Andechser Bergecho 2-2018

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2. Ausgabe 2018

kirche und kloster  Professfeiern in Andechs Br auerei  Erweiterung der Klosterbrauerei Gastlichkeit  Neue Pächter im Klostergasthof


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editor ial

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inhalt

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uckerguss‘ – so nannte eine Bekannte das weltberühmte Lied „Stille Nacht, Heilige Nacht“, das vor 200 Jahren am 24. Dezember 1818 zum ersten Mal in der Sankt-Nikola-Kirche in Oberndorf bei Salzburg gesungen wurde. Weihnachten ohne Orgel drohte in Oberndorf, weil eine Maus wohl das Instrument unbrauchbar gemacht hatte. In seiner Not wandte sich der Organist Franz Xaver Gruber an seinen Freund, den Vikar Josef Franz Mohr. Zum Glück hatte Mohr schon zwei Jahre zuvor ein Gedicht mit sechs Strophen geschrieben. Gruber komponierte dazu eine berührende Melodie.

Als uneheliches Kind wuchs Josef Mohr in großer Armut in Salzburg auf. Seinen Vater hat er nie kennengelernt. Unterstützt durch einen Vikar konnte er das Gymnasium des Benediktinerklosters Kremsmünster besuchen. Nach dem Abitur studierte er Theologie und wurde 1815 in Salzburg zum Priester geweiht. Der Komponist Franz Xaver Gruber interessierte sich früh für Musik, war zunächst Weber, konnte dann aber als Lehrer und Organist arbeiten. Bald nach Entstehung des Liedes trennten sich die Wege der beiden. Die Namen von Dichter und Komponist wären längst vergessen, hätte nicht die Königlich Preußische Hofkapelle in Berlin das Stift St. Peter in Salzburg um die Verfasser des Liedes gebeten.

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kirche und kloster

Feierliche Profess von Frater Marcus und Professjubiläum von Pater Valentin

7 Goldene Profess von Frater Stephan 9 Dreihostienfest 2018 12

Festakt – Vortrag von Prof. Körner / Teil 2

16 König Ludwig I. und „sein“ Andechs 19 Sommerakademie 2018 20

Fußwallfahrt von München nach Andechs

22 Buchvorstellung von Abt Johannes: „Steht auf“

24 Eine Wallfahrt gegen die Pest

k l o s t e r b r au e r e i

30 Erweiterung der Klosterbrauerei

34 Klosterbrauerei auf der InterTabac 2018

Feierliche Profess und Professjubiläum

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g a s t l i c h ke i t

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Mit Gastfreundschaft begeistern –

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Wiedereröffnung „Andechser am Dom“

v e r a n s ta lt u n g e n

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Veranstaltungs-Überblick

pa n o r a m a

Neue Pächter im Klostergasthof

Als 1821 der österreichische Kaiser Franz I. und der russische Zar Alexander im Zillertal das Lied hörten, verbreitete sich „Stille Nacht“ weiter. Dieses Tiroler Liedgut traf den Zeitgeschmack und man verband damit Heimat, Naturverbundenheit und Zusammenhalt. Wenn viele Auswanderer in Australien und Amerika an Weihnachten das Heimweh plagte, schenkte „Stille Nacht“ ein Stück Heimat. In den Schützengräben der Weltkriege haben Soldaten das Lied zu Weihnachten in allen Sprachen gesungen. Ab den 1960er-Jahren galt „Stille Nacht“ oft als kitschig. Natürlich wirkte es durch das Abspielen in Kaufhäusern wie Zuckerguss. „Aber ‚Stille Nacht‘ stört nur da, wo (…) es die Kauflust anheizen soll“, wie jemand einmal treffend bemerkt hat. Darin mag ein Grund liegen, warum das Lied bis heute Menschen in ihrer Sehnsucht nach Frieden eint. In mehr als 300 Sprachen wird „Stille Nacht“ inzwischen gesungen und ist seit 2011 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.

42 Tradition und Tatkraft – Courtyard Oberpfaffenhofen

Oft ist es Brauch, bei „Stille Nacht“ in der Christmette die Lichter zu löschen, damit das Lied ins Dunkel hinein klingt. Bei all dem, was das Christfest oft übertüncht, brauchen wir jedes Jahr neu diese Tradition und Lieder, die uns einstimmen und ohne die Weihnachten nicht zu denken ist. Sie erinnern uns an das, was an Weihnachten geschieht, dass Christ, dass Jesus, der Retter da ist, dass durch ihn die rettende Stunde für uns Menschen gekommen ist. Gott fängt ganz klein mit uns an und legt uns doch Großes in unser Herz, sodass wir aus diesem Geist der Weihnacht die Sehnsucht nach Geborgenheit, Freude, Licht und Frieden lebendig halten können. Ich wünsche Ihnen allen eine gute Vorbereitung im Advent auf dieses große Ereignis hin, auf dass wir dann aus ganzem Herzen mit einstimmen: „Stille Nacht, Heilige Nacht“ – und wie es in der dritten, unbekannteren Strophe heißt: „…die der Welt Heil gebracht!“

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46 Colloquium Benedictinum

48 Ehrung langjähriger Mitarbeiter

Erweiterung der Klosterbrauerei

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50 Klostermaus / Interview mit Konrad Wipp

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und Katharina Buzin

50. Andechser Europatag

Musikantenwallfahrt am 16. Juni 2018

58 Rückblick Kunst & Bier 2018

60 Rückblick Familientag 2018

62 Leihgabe für den Kunstbunker in Nürnberg

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Die Andechser Klostermaus

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Gott das eigene Leben anvertrauen Feierliche Profess von Frater Marcus Riemer – 25-jähriges Professjubiläum von Pater Valentin Ziegler Frater Marcus Riemer hat am Dienstag, den 2. Oktober, im Rahmen eines festlichen Gottesdienstes in der Andechser Wallfahrtskirche seine feierliche Profess abgelegt und sich damit endgültig an die klösterliche Gemeinschaft von Sankt Bonifaz in München und Andechs gebunden. Frater Marcus lebt in Sankt Bonifaz, ist unter anderem Chronist des Klosters und begleitet über das Jahr viele Gruppen, die sich für das benediktinische Leben interessieren. Im gleichen Gottesdienst feierte Pater Valentin Ziegler sein silbernes Profess-Jubiläum. 1993 legte er seine erste Profess ab und gelobte Beständigkeit, Gehorsam und klösterlichen Lebenswandel. Vielfach hat er sich seither in der klösterlichen Gemeinschaft engagiert, war Cellerar und Pfarrer. Seit Ende 2017 ist er in der Krankenhaus-Seelsorge und als Wallfahrtspriester in Andechs tätig.

Pater Valentin und Frater Marcus (r.) beim Gottesdienst am 2. Oktober in der Wallfahrtskirche.

Der 2. Oktober ist für die bayerischen Benediktiner ein Festtag. An diesem Tag feiern die in der bayerischen Benediktinerkongregation zusammengeschlossenen Klöster das Fest der heiligen Schutzengel, unter deren Titel die Kongregation im Jahr 1684 gegründet wurde. Abt Johannes überreicht Frater Marcus das Stundenbuch: „Was Du mit dem Mund singst, sollst Du im Herzen glauben, und was Du im Herzen glaubst, im Leben erfüllen“.

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m feierlichen Gottesdienst in der Andechser Wallfahrtskirche nahmen fast die gesamte klösterliche Gemeinschaft sowie viele Verwandte, Freunde und Weggefährten von Frater Marcus und Pater Valentin teil. Zu Beginn des Gottesdienstes wurde Frater Marcus kurz vorgestellt und sprach sein „Ja, ich bin bereit.“

Nach dem Festgottesdienst in der Sakristei: Frater Marcus Riemer, Abt Johannes Eckert und Pater Valentin Ziegler (v.l.n.r.),

Profess als Bekenntnis zu einem Gott, der mich stützt und annimmt. In seiner Predigt betonte Abt Johannes: „Ein Leben der Gottsuche bedeutet: Gott kann man niemals haben, aber man kann sich mit ihm auf den Weg machen, sich in seine Spur begeben, darauf vertrauen, dass unter seiner Führung, unter der Führung des Evangeliums es gut wird für mich und ich leben werde!“ Mönchsein und Christsein heiße ebenso einzuüben, dass das Leben vor uns liege, so Abt Johannes. Daher gehe es darum, das Leben von Gott anzunehmen wie ein Kind. Denn „vor Gott brauche ich nicht groß zu sein. Vor Gott brauche ich nicht von allen geliebt zu sein. Vor Gott brauche ich kein Beziehungsnetz aufzuweisen, das meine Bedeu-

tung zeigt. Vor Gott brauche ich keine lückenlose Karriereleiter aufzuweisen. Gott kann ich mein Leben anvertrauen!“ Ein solcher kindlicher Glaube rechne mit der Gegenwart Gottes gerade dann, „wenn ich gefangen und klein gehalten werde, sei es in meiner eigenen Lebensgeschichte, sei es in den momentanen Umständen von Kirche und Gesellschaft. So ist die Profess letztlich das Bekenntnis zu einem Gott, der mich in meiner Hilflosigkeit stützt und mich annimmt.“

Zum Zeichen seiner Hingabe an Gott liegt Frater Marcus bei der Allerheiligenlitanei ausgestreckt auf dem Boden der Wallfahrtskirche.

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Ein halbes Jahrhundert Benediktiner Goldene Profess von Frater Stephan Janker

Aus Anlass seiner Silbernen Profess hat auch Pater Valentin sein Profess-Versprechen erneuert.

Hingabe an Gott und das Vertrauen auf seine Nähe und Führung Im Anschluss an die Predigt verlas Frater Marcus vor Abt und Konvent seine handgeschriebene Profess-Urkunde und unterzeichnete sie auf dem Altar der Wallfahrtskirche. Ebenso erneuerte Pater Valentin sein vor 25 Jahren gegebenes Profess-Versprechen und verlas laut seine von Hand geschriebene Profess-Erneuerung. Gemeinsam stimmten Frater Marcus und Pater Valentin dann das „Suscipe, me domine“ an. Dieser Abschnitt aus dem Psalm 119 bringt die Hingabe an Gott und das Vertrauen auf seine Nähe und Führung auf dem eingeschlagenen Weg zum Ausdruck. Pater Valentin Ziegler, geboren 1969 in Landau in der Pfalz im Bistum Speyer, stammt aus einer alteingesessenen Pfälzer Winzerfamilie in Weyher in der Pfalz. Nach einer Ausbildung zum Winzer und dem Grundwehrdienst, den er in Speyer ableistete, arbeitete Michael Ziegler im elterlichen Betrieb mit. 1992 trat er in die Abtei Sankt Bonifaz ein und legte im Oktober 1993 seine ersten Gelübde ab. In Benediktbeuern, Salzburg und München studierte er Religionspädagogik und katholische Theologie. 2002 wurde er von Friedrich Kardinal Wetter zum Priester geweiht. Im Anschluss wirkte er als Kaplan in Sankt Bonifaz. 2003 wechselte Pater Valentin von München nach Andechs und wurde Pfarrer von Erling und Machtlfing. Als einer der Cellerare der Abtei war er von Ende 2003 bis Anfang 2015 u. a. für den Vertrieb der Klosterbrauerei verantwortlich. Seit 2018 ist Pater Valentin in der KrankenhausSeelsorge und auch in Andechs weiterhin seelsorgerlich tätig.

„Mit Gottes Hilfe bin ich bereit“ – Frater Valentin bei seiner zeitlichen Profess 1993 vor Abt Odilo in Sankt Bonifaz. „Der Herr, der alles Gute in uns wirkt, stärke Sie mit seiner Freude und seinem Frieden“.

„Über sein Versprechen verfasse er eine Urkunde (...) mit eigener Hand. Er setze sein Zeichen darunter und lege die Urkunde mit eigener Hand auf den Altar.“ (vgl. Benediktsregel Kap. 58, 19f.).

Fr ater Marcus R iemer wurde 1954 in Osnabrück geboren und wuchs in Freiburg im Breisgau auf. Er bekam als Taufspruch für sein Leben den Vers aus dem ersten Petrusbrief: „Werft all eure Sorgen auf ihn, denn er kümmert sich um euch!“. Nach seiner Konversion führte ihn der Weg nach Sankt Bonifaz, wo er sich als Regularoblate bald einlebte und als ausgeglichener Mitbruder anerkannt und geschätzt wurde. Bis vor kurzem arbeitete Frater Marcus noch halbtags außerhalb des Klosters bei einer Versicherung. In Sankt Bonifaz betreut er die Oblaten und arbeitet im Noviziat und in der Stiftsbibliothek mit. Als Chronist begleitet er das Geschehen der Abtei seit Jahren mit großer Sorgfalt. Der klösterlichen Gemeinschaft ist er an vielen Stellen durch seine ruhige Art eine große Hilfe. Er begleitet in Sankt Bonifaz und in Andechs – im Rahmen der Männertage – Gruppen, die sich für einen tieferen Einblick in das Leben der klösterlichen Gemeinschaft und die Spiritualität der Benediktsregel interessieren. das stichwort

Frater Valentin bei der Professfeier 1993 im Chorgestühl von Sankt Bonifaz.

„Das Suscipe“: „Suscipe me, Domine secundum   eloquium tuum et vivam, et non confundas me ab expectatione mea“ – Nimm mich auf, o Herr, nach deinem Wort, und ich werde leben; lass mich   in meiner Hoffnung niemals scheitern (vgl. Psalm 119, Vers 116)

Im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes in der Andechser Wallfahrtskirche erneuerte Frater Stephan Janker am 8. September seine Profess und bekräftigte damit sein Versprechen, das er auf den Tag genau vor 50 Jahren auf dem Heiligen Berg gegeben hatte: Beständigkeit, Gehorsam und klösterlichen Lebenswandel in Andechs. Abt Johannes mit Frater Stephan nach dem Gottesdienst.

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ie im September 1968 verlas Frater Stephan vor Abt Johannes und den Mitbrüdern als Ausdruck seiner fortdauernden Verbundenheit mit der klösterlichen Gemeinschaft von Sankt Bonifaz und Andechs seine ProfessUrkunde an den Stufen des Hochaltars der Wallfahrtskirche. Gemeinsam mit den Mitbrüdern sang er im Anschluss zum Zeichen seiner Hingabe an Gott das „Suscipe“: „Nimm mich auf, o Herr, nach deinem Wort, und ich werde leben; lass mich in meiner Hoffnung niemals scheitern“ (Psalm 119, Vers 116). Die Freude am Spiel bewahrt In seiner Predigt hob Abt Johannes hervor, dass Frater Stephan trotz seines jahrzehntelangen Engagemgents im Klosterladen und trotz seiner Erkrankung und den

damit verbundenen Einschränkungen bis heute „das Spielerische“ nicht vergessen habe. Diese Freude am Spiel komme gerade in seinen ungezählten alpenländischen Krippen, Fatschnkindln und Hausaltären zum Ausdruck, die er im Laufe der Jahre geschaffen habe. „Menschen haben immer wieder Szenen aus dem Leben Jesu nachgestellt und nachgespielt und sind selber kreativ geworden. Sie haben das Leben Jesu übersetzt in ihre Zeit und Gegend und haben es so reicher gemacht“, so Abt Johannes. „Wir sind Dir sehr dankbar, lieber Frater Stephan, dass Du Dir neben den Aufgaben im Laden oder in Zeiten schwerer Erkrankung die Freude am Spielerischen bis in Detail, die Freude am kreativ sich Ausdrücken in Klosterarbeiten bewahrt hast.“ Dies sei ein besonderer Weg, so Abt Johannes, dem Geheimnis

des Glaubens auf der Spur zu bleiben, in dem man so andere teilhaben lässt an der einmal getroffenen Wahl – entgegen allen ernsten und leidvollen Erfahrungen: „Ich vertraue diesem Gott, der spielerisch alles ins Dasein ruft, der spielerisch alles in seinem Sohn befreit und erlöst und der spielerisch alles vollenden wird.“ Im Blick auf das „Suscipe“ sagte Abt Johannes weiter: „Das Wort ‚suscipere‘ stand in der Antike dafür, dass der Vater sein Kind auf seinen Schoß genommen hat und damit zum Ausdruck gebracht hat: ‚Das ist mein Kind!‘“. Vieles habe sich in den letzten 50 Jahren verändert. Heute aber am Tag der Goldenen Profess werde besonders deutlich, so Abt Johannes: „Wir wissen, wir sind nicht perfekt. Wir wachsen und reifen ein Leben lang und vertrauen unser Leben einem Gott hat, der Freude hat am Spiel! Darum, lieber Frater Stephan, vertraue gerade im Alter, wo manches nicht mehr so geht und die Kräfte nachlassen, darauf: Du bist Sein Kind – Er führt alles zur Vollendung.“ Altersstab – Zeichen der Gegenwart Gottes, die im Alter stützt. Abt Johannes überreichte Frater Stephan während des Gottesdienstes auch den Altersstab. Der Stab ist für den Mönch sichtbares Zeichen und Erinnerung, dass Gott mit seiner Gegenwart und seinem Erbarmen gerade im Alter trägt und


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stützt. Viele Mitbrüder aus München und Andechs und viele Verwandte, Bekannte, Freunde und Mitarbeiter der Klosterbetriebe, insbesondere des Klosterladens, waren zum Gottesdienst nach Andechs gekommen. Frater Stephan konnte im Anschluss viele Hände schütteln und Glück- und Segenswünsche entgegennehmen. Seine große Leidenschaft – Klosterarbeiten Frater Stephan wurde am 2. September 1944 in Wörth an der Donau unweit von Regensburg geboren. Nach einer Einzelhandelslehre in Hausham reifte in ihm der Entschluss, Mönch zu werden. Am 22. April 1967 trat Frater Stephan bei den Benediktinern von Sankt Bonifaz in München und Andechs ein. 1970 übernahm er die Leitung im Andechser Klosterladen, die er länger als sein Vorgänger Frater Urban Koller innehatte und die er erst vor wenigen Jahren in jüngere Hände gelegt hat. Frater Stephans große Leidenschaft sind aber nach wie vor Klosterarbeiten und die religiöse Volkskunst. Bis vor wenigen Jahren organisierte er immer noch kleinere und größere Krippenausstellungen – von München bis hinein ins bayerische Oberland. So es seine Kräfte heute zulassen, findet man ihn immer noch im Klosterladen bei der Fertigung von kleineren Krippen, Fatschnkindln und Hausaltären.

Zeit für Gratulanten und Glückwünsche: Frater Stephan mit Pater Lukas (1.v.l.), Abt Johannes und Frater Emmanuel (1.v.r.).

Abt Johannes mit der Dreihostienmonstranz auf dem Prozessionsweg.

Ehrfurcht im Umgang mit der Eucharistie Dreihostienfest mit Bischof Stephan Ackermann

Fürbittgebet in der Wallfahrtskirche.

Mit Stephan Ackermann kam am 30. September ein Bischof zum Dreihostienfest, mit dessen Bistum Trier der Heilige Berg über die Heilig Rock-Wallfahrt verbunden ist. In seiner Predigt warb Bischof Ackermann für eine neue Ehrfurcht im Umgang mit Jesus Christus in den Gestalten von Brot und Wein. Im Anschluss an den festlichen Gottesdienst zog eine feierliche Prozession mit der Dreihostienmonstranz über den Heiligen Berg.

A Im Kreis vieler Mitbrüder verliest Frater Stephan seine erste Professurkunde 1968 vor Abt Odilo (2.v.l. mit Mitra): Pater Coelestin, Bruder Gundekar, Frater Stephan, Bruder Ulrich, Bruder Lantfried (v.l.n.r.).

Erste Profess von Frater Stephan am 8. September 1968 in der Wallfahrtskirche. An seiner Seite Frater Richard Schrafl (1886-1973; Profess 1910). Frater Richard half ab 1956 in Klosterladen mit. An ihn erinnert sich Frater Stephan noch heute: „Ungezählte Rosenkränze hat er geknüpft und geflickt.“

„Vor fünfzig Jahren habe ich Beständigkeit, klösterlichen Lebenswandel und Gehorsam gelobt (…). In Dankbarkeit bekräftige ich heute dieses Gelübde.“ Frater Stephan (3.v.l.) erneuert vor Abt Johannes seine Profess.

Abt Johannes begrüßt Bischof Ackermann (2.v.l.) zu Beginn des Festgottesdienstes.

bt Johannes begrüßte den Trierer Bischof Ackermann in der vollbesetzten Wallfahrtskirche sehr herzlich und hob die lange Verbindung zwischen Trier und Andechs hervor, die unter anderem auch auf Nikolaus von Kues zurückgeht. Der 1401 im heutigen Bernkastel-Kues in der Nähe von Trier geborene spätere Kardinal hatte als päpstlicher Botschafter mit seinem Gutachten zu den Heiligen Drei Hostien wesentlich zur Wiederbelebung der Andechser Wallfahrt unter dem Wittelsbacher Herzog Albrecht III. beigetragen. Die zahlreichen Fahnenabordnungen hieß Abt Johannes ebenso herzlich willkommen wie die Vertreter der örtlichen Vereine.


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Ein Segen auch für die ganz kleinen Besucher des Gottesdienstes.

Warb für eine neue Ehrfurcht im Umgang mit der Eucharistie – Bischof Ackermann bei seiner Predigt.

Feierlicher Segen mit der Dreihostienmontranz unterhalb des Klosterladens.

Fürbitten am zweiten Stationsaltar nahe der Alten Apotheke.

