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Die Brunnen Thuns: Von Nymphen

Von Nymphen, wasserspeienden Löwen und Fratzen

Nebst dem Thunersee und der Aare hat die Stadt Thun in Sachen Wasser noch einiges mehr zu bieten: Insgesamt 67 Brunnen zieren die Innenstadt oder stehen in Pärken oder in Seenähe – im Sommer prächtig geschmückt mit Blumen. Für Touristen sind sie ein beliebtes Fotomotiv, anderen dienen sie als willkommene Durstlöscher oder Wasserspender für Pflanzen. Früher hatten die Brunnen für die Thunerinnen und Thuner noch andere wichtige Funktionen.

Brunnen spielten in früheren Jahrhunderten eine enorm wichtige Rolle. Sie dienten primär der Wasserversorgung für Mensch und Tier sowie auch der Brandbekämpfung. Daneben war der Brunnen ein beliebter Ort der Begegnung. Beim Wasserholen erfuhr man den neuesten Tratsch der Stadt, beim Wäschewaschen traf man auf die eine oder andere Bekannte und konnte sich die Arbeitszeit mit einem gemeinsamen Schwatz etwas verkürzen. Daher rührt wohl auch der Begriff Waschweib, mit dem noch heute eine geschwätzige Person umschrieben wird. Früher aus Holz erbaute Brunnen wichen nach und nach solchen aus Naturstein, zum Teil kunstvoll mit Mustern oder Fratzen verzierten Brunnen und Trögen. Sodbrunnen, die in früheren Jahrhunderten die Regel darstellten, reichten bis tief hinunter zum Grundwasser. Mit hölzernen Kübeln musste damals das Wasser hochgehievt werden. Nebst dem Wasser aus der Aare und dem See, das als Brauch- und Trinkwasser genutzt wurde, waren frühere Wasserquellen in der Region, zum Beispiel das «Fuchsloch» und die «Grüsisbergquelle». Mit ihrem Wasser hat man die Brunnen gespiesen.

Erste Brunnen auf dem Schlossberg

Im Mittelalter gab es in Thun nur zwei Brunnen, nämlich auf dem Schlossberg: den Pfundbrunnen bei der Kirche und den 32 Meter tiefen Ziehbrunnen im Schlosshof, der bis 1885 in Betrieb war. Der erste fliessende Brunnen in der Stadt selber war der Rathaus-

Ein Mitarbeiter der Stadt Thun (Kanalunterhalt) reinigt den «3-Wyber-Brunnen».

brunnen, der 1711 erbaut worden war und 1798 durch einen Brunnen mit zwei Schalen ersetzt wurde. Im 18. Jahrhundert, als auch die Schweiz von Typhusfällen betroffen war, musste man den einen oder anderen Brunnen vorübergehend als Trinkwasserquelle schliessen. Ab 1870 wurden die bereits bestehenden Brunnen in Thun an die neue Wasserversorgung angeschlossen, weitere kamen nach und nach dazu.

Witziges aus dem Stadtarchiv

Dokumente aus den Büchern und Protokollen des Thuner Stadtarchivs besagen, dass zum Beispiel dem «Hintergass-Brunnen» (heute Berntorgasse) nach einer Analyse des Chemischen Labors Bern zeitweilig der Hahn zugedreht und die Trinkwasserstelle offiziell als verboten erklärt wurde. Des Weiteren hinterliess ein G. Wilhelm Krebs-Gygax (1848 – 1926) – aufgewachsen im Schloss Thun – seine Erinnerungen in einem Sonderdruck im Geschäftsblatt von 1921 unter anderem mit folgendem Erlebnis aus seiner Kindheit: «Trotz Warnungen, kein Wasser zu trinken, weil man 1798 einen Franzosen in den Schacht geworfen habe, seilten wir doch Trinkwasser herauf und es schmeckte vorzüglich …» Viele weitere spannende Bemerkungen und Anekdoten sind in den alten Stadtarchivbüchern zu finden.

Im heutigen Stadtbild eingebettet

Heute sind die Brunnen hauptsächlich Zierde des Stadtbildes, oft mit prächtigen Blumen geschmückt. Sie dienen auch als Trinkwasserquelle. Ebenfalls beliebt sind die Brunnen bei Marktfahrern, die gerne ihre Blumen im Wasser einstellen. Anlässlich eines Spezialmarktes auf dem Rathausplatz tummelten sich auch schon Störe im Rathausbrunnen.

Text Rachel Neuenschwander Bild Hans Mischler

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