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GASTLICHKEIT 150 Jahre alte Bilder aus dem Bräustüberl entdeckt
Einen Blick ins damalige Ur-Bräustüberl, dem heutigen Grütznerstüberl, gewährt das über 150 Jahre alte Aquarell von Karl Oswald Rostosky. Handschriftlich hat er seinen Besuch für den 21. April 1867 vermerkt. Wer der abgebildete Mönch ist, ist bis dato unklar. Möglich, aber schwer nachzuweisen, dass es sich um Frater Jakob Neubauer handelt. Er war 1858 mit 35 Jahren in die Abtei St. Bonifaz in München und Andechs eingetreten, hatte 1859 seine Profess abgelegt und war von da an in der Brauerei tätig. Auszuschließen ist jedoch ebenso wenig, dass es sich um einen Gehilfen des Brauers aus den Reihen der Mönche handelt, beispielsweise Frater Kilian Kohl.
Ein 150 Jahre alter Blick ins Ur-Bräustüberl
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Karl Oswald Rostosky – ein Maler aus Leipzig in Andechs
Vor einiger Zeit wurden uns von einem Sammler aus Grimma die Abbildungen von vier Aquarellen mit Motiven rund um Andechs des Malers Karl Oswald Rostosky (1839-1868) zugesandt. Sie stammen aus einem Skizzenbuch vom April 1867, das sich im Nachlass dieses Tier- und Landschaftsmalers befindet.
Informationen zum Leben und Werk von Karl Oswald Rostosky sind spärlich. Der einzige Hinweis, auf den sich auch wenige andere beziehen, findet sich in der
Allgemeinen Deutschen Biographie. Verfasst hat ihn Hyacinth Holland (1827-1918), ein deutscher Kunst- und Literaturhistoriker, auf den viele Beiträge in diesem Nachschlagewerk zurückgehen. Hyacinth Hollands Onkel war übrigens Benedict von
Holland (1775-1853), geadelter Priester und
Pädagoge, Leiter der Königlichen Erziehungsanstalt in München, die als Hollandeum nach der Gründung von St. Bonifaz auf Wunsch des Königs von 1855 an in die Verantwortung der Benediktiner überging, aus der diese sich 1893 wegen Personalmangels jedoch zurückziehen mussten. So klein ist die Welt! Laut Holland wurde Rostosky um 1839 in Leipzig geboren. Im so genannten ThiemeBecker wird als Geburtstag der 20. Juni 1839 genannt (Allgemeines Lexikon der Bildenden Künste von der Antike bis zur Gegenwart, begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker, erschienen 1935 und 1936 in Leipzig, hier Band 29). Rostosky war zunächst in der Xylographie tätig, d. h. er arbeitete also mit hölzernen Druckstöcken im Holzschnitt oder Holzdruck.
Zwei Tage später, am 23. April 1867, ist Rostosky offenbar auf Schloss Seefeld zu Gast und zeichnet dort „Die Biernische“. Nicht ganz eindeutig ist die Datierung des Aquarells von Karl Oswald Rostosky vom Südportal der Klostergartenmauer, hinter dem sich seit 1977 der Wittelsbacher Friedhof befindet. Wenn die Ziffern als 21. April 1867 interpretiert werden, hat Rostosky wohl einen ganzen Tag Zeit am Heiligen Berg verbracht. Liest man „24. April 1867“, müsste Rostosky von Schloss Seefeld wieder nach Andechs gewandert sein und hier übernachtet haben. Dagegen spricht allerdings, dass sich keine entsprechende Aufzeichnung in den Gästebüchern des Klosters finden lässt.


Nach seiner Übersiedelung nach München begann er, sich ausschließlich der Malerei zu widmen. Sein erstes Ölbild, die Mäusejagd, erschien 1862 im Münchener Kunstverein. Es folgten weitere Tierstücke, dann mehr und mehr Landschaftsbilder, die in verschiedenen illustrierten Zeitungen erschienen, darunter der „Gartenlaube“, den „Fliegenden Blättern“ und den „Münchener Bilderbogen“. Seine Zeichnungen finden sich im „Illustrirten Goldenen Kinderbuch“ und in „Des Kindes schönster Fabelschatz“, beide 1869 in Leipzig erschienen, sowie in „Herrn Petermann’s Jagdbuch oder Skizzen und Abenteuer aus den Jagdzügen des Herrn Petermann und seiner Freunde“ – einer Art humoristischem Comic aus dem 19. Jahrhundert. Rostosky starb am 21. Juni 1868 an Typhus – nur etwas mehr als ein Jahr nach seinem Besuch in Andechs. Er liegt auf dem Alten Südlichen Friedhof in München begraben. Hier ist als Geburtsdatum übrigens der 19. Juni 1839 angegeben. In den Gästebüchern von Kloster Andechs ist ein Besuch Rostoskys auf dem Heiligen Berg nicht verzeichnet. Er wird also wie so viele vor ihm und nach ihm vielleicht auf einer Wanderung nach Andechs gekommen sein, den Skizzenblock im Gepäck, immer bereit, kleine Szenen mit dem Stift festzuhalten. Das einzige, was wir wissen, ist das Jahr dieses Besuchs: 1867. Freuen wir uns also einfach an den kleinen Aquarellen und denken wir an den, der sie geschaffen hat und für den das Leben mit noch nicht einmal 30 Jahren zu Ende war.
BIRGITTA KLEMENZ, STIFTSARCHIVARIN

Karl Oswald Rostosky starb am 20. Juni 1868 an Typhus und wurde auf dem Alten Münchner Südfriedhof beigesetzt. Auf seinem Grabstein ist folgendes Epigramm zu lesen:„Kraftvoll das Höchste erstrebend, ein Liebling der Menschen und – Gottes sankst Du dahin als die Hand siegend den Lorbeer berührt.“