Das Programm Jesu zum eigenen Lebensprogramm machen In seiner frei vorgetragenen Predigt warb Bischof Ackermann – ausgehend vom Tagesgebet zum Dreihostienfest – für eine neue Ehrfurcht im Umgang mit der Eucharistie. Hier gebe es viel wiederzugewinnen, so der Bischof. Ehrfurcht bedeute nicht Angst, etwas falsch zu machen, sondern wahre Ehrfurcht habe viel mit Staunen gemeinsam. Eine so verstandene „Machen wir uns das Programm der Eucharistie zu eigen.“ Bischof Stephan Ackermann

Ehrfurcht könne deutlich werden lassen, dass es darum geht, im Staunen und mit Behutsamkeit das Programm Jesu zum eigenen Lebensprogramm zu machen: in jedem Leben ein Geschenk und die Gabe Gottes zu entdecken. Gerade weil das Leben ja oft so zerbrechlich sei wie die Hostie selbst. Umso schändlicher sei es, so Bischof Ackermann mit Blick auf die vielen

Fälle von Missbrauch in der katholischen Kirche, wenn „Diener der Eucharistie“ ihren Einfluss auf so verwerfliche Weise missbrauchten. Demgegenüber schenkt sich Jesus in der Eucharistie, in einem kleinen und zerbrechlichen Stück Brot, den Gläubigen selbst, gibt sich ihnen im sprichwörtlichen Sinne „in die Hand“. Mit einer neuen Ehrfurcht vor diesem Geschenk der Eucharistie und damit vor dem Leben selbst könne jeder Einzelne zu dem Glauben heranwachsen, der zur „Frucht der Erlösung“ führe. Festliche Gestaltung von Gottesdienst und Prozession Die Andechser Chorgemeinschaft, verstärkt um ausdrucksstarke Vokalsolisten und ein fein abgestimmtes Streicherensemble, gab dem Gottesdienst mit der Krönungsmesse von Wolfgang Amadeus Mozart einen besonders feierlichen Rahmen. Nach dem Gottesdienst zogen rund zweihundert Gläubige mit der von Abt Johannes getragenen Dreihostienmonstranz in einer feierlichen Prozession um den Heiligen Berg. Die Blaskapelle Erling-

Andechs begleitete – wie schon seit Jahren – die Prozession musikalisch sehr einfühlsam. Zwei Altäre bildeten die Stationen der Prozession unterhalb des Klosterladens und neben der Alten Apotheke. Nach dem feierlichen Schlusssegen mit der Dreihostienmonstranz in der Wallfahrtskirche erhielten die Ministranten im Pfortenhof von Bischof Ackermann noch den persönlichen Segen. Am Nachmittag klang das Dreihostienfest dann mit der kirchlichen Vesper aus. Verbindung von Trier und Andechs durch die Christus-Reliquien Nicht nur durch Nikolaus von Kues stehen das Bistum Trier und Andechs als ältester Wallfahrtsort Bayerns miteinander in Verbindung, auch im Blick auf den Heiligen Rock und die Drei Heiligen Hostien: „Der Heilige Rock und die Heiligen Hostien sind beide Christusreliquien. Sie verweisen ganz und gar auf die Mitte unseres Glaubens, auf Jesus Christus, den Heiligen schlechthin“, so betonte Bischof Ackermann schon im Vorfeld seines Besuches in Andechs.

Die Geschichte der Heiligen Drei Hostien Die Heiligen Drei Hostien sind schon im 12. Jahrhundert aus Rom über Bamberg auf die Andechser Burg gekommen. Die Wiederauffindung 1388 erregte großes Aufsehen und belebte die Andechser Wallfahrt neu, deren Anfänge ins 11. Jahrhundert zurückreichen. Im Zuge der Wiederbelebung der Wallfahrt wird zu Beginn des 15. Jahrhundert der Bau der Andechser Wallfahrtskirche in Angriff

genommen. Herzog Ernst von Bayern fördert hier Wallfahrt und Seelsorge. 1455 erfolgt die Stiftung des Benediktinerklosters durch seinen Sohn, Herzog Albrecht III. So wird aus dem Burghügel des Andechser Grafengeschlechtes der „Heilige Berg“ Bayerns. Das Dreihostienfest wird jährlich am letzten Sonntag im September – dem alten Andechser Kirchweihfest – gefeiert. Die liturgischen Texte wie Lesungen, Evangelium und Gebete

entsprechen denen des Fronleichnamsfestes. Im Dreihostienfest kommt Andechs als ursprüngliche Christus-Wallfahrt zum Tragen. Der in Brot und Wein gegenwärtige Herr wird hier verehrt. Dieses Andechser Fest erinnert daran, dass Jesus Christus in seiner Kirche lebt und Menschen im Glauben zusammenführt. So ist das Dreihostienfest auch Zeichen für die Völkerwallfahrt, wie sie Jesaja beschreibt (Jes 25,6-10): Gott selbst lädt ein zum Gastmahl auf seinen Heiligen Berg. tagesgebet

Zu Beginn des Festgottesdienstes feierlicher Einzug rund um die Wallfahrtskirche.

Tagesgebet zum Dreihostienfest (von Fronleichnam) Herr Jesus Christus, im wunderbaren Sakrament des Altares hast du uns das Gedächtnis deines Leidens und deiner Auferstehung hinterlassen. Gib uns die Gnade, die heiligen Geheimnisse deines Leibes und Blutes so zu verehren, dass uns die Frucht der Erlösung zuteil wird. Der du in der Einheit des Heiligen Geistes mit Gott, dem Vater, lebst und herrschest in alle Ewigkeit. Amen.


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Ein großer König? Ludwig I. von Bayern: die Dimensionen seiner politischen Agenda Beim Festakt zum 150. Todestag von König Ludwig I. am 4. Juni in St. Bonifaz in München stellte Prof. Dr. Hans-Michael Körner, langjähriger Inhaber des Lehrstuhls für Didaktik der Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München und Mitglied im Kuratorium des Vereins der Freunde der Benediktinerabtei Sankt Bonifaz, die Frage: Ludwig I. – ein großer König? Teil I des Vortrags erschien in der Sommerausgabe des Bergecho. Ludwigs Leben und die bayerische Geschichte des so genannten Vormärz, der Zeit vor der Revolution 1848/49, sind eng miteinander verbunden – ein Schicksal „zwischen Napoleon und Lola Montez“ als „Reflex auf die Zeitverhältnisse“, das Neue Bayern zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Deshalb beschäftigte sich Prof. Körner zu Beginn auch mit fünf Punkten, die dieses Neue Bayern ausmachen und die Ludwigs Politik als König maßgeblich bestimmten: die neue Größe des Territoriums, das neue Maß an äußerer Souveränität (Bayern wird Königreich), die Veränderung der inneren Struktur (Revolution von oben), das Verhältnis von Staat und Kirche (Mediatisierung und Säkularisation, Staatskirchentum) und schließlich Bayern als Verfassungsstaat.

Staatsneubau und Traditionsbruch – Montgelas‘ Staat als Herausforderung für Ludwig I. Die genannten fünf Elemente, Bestandteile des Neuen Bayern, müsste man viel detaillierter entfalten, wollte man das Profil des Neuen Bayern wirklich vollständig zeichnen; doch darum kann es hier nicht gehen. Als den Staat Montgelas‘ hat das bezeichnet, was ich Ihnen hier skizzenhaft vorgetragen habe <s. Bergecho 1/2018; Anm. der Redaktion>. Wagt man sich an eine bilanzierende Charakterisierung dieses Staatsneubaus, so kommt man nicht umhin, mit Begriffen wie artifiziell, rational, aufklärerisch zu operieren. In der Tat greift man damit sicherlich wichtige Aspekte im Selbstverständnis Montgelas‘, vor allem, wenn man diese, wie gesagt, noch um die Dimension des Staatsabsolutistischen erweitert. Konsequenterweise

bedeutet eine solche Charakterisierung auch, dass in mancherlei Hinsicht mit dem Traditionsbestand des Alten Bayern radikal aufgeräumt wurde; das gilt für die Zerstörung einer tausend Jahre alten Klosterlandschaft, das gilt für die Reduktion barocker Frömmigkeitsformen, das gilt für die Beseitigung der ständischen Ordnung, das gilt für das neue Verständnis von der Rolle der Dynastie im Staat. Staatsneubau und Traditionsbruch – unter diesen beiden Perspektiven wird man das Werk Montgelas‘ einzuordnen haben. Der mit den überkommenen Traditionen brechende innere Neubau des Staates ist das eine, die Tatsache, dass diese Umwälzung an der Seite Napoleons gelingt und realisiert wird, ist das andere. Und schließlich kommt hinzu, dass das Potential an „äußerer“ Souveränität zunimmt, dass die territoriale Basis enorm vergrößert wird.

Die Frage nach den Prioritäten des Königs Das alles zusammengenommen, miteinander verwoben und ineinander verschränkt definierte aus der Sicht Ludwigs, des Kronprinzen wie des Königs, eine Problemlage, auf die die staatliche, näherhin die monarchische Politik zu reagieren hatte. In fünf verschiedenen Bereichen sah Ludwig, wie das heutige Politiker formulieren, akuten Handlungsbedarf; und damit kehren wir zur Frage nach den Prioritäten des Königs zurück. Es galt, erstens, die neubayerischen mit den altbayerischen Gebieten zu verzahnen, zusammenwachsen zu lassen. Es musste, zweitens, alles dafür getan werden, um die erkämpfte eigenstaatliche Souveränität zu bewahren, zu stabilisieren. Ludwig war davon überzeugt, dass beides nur gelingen könne, wenn, drittens, das monarchische Prinzip und die dynastische Idee,

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bei aller Virulenz der verfassungsstaatlichen Idee, ungeschmälert erhalten blieben. Viertens musste für die staatskirchlichen Beziehungen eine einvernehmliche Lösung gefunden werden. Und fünftens schließlich sollten die so verstandenen Übertreibungen der Montgelas‘schen Staatskonstruktion ausgeglichen und die Verlustgeschichte des Umbruchs durch eine bewusste Anbindung des Neuen Bayern an das vorrevolutionäre Alte Bayern kompensiert werden. Handelt es sich nun dabei um fünf Ziele, die gleichsam gleichrangig auf einer Ebene angesiedelt sind? Diese Frage stellen bedeutet, sich ins Zentrum der Deutungsproblematik ludovizianischer Politik zu begeben, sich mit der Schwierigkeit konfrontiert zu sehen, dass jede Antwort eine neue Frage impliziert und gedankliche Alternativen bereithält. „Das Bohren in den Seelenfalten des Königs, das Kreisen um die moralischen Verfehlungen des Monarchen, die Auseinandersetzungen um die den König leitenden ästhetischen Valeurs: Jeder dieser Fragehorizonte besitzt sein gutes Recht, muss aber nicht von jedem, der sich mit König Ludwig I. beschäftigt, ins Zentrum der Betrachtung gerückt werden.“ Prof. Dr . Hans-Michael Körner

War ihm, Ludwig, aber nicht vielleicht doch die antirevolutionäre Stabilisierung der monarchischen Ordnung das höchste Gut und bezog die Idee von der staatlichen Souveränität Bayerns nur von daher ihre Bedeutung, dass die monarchische Ordnung lediglich in einem selbstständigen Bayern vorstellbar war? Oder fiel die Zuordnung in der politischen Vorstellungswelt Ludwigs genau umgekehrt aus? War, und auch diese Variante ist zu bedenken, war die Integrationspolitik ein Ziel um ihrer selbst willen oder leitete Ludwig die Vorstellung, dass ein souveränes Bayern nur ein in seinem Inneren gefestigtes Bayern sein konnte? Erschienen ihm die Übertreibungen der Ära Montgelas als solche

revisionsbedürftig oder glaubte er durch diese Revision der monarchischen Idee neue Loyalitäten zuführen zu können? Das komplexe Sanierungsprogramm Ludwigs I. Dieses komplexe Sanierungsprogramm Ludwigs I., das in fünf verschiedene Richtungen zielte, bedurfte spezifischer Instrumentarien, um überhaupt realisiert werden zu können. Diese boten sich an auf dem Feld der praktischen Politik. Im Fall der Integrationspolitik war es beispielsweise der gezielte Elitentransfer von Franken nach München; den souveränitätspolitischen Vorstellungen waren nicht zuletzt die Zollvereins- und die Verkehrspolitik des Königs verpflichtet; die Prärogative der monarchischen Idee suchte Ludwig in aller Härte gegenüber dem Landtag durchzusetzen;

und eine Form der Rehabilitation des Alten Bayern war es, dass die Christmette wieder um Mitternacht gefeiert werden durfte. Überhaupt noch nicht war bisher von Kunst, Religion und Geschichte die Rede. Deren Verortung im Kontext der ludovizianischen Sanierungspolitik wird unsere Prioritätenproblematik nochmals ganz entscheidend verschärfen. Die Förderung von Kunst, von Religion und von Geschichte: Handelt es sich dabei lediglich um eine Erweiterung des eben angesprochenen, eher pragmatisch ausgerichteten Instrumentariums, um die genannten politischen Ziele zu erreichen? Oder handelt es sich bei Kunst, Religion und Geschichte ihrerseits um Prioritäten im eigentlichen Sinn? In seiner großen Ludwig-Biographie geht Gollwitzer einerseits zwar noch einen Schritt weiter, wenn er schreibt:


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„Seiner politischen Herrschaft benachbart erstreckte sich ein zweites Reich mit vielen Provinzen, in dem Ludwig ebenfalls als Autokrat regierte: das Königreich der Kunst“. Andererseits oszillieren die sich daran anschließenden Bemerkungen Gollwitzers dann doch wieder unübersehbar zwischen einer autochthonen Kunstbegeisterung des Monarchen und solchen Phänomenen, wo die Kunst in den Dienst der Politik gestellt wird. Dass diese Fragen so überaus schwierig zu beantworten sind, hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass wir bei Ludwig einen Regierungsstil beobachten können, der die verschiedenen Gegenstände der Staatspolitik mit unterschiedslos intensivem Engagement bedachte und sich im überlieferten ludovizianischen Zitatenschatz gleichsam für jede Prioritätensetzung ein Quellenbeleg finden lässt. Der isolierte Blick auf einen Teilaspekt der Politik Ludwigs I. gerät deshalb stets in Gefahr, bei dessen Gewichtung zu übertreiben. „Ob die Zuschreibung historischer Größe zum Kerngeschäft des Historikers gehört, muss eine offene Frage bleiben.“ Prof. Dr . Hans-Michael Körner

Das „Neue Bayern“ an das „Alte Bayern“ anbinden – die Religionspolitik Ludwigs I. Ich greife als Beispiel die Kirchen- und Religionspolitik Ludwigs I. heraus. Wenn man sich das königliche Engagement bei der Wieder- und Neubegründung von 84 klösterlichen Niederlassungen zwischen 1826 und 1847 – darunter Metten und Weltenburg, Schäftlarn und Scheyern – vor Augen hält, wenn man die Kirchenneubauten allein in München, von St. Ludwig bis St. Bonifaz, berücksichtigt, wenn man sich seinen Einsatz bei den Domfertigbauten in Regensburg, Bamberg, Speyer und Köln vergegenwärtigt, dann rückt die Perspektive Kirche und Religion ins Zentrum einer Deutung der königlichen Politik. Nimmt man dann noch den Einsatz Ludwigs für die katholische Sache bei den Kölner Wirren, seine Unterstützung der BenediktinerNiederlassungen in den USA, sein Pro-

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der neubayerischen Gebiete Rücksicht nehmen und dadurch den Integrationsprozess befördern. – In aller Verdichtung: Ludwig I. ging es nicht primär um die Geschichte, sondern um Politik, um seine politischen Ziele, bei deren Beförderung er auch nicht vor einem manipulativen Zugriff auf die Geschichte zurückschreckte. Unstrittig am schwierigsten sind diese Fragen im Umfeld unseres Prioritätenproblems dort zu beantworten, wo es um die Kunst geht. Aber vielleicht ist dieses Prioritätenproblem letztlich ja auch irrelevant, wenn es seine Rolle gespielt und seine Funktion ausgeübt hat bei dem Prozess, die Ludwig-Forschung vom Zwang der Suche nach Paradigmen zu befreien.

Prof. Dr. HansMichael Körner bei seinem Festvortrag.

tektorat für den Ludwig-Missions-Verein 1838, seine Unterstützung der katholischen Minderheit in Württemberg, die Nichtzulassung des Gustav-Adolf-Vereins in Bayern, sein Selbstverständnis als Protektor der deutschen Katholiken, seine warme Sympathie für diskreditierte Formen der Volksfrömmigkeit, seinen Kniebeugungserlass und seine Weigerung, Luther in die Walhalla aufzunehmen, hinzu, dann bedarf es nur noch geringen Aufwandes, um in der Konfessions- und Kirchenpolitik das eigentliche Zentrum und den Kern seiner politischen Prioritätensetzung zu erkennen. Und bestärkt wird man in solcher Einschätzung noch durch einen Griff in den erwähnten Zitatenschatz: „Religion ist das Wichtigste“ heißt es in der Thronrede von 1827; „Seid fromm, hierin ist alles Gute enthalten“ im Testament. Macht man sich nun aber daran, die angesprochenen Phänomene einer genaueren Prüfung zu unterziehen, dann wird sehr schnell deutlich, wie vorsichtig man bei Ludwig I. mit paradigmatischen Zuordnungen zu sein hat. Die Rolle als Protektor der deutschen Katholiken und der Einsatz im Kontext des Kölner Konflikts verstehen sich primär eben nicht als konfessionspolitisches Engagement, sondern entpuppen sich als wesentlich von außenpolitischen Zielsetzungen, von den nationalpolitischen Ambitionen des Monarchen bestimmt, dem die Eigenstaatlichkeit des Königreichs Bayern und dessen – zumindest kulturpolitische – Konkurrenzfähigkeit gegenüber Preußen und Österreich ein mehr als zentrales Gut darstellte. Diverse Aktionen, die

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auf den ersten Blick wie eine Privilegierung der katholischen Kirche im Königreich Bayern aussehen, sind weit eher Ausdruck eines verfassungspolitischen Optimismus, der im Bündnis von Thron und Altar eine Stabilisierung der monarchischen Ordnung und die Abwehr revolutionärer Gefahren anstrebt. Und die Revision der Übertreibungen der Montgelas‘schen Kirchenpolitik schließlich ist primär jener Tendenz des Königs geschuldet, das Neue Bayern über die Zäsur des Umbruchs hinweg wieder stärker an das Alte Bayern anzubinden. Geschichtsbegeisterung im Dienst der Politik Ludwigs I. Ganz ähnlich könnte man vorgehen und die immer wieder ins Zentrum des königlichen Credos gerückte – und vielfältig durch königliche Zitate belegbare – Geschichtsbegeisterung des Monarchen einer subtilen Überprüfung unterziehen. Auch dabei würde sich herausstellen, wie diverse Akte der ludovizianischen Geschichtspolitik nicht in erster Linie etwas mit Geschichte und ihrer Förderung zu tun haben, sondern hauptsächlich den integrations-, souveränitäts- und verfassungspolitischen Zielen Ludwigs I. verpflichtet sind: Der Freskenzyklus in den Hofgartenarkaden sollte – verfassungspolitisch motiviert – den Rang der wittelsbachischen Dynastie in den Vordergrund rücken, die Walhalla den nationalen Anspruch Bayerns unter den Bedingungen eines Nationalbegriffs dokumentieren, der sich primär kulturell definierte, die Denkmalpolitik auf die Empfindlichkeiten

Offenes Bekenntnis zur favorisierten Einseitigkeit des Historikers Ich bin fast am Ende meiner Bemerkungen angekommen, für die mir die Etikettierung „Festvortrag“ eher hyperthroph erscheint, will es aber dennoch nicht bei den eben angedeuteten kryptischen Assoziationen belassen. Was im ausgedruckten Programm dieses Festakts als „Festvortrag“ auftaucht, konnte und wollte eines nicht sein: der Versuch einer biographischchronologischen Skizze, die Betrachtung eines Lebensweges von der Geburt 1786 in Straßburg bis zum Ableben 1868 in Nizza. Und mit der thematischen Engführung auf die Dimensionen dieser politischen Agenda haben wir Sie auch nicht unter falschen Vorzeichen in diese Veranstaltung gelockt. In der deutschen Geschichtswissenschaft stand wohl kaum ein anderes historiographisches Genre so sehr im Zentrum der methodologischen Diskussion wie die Biographie. – Im 19. Jahrhundert gepriesen als der Königsweg geschichtswissenschaftlicher Erkenntnis, von Heinrich von Treitschke unter dem Motto „Männer machen Geschichte“ zur Karikatur personalisierender Einseitigkeit verkommen, war es das Programm der Geschichte als historischer Sozialwissenschaft, das der Legitimität des biographischen Ansatzes den Todesstoß versetzt zu haben schien, von dem sich die Biographie dann doch vergleichsweise zügig und mit der Tendenz zur Stabilität wieder erholte – ein Genesungsprozess, an dem Lothar Galls Bismarck-Biographie und Heinz Gollwitzers Biographie Ludwigs I. erheblichen Anteil

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hatten, was umso plausibler erscheint, wenn wir uns den vollständigen Titel des Gollwitzer‘schen Monumentalwerks vor Augen halten: „Ludwig I. von Bayern. Königtum im Vormärz. Eine politische Biographie“. – Jedes historiographische Bemühen generiert Einseitigkeiten je spezifischer Art. Und der Historiker ist gut beraten, sich zu seiner, von ihm favorisierten Einseitigkeit zu bekennen. Das Bohren in den Seelenfalten des Königs, das Kreisen um die moralischen Verfehlungen des Monarchen, die Auseinandersetzungen um die den König leitenden ästhetischen Valeurs: Jeder dieser Fragehorizonte besitzt sein gutes Recht, muss aber nicht von jedem, der sich mit König Ludwig I. beschäftigt, ins Zentrum der Betrachtung gerückt werden. An der Entfaltung der von mir favorisierten Einseitigkeit durfte ich Sie unter dem Stichwort der politischen Agenda Ludwigs I. teilhaben lassen und ich kann nur hoffen, dass Sie Ihren eigenen, um absichtsvoll das Possessivpronomen zu verwenden, dass Sie Ihren Ludwig auch in meinem Zugriff, zumindest einigermaßen und ansatzweise, wieder erkannt bzw. gefunden haben. War Ludwig I. ein großer König? Ob die Zuschreibung historischer Größe zum Kerngeschäft des Historikers gehört, muss eine offene Frage bleiben. Wenn solche Zuschreibung auch nur vom Ansatz her etwas mit seriöser Professionalität zu tun haben soll, wenn die Regularien solcher Zuschreibung die intellektuelle Substanz einer zeitgenössischen Casting-Show übersteigen soll, dann braucht man ein präzise benennbares Bezugssystem, das die Tür für einen redlichen und nachvollziehbaren komparatistischen Zugriff öffnet.

