Geschichte
Idyllisch am Waldrand gelegen, fühlen sich in den Sommermonaten Familien, Schwimmsportler und Gesundheitsbewusste im Calmbacher Waldfreibad wohl.
Ostern 1945 – Kriegsende in Soest
Das Waldfreibad Calmbach soll erhalten bleiben
Osternsonntag vor 77 Jahren. Auf dem Wall öffnen sich die ersten Knospen zur Kirschbaumblüte. Die Soester aber haben dafür an diesem 1. April 1945 keinen Blick. Ebenso wenig wie sie Sinn haben für die österliche Botschaft von der Auferstehung. Die Kirchen der Ehrenreichen sind fast alle zerstört. In Soest beginnt an diesem Osterfest der Anfang vom Ende des Zweiten Weltkriegs.
reits beim Bau die beträchtliche Summe von 34.500 Reichsmark und wurde von der bis 1973 selbständigen Gemeinde Calmbach immer wieder renoviert und modernisiert. Nun aber steht eine teure Generalsanierung an, für die allein die Planung rund 1,5 Millionen Euro kostet.
„Wir möchten das 100-jährige Jubiläum des Waldfreibads feiern“, erklären Sandra Barth, zweite Vorsitzende und Fritz Kiefer, Kassenchef des örtlichen Fördervereins unisono. „Mit unserem Verein fördern wir den Schwimmsport und unterstützen die Stadt Bad Wildbad bei Maßnahmen zum Erhalt des Freibades“, zitiert Fritz Kiefer die Statuten der Vereinigung, die durch ehrenamtlichen Einsatz und das Generieren von Geld-
gebliebene Leute, die immer wieder kommen. „Wir haben hier ganz viele nette Menschen kennengelernt, die wir mögen und die uns mögen“. Ingeborg Rentschler, Gründungsmitglied des Fördervereins seit 2003, bestätigt diese Ansicht und erinnert sich an die vielen ehrenamtlichen Stunden, die sie und viele weitere Calmbacher Bürger
„Bis heute ist das Freibad ein Eldorado für Kinder, die hier schwimmen lernen“, so Sandra Barth, die sich über 60 bestandene „Seepferdchen“ Prüfungen des Vorjahres freut, da immer weniger Schwimmkurse in Schulen stattfinden. Mit rund 40.000 Badegästen pro Saison ist das Waldbad nach Aussage von Betriebsleiter Fabian Schmitt ein „Kleinod im Schwarzwald“, das mit seinem großen Einzugsgebiet zudem viele Besucher aus Karlsruhe und Stuttgart bereits zum Erhalt des Waldbades beianlockt. „Wir sind überregional be- getragen haben. Schlussendlich bieten kannt. Und das vor allem durch unse- die vielen historischen Aufnahmen aus re Veranstaltungen.“ Schmitt betont dem Archiv des Fördervereins die Vordabei das Beach Volleyball Turnier mit lage für einen Aufruf, den der Vorstand Teilnehmern aus Baden-Württemberg nun direkt an alle Calmbacher startet. und das „36-Stunden-Schwimmen“, für „Wer seine schönsten Erinnerungen mit das sogar Gäste aus ganz Deutschland seiner Familie, Freundin, Kindern und Enkelkindern rund um das Waldfreibad anreisen. mit uns teilen möchte, hat ab sofort ährend man an Sommertagen die Gelegenheit, seine Geschichten in den 1970er Jahren auf der im Briefkasten am Freibad einzuwerLiegewiese noch ein Plätz- fen. Wenn möglich, bitte mit Namen chen suchen musste, gab es coronabe- und Telefonnummer, damit wir uns bei dingt zuletzt weniger Badegäste. Um Rückfragen melden können“, so Fritz die Anziehungskraft zu steigern, sind Kiefer, der für den Förderverein eine Sanierungsmaßnahmen geplant, die da- kleine Festschrift unter dem Titel „Enzrauf abzielen, 2034 das 100-jährige Ju- talperle – gestern – heute – morgen“ biläum der Badanstalt feiern zu können. plant und damit einen öffentlichen Aufruf zum Erhalt des Waldfreibades Karl Heinz Bäder, der den Kiosk im startet. Waldfreibad betreibt, spricht von einem Treffpunkt für junge und jung- Sabine Zoller
Keiner ahnt, dass die Bördestadt eine Woche später von den Alliierten eingenommen und der jahrelange Kampf beendet sein wird. Am Mittag des ersten Ostertags werden die Soester zur Evakuierung aufgerufen: „Frauen und Kinder verlassen die Stadt Richtung Möhnesee. Alle Männer bleiben hier und halten sich zur Verfügung!“ Den darauf folgenden Exodus schildert die Rotkreuz-Schwester Erna Neuhaus: „Handwagen auf Handwagen, gezogen und geschoben von Frauen und alten Leuten, die nicht mehr klagen und nicht mehr schimpfen. Sogar die kleinen Kinder sind still – ein stummes, apathisches Heer.“
Weiße Fahne vom Domturm Zu diesem Zeitpunkt haben die Alliierten längst Lippstadt eingenommen,
ebenso Beckum und Ahlen. Die Amerikaner rücken von Norden über die Lippe an, die achte US-Panzerdivision kommt von Osten – überraschend für die Soester. Sie hatten immer gedacht, dass die Amerikaner sie von Westen her angreifen würden. Wo genau die Front verläuft, wissen ohnehin die wenigsten. Das Nachrichtennetz ist zusammengebrochen, die Lage komplett unübersichtlich. Die in Soest gebliebenen Volkssturmmänner, Flakhelfer und Hitlerjungen tun, was sie können. Während durchs Radio noch immer Durchhalteparolen kommen und vom „Endsieg“ schwadroniert wird, ahnt jeder in Soest, dass die Lage aussichtslos ist. Am Freitag, 6. April, weht vom Domturm die weiße Fahne. „Da niemand
weiß, wer die weiße Fahne herausgehängt hat, breitet sich in der Bevölkerung Besorgnis aus. Nicht erst seit Hitlers ausdrücklichen, letzten Warnungen weiß jeder, dass unter gar keinen Umständen vor dem Feind kapituliert werden darf“, schreibt Hans Rudolf Hartung in seinem Buch „Soest im Krieg“. Es soll der Müller Neise aus Hattrop gewesen sein, der die amerikanischen Infantristen unter Leitung von Colonel Decker schließlich – eine weiße Fahne schwenkend – in die Stadt Soest führte. Am Sonntag, 8. April, hängen in der ganzen Stadt Plakate, auf denen Oberbefehlshaber Dwight D. Eisenhower den Sieg der westlichen Alliierten verkündet. Der Tag gilt offiziell als das Kriegsende in Soest.
Quelle: Soester-Anzeiger (05.04.2015)
Freizeit
Fotos: Sabine Zoller
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mitteln seit fast zwei Jahrzehnten dafür sorgt, dass die einst als „Enztalperle“ bezeichnete Badeanstalt erhalten bleiben kann. Das Bad, das am 17. Juni 1934 eingeweiht wurde, verschlang be-
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nota bene | April – 2022
Jede Kanone, die gebaut wird, jedes Kriegsschiff, das vom Stapel gelassen wird, jede abgefeuerte Rakete bedeutet letztlich einen Diebstahl an denen, die hungern und nichts zu essen bekommen, denen, die frieren und keine Kleidung haben. Eine Welt unter Waffen verpulvert nicht nur Geld allein. Sie verpulvert auch den Schweiß ihrer Arbeiter, den Geist ihrer Wissenschaftler und die Hoffnung ihrer Kinder. Dwight D. Eisenhower
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