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Till Eulenspiegel, Andechs und der Dreißigjährige Krieg

Till Eulenspiegel, Andechs und der Dreißigjährige Krieg

Andechser Herbst-Miniatur vor dem Wittelsbacher Friedhof als Live-Hörspiel

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Mit „Till Eulenspiegel, Andechs und der Dreißigjährige Krieg“, einem LiveHörspiel nach dem Roman „Tyll“ von Daniel Kehlmann in einer Fassung von Lea Magdalena Gockel, startete am 13. September die Herbst-Ausgabe der „Andechser Miniaturen“, dem inzwischen bekannten und beliebten Kulturformat des Freundeskreises Kloster Andechs e. V.

Wenn man die Augen geschlossen hatte, hätte man auch auf dem heimischen Sofa sitzen können und eine Geschichte über Kopfhörer hören können. Eine kurze Weile dem Lärm des eigenen Alltags entfliehen und unbekannten Klängen und Stimmen lauschen.

Wenn die Ohren Augen machen Ein Seil wird gespannt, langsam, immer straffer. Und hopp! Schon steht Till auf dem Seil, während er mit seiner Jugendfreundin Nele redet.

Öffnet man nun die Augen, so stellt man fest, dass da gar niemand auf dem Seil steht und das Seil ziemlich kurz ist, es ist die Nylonschnur eines Percussioninstruments, dem Bullroarer. Mitten im Kiental, unterhalb des Turms der Andechser Wallfahrtskirche, gleich neben dem Eingang zum Wittelsbacher Friedhof sitzen auf einer Bretterbühne zwei Schauspieler, vor ihnen eine Menge an unterschiedlichen Gerätschaften. Mit diesen erzeugen sie, während sie in die Figuren der Geschichte von Till Eulenspiegel im Dreißigjährigen Krieg

Oliver Vilzmann inmitten seiner vielen kleinen und großen „Geräuschträger“, die die Klangkulissen und Charaktere im Dreißigjährigen Krieg hörbar machen.

schlüpfen, die passenden Geräusche. Oliver Vilzmann spannt und spannt das Seil, er dreht den Bullroarer weiter und weiter. Dann fällt Till und Daniel Warland lässt einen Mehlsack fallen. Ein wenig muss Till wohl noch üben, bevor er auf den großen Jahrmärkten der Welt auftreten kann.

Andechs von einer völlig anderen Seite So lernt man Till kennen und wird von wechselnden Klangkulissen und Charakteren durch sein Leben in der unsteten Zeit des Dreißigjährigen Krieges begleitet. Von seiner Lehre bei Bänkelsänger Gottfried, der ihm das Singen beibringt, über seine Anstellung als Narr am Hofe des Winterkönigs Friedrich, mit dessen Frau Elisabeth Stuart er sich besonders gut versteht, bis hin zur Gründung seines eigenen Zirkus, bei dem es sogar einen sprechenden Esel gibt. Schließlich wird auch Till vom Krieg eingeholt. Er entrinnt in einer Mine nur knapp dem Tod. Unmittelbar wird man Zeuge der Explosionen und der Beklemmung nach dem Tod der Kameraden. Schließlich findet Till Zuflucht im Kloster Andechs. Abt Maurus Friesenegger (Oliver Vilzmann) empfängt Till in gemütlichem bayerischem Ton. Das Kloster selbst hat nicht viel, es wurde bereits von diversen Kriegsteilnehmern geplündert und ausgeraubt. Doch Till findet hier Zuflucht, bis der Kaiser ihn schließlich als Hofnarren an den Hof nach Wien holen lässt.

Beim Bruch einer Karotte die Knochen der Soldaten brechen hören Auf dem Weg nach Wien geraten sie in die letzte große Schlacht des Dreißigjährigen Krieges in Zusmarshausen. Schwerter werden gekreuzt, Oliver Vilzmann schlägt zwei Topfdeckel aneinander und Knochen brechen, Daniel Warland zerlegt mordlustig einen Sellerie. Schließlich wird die Kanone geladen. Oliver Vilzmann pfeift und Daniel Warland schlägt die Becken aneinander. Mal abgesehen davon, dass es beeindruckend aussieht, wie die beiden Schauspieler mit den unterschiedlichsten Gerätschaften die Schlacht hörbar machen, so schaudert es einen, wenn man beim Bruch einer Karotte die Knochen der Soldaten brechen hört.

Weiter auf Entdeckungsreise nach Geschichten rund um Andechs Nach 75 Minuten taucht man wieder auf, aus dem Kosmos des Dreißigjährigen Krieges, aus der Kälte und den Grausamkeiten des Krieges und aus Till Eulenspiegels Leben. Kulisse und Darbietung (Regie: Lea Magdalena Gockel) boten einen Abend, an dem man Andechs weit weg von Biergenuss und Wirtshausgemütlichkeit von einer völlig anderen Seite kennenlernen konnte. Es gibt doch immer wieder Ecken und Geschichten in und um Andechs, die darauf warten, entdeckt zu werden, und warum sich ein Besuch immer wieder lohnt.

KATHARINA BUZIN

„Till Eulenspiegel, Andechs und der Dreißigjährige Krieg“ – ein packendes Live-Hörspiel.

info

Andechser Miniaturen 2021:

Die Frühjahrs-, Sommer- und WinterMiniatur, die coronabedingt im Jahr 2020 entfallen mussten, werden 2021 nachgeholt. Die Termine werden rechtzeitig auf www.freundeskreisandechs.de bekannt gegeben.

kontakt

Freundeskreis des Klosters Andechs e. V. 1. Vorsitzender Nikolaus Neumaier Sekretariat: Bergstraße 2 82346 Andechs Telefon: 08152-376-252

www.freundeskreis-andechs.de