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Das war nun alles sehr abstrakt, Sie können auch sagen, unverständlich. Ich verändere die argumentative Ebene und konzentriere mich zum Schluss auf zwei komparatistische Zugriffe. Da ist erstens die Frage nach einem quasi binnenwittelsbachischen Ranking im Blick auf die Monarchen des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts; und da ist zweitens die Frage, welche der wittelsbachischen Herzöge, Kurfürsten und Könige in ihrem Wirkungshorizont die dann doch vergleichsweise engen bayerischen Grenzen hinter sich ließen und in einer deutschen oder gar europäischen Arena agierten. Auf dem Hintergrund derartiger Relativierungen wird es dann leichter, über Größe zu reden und zu urteilen. Und solches Reden wird dann bei Kaiser Ludwig dem Bayern und bei Kurfürst Maximilian I. tatsächlich auch Größe festmachen, weil uns diese auf einer europäischen Ebene begegnen. Und wenn man bei diesen Kriterien verharrt, dann trägt Ludwig I. nicht nur den Siegeskranz unter den Mitgliedern seines Hauses im Kontext des 19. Jahrhunderts davon, sondern dann eignet ihm auch eine exzeptionelle Stellung unter den Monarchen des 19. Jahrhunderts überhaupt zu. Ob man solche Sonderstellung dann mit dem Epitheton der Größe verbindet oder nicht, ist eine Frage der Wortwahl, nicht der historischen Wertung. information Charakteristika des „Neuen Bayern“ am Beginn des 19. Jahrhunderts 1. Vergrößerung des Territoriums 2. Erweiterte äußere Souveränität 4. Veränderte innere Struktur 3. Verhältnis von Kirche und Staat 5. Verfassungsstaat


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König Ludwig I. –

Der König und „sein“ Andechs

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enn ein Wort typisch ist für König Ludwig I. von Bayern, dann wohl das Possessivpronomen. Meine Benediktiner, mein St. Bonifaz – die Reihe ließe sich beliebig fortsetzen. Ein dezidiertes „mein“ Andechs ist allerdings nicht überliefert. Das lässt sich dadurch erklären, dass für Ludwig Andechs Mittel zum Zweck war – Wirtschaftsgut und damit Lebensgrundlage für das Benediktinerkloster in der Stadt München. Eben „sein“ St. Bonifaz und darin eingeschlossen „sein“ Andechs. Wir würden dem König jedoch gewaltig Unrecht tun, wenn wir diese Wendungen in Anlehnung an die Werbung eines bekannten Geldinstituts vor einigen Jahren deuten würden, als bloßen Ausdruck von Macht und Prestige oder als Verfügungsgewalt über reine Statussymbole. Wenn Ludwig I. „mein“ sagt, dann wirft er dabei seine ganze Persönlichkeit in die Waagschale. Dann sind Herz und Verstand dabei, oft in einem Überschwang, der uns heute fremd anmuten oder auch ein wenig suspekt erscheinen mag. Denn etwas weniger Pathos und dafür mehr Rationalität und Beständigkeit liegen uns vielleicht mehr. Wenn es also um den König und „sein“ St. Bonifaz geht, geht es immer auch um „sein“ Andechs, denn ohne Andechs kein lebensfähiges St. Bonifaz. Das Projekt St. Bonifaz hatte den König seine ganze Regierungszeit über begleitet. Bereits 1822 – noch vor der Thronbesteigung – beginnen die Planungen für eine Basilika im Stile des fünften und sechsten Jahrhunderts, die dem hl. Bonifatius geweiht werden sollte. Nach langen Jahren der Vorbereitung wurde schließlich am 12. Oktober 1835, dem Tag der Silberhochzeit von König Ludwig I. und Königin Therese, die Grundsteinlegung „zur heil. Bonifacius-Kirche, einem neuen Denkmale der Frömmigkeit und Großsinnigkeit des

Schreiben des Königs an Prior Pater Ludwig Kirchlechner vom 6. April 1852 als Antwort auf ein Bittschreiben von Abt Paulus Birker mit genauen Anweisungen bez. eines möglichen Verkaufs von Andechs.

Stahlstich von Andechs von Johann Poppel von 1843 (Blick von Nordosten). Als Vorlage diente Poppel eine Bleistiftzeichnung von Carl August Lebschée, die dieser um 1840 angefertigt hatte.

Königlichen Erbauers, feyerlich vollzogen“ – in Gegenwart des Königs. Bei der Kirchweihe 15 Jahre später, am 24. November 1850, dem letzten Sonntag des Kirchenjahres, sollte Ludwig jedoch nicht persönlich anwesend sein. Der Grund dafür? Familiäre Auseinandersetzungen, persönliche Aversionen z. B. gegen den damaligen Erzbischof, die Tatsache, dass er nicht mehr regierender König war und sich als abgedankter Regent eine solche Feierlichkeit nicht zumuten wollte? Lassen wir die Fragen einfach so stehen... Anteil an seiner Stiftung nahm er jedoch weiterhin zweifelsohne. Ganz abgesehen natürlich von der Stiftungsurkunde, die am 4. November 1850 ausgestellt und am 11. November vom regierenden König Maximilian II. bestätigt worden war. Auch

das Inventarverzeichnis der Abtei, das Abt Paulus Birker am 22. November 1850 unterzeichnet und gesiegelt hatte und mit dem die förmliche Übergabe aller Mobilien vollzogen wurde, spricht eine beredte Sprache vom Engagement des Königs: Zu den Baukosten von insgesamt 769.775 Gulden und 19 Kreuzer für die Basilika und 255.907 Gulden und 5 Kreuzer für das Stiftsgebäude kamen somit noch einmal etwas mehr als 100.000 Gulden für die Inneneinrichtung – eine Gesamtsumme von 1.025.682 Gulden und 24 Kreuzer. Und hier ist wirklich alles verzeichnet – von der Kirchenbank über die liturgischen Geräte bis zum Kelchtüchlein und vom Mobiliar des Klosters über die Ausstattung der Bibliothek und die diversen Musikinstrumente bis hin zu Schubkarre und Gartenschnur.

Aus den ersten Jahren vor und nach der Gründung von St. Bonifaz sind auch präzise Äußerungen des Königs zu Andechs überliefert, die deutlich machen, dass er es ganz pragmatisch und leidenschaftslos als Lebensgrundlage für St. Bonifaz verstanden wissen wollte – nicht mehr und nicht weniger. 1846 hatte er das 1803 säkularisierte Benediktinerkloster von seinem damaligen Besitzer Maximilian von Jordan angekauft. Der Zustand der Gebäude war wenig erbaulich, auch das mobile Inventar ließ zu wünschen übrig – das anlässlich des Kaufs angelegte Inventarium nennt bei einzelnen Positionen nicht einmal mehr einen symbolischen Wert. Dennoch belief sich die Kaufsumme auf stolze 65.000 Gulden, auch ein Zeichen dafür, dass Ludwig sich die Ausstattung für die künftige Abtei St. Bonifaz im wahrsten Sinn des Wortes etwas kosten ließ und dass er wohl davon überzeugt war, mit diesem Ort – auch im Blick auf seine benediktinische Vergangenheit – das wirtschaftliche Fundament für seine Stiftung gefunden zu haben. Zu

Handschriftlicher Zusatz König Ludwigs I. in einem Schreiben an Abt Paulus Birker vom 22. März 1852.

den 65.000 Gulden vom März 1846 kamen im Juli noch einmal 11.400 Gulden dazu, weil Abt Gregor Scherr von Metten, dessen Abtei übergangsweise die Verwaltung von Andechs übernommen hatte, darum bat, die noch bestehenden Pachtverträge für Brauerei und Landwirtschaft abzulösen, um den Betrieb rentabler führen zu können – ein durchaus hoffnungsvoller Beginn. Andechs als Lebensgrundlage für St. Bonifaz

Der erste Abt von St. Bonifaz Paulus Birker sah das Ganze jedoch etwas anders. Er war mit dem Zustand von Andechs in der Aufbauphase der Abtei komplett überfordert und bat den König deshalb bereits knapp eineinhalb Jahre nach dem Beginn klösterlichen Lebens in St. Bonifaz und noch ehe die Verwaltung von den Mettenern auf einen Mönch aus St. Bonifaz übergegangen war (das war erst im Herbst des Jahres 1852

der Fall) um die Erlaubnis, Andechs abzustoßen, weil es zu geringe Erträge abwerfe. Ludwig antwortete ihm am 25.3.1852, dass er diesem Wunsch, Andechs bestimmter Zinsen-Erträgnisse wegen veräußern zu dürfen, erst entsprechen könne, wenn klar sei, dass das dadurch gewonnenen Kapital auch wirklich in den Stiftungsfond fließe und unangetastet bleibe. Abt Birker entgegnete daraufhin, Andechs werfe nichts ab, sei in einem schlechten Zustand, ein Verkauf würde jedoch mit Sicherheit das Ankaufskapital nicht erreichen und Renten aus diesem Verkaufskapital würden nicht ausreichen, um die Abtei ohne große Schulden halten zu können. Er erbat sich deshalb eine monatliche Zuwendung vom König in Höhe von 300 Gulden. Auf diesen Bittbrief des Abtes erhielt der Prior P. Ludwig Kirchlechner am 6. April 1852 vom König ein Antwortschreiben folgenden Inhalts: Da, wie ich vermuthe, der Herr Abt bereits seine Reise angetreten hat <Abt Paulus war auf dem Weg nach Rom>, richte ich auf sein unterm 30ten vor. Monats


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König Ludwig I. – Stifter der Abtei an Mich gerichtetes Schreiben an Sie, Herr Prior, die Erwiederung, nämlich daß ich für St. Bonifaz mehr, als Ich bereits gethan, nicht zu thun vermag, Ihnen dabey bemerkend, daß ja auch die anderen Benediktiner Klöster selbst mit geringeren Mitteln von Mir ausgestattet wurden und doch unter Gottes Beistande herrlich gedeihen, freilich haben dieselben sich nach der Decke gestreckt und theils Erziehungs-Anstalten errichtet oder Leitung von bereits bestandenen übernommen. Was übrigens die vom Abte für die Abtey als vortheilhafter und wünschenswerth bezeichnete Veräusserung des Gutes Andechs zur Erzielung bestimmter Zinsen-Einnahmen betrifft, so bin Ich nicht abgeneigt, hierauf, versteht sich vorbehaltlich meiner Genehmigung und wie Ich Mich bereits schon ausgesprochen, nur unter der Bedingung, daß das zu erzielende Kapital als Stiftungsfond an die Stelle des zu gleichen Zwecke bestimmten Gutes Andechs treten müßte, so wie unter den gegebenen Verhältnissen auch vorbehaltlich des Zugeständnisses Meines Sohnes, des regierenden Königs, und, wenn erforderlich, aller Agnaten, hierauf einzugehen. Falls nun der Herr Abt für Andechs einen annehmbaren ordentlichen Käufer gefunden, wollen Sie das Kaufs-Angebot, das natürlich ein bestimmtes und sicheres seyn muß, Mir zur Anzeige bringen, worauf Ihnen dann alsbald meine weitere Entschließung zugehen wird... Von weiteren Überlegungen Birkers in dieser Richtung ist nichts bekannt. Ein persönlicher Besuch Ludwigs I. ist in den Andechser Quellen nicht überliefert – im Gegensatz zu einem ersten Aufenthalt Maximilians II. am 21. Mai 1850, dem Pfingstmontag, noch vor der Gründung von St. Bonifaz im November desselben Jahres, dem noch weitere folgen sollten. Maximilian war damals zu Pferd von Berg herübergekommen und war im Verlauf einer Führung auch über die Vorfälle von 1803 informiert worden – zumal über die, die Beraubung und Verunehrung der Heiligthümer und des Grabes des Stifters erzählten, sagte er in sichtbarer Entrüstung: „Das hat mein Großvater nicht gewollt.“ Die Ephemerides von Andechs, Jahrbücher,

Rückblick auf die 8. Sommerakademie Sankt Bonifaz Die 8. Sommerakademie 2018 war König Ludwig I. von Bayern (1825-1848), dem Stifter der Münchner Benediktinerabtei, aus Anlass seines 150. Todestages gewidmet. Die sechs Vorträge, die vom 12. Juni bis 17. Juli jeweils dienstags stattfanden und von ausgewiesenen Expertinnen und Experten gehalten wurden, thematisierten schwerpunktmäßig die Kirchen-, Bildungs- und Kulturpolitik des Königs.

D die wie Tagebücher gehalten sind, und aus denen diese Textstelle stammt, konzentrieren sich vor allem auf Andechser Geschehnisse. Die Gründungsumstände von St. Bonifaz, die Zusammensetzung des dortigen Konvents und die feierliche Weihe werden nur in ganz wenigen Sätzen erwähnt – und auch das meist als Randnotizen. Als Ludwig I. am 29. Februar 1868 in Nizza gestorben und am 9. März in St. Bonifaz feierlich beigesetzt worden war, wurde der Name des Königs auf der Nekrologtafel im Kloster verzeichnet. Er ist bis heute dort zu lesen – als sichtbare Erinnerung an den Stifter des Hauses und großen Förderer des klösterlichen und benediktinischen Lebens in Bayern. Auch die Andechser Chronik, für diese Zeit bereits aus der Feder von Prior Pater Magnus Sattler, bedenkt dieses Ereignis ausführlich: Am 29. Febr. starb Se. Majestät König Ludwig I. der Wiederhersteller sowie der Klöster in Bayern überhaupt so insbesondere auch des Klosters Andechs zu Nizza, welches seit mehreren Jahren zum Winteraufenthalte sich ausersehen hatte. – Deßen Bestattung gieng am 9. März Nachmittags mit königlicher Pracht in der Basilika des hl. Bonifaz zu München vor sich, welches er sich zu seiner letzten Ruhestätte ausersehen

hatte. Wie allenthalben so fand auch hier <in Andechs> am 20. März ein feyerlicher Trauergottesdienst mit Vigil, Requiem et Libera statt, deßen Feyer der Veteranenverein durch seine Theilnahme erhöhte. Ludwigs Gedenktage – der Geburtstag am 25. August und der Todestag am 29. Februar – werden bis heute im klösterlichen Leben bedacht. So wie Ludwigs Wunsch aus einem Brief an Abt Paulus Birker bis heute Gültigkeit hat: Fortwährendes Gedeihen wünsche ich der Abtey Sct. Bonifaz... (und damit auch dem Kloster Andechs). Birgit ta Klemenz, Stiftsarchivarin

Ausschnitt aus der Nekrologtafel in der Abtei St. Bonifaz mit dem Todestag König Ludwigs I.

en Auftakt machte Dr. Birgitta Klemenz, die Archivarin von Sankt Bonifaz. Sie beleuchtete die Gründungsgeschichte der von Ludwig I. seit 1822 geplanten und 1850 ihrer gleichermaßen monastischen wie wissenschaftlichen und pastoralen Bestimmung übergebenen Abtei sowie die Grablege des Königs in „seiner“ Abteikirche. Prof. Dr. Stephan Haering OSB fokussierte die viel gerühmte Klostererneuerungspolitik Ludwigs I., nämlich die Neuzulassung von 84 klösterlichen Niederlassungen, welche zur Wiedererrichtung von Abteien wie Metten, Scheyern oder Schäftlarn führte, sich aber keinesfalls nur auf das benediktinische Mönchtum beschränkte. Prof. Dr. Hermann Rumschöttel behandelte die Grund- und Leitlinien der königlichen Kirchenbaupolitik und dokumentierte ausgewählte Kirchenbauten, zu denen allein in München neben der Abteikirche St. Bonifaz auch die Allerheiligenhofkirche, die Universitäts- und Pfarrkirche St. Ludwig, die Pfarrkirche Maria Hilf und die evangelische Matthäuskirche gehörten. Dr. Katharina Weigand thematisierte die Verlegung der bayerischen Landesuniversität von Ingolstadt in die bayerische Metropole, welche Ludwig I., kaum im Amt, wohl aus pragmatischen Gründen in die Wege leitete, indem die Universität der Stärkung des Kulturstandorts München dienen sollte.

Prof. Dr. Franz Xaver Bischof

Prof. Dr. Franz Xaver Bischof untersuchte das ambivalente Verhältnis des streng auf seine staatskirchlichen Rechte achtenden Monarchen zu den Bischöfen seines Landes. Er veranschaulichte deren diametral unterschiedliche Positionierung exemplarisch am Beispiel des Theologen und Bischofs Johann Michael Sailer einerseits, mit dem Ludwig I. eine enge wechselseitige Freundschaft verband, und dem römisch-ultramontan orientierten, strikt auf kirchliche Freiheit pochenden Münchner Erzbischof Karl August von Reisach anderseits. Prof. Dr. Hans-Michael Körner fokussierte seinen Beitrag auf die Münchner buch-tipp Bestellungen sind zu richten an: EOS-Verlag Erzabtei St. Ottilien,   D-86941 St. Ottilien. Das Einzelheft kostet 12 € zuzüglich 1,50 € (innerhalb Deutschlands) bzw. 3 € (außerhalb Deutschlands) Versandkosten.  Die Abonnementpreise finden Sie hier: https://www.kaththeol.uni-muenchen.de/ publikationen/theol_zeitung/abonnement/index.html

Ludwigstraße und zeigte an diesem ludovizianischen Prachtboulevard, wie politische, katholisch-kirchliche und kulturelle Leitprinzipien des königlichen Regierungsprogramms zusammenliefen und wie Ludwig I. mit dem Bau und der Ausgestaltung der Ludwigstraße entsprechend seinem monarchischen Selbstverständnis auf die spezifischen Herausforderungen der Epoche reagierte. Die Vorträge sind nachzulesen in Heft 4 der Münchener Theologischen Zeitschrift, die im Dezember 2018 Fr anz X aver Bischof erscheint.


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Zu Fuß von München nach Andechs Eine Wallfahrt am 2. Juni 2018

Unterwegs durch eindrucksvolle Landschaften.

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urze Zeit nach meinem Studienplatzwechsel von Tübingen nach München vor über 40 Jahren kam ich in Kontakt mit der Abtei St. Bonifaz. Die Gottesdienste mit Abt Odilo waren für mich immer eine große Bereicherung und Quelle des Glaubens. Meine Trauung durch Abt Odilo vor 30 Jahren und die spätere Taufe eines Sohnes waren Ausdruck einer tiefen Verbundenheit mit St. Bonifaz. Nach meinem beruflich bedingten Wegzug aus München war es leider nur noch sporadisch möglich, die Messfeiern in St. Bonifaz zu besuchen.

Anfang dieses Jahres las ich im Veranstaltungskalender, dass am 2. Juni eine Wallfahrt von München nach Andechs stattfindet. Leider hatte ich mich zu spät angemeldet und deshalb gebeten, mich auf die Warteliste zu setzen. Die Aussicht, dennoch an der Wallfahrt teilnehmen zu können, schwand, da ich bis kurz vor dem Wallfahrtstermin keine Zusage bekam. Ein sehr überraschender Anruf wenige Tage vor dem 2. Juni ergab, dass durch die Absage eines Teilnehmers ein Platz frei geworden war. Nach kurzer Überlegung und Abgleich mit anderen Terminen bestätigte ich die Teilnahme. Die Anfahrt aus der Holledau frühmorgens war problemlos, so dass ich um 5.45 Uhr auf dem Marienplatz eintraf. Außer Abt Johannes war mir keine(r) der Wallfahrer(innen) bekannt. Ich wurde als erstmalig teilnehmender Pilger sehr freundlich in die Gruppe aufgenommen.

Ein Teil des Wallfahrtsweges wurde im Schweigen gegangen.

Bei idealem Wetter, guter Stimmung und langsam beginnendem Betrieb in der Stadt pilgerten wir anfangs noch relativ schweigsam zum Waldfriedhof mit erstem Halt und kurzer Stärkung. Dort schloss sich auch Sr. Rosa Maria der Wallfahrtsgruppe an. Unterwegs mit Rosenkranzgebeten und Gesängen wuchs das Gefühl der Zusammengehörigkeit auf dem gemeinsamen Weg durch zauberhafte Landschaften. Die sehr gut ausgewählten Rastplätze waren willkommene Erholungsstationen. Im weiteren Verlauf war doch der eine oder andere Muskel schmerzhaft zu spüren. Knapp 12 Stunden nach Beginn zeigte sich nach Verlassen eines Waldstücks das Kloster Andechs im Licht der Abendsonne. Müde, verschwitzt, hungrig und vor allem durstig durften wir die Gästezimmer beziehen. Nach wohltuender Dusche kehrten

bei sehr schmackhafter Pasta und ausgezeichnetem Andechser Bier die Lebensgeister zurück. Lebhafte Gespräche und Austausch der Erfahrungen bildeten den Abschluss dieses wunderbaren Tages. Am nächsten Morgen durften wir nach reichlichem Frühstück zusammen mit Pilgern aus Pasing Eucharistie feiern, die musikalisch durch eine Schubert-Messe bereichert wurde. Die Predigt mit der zentralen Aussage „der schlimmste Druck ist der, den man sich selber macht“ stimmte mich sehr nachdenklich. Auch die nachfolgende Führung in die heilige Kapelle durch Abt Johannes ist unvergesslich. Tief beeindruckt und bereichert durch die geistliche Begleitung von Abt Johannes und Sr. Rosa Maria fuhr ich mit anderen Wallfahrern im Zug zurück nach München. Ich hoffe, im nächsten Jahr erneut die bewegende Wallfahrt erleben zu dürfen. Eugen Br aun


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Steht auf – eine Provokation für die Kirche Zum neuen Buch von Abt Johannes Eckert Abt Johannes Eckert hat ein aufmunterndes, angenehm persönliches, mit großer Liebe zur Bibel argumentierendes und zu weiterführenden Prozessen einladendes Buch geschrieben. Es scheint mir beispielhaft dafür zu sein, wie in durchaus krisenhaften Zeiten Veränderungen angestoßen und Neuerungen gewagt werden könnten.

Großes Interesse im Zentrum Sankt Bonifaz beim Podiumsgespräch zum neuen Buch von Abt Johannes zusammen mit Matthias Dobrinski, Mitglied der Meinungsredaktion der Süddeutschen Zeitung (rechts).

Blickt unkonventionell auf sechs namenlose Frauen im Markus-Evangelium und stellt aufrüttelnde Fragen an Gläubige und Kirche: Abt Johannes Eckert bei der Buchpräsentation Anfang Oktober in Andechs.

Mutige Anfragen an Glaube und Kirche: Simon Biallowons, Programmleiter „Religion und Gesellschaft“ beim Verlag Herder, im Gespräch mit Hedwig Wastian, engagiert in der kirchlichen Jugendarbeit in der Pfarreiengemeinschaft Weßling, Theologin Katharina Krips und Abt Johannes (v.l.n.r.) im Fürstensaal des Klosters.

