Termin beim Chef: Anton Schneerson von Pleuger Industries Gewichtige Argumente für harte Verhandlungen
Lena Ströbele, NORDMETALLTarifverhandlungsführerin
Dreimaster auf Schönheitskur
Hamburgs schwimmendes Wahrzeichen, die Rickmer Rickmers, ist von den Reparaturspezialisten der NVL Group generalüberholt worden. Vom 25. Juli bis zum 12. August lag das Museumsschiff nicht wie üblich an den St. Pauli Landungsbrücken, sondern im Dock auf der Norderwerft im Hamburger Hafen – hier aus der Vogelperspektive zu sehen. Dort wurde der Rumpf des Dreimasters sorgfältig von Muscheln befreit und mit einem neuen Farbanstrich versehen. Jetzt leuchtet der 1896 gebaute Frachtensegler wieder in seinen typischen Farben Grün, Weiß und Rot. BiB
Foto: Jan Sieg
STANDPUNKT NR. EINS
es ist Herbst, die Tage werden dunkler – und die Aussichten für die deutsche Industrie auch: Als einziges relevantes Land in Europa schaffen wir kein Wachstum, auch nicht in der M+E-Industrie und bei Weitem nicht nur unter den Autobauern und Zulieferern. Die Prognosen für das kommende Jahr sind nicht viel besser, auch weil eine Veränderung der schlechten politischen Rahmenbedingungen nicht in Aussicht steht. Deshalb ist es so wichtig, dass sich die Sozialpartner in der laufenden Tarifrunde 2024 auf eine alte Regel besinnen: Ein Tarifvertrag ist immer ein ungedeckter Scheck auf die Zukunft. Und diese Zukunft sieht derzeit nicht rosig aus. Wir haben der Gewerkschaft in den ersten Gesprächen über ihre Lohnforderung versucht deutlich zu machen, dass es unsere gemeinsame Verantwortung ist, den Standort zu stärken und Betriebe zu sichern, wie sie von Seite 6 an in diesem Heft lesen können. Die Verhandlungen laufen weiter, wir hoffen auf ein vernünftiges Ergebnis, das der Rezession, wie sie sich in unserer aktuellen Herbst-Konjunkturumfrage darstellt (S. 12), angemessen Rechnung trägt.
Dr. Nico Fickinger, Hauptgeschäftsführer NORDMETALL
Hoffnungsschimmer auch in düsteren Zeiten
Ein Hoffnungsschimmer ist, dass die norddeutsche Jugend Lust auf gut bezahlte Jobs in der M+E-Industrie hat. Das ergibt unsere dritte Jugendstudie, die NORDMETALL zusammen mit der NORDAKADEMIE diesmal für Mecklenburg-Vorpommern durchgeführt hat (S. 24). Und richtig Freude hat mir und den Kolleginnen und Kollegen in den zehn NORDMETALL-Geschäftsstellen unsere aktuelle Mitgliederumfrage gemacht: Die Schulnote 1,4 ist hervorragend! Ich danke nicht nur den Firmen für ihre positive Bewertung, sondern vor allem unserer Belegschaft, die mit ihrem unermüdlichen Einsatz dieses erneute Spitzenergebnis erst möglich gemacht hat.
Wir wollen diesen Erfolg mit Ihnen feiern, auf unserem 47. Martinsgansessen am 19. November in Hamburg, wie immer mit prominenten Gästen und krossen Gänsen. Es gibt eben auch in dunkleren (Jahres-)Zeiten Anlässe, zuversichtlich nach vorn zu schauen.
Titel
Tarifrunde 2024
Die Abwanderung von Unternehmen und ein drohender Arbeitsplatzverlust müssen verhindert werden. Das ist mit einer Forderung nach sieben Prozent mehr Lohn nicht vereinbar. NORDMETALL tritt an, um den Standort zu stärken. S. 6
Jugendstudie 2024
Während Mathematik nur selten zu den Lieblingsfächern von Jugendlichen in Mecklenburg-Vorpommern zählt, achten Arbeitgeber dort vor allem auf die Noten in speziellen Fächern und auf erste betriebliche Praxis. S. 24
Termin beim Chef
Mit Umsicht für die Energiewende
Anton Schneerson führt den Pumpenhersteller Pleuger Industries von Hamburg aus in die Zukunft. S. 52
Verband
Nachhaltigkeit Belastende Berichtspflicht
Wie Unternehmen mit immer neuen Regeln aus Brüssel und Berlin umgehen – Einblicke aus der Praxis. S. 28
Konjunkturumfrage 71 Prozent der M+E-Unternehmen treten auf der Stelle
für betriebliche Weiterbildung –
Thema
Tarifrunde
„Standort stärken” heißt Zukunft sichern
Zur Forderungsübergabe Anfang September erschienen am Hamburger Kapstadtring einige Dutzende IG-Metaller und präsentierten ihren Sieben-Prozent-Wunsch. NORDMETALL revanchierte sich mit einem besonderen Geschenk.
Starkes Symbol für dringend benötigte Wirtschaftskraft: die Hantel.
NORDMETALL-Tarifverhandlungsführerin Lena Ströbele (l.) gibt im Rahmen der ersten Verhandlungsrunde in Hamburg Mitte September vor IG-Metallern ein Statement ab.
Sieben Prozent mehr Lohn fordert die IG Metall 2024.
politische Rahmenbedingungen in Deutschland und wachsende Bürokratielasten hätten auch die norddeutsche M+E-Industrie in eine Rezession geführt. „Jetzt geht es um die Verhinderung von Unternehmensabwanderung und Arbeitsplatzverlust, nicht um das kräftige Auffüllen von Lohntüten“, so der Arbeitgebervertreter. Die erste Verhandlungsrunde zwischen Arbeitgebern der norddeutschen M+E-Industrie und der Gewerkschaft folgte Mitte September in einem Hotel nahe des Hamburger Großneumarkts. Die IG Metall Küste ver-
Dr. Nico Fickinger (4. v. l.) verfolgt die Kundgebung der IG Metall Küste unterhalb des Hamburger Michel –unterstützt von rund zwei Dutzend Mitgliedern der NORDMETALLVerhandlungskommission.
sammelte auf dem Platz zu Füßen des Michel mehrere hundert M+E-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter aus ganz Norddeutschland zu einer Kundgebung. Auch NORDMETALL-Tarifverhandlungsführerin Lena Ströbele sprach auf Einladung der Gewerkschaftsführung Küste zu den Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Zu denen gehörten auch zwei Dutzend Mitglieder der NORDMETALL-Verhandlungskommission, die in blauen Hoodies mit dem Aufdruck „Standort stärken“ erschienen waren – unter ihnen als Gast auch der Hauptgeschäfts-
Mehrere hundert M+E-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter aus ganz Norddeutschland nahmen an der IG-Metall-Kundgebung am 16. September in Hamburg teil.
Erster Verhandlungstag
am 16.09.2024 im Hotel Lindner am Michel
Ausgestattet mit „Standort stärken“-Hoodies: die NORDMETALLVerhandlungskommission.
führer des Verbandes der Bayerischen M+E-Arbeitgeber, Bertram Brossardt. Ströbele äußerte Verständnis für die Forderung der IG Metall, verwies aber erneut auf die sich immer weiter verschlechternden wirtschaftlichen Rahmendaten in Deutschland.
Gemeinsame Lageeinschätzung
Hinter den verschlossenen Türen des Tagungsbereichs im Lindner Hotel am Michel waren sich die Tarifver-
NORDMETALL-Verhandlungsführerin Lena Ströbele gibt Sat.1 zum Verhandlungsauftakt ein TV-Interview.
tragsparteien dann in ihrer Einschätzung der schwierigen Branchenlage durchaus weitgehend einig. Nach den gut zweistündigen Gesprächen resümierte Lena Ströbele, die auch Personaldirektorin der Lürssen-Gruppe ist: „Minus sieben Prozent Auftragseingang und Produktion im ersten Halbjahr, minus sechs Prozent Absatz und minus fünf Prozent Exporte – die IG Metall sieht durchaus, dass die Industrie unter Druck steht und die Aussichten nicht besser werden. Aus der gemeinsa-
Mögen die Verhandlungen beginnen (Foto o.): Die Verhandlungskommissionen von NORDMETALL (r.) und der IG Metall.
Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Bayerischen M+E-Arbeitgeber (Foto l.).
Dr. Daniela Haller (NORDMETALL-Vorstand) mit NORDMETALL-Hauptgeschäftsführer Dr. Nico Fickinger (Foto r.).
Beratung aus Berlin: Jens Dirk Wohlfeil, Geschäftsführer Tarif- und Sozialpolitik Gesamtmetall.
men Lageeinschätzung müssten jetzt aber auch gemeinsame Folgerungen gezogen werden. „Anders als im Rest der Welt setzt sich die Rezession in Deutschland fort, die schlechten politischen Rahmenbedingungen lassen vorerst keine Besserung erwarten. Gleichzeitig haben wir die weltweit kürzesten Arbeitszeiten – und das bei Lohnstückkosten, die 14 Prozent über dem Durchschnitt unserer Wettbewerbsländer liegen. Die Gewerkschaft sollte erkennen, dass in dieser Krise die mit sieben Prozent Entgeltsteigerung dritthöchste Lohnforderung in drei Jahrzehnten nicht angemessen ist“, so die NORDMETALLTarifverhandlungsführerin.
Das gelte vor allem vor dem Hintergrund deutlich gesunkener Inflation und hoher Tarifverdienste, die in den vergangenen drei Jahrzehnten wesentlich stärker gestiegen seien als die Teuerungsrate. Aktuell beträgt der durchschnittliche Jahresverdienst in der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie gut 73.300 Euro. Selbst für Anlerntätigkeiten wird ein Jahresgehalt von mehr als 44.000 Euro gezahlt. „Wir dürfen die Schere zwischen Arbeits-
kosten und Produktivität nicht noch weiter aufgehen lassen, sonst wird sich der dramatische Rückgang der Investitionen in Deutschland nicht bremsen lassen. Wer den Standort stärken und Arbeitsplätze erhalten will, der muss mit uns einen verantwortlichen und verkraftbaren Tarifabschluss anstreben“, so Ströbele weiter.
Nach Redaktionsschluss dieser Standpunkte-Ausgabe wurden die norddeutschen Tarifverhandlungen 2024 Mitte Oktober in Bremen fortgesetzt. Hören Sie dazu die aktuelle Ausgabe des Standpunkte-Podcasts mit Dr. Nico Fickinger. Alexander Luckow
Mehr erfahren
Der Politik-Podcast des Hauptgeschäftsführers der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie Dr. Nico Fickinger. Thema: Zweite Runde der M+E-Tarifverhandlungen 2024
Gesprächsbereit: NORDMETALL-Präsident Folkmar Ukena (2. v. l.) und NORDMETALL-Verhandlungsführerin
Lena Ströbele (r.) Mitte September im Austausch mit Mitgliedern der IG Metall Küste in Hamburg.
Herbst-Konjunkturumfrage
Vier von zehn M+E-Betrieben beklagen fehlende Aufträge
Die Wirtschaftskrise ist auch in der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie mit voller Wucht angekommen: 39 Prozent der Betriebe klagen über fehlende Aufträge. Das ergibt die Herbst-Konjunkturumfrage von NORDMETALL, AGV NORD sowie den Arbeitgeberverbänden Oldenburg, Ostfriesland und Bremen
„Die Auslastung unserer Industrie fällt angesichts eines breiten Auftragseinbruchs auf das drittniedrigste Niveau seit 18 Jahren. Und mit 71 Prozent erwarten fast drei Viertel der Unternehmen auch im kommenden halben Jahr keine Umsatzsteigerung“, resümiert NORDMETALLPräsident Folkmar Ukena die Herbst-Konjunkturumfrage, an der 213 Unternehmen mit rund 123.000 Beschäftigten teilgenommen haben. „2025 werden wir nicht nur das
dritte Jahr in Folge eine Rezession erleben, sondern auch eine echte Wirtschaftskrise“, prognostiziert der Familienunternehmer aus Leer in Ostfriesland.
Besonders betroffen sind energieintensive Branchen wie Gießereien und Hersteller von Metallerzeugnissen, von denen 77 Prozent die Geschäftslage als unbefriedigend oder schlecht bewerten, besonders aufgrund der unverändert hohen Energiepreise. Es folgen in der
Umsatzveränderung im kommenden halben Jahr
71 Prozent der Betriebe erwarten keine Umsatzsteigerung.
Negativ-Bewertung der Straßenfahrzeugbau (54 Prozent) und die Maschinenbauer (44 Prozent). Besonders betroffen von der pessimistischen Einschätzung: das nordwestliche Niedersachsen mit 58 Prozent. Am optimistischsten bewerten die Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern die Lage: Noch 30 Prozent sehen die Geschäftslage als unbefriedigend oder schlecht an. Die Kapazitätsauslastung der norddeutschen Metall- und
Elektroindustrie ist auf 82 Prozent gesunken und liegt damit mehr als vier Prozent unter dem Langzeitdurchschnitt. Lieferengpässe beklagt mit 33 Prozent vor allem der Luft- und Raumfahrzeugbau.
Trend zur Produktionsverlagerung
22 Prozent der norddeutschen Metall- und Elektrounternehmen planen inzwischen Produktionsverlage-
sowie der Maschinenbau. M+E-Branchen beurteilen ihre Geschäftslage als
schlecht unbefriedigend befriedigend gut Metallerzeugung, Gießereien Maschinenbau Straßenfahrzeugbau
Herstellung von Metallerzeugnissen
Elektrotechnik
Den gegenwärtigen Auftragsbestand beurteilen wir als ...
