Säntismord – Die Bluttaten vom 21.Februar 1922

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Vorgeschichte

Bevor die Ereignisse rund um den Doppelmord auf dem Säntis eingehend erläutert werden, sollen im folgenden die Anfänge der dortigen Wettersta­ tion und des Observatoriums geschildert werden. Ohne sie lässt sich die schreckliche Bergtragödie nicht verstehen. Weitergehende Informationen dazu lassen sich in Hermann Grossers (1911 – 1995) detaillierter Arbeit über die Säntis-Wetterwarte im «Appenzellischen Jahrbuch» von 1981 finden.1 Auch die Klimageschichtlerin Franziska Hupfer setzt sich in ihrer im Jahr 2019 erschienenen Dissertation «Das Wetter der Nation» mit der Wetterbeobachtung auf dem Säntis wie auch mit deren Auftraggeberin, der Schweizerischen Meteorologischen Anstalt (seit 2000 MeteoSchweiz), eingehend auseinander.2 Erhöhte Bedeutung kommt seit Eröffnung der Wetterstation im Alpstein den sogenannten Säntisträgern zu, weswegen auch deren Tätigkeit kurz gestreift wird.

Schon früh als Wetterberg erkannt Das Wetter vorhersagen zu können, ist ein uralter Menschheitstraum. Dank modernster Technik hat sich dieser Traum heute grösstenteils erfüllt. Bis dahin hat es aber lange gedauert. Im Jahr 1697 rief der Zürcher Stadtarzt Johann Jakob Scheuchzer (1672 – 1733) Bekannte von ihm zur Erfassung und Aufzeichnung von Wetterdaten an deren Wohnorten auf. Jedoch nur wenige kamen seiner freundlichen Bitte nach. Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden in der Schweiz vornehmlich in niederen und mittleren Lagen zahlreiche Beobachtungsstationen errichtet. Gemessen wurden damals die Temperatur, die Dichte und die Feuchtigkeit sowie die Windströmungen. Bald zeigte sich aber, dass so nur wenig sichere Erkenntnisse geliefert werden und Messungen in den oberen Luftschichten unentbehrlich sind. Am ehesten dafür geeignet hielt man Stationen auf isolierten Bergspitzen, wobei diese zur Erzielung besserer Resultate nicht mit einer zu grossen Masse in das Luftmeer hineinragen dürfen. Dies hatte übrigens am Säntis schon viele Jahre zuvor der Mathematiker und Physiker Christoph Jetzler (1734 – 1791) erkannt. Der Schaffhauser, 11


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