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Bruno Carizzoni: «Ich habe es genos

«Ich habe es genossen, sehr gut gehabt und freue mich jetzt auf neue Herausforderungen.»

Bruno Carizzoni legt Wert auf Qualität, auch bei der Auswahl des Weins.

Neun Jahre lang führte Bruno Carizzoni als Sie haben aber nicht nur im Hotel Krone gewirkt, sondern allgemein Direktor das Hotel Restaurant Krone in Thun. in Thun. Ich habe mich tatsächlich an verschiedenen Orten engaNun orientiert er sich beruflich neu. Ein Gespräch giert, beispielsweise für die Altstadt-Konzerte. Früher hat Thun Tourismus diese Konzertreihe veranstaltet, im 2010 aber abgegeüber Engagement, Leidenschaft für den Beruf ben. Ich fand es schade, dass etwas, das dermassen gut besucht und Abschiedswehmut. wurde und etabliert gewesen ist, nicht mehr weitergeführt wurde.

Herr Carizzoni, wissen Sie, warum wir dieses Interview mit Ihnen

Also haben wir’s weitergeführt. Eigentlich eine banale Geschichte,

die Arbeit muss aber gemacht werden.

führen? Nein, weiss ich eigentlich nicht. Ist eine gute Frage. (lacht) Sie sprechen es an: Der Zeitaufwand ist enorm. In Ihrem Berufsfeld sind 12-Stunden-Tage wohl keine Seltenheit. Das sind keine AusnahNun ja, Sie sind seit 2007 Direktor des Hotels Krone. Das ist schon ein men, ja. Aber man könnte es sich auch anders einrichten, zum BeiLeistungsausweis, denn die Krone ist in Thun eine Institution. Wahr- spiel mehr delegieren. Aber eigentlich habe ich schon immer gerne scheinlich könnten Sie einen 70-jährigen Thuner nach mir fragen gearbeitet. Die meisten Menschen, die mich von der Krone her kenund er würde Ihnen antworten, wer ist dieser Cariz- nen, kennen mich übrigens als Gastgeber in unseren zoni? Mein Vorgänger Klaus Lamprian war beispiels- «Eigentlich Restaurants. weise 25 Jahre lang Direktor der Krone. Die Krone war eigentlich immer eine Institution, schon als Zunfthaus. habe ich Vom Einsatz an der Front, sozusagen. Ja, schon. NaAber es stimmt: In den letzten Jahren haben wir Erfolg schon immer türlich findet viel Arbeit im Büro statt. Aber ein Hotelgehabt. Aber das ist eine Teamleistung, es braucht den Besitzer, der bereit ist, Geld zu investieren, eine gute gerne geardirektor, der nur hinter dem Bürotisch sitzt ...? Schlussendlich kommt es auf die Art des Hotels an: Führungscrew und natürlich ein Team, das mitmacht. beitet.» Die Krone ist ein Stadthotel. 70 Prozent von unserem

Links Der neue Arbeitsort: die Hotelfachschule Thun. Rechts Carizzoni sieht den Erfolg der Krone als Teamleistung: «Es braucht ein Team, das mitmacht.»

Umsatz machen wir mit dem Restaurant, die Hotellerie ist bei uns Das hört sich schon fast ein bisschen wehmütig an. Wehmütig, eher der kleinere Teil. Deshalb finde ich es wichtig, dass man den dass ich von der Front weg bin, nicht unbedingt. Ich habe es geChef des Hauses auch sieht, und zwar beim Einsatz und nicht nur nossen, sehr gut gehabt und freue mich jetzt auf neue Herausforam Delegieren. Schlussendlich ist das allerdings Ansichtssache. derungen. Und direkte Rückmeldung werde ich ja auch von den

