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Halbzeit der Generalsanierung von St. Bonifaz

Geistliches Zentrum mit Zukunft

Halbzeit der Generalsanierung von St. Bonifaz

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Die Generalsanierung unseres Münchner Klosters St. Bonifaz ist inzwischen zu etwas mehr als der Hälfte abgeschlossen. Bis Ende 2021 werden die Bauarbeiten noch andauern und insgesamt mehr als 20 Millionen Euro kosten. Dann werden die Klostergebäude grundlegend saniert, Klausur- und Gästebereich getrennt und die Küchen- und Lagerräume für die Obdachlosenarbeit voll einsatzfähig sein. Der inzwischen fertiggestellte Osttrakt lässt schon etwas von der schlichten Schönheit der neuen Räume erahnen, die die historische Bausubstanz bewahren und zugleich für eine zeitgenössische Gestaltung und Nutzung offen sind.

Im Osthof des Klosters kann man schon sehen, wie die Fassaden in vollendetem Zustand aussehen werden.

Auch die alten Wendeltreppen wurden aufwändig instandgesetzt.

In St. Bonifaz leben derzeit neun Benediktiner. Sie arbeiten vor allem in der Seelsorge, der Obdachlosenarbeit und in der Gästebetreuung. Bis zum Beginn der Generalsanierung vor etwa zwei Jahren lebten sie im Kloster weitestgehend so, wie dieses nach dem Zweiten Weltkrieg wiederhergestellt worden war. Danach wurden nur die notwendigsten Einbauten vorgenommen. Bevor zum Beispiel im Jahr 1962 Waschbecken in die Zimmer eingebaut wurden, gab es dort nur spartanisch anmutende Waschtische und dazu in jedem Gang einen Wasserhahn. Die Heizungsanlage geht in ihrem Kern sogar auf das Jahr 1929 zurück. Ein geistliches Zentrum mit Zukunft Nach dem Baubeginn 2018 kommt nun das Ziel der Generalsanierung langsam in den Blick. Durch die klare Zuordnung der Räume in einen Kloster- und Gästebereich wird klösterliches Gemeinschaftsleben und Arbeiten und zugleich zeitgemäße Gastfreundschaft möglich. Diese räumliche Trennung ist wichtig für die klösterliche Gemeinschaft von St. Bonifaz, gerade weil sie sich stark pastoral und caritativ im Zentrum von München engagiert.

Die Zimmertüren wurden bis hin zu Griffen und Schlössern detailgetreu restauriert und im ursprünglichen Farbton gestrichen.

In einem der ursprünglichen Lagerräume unter der Küche geben Säulen und Bögen einen Eindruck von der fast 175-jährigen Geschichte des Klosters in der Münchner Maxvorstadt.

Zum Teil unterkellerter Innenhof schafft Raum für Haustechnik Im Osthof des Klosters selbst kann man schon sehen, wie die Fassaden in vollendetem Zustand aussehen werden. Dieser östliche Innenhof der Klosteranlage wurde im Zuge des ersten Bauabschnittes teilweise unterkellert. Hier wurden neue Räume erschlossen, um die gesamte Haustechnik unterzubringen und weitere Lagerräume zu schaffen. Im Blick auf den Brandschutz ist der Osthof als ein so genannter Brandabschnitt anzusehen. Aus diesem Grund wurden die Fenster zwischen Mitteltrakt und Osttrakt brandhemmend ausgeführt. Osttrakt – der neue Gästebereich Zum ersten Mal in der Geschichte des Klosters ist im Osttrakt ein in sich abgeschlossener Gästebereich entstanden. Die 24 Gästezimmer, sechs davon im Erdgeschoss, acht im ersten und zehn im zweiten Obergeschoss, sind mit Dusche und WC und im ersten Obergeschoss auch mit einer Schlafempore ausgestattet. In den 4,50 Meter hohen Räumen bieten sie damit den Besuchern der Abtei auf vergleichsweise kleiner Grundfläche erstaunlich viel Platz. Dass es in den neuen Zimmern jeweils eine eigene Nasszelle gibt, ist für Pater Korbinian Linsenmann, Subprior des Klosters, besonders wichtig: „Das verbessert die Wohnsituation ganz erheblich und erleichtert auch die Aufnahme von Gästen sehr.“ Musste man doch früher den Gästen genau angeben, wann die einzelnen Duschen auf den Gängen zur Benutzung frei waren. Telefon- und Netzwerkanschlüsse in jedem Gästezimmer komplettieren die Ausstattung. So werden die neuen Zimmer daher wahrscheinlich mindestens so gefragt sein wie in den Vorjahren. Grund ist, dass sich unter anderem viele Mönche aus anderen Klöstern immer wieder zu Studium, Sprachkursen oder Urlaub in München aufhalten. Aber auch ganz anderen Zielgruppen steht das Kloster St. Bonifaz dann nach Abschluss der Generalsanierung offen.

