Inhalt
Das Leben, wie es war
Schüelerschirene
Schülerskirennen
Chuewarmi Milch
Kuhwarme Milch
Toktere ond Milch wege
Der Tierarzt und die Milchmesserin
Blochmentig
Blochmontag
Sonntigschuel
Sonntagsschule
Primarschuel Risi
Primarschule Risi
Allerlei Gschwöschterti
Allerlei Geschwister
I d Sek of Herisau
In die Sekundarschule nach Herisau
Di alt Höchi
Das alte Berggasthaus Sitz
Wa ischt gfällig?
Was wünschen Sie?
Alls, wa guet ischt, ischt nüd gsond
Alles, was gut ist, ist nicht gesund!
Vo Stinkkafi ond Wiischnore
Stinkkaffee und Weinmaul
Heuet
Heuernte
Heuerfäärtli
Heuerfährtchen
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Schittliverband ond anderi Spiili
Kinderspiele
E choge Gstürm
Grosser Andrang auf dem Sitz
Öberefaare
Vieh treiben 99 Herisauer Joormart 100
Der Herisauer Jahrmarkt
Sonntigschuelwiänacht
Sonntagsschulweihnacht
Waltere
«Waltern»
Albertli
«Albertli»
S Christbömmli
Unser Christbaum
D Fresstrocke 118
Die Fressschachtel
Nöss ond Bomeranze
Nüsse und Orangen
Wiänachtspapier und Wiänachtsgschänk
Weihnachtspapier und Weihnachtsgeschenke
Neui Schii
Neue Ski
«S letscht Mol!»
«Letzte Fahrt!»
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Das Leben, wie es war
Ich bin in Schwellbrunn im Appenzeller Hinterland aufgewachsen. Meine Eltern führten einen Bauern hof und das Restaurant auf dem beliebten Aussichts punkt Sitz. Dabei wurden sie von uns sieben Kindern tatkräftig und mehr oder minder freiwillig unter stützt. Ich war lieber im Stall oder beim Heuen als in der Gaststube. Dass heute mein Lebenspartner Berg wirt ist, ist Ironie des Schicksals.
Im Dezember 2011 goss ich eine meiner Kindheits erinnerungen in eine Kurzgeschichte, und verschick te sie an Freunde und Bekannten. Die positiven Re aktionen motivierten mich, in den Jahren darauf je weils vor Weihnachten weitere Kurzgeschichten mit Kindheitserinnerungen zu verfassen.
Die Geschichten geben einen Einblick in das Le ben einer Bauern- und Wirtefamilie in den 1970erund 1980er-Jahren. Sie sind nicht spektakulär, aber lebensnah und authentisch. Die träfe Ausdruckswei se meiner Mutter ist in der Familie legendär, und auch mein Vater war im Gespräch mit Gästen nie um eine kernige Antwort verlegen.
Die Schwarzweissfotos hat fast alle meine Tante Berta (1902 1978) gemacht. Die Schwester meines Vaters wurde auf dem Sitz geboren und lebte später in Schönengrund AR.
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Herbst 2022 Susanne Alder
Schüelerschirene
Mis erscht Schüelerschirene ha n i i de Halde hene miterlebt. Di grössere Schüeler hönd zoberscht im Högg obe möse starte, ond s Ziel ischt i de Stross one i de Halde hene gse. Wiä sönd mer doch stolz gse, wo mer s erscht Mol im Lebe e richtigi Startnummere hönd töre aalegge wiä di richtige Schiirennfahrer.
D Erscht- ond d Zweitklässler hönd Massestart gha, da hässt, ali sönd anere Räie gstande ond denn of Kommando mitenand gstartet. Da Rene vo de Chlinschte ischt mee en Langlauf gse, s Gländ ischt mee oder weniger ebe gse, söss wäret sowiso ali öbernand iä gstrolet. Zom Täl het s no Stigige dine gha, wo mer het möse uetrepple. Da Rene isch mer dromm elend lang vorcho, aber i ha denn knapp gwo ne. Mer het jo chöne gsiä, wer zerscht im Ziil gse ischt.
Da Schiirene ischt amel e ghörigs Alössli gse ond s halb Dorf ischt i d Halde hendere go luege, wiä ee ri Sprössling abegfaare sönd. Do het s natürli au Trä ne ond Enttüschige gee. A enn Bueb magi mi bsine, der ischt ase verrockt gse, will sini Schii gär nüd glau fe sönd. Er het im Ziil one gfluechet wiä en Rohrspatz ond diä Schii omenand gworfe. För da Schiirene het mer alles gee, ond jede het gment, er heg de besser Wachs drof. Au böglet het mer diä Schii, ond d Schrübli vo de Kante möse aazüche, das s nüd brem set het.
