weiblich Jugend
Handball ist Zusammenhalt eigentlichen Niveau her auch hingehören.“ Auch wenn das heißt, dass der TSV dann wieder kleinere Brötchen backt. „Aber die haben wir dann. Natürlich möchten wir weiter den Leistungsgedanken spinnen, aber eben nicht um jeden Preis. Wir wollen Handball für alle bieten“, sagt Leonhard, die unumwunden zugibt – auch wenn das nicht jeder gerne hört: „Die ganz hochklassigen Zeiten des Frauen- und Mädchenhandballs in Birkenau sind vorbei.“ Der TSV Birkenau kann alle Altersklassen bei den Mädchen noch durchgehend besetzen Einmal hatte Claudia Leonhard ein Angebot aus der Regionalliga. Nach dem Probetraining stellte sie fest: So hochklassig wie möglich Handball zu spielen, bedeutet nicht alles. „Erfolg ist schön, aber nicht um jeden Preis. Der Zusammenhalt im Team ist wichtiger.“ Das versuchte sie jahrelang als Jugendtrainerin zu vermitteln. Und dieses Credo ist ihr auch als weiblicher Jugendkoordinatorin beim TSV Birkenau wichtig. Die „Mädels“ aus ihrem Heimatverein, dem inzwischen in den HSV Wuppertal eingegangenen TV Friesen, treffen sich noch heute wöchentlich zum Stammtisch. Da ist Claudia Leonhard allerdings nicht mehr dabei. „Dienstagabends ist man selten in Wuppertal. Und auch den Urlaub verbringt man dort selten“, lacht die Frau, die inzwischen wieder einsteigen könnte. Denn der Stammtisch findet auch in diesen Zeiten statt, aber eben online. Da kann sich auch die ehemalige Rechtsaußen-Spielerin zuschalten. Doch Leonhard ist auch in ihrem jetzigen Lebensmittelpunkt nicht „gruppenlos“. Sie engagiert sich im Führungsteam des TSV Birkenau für den weiblichen Jugendbereich. Und ganz Teamworker zierte sie sich zunächst auch, allein für unser Format „EinBlick“ herzuhalten. „Wir arbeiten gemeinsam und entscheiden gemeinsam“, sagt die 53-Jährige, die Handball lebt. 16
Bei einem Mixed-Handballturnier in Köndringen-Teningen wurde dem TV Friesen-Wuppertal das Herrenteam der HSG Nieder-Liebersbach zugelost. Das führte nicht nur zum Turniersieg, sondern bei der gemeinsamen Feier auch zum Kennenlernen ihres künftigen Ehemanns: Gerold Leonhard sorgte dafür, dass die Handballfamilie an der Bergstraße Zuwachs erhielt. Bis zur abgebrochenen Saison war Claudia Leonhard Trainerin der D-Jugend, im Führungsteam ist sie für die Koordination zuständig, hat den Daumen auf den Trainingszeiten und versucht, für jedes der fünf Jugendteams zumindest einmal in der Woche eine ganze Halle zu sichern. Falls das nicht klappt, und sich Trainingszeiten in der Langenberg- oder Hermann-Sattler-Halle überschneiden, soll wenigstens das altersmäßig nächste Team im Anschluss trainieren. Eventuell gibt es ja doch die eine oder andere Spielerin, die in der nächsthöheren Altersklasse mal aushelfen muss. Die Betonung legt Claudia Leonhard auf „mal“. Denn zur Regel – wie man das früher sah, als ein Mädchen am Wochenende in teilweise gleich drei Mannschaften aktiv war – soll das nicht mehr werden. „Diese Rochaden wollen wir nicht mehr. Die Kinder, die das wollen, sollen es natürlich dürfen. Aber müssen muss niemand. Wir wollen keine Spielerin in eine Mannschaft ziehen, nur, dass diese dann gut aussieht. Die Mannschaften sollen da spielen, wo sie von ihrem