Ü

ber sein eigentliches Thema hinaus liefert die Vorgehensweise des Buches ein Modell von wachem Blick auf die Gegenwart, klarer Wahrnehmung von Problemen, Vergewisserung des eigenen Standpunkts, Aufgreifen animierender Impulse und von Vorschlägen konkreten Handelns. Wenn in gesellschaftlichen Zusammenhängen und in der Kirche, letztere liegt dem Autor wesensgemäß am

Herzen, so gedacht, ruhig innegehalten, Voraussetzungen des jeweiligen Argumentierens bedacht und auch klare Veränderungen thematisiert würden, dann stände es gut um unser Zusammenleben. Die hohe Kunst des Fragens Die wohltuend einladende Gesprächsatmosphäre des Buches ist vor allem in der hohen Kunst des Fragens, die der Autor praktiziert, begründet. Durchaus mutige Erkenntnisse aus gründlicher Bibellektüre und wachem Gegenwartsbewusstsein werden in inständigem Fragen bzw. In-FrageStellen vorgelegt. Und fragen sollte man ja wollen, sollen und dürfen! Wer nicht fragt, bleibt stumm, vielleicht auch dumm, und wird aussterben wie die Dinosaurier. Der Gewinn dieses neuen Buchs besteht also neben seinem eigentlichen Anliegen in der befreiend offenen, dabei kenntnisreichen und nach vorne treibenden Lust an Veränderung. So könnten viele, auch gegensätzlich Denkende an einen Tisch kommen!

Jesus begegnet anonym bleibenden Frauen Zum angesprochenen Anliegen Johannes Eckerts: Er hat in eingehender Meditation des Markusevangeliums eine bedeutsame Konstante entdeckt: Immer wieder begegnet Jesus anonym bleibenden Frauen. In diesen Begegnungen geschieht Entscheidendes, wird Jesu Sendung besonders deutlich greifbar. Wie ein Netz ziehen sich diese Frauengeschichten durch das ganze Evangelium. In faszinierender Weise wird die abschließende, wesentliche Kundgabe der Osterbotschaft an die drei Frauen am Grab schon vorher in jenen Frauengeschichten des Markusevangeliums fasslich und einzigartig konkretisiert. Und zwar so, wie sie die Männer um Jesus nie erfahren haben. Anfragen an die Kirche heute Sechs dieser Frauen stellt Johannes Eckert, der um seinen männlichen Blick auf die Texte weiß, vor: Er lässt sie in unsere Zeit hinein sprechen, macht ihre biblische Umgebung klar und setzt sich und die Leserinnen und Leser von innen her möglichen Veränderungen für heute aus. Das reicht von Anfragen an die gelebte Wertschätzung von Frauen in der Kirche, den Pflichtzölibat, die Bereitschaft zum Dienst, die Ausweitung sakramentalen Handelns, die Ermutigung zum Experimentieren, Rituale für homosexuelle Frauen und Männer bis hin zur Öffnung kirchlicher Ämter für Frauen.

Frage-Leidenschaft, die dem Leben aus der Freude am Glauben dient An diesen vielen Fragen, die alle einem Leben aus der Freude am Glauben dienen, überzeugt, dass sie nicht mutwillig oder willkürlich daher kommen: Nein, sie sind getragen von der Neugier auf Jesu Handeln und seine Haltung zu jenen Frauen. Da erschließt sich ein vielfältiges Bild. Und diese Frage-Leidenschaft im Buch zieht die Leserin und den Leser mitten in einen unabgeschlossenen Prozess: Bring Dich

ein, trau Dich und Dir, artikuliere Deinen Standpunkt und suche nach Antworten – und bleibe so lebendig als Einzelne und Einzelner, aber auch in kirchlicher Gemeinschaft! Am Ende der Lektüre bleibt Staunen: Was ist doch alles in der alten Bibel zu entdecken, wenn nur ungeniert, wie es uns die biblischen Frauen vormachen, unser eigenes Leben direkt und aufrichtig an Jesus bzw. an den ehrwürdigen Text heran Winfried Nonhoff getragen wird.

verl agsinformation Die Frauen im Markusevangelium waren für ihre Mitmenschen eine echte Provokation: Sie ergriffen selbstbewusst das Wort, korrigierten ihren Meister und vertrauten und glaubten bedingungslos. Und dennoch: Ihre Namen sind nicht überliefert. Das bewegt Abt Johannes Eckert zu einer biblischen Spurensuche. Das Evangelium liest er als Ouvertüre zu unserem Leben, dem eigentlichen Ort der Frohen Botschaft. So entdeckt er provozierende Botschaften für uns als Gläubige und für die katholische Kirche. Abt Johannes Eckert schreckt dabei auch nicht vor den heißen Eisen Kirchensteuer, Zölibat und Kardinalat der Frauen zurück. Die Jugend ermutigt er, auf dem großen Spielfeld der Kirche zu experimentieren. Ein unkonventioneller Blick auf sechs namenlose Frauen der Bibel und ihre aufrüttelnde Botschaft für die heutige Zeit. „Wenn die sechs Frauen im Evangelium auch namenlos bleiben, sind sie keinesfalls aussagelos oder gar wirkungslos gewesen. Auch sie sind „gestandene

Frauen“, an denen dem Leser vor Augen geführt wird, wie man Jesus nachfolgen und sein Jünger sein kann… Was haben sie uns heute zu sagen? Wo müssen wir umkehren, Vergangenes hinter uns lassen und uns neu ausrichten? Wo kann durch ihr Beispiel in der Kirche neues Leben erweckt werden?“ Johannes Eckert: Steht auf! Frauen im Markusevangelium als Provokation für heute. 143 Seiten, Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 2018, 16 €.


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Eine Wallfahrt gegen die Pest Der schwarze Tod, die Pest, raffte im Mittelalter das Leben Tausender dahin. Ganze Landstriche wurden grausam entvölkert. So auch in München am Ende des 15. Jahrhunderts. Oft suchten die Menschen Rettung und Hilfe im Gebet, bei Bittgängen und Wallfahrten. Eine solche Wallfahrt führte 1496 von München nach Andechs. Damals wütete die Pest in der Isarstadt und die Bürger machten sich auf den Weg zum Heiligen Berg Andechs. Die meisten Pilger kennen wir heute nicht mehr mit Namen. Eine Ausnahme bildet der Münchner Stadtarzt Dr. Balthasar Mansfeldt, der die Wallfahrt zusammen mit seinem ältesten Sohn Wolfgang unternahm. Warum diese Wallfahrt für Dr. Mansfeldt von besonderer persönlicher Bedeutung war, erfahren wir aus seinen Kalendernotizen, die der Historiker Markus Michalski bearbeitet hat. Der folgende Beitrag skizziert die vielfältigen Verbindungen Mansfeldts zum Kloster Andechs.

Die Pestwallfahrt nach Andechs Am 14. September 1495 waren die drei Kinder Wolfgang, Sigismund und Clara Mansfeldt vor der Pest nach Plachfeld geflohen. „Als ‚Plachfeld‘ wurde ursprünglich nur der Bereich der Isarniederung unterhalb der heutigen Königinstraße bezeichnet, der wegen der dort zahlreichen Wasserläufe auch den Namen ‚Au‘ trug. […] Naheliegend, dass das Toponym ‚Plachfeld‘ mit dem Begriff ‚plach‘ = flach zusammenhängt, doch ist auch nicht auszuschließen, dass es sich um eine Verballhornung von ‚Bleiche‘ handelt.“ Anscheinend hielt es ihr Vater Balthasar Mansfeldt für ratsam, sich diesmal nicht wie beim Pestausbruch im Jahr 1483 nach Dachau zu begeben. Er zog sich lediglich bis vor die Stadtmauern in die Isarniederungen zurück, wo die Bevölkerungsdichte deutlich niedriger war als in der Stadt. Möglicherweise band

Dr. Balthasar Mansfeldts Anstellung als Stadtarzt ihn an München, sodass er sich bei der Seuche nicht weiter von München entfernen durfte, um noch seinen Verpflichtungen in der Stadt nachgehen zu können. Er selbst floh mit seiner Frau elf Tage nach den Kindern am 25. September 1495. Am 22. Dezember kehrte vermutlich auch Bittprozession für das Abklingen der Pest

Wolfgang mit dem Rest der Familie nach München zurück. Er war neben dem Vater das einzige Familienmitglied, das sich auf die anschließende Wallfahrt nach Andechs begab, die gegen die noch immer wütende Pest am 10. August 1496 stattfand. In seiner Auswertung der Kammerrechnun-

Bleikapsel zur Aufbewahrung der Andechser Hostien, 12./13. Jahrhundert.

gen Münchens führt Stahleder aus, dass irgendwann zwischen dem 12. und 24. Juli 1496 Ausgaben für einen städtischen Boten verzeichnet wurden, der die Schlüssel der Andechser Heiligtümer ins Kloster brachte. Der Schlüssel, der in München aufbewahrt wurde, musste zu dem ungefähr 35 Kilometer entfernten Kloster Andechs befördert werden. Dort konnten dann Vorbereitungen getroffen werden, um den Heiltumsschatz den Pilgern als Höhepunkt der Prozession zu zeigen. Stahleders Vermutung, es hätte sich um eine Bittprozession für das Abklingen der Pest gehandelt, wird durch Balthasar Mansfeldts Kalendereintrag bestätigt. Zudem belegt die Notiz eindeutig das Datum der Wallfahrt, den 10. August. Der exakte Tag war bisher nicht bekannt. Für die Ausrichtung der Prozession wurden von der Münchner Stadtkämmerei 28 Pfund, ein Schilling und ein Pfennig unter

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Kupferstich aus Matthäus Merians „Topographia Bavariae“, 1644. Diese Darstellung vor dem großen Brand von 1669 dürfte in etwa der Situation Ende des 15. Jahrhunderts entsprechen, als Balthasar Mansfeldt nach Andechs pilgerte.

anderem für Priester, Kreuz‐ und Laternenträger sowie Stadtsöldner ausgegeben. Es handelte sich um eine repräsentative Prozession mit einer großen Zahl an Teilnehmern. Kirchweih in Andechs Das Kirchweihfest der unterschiedlichen Kirchen, mit denen Mansfeldt in einer irgendwie gearteten Beziehung stand, ist ein liturgischer Termin, den er relativ häufig in seinem Kalender vermerkte. Das Kirchweihfest in Andechs beging Mansfeldt seinen Aufzeichnungen zufolge jedoch nur im Jahr 1482. Wie bei den meisten Kirchweihfesten ist auch hier lediglich der Termin festgehalten, nicht aber explizit auf die Anwesenheit des Arztes verwiesen. Mansfeldt war mit großer Wahrscheinlichkeit am 22. September 1482 in Andechs. Es würde nicht in seine übliche Aufzeichnungspraxis passen, wenn er sich einen liturgischen Termin außerhalb Münchens notiert hätte, bei dem er gar nicht anwesend war. Tod eines Förderers des Klosters Im Umfeld des Klosters Andechs taucht immer wieder der Name Piperl auf, den Mansfeldt nur einmal in seinem Tagebuch erwähnte. Der Arzt notierte sich einen Besuch bei diesem Kranken am 2. Oktober 1492. Balthasar Mansfeldt machte eine Kürzung am Ende des Namens, daher ist

nicht mit Sicherheit zu sagen, ob er einen Mann oder eine Frau behandelte. Thomas Piperl war von 1487 bis 1492 Pfleger in Starnberg und stiftete dem Andechser Kloster eine Kapelle, die 1484 von Abt Andreas Oertl geweiht wurde. Der Starnberger Castellan erwirkte 1487 das Recht, in der Kapelle geweihte Hostien aufbewahren zu dürften. Seine Witwe Beatrix machte nochmals eine Stiftung, damit in der Kapelle der Jahrtag gefeiert würde, und hinterließ dem Kloster „die Gruftkirche nebst Grufthaus und allen Zugehörungen in München“. Der Starnberger Castellan erwirkte 1487 das Recht, in der Kapelle geweihte Hostien aufbewahren zu dürften. Betreuung der Mönche Neben dem Freisinger Domkapitel pflegte Mansfeldt enge Beziehungen zum Kloster Andechs, das 1455 auf Initiative Herzog Albrechts III. von einem Chorherrenstift in ein Benediktinerkloster umgewandelt worden war und das gute Kontakte zu den jeweiligen Landesherren hatte. Im September 1482 befand sich Dr. Mansfeldt zu diversen Terminen bei den dortigen Benediktinern. Bei einem ersten Eintrag wäre es ohne den Zusammenhang mit

den übrigen Notizen nicht klar, bei dem Abt welchen Klosters er im Zeitraum vom 13. bis 16. September vier Einläufe durchführte. Man findet jedoch am 22. September eine Eintragung, der zufolge in Andechs das Kirchweihfest begangen wurde. Zudem befand sich Mansfeldt in dieser Zeit vermutlich in Seefeld in der dortigen Residenz der Grafen Toerring und behandelte eine der weiblichen Familienangehörigen. Erst am 25. September schrieb Dr. Mansfeldt erstmalig auf, er habe den Heiligen Berg in Andechs bestiegen. Eine Notiz am 2. Oktober, die ebenfalls eine Reise nach Andechs belegt, strich der Arzt indes. Etwa zu dieser Zeit gibt es einen nicht näher spezifizierten Eintrag, wonach er einen Aderlass durchgeführt hatte. Möglicherweise ließ er einen Angehörigen des Klosters zur Ader. Bei dem Abt, den Mansfeldt 1482 betreute, handelt es sich um Andreas Oertl, der wie seine beiden Vorgänger aus dem Kloster Tegernsee kam, allerdings im Gegensatz zu diesen erst nach der Gründung des Benediktinerklosters Andechs dorthin übersiedelte. Der aus Tölz stammende Andreas Oertl, der diverse Handschriften für die Klöster Tegernsee und Andechs schrieb, wurde am 30. Oktober 1475 zum Abt gewählt und verstarb am 8. September 1492. Mansfeldt betreute ihn also lange vor seinem Tod. Ob ein intellektueller Austausch zwischen den beiden Männern stattfand, ist unklar. Da


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Dreischlossige Eisentüre am Eingang zur Heiligen Kapelle.

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GENUSS & NATÜRLICHKEIT Eine bayerische Brotzeit beginnt mit einem Andechser dunkel aus der Hofpfisterei

der Arzt aber gute Kontakte zum Benediktinerkloster in Andechs pflegte, ist dies nicht ausgeschlossen. Am 26. Mai 1483 war er wieder in Andechs, wo er jemanden zur Ader ließ. Es ist nicht klar, bei wem genau er diese Behandlung durchführte; möglicherweise bei mehreren Angehörigen des Konvents. Das Verb „flebotomare“ kürzte er stets sehr stark, sodass nicht zweifelsfrei feststeht, ob er es im Plural oder Singular gebrauchte. Im Zuge des Besuchs am 26. Mai 1483 schrieb sich Mansfeldt auf, er sei im Anschluss nach Polling gereist. Aufzeichnungen, was er dort machte, haben sich nicht erhalten. Von Andechs aus sind es Luftlinie etwa 20 Kilometer ins südlich von Weilheim gelegene Polling. Vermutlich reiste Mansfeldt zum dortigen Augustinerchorherrenstift. Erneut bestieg er den Klosterberg in Andechs am 29. April 1484. An diesem Tag vermerkte der

Arzt abermals nur den Besuch als solchen, nicht aber den Zweck der Reise oder gar den Patienten. Dasselbe gilt für seinen Aufenthalt Anfang November 1486. Bei dem nächsten Termin im Jahr 1488 gab Mansfeldt an, er habe den Prior purgiert, den er noch ein zweites Mal im selben Jahr erwähnte. Zu dieser Zeit war dies Benedikt Ebersberger, der ursprünglich aus Sulzbach stammte. In der Chronik des Klosters Andechs ist einmal der 13. Februar 1489, das andere Mal der 29. Dezember als dessen Todestag angegeben. Die nächste Reise nach Andechs fand laut den Kalenderaufzeichnungen im Juni 1489 statt. Bei diesem Eintrag ist wie bei den Einträgen zuvor das bloße Faktum der Anwesenheit in Andechs genannt, nicht aber die Personen, die Mansfeldt behandelte, und auch keine Behandlungsart. Am 23. Januar 1490 schrieb er sich auf, wie er von Andechs aus

nach Weyarn aufgebrochen war. Laut dem Notizkalender war Mansfeldt erst wieder im Mai 1492 in Andechs. Er vermerkte zu diesem Zeitpunkt neuerlich nur die Reise nach Andechs selbst. Das Gleiche gilt auch für das Jahr 1493, in dem sich Dr. Mansfeldt zwei dicht beieinanderliegende Besuche eintrug. Dazwischen vermerkte er einmal einen Termin, bei dem er jemanden geschröpft hatte. Es ist gut möglich, dass er diese Behandlung an einem der Mönche vornahm. Unter dem nächsten Abt, Johann von Schrattenbach, war Mansfeldt weiterhin für das Kloster tätig. Nachdem der Arzt zusammen mit seiner Frau nach Andechs gefahren war, purgierte er den Abt am 18. Mai 1495, bevor er sich zusammen mit ihm auf den Weg in das Kloster FürsMarkus Michalski tenfeld machte. buch-tipp Markus Michalski: Dr. Balthasar Mansfeldt (1440–1503). Ein Arzt in München an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit, München 2018,   ISBN 978-3-8316-4667-8 (Utz-Verlag), Ladenpreis € 49,00.

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Alexander Reiss, Betriebsleiter der Klosterbrauerei, Abt Johannes Eckert, Architekt Helmuth Schuster von der Firma Josef Hebel und Christian Rieger, kaufmännischer Leiter der klösterlichen Wirtschaftsbetriebe, auf der Baustelle zur Erweiterung der Klosterbrauerei.

einen fehlt es seit längerem an Lagerflächen für das Leergut auf dem Betriebsgelände. Das hatte zur Folge, dass immer wieder Leergut im Freien zwischengelagert werden musste, was in der kalten Jahreszeit zu Verzögerungen im Betriebsablauf führte. Zum anderen muss die derzeitige Anlagentechnik zur Füllung der Flaschen aufgrund ihres über 25 Jahre dauernden Einsatzes dringend ersetzt werden. Dank gutem Wetter verlaufen die Bauarbeiten planmäßig. Bis zum Sommer 2019 soll die Erweiterung abgeschlossen sein.

Erweiterung der Klosterbrauerei Größte Einzel-Investition seit dem Neubau der Klosterbrauerei 1973/1984

Klare Ansagen hallen laut über den Brauereihof. Bauarbeiter legen Betonfundamente und dirigieren dabei Hubkräne, Betonmischer und schwer beladene Lkw´s. Langsam und vorsichtig schieben sie sich auf engstem Raum aneinander vorbei. Röhren und Stahlmatten warten sauber sortiert auf ihren Einsatz. Das Betriebsgelände der Klosterbrauerei gleicht in diesen Tagen noch mehr als sonst dem Stachus in München: viel Verkehr und wenig Platz. Der Grund: Die Klosterbrauerei Andechs wird bis Mitte 2019 erweitert und erhält eine neue Flaschen-Füllerei und eine Lagerhalle.

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it Kosten von insgesamt 12 Millionen Euro ist es die größte Einzel-Investition der Andechser Benediktiner in die klostereigene Brauerei seit dem vollständigen Neubau der Klosterbrauerei vor bald 35 Jahren. Die neue Flaschen-Füllerei ersetzt eine technische Anlage, die ursprünglich aus dem Jahr 1991 stammt. Für das Leergut entsteht eine dringend benötigte eigene Lagerhalle.