Am Schluss vom Rene, wo ali Resultat bekannt gse sönd, isch denn s Rangverlese im Harmoniesaal gse. Jede het e paar Wienerli öbercho ond Tee, ond denn sönd ali de Räie nor abeglese worde. Jede het en Priis öbercho, dr Erscht het zerscht töre an Gobetisch go
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Schwester Greth zuvorderst, sie wurde Erste am Schülerskirennen.
en Priis uslese, de Letscht het halt no da möse nee, wo öbrigblebe ischt. Seb ischt aber meischtens nüd s Lätzescht gse. Als Priis het s nüd ase vill Choschtligs gha, öppe en Bleistiftspitzer, Tokowachs, Tiki, Fö ferböle oder söss näbes Gfätterlizüg. Aber mer hönd üs doch ab jedem Zockerbole gfreut, ond di Erschte hönd meischtens de gröscht Ramsch usglese. Of de Priis ond de Rang ischt mer amel scho stolz gse. Spö ter sönd denn diä Schirene am Schilift Löschwendi döregfüert worde. Do het s ke Massestart me gee, ond es het weniger Zueschauer gha. Nor ond nor hönd au nüme gär ali mitgmacht, ond will s all weniger Schnee get, kennt mer diä Schirene no no vo früener.
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Schülerskirennen
Mein erstes Schülerskirennen habe ich in der Halden (am Dorfausgang von Schwellbrunn Richtung Wald statt) miterlebt. Die grösseren Schülerinnen und Schüler starteten zuoberst auf dem Högg. Wie waren wir stolz, als wir das erste Mal im Leben richtige Startnummern wie die echten Skirennfahrer anzie hen durften.
Für die Kinder der ersten und zweiten Klasse gab es einen Massenstart, das heisst, sie standen alle in einer Reihe nebeneinander und fuhren auf Kom mando gleichzeitig los. Das Rennen der Kleinsten war mehr eine Art Langlauf, denn das Gelände war mehr oder weniger eben. Zum Teil hatte es sogar Steigungen auf der Rennstrecke, die wir mit den Ski er hinaufsteigen mussten. Dieses Rennen ist mir darum sehr lange vorgekommen. Aber ich habe schliesslich knapp gewonnen. Man konnte ja direkt sehen, wer zuerst im Ziel war.
Diese Skirennen waren Grossanlässe. Das halbe Dorf kam in die Halden, um zuzuschauen, wie ihre Sprösslinge hinunterfuhren. Da gab es natürlich auch Tränen und Enttäuschungen. An einen Buben kann ich mich erinnern: Er war wütend, weil seine Skier nicht gelaufen sind. Im Ziel fluchte er wie ein Rohrspatz und verwarf seine Skier. Denn für dieses Skirennen gaben die Kinder alles, und jedes meinte, es habe die Skier besser gewachst. Die Ski wurden vor dem Rennen mit dem Bügeleisen behandelt und die Schrauben der Kanten angezogen, damit sie nicht bremsten.
Nachdem alle Resultate bekannt waren, fand das Rangverlesen im Saal des Restaurants Harmonie
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statt. Jedes Kind bekam ein Paar Wienerli und Tee. Dann wurden die Rangierungen vorgelesen. Jedes Kind erhielt einen Preis vom Gabentisch. Der Erste konnte aus vielen Gaben auswählen, der Letzte musste nehmen, was noch übrig blieb. Das war aber meist nicht das Schlechteste. Als Preise gab es nicht viel Kostbares: einen Bleistiftspitzer, Skiwachs, Li monadenwürfel, Fünfermocken (Bonbons, die 5 Rappen kosteten) und kleines Spielzeug. Aber wir freuten uns über jede Süssigkeit, und die Ersten lasen meist den grössten Ramsch aus. Auf Preis und Rang war man stolz.
Später wurden die Skirennen am Skilift Löschwen di (2015 abgebrochen) durchgeführt. Es gab keine Massenstarts mehr, und es hatte weniger Zuschauer. Mit der Zeit haben nicht mehr alle Kinder mitge macht, und weil es immer weniger Schnee hatte, kennt man die Schülerskirennen nur noch von früher.
Chuewarmi Milch
Mer Goofe hönd au öppe möse in Stall go hölfe am Obet. Doo hömmer vonere Melchmaschine no nünt gwösst. En Stall voll Chüe hönd de Vater ond de Brüe der all Tag zwä Mol möse vo Hand melche. Mer Goo fe hönd amel möse go handle. Vor d Milch chont bi de Chüe, mos mer e Wiili om diä Strech ome chrople, bis chech weret ond diä Milch no eso usesprötzt. Zwüschetine hönd mer denand au aagsprötzt mit Milch, mer het direkt am Strech zoge ond zilet of dr ander. A dem Spass het de Vater nüd eso Freud gha.
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Vater Alder mit Susanne und Greth vor dem Haus, ca. 1966.
E betzli vor de Vater oder de Brüeder fertig gse ischt mit Melche vonere Chue, hönd s üs gsät: «Chascht handle!» ond weli Chue a de Räie gse ischt. Mer het amel e chli möse ufpasse, wenn mer ane Chue zue ghocket ischt, dass si nüd verchlopft ischt.
Drom het mer e chli mit ere gschwätzt, vor mer ane ischt. Mengmol hönd s au usghaue, aber mer het efänge gwösst, bi wellere das mer mos ufpasse. I ha d Chüe gern gha ond ha jedi am Grend aa kennt, jedi het anderscht usgser ond au e chli anderi Möde li gha. I ha diä Chuegrend hüt no im Chopf: d Greth, d Erna, de Fenes, d Regina, d Elvira, d Susi, s Dorli, d Astrid, s Bethli, d Berna, de Gort ond de Blüem.
De Vater het en hölzige Melchstuel gha, wo n er het chöne om d Hüft ome bönde. One am Fuess vom
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