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Herren 1B

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weibliche Jugend

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Hallo Max! Als erste und in heutigen Zeiten auch sehr wichtige Frage: Wie geht es Dir?

Hallo Timo. Ich kann mich glücklich schätzen, mir geht es aktuell sehr gut. Ich bin in der glücklichen Position, durch meinen Beruf schon die erste Impfung gegen das Corona-Virus erhalten zu haben und auch sonst habe ich keine Beschwerden.

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Nachdem Du auch als Spieler für den TSV aktiv warst, kamst Du zur Saison 2020 / 2021 als Trainer der Herren 1b zum TSV Birkenau zurück. Wie kam der Kontakt zustande und was hat Dich bewegt bzw. motiviert die kleinen Falken zu coachen?

Ich hatte schon lange den Wunsch, meinen Einstieg als Trainer in den Aktivenbereich zu vollziehen, habe es aber aufgrund meines Berufs nicht geschafft. Als ich dann kurz vor der Corona-Pause interimsmäßig eine Trainingseinheit in Hemsbach geleitet habe, hat es mich richtig gepackt. Da kamen Philipp Platzer und Benny Knapp kurz danach genau zum richtigen Zeitpunkt, um mich zu fragen, ob ich das Amt übernehmen möchte. Zu dieser Zeit hat es auch beruflich gut gepasst und ich kenne durch meine Zeit als Spieler in Birkenau noch viele Aktive – auch in der 1b. Deshalb wusste ich sofort, dass es menschlich mit Sicherheit passt.

Glücklicherweise konnte die Vorbereitung trotz der Corona-Situation mehr oder minder gut aufgenommen werden. Wie war Dein erster Eindruck des 1b-Teams und wie bist Du die Vorbereitung auf die 2. Landesligasaison angegangen und warst Du damit zufrieden?

Es war erstmal Neuland für mich, eine Herrenmannschaft zu trainieren, ich hatte bis dahin nur Erfahrung im Bereich von D- und C-Jugend. Das hat sich in den ersten Wochen sicher auch auf meine Freizeit niedergeschlagen, weil ich viel über die Trainingsplanung und -steuerung nachgedacht habe. Die Mannschaft hatte auch hier schon eine coronabedingte Zwangspause hinter sich, weshalb ich die Jungs bei allem Ehrgeiz erst wieder langsam an den Sport heranführen musste – das Wichtigste war hier verletzungsfrei zu bleiben. Ich hätte ihnen gerne früher wieder den Ball an die Hand gegeben, da das aber nicht möglich war, mussten wir uns auf die physischen Grundlagen konzentrieren. Und da muss ich die Jungs loben – alle haben absolut motiviert mitgezogen.

In der Mannschaft gab es einige Veränderungen, einen Generationenwechsel könnte man fast sagen. Gestandene 1b-Spieler wie Abwehrchef Dominik Roth, Goalgetter Christian Heinrich, Peter Spatz und auch Dustin Hoffmann haben die berühmten Handballschuhe an den Nagel gehängt. Wie konnte dieser „Aderlass“ kompensiert werden und wie lief die Integration der Neuzugänge?

Das war natürlich ein großer Umbruch. Solche gestandenen Spieler sind nicht zu ersetzen, vor allem nicht in so einer jungen Truppe. Wir haben uns allerdings mit den Zugängen von Philipp Schmitt, Leon Schaal und Jannis Neuner sowohl im Rückraum wie auch auf Außen drei junge, hungrige Spieler ins Team geholt, die den Verein auf Dauer sicher nach vorne bringen. Sie mit mehr Verantwortung auszustatten muss jetzt der nächste Schritt sein. Und durch die Verjüngung des Kaders war es für mich auch möglich, meine Spielphilosophie eines modernen, schnellen Handballs umzusetzen. Durch die kurze Vorbereitung und die wenigen Saisonspiele konnten wir Eric Groß spielerisch leider noch nicht so integrieren, dass es seiner Trainingsbeteiligung und seinem Einsatz für die Mannschaft gerecht geworden wäre – ich bin aber sicher, dass auch er seine Chance noch bekommt.

