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Johanneshaus Bad Wildbad

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Ostern

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Der ewige Menschheitstraum von einem globalen Miteinander

Die Sehnsucht nach Frieden

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Stell Dir vor, alle Menschen würden in Frieden zusammen leben. Du wirst behaupten, ich sei ein Träumer. Aber da bin ich nicht der Einzige. Ich hoffe, eines Tages bist auch Du dabei. Und die Welt wird eine gemeinsame Welt sein. (frei nach John Lennon – Imagine)

Der Traum vom Frieden, die Sehnsucht nach einem friedlichen Miteinander, nach Gewaltlosigkeit und freier Selbstbestimmung, sind wohlweislich sehr tief im menschlichen Herzen verankert. Dieses Sichsehnen nach einem gerechte Frieden wird von den meisten Menschen unumwunden geteilt.

Dieser Herzenswunsch der Menschen ist jedoch ständig in Gefahr. Obwohl jede und jeder Einzelne sich für friedliche Verhältnisse ausspricht, geschieht seit Menschengedenken das genaue Gegenteil.

Das Phänomen ist äußerst bemerkenswert und findet in zahlreichen kulturellen Bereichen Beachtung. Der Gedanke, dass der Krieg der Vater aller Dinge sei, des griechischen Philosophen Heraklit von Ephesos (ca. 520 v. Chr. – 460 v. Chr.), wurde und wird oft, durch seine Verkürzung auf die ersten sieben Worte, von den falschen Akteuren im falschen Zusammenhang geäußert. Der vollständige Satz von Heraklit lautet: „Der Krieg ist der Vater aller Dinge und der König aller. Die einen macht er zu Göttern, die anderen zu Menschen, die einen zu Sklaven, die anderen zu Freien“. Was nichts anderes besagt, als: Der Krieg ist der Ursprung aller Verhältnisse. Und diese These trifft durchaus zu.

Die Verhältnisse, in denen wir heute leben, sind zweifellos auf den Ausgang des Zweiten Weltkriegs vor nunmehr siebenundsiebzig Jahren zurückzuführen. Weitere Veränderungen der Strukturen in Mitteleuropa resultierten aus der Schwäche und dem späteren Zusammenbruch der Sowjetunion in den 1980er und 1990er Jahren. Will jemand diese Ordnung nach seinen eigenen nationalistischen Vorstellungen ändern, so bleibt ihm nur dieser „Vater aller Dinge“, um neue Tatsachen kriegerisch zu schaffen. Die Veränderung durch demokratische Mittel wäre einem Despoten selbstverständlich zu unsicher. Leider lief dies in der Menschheitsgeschichte immer so ab. Ruhmsüchtiger Kriegsminister, ehrgeiz’ger General Und all‘ eure Mordgeschwister, ihr Handlanger im Arsenal Habt ihr niemals diese Visionen? Und ihr im Rüstungskonzern Es klebt Blut an euren Händen, ihr sogenannten ehrenwerten Herrn! (Reinhard Mey)

Die Schrecken des Krieges finden von jeher als beeindruckendes Thema in der Literatur statt. Die Grausamkeiten des Ersten Weltkriegs werden in Erich Maria Remarques 1928 erschienenem Roman „Im Westen nichts Neues“ in fast unerträglich anschaulicher Art geschildert. Hier wird deutlich, mit welchem anfänglichen Hurra-Patriotismus der junge Protagonist Paul Bäumer und seine Altersgenossen in den Krieg zogen. Wie sie, verblendet von der heroisierenden Propaganda, blauäugig in ihr Verderben gestoßen wurden.

Ursächlich für den Beginn des Ersten Weltkrieges (19141918) gilt die Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand in Sarajewo. Mit der Kriegserklärung von Österreich-Ungarn an Serbien am 28. Juli 1914 und der Zusicherung Deutschlands, dem Nachbarland beizustehen, begann der Erste Weltkrieg. Was jedoch, bei aller Schilderung der rationalen Kriegsgründe, wichtig ist zu wissen (um auch die irrationalen Gründe zu berücksichtigen): Es standen sich letztendlich drei feindlich gesinnte, neidische und missgünstige Cousins ersten Grades gegenüber (drei Enkel der britischen Queen Victoria), nämlich King George von Großbritannien, der russische Zar Nikolaus II und der deutsche Kaiser Wilhelm II.

Wie schrecklich jeder Krieg war und ist, wird nicht nur in beklemmenden Berichten und furchtbaren Bildern sichtbar, sondern auch in Liedern und Gedichten.

Soldat, gingst du gläubig und gern in den Tod? Oder hast du verzweifelt, verbittert, verroht Deinen wirklichen Feind nicht erkannt bis zum Schluss? Ich hoffe, es traf dich ein sauberer Schuss. Oder hat ein Geschoss Dir die Glieder zerfetzt, hast du nach deiner Mutter geschrien bis zuletzt? Bist du auf Deinen Beinstümpfen weitergerannt? Und dein Grab, birgt es mehr als ein Bein, eine Hand? (Eric Bogle/H. Wader) Es gibt wahrlich keinen überzeugenden Beweggrund, weshalb ein einfacher Soldat aus freien Stücken auf einen ihm unbekannten, sogenannten feindlichen anderen Soldaten schießen sollte. Sie kennen sich nicht, sie hatten keinen persönlichen Streit, sie hegen aller Wahrscheinlichkeit nach den gleichen Wunsch nach einem friedlichen Leben. Wie kommt es also dann, dass im Grunde friedliche Menschen kriegerisch aufeinander losgehen und sich töten? Dazu muss ein Feindbild erschaffen werden. Ein Feind, dem jede Menschlichkeit abgesprochen wird, der quasi zur Bestie erklärt wird, die mit allen Mitteln besiegt werden muss. Dieses Szenario bedarf in der Regel eines Despoten in einem diktatorischen System ohne freie Medien. Denn damit diese Art der Gehirnwäsche eines Volkes funktioniert, darf es keine freie Berichterstattung und keine kritischen Kommentare geben.

Das ist der Grund, weshalb es in der Menschheitsgeschichte in repressiven Systemen immer wieder zur Gleichschaltung der Medien und zum Verbot von Literatur, ja zu Bücherverbrennungen kam. Das bedeutet im Umkehrschluss: Eine demokratische, freiheitliche Gesellschaft mit einer funktionierenden unabhängigen Medienlandschaft war und ist eine wirksame Versicherung gegen staatlich verordneten Terror jeglicher Art. Wie notwendig die kritische Auseinandersetzung mit politischen und gesellschaftlichen Themen im Nachrichtenteil, im Kommentar, im Feuilleton, in Prosa und Lyrik ist, wird jeder begreifen, dem auch nur ein wenig an seiner eigenen Freiheit gelegen ist.

Es blieb nur das Kreuz als die einzige Spur von deinem Leben, doch hör‘ meinen Schwur: Für den Frieden zu kämpfen und wachsam zu sein; Fällt die Menschheit noch einmal auf Lügen herein Dann kann es geschehen, dass bald niemand mehr lebt, niemand, der die Milliarden von Toten begräbt. Doch schon finden sich mehr und mehr Menschen bereit, diesen Krieg zu verhindern – es ist an der Zeit! (Eric Bogle/H. Wader)

Wolfgang Waldenmaier

Wenn die Macht der Liebe über die Liebe zur Macht siegt, wird die Welt Frieden finden. Jimi Hendrix

Ich dachte immer, jeder Mensch sei gegen den Krieg, bis ich herausfand, dass es welche gibt, die dafür sind. Besonders die, die nicht hineingehen müssen. Erich Maria Remarque

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