GENUSS / GESCHENKE
Nach 30 Jahren Lust auf noch mehr derGraph.ch im Gespräch mit Marlene Feller und Gerhard Schuster vom Oekoladen Thun. Der Oekoladen feiert Perlenhochzeit. Marlen Feller, sind Sie als Geschäftsführerin nach 30 Jahren noch glücklich verheiratet? Nun, auch Perlen verlieren ohne die richtige Pflege oder Sorgfalt ihren Glanz. Ein Unternehmen ist wie eine Ehe. Damit alle Beteiligten
Oben Grosszügiger, moderner Laden Unten Geschäftsleitung Marlen Feller, Geri Schuster
glücklich bleiben, muss viel Arbeit und Liebe investiert werden. Unser «Ehe»-Partner ist der Kunde. Mit ihm werden wir das Jubi-
da die Fertigprodukte, die Haushaltsartikel und nicht zu vergessen
läum feiern. Mit einem Fest, neuen Produkten, zeitgemässen Öff-
die Kosmetika. Alles von kleinen Herstellern bis zu grossen Mar-
nungszeiten und mit einer modernen, geteilten Geschäftsleitung.
ken. Es ist eine Freude.
Gerhard Schuster, Sie sind neu ein Teil der Geschäftsführung. Ner-
Behalten Sie noch den Überblick? Unglaublich, was Sie alles wissen
vös? Warum denn? Ich habe bisher bereits Unterstützungsarbeit
müssen. Darum ist Weiterbildung wesentlich. Und Besuche bei und
und Strategieplanung im Hintergrund geleistet. Kein Wunder, ist
Gespräche mit den Produzenten. Denn für uns das Wichtigste –
doch der zweite Teil der Geschäftsführung zugleich meine Ehe-
wenn ich darüber nachdenke auch das Schönste – ist der persönli-
frau. Nun arbeite ich aktiv im Laden mit, kümmere mich um Fi-
che Kontakt zu den Kunden. Der Einkauf bei uns soll ein Erlebnis
nanz- und Personalfragen und anstehende Entscheidungen fällen
sein; lust- und freudvoll. Wir wollen uns Zeit nehmen für die Bera-
wir nun zu zweit. Marlen wird sich so stärker auf Produktauswahl,
tung. Und zeigen, wie viel tolle Gerichte mit Gewürzen aus fernen
Beratungen und Kundenbeziehungen konzentrieren können. Mit
Ländern oder aus alten Getreide- und Gemüsesorten zubereitet
10 Angestellten wurde es für eine Person einfach zu viel. Und es
werden können. Wir geben auch Tipps zu Ernährungsformen wie
ermöglicht uns, noch professioneller zu arbeiten.
Ayurveda, Veganismus, Vollwertkost und andere. Man sagt, das Auge isst mit. Bei uns soll der Kunde im Laden Appetit kriegen. Und
Wie hat sich die Beziehung zu Ihren Kunden und die Biobranche
er kann die Dinge des täglichen Bedarfs bei uns kaufen. In nachhal-
allgemein verändert? Vor 30 Jahren waren wir die Oekos, Bios,
tiger Qualität. Auch wenn das Wort heute inflationär gebraucht und
Fundis. Das war nicht immer als Kompliment gemeint. Wir sind
verwässert wird, wir glauben, dass Nachhaltigkeit keine Glaubens-
darum sehr stolz, eine gesellschaftliche Veränderung mit ange-
richtung ist, sondern eine unumgängliche Lebensart.
stossen zu haben. Heute ist das Bewusstsein für die Wichtigkeit des Umweltschutzes und für gesunde, nachhaltige, regional pro-
Text Toni Reichen, derGraph.ch
duzierte Nahrung viel stärker. Trotzdem sind Sie Fundis geblieben? Stimmt genau. Wir Bioläden setzen immer noch häufig Trends. Und die Grossverteiler übernehmen, was wir mit unseren treuen Kunden ausprobiert haben. Beim Stöbern in Ihrem sehr schönen Laden ist mir das riesige Sorti-
Bilder Christian Helmle
GEH DURC H
END
T E N F F Ö GE
ment aufgefallen. Und doch müssen wir uns einschränken. Es gibt
Oekoladen Thun
so viele Leckereien auf unserer Welt. Früchte, Gemüse, Getreide,
Obere Hauptgasse 20
Milchprodukte, Brot, Wein, … die Liste würde noch lang. All diese
3600 Thun
Düfte und Farben. Ein Kunde sagte kürzlich zu mir, seit er bei uns
Telefon 033 223 15 51
einkaufe, wisse er wieder, was wirkliche Nahrung sei. Dann sind
Mo 12.00 – 18.30 | Di – Fr 9.00 – 18.30 | Sa 8.30 – 16.00
www.oekoladenthun.ch
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