Nach der schweißtreibenden Vorbereitung und einigen Testspielen ging die Saison 2020 / 2021 unter außergewöhnlichen Umständen los, um dann nach gerade mal 4 Spielen leider doch wieder unter- bzw. schlußendlich ganz abgebrochen zu werden, was nur verständlich

war bzw. ist und letztlich alternativlos war. Lass die Leser mal an Live-Handball in Erinnerungen schwelgen Max: Wie hast Du diese ersten 4 Spiele erlebt und wie lautet Dein Resumee bis zum Abbruch?

Gleich das erste Saisonspiel war ein Auf und Ab der Gefühle. Der anfängliche 1:5 Rückstand gegen Schriesheim war genau der Fehlstart in die Saison, den ich vermeiden wollte. Aber selbst jetzt bekomme ich noch Gänsehaut, wenn ich dann an das Comeback und den auch in dieser Höhe verdienten Sieg denke. Das für mich persönlich wichtigste Spiel war das Derby in Hemsbach – auch hier haben wir Moral gezeigt, waren über 50 Minuten mindestens auf Augenhöhe. Letztendlich hat uns ein wenig Erfahrung gefehlt, um den Vorsprung über die Zeit zu bringen. Im nächsten Heimspiel hat die Mannschaft wieder gezeigt, was für ein Potential in ihr steckt. Ein absolut souveräner Heimsieg. Ich höre mir seit meiner Zeit als Spieler in Birkenau gerne auch das Feedback der Zuschauer direkt nach den Spielen an und das war durchweg positiv. Ein Lob, das ich gerne an die Mannschaft weitergebe. Im letzten Spiel der Saison gegen Plankstadt hat sich wieder die fehlende Erfahrung bemerkbar gemacht. Trotzdem haben wir das Spiel bei einer der heimstärksten Mannschaften bis kurz vor Schluss offengehalten. Abschließend muss ich sagen, die Mannschaft hat meine Erwartungen voll erfüllt, wenn nicht sogar übertroffen. Ein neuer Trainer mit einer anderen Spielweise, viele neue Spieler, Abgänge von Leistungsträgern – da entstehen Probleme die nicht in zwei, drei Trainingseinheiten behoben werden können. Da muss man realistisch sein und die Entwicklung der Spieler in den Vordergrund stellen. Und die habe ich definitiv gesehen!

Ende Oktober 2020 kam dann die leider zu erwartende Botschaft, daß die Saison nicht weitergespielt werden kann und auch kein Mannschaftstraining mehr stattfinden darf. Wie bist Du bzw. die Mannschaft damit umgegangen? Wie geht die Mannschaft aktuell mit der Corona-Situation um? Wie war der Kontakt zum Team in einer nahezu kontaktlosen Zeit?

Wir treffen uns seitdem regelmäßig digital via Skype und besprechen sportliche wie auch private Dinge. Ich merke, dass den Spielern der Kontakt zueinander fehlt und das ist verständlich – und gut. Das Teamgefüge passt, das merkt man sofort. Die Jungs wollen wieder spielen und auch ich würde meine erste Saison als Herrentrainer lieber am Spielfeldrand als am Laptop beenden. Aber das liegt nicht in unserer Macht. Um den Sport nicht ganz zu vernachlässigen haben wir eine „Laufliga“ gegründet, in der ich gewisse Kilometerzahlen vorgegeben habe. Da ist Philipp Platzer als Kapitän vorbildlich vorangegangen und hat in einem Monat mit über 160 Laufkilometern klar gezeigt, wie motiviert er immer noch ist. Für die Frühlingszeit habe ich der Mannschaft Trainingspläne geschrieben, sozusagen als „return to sport“. Ich sehe die Gefahr, dass die Spieler nach einer langen Pause ohne Richtungswechsel und stärkere Belastung sehr verletzungsanfällig sind. Das Training wird in der kommenden Zeit an Intensität zunehmen und beinhaltet stabilisierende Kraftübungen und spielnahe Bewegungen. So kann im Falle einer Hallenöffnung schneller und sicherer wieder mit dem eigentlichen Sport begonnen werden.