Für die klösterliche Gemeinschaft war die Entscheidung für die Erweiterung der Klosterbrauerei ein wichtiger Schritt: „Damit sichern wir langfristig die ökonomische Grundlage unseres Klosters“, so Abt Johannes Eckert, „und so können wir auch unser Engagement in der Obdachlosen- und Bildungsarbeit in Sankt Bonifaz weitertragen.“ Mit dieser Investition setze das Kloster auch ein klares Zeichen: „Wir

werden den Weg mit einer eigenen konzernunabhängigen Brauerei weitergehen. Zudem erhalten wir unseren engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern langfristig Arbeitsplätze“, betont Abt Johannes. Gründe für die Erweiterung Zwei Gründe haben letztendlich den Ausschlag gegeben, die Erweiterung der Klosterbrauerei in Angriff zu nehmen. Zum

Sorgfältige Planungen tragen Früchte Alexander Reiss, Betriebsleiter der Klosterbrauerei, blickt über den Brauereihof und ist sichtlich froh, dass die Bauarbeiten nun begonnen haben. „Jetzt können wir endlich sehen, dass die sorgfältigen Planungen der letzten Monate und Jahre Früchte tragen.“ Auch wenn er nun noch häufiger auf der Baustelle selbst unterwegs ist und sich mit Architekt Helmuth Schuster von der Firma Josef Hebel aus Memmingen abstimmen muss, ist sich Alexander Reiss sicher: „Mit der lange geplanten Erweiterung wird sich die Klosterbrauerei aus Sicht von Brau- und Abfülltechnik für die kommenden Jahre auch bei verstärktem Kosten-, Regulierungs- und Konkurrenzdruck gut am Markt behaupten können.“ Die Brauerei setze in der Füllerei konsequent auf neueste Innovationen, so Reiss: „Mit der weiterentwickelten Inspektionstechnik, besserer Bedienbarkeit und effizienteren Reinigungsmechanismen werden wir die Produktsicherheit noch einmal verbessern.“ Die deutlichen Investitionen in den Bereichen Anlagentechnik und Logistik haben für die Klosterbrauerei langfristig noch einen weiteren entscheidenden Vorteil: „Wir werden unsere Klosterbiere in Zukunft noch umweltschonender herstellen können. Das ist unser Beitrag für einen verantwortungsvollen Umgang mit den begrenzten Ressourcen.“

„Mit der Erweiterung unserer Klosterbrauerei sichern wir langfristig die ökonomische Grundlage unseres Klosters“ (Abt Johannes Eckert).

technische daten der neuen halle Maße: Gesamtfläche der neuen Halle: Verwendete Menge Beton: Verwendete Menge Baustahl: Stützpfeiler: Wand-Bauteile

60,0 m x 40,7 m x 8,5 m rund 2.500 qm (zum Vergleich Grundfläche alte Halle: 3.200 qm) 2.100 Kubikmeter 220 Tonnen 30 Stützpfeiler Höhe 8,0 m; Gewicht 6 Tonnen 10 Stützpfeiler Höhe 8,0 m; Gewicht 3 Tonnen 145 Einzel-Elemente mit einem Gewicht je nach Größe zwischen 6 und 12 Tonnen

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Nicht mehr, sondern effizienter – die neue Flaschen-Füllerei Die neue Flaschen-Füllerei wird bis zu 24.000 Flaschen in der Stunde füllen können. Dies stellt keine Erweiterung der bisherigen Füll-Kapazitäten dar. Der Vorteil der neuen Füllerei liegt vor allem in ihrer verbesserten Umweltverträglichkeit. Der Gesamtenergieverbrauch sinkt von derzeit 0,046 kWh pro produziertem Liter Bier auf geplante 0,034 kWh. Durch eine effizientere Wasser-Nutzung wird der Wasserverbrauch in der Flaschen-Füllerei von derzeit 0,66 Liter pro produziertem Liter Bier auf etwa 0,36 Liter zurückgehen. Ein noch besser dosierbarer Einsatz von Reinigungsmitteln minimiert die Umweltbelastung zusätzlich. Durch die getrennte Aufstellung von Flaschen-Füller und Etikettierer sind zudem Wartung und Instandhaltung weit weniger aufwändig. Besonderes Augenmerk liegt auch auf dem Arbeitnehmerschutz. Durch den Einbau von speziellen Dämmstoffen wird der Lärmpegel in der neuen Füllerei deutlich reduziert. Lüftungsanlagen und Filter sorgen für bessere Luftzirkulation und -reinheit. Platz für über eine Million Flaschen – die neue Lagerhalle In der neuen Lagerhalle für das Leergut finden in Zukunft maximal 1.500 Paletten mit jeweils 40 Bierträgern, also insgesamt 1,2 Millionen 0,5l-Flaschen Platz. Die neue Halle wird auch spürbare Verbesserungen für die logistische Abwicklung auf dem Betriebsgelände der Brauerei bringen. Das liegt nicht nur daran, dass das Leergut dann ohne Witterungseinflüsse neutral temperiert gelagert werden kann. Auch rückt das Leergut insgesamt nach dem Abschluss der Brauereierweiterung räumlich näher an die Füllerei heran, was die Transportwege auf dem Betriebsgelände deutlich verkürzt und die Arbeitsabläufe effizienter macht. Neue Möglichkeiten für Besucher-Gruppen Auch für die mehreren hundert Besuchergruppen, die pro Jahr die Klosterbrauerei Andechs besuchen, bringt der Erweiterungsbau Vorteile. Geplant ist eine noch besser zugängliche verglaste Galerie im Obergeschoss, von der aus die Besucher einen direkten Überblick über die neue

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Stand der Bauarbeiten an der Klosterbrauerei am 3. Oktober

Füllereianlage haben. So können Teilnehmer an den Führungen den Füll-Prozess ganz direkt verfolgen, ohne den Betriebsablauf zu stören. Bis zur Fertigstellung des Erweiterungsbaus Mitte 2019 ist allerdings das Führungsangebot für Gruppen in der Klosterbrauerei starkt eingeschränkt. „Wir freuen uns natürlich über eine immer noch steigende Anzahl von Gruppen-Anfragen“, so Sprecher Martin Glaab. „Wir bitten aber jetzt schon um Verständnis, dass wir nicht alle Terminwünsche erfüllen können.“

Beton und Holz – ein ehrlicher Industrie-Neubau Der Ende August begonnene Neubau schließt sich im Osten an den 1973 fertig gestellten Flachbau an. Hier sind bisher unter anderem die Flaschen- und Fass-Füllerei, Filtration und Entalkoholisierungsanlage, das Vollgut-Lager, die Labore zur Qualitätssicherung und Büros untergebracht. Das Erweiterungsgebäude mit 2.500 Quadratmeter Grundfläche wird sich in den Abmessungen von 60 Meter

Schon sechs Wochen später stehen Mitte November alle 40 Stützpfeiler und die neun jeweils über 30 Meter langen und 28 Tonnen schweren Binder, die die Dachkonstruktion der neuen Halle tragen.

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Breite, 40,70 Meter Länge und 8,50 Meter Höhe harmonisch an den bisherigen Flachbau mit 3.200 Quadratmeter Grundfläche anfügen und die Höhe des bestehenden Baus nicht überschreiten. Architekt Helmuth Schuster hat den Erweiterungsbau für die Klosterbrauerei Andechs entworfen. Er projektiert schon seit Jahrzehnten Industriebauten: „Mit der Erweiterung entsteht ein grundehrlicher Industriebau, der sich harmonisch in die Bebauung des gesamten Betriebsgeländes einfügen wird. Dafür haben wir uns das gesamte Areal mit seinen Gebäuden aus den 1970er und 1980er Jahren genau angeschaut. Wir führen den Flachbau aus den 70er Jahren weiter, lockern ihn aber durch Holzelemente auf, die mit dem Gebäude korrespondieren, in dem seit Mitte der 80er Jahre Sudhaus und Gär- und Lagerkeller untergebracht sind.“ Solidität und Regionalität Christian Rieger, kaufmännischer Leiter der klösterlichen Wirtschaftsbetriebe, setzt bei diesem wichtigen Erweiterungsprojekt auf Solidität und Regionalität: „Die Leis-

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tungsfähigkeit der Klosterbrauerei Andechs erhält mit dieser langfristig und solide finanzierten Erweiterung eine feste Grundlage. Wir werden damit auch in Zukunft unsere Biere bei uns in der Klosterbrauerei abfüllen.“ Mit dieser Investition werde deutlich, so Rieger, dass „Regionalität für uns weiterhin ein Qualitätsversprechen ist, das wir hier vor Ort in Andechs für den gesamten Brauprozess einlösen. Dies zahlt sich sicher langfristig für die Glaubwürdigkeit der Marke „Kloster Andechs“ aus.“

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Detailansicht der neuen Lagerhalle von Südosten.

Gesamtansicht der neuen Lagerhalle von Nordosten.

die klosterbr auerei Die Klosterbrauerei Andechs ist heute in Deutschland die größte von nur noch wenigen authentischen Klosterbrauereien, die von einer Ordensgemeinschaft völlig konzernunabhängig geführt werden. Sie gehört allein den Benediktinern von St. Bonifaz in München und Andechs. Gebraut und abgefüllt wird nur vor Ort in Andechs. Ihr Ausstoß liegt bei konstant über 100.000 Hektoliter pro Jahr. Seit 2003 hat die klösterliche Gemeinschaft rund 30 Millionen Euro in die eigene Brauerei investiert. Wie alle Wirtschaftsbetriebe arbeitet die Klosterbrauerei ertragsorientiert und weiß sich gleichzeitig den klösterlichen Vorgaben eines organischen und nachhaltigen Wachstums verpflichtet. Daher ist die brautechnische Infrastruktur am Heiligen Berg nicht auf Gewinnmaximierung ausgerichtet, sondern auf die Bewahrung der klösterlichen Identität. Andechser Klosterbiere stehen damit für die erfolgreiche Verbindung von benediktinischer Brau-

tradition und modernster Brautechno-  logie. So finanzieren die Mönche von   St. Bonifaz und Andechs durch ihre Wirtschaftsbetriebe das kulturelle und soziale Engagement der Abtei in München und Andechs. Dies ist umso wichtiger, da das Kloster hierfür keine Zuwendungen aus der Kirchensteuer erhält. Auf zwei althergebrachte Brauverfahren legt die Klosterbrauerei Andechs besonders großen Wert, denn sie stehen exemplarisch für die Brautradition am Heiligen Berg Bayerns, die heute mit Hilfe modernster Brautechnik nach wie vor in Andechs gepflegt wird. Mehrfachmaisch-Verfahren Bei diesem Verfahren wird jeweils nur ein Teil der Maische in die Maischbottichpfanne überführt und dort gekocht. Danach wird sie wieder in die Maischpfanne zurückgeleitet und erwärmt dort den Rest der Maische. Dieser Vorgang wird mehrfach wiederholt und sorgt mit

für den ausgeprägten malzaromatischen Charakter der Andechser Klosterbiere. Zweitank-Verfahren Nach Abschluss der Gärung bleibt das Jungbier beim Zweitank-Verfahren nicht im Gärtank, sondern wird zur Lagerung in einen anderen Tank umgepumpt. So wird eine Bildung von Schichten mit mehr oder weniger Hefeanteilen vermieden. Das komplett durchgemischte Jungbier kann sich im Laufe der folgenden sechs Wochen dadurch noch besser klären. Unerwünschte Gärungsnebenprodukte werden in dieser Zeit optimal abgebaut. Diese beiden althergebrachten Brauverfahren benötigen zwar gegenüber herkömmlichen Verfahren viel mehr Zeit und Energie. Aber sie belegen die Qualitätsphilosophie gemäß dem Leitbild der klösterlichen Unternehmen: „Unsere Tradition ist es, fortschrittlich zu sein, und unseren Fortschritt verdanken wir einer großen Tradition.“


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Pöschl Geschäftsführer Patrick Engels (r.) zusammen mit Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau

Der perfekte Hintergrund: die Panoramaaufnahme vom Biergarten des Klostergasthofes.

Durststiller auf der InterTabac Andechser Klosterbiere auf der 40. InterTabac bei Pöschl Tabak Die Tradition des Fassbieranstichs am Messestand von Pöschl Tabak wurde auch 2018 fortgesetzt. Um den Durst seiner Gäste zu löschen, stach Patrick Engels, Geschäftsführer von Pöschl, ein großes Fass Andechser Spezial Hell an. Das berühmte Festbier aus unserem Bräustüberl war für viele Besucher des Messestandes von Pöschl eine willkommene Abwechslung und Erfrischung. Pöschl vermarktet unter Lizenz des Klosters seit 20 Jahren erfolgreich den „Andechser Snuff“.

Michael Ginder und Sebastian Wasmeier sorgten für einen stimmungsvollen Ausschank auf dem Stand von Pöschl Tabak.

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eitgleich mit dem Beginn des 185. Oktoberfests in München eröffnete Pöschl Geschäftsführer Patrick Engels am Messesamstag, den 22. September, in Gegenwart des Dortmunder Oberbürgermeisters Ullrich Sierau mit einem Fass Andechser Festbier und passender musikalischer Untermalung die niederbayerische Version auf der 40. InterTabac. Während die Raucher in den Festzelten auf der Wiesn zwar mitfeiern, aber nicht rauchen durften, war ihnen dies in der Dortmunder Westfalenhalle gestattet.

Blickfang: Der neue Messe-Stand mit der Andechser Schanktheke

O‘zapft is – auch in Dortmund Schon bei der InterTabac 2017 hatte das Messe-Team von Pöschl großen Wert darauf gelegt, dass die gute und langjährige Zusammenarbeit mit unserer Klosterbrauerei den Messe-Besuchern ins Auge fällt. Der Messe-Stand wurde seinerzeit komplett neu gestaltet und mit einer Andechser Schanktheke weiter aufgewertet. Blickfang war allerdings – wie in diesem Jahr – ein 15 Meter langes und mehrere Meter hohes Panorama-Bild von der Terrasse des Klostergasthofs Andechs, für das sich Mitarbeiter der Klosterbetriebe bereit erklärt haben, um so dem „Andechser Gefühl“ bei einer Brotzeit ein Gesicht zu geben. Heuer waren Michael Ginder und Sebastian Wasmeier von unserer Klosterbrauerei eigens wieder nach Dortmund aufgebrochen, damit die klösterlichen Biere vom Heiligen Berg am Messe-Stand unseres Partners kühl und frisch den Weg in die Bierkrüge finden.

Messe mit neuen Rekorden Die InterTabac wartete 2018 einmal mehr mit Rekorden auf: Auf der weltgrößten Fachmesse für Tabakwaren und Raucherbedarf präsentierten sich vom 21. bis 23. September 625 Aussteller aus 54 Ländern. Mehr als 180 deutsche Unternehmen waren auf der Messe vertreten. Selbstverständlich war auch Pöschl Tabak wieder mit Produkten, Proben, Messepaketen und farbenfrohen Give-Aways dabei. Über 12.500 Fachbesucher kamen zur InterTabac 2018 – 45% davon aus dem Ausland. So hoch war der internationale Anteil noch nie. Zum Beispiel kamen Fachbesucher aus den USA, Kanada, Brasilien, Chile und Kolumbien nach Dortmund, genauso wie afrikanische Gäste aus

Marokko, Ägypten oder Nigeria. Aus Asien waren u. a. Besucher aus China, Indien, Indonesien sowie Hongkong angereist. Aus dem Nahen Osten konnten Vertreter aus Israel, Saudi Arabien oder den Vereinigten Arabischen Emiraten vor Ort begrüßt werden. Hinzu kamen Fachbesucher aus Australien und Neuseeland. Von den 511 Ausstellern der InterTabac kamen über 65 Prozent aus dem Ausland. Insgesamt waren 47 verschiedene Nationen vertreten. Signifikante Schwerpunkte unter den Herkunftsländern bildeten neben Deutschland unter anderem die Benelux-Staaten, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Italien, Polen, Spanien, Brasilien, Israel, Libanon, die Vereinigten Arabischen Emirate, China, Australien und die USA.


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Mit Gastfreundschaft begeistern Manfred Heissig und Ralf Sanktjohanser übernehmen den Klostergasthof zum 1. Januar 2019

Wolfgang Schäff, Vertriebsleiter der Klosterbrauerei, und Christian Rieger, kaufmännischer Leiter der klösterlichen Wirtschaftsbetriebe (1.v.r.) gratulieren Ralf Sanktjohanser (2.v.l.) und Manfred Heissig (2.v.r.).

„Mit dem Klostergasthof wollen wir unser gastronomisches Meisterstück machen“. Mit diesem selbstgesteckten Anspruch übernehmen Manfred Heissig und Ralf Sanktjohanser am 1. Januar 2019 den Klostergasthof Andechs. Die beiden erfolgreichen Gastronomen haben die Pachtverträge für den Traditionsgasthof am Heiligen Berg mit der Klosterbrauerei Andechs bereits im Juli unterzeichnet und befinden sich inzwischen mitten in intensiven Planungen für die Wiedereröffnung Anfang April 2019. Bis dahin sind aber noch umfangreiche Renovierungsarbeiten notwendig, sodass der Klostergasthof von Anfang Januar bis Ende März 2019 schließen muss.

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er gebürtige Münchner Manfred Heissig (52) hat inzwischen über 35 Jahre Gastronomie-Erfahrung. Mehrere Stationen führten ihn durch Deutschland und darüber hinaus, darunter als Chef Restaurateur im Hotel Carlton in St. Moritz (Schweiz), als Sous Chef im Hotel Mandarin Oriental in München sowie als Küchendirektor im Restaurant Borchardt in Berlin. Vor etwas mehr als vier Jahren hat er sich mit einem eigenen Catering-Unternehmen (Good&Good) selbstständig gemacht. Ralf Sanktjohanser (48) ist in Seefeld aufgewachsen, also in der unmittelbaren Nachbarschaft des Heiligen Berges. Seit über 20 Jahren ist der gelernte Hotelbetriebswirt in Managementfunktionen national und international in der Hotellerie und Gastronomie tätig; darunter bei Marriott- und InterConti-Hotels in Deutschland und in den USA. Seine Wurzeln hat er jedoch nie vergessen und sie bei Paulaner und im Hofbräuhaus unter anderem in leitender Funktion im VeranstaltungsManagement gepflegt.

Heimatverbundenheit und Bodenhaftung Trotz aller internationalen Erfahrung und vieler Auszeichnungen legen beide Wert auf Heimatverbundenheit und Bodenhaftung. Über sich selbst sagen sie: „Wir sind solide Handwerker, die Gastronomie von Grund auf gelernt haben. Wir möchten Gutes erhalten, verbessern und weiterentwickeln. Wir haben beide die Welt besucht und möchten nun die Besucher am Heiligen Berg Bayerns mit unserer Gastfreundschaft Gastronom sein – mit Hirn und Herz Manfred Heissig

begeistern. Der Klostergasthof ist für uns der ideale Ort, um die Geschichte des Klosters und seiner Brauerei erleben zu lassen – auf eine bayerisch-moderne Art, die erfahren lässt, wie tief die Wurzeln dieser Tradition reichen“.

„Wenn einmal Wirt, dann im Klostergasthof“ Ralf Sanktjohanser war eigentlich nicht direkt auf der Suche nach einem Engagement als Wirt. Nur habe ihn schon seit Jahren ein Gedanke beschäftig, nicht nur wenn er in Andechs zu Gast war: „Ich habe mir immer gesagt, wenn ich einmal irgendwo auf der Welt wirklich Wirt werde, dann im Klostergasthof Andechs.“ Zwei Überlegungen hätten Manfred Heissig und ihm die Richtung gewiesen: „Der Klostergasthof lebt zum einen von seiner Verwurzelung in der Region, von den Menschen, Gruppen und Vereinen, die hier leben oder als Gäste und Touristen auf den Heiligen Berg kommen.“ Zum anderen aber wolle er zusammen mit Manfred Heissig im Klostergasthof die Klosterbrauerei und ihre lange Brautradition erlebbar machen. „Beides hat unmittelbare Auswirkungen auf Speisekarte, Dekoration; kurz, wie wir den Klostergasthof und seinen Festsaal zum Leben bringen“, so Sanktjohanser. Und bodenständig fügt er an: „Das fängt ganz einfach bei handwerklich g´scheit gemachten Bratkartoffeln und Knödeln an, wie ich es von meiner Großmama gelernt hab. Das geht weiter mit einem echten Schankkellner und reicht bis zu Biercocktails.“

„Gastronom sein – mit Hirn und Herz“ Wer mit Manfred Heissig über seine Erwartungen und Pläne spricht, erlebt einen überlegten Gastronomen, den nach über 35 Jahren in der Gastronomie offenbar nichts so schnell aus der Ruhe bringen kann. Er wägt seine Worte ab, bevor er antwortet: „Ich möchte mit meinem Erfahrungsschatz aus dreieinhalb Jahrzehnten Gastronomie jetzt mein Meisterstück abliefern. Das heißt: Gastronom sein – mit Hirn und Herz.“ Seinen Gästen und Mitarbeitern will er vorleben, was es heißt, Gastgeber zu sein. Zusammen mit Ralf Sanktjohanser werde er den Klostergasthof wieder zu einem Anziehungspunkt für einheimische und überregionale Gäste machen. „Wie wir Lebensmittel veredeln und präsentieren, wird unsere gastronomische Handschrift zeigen. So werden wir mit unserer Speisen- und Getränkeauswahl die Geschichte dieses besonderen Ortes kulinarisch erzählen.“ Das heißt für Manfred Heissig auch, neben einer Standard-Karte mit konstanter Qualität, Tagesangebote zu schaffen, die sowohl auf kirchliche Feiertage als auch auf die Saison oder das Marktangebot abgestimmt sind, kurz: moderne bayerische Küche mit Pfiff.

Internationale Erfahrung Gemeinsam haben Manfred Heissig und Ralf Sanktjohanser in den zurückliegenden Jahren schon einige spannende Gastronomie-Projekte realisiert. Vor sechs Jahren haben sie das Seerestaurant im Münchner Olympiapark neu konzipiert und umgebaut. Im Rahmen der Fußball-WM 2006 in Deutschland haben sie in sechs Stadien für mehrere zehntausend Gäste die Bewirtung verantwortet. Der Erfolg und der Zuspruch der Gäste führten zu einer Wiederholung während der Fußball-WM 2010 in Südafrika, wo Manfred Heissig und Ralf Sanktjohanser die Bewirtung in den Stadien in Johannesburg und Pretoria organisiert haben.

information Schon jetzt nehmen die neuen Pächter Reservierungen für das Jahr 2019 unter der speziell dafür eingerichteten Email-Adresse reservierungen-kgh-2019@andechs.de entgegen.


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wie der Andechser ist nur so gut wie das Team, das der Gastlichkeit hier ein Gesicht gibt. Ohne Euer Engagement geht gar nichts. Das habe ich im Lauf meiner vielen Jahre als Wirt gelernt.“ Besonders aber dankte er mit Blick auf den erfolgreichen Umbau dem „großen Netzwerk“ aus erfahrenen Handwerkern und ausgewiesenen Spezialisten für die hervorragende Arbeit.

Dem Dom noch ein Stückchen näher gerückt: der Andechser am Frauenplatz 7.

Neues und Altvertrautes Hand in Hand Der neue Andechser am Dom feierlich wieder eröffnet Eines hat sich kaum geändert: die Hausnummer „7“ ist geblieben. Umgezogen aber ist der Andechser am Dom innerhalb von nur 100 Tagen von der Weinstraße 7a an den 100 Meter entfernten Frauenplatz 7 – direkt gegenüber dem Brautportal der Münchner Frauenkirche. In einem größeren, schöneren und moderneren Gewand zeigt sich nun der neue Andechser am Dom mit seinen knapp 200 Innen-Sitzplätzen. Altvertrautes und Neues hat die Wirtsfamilie Krätz harmonisch miteinander verbunden. Davon konnten sich am 17. Oktober viele geladene Gäste überzeugen, als der Andechser am Dom feierlich wiedereröffnet und von Abt Johannes Eckert gesegnet wurde.

