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Ostern
from Nota bene 23
by Mateo Sudar
Idyllisch am Waldrand gelegen, fühlen sich in den Sommermonaten Familien, Schwimmsportler und Gesundheitsbewusste im Calmbacher Waldfreibad wohl.
Das Waldfreibad Calmbach soll erhalten bleiben
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„Wir möchten das 100-jährige Jubiläum des Waldfreibads feiern“, erklären Sandra Barth, zweite Vorsitzende und Fritz Kiefer, Kassenchef des örtlichen Fördervereins unisono. „Mit unserem Verein fördern wir den Schwimmsport und unterstützen die Stadt Bad Wildbad bei Maßnahmen zum Erhalt des Freibades“, zitiert Fritz Kiefer die Statuten der Vereinigung, die durch ehrenamtlichen Einsatz und das Generieren von Geld-
mitteln seit fast zwei Jahrzehnten dafür sorgt, dass die einst als „Enztalperle“ bezeichnete Badeanstalt erhalten bleiben kann. Das Bad, das am 17. Juni 1934 eingeweiht wurde, verschlang bereits beim Bau die beträchtliche Summe von 34.500 Reichsmark und wurde von der bis 1973 selbständigen Gemeinde Calmbach immer wieder renoviert und modernisiert. Nun aber steht eine teure Generalsanierung an, für die allein die Planung rund 1,5 Millionen Euro kostet.


„Bis heute ist das Freibad ein Eldorado für Kinder, die hier schwimmen lernen“, so Sandra Barth, die sich über 60 bestandene „Seepferdchen“ Prüfungen des Vorjahres freut, da immer weniger Schwimmkurse in Schulen stattfinden. Mit rund 40.000 Badegästen pro Saison ist das Waldbad nach Aussage von Betriebsleiter Fabian Schmitt ein „Kleinod im Schwarzwald“, das mit seinem großen Einzugsgebiet zudem viele Besucher aus Karlsruhe und Stuttgart anlockt. „Wir sind überregional bekannt. Und das vor allem durch unsere Veranstaltungen.“ Schmitt betont dabei das Beach Volleyball Turnier mit Teilnehmern aus Baden-Württemberg und das „36-Stunden-Schwimmen“, für das sogar Gäste aus ganz Deutschland anreisen.
Während man an Sommertagen in den 1970er Jahren auf der Liegewiese noch ein Plätzchen suchen musste, gab es coronabedingt zuletzt weniger Badegäste. Um die Anziehungskraft zu steigern, sind Sanierungsmaßnahmen geplant, die darauf abzielen, 2034 das 100-jährige Jubiläum der Badanstalt feiern zu können.
Karl Heinz Bäder, der den Kiosk im Waldfreibad betreibt, spricht von einem Treffpunkt für junge und junggebliebene Leute, die immer wieder kommen. „Wir haben hier ganz viele nette Menschen kennengelernt, die wir mögen und die uns mögen“. Ingeborg Rentschler, Gründungsmitglied des Fördervereins seit 2003, bestätigt diese Ansicht und erinnert sich an die vielen ehrenamtlichen Stunden, die sie und viele weitere Calmbacher Bürger
bereits zum Erhalt des Waldbades beigetragen haben. Schlussendlich bieten die vielen historischen Aufnahmen aus dem Archiv des Fördervereins die Vorlage für einen Aufruf, den der Vorstand nun direkt an alle Calmbacher startet. „Wer seine schönsten Erinnerungen mit seiner Familie, Freundin, Kindern und Enkelkindern rund um das Waldfreibad mit uns teilen möchte, hat ab sofort die Gelegenheit, seine Geschichten im Briefkasten am Freibad einzuwerfen. Wenn möglich, bitte mit Namen und Telefonnummer, damit wir uns bei Rückfragen melden können“, so Fritz Kiefer, der für den Förderverein eine kleine Festschrift unter dem Titel „Enztalperle – gestern – heute – morgen“ plant und damit einen öffentlichen Aufruf zum Erhalt des Waldfreibades startet.

Sabine Zoller
Ostern 1945 – Kriegsende in Soest
Osternsonntag vor 77 Jahren. Auf dem Wall öffnen sich die ersten Knospen zur Kirschbaumblüte. Die Soester aber haben dafür an diesem 1. April 1945 keinen Blick. Ebenso wenig wie sie Sinn haben für die österliche Botschaft von der Auferstehung. Die Kirchen der Ehrenreichen sind fast alle zerstört. In Soest beginnt an diesem Osterfest der Anfang vom Ende des Zweiten Weltkriegs.
Keiner ahnt, dass die Bördestadt eine Woche später von den Alliierten eingenommen und der jahrelange Kampf beendet sein wird. Am Mittag des ersten Ostertags werden die Soester zur Evakuierung aufgerufen: „Frauen und Kinder verlassen die Stadt Richtung Möhnesee. Alle Männer bleiben hier und halten sich zur Verfügung!“ Den darauf folgenden Exodus schildert die Rotkreuz-Schwester Erna Neuhaus: „Handwagen auf Handwagen, gezogen und geschoben von Frauen und alten Leuten, die nicht mehr klagen und nicht mehr schimpfen. Sogar die kleinen Kinder sind still – ein stummes, apathisches Heer.“
Weiße Fahne vom Domturm
Zu diesem Zeitpunkt haben die Alliierten längst Lippstadt eingenommen, ebenso Beckum und Ahlen. Die Amerikaner rücken von Norden über die Lippe an, die achte US-Panzerdivision kommt von Osten – überraschend für die Soester. Sie hatten immer gedacht, dass die Amerikaner sie von Westen her angreifen würden.
Wo genau die Front verläuft, wissen ohnehin die wenigsten. Das Nachrichtennetz ist zusammengebrochen, die Lage komplett unübersichtlich. Die in Soest gebliebenen Volkssturmmänner, Flakhelfer und Hitlerjungen tun, was sie können. Während durchs Radio noch immer Durchhalteparolen kommen und vom „Endsieg“ schwadroniert wird, ahnt jeder in Soest, dass die Lage aussichtslos ist.
Am Freitag, 6. April, weht vom Domturm die weiße Fahne. „Da niemand weiß, wer die weiße Fahne herausgehängt hat, breitet sich in der Bevölkerung Besorgnis aus. Nicht erst seit Hitlers ausdrücklichen, letzten Warnungen weiß jeder, dass unter gar keinen Umständen vor dem Feind kapituliert werden darf“, schreibt Hans Rudolf Hartung in seinem Buch „Soest im Krieg“.
Es soll der Müller Neise aus Hattrop gewesen sein, der die amerikanischen Infantristen unter Leitung von Colonel Decker schließlich – eine weiße Fahne schwenkend – in die Stadt Soest führte.
Am Sonntag, 8. April, hängen in der ganzen Stadt Plakate, auf denen Oberbefehlshaber Dwight D. Eisenhower den Sieg der westlichen Alliierten verkündet. Der Tag gilt offiziell als das Kriegsende in Soest.
Jede Kanone, die gebaut wird, jedes Kriegsschiff, das vom Stapel gelassen wird, jede abgefeuerte Rakete bedeutet letztlich einen Diebstahl an denen, die hungern und nichts zu essen bekommen, denen, die frieren und keine Kleidung haben. Eine Welt unter Waffen verpulvert nicht nur Geld allein. Sie verpulvert auch den Schweiß ihrer Arbeiter, den Geist ihrer Wissenschaftler und die Hoffnung ihrer Kinder. Dwight D. Eisenhower