Der Bestand schrumpft: 39 Prozent der Unternehmen klagen über fehlende Aufträge.
rungen ins Ausland. Dies ist der höchste je in NORDMETALL-Konjunkturumfragen gemessene Wert. Vor allem im Straßenfahrzeugbau (31 Prozent) und im Luft- und Raumfahrzeugbau (27 Prozent) werden diese Überlegungen vorangetrieben. Auch hier führt das nordwestliche Niedersachsen mit 30 Prozent der Betriebe, die Verlagerungen planen, gefolgt von Bremen mit 28 Prozent. In Mecklenburg-Vorpommern hegen nur neun Prozent solche Absichten. Für 67 Prozent der Unternehmen hat sich die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Deutschland in den vergangenen sechs Monaten verschlechtert. Seit
zwei Jahren pendelt dieser Wert um die erschreckende 70-Prozent-Marke. Vor sieben Jahren lag er noch bei 15 Prozent. Am unzufriedensten sind die Betriebe im nordwestlichen Niedersachsen mit 78 Prozent, in Hamburg sind es nur 54 Prozent. Mit 84 Prozent sehen die norddeutschen Metall- und Elektrobetriebe vor allem die hohen Arbeitskosten als Belastung an. Es folgen die Bürokratielasten (63 Prozent), Material (62 Prozent) und Energiekosten (61 Prozent).
Andauernde Strukturkrise
Lena Ströbele, NORDMETALL-Verhandlungsführerin in der aktuellen Tarifrunde, resümiert: „Wir befinden uns nicht in einer vorübergehenden Konjunkturdelle,
sondern in einer vermutlich lang andauernden Strukturkrise. Darauf müssen Arbeitgeber und Gewerkschaft in der gerade laufenden Tarifrunde eine angemessene Antwort finden. Die Betriebe brauchen planbare und zugleich flexible Rahmenbedingungen und eine Entlastung bei den Arbeitskosten. Diese sind zwar nicht der einzige Grund, weshalb Unternehmen dem Standort den Rücken kehren, aber die einzige Komponente, die wir als Tarifpartner selbst steuern können. Ein situationsgerechter Tarifabschluss wäre auch ein Beitrag zur Stärkung der Tarifbindung im Land", so die Personaldirektorin der Lürssen-Gruppe
NORDMETALL-Präsident Folkmar Ukena ergänzt: „Nicht nur die Tarifparteien müssen mit Blick auf die Standortsicherung verantwortlich verhandeln. Wir erwarten jetzt, dass die Bundesregierung endlich massiv an besseren Rahmenbedingungen für die Industrie und ihre Belegschaften arbeitet. Wir brauchen eine Unternehmenssteuerreform, die die Betriebe entlastet, rasch umgesetzte Maßnahmen zur Senkung der Energiepreise und eine Offensive zur Entbürokratisierung, die vor
allem die EU in den Blick nimmt. Angesichts der sich verschärfenden Wirtschaftskrise bleibt nicht mehr viel Zeit, um den Standort Deutschland zu stärken.“
Personalabbau notwendig
19 Prozent der Unternehmen werden die Zahl ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den kommenden drei Monaten verringern. Das ist der höchste Wert seit der Coronapandemie. In Hamburg planen 23 Prozent mit weniger Personal, in Mecklenburg-Vorpommern nur zwölf Prozent. Qualifizierte Fachkräfte sind weiterhin für zwei Drittel der Betriebe (62 Prozent) nur unbefriedigend oder schlecht verfügbar, vor zwei Jahren lag der Wert mit 84 Prozent sogar noch höher. Geeignete Bewerberinnen und Bewerber für Ausbildungsplätze vermissen jetzt 56 Prozent der Firmen. Im Herbst 2022 waren es 74 Prozent. „Der Fachkräftemangel bleibt wie die Rekrutierung von Nachwuchs weiter ein großes Problem. Nach unserer Einschätzung verliert er nur angesichts der Wirtschaftskrise an Schärfe“, konstatiert Folkmar Ukena. Alexander Luckow
Wir planen Produktionsverlagerungen ins Ausland: „Ja“
Trauriger Umfragerekord: 22 Prozent der Betriebe planen Auslandsverlagerungen.
Metaverse
Auf Tuchfühlung mit dem digitalen Zwilling Auf Tuchfühlung mit dem digitalen Zwilling Auf Tuchfühlung mit dem digitalen Zwilling
Keine Frage, Virtualität hat Vorteile. Man kann Handgriffe an großen Maschinen üben, die nur schwer oder teuer zu beschaffen sind.
Oder durchtesten, bevor man Abläufe in der Realität umorganisiert:
Das Industrial Metaverse ist ein großes Experimentierfeld – und in manchem M+E-Betrieb doch schon erprobte Praxis.
Fisch trifft auf Stahl, genauer frischer Lachs auf rotierende Klingen. Wie die Maschine Tonnen ausgewachsener Lachse aus der Aquakultur so schnell in Reihe und damit auf Filetierlinie bringt, ist nicht genau auszumachen. „Da steckt Physik drin“, sagt Thomas Raths. Der Leiter Automation in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung bei BAADER zeigt das Video von der norwegischen Lachsfabrik nicht auf einer Lebensmittelmesse. Vielmehr ist es Teil einer Präsentation zum Thema Industrial Metaverse.
„Ein Buzzword“, konstatiert Raths. Für den Diplom-Ingenieur steht es vor allem für die Arbeit mit digitalen Zwillingen, die helfen, Risiken zu reduzieren und neue Prototypen zu testen, bevor man in die reale Umsetzung geht. „Maschinen vollumfänglich virtuell zu validieren und zu verifizieren“, heißt das in der Fachsprache technischer Prüfverfahren. Je nachdem, was man simulieren will –und mit welchem finanziellen Aufwand –, werden ganze Fabriken, bestimmte Prozesse oder nur einzelne Maschinen in einem „digital twin“ abgebildet. „Man muss das Beste für sich dabei heraussuchen“, betont Raths. Bei großen Playern wie Siemens kann das schon mal eine ganze Fabrik sein, die erst virtuell abgebildet und dann mit realen Produktdaten gespeist wird. Das hat im Erlanger Werk schon Abläufe schneller und kosten-
günstiger gemacht. Die Modellierung vereinfache aber auch die Planung neuer Fabriken, weiß Raths: „Wo müssen welche Maschinen und Fertigungsschritte sein. Das wird getestet, bevor es gebaut wird.“ Das familiengeführte Unternehmen in Lübeck ist für den Münchner Technologiekonzern eine gern präsentierte Erfolgsgeschichte: BAADER setzt seit 2021 bei der Entwicklung von Spezialmaschinen in der Lebensmittelverarbeitung auf die Simulation durch digitale Zwillinge – mit einer Steuerung aus dem Hause Siemens.
Seitdem wurde am Standort Lübeck die Entwicklungsabteilung um- und Expertise aufgebaut: Mechaniker, Elektriker und IT arbeiten parallel, entwickeln und testen neue Filetiermaschinen zunächst virtuell. Reibung, Masse, Trägheit eines neuen Werkzeug-Prototyps lassen sich so gut erfassen. Schwieriger wird es beim Zusammenwirken zwischen Maschine und Material. Fisch ist nun einmal nicht Stahl, Lachs nicht Hering und nicht einmal Hering gleich Hering: Größenunterschiede, saisonale und regionale Einflüsse sollen im Modell berücksichtigt werden. „Die Interaktion zwischen Werkzeug, Maschine und Fisch zu simulieren, ist unser Zukunftsthema“, sagt Raths.
Das Industrial Metaverse ist Zukunft und in allen Branchen ist dazu etwas unterwegs, auch wenn es nicht im-
mer unter diesem Begriff gehandelt wird. Um sich von der Welt der Spiele und sozialen Netzwerke abzusetzen, sprechen Unternehmen lieber von der digitalen Fabrik oder Fabrik der Zukunft. Das kann den Bohrer meinen, der an einer Stelle, wo kein Loch gebohrt werden muss, gar nicht erst anspringt. Einen Laserpointer, der aufzeigt, welche Schraube als nächstes angezogen werden muss. Und digitales Übungsmaterial, mit dem der Lehrling hinter der VR-Brille erst mal experimentieren kann, bevor er sich an das echte teure Material heranwagt.
Geolokalisiertes Handwerkzeug
Bei Premium AEROTEC in Varel, Zulieferer von Flugzeugstrukturen, hat die Fabrik der Zukunft schon vor zwei Jahren begonnen. „2022 haben wir den Piloten gemacht, ein Jahr später lief er störungsfrei und dann kamen schon weitere Kollegen und wollten das auch haben“, so Senior Manager Dr. Thomas Bielefeld über die Einführung geolokalisierter Handwerkzeuge, „Smart Tools“ genannt. Erprobt wurden sie in der Tür- und Torrahmenmontage. Das sind Ausschnitte in der Flugzeugschale, die versteift und dann mit Türen versehen werden. Es handele sich um komplexe Bauteile aus Aluminium, Titan, CFK, also kohlefaserverstärkte Kunststoffe, bei Sonderanfertigungen bis zu sieben
Meter hoch, erklärt der Ingenieur. Bis zu hundert Bauteile müssen in Varel dafür angebohrt oder geschraubt werden – mit den Smart Tools geht das fehlerfrei: „Das Werkzeug weiß, ob es an der richtigen Stelle ist.“
Die Flugzeugindustrie gilt nicht gerade als Vorreiter bei der Automatisierung. Das hat mit strengen Qualitätsvorschriften und Produkten mit einer Lebensdauer von gut 40 Jahren zu tun. Dennoch sei es gelungen, Datendurchgängigkeit für jeden einzelnen Produktionsschritt von der Zerspanung bis zur Lackierung herzu-
Thomas Bielefeld Senior Manager, Premium AEROTEC
Dr.
stellen. „Wenn ich Digitalisierung zu Ende denke, muss ich die notwendigen Daten ohne Umbrüche für die folgenden Produktionsschritte zur Verfügung stellen können“, sagt Manager Bielefeld. Genau darum ging es auch bei einem Forschungsprojekt mit dem langen Titel „Vertikal integrierte, nachhaltige End-To-End-Fabrik“, kurz „VE2E“, das in der Coronazeit den Luftfahrtstandort Niedersachsen fördern wollte. Außer vier Forschungsinstituten waren vier industrielle Partner unter Leitung der Premium AEROTEC beteiligt. Das Forschungsprojekt ist inzwischen abgeschlossen. In einer Pressemitteilung ist die Rede von einer Produktivitätssteigerung von mehr als 300 Prozent in der additiven Fertigung bei gleichzeitiger Reduzierung der Ressourcenverbräuche um 70 Prozent, etwa beim Titan.
Dem gegenüber stehen hohe Investitionen: Ein Smart Tool kostet rund achtmal so viel wie ein herkömmliches Druckluftwerkzeug. Das rechne sich, so Projektleiter Bielefeld, weil es die Qualitätskontrolle datenbasiert beschleunige, Fehlerkosten minimiere und dem Fachkräftemangel entgegenwirke. „Man kann Mitarbeiter viel schneller anlernen.“
Die Beschäftigten bekommen über ein Display Fertigungsinformationen bereitgestellt, sie können den Arbeitsfortschritt sehen, etwa wo sie vor der Pause genau aufgehört haben, zu bohren oder zu schrauben. Dafür brauchen sie keine VR-Brille zu tragen, zumindest nicht dauerhaft, keine liebgewordene Gewohnheit bei der Reihenfolge der Arbeitsschritte aufzugeben und auch nicht den angestammten Werkplatz. „Wir versuchen, das so flexibel wie möglich zu gestalten“, sagt Bielefeld. Das bedeute zwar mehr Aufwand in der Programmierung, habe aber auch die Skeptiker überzeugt. „Das Smart Tool stört nicht und man kann nichts mehr falsch machen“, laute das Fazit der Beschäftigten.
Dr. Sirkka Freigang Bildungsberaterin und Expertin für Smart Learning Environments
tung und Instandhaltung, Aus- und Weiterbildung. „Große Maschinen kann man supergut im Metaverse darstellen. Das Potenzial für die Metall- und Elektroindustrie ist riesig“, sagt Dr. Sirkka Freigang. Die Bildungsberaterin hat über „Smart Learning Environments“ promoviert und ist beim Corporate Learning Camp 2024 aufgetreten, das NORDMETALL mitveranstaltet hat.
Ideales Lernumfeld
Vom Fisch zum Fleisch, vom Stahl zum Titan: Die Beispiele zeigen die Chancen, die mit einer durchgängigen 3-D-Datenkette einhergehen können. Diese gilt als Rückgrat digitaler Zwillinge und erzeugt selbst wiederum Daten, etwa für die Entwicklung neuer Maschinen, War-
Das Metaverse ist für Freigang ein ideales Lernumfeld. „Es ist kein passives Lernen mehr an Powerpoints oder Videos, sondern eine interaktive Erfahrung“, betont sie. Azubis könnten am digitalen Zwilling trainiert werden – ohne Transferprobleme und Verletzungsrisiken. „Die Produktion muss dafür nicht angehalten werden.“ Die Beraterin kennt die Vorbehalte der Unternehmen, riesige Echtzeitdatenpakete vorzuhalten und für die automatische Produktionssteuerung zu nutzen, weil das als Einfallstor für Hacker gesehen werde. Unkritisch sei es dagegen, dreidimensionale Welten für Training, Coaching und Ausbildung zu nutzen, so Freigang. Der Aufwand sei nur beim ersten Mal hoch, ein digitaler Zwilling ist skalierbar. „Einmal virtuell nachgebaut, kann die Maschine überall auf der Welt genutzt werden.“
Der immersive Ansatz, bei dem Azubis mittels digitaler Technologien wie Virtual Reality (VR) oder Augmented Reality (AR) in ein Lernumfeld eintauchen, gilt als besonders wirksam: „Die Lernenden verknüpfen den Inhalt mit dem Raum, das bleibt in Erinnerung“, so die Lernberaterin. Als störend könne aber das Tragen der
Foto:
C. Bosch
VR-Brille empfunden werden. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Werksleiter acht Stunden mit der Brille das Werk managt.“ Sirkka Freigang macht sich daher stark für webbasierte Plattformen, die man auch über Smartphones und Tablets abrufen kann und für die man lediglich einen Browser sowie ein stabiles Netz benötigt.