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ei seiner kurzen Ansprache gratulierte Abt Johannes Sepp Krätz zunächst herzlich zum Geburtstag und erinnerte daran, dass auch der alte Andechser am Dom im Jahr 1994 an seinem Geburtstag, dem 17. Oktober, eröffnet wurde. Bei der anschließenden Segnung zitierte Abt Johannes eine Stelle im 13. Kapitel des Hebräerbriefs („Vergesst die Gastfreundschaft nicht; denn durch sie haben einige, ohne es zu wissen, Engel

beherbergt“) und wünschte der ganzen Familie Krätz, dass diese lebendige Gastfreundschaft den Andechser am Dom auch in Zukunft prägen möge. Sepp Krätz begrüßte viele seiner Gäste mit Handschlag und hob in seiner launigen und kurzweiligen Begrüßung hervor, welch großen Wert seine Familie, vor allem seine Frau Tina, seine Töchter Stefanie und Julia, und seine vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für ihn haben: „Eine Gaststätte

Eine wichtige und wertvolle Partnerschaft Christian Rieger, kaufmännischer Leiter der klösterlichen Wirtschaftsbetriebe, und Wolfgang Schäff, Vertriebsleiter der Klosterbrauerei, überreichten Sepp Krätz und Wirtin Stefanie Krätz ein großes Emailschild mit einer Darstellung des Klosters Andechs aus den 1930er Jahren. Die Nr. 4 einer limitierten Auflage sei das erste Exemplar, so Wolfgang Schäff, das in einer Gaststätte mit Andechser Ausschank in Deutschland überreicht werde. „Wir möchten damit unterstreichen, wie wichtig und wertvoll uns die Partnerschaft mit dem Andechser am Dom ist.“ Bei der Neugestaltung der bei Einheimischen wie Touristen gleichermaßen beliebten Traditionsgaststätte hat die Klosterbrauerei Andechs die Wirtsfamilie Krätz mit einem erheblichen Investitionskostenzuschuss unterstützt und zur Inneneinrichtung unter anderem eine handgeschmiedete Messingschanksäule sowie alte Aufnahmen vom Heiligen Berg Bayerns, historische Holzfässer, Krüge und Werbematerialien zur Verfügung gestellt.

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einen leuchtenden Heiligenschein. Schon Generationen von Gästen hatte sie im alten Andechser fröhlich zugeprostet. Auch das eindrucksvolle Deckengemälde von Rainer Maria Latzke hat einen prominenten Platz erhalten und Teile des alten Holzbodens konnten wieder verwendet werden. So erstrahlt die Traditionsgaststätte nur drei Monate nach ihrer Schließung wieder in neuem Glanz und hat lieb gewonnene Eigenheiten des alten Andechser in die neue „himmlische Wirtschaft“ integriert und mit frischen Designideen aufgewertet. Bewährtes gastronomisches Konzept und mehr Platz für Andechser Gastlichkeit Das bewährte gastronomische Konzept hat Küchenchef Dirk Zeretzke, der schon vor vielen Jahren im Andechser am Dom den Kochlöffel schwang und nun zurückgekehrt ist, beibehalten. Bayerische Schmankerl von Würstel über Fleischpflanzerl und Schweinsbraten bis zur reschen Ente mit Knödel und Blaukraut sowie köstliche Spezialitäten vom Wagyu-Rind aus hauseigener Zucht und die Biere aus der Klosterbrauerei Andechs stehen hier im Mittelpunkt.

Lieb gewonnene Eigenheiten des alten Andechsers wurden in die neue „himmlische Wirtschaft“ integriert … und mit frischen Designideen aufgewertet.

Froh, dass der Andechser am Dom wieder geöffnet hat: Pater Valentin Ziegler, Sepp Krätz, Tina Krätz, Abt Johannes Eckert und Frater Emmanuel Rotter (v.l.n.r.).

Dank an das „große Netzwerk“ aus erfahrenen Handwerkern und ausgewiesenen Spezialisten für die hervorragende Arbeit.

Altvertrautes wieder entdeckt Langjährige Gäste des Andechsers am Dom haben schon kurz nach der Eröffnung viele Elemente aus dem alten Andechser wieder entdeckt; zum Beispiel den GussPutto im Obergeschoss – jetzt ergänzt um

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Feiern eine gelungene Wiedereröffnung: Sepp Krätz, Christian Rieger, Wolfgang Schäff, Stefanie Krätz, Abt Johannes Eckert und Julia Krätz (v.l.n.r.).


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Insgesamt rund 50 Plätze mehr hat der neue Andechser am Dom als sein Vorgänger in der Weinstraße. 120 Plätze bietet der Gastraum, ebenso viele Gäste finden im Freien gegenüber dem Brautportal der Frauenkirche Platz. Auch die beliebten Arkaden mit etwa 80 Plätzen an Stehtischen wurden in das Raumkonzept eingebunden. Sie sind jetzt rechts vom Eingang an der Mazaristraße zu finden. Die Stuben im Obergeschoss lassen sich – je nach Anlass – auch flexibel teilen. „Lieblingsplätze“, an denen sich die Gäste wie zu Hause fühlen.

Segen für den neuen Andechser, seine Mitarbeiter und Gäste.

Lichtdesign als Erfolgsrezept Bereits vor rund 25 Jahren hatte Werner Memmel die Planung der Beleuchtung im Andechser am Dom übernommen. Das Lichtkonzept erwies sich als einer der wesentlichen Erfolgsfaktoren. Kein Wunder also, dass für den neuen Andechser am Dom der erfolgreiche Münchner Lichtdesigner erneut den Auftrag zur Gestaltung der Innenarchitektur bekam. Die Fertigstellung innerhalb von nur drei Monaten war eine große Herausforderung, die zusammen mit der Innenarchitektin und Gastro-Spezialistin Mirjam Marx gemeistert wurde. Die Idee des eingespielten

Teams: Ganz im Sinne der Familie Krätz Altbekanntes mit neuen Stilelementen verbinden und die dabei entstehende Atmosphäre mit moderner und energieeffizienter LED-Technik in neuem Licht erscheinen lassen. Prägende Elemente sind unter anderem ein Stehbereich mit Großbild-TV im Holzrahmen, schöne Gewölbedecken und dunkle Holzvertäfelungen sowie Stammtische und „Lieblingsplätze“, an denen sich die Gäste dank warmer Lichttöne wie zu Hause fühlen.

Der Guss-Putto – jetzt ergänzt um einen leuchtenden Heiligenschein.

Meister der launigen und kurzweiligen Begrüßung: Sepp Krätz.

Besondere Buchgeschenke für Wirtin Stefanie Krätz und Sepp Krätz.

Bekanntes verbunden mit neuen Stilelementen Zur Umsetzung des Raumkonzepts von Mirjam Marx wurde das alte zweistöckige Lokal in großen Teilen entkernt. Im Zuge der Baumaßnahmen wurden auch neue Wände, Säulen und Decken eingezogen. Der renommierte Stuckateur-Meister Thomas Decker formte die Gewölbedecken. Teile des alten Holzbodens konnten übernommen werden, nur an den Laufwegen fand Mirjam Marx mit Solnhofener Natursteinplatten, wie man sie ähnlich auch im Kloster Andechs findet, einen strapazierfähigen Ersatz. Eine hochmoderne Schankanlage mit Wiegetechnik wurde neu angeschafft, die Küchenanlage wurde komplett erneuert und darüber hinaus eine zweite Thekenanlage im Obergeschoss eingebaut. Auf das Obergeschoss hat die Wirtfamilie Krätz besonderes Augenmerk gerichtet. Der Treppenaufgang wurde dementsprechend mit Holzverkleidungen veredelt und mit einer Linienbeleuchtung in Szene gesetzt. Große Pendelleuchten illuminieren die Treppe und Strahler mit warmweißem Licht beleuchten die vielen Bilder, die Sepp Krätz mit Gästen aus aller Welt zeigen. Die Wandgestaltung wechselt zwischen warmen Farbtönen aus Blutrot, Cremeweiß und dunklen Holzvertäfelungen mit gotischem Muster und Lisenen-Einteilung. Ein weiteres Highlight ist die von Werner Memmel entworfene Sonnenuhr, die in den Abendstunden dank dreier Spots recht genau die aktuelle Uhrzeit anzeigt.

information Termingerechte Übergabe Trotz dieser Vielzahl an innenarchitektonischen Herausforderungen und Höhepunkten wurde das neue Lokal termingerecht am 30. September 2018 an Stefanie Krätz übergeben. Sie hatte somit noch ausreichend Zeit für gastronomische Vor-

bereitungen, ehe am 7. Oktober die erste Veranstaltung auf dem Plan stand. Zeit, die auch genutzt werden konnte zum sogenannten „Einleuchten“, bei dem die aus 100 Lichtkreisen bestehende Beleuchtung in mehreren tageszeitabhängigen Lichtszenen programmiert wurde.

Andechser am Dom Frauenplatz 7, 80331 München Sonntag bis Mittwoch von 10 bis 24 Uhr Donnerstag bis Samstag von 10 bis 1 Uhr Telefon: +49 89 24292920 www.andechser-am-dom.de

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Tradition und Tatkraft Andechser Klosterbiere im Vier-Sterne-Hotel Courtyard in Oberpfaffenhofen

Team. Das Business- und Tagungshotel mit seinen 174 Zimmern, darunter 20 Apartments für längere Aufenthalte, einer großzügigen Lobby sowie einem Konferenzbereich mit sechs Tagungsräumen auf insgesamt 220 Quadratmetern, war in den vergangenen Monaten bereits mehrfach komplett ausgebucht und hat von seinen Gästen durchweg positive Rückmeldungen erhalten.

Feierten Hotel-Eröffnung und zehnjähriges Jubiläum im ASTO Park (v. l.): Arnulf Daxer, General Manager Courtyard by Marriott Oberpfaffenhofen; Markus Lehnert, Vice President Marriott Europe; Klaus Kluth, Geschäftsführer Bierwirth & Kluth Hotel Management GmbH; Dr. Bernd Schulte-Middelich, Geschäftsführer ASTO Gruppe; Dr. Ute Eiling-Hütig, Mitglied des Bayerischen Landtags; Dr. Hans Reichhart, damals Staatssekretär im Finanzministerium; Karl Roth, Landrat des Landkreises Starnberg; Pater Valentin Ziegler vom Kloster Andechs; Ekkehart Fabian, Geschäftsführer ASTO Gruppe; Manfred Walter, Bürgermeister der Gemeinde Gilching.

Im Juli wurde das Hotel Courtyard by Marriott in Oberpfaffenhofen offiziell eröffnet. Von Anfang an hat General Manager Arnulf Daxer die Zusammenarbeit mit regionalen Partnern vorangetrieben. Dank der Vermittlung durch die Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusförderung (gwt) fanden unsere Klosterbrauerei und das HotelManagement schnell zueinander. Ebenso zügig wurde man sich in den Gesprächen einig und so erleben seither die Gäste des Courtyard direkt im Hotel klösterlichen Biergenuss vom Heiligen Berg Bayerns. Nach einem Vierteljahr hat sich die Zusammenarbeit bewährt.

F

ür das neue Hotel Courtyard by Marriott hatten die Bauarbeiten mitten im prosperierenden ASTO Gewerbepark in Oberpfaffenhofen erst Ende 2016 begonnen. Aber schon nach eineinhalb Jahren Bauzeit und einer Investitionssumme von 22 Millionen Euro konnte das Hotel-Team Anfang Mai 2018 seine ersten Gäste willkommen heißen. Die insgesamt 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus fünf Nationen unter der Führung von General Manager Arnulf Daxer sind mittlerweile ein exzellent eingespieltes

„Regionale Partner geben unserem Hotel ein Gesicht“ Wenn man ein Vierteljahr nach der Eröffnung mit Arnulf Daxer ins Gespräch kommt, dann merkt man ihm an, dass er mit der Entscheidung für die Zusammenarbeit mit regionalen Partnern sehr zufrieden ist. „Es ist ja häufig so, dass man glaubt, bei international aufgestellten Hotelgruppen sei vieles von vornherein bis ins Letzte festgelegt, bis hin zum Bier, das an der Bar ausschenkt wird. Das ist aber nur ein Teil der Wahrheit. Wir haben Spielräume. Wer sie nutzen will, muss sich dafür dann aber auch ins Zeug legen. Hier in Oberpfaffenhofen konnten wir Ein exzellent eingespieltes Team. die Gestaltungsmöglichkeiten, die uns die Region Starnberg-Ammersee geboten hat, voll ausschöpfen. Heute bin ich froh, dass wir uns für die Partnerschaft mit der Klosterbrauerei stark gemacht haben. Sie und andere Partner aus der Region geben unserem Courtyard by Marriott Oberpfaffenhofen ein ganz individuelles Gesicht und das schätzen unsere Gäste, wie mir immer wieder versichert wird.“

Segen mit Weihwasser am Tag der Hotel-Eröffnung für die einzelnen Räume.

Hotel-Eröffnung und Jubiläumsfeier Der gelungene Start des Hotels sowie das zehnjährige Jubiläum des ASTO Parks waren Anlass einer offiziellen Feier Anfang Juli mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft, zu der die ASTO Gruppe sowie die Bierwirth & Kluth Hotel Management GmbH (B&K), Betreiber des Hotels, zu einem reichhaltigen Buffet samt Andechser Klosterbieren eingeladen hatten. B&KGeschäftsführer Klaus Kluth, Arnulf Daxer und Dr. Bernd Schulte-Middelich, Geschäftsführer der ASTO Gruppe, begrüßten gemeinsam die zahlreich erschienenen Gäste. Pater Valentin Ziegler ließ es sich nicht nehmen, das Hotel, seine Mitarbeiter und Gäste zu segnen. Dr. Hans Reichhart, Staatssekretär im Bayerischen Finanzministerium, hob in seiner Rede die Bedeutung des Gesamtprojekts für die Wirtschaft der Region und darüber hinaus hervor und lobte Tatkraft und Innovationsgeist der beteiligten Unternehmen.

Fliegen als gestalterisches Leitmotiv Das Hotel wertet den ASTO Gewerbepark zusätzlich auf und profitiert zudem von der bereits vorhandenen Infrastruktur. Am Rande der Landeshauptstadt München, nahe der A96 und direkt am Forschungsflughafen gelegen, hat das Hotel Fliegen als Leitmotiv in sein Gestaltungskonzept aufgenommen. So tragen die sechs Tagungsräume im Konferenzbereich die Namen legendärer Flugzeuge aus der Dornier-Ära, unter anderem „Delphin“ oder „Libelle“; eine Hommage an das Traditionsunternehmen, das auf dem Flughafen Oberpfaffenhofen angesiedelt war. Das Flair der Fliegerei zieht sich durch das gesamte Haus, dank einer Kooperation mit der privaten Dornier-Stiftung. Zur feierlichen Eröffnung hatte die Familie Dornier ein ganz besonderes Ausstellungsstück dem Hotel für diesen Tag als Leihgabe überlassen: ein Fragment des Hecks der legendären Do X, 1929 gebaut und damals das größte Flug-


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Wer Gäste aufnimmt, bekommt es mitunter mit Engeln zu tun, wie Pater Valentin bei der Eröffnung des Hotels den Hebräerbrief zitiert.

Ihr zuverlässiger Par tner am Bau

zeug der Welt. Zudem weisen im ganzen Haus großflächige Foto-Reproduktionen, Skulpturen, Equipment und auch das Logo des Showküchen-Restaurants Fahrwerk – Bavarian Kitchen & Bar auf die Fliegerei hin. Hendl-Grill und Andechser Klosterbiere Einen besonderen kulinarischen Akzent setzt die Hotelgastronomie mit einem eigenen Hendl-Grill. Auch Küchenchef Patrick Heit setzt – wie Arnulf Daxer – gezielt auf Produkte aus dem Umland. An der Hotelbar werden Andechser Spezial Hell, das berühmte Festbier aus unserem Bräustüberl, und das Andechser Weißbier Hell frisch vom Fass ausgeschenkt. Und in der Flasche wartet der Doppelbock Dunkel,

die Bockbier-Ikone vom Heiligen Berg, darauf, verkostet zu werden. Vielleicht findet sogar der Honig, den Bienen auf dem Hoteldach in den vergangenen Wochen und Monaten hergestellt haben, Verwendung in der Hotelküche. Natürlich gehört zu einem Hotel der Vier-Sterne-Kategorie auch ein Wellness- und Fitness-Bereich. Besonders die Panorama-Sauna im 6. Stock bietet einen einmaligen Blick über die Seen der Region, der bei gutem Wetter bis zu den Alpen reichen kann. Gute Aussichten für das Hotel insgesamt, denn im Technologie-Zentrum ASTO Park sind derzeit über 75 Unternehmen der Luft- und Raumfahrt, Robotik, Informationstechnologie, Automotive, Satelliten-Navigation und Maschinenbau mit rund 8000 Mitarbeitern ansässig.

WDVS

information Courtyard by Marriott Oberpfaffenhofen Friedrichshafener Straße 3a 82205 Gilching Telefon: +49 89 614260 www.marriott.de/mucms


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ver ans taltungen

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Termine im Überblick ■■ Die Lombardei

Mittwoch, 15. Mai, 13. Juni, 17. Juli,

11. September und 9. Oktober 2019, 20 Uhr

R eferent: Richard K. Blasy, Fotopublizist für Architektur und Kunstgeschichte ■■ Qi-Gong „Ruhe in der Bewegung – Bewegung in der Ruhe“

Es sind Übungen zur Entfaltung der Selbstheilungskräfte, zur Gesunderhaltung und Kräftigung, zur Pflege der jedem Menschen innewohnenden Lebensenergie. Es sind leichte Übungen, die von jedermann ausgeführt werden können. Bitte bequeme Kleidung mitbringen. Der Kurs findet einmal wöchentlich statt. Montag, 17. September, bis Montag,

17. Dezember, 20 bis 21 Uhr (13 Einheiten)

Colloquium Benedictinum Auszug aus dem aktuellen ­Programm von Dezember 2018 bis Juni 2019

Leitung: Oskar Brandner, Telefon 089 3243120 Gebühr: 104 € für den Kurs ab September ■■ Meditationstag

„Das Herz ist von Natur aus ruhig“

Samstag, 23. Februar und 25. Mai 2019,

9 bis 17 Uhr

Leitung: Oskar Brandner, Telefon 089 3243120 Gebühr: 25 €

■■ Colloquium Benedictinum

Thema: Friede

Dienstag, 19. März, 26. März, 2. April und 9. April 2019, 20 Uhr

R eferenten: N. N. ■■ Michelangelo –

Bildhauer, Maler, Architekt und Dichter

Michelangelo Buonarroti war auch als Gestalter des Wortes bedeutend, dessen Sonette zu den großen poetischen Schöpfungen seiner Zeit gehörten. Sie offenbarten seine neuplatonische Geistesprägung, den Einfluss der Reformation auf sein Spätwerk und Gedanken und Empfindungen, die ihn bewegten. Präsentierte Bauund Bildwerke und rezitierte Sonette sollen

Michelangelos Schaffen in seiner einzigartig erscheinenden Größe und Geschlossenheit nahebringen. 1. Teil: Anfänge und frühe Meisterschaft in Florenz, Bologna und Rom Mittwoch, 28. November 2018, 20 Uhr

2. Teil: Das monumentale Spätwerk in Rom Mittwoch, 12. Dezember 2018, 20 Uhr

R eferent: Richard K. Blasy, Fotopublizist für Architektur und Kunstgeschichte ■■ Die Provence

Mittwoch, 23. Januar, 20. Februar, 13. März und 10. April 2019, 20 Uhr

R eferent: Richard K. Blasy, Fotopublizist für Architektur und Kunstgeschichte

information Alle Veranstaltungen, wenn nicht anders angegeben, finden im Zentrum Sankt Bonifaz, Karlstr. 34, statt. Der Eintritt ist frei, sofern keine Angaben gemacht werden. Anmeldung Benediktinerabtei Sankt Bonifaz Karlstr. 34, 80333 München Tel. 089/55171-112 Fax 089/55171-103 colloquium@sankt-bonifaz.de www.sankt-bonifaz.de

Ver anstaltungen auf dem Hl. Berg Mittwoch, 6. März, bis Sonntag, 10. März 2019 und Mittwoch, 27. November, bis Sonntag, 1. Dezember 2019 Andechser Exerzitien für Manager   mit Abt Johannes Eckert OSB Infos + Kontakt: zeitler@andechs.de Samstag, 27. Juli, bis Samstag, 3. August 2019 Tage für junge Männer  mit P. Lukas Essendorfer OSB Infos + Kontakt: Klosterpforte oder info@andechs.de Samstag, 6. April 2019 Andechs Trail www.andechs-trail.de

Freundeskreis Kloster Andechs Samstag, 15. Dezember 2018, 18 Uhr Adventssingen in der Wallfahrtskirche Lechroaner Sängerinnen, Bernrieder Sänger, Mühlbergschlössl Musi,   Hochstadter Geigenmusi,   Amalie Erhard (Texte) Samstag, 23. März 2019, 19 Uhr „Improvisiert glauben“ Treffpunkt am Florian-Stadl   um 18.30 Uhr Freitag, 19. Juli 2019, 19 Uhr „Zu tanzen glauben“ Treffpunkt am Florian-Stadl   um 18.30 Uhr

Infos: www.freundeskreis-andechs.de

Wenn Sie sich für das Andechser Bergecho erkenntlich zeigen möchten, freuen wir uns sehr über Ihre Unterstützung.

Kloster Andechs

Ver anstaltungen im Florian-Stadl Donnerstag, 27. Dezember 2018 Brettlspitzn www.bee-veranstaltung.de Freitag, 29. März, bis Sonntag, 31. März 2019 Ostereiermarkt www.gertrud-weiss.de Dienstag, 30. April, bis Samstag, 4. Mai 2019 Andechser Musikwoche www.bee-veranstaltung.de

11. Andechser Nachtflohmarkt im Florian-Stadl Für das Frühjahr in Planung.

Infos + Kontakt: zeitler@andechs.de

IBAN: DE72 7025 0150 0438 9820 50 · BIC: BYLADEM1KMS

Orgelmatinéen in der Wallfahrtskirche Sonntags, 12 Uhr, jeweils 30 Minuten   28. April, 5., 12. und 19. Mai 2019

Bl asmusik im Br äustüberl von 12 Uhr bis 14.30 Uhr auf der Bräustüberl-Terrasse ab Ostern 2019, 21. April.

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Ehrung langjähriger Mitarbeiter

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Willkommen im

-Himmel “Datschi.eu” Die Datschi Cafe Kandlinger ist spezialisiert auf regionale bayrische Kuchenspezialitäten“Datschi`s”- eben Bekannt und beliebt vor allem durch den

Zwetschgendatschi. Wenn auch Sie in den Himmel möchten, dann können Sie uns besuchen im bayrischen Oberland in Hausham.(50 km südlich v. München) liesst nd sch 0 Uhr u .0 9 m u net hr mel öff 17.00 U Der Him rten um fo P uhetag e -R sein nstag ie D d n u Montag außer

In Hausham am Bahnübergang

V.l.n.r.: Frater Leonhard, Gabriele Ammann-Dietl, Abt Johannes, Sieglinde Aumann und Franz Hartinger.

