseitig seine Interessen waren und wie reich sein Fundus an Zitaten, Schriftstellen, Gedichten, aber auch Anekdoten war. Dabei nahm er bisweilen auch gerne Bezug auf die künstlerische Ausgestaltung von St. Bonifaz. Seine feinsinnige benediktinische Spiritualität, die ihn immer wieder motivierte, durch das rechte Maß die Mitte zu suchen, und sein fester Glaube, dass Gott sich offenbart in der Geschichte von uns Menschen und diese zur Vollendung führen wird, atmen den Geist der Weite, der zum Leben im Hier und Heute ermutigt.“ Wie aktuell das, was Abt Odilo zu sagen hat, heute immer noch ist – gerade im Blick auf die „Angst vor dem, was auf uns zukommt“ – zeigt folgender Ausschnitt aus seiner Predigt zum Dreikönigfest am 6. Januar 2007:

Das haben wir ja im Evangelium gehört: Jerusalem, König Herodes, die Menschen wurden von Angst erfüllt: Da kommt etwas Neues. Da kommt ein anderer König! Der bedroht uns, der nimmt uns vielleicht etwas. Dieser neue König will ja eigentlich weiterführen. Aber oft haben wir Angst vor dem, was auf uns zukommt. Vor diesem menschlichen Hintergrund sollen uns diese drei Weisen ein großes Vorbild sein. Denn sie schauen nicht auf die Leute, die Angst haben und die in Jerusalem bleiben, obwohl sie doch eigentlich wissen, wo der neugeborene König leben soll. Sie richten sich nicht nach den Menschen, die Angst haben und erschrocken schauen. Sondern sie ziehen dorthin und sie sehen den Stern. Dann haben sie diese ganz große Freude. Diese Freude sollen auch wir immer wieder in unser Herz hineinlassen: die Freude der Verheißung, die Freude des Lichtes, die Freude darüber, dass Gott es mit uns, mit den Menschen, mit mir, mit allen, die hier sind, mit der ganzen Welt gut meint und sie zu Neuem, zum Guten führen will. Darüber sollen wir

uns freuen, wenn wir einen Stern, wenn wir ein Licht sehen. Die drei Weisen sehen das Licht über dem Haus, in dem Maria ist und das Kind. Da tun sie etwas Wunderbares. Sie spüren in sich, was in Vorzeit verheißen wurde: „Du wirst sehen, und du wirst strahlen. Dein Herz bebt vor Freude und öffnet sich weit.“ „Abt Odilo war ein geschätzter Prediger. Spirituell und theologisch fundiert, geistreich und humorvoll verstand er es, die Frohe Botschaft vielen Menschen zu verkünden.“ ABT JOHANNES ECKERT

Sie öffnen ihr Herz. Sie öffnen ihre Schätze. Sie sind nicht enttäuscht darüber, dass da nun kein Palast steht, dass sie kein königliches Kind sehen, sondern ein armes Kind, ein armes Haus, eine arme Frau. Aber sie glauben daran: Da ist diese Verheißung erfüllt! Darum können sie niederfallen. Darum können sie anbeten: Ja, da ist die


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