ebenfalls um die freigewordene Stelle des Wetterwarts beworben hatte, war mit ihm beinahe ein halbes Jahr lang auf Berge gestiegen. Man darf ihn nicht allein lassen, er müsse einen Kameraden zur Seite haben, der quasi das Rückgrat sei. Leuzinger war von tiefer Religiosität geprägt und überzeugt, dass nur Gott Kreuzpointner helfen und dieser einen Einblick in die göttliche Gnade bekommen könne. Aber sein Herz blieb wie dasjenige des Pharaos (Ex 7 ff.) verstockt.117 Etwas komisch mutet an, dass sich in Kreuzpointners Kittel, den er jeweils bei einem seiner Vermieter, einem Schneider, in Ordnung bringen liess, ihn aber nicht abgeholt hatte, ein Rosenkranz befunden haben soll.118 Albin Leuzinger hinterlässt in seinen bruchstückhaften Schriften auch Eindrücke zu Kreuzpointners Charakter. Speziell aufgefallen ist ihm ein ausgeprägtes ichbezogenes Verhalten – er sah seinen Worten zufolge in eine Hölle von Ichsucht hinein – und eine eisige Gleichgültigkeit. Bergunerfah reren Menschen in grosser Not dürfe seiner Meinung nach nicht geholfen werden, da sie in den Bergen nichts zu suchen haben, weswegen man sie verrecken lassen soll. Vorrang hatte beim ihm stets die Erfüllung seiner Kletterwünsche. Wer nicht mit ihm, dem grossen Könner und Bergführer, einigermassen mithalten konnte, galt als Versager. Stets zeigte er sich als ein trockener Mensch, nur nicht in ihm angenehmen Unterhaltungen wie beispielsweise bei Kletterthemen. Oft hielt er es auch nicht genau im Umgang mit der Wahrheit, sogar gegenüber seiner Geliebten, was in ihr Misstrauen weckte. Es tauchen auch Begriffe wie geheimnisvoll, rätselhaft und undurchschaubar auf.119 Auch ist die Rede von einem Hochstapler ersten Rangs.120
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