Alle Altersklassen sind besetzt Und dennoch kann sich der TSV rühmen, alle Altersklassen mit einem Team besetzt zu haben. Von der E- bis zur A-Jugend hoffen die TSV-Verantwortlichen, dass auch nach dem sportlichen Lockdown genügend Spielerinnen zur Verfügung stehen, damit Birkenau einer der Vorzeigevereine im weiblichen Bereich innerhalb des Badischen Handball-Verbands bleibt. „Wir können stolz darauf sein, dass wir das aus eigener Kraft schaffen. Wir sind auch immer noch ganz gut aufgestellt. Aber es dünnt sich aus – gerade nach oben hin, was die älteren Jahrgänge angeht.“ Das ist wahrlich kein Problem, das der TSV Birkenau alleine hat. Ein Grund ist die hochklassige Konkurrenz, vor allem in direkter Nachbarschaft. Birkenau spielt zwar noch in der Baden-Württemberg-Oberliga, doch wer wirklich höherklassig spielen wolle, dem lege der TSV keine Steine in den Weg. Gerade aktuell seien wieder zwei Jugendliche zu den Flames der HSG Bensheim/Auerbach gewechselt. Die dürfen gerade trainieren, weil Hessen den Sport im Freien für Jugendliche unter 14 – im Gegensatz zu Baden-Württemberg – derzeit noch erlaubt. Mit den professionalisierten Strukturen der Handball-Akademie kann ein ehrenamtlich strukturierter Verein wie der TSV es nicht aufnehmen. „Wer hochklassig spielen will, wird
irgendwann wechseln müssen. Aber es wäre schön, wenn die Spielerinnen im Hinterstübchen behalten würden, wenn es ihnen in Birkenau gefallen hat. Denn Handball ist ja mehr als Sport. Das ist Zusammenhalt. Und das will ich, das wollen wir den Kindern mitgeben.“ Das tat Claudia Leonhard vor ihrer Zeit bei den Nachwuchsteams des TV Oberflockenbach in der JSG Bergstraße und der HSG Weinheim/Oberflockenbach. Und das tut sie jetzt beim TSV Birkenau, wo auch ihre Tochter Neele nach einem frühen verletzungsbedingten Karriereende mittlerweile als C-Jugend-Trainerin aktiv ist. Sie ist eine der derzeit sieben Übungsleiter im weiblichen Bereich. „Es ist ja nicht nur für uns schwierig, Leute zu finden, die sich im Ehrenamt engagieren.“ Der TSV sucht sowohl noch D-Jugend-Trainer als auch Unterstützer für den Führungskreis der weiblichen Jugend. Menschen wie Claudia Leonhard, die das Neinsagen nicht gelernt haben, gibt es nicht gerade wie Sand am Meer. „Die große Wand Corona“ „Ihre“ D-Jugend gibt Jasagerin Claudia Leonhard dennoch ab. Es wird Zeit, dass Jüngere die Rolle der Vorturnerin übernehmen. Sie will mit ihrem Mann Gerold und den Hunden das Wohnmobil öfter nutzen. Dem TSV wird sie aber als Koordinatorin im Führungsteam erhalten bleiben, dazu ist die Physiotherapeutin, die seit 2012 bei Therafit in Hemsbach arbeitet, zu sehr mit ihrem Sport verbandelt. Und deshalb hofft sie auch, dass die Birkenauerinnen bald wieder mit dem Training loslegen können. „Von mir aus auch gerne draußen – auch wenn das für Hallensportler eine enorme Umstellung ist. Aber die Kinder müssen sich bewegen. Das tut ja ohnehin längst nicht mehr jedes Kind“, sagt die 53-Jährige, die bangen Blickes auf die Pandemie schaut. „Diese große Wand Corona überblickt ja derzeit noch keiner. Die große Frage bleiFotos:wird Armin Etzel