Das gesamte Dach über Ost- und Westtrakt wurde statisch saniert, wobei der vorhandene Dachstuhl teilweise verstärkt wurde.

In den neu gestalteten Gängen sind nun Heizkörper installiert, die die Räume temperieren und so verhindern, dass sie in der kalten Jahreszeit zu stark auskühlen. Eigene Nasszellen in den neuen Zimmern verbessern die Wohnsituation ganz erheblich und erleichtern die Aufnahme von Gästen. Gästezimmer im ersten Obergeschoss sind nicht nur mit Dusche und WC, sondern auch mit einer Schlafempore ausgestattet. Sie bieten damit den Besuchern der Abtei auf vergleichsweise kleiner Grundfläche viel Platz.

Die Klosterküche wird nach modernsten energetischen Erkenntnissen und unter Berücksichtigung aller Sicherheits- und Hygienevorschriften nach Abschluss der Renovierung Ende 2021 wieder Mönche, Gäste und die Besucherinnen und Besucher des Haneberghauses versorgen.

Türgriffe und Schlösser restauriert In den neu gestalteten Gängen wurden die historischen Zimmertüren bis hin zu den Griffen und Schlössern detailgetreu restauriert und im ursprünglichen Farbton gestrichen. Die Heizkörper temperieren die langen Gänge und verhindern so, dass sie in der kalten Jahreszeit zu stark auskühlen und durch die Zimmertüren große Mengen Wärme und Energie verloren gehen. Auch die alten Wendeltreppen wurden aufwändig instandgesetzt, für den Brandschutz ertüchtigt und erstrahlen nun in neuem Glanz. Auch nach der vollständigen Fassaden-Sanierung des Osttraktes bleiben die Schäden, die das Kloster durch die Bombentreffer am Ende des Zweiten Weltkrieges erlitten hat, erkennbar. Besonders eindrücklich zeigt sich dies in den noch teilweise vorhandenen, nachgemauerten oder ganz fehlenden Kapitellen in den Fensteröffnungen.

Die Küche – einer der schönsten Räume des Hauses Komplett entkernt bot die Küche noch vor wenigen Monaten einen eher tristen Anblick. Wo es früher verheißungsvoll morgens nach Kaffee und frischen Semmeln und mittags nach Suppen, Fisch- und Fleischgerichten duftete, schmeckte man zwischenzeitlich nur Baustellenstaub. Inzwischen aber gilt sie manchem schon wieder als einer der schönsten Räume des Klosters. Aufgebaut nach modernsten energetischen Erkenntnissen und unter Berücksichtigung aller Sicherheits- und Hygienevorschriften für Küchen dieser Größenordnung wird sie nach Abschluss der Renovierung Ende 2021 wieder Mönche, Gäste und die Besucherinnen und Besucher des Haneberghauses versorgen. Besonders im darunterliegenden ursprünglichen Lagerraum geben Säulen und Bögen den Blick frei auf die fast 175-jährige Geschichte des Klosters in der Maxvorstadt.

Auch der Anschluss an das Fernwärme-Netz der Stadt München wurde in den teilweise unterkellerten östlichen Innenhof verlegt und neu installiert. Im teilweise unterkellerten Osthof wurden neue Räume erschlossen, um die Haustechnik und weitere Lagerräume unterzubringen.