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ank und Anerkennung für langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Klosters standen im Mittelpunkt des Mitarbeiterabends im Juli in Andechs. Über Jahre hinweg haben sie sich für die Wirtschaftsbetriebe auf dem Heiligen Berg und in der Abtei St. Bonifaz in München engagiert. Bei einem gemeinsamen Gottesdienst in der Wallfahrtskirche gedachten Mönche und Mitarbeiter der Verstorbenen des vergangenen Jahres. Bei der anschließenden Feier im Klostergasthof dankte Abt Johannes – auch im Namen seiner Mitbrüder – mit einer kurzweiligen Rede herzlich für alle Verbundenheit und Mitarbeit. Vier Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeitern dankte Abt Johannes in diesem Jahr besonders: Gabriele AmmannDietl, Sieglinde Aumann, Franz Hartinger und Rudolf Raiser.

Sieglinde Aumann hat sich im März 2018 in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Sie war die langjährige Sekretärin von Abt Odilo Lechner. Gabriele Amann-Dietl ist am 1. August 1992 als Personalsachbearbeiterin in die Klosterbrauerei Andechs eingetreten und feierte heuer ihr 25jähriges Betriebsjubiläum. Franz Hartinger kann ebenfalls auf 25 Jahre Betriebszugehörigkeit zurückblicken. Er ist Verkäufer im Andechser Klosterladen und ergänzt bei Bedarf das Stammpersonal. Schließlich wurde noch Rudolf Raiser, Mitarbeiter in der Klosterpforte der Abtei Sankt Bonifaz in München, für seine 25jährige Treue geehrt. Jakob Riede, Brauereimitarbeiter, ging am 1. Juni 2018 in den Ruhestand. Er konnte an der Feier nicht teilnehmen.


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Kleine Maus ganz groß Interview mit Klostermaus Alba, Konrad Wipp und Katharina Buzin Die Andechser Miniaturen des Freundeskreises Kloster Andechs sind inzwischen zu einer kleinen, aber feinen Kultur-Institution am Heiligen Berg herangewachsen. Der Zuspruch für die Herbst-Miniatur „Auf den Spuren der Andechser Klostermaus“ war so groß, dass die szenische Erzählung mit Puppen für Groß und Klein sogar wiederholt werden musste. Grund genug also für das Bergecho, die Protagonisten dieser besonderen Miniatur, Alba, die Klostermaus, den Schauspieler Konrad Wipp und Katharina Buzin, die künstlerische Leiterin der Andechser Miniaturen, einmal zu einem nicht ganz ernst gemeinten Interview zu bitten. Es sollte ungewöhnlich und sehr kurzweilig werden.

Das kleine Bronze-Denkmal in der Wallfahrtskirche für die Maus, die der Legende nach im Mai 1388 für die Wiederauffindung des Andechser Reliquienschatzes sorgte.

Frage: Wie war das eigentlich, Alba, im Mai 1388 in der Burgkapelle? Du standest auf einmal im Mittelpunkt? Alba: Nun ja, ich stand nicht wirklich. Ich meine, der dicke Bauch des herzoglichen Häschers, der lag mir ja fast auf dem Schwanz, als er mir das köstliche Pergament abgejagt hat. Das war eine ganz hinterhältige List. Ich hab das nicht einfach so fallen lassen, der hat mir richtig aufgelauert und hat es mir einfach entrissen. Frage: Aber du warst doch dann der Star des Ganzen, war das nicht ein bisschen viel Rummel?

Alba: Das

haben sie eben hinterher behauptet, dass ich ein Star wäre. Von wegen, die haben doch dann alles dafür getan, dass ich erstmal keine Wohnung hatte. Einen großen Spaten haben sie geholt, haben unter dem Altar gebuddelt und dabei ist meine Wohnung draufgegangen. Also nichts von wegen Star! Frage: Als die hohen Herren dann den Zettel mit dem Reliquienverzeichnis hatten, was wurde aus Dir? Alba: Das war denen zunächst herzlich egal. Erst später, als sie in der Kirche Krach und Lärm veranstaltet und alles neu gemacht

haben, schöne Verzierungen, Farben und so, da haben sie sich überlegt, dass es für mich auch was geben sollte. Da waren dann zunächst die beiden Bilder, die sie oben an der Empore der Wallfahrtskirche gemalt haben. Viel später haben sie mir ein Denkmal in die untere Altar-Stufe gesetzt. Aber ich hab das nicht gewusst und als ich das erste Mal vorbeihuschte, bin ich wahnsinnig erschrocken. Ich hab höflich Grüß Gott gesagt. Aber die Maus hat sich nicht mal bewegt, geschweige denn geantwortet. Frage: Aber das waren doch viele hundert Jahre später, was hast du denn in der Zwischenzeit gemacht? Alba: Also es war ja so: Irgendwie wollte ich ja wissen, was mit dem Schatz passiert ist, wenn die Menschen meinen Schatz schon an sich nehmen. Deswegen hab ich mich heimlich auf den Wagen geschlichen, wo die Truhe lagerte, und hab sie bewacht, damit sie niemand klaut. Da sind zwar Soldaten mitgegangen, aber ich war viel wachsamer. Erst haben sie den Schatz nach München gebracht und ihn den Leuten gezeigt. Frage: Da bist du ja ganz schön rumgekommen im Leben, und wie bleibt man dann über 630 Jahre fit? Alba: Naja, ich hab ja die meiste Zeit in der Kirche gelebt. Da fallen ab und an ein paar Krümel für mich ab. Der Weg zu Gaststätte und Klostergasthof war dagegen weit. Wenn ich den Weg dorthin gefunden hatte, dann konnte ich mich richtig satt fressen. Große Schätze gab es dann zu futtern, wenn die Leute etwas fallen oder zurückgehen ließen. Deswegen hab ich so meine Festzeiten, meine Fastenzeiten und eben auch meine langen Laufwege gehabt.

Selten waren sie bei den Proben am Heiligen Berg so ungestört: Katharina Buzin, künstlerische Leiterin der Andechser Miniaturen, Alba, die Klostermaus, und der Schauspieler und Mäuse-Schöpfer Konrad Wipp.

So hab ich meinen regelmäßigen Sport gehabt und überhaupt war‘s ja so, dass der Schatz mir eine lange Lebenszeit geschenkt hat; 7872 Monde, das ist schon eine ganze Menge. Denn wir Mäuse rechnen ja in Monden und nicht in Sonnenjahren. Frage: Das bedeutet, du hast sozusagen eine Art Zauberalter? Alba: Genau, der Schatz hat mir ein ganz langes Leben geschenkt. Und ein ganz langes Leben macht eben wahnsinnig klug. Ich konnte viele Sprachen und das Lesen lernen, hab‘ kluge Bücher in der Klosterbibliothek direkt verschlungen und das weiß ich jetzt alles. Frage: Und wie gefällt dir eigentlich das Denkmal in den Stufen, das man Dir gesetzt hat? Alba: Es sieht mir halt nicht ähnlich, aber die Maus auf dem Bild auch nicht, denn ich habe ja schon eine schönere Schnauze und ein weicheres Fell und größere Ohren und Schnauzenhaare und kleinere Pfoten... Frage: Ja, dann fragen wir jetzt mal den Konrad. Alba: Ach, der weiß doch nichts. Frage: Aber wir müssen ihn ja auch was fragen. Alba: Na gut, du darfst.

Frage: Lieber Konrad, wie ist denn das jetzt, mit einer Maus aufzutreten. Für einen bühnenerfahrenen Schauspieler ist das ja nicht alltäglich, oder? Alba: Sag jetzt bloß nix Falsches. Konrad: Ja (lacht), es ist natürlich eine große Ehre für mich, mit einer Maus zusammen… Alba: Mit einer Maus? Ich bin die Klostermaus von Andechs... Konrad: Ja gut, also mit DER Maus von Andechs aufzutreten, ist etwas Besonderes, du weißt ja, Alba, ich bin ein großer Fan von Dir und es ist natürlich ganz etwas anderes, als alleine auf einer Bühne zu stehen, denn wenn man eine so tolle Geschichtenerzählerin hat wie Alba, dann macht es richtig Spaß, den Leuten zu erzählen, was alles um den Schatz vor sich gegangen sein könnte, oder vielleicht sogar ist. Alba: Zweifelst du etwa an meinen Worten? Konrad: Nein, natürlich nicht, keine Sorge, ich glaube dir jedes Wort. Das ist ja auch ein ganz tolles Erlebnis für die Kinder, die dabei sind, nicht wahr, Alba? Alba: Naja, manchmal kommen auch Erwachsene, die sich dann so ein Alibikind mitbringen.

Konrad: Ja,

stimmt, die kommen auch, aber eigentlich führen wir ja die Kinder zu dem Schatz und das ist immer schon ein ganz besonderes Erlebnis. Frage: Und was ist jetzt anders mit der Maus, als wenn du allein als Schauspieler wärst? Konrad: Ich denke schon, dass ich mich auf meine Partnerin einstellen muss. Alba: Ja, und ich erst, ich hab mich auf dich aber schon so was von einstellen müssen. Konrad: Das stimmt. Wir hatten, kurz nachdem wir die erste Bekanntschaft geschlossen hatten, schon irgendwie gesagt, dass wir jetzt fertig miteinander sind, und dann begegnen wir uns hier in Andechs wieder. Das war schon etwas eigenartig. Wir Schauspieler stehen ja sonst immer im Rampenlicht, aber so eine Partnerin ist schon toll. Aber: Weißt du, Alba, das ist jetzt nichts gegen dich, du bist manchmal so eine unberechenbare Bühnenpartnerin, dass man schon Obacht geben muss, was du sagst. Alba: Das will ich aber auch gehofft haben, dass du Acht gibst, was ich sage. Frage: Kathi, wie bist du denn auf die Idee gekommen, die Maus zum Leben zu erwecken?


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Über 7.872 Monde alt und bei bester Laune bei einer Probenpause im Bräustüberl: Alba, die Klostermaus.

Alba: Du

mich zum Leben erweckt? Dass ich nicht lache. Kathi: Ja, im Grunde gab’s dich ja vorher schon und ich habe nur die Legende aufgegriffen. Die hat mich schon immer fasziniert. Man findet ja am ganzen Berg immer wieder kleine Dinge, die auf diese Legende hinweisen. Für die Andechser Miniaturen versuche ich immer, ganz unterschiedliche Veranstaltungen zu kreieren. Auch wollte ich von Anfang an eine Veranstaltung für Kinder machen und da hat sich diese Legende einfach angeboten. Alba: Ja und ich fand’s ganz nett von dir, dass du mich eingeladen hast mitzumachen, denn diese Legende, die erzählt ja einen Haufen Quatsch über mich, denn ich bin ja gar nicht so klein und dumm und ich bin auch nicht nur die Kirchenmaus, sondern einfach Alba von Andechs.

Kathi: Ja, ich weiß, aber deine Veranstaltung ist nun mal ein Puppentheaterstück. Alba: Ja, stimmt, du machst ja dieses Schattentheater dazu. Kathi: Ja, genau, damit unterstützen wir deine Geschichten. Alba: Sind die Figuren da drin Puppen? Kathi: Ja, das sind Puppen, und du bist auch eine Puppe, Alba, wenn auch eine sehr vorlaute. Und dann haben wir bei den Miniaturen noch Musikveranstaltungen, Lesungen oder Schauspiel, wir versuchen, so breit gefächert wie möglich die Formate zu den Themen auszuwählen. Alba: Ja gefächert. Kenn ich! Im Klostergasthof gibt’s Käs‘ und Wurscht auch in verschiedenen Fächern. Frage: (lacht) Genau. Und welche Hürden, Kathi, waren denn dann auf dem Weg zu nehmen?

Kathi: Hürden würde ich das jetzt nicht nennen, Hürden macht man sich im Kopf. Es gibt Dinge, die man sich überlegen, die man ausprobieren muss, wie sie funktionieren. Aber ich empfinde das eher als den Weg, den man miteinander geht. So haben wir festgestellt, da gibt es Alba und trotzdem hätten wir gerne zur bildlichen Unterstützung ihrer Geschichte das schon erwähnte Schattentheater. Alba: Ja, ich hab nämlich auch den Eindruck, dass Ihr Menschen Hürden nur in eurem eigenen Kopf habt. Kathi: Nicht nur. Den Weg mussten wir aussuchen, die Bedingungen für die Heilige Kapelle klären, denn dort kommt man ja auch nicht einfach so hinein, sondern muss mit vielen Leuten sprechen. Und dann haben wir natürlich zu dritt auch am Heiligen Berg geprobt, Alba, Koni und ich. Alba: Ja, die zwei mussten ganz schön proben mit mir. Kathi: Schon bei den Proben fanden viele Zuschauer Alba so süß, dass es auch manchmal gestört hat. Alba: Ja, der Koni war ganz eifersüchtig, Mich fanden nämlich alle süß und er hat seinen Text vergessen. Frage: Jetzt würde mich noch interessieren, wie eigentlich die Figur Alba entstanden ist. Und jetzt Alba musst du dich raushalten, denn dazu kannst du ja wohl nichts sagen. Alba: Nicht? Nun gut. Kathi: Die Frage am Anfang war, wer ist diese Maus? Es gibt die Legende, aber die sagt nicht besonders viel über den Charakter der Maus aus. So habe ich aus dieser Legende einen Theatertext gemacht. Dabei entsteht natürlich automatisch eine Figur. Wir haben uns schon Gedanken gemacht, wie sie denn sein soll. Soll sie süß sein oder nicht und – wie wir ja jetzt schon gemerkt haben, ist sie nicht süß? – (lacht), sondern sie soll ein bisschen mehr Tiefe haben, man soll merken, dass sie schon viele Jahre auf dem Buckel hat und damit viele gute, aber auch schlechte Erfahrungen gemacht hat. So entsteht dann ein Text. Konrad: Den Text bekam ich zum

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Anschauen, ob ich damit überhaupt zurechtkomme. Ich hatte mir ja schon selbst Gedanken gemacht, wie so eine Maus wohl aussehen könnte. Denn wir wussten ja noch nicht, dass Alba uns zur Verfügung stehen würde, wir kannten sie ja noch nicht. Schnell hab ich gemerkt, dass eine Maus als Puppe gar nicht einfach zu finden war. Denn ein putziges Stück Fell ohne Charakter wollten wir nicht. So habe ich angefangen zu zeichnen und zu bauen, was für uns nach einer Maus aussah, und als dann Alba fertig war, sah das witzigerweise dem sehr ähnlich, was ich zu Beginn gezeichnet hatte. Da war so ein Fingerzeig von oben, der mir die Hand geführt hat, um mir zu zeigen, wer die echte Alba von Andechs ist. Kathi: Koni war länger mit dem PuppenBau beschäftigt, schließlich kam eine E-Mail von ihm. Da stand: „Liebe Kathi, Alba und ich haben beschlossen, dass wir miteinander fertig sind. Sie sagt, ich soll sie dir vorstellen. Das tue ich hiermit, denn ich bin ja nur der Guide.“ Da musste ich sehr lachen. Allein in dieser kurzen E-Mail wurde klar, dass Alba genau den Charakter hatte, den wir ihr in Text und Bild zugedacht hatten. Konrad: Daran erinnerst du dich noch? Ist ja witzig! Ja, wir waren miteinander „fertig“. Kathi: Als ich sie kennenlernen durfte, war ich wirklich stolz darauf, was wir beide da geschaffen haben. Jeder Tag mit ihr ist so, dass man nicht weiß, was einen erwartet. Jeder Tag ist eine Überraschung. Konrad: Das stimmt, auch ich bin immer wieder überrascht über meine Partnerin. Frage: Und wie habt ihr dann die Reaktionen der Zuschauer erlebt? Kathi: Es gab großen Zuspruch, bei Groß und Klein. Es war manchmal schwierig, am Berg konzentriert zu proben, weil wir sehr oft von den Besuchern unterbrochen und befragt wurden, was wir da machen. Klar, wir haben uns natürlich gefreut, aber auf die Dauer war sie manchmal einfach zu süß... gell, Alba. Alba: Mmmmhhh.

Auch so kann der Beginn einer wunderbaren Freundschaftz klingen: „Alba und ich haben beschlossen, dass wir miteinander fertig sind“.

Kathi: Bei den Veranstaltungen haben wir festgestellt, dass es sehr spannend ist, die unterschiedlichen Stationen zu sehen. Die Leute haben jedes Mal was Neues zu schauen. Man ist immer wieder an einem anderen Ort. Und so ist die Aufmerksamkeit mal mehr bei Alba, mal mehr beim Schattentheater oder bei der Umgebung. Das zeigt mir, dass die Anlage an sich stimmt und die Dramaturgie Hand und Fuß hat. Konrad: Ich fühl mich sehr wohl an der Seite von Kathi und Alba, ich kann mich in ein Konzept hineingeben, das schlüssig

ist und funktioniert. Kathi ist eine tolle Geschichtenerzählerin und mit ihrem Schattentheater eine wunderbare Partnerin. Es macht mir große Freude, mit den beiden Frauen zusammenzuarbeiten. Frage: Koni, was reizt dich denn an den Andechser Miniaturen? Du warst ja jetzt auch schon öfter dabei. Konrad: Ich bin sehr glücklich darüber. Denn für mich bedeuten die Miniaturen eigentlich, an einem besonderen Ort für interessierte Menschen eine besondere Kleinigkeit machen zu dürfen. Danke für das Gespräch!

andechser miniaturen Kleine, feine Kulturreihe im Lauf der Jahreszeiten

Mit den Andechser Miniaturen organisiert der Freundeskreis Kloster Andechs e. V. seit 2017 eine eigene, kleine Kulturreihe. Im Lauf des Jahres lädt er viermal zu szenischen Lesungen mit Schau-

spielern, Kabarett oder Musik. Die Miniaturen nehmen thematisch auf Andechs Bezug und finden an verschiedenen,   teilweise ungewöhnlichen Orten am   Hl. Berg statt. Künstlerische Leiterin ist die Regisseurin Katharina Buzin Infos: www.freundeskreis-andechs.de


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50. Andechser Europatag

der Paneuropa-Union Deutschland

„Nur ein starkes Europa kann Nationalismus, Abgrenzung und populistischen Thesen entgegentreten.“ Pater Valentin bei seinem Grußwort.

Zum Thema „Glaubenslos Staat machen“ diskutierten in der Alten Bibliothek des Klosters: Gergely Prőhle, Abt Johannes Eckert, Bundesjustizministerin a.D. Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Dr. Dirk Voß, Joachim Unterländer MdL, Marian Offman, Prof. Veit Neumann und Dr. Philipp W. Hildmann (v.l.n.r).

Für eine stärkere Rolle von Kirchen und Religionsgemeinschaften in Staat und Gesellschaft hat sich der CSU-Europapolitiker Bernd Posselt ausgesprochen. Vor allem Nächstenliebe und Freiheit als die beiden Kernelemente des Christentums seien für ein demokratisches Europa unverzichtbar, so Posselt beim 50. Andechser Europatag der überparteilichen PaneuropaUnion Deutschland, deren Präsident er ist.

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osselt wandte sich gegen jede Aushöhlung des christlichen Religionsunterrichtes, plädierte aber gleichzeitig für mehr Islamkunde und eine bessere Kenntnis aller wichtigen Glaubensrichtungen: „Wir Christen müssen uns als schöpferische Minderheiten in eine immer heterogenere Welt einbringen und dürfen uns nicht ins Ghetto drängen lassen oder gar freiwillig in dieses gehen.“ In Anlehnung an Papst Franziskus rief er aus: „Was wir brauchen, ist Dialog, Dialog und wieder Dialog, auch wenn es uns vielleicht manchmal zum Hals heraushängt.“

Der Christliche Europatag im oberbayerischen Kloster Andechs mit fast 200 Teilnehmern aus 17 Nationen war geprägt von Referaten über die Geschichte des Christentums in Europa sowie über die verschiedenen großen Weltreligionen. Pater Valentin Ziegler dankte als Vertreter des Klosters den Teilnehmern für ihr treues paneuropäisches Engagement. Nur ein starkes Europa könne Nationalismus, Abgrenzung und populistischen Thesen entgegentreten, „die letztlich Gewalt und Unterdrückung bringen“. Die Generation nach dem Krieg habe diesen Auftrag ange-

nommen, der nur durch Versöhnung und Ausgleich möglich sei, „ein gemeinsames ernstes Ringen miteinander, das uns einander näher bringt, bei aller Verschiedenheit der europäischen Landstriche.“ Der Heilige Benedikt als Patron Europas und die Heiligen Hedwig und Elisabeth aus der in Andechs ansässigen, europaweit vernetzten Familie der Andechs-Meranier seien geeignet, den paneuropäischen Gedanken und die soziale Dimension aufleuchten zu lassen, ohne die es keinen Frieden und keine Freiheit geben könne. Den sonntäglichen Festgottesdienst zu Ehren der Heiligen Hedwig hielt in der Andechser Wallfahrtskirche Abt Johannes Eckert. Dem schloss sich ein Diskussionsforum zum Thema „Glaubenslos Staat machen?“ an, das Paneuropa-Vizepräsident Dirk Hermann Voß moderierte. Ausgehend von der Aussage Jesu im Evangelium „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers, und Gott, was Gottes ist“ brachte Voß die Kollisionsmöglichkeiten auf, die entstehen, wenn der Staat mit seinem Gewaltmonopol und die Religion als Forum der innersten Überzeugung in Konflikt geraten. Religion könne umstürzend und freiheitsschaffend wirken wie im Fall des heiliggesprochenen

„Christen sollen sich als schöpferische Minderheiten in einer immer heterogeneren Welt einbringen.“ Bernd Posselt, Präsident der Paneuropa-Union Deutschland.