Simulationen locken Fachkräfte
Premium AEROTEC nutzt die Smart Tools in der Türund Torrahmenmontage operativ. Künftig sollen die Daten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in nachgelagerten Prozessen zur Verfügung stehen, um so zu ermitteln, wo eine Qualitätsprüfung oder Nacharbeit erforderlich ist. Das sei aber erst der Anfang, sagt Thomas
Bielefeld: „Wir wollen eine komplett durchgängige digi tale Prozesskette schaffen. Von der ersten Bohrung bis zur Auslieferung an unseren Kunden.“
Bei BAADER ist die Digitalisierung Geschäftsmodell und soll die Fischverarbeitung automatisieren. „Dort wo der Fisch verarbeitet wird, gibt es eigentlich gar nicht mehr genügend Leute, die das machen wollen“, sagt Thomas Raths. In der Entwicklung wiederum kann das Schlagwort vom Industrial Metaverse ein Pluspunkt sein, um junge IT-Fachkräfte für den Lübecker Standort und Simulationsaufgaben zu gewinnen. „Das sind komplexe Tools, die fundierte naturwissenschaftliche Expertise erfordern“, sagt der Diplomingenieur.
Thomas Raths Leiter Automation, BAADER
Mit Hard- und Software allein ist es eben nicht getan. „Wir haben zwei Experten, die alles können und den digitalen Zwilling bauen“, so Raths. Nicht ganz so fundiert muss das Simulations-Know-how in der „Adaption“ sein. In der „Anwendung“ wird der digitale Zwilling für die Programmierung genutzt und auf die Probe gestellt. Damit ist BAADER nicht nur Technologieführer, sondern auch Vorbild: „Wir sind gut dabei, viele Mittelständler überlegen das noch“, lautet das Raths-Fazit aus Vorträgen und Messebesuchen. Er rät, sich mit dem Industrial Metaverse intensiv zu beschäftigen und das Potenzial abzuklopfen. „Es ist nie zu spät, einzusteigen.“ Die Reise in die Zukunft hat erst begonnen. Deike Uhtenwoldt
Mitgliederbefragung
DANKE für Ihre hervorragende Bewertung
1,4
Die Verbandsmitglieder stellen NORDMETALL und AGV NORD erneut ein überdurchschnittlich gutes Zeugnis aus. Geschäfts- und Personalleitungen sind von unserer Servicequalität überzeugt.
In einer Zeit, die von großen Krisen und extremen Veränderungen geprägt ist, tut ein bisschen Kontinuität gut. Deshalb ist die Freude in Präsidium und Vorstand und unter den Verbandsmitarbeiterinnen und -mitarbeitern groß, dass die Geschäftsführungen und Personalleitungen der Mitgliedsunternehmen von NORDMETALL und AGV NORD ihren norddeutschen Arbeitgeberverbänden eine gleichbleibend hohe Servicequalität bescheinigt haben. Wie schon 2021 geben die Mitglieder ihren Verbänden die Traumnote 1,4.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien besonders freundlich, fachlich kompetent und zuverlässig. Die Zusammenarbeit laufe professionell ab, sei mitgliederorientiert und praxisnah. Im Vergleich zu den Befragungen 2018 und 2021 konnten die Verbände in diesen drei Kategorien in der Gunst der Mitglieder sogar noch einmal leicht zulegen. Vor allem Personalleiterinnen und -leiter empfinden ihren Verband als besonders professionell, praxis-
80 % der Befragten lassen sich nach wie vor gern per Telefon beraten.
nah und effizient. Die Faktoren Erreichbarkeit und Schnelligkeit werden ebenfalls als gut bis sehr gut bewertet, sind im Vergleich jedoch ausbaufähig.
Rechtliche Betreuung punktet am Telefon Im telefonischen Kontakt können die Beschäftigten des Verbandes am ehesten glänzen. 80 Prozent der Befragten lassen sich per Telefon beraten. Doch auch E-Mail-
Anfragen oder Informationsveranstaltungen werden von den Mitgliedern rege genutzt (76 bzw. 67 Prozent). Insgesamt greifen die Mitgliedsunternehmen jedoch weniger häufig zum Telefon als noch vor sechs Jahren (2018: 49 Prozent; 2024: 33 Prozent). Dafür lassen sie sich weiterhin oft per E-Mail oder – neu – auch mittels Videokonferenz betreuen. Die Bereitschaft, an Netzwerken und Arbeitskreisen – auch virtuell – teilzunehmen, hat in den
Wie beurteilen Sie die folgenden verbandlichen Aufgaben?
Beratung zum gesamten Arbeitsverhältnis, zum Arbeits- und Betriebsverfassungsrecht
Bereitstellung von Vertragsmustern, Leitfäden und Arbeitshilfen
Vertretung vor Gerichten, gegenüber Behörden und in Einigungsstellen
Beratung und Information zu Flächen-, Ergänzungs- und Haustarifverträgen
Begleitung bei der Einführung und Anpassung von Arbeitszeit- und Entgeltsystemen
Unterstützung bei Tarifvertragsverhandlungen
Erfahrungsaustausch etwa zum Umgang mit mobiler Arbeit und zur Prozessoptimierung
Unterstützung bei Fachkräftesicherung und Nachwuchsgewinnung für M+E-Unternehmen
Unterstützung bei der Umsetzung der betrieblichen Aus- und Weiterbildung und des dualen Studiums
Erfahrungsaustausch zu Arbeitsmarkt- und Bildungspolitik sowie Qualifizierungsinitiativen
Erfahrungsaustausch zu MINT-Bildung, Berufsorientierung und Qualifizierung
Unterstützung beim internationalen Personaleinsatz
Verteidigung unternehmerischer Freiheit und der Tarifautonomie
Interessenvertretung gegenüber Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit
Unterstützung in Fragen der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes
Stärkung des Wirtschaftsstandortes Norddeutschland
Eine Vielzahl der zur Verfügung stehenden Verbandsdienstleistungen ist den Befragten wichtig. Insbesondere die juristischen Angebote werden auch tatsächlich genutzt.
Ist wichtig Nutze ich
Wie intensiv nutzen Sie die folgenden Medienangebote des Verbandes?
GF = Geschäftsführung
HR = Personalleitung
SO = Sonstige
HB = Bremen
HH = Hamburg
MV = Mecklenburg-Vorpommern
NI = Niedersachsen
SH = Schleswig-Holstein
Entscheider-Magazin " Standpunkte"
Geschäftsführungen nutzen noch häufig gedruckte Informationen. Ingesamt hat jedoch die Nutzung elektronischer Medien in den vergangenen sechs Jahren zugenommen, während die Printmagazine inzwischen seltener zur Hand genommen werden.
vergangenen sechs Jahren merklich nachgelassen (2018 noch 24 Prozent, 2024 nur noch zehn Prozent). Kernaufgaben von NORDMETALL und AGV NORD sind nach wie vor die Rechtsberatung und Prozessvertretung: 97 Prozent der Befragten halten die Unterstützung der Verbände hinsichtlich Arbeits- und Betriebsverfassungsrecht für wichtig, 78 Prozent nehmen sie auch tatsächlich in Anspruch. Darüber hinaus nutzt die Mehrheit der Verbandsmitglieder die bereitgestellten Vertragsmuster, Leitfäden und Arbeitshilfen (60 Prozent der Befragten, 85 Prozent halten sie für wichtig) und lässt sich vor Gericht, gegenüber Behörden und in Eini-
% lassen sich rechtlich unterstützen.
gungsstellen vertreten (57 Prozent, wichtig: 86 Prozent). Vor allem Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten lassen sich vor Gericht vertreten, zu Flächen-, Ergänzungs- und Haustarifverträgen beraten, im Zuge von Tarifverhandlungen unterstützen und bei der Fachkräftesicherung unter die Arme greifen.
Lobbyarbeit wichtig für Firmenspitze
Doch nicht alle Leistungen der Verbände, die ihre Mitglieder als wichtig erachten, werden von diesen auch genutzt. Deutlich wird dies unter anderem bei der Interessenvertretung gegenüber Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit: 74 Prozent der Befragten halten diese Lobbyarbeit für wichtig, doch nur 15 Prozent nutzen Veranstaltungs- oder Unterstützungsangebote der Verbände in diesem Bereich. Im Gegensatz zu den Personalleitungen halten vor allem Geschäftsführerinnen und -führer das politische Engagement der Verbände für wichtig. Dazu zählen außer der klassischen Lobbyarbeit die Verteidigung der unternehmerischen Freiheit und der Tarifautonomie sowie die Stärkung des norddeutschen Wirtschaftsstandortes. 91 Prozent der Befragten – vor allem Betriebe mit mehr
Elektronische Newsletter Website des Verbandes
Mitarbeiter-Zeitschrift " Aktiv im Norden"
als 500 Beschäftigten – fühlen sich und ihre Interessen gegenüber der Politik gut vertreten. Auch identifizieren sie sich stärker mit ihrem Verband als Geschäftsführungen und Personalleitungen kleinerer Betriebe.
Newsletter und Website vor Printnutzung Unter den diversen medialen Angeboten der Verbände werden Newsletter und Website am häufigsten genutzt (83 Prozent häufig und gelegentlich bzw. 69 Prozent), gefolgt von den Verbandszeitschriften „Aktiv im Norden“ (34 Prozent häufig und gelegentlich) und „Standpunkte“ (33 Prozent). Vor allem die Geschäftsleitungen unter den Befragten lesen die Printmagazine häufig. Dagegen ist die Nutzung des Newsletters und der Website unter Personalleiterinnen und -leitern besonderes stark verbreitet. In den Medien fühlen 78 Prozent der Befragten sich und ihre Interessen von NORDMETALL und AGV NORD gut vertreten. Dennoch werden die beiden Arbeitgeberverbände weiter an ihrer Bekanntheit in der Öffentlichkeit arbeiten. Denn etwas mehr als ein Drittel der Befragten (35 Prozent) gibt an, dass die Verbände kaum oder gar nicht öffentlich bekannt seien. Dazu wollen die Verbände auch ihre Social-Media-Aktivitäten insbesondere auf LinkedIn stärken. Birte Bühnen
der
Mitgliederbefragung
%
Befragten nutzen den Newsletter gelegentlich bis häufig.
Mitgliederbefragung 2024
• 246 teilnehmende Betriebe, davon 126 NORDMETALL-Mitglieder und 120 Mitgliedsunternehmen des AGV NORD
• Zu 48 Prozent aus Personalleitung und zu 41 Prozent aus Geschäftsführung
• Befragungszeitraum: 3. bis 25. Juni 2024
Wie stark treffen die folgenden Merkmale auf die Arbeit des Verbandes zu? Anteil „sehr stark“
vorausdenkend
offen für Veränderung
meinungsbildend
Praxisnah und mitgliederorientiert: In diesen beiden Kategorien haben sich NORDMETALL und AGV NORD in den Augen ihrer jeweiligen Mitgliedsunternehmen im Vergleich zu den Vorjahren besonders stark verbessert.
NORDMETALL-Jugendstudie Mecklenburg-Vorpommern
„Jugendliche für MINT begeistern und ihren Ehrgeiz stärken.“
NORDMETALL hat gemeinsam mit der NORDAKADEMIE zum dritten Mal eine umfassende Jugendstudie vorgelegt, diesmal für Mecklenburg-Vorpommern. Sie zeigt, wie junge Menschen und Betriebe auf Arbeit blicken.
2022 feierte die Jugendstudie in Schleswig-Holstein ihre Premiere. Im Jahr 2023 wurde sie in Hamburg durchgeführt. In Mecklenburg-Vorpommern nahmen 2024 insgesamt 800 Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen elf und zwölf teil, die an zwölf Gymnasien, vier integrierten Gesamtschulen und einem Beruflichen Fachgymnasium unterrichtet werden. Ebenso beantworteten bis zum Sommer Geschäftsführungen, Personal- und Ausbildungsleitungen aus 62 Betrieben mit rund 26.000 Beschäftigten
Prof. Dr.
Stefan Wiedmann, Präsident und Vorstand NORDAKADEMIE
und Schwerpunkt in der Metall- und Elektroindustrie verschiedene Fragestellungen.
Mathematik seltener Lieblingsfach Jugendliche in Mecklenburg-Vorpommern nennen deutlich seltener Mathematik ihr Lieblingsfach (23 Prozent) als in Schleswig-Holstein und Hamburg (jeweils 33 Prozent). Dagegen achten Arbeitgeber bei Bewerbungen vor allem auf die Noten in speziellen Fächern wie
„Die Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern trifft auf eine durchaus positiv gestimmte Nachwuchsgeneration, wie die Ergebnisse der Jugendstudie 2024 zeigen. Insbesondere in strukturschwächeren Regionen gewinnt das duale Studium an Bedeutung, da es praxisnahe Ausbildungsmöglichkeiten bietet und direkt auf die Bedürfnisse der lokalen Wirtschaft eingeht. Die NORDAKADEMIE spielt hier eine verbindende Rolle, indem sie junge Menschen für gefragte Berufsbilder in Management, IT und Technik begeistert und sie gemeinsam mit den Ausbildungsunternehmen zu potenziellen Nachwuchs- und Fachkräften entwickelt. Durch den regelmäßigen Austausch mit den Kooperationspartnern vor Ort passen wir unsere Studiengänge an die aktuellen und zukünftigen Anforderungen des Arbeitsmarktes an, sodass die Absolventinnen und Absolventen bestens auf den Unternehmensalltag vorbereitet werden.“
Worauf achten Sie bei Bewerbungen von Schul- und Hochschulabsolventinnen und -absolventen?