Heizung, Haustechnik und Lüftung Der Anschluss an das Fernwärme-Netz der Stadt München wurde neu gelegt. Das gesamte Heizungsnetz im Osttrakt wurde ebenso komplett erneuert wie die Wasserversorgung. Dazu wurden allein im ersten Bauabschnitt rund 2,2 Kilometer Wasserleitungsrohre und etwa 2,4 Kilometer Heizungsrohre montiert. Die neue Lüftungsanlage, die in Zukunft viel Energie einsparen hilft, befindet sich unter dem Dach. Mit ihr ist witterungsunabhängig eine kontrollierte Raumlüftung möglich. Sie saugt warme Luft aus den Räumen ab und führt Frischluft zu. Dank einer Rückgewinnungsanlage geht die Wärme der Abluft nicht verloren, sondern erwärmt Wasser, das wiederum in den Heizungskreislauf eingespeist wird. Auch die Elektroinstallation wurde vollständig ausgetauscht. Bis auf einige Lager- und Nebenräume verfügt jetzt jeder Raum im Osttrakt über einen EDV-Anschluss.

Hightech im Dachgeschoss. Die neue Lüftungsanlage, die in Zukunft viel Energie einsparen hilft, befindet sich unter dem Dach des Osttraktes. Mit ihr ist witterungsunabhängig eine kontrollierte Raumlüftung möglich. Dank einer Rückgewinnungsanlage geht die Wärme der Abluft nicht verloren, sondern wird wieder eingespeist.

Inzwischen ist der Westtrakt innen und außen vollständig eingerüstet und die Mitarbeiter verschiedener Baufirmen sind unter anderem mit dem sogenannten „Rückbau“ beschäftigt.

Baumaßnahmen am Dach Das gesamte Dach wurde statisch saniert, wobei der vorhandene Dachstuhl teilweise verstärkt wurde. Außerdem wurde eine Wärmedämmung eingebaut, die den Bewohnern im Sommer viel Hitze und im Winter viel Kälte ersparen wird. Um weitere Räume im Dachgeschoss nutzen zu können, wurden zusätzliche Fenster eingebaut.

Der zweite große Schritt – die Sanierung des Westtraktes Mitte des Jahres begann der Umzug der Mönche vom West- in den nun fertiggestellten Osttrakt. Auch das ist kein ein-

Die Sanierung des Daches über dem Westtrakt ist schon weit fortgeschritten – inklusive des Dachreiters mit der Glocke, die mehrere Mal am Tag die Mönche zum Gebet ruft.

faches Unterfangen: auf einer Baustelle zu leben, den täglichen Aufgaben nachzugehen und dann auch noch umzuziehen. Inzwischen ist der Westhof innen und außen vollständig eingerüstet. Die Sanierung des Daches ist schon weit fortgeschritten und im Westtrakt selbst sind die Mitarbeiter verschiedener Baufirmen unter anderem mit dem sogenannten „Rückbau“ beschäftigt; im Grund heißt das nichts anderes als die vollständige Entkernung der Räume und deren möglichst weitgehende Rückführung hin zur historischen Bausubstanz. Gleichzeitig werden im Westhof Fassaden und Fenster saniert. Für die Fassaden hat man die älteste Farbschicht freigelegt, um den ursprünglichen Zustand wieder herzustellen. Die großen Gangfenster, die noch aus der Gründungszeit des Klosters stammen, werden aufwändig nach den Vorgaben des Denkmalschutzes restauriert. Rundum im Hof sind Drainagen verlegt, um die Mauern des Klosters trocken zu halten. Feuchtigkeit war schon immer ständiger Begleiter des Klosters, wie aus den Aufzeichnungen von Bruder Engelbert Schacherbauer (1854-1935) aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hervorgeht (siehe dazu den Artikel unserer Stiftsarchivarin Dr. Birgitta Klemenz in diesem Heft). Unsere Bitte um Unterstützung

Gerade aufgrund der absehbaren Mehrkosten freuen wir uns nach wie vor über jede Form der Unterstützung. Auch kleine Beträge helfen uns. Gerade in der jetzigen Situation, wo wir in wirtschaftlich schwierigen Zeiten diese Mehrkosten schultern müssen, sind wir für jede Hilfe dankbar.

