KUNSTMUSEUM THUN
Ein spanischer Blick auf die Schweiz Sein Gesicht von Russ und Staub bedeckt, kaum erkennbar – und
in der Grube mit russschwarzen Gesichtern und eindringlichen
doch sehen wir einen sehr elegant gekleideten Herrn mit Fliege
Blicken in das Dorf zurückkehrten. Das Kunstmuseum Thun greift
und Zylinder. Es ist ein Kaminfeger, der aus einer Collage mit
ab 14. Mai mit der Ausstellung «Die Schweizer Kapitel» Arroyos
Sandpapier geformt wurde. Eine Figur, die immer wieder in Edu-
Affinität zur Schweiz auf. Ob als Künstler, Schriftsteller oder Büh-
ardo Arroyos Werken auftaucht und auf ein Erlebnis in der Schweiz
nenbildner – Arroyo ist ein Geschichtenerzähler. Er schöpft aus
zurückzuführen ist. Arroyo war gerade im Taxi auf dem Weg in
dem grossen Repertoire der Weltgeschichte, der Literatur oder des
Richtung Flughafen Zürich, als der Fahrer einen Radler mit Zylin-
Boxsports und kombiniert sie mit persönlichen und vielseitigen
der auf dem Kopf beinahe umfuhr. Mit einem Schrecken kam die-
Motiven. Die Räumlichkeiten im Kunstmuseum Thun fungieren
ser davon. Arroyo jedoch wurde durch diesen Vorfall zu einer
als eine Art Ahnengalerie: Über die abgebildeten Figuren kreiert
neuen grafischen Fiktion inspiriert, der dunklen Figur mit geheim-
Arroyo seine eigenen Erzählungen, wobei die Schweiz eine beson-
nisvoller Maske. Der Kaminfeger erscheint dabei mal fröhlich, mal
dere Rolle einnimmt. Schweizer Kunstschaffende, die Arroyo
finster. In seiner Grafik erinnert sich der Künstler daran, dass er als
schätzt und die auch zu Freunden wurden, stehen dem Künstler
Kind oft die Bergleute beobachtet hat, die nach ihrem Arbeitstag
mit Werken zur Seite: Alberto Giacometti, Thomas Huber, Meret Oppenheim, Peter Stämpfli, Hugo Suter, Gérard Thalmann, Jean
Eduardo Arroyo. Die Schweizer Kapitel 14. Mai – 7. August 2016 Vernissage: 13. Mai 2016, ab 18.30 Uhr www.kunstmuseumthun.ch
Tinguely und Félix Vallotton. Text Katrin Sperry Bilder Eduardo Arroyo, Ramoneur, 1980, Courtesy der Künstler © 2016, ProLitteris, Zürich
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