Noten in speziellen Fächern
Betriebspraktika
IT-Kenntnisse
Abschlussnote insgesamt
ggf. zusätzliche betriebliche Ausbildung
Nebenjobs
ehrenamtliches Engagement
n=827 (MV)
n=877 (HH)
Auslandsaufenthalt
n=1.053 (SH) Betriebspraktika haben in Mecklenburg-Vorpommern eine stärkere Bedeutung.
Was sind Deine Lieblingsfächer in der Schule?
Anteil Schüler
In Mecklenburg-Vorpommern (2024) sind Mathematik und „andere Fremdsprachen“ seltener ein Lieblingsfach als in Hamburg (2023) und Schleswig-Holstein (2022).
MV 2024; „sehr wichtig + wichtig“
HH 2023; „sehr wichtig + wichtig“
SH 2022; „sehr wichtig + wichtig“
Mathematik, Deutsch oder Physik. Der wegen Corona ausgefallene Schulstoff in den Klassenstufen acht und neun ist im Fach Mathematik besonders erheblich. Die Berufsorientierung der Schulen wird in Mecklenburg-Vorpommern allseitig besser bewertet als in Hamburg. Betriebspraktika haben im Nordosten eine besondere Bedeutung. Betriebsbesuche oder Schnuppertage sind hingegen noch zu wenig etabliert.
M+E-Verdienste unterschätzt
Jugendliche unterschätzen die Verdienstmöglichkeiten in der M+E-Industrie nach der Ausbildung oder dem Studium massiv: Nach der Berufsausbildung erwarten sie nur gut 1.800 Euro Bruttoverdienst, tatsächlich sind es mehr
als 2.700 Euro, Bachelorabsolventen schätzen 2.400 Euro, während es real fast 3.400 sind. Die Jugendlichen in Mecklenburg-Vorpommern finden das duale Studium attraktiver als die in Hamburg oder Schleswig-Holstein. Viele sind in ihrer Zukunftsplanung jedoch noch unentschieden.
Vollzeitarbeit beliebter
Mädchen aus Mecklenburg-Vorpommern wollen deutlich häufiger in Vollzeit arbeiten als die aus Hamburg oder Schleswig-Holstein (59 Prozent gegenüber 48 in Hamburg und nur 41 in Schleswig-Holstein). Die Jugendlichen streben deutlich seltener an, Führungskraft zu werden (39 Prozent gegenüber 55 in Hamburg und 47 in Schleswig-Holstein). Alexander Luckow
„In der Metall- und Elektroindustrie bieten wir jungen Menschen vielfältige Entwicklungschancen, sichere Arbeitsplätze und attraktive Gehälter. Die NORDMETALL- und NORDAKADEMIE-Jugendstudie macht deutlich, dass wir diese Aspekte noch klarer an die Jugendlichen herantragen müssen. Darüber hinaus bestätigen die Ergebnisse, dass Praktika neben der elterlichen Begleitung ein zentrales Motivations- und Orientierungsinstrument bleiben. Es ist daher wichtig, dass die schulische Berufsorientierung zielgenau unter die Arme greift und Berufe praktisch erlebbar macht, etwa durch Schnuppertage in Unternehmen. Dabei unterstützt NORDMETALL auch weiterhin gern und jederzeit. Unbenommen von den individuellen Berufswegen junger Menschen bleiben eine gute MINT-Bildung sowie eine wirkungsvolle Sprachförderung die Basis für bestmögliche Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Daher sollten diese beiden Aspekte frühzeitig und mit allen Kräften gefördert werden.“
Berufs- und Studienorientierung an Schulen
Peter Golinski, Geschäftsführer Bildung, Arbeitsmarkt, Fachkräfte NORDMETALL
Ausführlicher Bericht in der Schweriner Volkszeitung.
Einschätzung der Betriebe in HH
der Jugendlichen in HH
Einschätzung der Betriebe in MV
Einschätzung der Jugendlichen in MV
Die Berufsorientierung an Schulen beurteilen Betriebe schlechter als die Jugendlichen. Die Schulen in Mecklenburg-Vorpommern werden besser bewertet als in Hamburg.
mangelhaft ausreichend befriedigend gut sehr gut
Wie viel Geld verdient man in der Industrie (Bruttoverdienst ohne Urlaubs- und Weihnachtsgeld)?
3.500 €
3.000 € 2.500 € 2.000 € 1.500 € 1.000 €
500 €
Angaben der Betriebe
Einschätzung der Jugendlichen
0 € während der Ausbildung während des dualen Studiums bei Einstieg nach der Berufsausbildung bei Einstieg mit Bachelorabschluss
Jugendliche unterschätzen die Verdienstmöglichkeiten nach der Ausbildung bzw. dem Studium deutlich.
Welche Rahmenbedingungen für Deinen künftigen Beruf sind Dir wichtig?
Betriebsrente flexible Arbeitszeiten betriebliche Weiterbildung internationale Tätigkeiten
MV-Jugendliche setzen auf gute Bezahlung. Weniger auf internationale Tätigkeiten.
MV; „sehr wichtig“
HH; „sehr wichtig“
SH; „sehr wichtig“
n = 877 (ABI) bzw. 61 (Betriebe)
Nachhaltigkeitsberichterstattung
„Das sind Gesetze mit der Brechstange“
Die Metall-Unternehmen wollen Nachhaltigkeit. Doch das nationale und internationale Regelwerk sorgt vor allem für mehr Bürokratie und höhere Kosten.
Wenn Christian Kitzler, Werkskoordinator und Leiter des Qualitätsmanagements beim Radladerhersteller Weycor aus Wildeshausen, über die aktuellen Vorstöße des Gesetzgebers in Sachen Nachhaltigkeit spricht, schaut er oft in fragende Gesichter. „Allein die Begriffe und Abkürzungen können schon verwirren“, sagt Kitzler.
In der Tat: Wortungetüme wie „Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz“ oder englische Kürzel wie CSRD, das für Corporate Sustainability Reporting Directive steht, bedienen in erster Linie Experten. Und selbst die verirren sich mitunter im Dickicht der Richtlinien auf nationaler und internationaler Ebene. Was gilt nun ab wann und ab welcher Unternehmensgröße (siehe Kasten auf S. 29)?
„Diese Regelungen sind für uns als Mittelständler eine viel zu große Nummer“, sagt Weycor-Geschäftsführer und NORDMETALL-Vorstand Klaus Brunkhorst. Wobei, und dies ist Brunkhorst sehr wichtig, das Thema Nachhaltigkeit für das Unternehmen weit oben auf der Agenda steht. Schon vor zwei Jahren ließ sich Weycor auf eigene Kosten und auf freiwilliger Basis in diesem Bereich zertifizieren.Die CSRD-Richtlinie, mit der die EU Unternehmen verpflichtet, Informationen zu Umwelt, Sozialem und Unternehmensführung offenzulegen, beschert Weycor nun einen ungleich größeren Aufwand – von 2025 an greift auch für den Radladerhersteller mit Beschäftigten in Deutschland und in Ungarn die entsprechende Berichtspflicht. „Wir müssen zunächst
mehr als 1.000 Datenpunkte prüfen, bevor wir wissen, worüber wir zu berichten haben. Davon leitet sich final der gesamte diesbezügliche Arbeitsaufwand für das Unternehmen ab“, sagt Kitzler. Da habe es keinen Sinn, eine eigene Excel-Welt aufzubauen: „Denn im nächsten Jahr kann sich das Unternehmensumfeld, etwa die Lieferkette, schon wieder ändern.“
Personeller Aufwand ist enorm
Also investierte Weycor allein 9.000 Euro in eine Software, um die Daten zu erfassen. Viel mehr macht Brunkhorst allerdings der personelle Aufwand zu schaffen: „Unser Kollege Kitzler kniet sich hoch engagiert in diese Thematik. Aber er kommt kaum noch zu den Aufgaben, für die wir ihn eingestellt haben. Zudem haben wir bei uns eine junge Kollegin, die sich ausschließlich mit der CSRD beschäftigt. Wir sollen ja auch noch eine großangelegte Klimastrategie entwickeln.“ Sein Fazit: „Statt den Unternehmen die erforderliche Zeit zu geben, wird hier etwas mit der Brechstange eingeführt.“
Auch das Unternehmen MHG Heiztechnik aus Buchholz in der Nordheide beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit. „Gerade in unserer Branche ist es wichtig, den CO2-Fußabdruck zu ermitteln. Intern machen wir dies seit 2019“, sagt Geschäftsführer Julian Bonato, der sich ehrenamtlich als AGV-NORD -Vorstandsvorsitzender engagiert. Doch
genau wie bei Weycor steigt der personelle Aufwand durch die CSRD massiv. „Bislang haben wir pro Monat drei bis vier Personenstunden investiert. Jetzt beschäftigen sich acht Kolleginnen und Kollegen mit dem Reporting.“ Inklusive der Arbeitszeit von zwei Beschäftigten der Muttergesellschaft liege der Aufwand nunmehr bei Drei-Personen-Monaten. Zudem habe man externe Berater engagieren müssen. Dabei hat Bonato grundsätzlich nichts gegen die Erfassung von Daten bei der Nachhaltigkeit: „Ich kann nur verbessern, was ich auch messen kann.“ Kein Verständnis hat Bonato jedoch für das sogenannte „Double-Counting“, also für das doppelte Zählen von Daten: „Wir erfassen auch die CO2-Emissionen unserer Lieferanten. In der Konsolidierung werden sie aber später wieder herausgerechnet.“ Dabei seien gerade die Abfragen bei den Lieferanten besonders
schwierig: „Das Feedback ist dürftig. Viele fragen uns, warum wir diese Zahlen überhaupt haben wollen.“
Ein ungleich größeres Rad dreht Carolin von Rönne, verantwortlich für Prozess- und Organisationsentwicklung sowie Nachhaltigkeit bei Getriebebau NORD, einem weltweit agierenden Anbieter für Antriebslösungen. Das Unternehmen aus Bargteheide mit 5.000 Beschäftigten in 36 Ländern fällt durch seine Größe unter das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz. Mit den genannten Mittelständlern verbindet Getriebebau NORD das jahrelange Engagement in Sachen Nachhaltigkeit. Die internationale Rating-Agentur EcoVadia zeichnete das Unternehmen 2022 mit der Silbermedaille aus. „Als Familienunternehmen war das nachhaltige Wirtschaften schon immer Teil unserer DNA und ist der Schlüssel zu unserem Erfolg“, sagt von Rönne.
Sorgfalts- und Berichterstattungspflichten zur Nachhaltigkeit
Deutsches Lieferkettengesetz: Das deutsche Lieferkettengesetz, offiziell „Gesetz über die unternehmerischen Sorgfaltspflichten in Lieferketten“ (Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, LkSG), wurde im Juni 2021 verabschiedet und trat am 1. Januar 2023 in Kraft. Mit dem Gesetz werden Unternehmen stärker in die Verantwortung genommen, Menschenrechte und damit verbundene Umweltstandards in ihren globalen Lieferketten zu wahren. Dabei geht es etwa darum, Kinder- und Zwangsarbeit zu stoppen und Umweltverschmutzung zu verhindern. Es galt zunächst für Unternehmen mit mindestens 3.000 Beschäftigten, seit 2024 gilt es auch für solche mit mindestens 1.000 Beschäftigten. Es verpflichtet die Unternehmen zu einer Risikoanalyse: Sie müssen regelmäßig Risiken in Bezug auf Menschenrechte und Umwelt in ihrer Lieferkette identifizieren und bewerten. Wenn die Unternehmen Risiken finden, müssen sie über Präventionsmaßnahmen diese Risiken verhindern oder minimieren – etwa durch Schulungen, Anpassung von Einkaufspraktiken oder in der Zusammenarbeit mit Lieferanten. Werden Verstöße festgestellt, müssen diese abgestellt oder minimiert werden. Zudem muss eine Beschwerdestelle eingerichtet werden. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) überwacht die Einhaltung des Gesetzes. Es kann bei Verstößen Bußgelder verhängen und Unternehmen von der öffentlichen Auftragsvergabe ausschließen. Wichtig: Die Sorgfaltspflichten gelten für die gesamte Lieferkette, abgestuft nach den Einflussmöglichkeiten. Die Unternehmen müssen ihre Pflichten in eigenen Geschäftstätigkeiten und denen ihrer unmittelbaren Zulieferer nachkommen. Mittelbare Zulieferer werden einbezogen, sofern das Unternehmen gesicherte Kenntnisse über dort vorliegende Menschenrechtsverletzungen erhält.
Lieferkettengesetz der EU: Auf die als EU-Lieferkettenrichtlinie bezeichnete „Richtlinie über die Sorgfaltspflichten von Unternehmen im Hinblick auf Nachhaltigkeit“ (CSDDD) einigten sich im März die EU-Staaten. Deutschland enthielt sich, da die FDP in der Bundesregierung ihr Veto eingelegt hatte. In Kraft trat sie am 25. Juli. Die Mitgliedstaaten haben nun zwei Jahre Zeit, sie in nationales Recht zu überführen. Es gilt zunächst von 2027 an für Unternehmen mit mehr als 5.000 Beschäftigten
und mehr als 1,5 Milliarden Euro Jahresumsatz. Die Schwellenwerte werden stufenweise bis 2029 auf Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten und mehr als 450 Millionen Euro Jahresumsatz reduziert. Die Ziele sind vergleichbar mit dem deutschen Lieferkettengesetz: Schutz der Menschenrechte und der Umwelt, aber auch Vorgaben für einen Klimaplan. Wichtiger Unterschied: Mit dem EU-Gesetz sind deutsche Unternehmen für Sorgfaltspflichtverletzungen nun auch zivilrechtlich haftbar. Außerdem müssen die Aktivitäten von Geschäftspartnern der vorgelagerten Lieferkette, auch mittelbare Lieferanten, im Kontext von Produktentwicklung, Rohstoffabbau, Beschaffung, Verarbeitung, Transport, Lieferung und Lagerung von Produkten oder Produktbestandteilen erfasst werden und in begrenztem Umfang die nachgelagerte Kette, wie Vertrieb, Transport und Lagerung eines Produkts im Blick behalten werden.
EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung:
Mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der EU werden Unternehmen verpflichtet, umfassende Nachhaltigkeitsberichte zu erstellen. Diese Berichtsanforderungen werden sukzessive erweitert:
• für Geschäftsjahre beginnend ab dem 1. Januar 2024: Unternehmen von öffentlichem Interesse mit mehr als 500 Beschäftigten, die zuvor bereits nach der CSR-
• Richtlinie zur Abgabe einer nicht-finanziellen Erklärung verpflichtet waren,
• für Geschäftsjahre beginnend ab dem 1. Januar 2025: alle anderen bilanzrechtlich großen Unternehmen,
• für Geschäftsjahre beginnend ab dem 1. Januar 2026: zusätzlich kapitalmarktorientierte KMU. Diese Unternehmen können einen Aufschub bis 2028 beantragen. Kapitalmarktorientierte Kleinstunternehmen sind nicht betroffen. Die Berichte umfassen Bereiche wie Umweltschutz, Behandlung von Beschäftigten, Vielfalt im Management, soziale Verantwortung, Menschenrechte, Bekämpfung von Korruption. Das nationale Umsetzungsgesetz zur Richtlinie ist in Arbeit. Der Nationale Normenkontrollrat (NKR) weist darauf hin, dass die deutsche Wirtschaft durch die Bürokratiekosten der EU-Richtlinie mit jährlich 1,6 Milliarden Euro belastet werde. pw
Und dennoch kämpft auch Getriebebau NORD trotz aller Expertise mit den Tücken des deutschen Lieferkettengesetzes, das die unternehmerische Verantwortung für die Einhaltung von Menschenrechten in globalen Lieferketten regelt. Dazu gehören der Schutz vor Kinderarbeit, das Recht auf faire Löhne und der Schutz der Umwelt. „Für unseren Einkauf ist dies eine große Herausforderung. Es ist interkulturelles Fingerspitzengefühl gefragt. Wir müssen Verständnis bei unseren internationalen Partnern wecken, dass wir diese Auskünfte benötigen und dass es keineswegs um Vorwürfe oder Verdachtsäußerungen geht“, sagt von Rönne. Für einen Webfehler des Gesetzes hält sie die Regel, dass Unternehmen nun auch über interne Mobbing-Vorwürfe berichten sollen: „Natürlich gehen wir solchen Fällen intern sofort nach und nehmen diese sehr ernst. Das sind aber hochsensible und vertrauliche Informationen.“
Am Ende geht es auch immer um den Zeitpunkt der Umsetzung von Gesetzen und Richtlinien. „Als diese Vorhaben losgetreten wurden, konnte keiner ahnen, in welch einer schwierigen Situation die Wirtschaft nun steckt. Wir haben gerade ganz andere Baustellen“, sagt Brunkhorst. Es müsse jetzt um den Abbau von Bürokratie und den damit verbundenen Kosten gehen: „Doch die neuen Regeln weisen genau in die andere Richtung.“ Peter Wenig
Kontakt:
„Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht“
Anton Bauch
Syndikusrechtsanwalt
Tel.: 040 6378-4227
E-Mail: bauch@nordmetall.de
Mit ihrer Kollegin Prof. Dr. Galina Kolev-Schaefer hat sich die Volkswirtin Dr. Adriana Neligan für das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) intensiv mit den Lieferkettengesetzen Deutschlands und der EU beschäftigt.
Standpunkte: Frau Dr. Neligan, uns sind noch die schrecklichen Bilder vom Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza im April 2013 in Bangladesch in Erinnerung. Damals starben 1.100 Menschen. Lieferkettengesetze auf nationaler wie auch auf EU-Ebene sollen nun dafür sorgen, dass sich solche Tragödien nicht wiederholen.
Warum ist dies aus Ihrer Sicht dennoch ein Problem?
Dr. Adriana Neligan: Jedes seriöse Unternehmen achtet Werte wie Menschenrechte, Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Ausbeutung, Kinder- und Zwangsarbeit müssen verhindert werden. Aber die Frage bleibt dennoch, ob diese Gesetze sinnvoll sind. Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht.
Standpunkte: Wieso? Das deutsche Lieferkettengesetz gilt doch nur für Unternehmen ab 1.000 Beschäftigten?
Neligan: Aber auch kleinere Firmen müssen die Berichtspflichten erfüllen, wenn sie ein größeres Unternehmen beliefern. Nach unserer Umfrage gibt selbst in der Gruppe der Unternehmen mit bis zu 49 Mitarbeitern die Hälfte der befragten Unternehmen an, direkt oder indirekt vom Gesetz betroffen zu sein. Damit wird der
Die Volkswirtin
Dr. Adriana Neligan ist auf Nachhaltigkeit spezialisiert.
Wirtschaftsstandort Deutschland teurer und somit weniger wettbewerbsfähig.
Standpunkte: Aber müssen wir nicht solche Belastungen im Interesse der Menschen in den Entwicklungsund Schwellenländern hinnehmen?
Neligan: Wir bezweifeln, dass dieses Gesetz den Menschen dort wirklich nutzt. Insbesondere kleinere Betriebe – sowohl in der EU als auch in den Lieferländern – haben keine Kapazitäten, um sich mit den komplexen gesetzlichen Vorschriften auseinanderzusetzen, wenn sie Angaben für ihre Kunden machen müssen. Unsere Umfrage zeigt auch, dass 13 Prozent der Unternehmen als Reaktion auf das Lieferkettengesetz vermehrt aus Ländern mit sicheren und guten Arbeitsbedingungen geordert haben. Da ist es kein Wunder, dass die deutschen Bekleidungsimporte aus Entwicklungsländern wie Bangladesch oder Pakistan 2023 um mehr als ein Fünftel eingebrochen sind. Und in einem Land wie Bangladesch sorgt die Bekleidungsindustrie für zwölf Prozent des Bruttosozialprodukts. Wir haben mit unserer Wertschöpfungskette Jobs geschaffen, die nun wegfallen
könnten. Das ist eine schlechte Nachricht, wenn deutsche Unternehmen sich mit ihren guten und sicheren Arbeitsbedingungen aus Ländern mit schwacher Governance zurückziehen.
Standpunkte: Oder die Staaten handeln eben mit anderen Ländern.
Neligan: Ja, etwa mit China. Aber dort gelten nicht annähernd die Sozial- und Nachhaltigkeitsstandards wie in der EU. Da muss die Frage erlaubt sein, ob man Ländern wie Bangladesch wirklich einen Gefallen tut. Oder nicht in Wahrheit die Lage verschlimmbessert.
Standpunkte: Die deutsche Regierung hat sich dafür eingesetzt, das EU-Lieferkettengesetz zu entschärfen.
Neligan: Das stimmt. Im ersten Vorschlag hätten sogar Unternehmen mit nur 250 Beschäftigten dieses Gesetz umsetzen müssen. Die Schwelle wurde auf 500, später auf 1.000 erhöht, genau wie im deutschen Pendant. Dennoch ist die EU-Richtlinie deutlich strikter, weil sie nicht nur die Menschenrechte, sondern auch den Umweltschutz umfasst. In Deutschland wird zwar auch die Umwelt betrachtet, aber vor allem mit Blick auf die Menschenrechte, die zum Beispiel leiden können, wenn Schadstoffe in Flüsse eingeleitet werden. Zudem hat die EU eine zivilrechtliche Haftung geschaffen. Die Bußgelder sind deutlich höher. Die Nationalstaaten werden dies nun binnen zwei Jahren umsetzen müssen. In dieser Zeit gilt weiterhin das deutsche Lieferkettengesetz. Das macht die Sache für die Unternehmen noch komplizierter. Standpunkte: Was hätte man besser machen können? Neligan: Die erhoffte Transparenz in der Wertschöpfungskette ist ja im Prinzip erstrebenswert. Wir wollen doch eigentlich alle wissen, wo die Sachen herkommen,
die wir kaufen. Nachhaltigkeit ist mittlerweile nicht nur ein politisches, sondern auch ein unternehmerisches Ziel. Die Frage bleibt, ob man dafür diesen enormen bürokratischen Aufwand schaffen muss. Es gab Vorschläge, dass dies nur für Geschäfte mit Ländern gelten sollte, wo erfahrungsgemäß Menschenrechte nicht eingehalten werden. Möglich wäre auch gewesen, nur im Bedarfsfall zu reagieren, wenn man erfährt, dass es schwarze Schafe in der Lieferkette gibt.
Standpunkte: Dazu kommt ja auch noch die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der EU, die Unternehmen verpflichtet, umfassende Nachhaltigkeitsberichte zu erstellen.
Neligan: Die Standardisierung der Berichtspflichten kann die Transparenz, Qualität und Vergleichbarkeit von Unternehmensaktivitäten im Bereich Nachhaltigkeit für Investoren und andere Interessengruppen verbessern. Zahlreiche Unternehmen erstellen bereits freiwillig Nachhaltigkeitsberichte mit dem Ziel, verschiedene Stakeholder, vor allem Kunden und Auftraggeber, aber auch die Belegschaft und die Öffentlichkeit besser zu informieren. Allerdings sind die Kosten und der Verwaltungsaufwand für die Unternehmen erheblich. Es werden künftig nicht nur weitaus mehr Unternehmen unmittelbar berichtspflichtig, sondern diese werden auch ihre Zulieferer auffordern, entsprechende Informationen zu liefern. Vor allem kleinere Unternehmen verfügen nur begrenzt über die notwendigen Ressourcen, um neues Personal einzustellen, ihr bestehendes weiterzubilden oder auf externe Dienstleister zurückzugreifen, wie wir in einer aktuellen IW-Umfrage feststellen konnten. Aufgezeichnet von Peter Wenig
Mit KI-Tools neue Arbeitswelten entdecken
Die erstmals durchgeführte Berufsorientierungsrallye „SmartRoute“ gewährte Hamburger Schülerinnen und Schülern Einblicke in IT-Berufe und die praktische Nutzung künstlicher Intelligenz in verschiedenen Unternehmen.
Welcher Jugendliche kann von sich sagen, schon mal eine einsatztaugliche Flugzeugkabine entworfen zu haben – und das in gerade einmal zehn Minuten? Rund 60 Schülerinnen und Schüler, die an Hamburgs erster „SmartRoute“ teilgenommen haben, können das. Gelernt haben sie dabei einiges: „Wir hätten nie gedacht, dass man mit der Hilfe von KI bereits so vieles so schnell erstellen kann“, sagten Laura Lenschow und Lilly Schmidt, beide 17 Jahre alt. Von Beginn an brannten die Jugendlichen darauf, die vielfältige Arbeitswelt der Informatik und der künstlichen Intelligenz (KI) kennenzulernen. Noch sind direkte Kontakte zwischen Schulen und Unternehmen selten, insbesondere auf diesem Feld. Um das zu
ändern und mögliche Barrieren abzubauen, haben die NORDMETALL-Stiftung und die Joachim Herz Stiftung eine Berufsorientierungsrallye entwickelt, die „SmartRoute“. Die Idee zu dieser Entdeckertour hatte der Lehrer Klass Wiggers vom Gymnasium an der Willmsstraße in Delmenhorst – die Schule initiierte auch das MINT-EC-Themencluster „Künstliche Intelligenz“, das von der NORDMETALL-Stiftung gefördert wird. Die Berufsorientierungsrallye führte die Schülerinnen und Schüler mit ihren Lehrkräften am 19. September auf individuellen Routen durch das gesamte Hamburger Stadtgebiet. Anlaufpunkte waren Unternehmen wie Airbus, Evaco, Microsoft oder StarFinanz
Fotos: Claudia Höhne
Wie sieht die Flugzeugkabine der Zukunft aus? Schülerinnen und Schüler entwickeln mit KI-Unterstützung ihre Traumkabine.
Jeder Jugendliche entscheidet selbst, welche Unternehmen er besucht.
Dr. Jessica Bönsch erläutert den Jugendlichen in der Zentralbücherhalle, wie die „SmartRoute“ abläuft.