Bischofs Romero – oder systemstabilisierend wie in Putins Russland. Sie könne Menschenrechte und Lebensschutz einfordern, wie es der Papst dieser Tage scharf getan und damit sofort Kritik ausgelöst habe. Abt Johannes lobte die Kirche in Deutschland, dass sie sich eindeutig für Menschen auf der Flucht positioniert habe und sie als Menschen anerkenne, die Hilfe brauchen und willkommen sind. Die Helferkreise kämen häufig aus katholischen oder evangelischen Pfarrgemeinden und seien von christlichem Engagement gespeist. Das Mönchtum sei immer eine

innere Protestbewegung und eine gewisse Provokation für die säkularisierte Kirche gewesen. Bis heute bezögen die Orden keine Kirchensteuermittel, was ihnen eine gewisse Freiheit beschere. Im Sinn des von Papst Benedikt in Freiburg geprägten Wortes von der „Entweltlichung“ wünschte er sich von der Kirche, Menschen, die keine Kirchensteuer zahlten, nicht mehr auszuschließen. Er stellte ihr zudem anheim, soziale Aufgaben, die eigentlich dem Staat zukämen – etwa das Führen einer Klinik, aus der mit der letzten Ordensfrau längst auch der christliche Gründergeist verschwunden sei – loszulassen.


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In der Morgensonne auf der letzten Etappe das Ziel vor Augen: die Wallfahrt kurz vor der Friedenskapelle.

Ein erhebendes Erlebnis Die Musikantenwallfahrt nach Andechs macht Lust auf mehr

Großartiges Wallfahrtswetter, ein schöner Gottesdienst auf dem Platz vor der Andechser Wallfahrtskirche, 300 bestens aufgelegte Blasmusik-Wallfahrer – schöner hätte die erste Musikantenwallfahrt des Musikbundes von Ober- und Niederbayern (MON) nicht sein können. Das Erlebnis der Wallfahrt auf den Heiligen Berg Andechs ließ dabei so manchen Wallfahrer das Aufstehen zu unchristlicher Zeit beinahe vergessen. Martin Hommer schaut auf eine gelungene Premiere zurück.

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Die geschäftsführende MON-Präsidentin Friederike Steinberger bedankte sich bei Abt Johannes Eckert (rechts) für den würdevollen Wallfahrtsgottesdienst.

s war einfach toll“, brachte einer der 300 Wallfahrer die erste MON-Musikantenwallfahrt auf den Punkt. „Wir haben ausschließlich positive Rückmeldungen bekommen“, bestätigen MON-Geschäftsführer Andreas Horber und Verbandsdirigent Franz Kellerer quasi unisono. „Der Gedanke hinter der Musikantenwallfahrt war ganz einfach, dass wir für 65 Jahre gelungene Verbandsarbeit danken wollten“, weiß Andreas Horber. „Zudem ist es einfach so, dass der kirchliche Bereich in den Musikkapellen immer schon eine große Rolle spielt. Und die Bergmesse im vorigen Jahr wurde auch sehr gut angenommen – wie jetzt auch die beiden Wallfahrten nach Andechs und Altötting.“

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Für 65 Jahre gelungene Verbandsarbeit danken Bereits um 7.15 Uhr hatte die Wallfahrt in Aschering begonnen. Die Ascheringer Mesnerin läutete spontan die Glocken, um die MON-Wallfahrer gebührend zu verabschieden. Auf dem knapp zweistündigen Weg hinauf auf den Heiligen Berg wurde gebetet und gesungen. Der Verbandsdirigent betätigte sich selbst als Vorbeter, beim Wallfahrtsgottesdienst las er die Fürbitten, die geschäftsführende Präsidentin Friederike Steinberger trug die Lesung vor. Für den musikalischen Rahmen des Gottesdienstes auf dem Platz vor der Kirche sorgten die 300 Musikanten unter der Leitung des MON-Kirchenmusikreferenten Michael Beck – sehr zur Freude von Abt Johannes Eckert, der den Wallfahrtsgottesdienst zelebrierte und in seiner Predigt einen direkten Bezug zwischen der Blasmusik und dem Leben herstellte. Intensiv gebetet und gesungen Im Anschluss an den Gottesdienst gab es noch einen „weltlichen“ Gemeinschaftschor mit der Bayernhymne und zwei Märschen, die von Franz Kellerer und dem MON-Marschmusikbeauftragten Franz Haidu dirigiert wurden. Einige Kapellen spielten nach der Wallfahrt auch noch zur Unterhaltung im Bräustüberl und im Florian-Stadl auf. Eine Gruppe von 60 Musikern bekam nachmittags auch noch die Gelegenheit zu einer Kirchenführung in der weltbekannten Wallfahrtskirche. Das Fazit der Verantwortlichen fiel durchwegs positiv aus: „Wir hatten wirklich einen ganz außergewöhnlich schönen Wallfahrtstag, der natürlich durch das tolle Wetter begünstigt war. Aber auch die Wallfahrt an sich war wirklich ein erhebendes Erlebnis, denn die 300 MON-Wallfahrer machten nicht einfach eine Wanderung, sondern haben intensiv gebetet und gesungen. Das ist schon etwas ganz Spezielles“, schwärmte Andreas Horber. Her zlichen Da nk a n die Zeitschr ift „Bay er ische Bl asmusik“ für die Er l aubnis zum A bdruck dieses Beitr ages

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Auch in Andechs ein seltener Anblick: 300 Musikanten am Ziel ihrer Wallfahrt.

„Die Instrumente hoch!“ im Zeichen des Kreuzes – Musikergruß bei der Musikantenwallfahrt.

musikbund von ober- und niederbayern e. v. Der Musikbund vertritt die organisierten Musikkapellen und Spielmannszüge in den Regierungsbezirken Oberbayern und Niederbayern. Im MON sind derzeit 690 Musikkapellen, Spielmannszüge und Ensembles mit über 24.700 aktiv Musizierenden und über 50.000 Mitgliedern organisiert. Die Aufgaben des Verbandes liegen in organisatorischen, musikalischen und jugendrelevanten Bereichen.

So vertritt der MON seine Mitglieder gegenüber Staat, Bezirken, Landkreisen und GEMA. Der MON ehrt verdiente Musikerinnen und Musiker. Auf Wunsch werden die Mitgliedskapellen in musikalischen, rechtlichen, steuerrechtlichen, satzungstechnischen und organisatorischen Fragen beraten. Derzeitiger Präsident des MON ist Dr. Marcel Huber. Informationen unter www.mon.bayern

teilnehmer an der musik anten-wallfahrt Musikkapelle Rottenbuch, Blas-  orchester Türkenfeld, Musikkapelle   Farchant, Pipinsrieder Musikanten,   Blasmusik Schöngeising, Volkstrachtenblaskapelle Pfarrkirchen e. V., Kolpingia   Blaskapelle Gerolfing, Blaskapelle

Kirchberg vorm Wald, Blaskapelle Petershausen, Blasorchester St. Michael München-Perlach e. V., Knappschafts-  kapelle Bodenmais, der Spielmanns-   und Fanfarenzug Neuötting e. V. und   der Bläserkreis „Da capo“.


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Singende Sägen Symposium Kunst und Bier 2018

Eine Woche im Kloster zu leben führt zu vielen wertvollen Begegnungen zwischen Mönchen und Künstlern.

Zum ersten Mal war das Kloster in diesem Jahr alleiniger Veranstalter des Symposiums „Kunst und Bier“. Bei perfektem Wetter und großem Besucherzuspruch fanden Kathrin Hubl, Volker Steigemann und die kurzfristig eingesprungene Sabine Boczkowski-Sigges ideale Bedingungen, um in einer Woche Ende August ihre Kunstwerke unterhalb des Bräustüberls zu realisieren. Dass es dabei nicht immer beschaulich und leise zuging, ist den zahlreichen Besuchern schnell klar geworden.

H Kraftvolle Kunst: Kathrin Hubl bei der Arbeit an ihren Hopfenzapfen. Unten: Hubert Huber gratuliert Kathrin Hubl, Volker Steigemann und Sabine Boczkowski-Sigges (v.l.n.r.) zu diesem Symposium.

andwerk hört man. Die singenden Kettensägen, die die Geräuschkulisse am Heiligen Berg in nun jedem Sommer seit 2002 ergänzen, machen das überdeutlich. Zwischen dem 21. und 28. August unterbrachen viele Besucher ihren Aufstieg zu Wallfahrtskirche und Bräustüberl an der ehemaligen Maibaumwiese. Kathrin Hubl, Volker Steigemann und Sabine BoczkowskiSigges unterbrachen immer wieder ihre Arbeit, um Fragen zu beantworten, die sich nicht immer nur um das gerade entstehende Kunstwerk drehten. Hubert Huber, der Leiter des Symposiums, half, wo immer er konnte, und war mit der Zusammenarbeit mit dem Kloster sehr zufrieden: „Kunst und Bier und das Kloster Andechs passen einfach zueinander. Der Platz unterhalb des Bräustüberls ist ideal. Aber mindestens ebenso wertvoll ist es, das die Künstler im Kloster in dieser Woche leben und zu Gast sein dürfen. Das schafft noch einmal eine viel intensivere und persönlichere Atmosphäre.“

„Hopfenzapfen“ von Kathrin Hubl.

„Bierblumen-Wirbel“ von Volker Steigemann.

Skulptur „Hopfenzapfen“ Kathrin Hubl aus dem fränkischen Oerlenbach hatte die Jury mit der Skulptur „Hopfenzapfen“ überzeugt. Die Skulptur arbeitete sie aus einem massiven Eichenstamm. Blätter und Zapfen vom Hopfen sind nun räumlich zueinander angeordnet und ganz groß dargestellt. So kommt die (Formen-) Schönheit der Details in der Natur zum Ausdruck. Mehrere Durchbrüche betonen nun die Leichtigkeit der Blätter und Zapfen zusätzlich. Ein filigraner Zauber.

„Bierblumen-Wirbel“ Volker Steigemann, geboren in Seefeld/ Oberalting, ganz in der Nähe des Heiligen Berges, hat virtuos mit Kettensäge, Winkelschleifer, Axt, Schlegel und Schnitzeisen seinen „Bierblumen-Wirbel“ gestaltet. Aus dem Fundament in der Form eines hölzernen Bierfasses sprießen nun aufrecht stehende Gerstenhalme, die in sich wunderbar verschlungen in den Himmel wachsen. Die beiden Blattspreiten geben der Skulptur eine teilweise geschlossene Form, die sich aber dann nach oben hin öffnet und die gebogenen Ähren der Sommergerste sichtbar macht.

„I mog Di“ von Sabine Boczkowski-Sigges.

„I mog Di!“ Für den leider kurzfristig erkrankten Hayk Tokmajyan aus Armenien rückte Sabine Boczkowski-Sigges in das diesjährige Symposium nach. Nach 2013 war es ihre zweite Teilnahme bei Kunst und Bier. Dem innig aneinandergeschmiegten Hochzeits-Paar, das sie aus einem massiven Eichenstamm mit viel Gespür herausgearbeitet und mit dem Schild „Hochzeits-Bier“ versehen hat, sieht man das „I mog di“ förmlich an. Recht hat sie, wenn sie über ihr Kunstwerk schreibt: „Wenn wir die Gesellschaft und die Kriege auf unsere Erde sehen, könnte ein „I mog Di“ schon sehr hilfreich sein. Wer andere mag, mag auch sich!

symposium kunst und bier

Buntes Treiben im Rahmen des Ferienprogramms der Gemeinde Andechs.

Den Wettbewerb für Künstlerinnen und Künstler gibt es seit 2002. Eingeladen werden Künstler, die sich am öffentlichen   Wettbewerb beteiligen und von der   Jury ausgewählt werden. Die Gewinner   werden nach Andechs eingeladen und fertigen auf dem Skulpturenpark unterhalb des Klosters ihre Kunstwerke. Die entstandenen Kunstwerke sind Eigentum des Künstlers. Diese stellen die Kunstwerke für einen Zeitraum von mindestens   zwei Jahren für die Ausstellung im Kloster- und Gemeindegebiet zur Verfügung.

Seit einigen Jahren veranstalten die Künstler an einem Tag ein Ferienprogramm mit Kindern im Alter zwischen   7 und 11 Jahren. Für die Gestaltung erstellen sie ein erlebnispädagogisches Konzept. 2018 war der Heilige Berg bereits zum 16. Mal Austragungsort   des Symposiums „Kunst und Bier“. Für das Symposium 2019 können Künstler ab sofort unter www.kunstundbier.de mit Hubert Huber, dem Leiter des Symposiums, Kontakt aufnehmen und sich bewerben.


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Eine gute Zeit für Familien Trotz durchwachsenem Wetter: Viele Besucher beim Familientag in Andechs

Auch wenn das Wetter in diesem Jahr eher durchwachsen war und zu Beginn hin und wieder sogar kleine Regenschauer niedergingen, besuchten wieder Tausende am 3. Oktober den Kinder- und Familientag rund um unser Kloster. Nicht nur an der mobilen Seilbahn warteten wieder begeisterte Jungs und Mädchen sehr geduldig darauf, mit viel Schwung, aber gut geschützt durch Gurt und Helm einen Teil des Heiligen Berges hinabzuflitzen.

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en Tag der Deutschen Einheit nutzten auch heuer wieder viele Familien aus Nah und Fern, um gemeinsam einen unbeschwerten Tag am Heiligen Berg zu verbringen. Dank des Wetters waren auch die Warteschlangen unter anderem an der mobilen Seilbahn nicht so lang wie in den letzten Jahren. So ging es schneller voran, das Warten lohnte sich so doppelt und schon bald landeten Jungs und Mädel sicher auf großen aufgeschichteten Heuballen, wo sie Mitarbeiter vom Hochseilgarten Ammersee in Utting bereits erwarteten. Für sie hieß es fast den ganzen Tag über die richtigen Sicherheitsgurte und Helme für die Kopf- und Körpergröße zu finden, anzupassen und festzuzurren, den jungen Seilbahnfahrern den Weg zum Startpunkt zu zeigen und die Ankommenden sicher in Empfang zu nehmen. Seit dem 550jährigen Jubiläum des Klosters 2005 stehen Familien am 3. Okto-

ber ganz bewusst im Mittelpunkt. Daher lädt das Kloster ein und das heißt konkret: die Stände für Spaß und Spiel sind kostenfrei. So können Familien – unabhängig vom Geldbeutel – miteinander eine gute und unbeschwerte Zeit verbringen. Zu einem besonderen Blick auf das Kloster verhalf der nagelneue TeleskopKran vor der Einfahrt zur Klosterbrauerei. In 60 Meter Höhe konnten viele auf das Familien stehen bewusst im Mittelpunkt Kloster und seine Umgebung blicken und wer eine Wolkenlücke erhaschte, konnte sogar das Alpenpanorama erahnen. Auf der Maibaumwiese unterhalb des Bräustüberls war die Hüpfburg wieder einer der Besuchermagnete. „Gartln“ war aber auch in diesem Jahr wieder sehr gefragt. Der in Hochbeeten angelegte Kräutergarten passte

dazu als Informationsbasis besonders gut. Im Florian-Stadl beeindruckten die Kinder-Trachtengruppen aus der Region mit ihren Auftritten und zeigten, dass Singen und Tanzen in Tracht eine Menge Freude bereiten kann. Großen Beifall zollten viele Zuschauer den Tänzern und Musikanten und Pater Valentin moderierte die Auftritte mit viel Einfühlungsvermögen. Geradezu begeistert wurden die Vorführungen des Kinderzirkus Gnitztut der Lebenshilfe Starnberg aufgenommen und mit großem Beifall bedacht. Viele hundert „Zirkus-Besucher“ füllten den Florian-Stadl und schufen eine Atmosphäre, die aus dem ehemaligen Heustadel des Klosters eine richtige Zirkus-Arena zauberte. Über den ganzen Berg schob sich eine gut gelaunte Schar von Eltern, Kinder, Großeltern samt Freunden und Bekannten. Am kleinen Weiher übten sich Jungen und Mädchen unter Anleitung von Jakob Schetterer und seinem Team im Angeln.

Richtig austoben konnten sich die Mutigen wie immer beim Traglklettern unterhalb des Klosterladens. Schon seit Jahren stellt Paul Schilcher dazu einen historischen Feuerwehrleiterwagen zur Verfügung. Die Machtlfinger Feuerwehrjugend hatte in diesem Jahr zum wiederholten Mal das Kübelspritzen perfekt im Griff. Geschicklichkeit und Konzentration war bei den Machtlfinger Bogenschützen gefragt. Mit großer Ruhe brachten die Schützen aus dem Andechser Nachbardorf vielen Kindern die Grundbegriffe des Bogenschießens bei, sodass vielen nach einem Treffer ins Schwarze der Stolz ins Gesicht geschrieben stand. Geduldig warteten die Kinder vor dem Bungee-Trampolin, das im Landwirtschaftshof nun wie die Heuballen-Burg seinen bewährt günstigen Standort erhalten hat. Die Klostermetzgerei sorgte mit GrillSpezialitäten ebenso wie das Brotzeit-Eckl für das leibliche Wohl. Zugunsten der Obdachlosenarbeit der Abtei Sankt Bonifaz verkauften Frater Emmanuel und seine Helfer wieder Pommes frites und informierten zugleich über das Engagement des Klosters für Menschen ohne Obdach. Kaffee und Kuchen bei den Andechser Landfrauen waren in diesem Jahr besonders gesucht, da ein warmes Getränk an diesem frühherbstlichen Tag doch besonders begehrt war. Den Erlös aus dem Ver-

kauf von Kaffee und Kuchen spendeten die Landfrauen heuer wieder der Obdachlosenarbeit von Sankt Bonifaz. Seinen traditionellen Abschluss fand der Familientag wieder mit dem Gottesdienst mit Abt Johannes in der Wallfahrtskirche. Hier trugen die Kinder noch einmal in ganz eigenen, zum Teil bewegenden Worten zusammen, was ihnen an diesem Tag in Andechs besonders gut gefallen hat und wofür sie dankbar sind.


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ie S r ü Wir f rt. vor O

Wir kennen unsere Region und ihre Stärken. Daher übernehmen wir Verantwortung und engagieren uns regional. Damit sichern wir aktiv die Entwicklung und Zukunft unserer Region und das schon seit über 120 Jahren.

Unser „Achternbusch“ reiste in den „Kunstbunker“ nach Nürnberg

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er Kunstbunker in Nürnberg plante eine umfangreiche Ausstellung über das kreative Schaffen des Künstlers Herbert Achternbusch. EvaMaria Raschpichler hatte bei einem Besuch auf dem Heiligen Berg ein Bild von Achternbusch im Florian-Stadl entdeckt. Auf der Suche nach Werken des Künstlers hat sie bei uns im Kloster Andechs angefragt, ob wir das Bild für die Ausstellung zur Verfügung stellen würden.

Das Werk (Aquarell auf Papier) mit dem Titel „Apollon in Andechs sucht das Licht“ ist ein Geschenk der Kunstsammler Anna und Herbert Freudenberger. Sie hatten es im Jahre 2001 unserem verstorbenen Abt Odilo Lechner geschenkt. Bei einem kleinen Festakt wurde das Bild damals überreicht. Prof. Raimund Wünsche, damaliger Direktor der Staatlichen Antikensammlung und der Glyptothek in München, betonte die besondere Beziehung des Künstlers zu Andechs, einem Ort, der für Achternbusch eine spezielle Ausstrahlung und eine besondere Anziehungskraft hat.

Das Bild stammt aus einem Zyklus von über 70 Bildern mit dem Titel „Von Andechs nach Athen“, wobei der Künstler auf die griechische Mythologie zurückgreift und dabei die antiken Geschichten in der Bildsprache verfremdet. Dabei transportiert er die Inhalte in die Gegenwart und stellt einen Bezug zum Anachronismus unserer Zeit her. Die Ausstellung im Kunstbunker in Nürnberg wollte mit Werken, Filmen und Gedichten einen Einblick in das schöpfungsreiche Leben des in München lebenden Künstlers Herbert Achternbusch geben. Christian Bolley

VR Bank

Starnberg-Herrsching-Landsberg eG


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tz München, 5. Januar 2018

Fürstenfeldbrucker Tagblatt, 18. Juni 2018

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Schongauer Nachrichten, 7. Juni 2018

Aichacher Zeitung, 21. Oktober 2018

Friedberger Allgemeine, 17. Mai 2018

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Wochenblatt Hassloch, 19. September 2018

Aichacher Nachrichten, 12. Mai 2018

Münchner Kirchenzeitung, 16. September 2018

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impr essum

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V. i. S. d. P.   Benediktinerabtei St. Bonifaz

in München und Andechs K.d.Ö.R. P. Valentin Ziegler Bergstraße 2 · 82346 Andechs Telefon 08152 / 376-0 · Fax 08152 / 376-267 www.andechs.de redaktion   Christian Bolley, Martin Glaab, Birgitta Klemenz ver antwortlich für anzeigen

Martin Glaab gestaltung   Sankt Michaelsbund bildnachweis

Titelfoto: Tom Schmid Alle Fotoaufnahmen durch Benediktinerabtei Sankt Bonifaz in München und Andechs, außer: Argum / Falk Heller & Thomas Einberger (S. 34); F.X. Bischof (S. 19); Donauer Franz (S. 56, 57); Fa. Josef Hebel (S. 33); Huber Hubert (S. 58, 59); Fotoagentur Robert Kiderle (S. 3 - 6, 14, 18, 23); Jaksch Andrea (S. 42, 43, 44); Mittermeier Katrin (S. 51); Fa. Pöschl (S. 35); Schmid Tom (S. 24, 26, 36); Schneider Martin (S. 2); Thiel Nila (S. 43, 44); Zwinge Stefan (S. 54, 55); druck   Agentur Beckenbauer Weidmannstraße 5, 80997 München

Gedruckt auf umweltfreundlichem Papier

Das nächste Andechser Bergecho erscheint voraussichtlich im Juni 2019

BISS Jubiläumsausgabe, Oktober 2018

Münchner Merkur, 19. Oktober 2018

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Stille Nacht! Heilige Nacht! A lles schl ä f t, einsa m wacht nur da s tr au te hoch heilige Pa a r. Holder K na be im lock igen H a a r, schl a f in himmlischer Ruh‘, schl a f in himmlischer Ruh‘! Stille Nacht! Heilige Nacht! Got tes Sohn, o w ie l acht lieb‘ aus deinem göt tlichen Mu nd, da u ns schl ägt die r et tende St u nd‘: Jesus in deiner Geburt. Jesus in deiner Geburt. Stille Nacht, heilige Nacht, Hirten er st k u ndgem acht! durch der Engel H a lleluja tönt es l au t von Fer ne u nd Na h: Jesus, der R et ter ist da ! Jesus, der R et ter ist da ! Urfassung

Zum Weihnachtsfest und zum neuen Jahr 2019 allen Freunden, Wohltätern, Gästen, allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gesegnete und lichterfüllte Tage


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