Leider musstest Du in den vergangenen Wochen den kleinen Falken die Mitteilung machen, daß Du für die hoffentlich startende kommende Saison nicht mehr als Coach an der Seitenlinie agieren wirst. Wie kam es zu dieser Entscheidung und wie schwer ist Dir diese gefallen?

Die Entscheidung ist rein beruflicher Natur. Ich will mich hier weiterentwickeln und musste abwägen – hier zugunsten meines Berufs. Ich habe das Traineramt mit dem Ziel angetreten immer 100% zu geben, genau wie ich das von meinen Spielern erwarte. Das kann ich aber nicht mehr gewährleisten und musste mir selbst und den Jungs gegenüber ehrlich sein. Diese Entscheidung ist mir unheimlich schwergefallen, nicht zuletzt aufgrund der „halben Saison“ und weil ich sehr gut mit der Mannschaft harmoniere. Ich bin jünger als einige der Spieler, aber die Dialoge waren immer auf Augenhöhe und das schätze ich sehr. Ich habe den Weg der Spieler gesehen, die individuellen Entwicklungen und auch, dass der Truppe noch richtige „Leader“ fehlen. Das ist ein Prozess, den die jungen Spieler jetzt erst noch durchlaufen müssen. Dabei hätte ich sie gerne unterstützt und weiter gefördert.

Die letzten Fragen Max: Du stehst ja nach wie vor medial mit der Mannschaft regelmäßig in Kontakt. Kannst Du den Lesern trotz der Gewissheit künftig kein 1b-Trainer mehr zu sein, einen kleinen Ausblick auf die hoffentlich kommende Saison 2021 / 2022 geben? Bleibt die Mannschaft zusammen bzw. gibt es auf Spielerseite personelle Veränderungen? Und zu guter Letzt: Was wünschst Du Deiner Mannschaft und dem Sport im Allgemeinen für die aktuell noch ungewisse Zukunft?

Ich schaue, bald auch als Fan, sehr positiv in die Zukunft dieser Mannschaft. Die Entwicklung, die die Spieler in diesem Jahr genommen haben hat mir gezeigt, wie viel Potential in einigen steckt. Hier sind in den nächsten Jahren sicher auch Aspiranten für eine Badenliga- oder BWOL-Mannschaft dabei, weshalb ich auf eine gute Zusammenarbeit zwischen der „Ersten“ und der 1b hoffe. Nur so können junge Spieler an ein solches Leistungsniveau herangeführt werden. Die Mannschaft bleibt bis auf Torhüter Christian Armbrust, der uns studienbedingt verlässt, zusammen. Auch das ist ein schönes Zeichen, dass es menschlich wie sportlich gut passt. In Sachen Neuzugängen gibt es aktuell keine Neuigkeiten, wir befinden uns diesbezüglich noch in Gesprächen. Abschließend bleibt mir nur, der Mannschaft und auch den Verantwortlichen für die tolle Zeit zu danken und den Jungs alles Gute für die Zukunft zu wünschen – sportlich wie auch privat. Und mit Sicherheit werde ich das eine oder andere Spiel besuchen, um die Entwicklung der Mannschaft weiter zu verfolgen.

Wir wünschen Dir für Deine sportliche, berufliche und private Zukunft auch Alles Gute und vielen Dank Max, daß Du Dir für die „Tribüne“ und die Leser Zeit genommen hast!

Das Interview mit Max Pauli führte Timo Fritsche.

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