In ihrer Keynote zum Auftakt in der Zentralbibliothek der Hamburger Bücherhallen ermunterte Marina Tcharnetsky, Chief Business Development Officer beim „Artificial Intelligence Center Hamburg“ (ARIC), die Schülerinnen und Schüler, technologische Entwicklungen interessiert zu begleiten. Wer neue KI-Tools einfach ausprobiere, sammele wertvolle praktische Erfahrungen. Denn die KI sorge für Innovationen in so gut wie jeder Branche, verändere viele Berufe und schaffe ganz neue Berufsbilder. Damit war die Neugierde auf den praktischen Teil der „SmartRoute“ endgültig geweckt: „Ich erwarte, heute viele neue Einblicke in künftige Arbeitswelten zu bekommen“, sagte Henri Schock. Der 16-jährige Schüler des bilingualen Phorms-Gymnasiums in Hamburgs City Süd fügte hinzu, was ihn besonders zur Teilnahme an dieser Veranstaltung bewogen hat: „Wir besuchen ja nun Unternehmen, die auch international tätig sind.“
Mit KI zur „Airbus Dream Cabin“
Beim Flugzeughersteller Airbus, der Teile seiner Büros in die Hamburger City Nord verlagert hat, erhielten die Jugendlichen zunächst Einblicke in die tägliche Arbeit von IT-Expertinnen und -Experten. Den Mehrwert, den die KI dem Unternehmen durch verschiedene Anwendungen bereits bietet, konnten die Schülerinnen und Schüler vor Ort selbst in einem Workshop erproben. Dem auf einem Konferenztisch stehenden Flugzeugmodell eines A321 XLR kam dabei eine besondere Bedeutung zu. Aufgeteilt in drei Gruppen hatten die Jugendlichen zehn Minuten Zeit, ihre Vorstellungen einer idealen „Airbus Dream Cabin“ zu diskutieren und eine gemeinsame Idee zu entwickeln – aus der Perspektive des Herstellers, der Fluggesellschaft oder der Flugbegleitung. Stolz konnte jede der drei Gruppen ihr eigenes von einer KI erzeugtes Kabinenbild als Ergebnis präsentieren. Dieses wurde dann mit der AirbusVersion der „Flugzeugkabine der Zukunft“ verglichen.
Airbus stellte zudem seine zahlreichen Ausbildungsberufe und dualen Studiengänge in den Fachrichtungen Technik, IT und Wirtschaft vor, ehe es zu einem der nächsten Workshops in den anderen teilnehmenden Unternehmen ging. Nach diesen vielen spannenden Eindrücken der „SmartRoute“ trafen sich alle Jugendlichen und Lehrkräfte am Abend wieder in der Zentralbibliothek. Hier fand abschließend die feierliche Rezertifizierung für die Hamburger MINT-Schulen statt (siehe Kasten) – inklusive köstlicher Burritos und alkoholfreier Cocktails. Zum Schluss waren sich die beiden Schülerinnen Laura Lenschow und Lilly Schmidt einig: „Dieser Tag mit den Workshops war inspirierend und aufregend zugleich.“
Nach dem erfolgreichen Start ist die „SmartRoute“ bereits am 24. Oktober in Bremen in die zweite Runde gegangen. Dort konnten Schülerinnen und Schüler während der Berufsorientierungsrallye in fünf Bremischen Unternehmen hinter die Kulissen gucken. Helmut Reich
MINT-Schule Hamburg
Mit der Gretel Bergmann Schule und der Stadtteilschule Öjendorf wurden im Rahmen der „SmartRoute Hamburg“ zwei Schulen feierlich rezertifiziert und wirken weitere vier Jahre im Exzellenznetzwerk „MINT-Schule“ mit. Für die Auszeichnung können sich alle Schulen, ausgenommen Gymnasien, bewerben, die über eine vollständige Sekundarstufe I verfügen. Gemeinsam mit der Joachim Herz Stiftung fördert die NORDMETALL-Stiftung Schulen darin, guten praxisorientierten Unterricht in den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik anzubieten. Das Projekt steht unter der Schirmherrschaft der Senatorin für Bildung Ksenija Bekeris Außer den beiden Schulen dürfen sich aktuell nur drei weitere Hamburger Schulen „MINT-Schule“ nennen: die Erich Kästner Schule, die Stadtteilschule Lohbrügge und die Stadtteilschule Wilhelmsburg.
Folge 46: Eleonora Wewer
Unsere Frau für betriebliche Weiterbildung
Seit Mitte Februar 2023 ist Eleonora Wewer als Referentin für betriebliche Weiterbildung für NORDMETALL und AGV NORD tätig.
Eleonora Wewer nennt es den „WowEffekt“. Dieses unbändige Staunen über alles Neue. Sie mag es, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und andere dazu anzustiften, sich neugierig Themen zu erschließen. Als Kind wollte Wewer Astronautin werden. Damals für zu klein und kurzsichtig befunden, hat sie sich ihre Leidenschaft für Engineering, Mathematik und Physik bewahrt. Sie spricht mehrere Programmiersprachen und kennt sich mit Datenbanken und Kollaborationssoftware aus. Ihre Erfahrung aus mehr als einem Jahrzehnt in der Erwachsenenbildung bringt sie seit Anfang 2023 als Referentin für betriebliche Weiterbildung bei NORDMETALL und AGV NORD ein.
„Ich verstehe mich seit jeher als Ermöglicherin und Begleiterin von Bildungsprozessen“, sagt Wewer. In einer sich wandelnden Arbeitswelt sei es entscheidend, Wissen stets zu erweitern, ohne dabei die Orientierung zu verlieren. „Am meisten erfüllt mich kritisches Feedback. Idealerweise ist das der Moment, wenn die Kunden sowohl zufrieden sind als auch vor Ideen sprudeln, wie es noch besser werden kann. Lernen mit- und voneinander“, sagt sie. Wichtig ist ihr dabei, stets den Kunden ins Zentrum ihrer Tätigkeit zu stellen. Aufmerksames Zuhören und gemeinsames In-Lösungen-Denken sei ihr oberstes Gebot.
Geboren 1970 in Sofia, Bulgarien, wuchs Wewer aufgrund der beruflichen Verpflichtungen ihrer Eltern in Irland auf. Als Kind
begleitete sie ihren Vater, einen Metallurgie-Ingenieur, häufig in sein Stahlwerk. „Geruch von geschmolzenem Stahl, Hitze, rotierende Walzen, abgekühlte Stahlrollen – das war Hogwarts!“ Doch Ingenieurin wollte sie nicht werden, „primär aus Angst, dass mir ein Bürojob das Magische nehmen könnte“. Stattdessen widmete sie sich ihrer zweiten Leidenschaft: Sie studierte Sprache, Literatur und Pädagogik an der Universität Sofia. Nach dem Umzug mit ihrem Mann von Irland nach Deutschland folgte ein weiteres Studium der Europäischen Ethnologie an der Universität Hamburg mit den Schwerpunkten Wirtschaft und Diversität. Vor ihrer Führungstätigkeit für diverse Bildungsanbieter leitete Wewer anderthalb Jahre lang die Informationszentren der HafenCity GmbH, stellte jedoch schnell fest: „Menschen sind interessanter als deren Bauten.“ Privat hat die Mutter von zwei Töchtern viel um die Ohren – gehören doch auch zwei Hunde und zwei Pferde zum Hausstand in Hamburg-Wellingsbüttel. Zeit zum Entspannen bleibt da vor allem beim wöchentlichen Tanztraining im Walzertakt. BiB
Kontakt für Mitglieder:
Eleonora Wewer
Tel.: 040 6378-4209
E-Mail: wewer@nordmetall.de
Foto: Christian Augustin
Die M+E-Industrie im internationalen Wettbewerb
In Deutschland schrumpft die Industrieproduktion.
MEHRWERT VERBAND
Folge 77: Community of Training Practice
Praxisorientierter Wissensaustausch
Wie organisieren andere das Lernen im Betrieb? Wie lässt sich Qualifizierung in Zeiten der Digitalen Transformation gestalten? Lohnt es sich, auf den neuesten Corporate-Learning-Trend aufzuspringen? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigen sich die Mitglieder der Community of Training Practice (CoTP). Das Netzwerk steht allen Fach- und Führungskräften der Mitgliedsunternehmen von NORDMETALL und AGV NORD offen, die als Learning Professionals Strukturen und Prozesse des betrieblichen Lernens gestalten und dazu passende Qualifizierungs- und Trainingsformate konzipieren. Für die CoTP-Mitglieder dreht sich alles um den praxisorientierten Erfahrungsaustausch untereinander – ganz gleich, ob sie sich mit konzeptionellen Ideen beschäftigen, konkrete Anwendungsfälle reflektieren oder Einblick in einzelne Experimente rund ums Lernen geben möchten.
Seit Mitte Mai profitieren auch Spezialistinnen und Spezialisten für E-Learning von dem Netzwerk. Wie lässt sich der digitale Raum für das gemeinsame Lernen optimal nutzen? Wie bringt man die Kolleginnen und Kollegen dazu, sich auf digitale Lernreise zu begeben? Auch zu solchen Fragen wird sich die neu zusammengesetzte CoTP von nun an austauschen.
„Mit der Verschmelzung beider Communities möchten wir der exponenziellen Entwicklung in diesem Bereich Rechnung tragen“, sagt Eleonora Wewer. Als Referentin für Betriebliche Weiterbildung von NORDMETALL und AGV NORD ist sie künftig erste Ansprechpartnerin für dieses Format (siehe auch S. 34). Moderiert wird die nun rund 50 Mitglieder umfassende CoTP wie gehabt von dem langjährigen Siemens-Mitarbeiter und Mitbegründer der Corporate Learning Community Karlheinz Pape.
„Unser gemeinsames Ziel ist es, die CoTP zu einer co-kreativen und selbstgesteuerten Community zu machen“, sagt Wewer. Künftig sollen also noch mehr Impulse zur Diskussion von den Mitgliedern selbst kommen. Dazu organisiert sich die Gruppe gerade neu. So wurde bereits ein digitales Schwarzes Brett (Conceptboard) eingerichtet, um Ideen festzuhalten und sich anderen Community-Mitgliedern kurz vorzustellen. Auch wollen sich die über ganz Norddeutschland verstreuten Fachleute wieder öfter in Präsenz treffen. „Zweimal im Jahr werden wir versuchen, die Community im Betrieb eines unserer Mitglieder zusammenzuholen“, sagt Wewer und freut sich schon auf den intensiven Austausch. Bislang trifft sich die CoTP einmal im Monat online für rund 90 Minuten. Nutzen auch Sie die Gelegenheit zum unternehmensübergreifenden Austausch. Tragen Sie neue Impulse in die eigenen Prozesse. Halten Sie sich bei für Sie relevanten technologischen Entwicklungen auf dem Laufenden. Und bauen Sie sich ein Kontaktnetzwerk auf, das Sie in Ihrem Alltag als Learning Professional jederzeit nutzen können. Eine Übersicht über künftige Treffen der Community of Training Practice finden Sie unter https:// nordmetall-agvnord.de/course/view.php?id=135. BiB
Kontakt:
Weitere Informationen bei Eleonora Wewer Tel.: 040 6378-4209
E-Mail: wewer@nordmetall.de
Akteure der betrieblichen Weiterbildung profitieren vom gegenseitigen Austausch. So entstehen neue Ideen und Lernansätze.