Kontoinhaber:

Benediktinerabtei St. Bonifaz in München und Andechs

IBAN:

DE31 7509 0300 0602 1422 95

BIC:

GENODEF1M05

Bank:

LIGA Bank München eG

Verwendungszweck:

Generalsanierung

Auch nach der vollständigen FassadenSanierung des Osttraktes bleiben die Schäden, die das Kloster durch die Bombentreffer am Ende des Zweiten Weltkrieges erlitten hat, erkennbar. Besonders eindrücklich zeigt sich dies in den noch teilweise vorhandenen, nachgemauerten oder ganz fehlenden Kapitellen in den Fensteröffnungen.

Mehrkosten von etwa einer Million Euro Die Kosten für die Renovierung von mehr als 20 Millionen Euro werden vom Kloster und vielen Zuschussgebern getragen. Von der Kulturbeauftragten des Bundes über den Freistaat Bayern bis hin zu verschiedenen Institutionen, Stiftungen, dem Verein der Freunde von St. Bonifaz und einzelnen Förderern: Viele haben mitgeholfen, dass der Bau überhaupt begonnen werden konnte und auch zu einem hoffentlich glücklichen Ende gebracht werden kann. Die Förderer bringen rund 11 Millionen Euro auf, den Rest trägt bisher das Kloster – inklusive der inzwischen aufgelaufenen Mehrkosten von etwa einer Million Euro. Gründe sind vor allem die noch schlechter als erwartet vorgefundene Bausubstanz und hohe Schadstoffbelastungen durch Blei, Asbest und Teer.

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Die Benediktiner haben das eigene Kloster (1) nach den schweren Bombenschäden des Zweiten Weltkrieges nur notdürftig instandgesetzt. Im Fokus standen zuerst der teilweise Wiederaufbau der Basilika (2) in den 1950er bis 1960er Jahren, dann der Bau des Zentrums Sankt Bonifaz (3) Anfang der 1970er Jahre und schließlich das Haneberghaus (4) Ende der 1990er Jahre.

Ausgangslage

Das denkmalgeschützte Klostergebäude, erbaut von 1835 bis 1850, wurde im Zweiten Weltkrieg zu einem großen Teil zerstört. Seit dem Wiederaufbau nach 1945 wurde es nicht mehr durchgreifend saniert, da Basilika, Pfarr- und Bildungszentrum sowie zuletzt der Bau des Sozialhauses von 1998 bis 2001 im Vordergrund standen und alle finanziellen Kräfte der Abtei beanspruchten.

Denkmalschutz

Bei der Generalsanierung wird in enger Abstimmung mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) auf die Anlehnung an den historischen Klostergrundriss und die Erhaltung der vorhandenen originalen Bausubstanz geachtet. Konsequent sind inzwischen schon viele nachträgliche Ein- und Umbauten entfernt worden. So kommt schon jetzt – nach etwas mehr als der Hälfte der Arbeiten – der Gesamtduktus der Anlage wieder deutlicher zur Geltung. Zahlen – Daten – Fakten

Bauzeit: Bauphase 1: Bauphase 2:

vier Jahre Ostflügel 2018 bis 2020 Westflügel 2020 bis Ende 2021

Gästezimmer: 24 neue Gästezimmer mit jeweils eigener Dusche und WC

Zuschussgeber: Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst/ Entschädigungsfonds Erzdiözese München und Freising Landeshauptstadt München Bayerische Landesstiftung Edith-Haberland-Wagner Stiftung Verein der Freunde der Benediktinerabtei St. Bonifaz e. V. Deutsche Stiftung Denkmalschutz Bezirk Oberbayern Stiftung Straßenkunst der Stadtsparkasse München

Bausumme: Finanzierung:

über 20 Millionen Euro 11 Millionen Euro durch Zuschussgeber; über 9 Millionen Euro Eigenleistung der Abtei

Grundrissfläche: über 6.700 qm Umbauter Raum: über 32.000 Kubikmeter