Und nun, nach fast neun Jahren, hängen Sie Ihren Beruf als Hoteldirektor gewissermassen an den Nagel. Sie gaben die Krone Ende März Was passiert nun mit dem Hotel Krone? Werden Sie der neuen Lei-

ab und übernehmen stattdessen die Leitung der Fachausbildung an tung gegebenenfalls noch als Ratgeber zur Verfügung stehen? Ab 1. der Hotelfachschule Thun. Wie ist es dazu gekommen? Das war Zu- April übernahm mein Nachfolger Roman Zahler, und ja, wenn er fall. Ich hatte mit meinem Chef eine mündliche Abmachung, dass ich etwa zehn Jahre in der Krone bleibe – «Ich freue mich das will, auf jeden Fall. Aber ich werde mich ganz bewusst und schnell abnabeln. So muss es sofern alles gut läuft, natürlich. Das war das Ziel und darauf, mein sein, es macht keinen Sinn, wenn der alte Chef ich wusste, nach diesen zehn Jahren wird es Zeit sein, etwas zu verändern. Seit gut zwanzig Jahren übte ich Wissen weiterimmer noch irgendwo im Hintergrund ist. immer Tätigkeiten aus, bei welchen ich sehr stark an zugeben.» Damit ziehen Sie sich auch von der Organisation der Front gewesen bin. Jetzt freue ich mich darauf, diese der Thuner Kulturveranstaltungen zurück. Was Erfahrungen und mein Wissen weiterzugeben. Ich habe schon immer wünschen Sie sich für Thun auf diesem Sektor? Die Stadt schafft für gerne mit Lernenden zusammengearbeitet und erachte es als Ehre, Veranstaltungen ein sehr gutes Umfeld, ist sehr kooperativ, flexibel in eine Position mit Lehrauftrag berufen zu werden. und unbürokratisch. Ich selbst war fünf Jahre lang im Vorstand der Sie selbst sind ebenfalls Absolvent der Hotelfachschule Thun. Da Events veranstaltet. Aber die Organisation hängt halt da doch an nehme ich an, Sie haben sie gut in Erinnerung? Ja, sehr gut, es hat Leuten, die bereits einen verantwortungsvollen Job haben, der sie einen guten Spirit dort: sehr wohlwollend, neugierig, sehr liberal und schon zu hundert Prozent auslastet. Deshalb fände ich es keine offen. Meine Schulzeit dort ist jetzt fast zwanzig Jahre her, aber die- schlechte Idee, wenn seitens der IGT oder vom Stadtmarketing aus ser Spirit ist immer noch so. Ich habe immer wieder mit Praktikantin- auf einem finanzierbaren Weg eine Personalstelle geschaffen nen und Praktikanten von der Hotelfachschule Thun zusammengear- würde, die solche Anlässe anreissen und auch betreuen kann, und beitet und die sind heute noch geprägt von der Schule. Die einzelnen zwar Anlässe im Sinn von Thun, seiner Innenstadt und deren DeHotelfachschulen haben ja einen Ruf und bei Thun heisst’s einfach: tailhändlern, sodass diese auch auf ihre Kosten kommen. Die sind clever, die kann man beim Arbeiten brauchen.

Haben Sie bereits eine Idee, welche Tipps Sie aus Ihrem Erfahrungsschatz Ihren Schülerinnen und Schülern unbedingt mit auf den Weg

geben wollen? Habe ich mir letztens tatsächlich gerade überlegt. Vermutlich dies: Neugier und Leidenschaft für den Beruf und die Arbeit mit Freude machen. Die Leute, die die Ausbildung absolvieren, sind ja noch jung, zwanzig bis fünfundzwanzig Jahre, und haben zum Teil zuvor in einem anderen Berufsfeld gearbeitet. In unserer Branche weht manchmal ein rauer Wind, dafür hat sie aber auch sehr schöne Seiten: Man hat in wenigen Berufen so ein direktes Feedback, man erfährt die direkte Wertschätzung von Kunden und dies ist extrem bereichernd. Schülern haben. Innenstadtgenossenschaft Thun (IGT) und wir haben immer wieder

Text Michael Borter, Werd & Weber AG Bild Michael Schinnerling

Bruno Carizzoni

ist 1970 in Kandersteg geboren und dort in einem Hotelbetrieb aufgewachsen. Als jungen Mann zog es ihn zunächst von der Gastro-Branche weg. Erst nachdem er eine Banklehre absolviert hatte, entschloss er sich zur Weiterbildung an der Hotelfachschule Thun. Ab 2007 führte Carizzoni als Direktor das Hotel Krone in Thun und engagierte sich zudem mehrere Jahre als Präsident des Hoteliervereins Thunersee. Bruno Carizzoni ist verheiratet, Vater zweier Teenager und lebt in Hünibach.

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