Illustration: iStockphoto / melitas
WIRTSCHAFTSZITAT
Carl Ludwig von Haller (1768–1854),
Schweizer Staatstheoretiker und Politiker, Professor für Staatsrecht in Bern
„Generationen reden verschieden und handeln gleich.“
Illustration: Dirk Meissner
Nordeuropas größtes Infrastrukturprojekt
Jahrelang hatten die Gegner und Befürworter des Fehmarnbelt-Tunnels zwischen Deutschland und Dänemark erbittert gestritten, doch dann wies das Bundesverwaltungsgericht 2020 die letzten Klagen ab und der Bau konnte endlich beginnen. Seitdem ist einiges passiert, vor allem auf dänischer Seite. „Da entsteht etwas in rasanter Geschwindigkeit – ein Meisterwerk der Ingenieurskunst“, so der Eindruck von Jörg Weber, Bürgermeister der Stadt Fehmarn, nach einem Besuch in Rødbyhavn. Aber auch auf deutscher Seite geht es voran, wie dieses Bild zeigt. Das Vorhaben ist äußerst ehrgeizig, denn hier entsteht der mit rund 18 Kilometern längste Absenktunnel der Welt. Insgesamt werden im Ostseeboden 89 Tunnelelemente versenkt, durch die im Herbst 2029 die ersten Fahrzeuge rollen sollen. Die Baukosten werden auf etwa 7,5 Milliarden Euro veranschlagt. CvF
Foto: Christian Hübner
Menschen und Meldungen
Grüner Treibstoff
Mabanaft, Hamburger Großhändler und Importeur für Mineralölprodukte und Biokraftstoffe, geht in Vorleistung für eine klimafreundlichere Schifffahrt. Das Unternehmen baut im Hamburger Blumensandhafen einen 80.000 Kubikmeter großen Tank für grünen Ammoniak. „Unser dortiges Tanklager ist eines der wichtigsten Einfallstore für Energieimporte nach Deutschland. Mit dem Umbau von Teilen des Geländes zu einem Ammoniak-Importterminal setzen wir uns dafür ein, dass Deutschland seinen Energieimportbedarf auch in Zukunft decken kann. Ein großartiges Beispiel dafür, wie wir eng mit Kunden und Behörden zusammenarbeiten, um den Übergang zu einer sicheren, kohlenstoffärmeren Energiewirtschaft voranzutreiben", erklärte Mabanaft-CEO Jonathan Perkins (r.) der Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Svenja Schulze (2. v. r., SPD), Hamburgs Erstem Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher (2. v. l., SPD) und dem Vorsitzenden der Geschäftsführung der Hamburg Port Authority, Jens Meier (l.), auf einer Bootsfahrt durch den Hamburger Hafen im September. DJ
Fregattenbaukooperation
thyssenkrupp Marine Systems (tkMS) und die NVL Group haben eine Kooperation für den Bau von vier Luftverteidigungsfregatten des Typs F127 für die Deutsche Marine vereinbart. Oliver Burkhard, CEO von tkMS (r.): „Die ernste geopolitische Lage erzwingt eine möglichst schnelle Realisierung und das Schließen einer Fähigkeitslücke. Die F127 darf nicht auf die lange Bank geschoben werden!“ Friedrich Lürßen, Gesellschafter der Unternehmensgruppe NVL (l.), betonte: „Durch unsere Kooperation schaffen wir die industriellen Voraussetzungen, uns technologisch auf hohem Niveau weiterzuentwickeln, unsere Wettbewerbsfähigkeit im militärischen Überwasserschiffbau nachhaltig zu stärken und wichtige Industriearbeitsplätze auf den Werften und in der nationalen Zulieferindustrie zu sichern und auszubauen.“ Der Bau der Schiffe wird bei tkMS in Wismar und bei NVL in Hamburg und Wolgast erfolgen. Das erste Schiff soll 2034 einsatzbereit sein. DJ
Umwelt schonen durch Mitfahr-Apps
Zunehmend setzen Betriebe auf Mitfahr-Apps, um die Umwelt zu schonen und die Zufriedenheit der Beschäftigten zu steigern. Als eine Umfrage bei den Beschäftigten von Getriebebau NORD ergab, dass drei Viertel mit ihrem eigenen Auto zur Arbeit fahren und dies jährlich 1.200 Tonnen CO2 verursacht, wurde Sönke Timmermann, Leiter der Betriebstechnik des Bargteheider Unternehmens, hellhörig. „Wir wollen nachhaltiger werden, mit unserer Umwelt und der Natur verantwortungsvoll und ressourcenschonend umgehen", erklärte Timmermann dem Stormaner Tageblatt. Er will eine Mitfahr-App
anbieten, mit der die Beschäftigten einfach und komfortabel Fahrgemeinschaften bilden können. Die Kosten trägt der Arbeitgeber. Nebenbei würden damit Parkplatzsituation und Verkehrslage entspannter. Timmermann will weitere Unternehmen und die Stadt Bargteheide mit ins Boot holen. Die Unterstützung der Bürgermeisterin hat er sich schon gesichert. Airbus hat für 17.000 Hamburger Beschäftigte ein ähnliches Vorhaben umgesetzt. Durch eine Klimaticket-Kooperation mit dem Hamburger Verkehrsverbund erhalten Airbus-Beschäftigte, die Kollegen mitnehmen, sogar eine kleine Vergütung. DJ
Fotos: Axel Heimken / tkMS, Senatskanzlei Hamburg
Besuch bei Marine-Profis
Nicht nur der Bau von Marineschiffen, sondern auch deren Reparatur, Wartung und Modernisierung sind von entscheidender strategischer Bedeutung. Darauf spezialisiert ist die Neue Jadewerft im Tiefwasserhafen von Wilhelmshaven, die dort bereits mehr als 70 Marineschiffe erfolgreich instand gesetzt hat. Die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister der Verteidigung und SPD-Bundestagsabgeordnete Siemtje Möller (5. v. r.) aus Varel hat die Neue Jadewerft besucht und dort über die aktuelle Auftragslage und kommende Projekte mit dem Geschäftsführer Dietmar Janssen (l.) gesprochen. „Unsere Werften sind in vielerlei Hinsicht systemrelevant für die Menschen an der Küste und das gan-
ze Land – deshalb gilt es verlässlich und wettbewerbsfähig zu bleiben, damit dieses Know-how und Handwerk auch weiter sein Zuhause in Wilhelmshaven hat", so Möller nach ihrem Besuch. DJ
Energiewende mit Bundespräsident
Viel Politprominenz hat die hohe Bedeutung der OffshoreWindenergieanlagen von Siemens Gamesa für die Energiewende unterstrichen. Anfang September besuchten Cuxhavens Oberbürgermeister Uwe Santjer (Mitte, SPD), Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD)
und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (r., SPD) das Werk in Cuxhaven, in dem seit 2017 rund eintausend Beschäftigte inzwischen mehr als eintausend Gondeln für Offshore-Windenergieanlagen gefertigt haben. „Wir dürfen nicht müde werden, den Wandel der Energielandschaft voranzubringen“, sagte Bundespräsident Steinmeier bei seinem Besuch. Vinod Philip, Mitglied des Vorstands von Siemens Energy (l.), erläuterte dem Bundespräsidenten, dass in den kommenden Jahren in das Cuxhavener Werk bis zu 135 Millionen Euro, davon 27 Millionen an öffentlichen Geldern, investiert werden, um die ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen. Der Beitrag der Offshore-Windenergie dazu ist groß: Bei der aktuellen Plattform von Siemens Gamesa mit einer Leistung von bis zu 15 MW reicht eine einzige Umdrehung des Rotors aus, um einen Haushalt drei Tage lang mit sauberer Energie zu versorgen. DJ
AUS DER HAUPTSTADT
im Einsatz für die Unternehmen
Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) setzt sich seit mehr als 24 Jahren für ein Wirtschafts- und Gesellschaftssystem ein, das auf Freiheit und Verantwortung fußt. Getragen wird das Engagement von den Arbeitgeberverbänden der Metall- und Elektroindustrie, darunter auch NORDMETALL. Hier berichten wir über die aktuelle Arbeit.
Das Rentenpaket II muss gestoppt werden
Das Rentensystem in Deutschland steht schon seit Jahren in der Kritik und wird als eine der größten Herausforderungen der Sozialpolitik gesehen. Nun steht im Bundestag die Entscheidung über das Rentenpaket II an, das Bundesarbeitsminister Heil (SPD) gemeinsam mit Bundesfinanzminister Lindner (FDP) auf den Weg gebracht hat – eine Reform, die das Rentensystem weiter verändern soll. Leider genau in die falsche Richtung.
Die Ausgangslage: ein überlastetes Rentensystem
Das deutsche Rentensystem ist bereits heute unter hohem Druck. Die demografische Entwicklung des Landes führt dazu, dass immer weniger Beitragszahlerinnen und -zahler immer mehr Rentnerinnen und Rentner finanzieren müssen. Schon jetzt ist absehbar, dass die Zahl der Erwerbstätigen von derzeit etwa 47 Millionen bis zum Jahr 2060 um fast 30 Prozent sinken wird, während der Anteil der über 65-Jährigen deutlich ansteigt. Diese Entwicklung stellt das umlagefinanzierte Rentensystem vor immense Herausforderungen.
Die geplante Reform: Rentenpaket II
Das Rentenpaket II wird mit seiner Rentengarantie die demografischen Lasten einseitig auf die Beitragszahlerinnen und -zahler und vor allem auf die jüngere Generation verlagern. Der bislang vorgesehene ohnehin schon viel zu starke Beitragsanstieg wird durch das Rentenpaket II weiter verschärft: von aktuell 18,6 Prozent auf 22,3 Prozent bis 2035. Für Arbeitnehmer und Arbeitgeber bedeutet dies eine zusätzliche finanzielle Belastung. Menschen mit einem durchschnittlichen
Verdienst müssten bei dieser Entwicklung beispielsweise rund 800 Euro mehr pro Jahr an Rentenbeiträgen zahlen als jetzt.
Parallel dazu soll das sogenannte „Generationenkapital“ eingeführt werden – ein staatlich finanzierter Fonds, der durch Investitionen auf den Kapitalmärkten langfristig zur Stabilisierung der Renten beitragen soll. Doch zum einen soll diese Geldanlage schuldenfinanziert werden, zum anderen reicht das Volumen des Fonds nicht ansatzweise, um das Rentensystem spürbar zu entlasten. Die Gegenleistung, die die FDP für den schweren Sündenfall der Rentengarantie bekommt, ist also gar keine.
Auch deshalb wächst in der FDP-Fraktion der Widerstand gegen das Gesetz. Die INSM unterstützt mit einer Kampagne für Generationengerechtigkeit genau diese Kräfte in der FDP, in der Hoffnung, das Rentenpaket II zu stoppen. www.insm.de/aktuelles/kampagnen/rentenpaket-2/ motivation
Thorsten Alsleben, INSM-Geschäftsführer
Termine
von NORDMETALL,
NORDMETALL-Stiftung und AGV NORD
Mitgliederversammlung, Treffen zum Netzwerken, Informationsveranstaltungen zu Arbeitsrecht, Bildungsfragen oder der Stiftungsarbeit — die norddeutschen Arbeitgeberverbände NORDMETALL und AGV NORD sowie die NORDMETALL-Stiftung bieten ein reichhaltiges Angebot. Nähere Informationen zu Anmeldung, Ablauf, Referentinnen und Referenten, kurzfristigen Änderungen sowie weitere Termine finden Sie im Netz unter nordmetall-agvnord.de.
24.10.2024 Lernkulturen im Wandel – Betriebliches Lernen im Dreieck Mensch-Maschine-Organisation Abschlussveranstaltung
November
05.11.2024
Offenes Ohr – Meine Sprechstunde im Bereich Bildung, Arbeitsmarkt, Fachkräfte
21.11.2024 Dialog Arbeitsrecht: Entgelttransparenzrichtlinie –künftige Anforderungen an die Arbeitgeber virtuell
/ AGV NORD
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28.11.2024 7. Hamburger MINT-Tag Hamburg NMS
28.-29.11.2024 Chefseminar „Kommunikation für Teamleader“ mit Susanne Westphal
28.-29.11.2024 Ausbildungskonferenz
Tagungshotel Schloss Hasenwinkel
Körber Haus, Hamburg
29.11.2024 Informationsveranstaltung „Krankheit im Arbeitsverhältnis“ Teil 1 virtuell
/ AGV NORD
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04.12.2024 Informationsveranstaltung „Krankheit im Arbeitsverhältnis“ Teil 2
09.-10.12.2024 Chefseminar „Konflikte souverän auflösen“ mit Susanne Westphal
10.12.2024 TAO
11.12.2024 Vorstandssitzung AGV NORD
Tagungshotel Schloss Hasenwinkel
/ AGV NORD
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Tagungshotel Schloss Hasenwinkel AGV NORD
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Maritime Kommunikationstechnik 1899
Hagenuk Marinekommunikation – Flintbek bei Kiel
Vor 125 Jahren gründeten zwei Pioniere der Elektrotechnikbranche in Schleswig-Holstein ein Unternehmen, das heute Weltmarktführer für maritime Kommunikationssysteme ist.
Auch heute noch, mehr als einhundert Jahre nach seiner ersten Präsentation, erregt der sogenannte Panzertaucher von Hagenuk Aufsehen – ähnlich wie der Rauchschutzapparat UNUS (Foto Mitte). Er wirkt wie ein furchteinflößendes Wesen, das den Tiefen der See entstiegen ist. Tief konnte der Panzertaucher tatsächlich gehen: bis zu 170 Meter – so tief unter dem Meeresspiegel war bis dato noch kein konventionelles Tauchgerät einsatzfähig gewesen. Eine Sensation, wenn auch eine recht unhandliche, aber nicht die einzige aus dem Hause Hagenuk, das damals noch unter dem Namen Neufeldt & Kuhnke firmierte.
Am 1. Mai 1899 hatten der Ingenieur Hans Neufeldt und der Kaufmann Karl Kuhnke ihr zunächst 20 Beschäftigte umfassendes „Technisches Büro, verbun den mit Werkstätten für Ausführung elektrotechnischer Anlagen“ in der Jungmannstraße 43 in Kiel gegründet. Ihr Ziel: innovative Ideen für die Herausforderungen der expandierenden Marine zu entwickeln. Als sich die Gründer darüber hinaus auch für die drahtlose Telegrafie zu begeistern begannen, waren dem Unternehmenserfolg kaum noch Grenzen gesetzt. Die Firma zog an den Westring nach Kiel, wuchs schnell auf 1.300 Beschäftigte an, und produzierte vor allem Tiefseetaucheranzüge, elektrische Maschinentelegrafen, Fernsprechapparate, Rundfunkempfänger, Lautsprecher und Kopfhörer (Foto oben rechts: UKW-Labor von 1956). 1937 folgte die Umbenennung in Hanseatische Apparatebau Gesellschaft – ehemals Neufeldt und Kuhnke – kurz Hagenuk.
Von 1949 an konzentrierte sich das Unternehmen auf den Bau von Kommunikationsanlagen für die zivile Schifffahrt, später für die Marine. Ende der 1990er-Jahre zog Hagenuk Marinekommunikation nach Flintbek und mauserte sich zum weltweit führenden Systemintegrator und Hersteller „Integrierter Kommunikationssysteme“ für U-Boote, Marineschiffe und Landanlagen. Seit 2017 gehört das Unternehmen als Teil von ATLAS ELEKTRONIK zum thyssenkrupp-Konzern.
Rund 300 Beschäftigte entwickeln und bauen in Flintbek Funkgeräte, Verstärker, Empfänger, Antennen oder digitale Audio- und Datenverteilsysteme. Nach eigenen Angaben hat Hagenuk mittlerweile mehr als 560 integrierte in- und externe Kommunikationssysteme für sämtliche Schiffsklassen in die ganze Welt geliefert.
„Integrität, der unbedingte Wille zum Erfolg und die hohe Motivation, gemeinsam Projekte zu vollenden, sind und bleiben das Fundament unserer Unternehmenskultur“, sagen die beiden Geschäftsführer Markus Braemer und Dr. Georg Marschall über das Geheimnis dieser 125 Jahre währenden Erfolgsgeschichte. Gefeiert haben sie die mit einem Familientag und einer Ausstellung auf dem Firmengelände.
Künftig liege der Fokus auf der Entwicklung neuer, unbemannter Systeme und der Vernetzung mit bewährten Anwendungen, so die Unternehmensleitung. Dafür werde man die Organisation neu aufstellen, modernere Prozesse und agilere Strukturen einführen – und ganz sicher keine Panzertaucher mehr produzieren. Birte Bühnen
Prof. Dr. Axel Plünnecke
… wurde 1971 in Salzgitter geboren, schloss 1996 sein Studium der Volkswirtschaftslehre in Göttingen und 2002 seine Promotion an der TU Braunschweig ab. Seit 2003 arbeitet er im Institut der deutschen Wirtschaft in Köln und leitet dort das Themencluster Bildung, Innovation, Migration. Seit 2010 ist er zudem Professor an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement in Saarbrücken. Plünnecke lebt zusammen mit seiner Frau und fünf Kindern in Brühl bei Köln.
Zwei Menschen, zwei Sichtweisen: Karin Prien, (59; CDU), seit 2017 Kultusministerin in Schleswig-Holstein, und Prof. Dr. Axel Plünnecke, (53), am Institut der deutschen Wirtschaft (IW) unter anderem seit 2004 verantwortlich für den „INSMBildungsmonitor“, diskutierten auf Einladung von NORDMETALL nach der jüngsten Veröffentlichung der renommierten Studie über Ergebnisse und Perspektiven.
Standpunkte: Kernthese des neuesten Bildungsmonitor 2024 ist, dass nicht der Migrationshintergrund generell, aber fehlende Deutschkenntnisse und Bildungsferne der Eltern stark negative Auswirkungen auf Bildungs- und spätere Arbeitsmarktchancen von Zuwandererkindern haben. Was unternimmt Schleswig-Holstein, um hier gegenzusteuern, Frau Ministerin?
Prien: Ich bin sehr froh, dass der Bildungsmonitor einen ganzheitlichen Blick auf Bildung hat. Das unterscheidet ihn von anderen Studien. Deutschkenntnisse müssen Kindern frühestmöglich vermittelt werden und das heißt schon vor Besuch der Grundschule. Schleswig-Holstein hat bereits 2017 eine Kita-Reform auf den Weg gebracht, mit nach unten gedeckelten Kitabeiträgen und bewusster Entscheidung für mehr Qualität in der Betreuung.
Jetzt haben wir noch mal nachgelegt, um mehr Erzieherinnen und Erzieher sowie Sozialpädagogische Assistentinnen ausbilden zu können. Wir haben als Land nach dem Ausstieg des Bundes die Finanzierung der sprachlichen Programme übernommen und finanzieren zusätzliche Sprachbildung in den Kitas und in unseren Perspektivschulen. Damit reagieren wir auf den massiven Anstieg bei den Kitaplätzen.
Standpunkte: Sind denn Sprachdefizite tatsächlich die zentrale Problematik? Oder geht es hier nicht generell um Integrationsprobleme?
Plünnecke: Die Sprache ist das zentrale Thema, das zeigen auch unsere Auswertungen der PISA-Daten. Wenn Kinder in bildungsfernen Familien kein Deutsch sprechen, hat das häufig stark negative Auswirkungen auf ihre Kompetenzen. Vor zwei oder drei Jahrzehnten half vermutlich noch der Konsum deutschsprachiger TV-Programme, Hefte oder Bücher oder der Kontakt mit einheimischen Kindern aus der Nachbarschaft. Heute bleiben die Kinder und Jugendlichen vielfach auf muttersprachlichen Medien und in ihrer jeweiligen migrantischen Community, das erschwert den Spracherwerb. Das gilt gerade in sozialen Brennpunkten, in denen auch die Schulen mehrheitlich von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund besucht werden. Die Schulschließungen während der Pandemie haben diesen Negativtrend noch verstärkt.
Prien: Das Thema ist insgesamt komplex: Nicht nur die Zahl der Kinder mit Zuwanderungshintergrund hat sich zum Beispiel in Schleswig-Holstein in den vergangenen Jahren mehr als verdoppelt. Auch die Zahl der Kinder aus schwierigeren sozio-ökonomischen Verhältnissen hat deutlich zugenommen. Und dann gibt es ein verändertes Erziehungsverhal-
Karin Prien
… wurde 1965 in Amsterdam/Niederlande geboren. Sie hat Rechts- und Politikwissenschaften studiert und war von 1994 an als Rechtsanwältin im Tätigkeitsschwerpunkt Wirtschafts- und Insolvenzrecht in Hannover, Leipzig und Hamburg sowie seit 2008 als Fachanwältin für Handels- und Gesellschaftsrecht in Hamburg tätig. Von 2011 bis 2017 war sie Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft. Seit 2017 ist die Mutter dreier Kinder Bildungsministerin in Schleswig-Holstein. 2022 zog sie als Abgeordnete in den schleswig-holsteinischen Landtag ein. Die CDU-Politikerin ist eine von fünf stellvertretenden Bundesvorsitzenden ihrer Partei.
Karin Prien (CDU), Kultusministerin von Schleswig-Holstein, hinterfragt das Paradigma, dass Schulen möglichst viel Autonomie brauchen.
ten quer durch die Gesellschaft: Bei der Mediennutzung werden zum Beispiel viele Kinder und Jugendliche sich selbst überlassen. Wir haben kognitive Schwierigkeiten bei vielen Kindern, auch solchen ohne Migrationshintergrund. Seit der Coronapandemie erkennen wir bei den Schülerinnen und Schülern auch vielfach Konzentrationsschwierigkeiten und einen Mangel an Bewegung. Zudem gibt es eine Zunahme an psychischen Erkrankungen. Es ist also eine Vielzahl von zusätzlichen Faktoren, die ausgeglichen werden müssen. Mit althergebrachten Rezepten kommen wir da nicht weiter. Wir müssen viel besser werden in der frühkindlichen Bildung. Jeder Euro, der hier investiert wird, verhindert spätere Bürgergeld-Karrieren. Auch müssen wir die ganzen Hilfesysteme rund um das Kind – also Kinder- und Jugendhilfe, Eingliederungshilfe, aber auch Integrationsmaßnahmen – viel besser mit dem System Schule vernetzen. Wir sind da leider nicht gut genug, weil wir in unterschiedlichen Rechtskreisen und Strukturen organisiert sind.
Plünnecke: Wir haben auch Erkenntnisse darüber, dass eine frühe Social-Media-Nutzung schadet: Je höher die Stundenzahl, umso geringer sind die Kompetenzwerte der Jugendlichen. Die Kinder und Jugendlichen müssen eine dosierte Nutzung in ihrer Freizeit lernen. Und wir sollten Handys für die Privatnutzung so lange wie möglich aus Schulen heraushalten.
Standpunkte: Sie lassen in Schleswig-Holstein Handys an Schulen einsammeln, Frau Prien?
Prien: Ja, seit September 2023 an den Grund-
schulen. Der Erlass legt fest, dass die private Handynutzung dort nicht mehr erlaubt ist. Die Schulen haben einen gewissen Umsetzungsspielraum, aber mittlerweile machen nahezu alle Grundschulen mit. Die Akzeptanz für das Einsammeln ist hoch, auch bei Eltern und Lehrkräften. Andere Länder sind schon viel weiter:
In den Niederlanden gibt es ein vollständiges Handyverbot für alle Schulen, über alle Altersstufen hinweg. Ich glaube, wir brauchen eine breite gesellschaftliche Debatte darüber, wie wir mit privater Handynutzung umgehen. Ich bin grundsätzlich für eine Nutzung von digitalen Tools in Schulen, ab einem bestimmten Alter und richtig dosiert. Aber wenn uns Experten sagen, dass inzwischen über dreißig Prozent der Kinder ab zehn Jahren Social-Media-süchtig sind, dann müssen wir etwas unternehmen. Ich finde, dass bis in die Jahrgangsstufe sieben der weiterführenden Schulen eine private Handynutzung überhaupt nicht erforderlich ist, womöglich noch darüber hinaus.
Standpunkte: Hamburg führt ja seit Jahren eine Viereinhalbjährigen-Untersuchung durch, um Defizite und Förderbedarf bei Kindern festzustellen, nicht nur sprachliche. Muss so etwas nicht überall noch früher, etwa mit Dreieinhalb, durchgeführt werden und müssen als förderbedürftig eingestufte Kinder nicht verpflichtend in die Kita oder Vorschule, auch gegen den Elternwillen?
Prien: Die Viereinhalbjährigen-Untersuchung ist erstmal der richtige Weg, bei Bedarf auch mit verpflichtendem Kitabesuch und additiver Sprachförderung. Und eine frühe Förderung in der Kita und zwar nicht nur mit Blick auf die sprachlichen Kompetenzen ist sinnvoll. Es gibt auch andere Entwicklungsdefizite bei Kindern, bei denen – wenn früh erkannt – auch früh gegengesteuert werden kann. Wenn nötig auch mit dem verpflichtenden Besuch eines vorschulischen Settings. Wir steigen da in Schleswig-Holstein jetzt ein und konzentrieren uns zunächst auf die Kitas rund um unsere Perspektivschulen in herausfordernden Lagen. Und wir hinterfragen das Paradigma, dass Schulen möglichst viel Autonomie brauchen. Wir müssen mehr steuern, diagnostizieren und fördern, um Ergebnisse zu kennen und nachzusteuern. Wie in einem Unternehmen.
Standpunkte: Sie wollen die Viereinhalbjährigen-Untersuchung also auch auf Dreieinhalb vorziehen?
Foto: Kaja Grope
Prien: Mittelfristig halte ich das für richtig. Wir sollten es in ganz Deutschland schaffen, mit standardisierten Tests alle Kinder zu untersuchen und die mit erhöhten Förderbedarfen in vorschulische Maßnahmen bringen. Dafür ist nicht nur die Kultusministerkonferenz (KMK, d. Red.), sondern gleichermaßen die Jugend- und Familienministerkonferenz der 16 Länder zuständig. Als ich vor zwei Jahren KMK-Präsidentin war, haben wir erstmals mit den Jugendministerinnen und -ministern zusammengesessen und diese Thematik diskutiert. Da gibt es viel Gesprächsbedarf, weil das Bildungsverständnis sehr unterschiedlich ist. Wir haben in Deutschland einen starken Betreuungsfokus in der Kita, die Schulreife steht anders als in Frankreich, in den Niederlanden oder in Großbritannien nicht im Mittelpunkt. Das muss sich ändern.
Plünnecke: Ja, das stimmt, Aber es gibt ja schon Fortschritte, etwa bei den Bildungsstandards für Kitas. Angesichts des Betreuermangels wird es aber noch eine große Herausforderung, bis das vorschulische spielerische Lernen wirklich im Zentrum der Kita-Arbeit stehen wird.
Standpunkte: Noch ein Wort zu den schleswig-holsteinischen Ergebnissen im Bildungsmonitor. Das Land ist um einen Platz zurückgefallen, auf Platz zehn. Woran liegt das, Frau Ministerin?
Prien: Wir sind bei den Input-Faktoren – also dem Finanzaufwand – nicht so gut, dafür aber besser bei den Output-Faktoren. Schleswig-Holstein ist traditionell ein finanzschwaches Land, wir schrammen haarscharf an den Stabilitätskriterien vorbei. In allen Schularten liegen wir bei den Schülerkostensätzen zwischen 20 und 25 Prozent unter dem Hamburger Niveau, trotz aller Bemühungen. Auch im Ganztagsausbau kommen wir erst 2026/2027 mit einer großen Kraftanstrengung richtig voran. Das strukturelle Haushaltsdefizit von einer Milliarde muss über die nächsten Jahre auch vom Bildungsresort mitgeschultert werden, wenn auch nur mit unterdurchschnittlichem Anteil.
Standpunkte: Welche Schwächen haben Sie sonst im hohen Norden gesehen, Herr Prof. Plünnecke?
Plünnecke: Das Land ist in Hochschule und MINT schwächer, aber das korreliert mit der Stärke Hamburgs. Das ist zwischen Brandenburg und Berlin oder Niedersachsen und Bremen ähnlich, letztlich also strukturell bedingt.
Für Sie auf einen Blick:
Der Bereich Bildung, Arbeitsmarkt, Fachkräfte hat sein komplettes Leistungsangebot für Sie neu zusammengefasst – bedarfsgerecht, praxisnah und mit direktem Nutzen für Sie. Mehr unter www.nordmetall.de/themen-news/ nachwuchsgewinnung-und-fachkraeftesicherung
Dafür ist die Bildungsarmut im Ländervergleich geringer, vor allem gegenüber den Stadtstaaten.
Standpunkte: Ist die Zusammenarbeit in der Hochschullandschaft mit Hamburg gut oder ausbaufähig?
Prien: Die ist jedenfalls in den letzten Jahren deutlich besser geworden, aber da ist noch Luft nach oben – gar keine Frage. Dafür ist die Zusammenarbeit mit dem Bund im Augenblick leider nicht gut.
Standpunkte: Die Berufsorientierung, Praktika in Betrieben und ähnliches haben sehr unter der Pandemie gelitten. Wie steht es damit jetzt, Frau Ministerin?
Prien: Wir haben kurz vor Corona ein neues Berufsorientierungskonzept mit der Wirtschaft entwickelt, das alle Schulen einbezieht. Das ist gut, aber es gibt noch Nachbesserungsbedarf. Vor allem an der stärkeren Einbeziehung der Eltern werden wir noch arbeiten.
Standpunkte: Wir danken Ihnen für das Gespräch! Aufgezeichnet von Alexander Luckow
Prof. Dr. Axel Plünnecke plädiert dafür, die private Nutzung von Handys so lange wie möglich aus Schulen herauszuhalten.
Im Norden bleibt viel zu tun
Das Abschneiden der norddeutschen Bundesländer im Bildungsmonitor 2024 kommentiert Peter Golinski, Geschäftsführer Bildung, Arbeitsmarkt, Fachkräfte bei NORDMETALL und AGV NORD:
„Die Entwicklung geht in Mecklenburg-Vorpommern ganz eindeutig in die falsche Richtung: Selbst die Stärken des Landes in der Bildungspolitik sind im Vergleich zum Vorjahresranking schwächer geworden. Mecklenburg-Vorpommern macht zu wenig aus der eigentlich guten Ganztagssituation, auch weil Lehrkräfte fehlen. Das Land muss theoretisch jährlich 1.000 Lehrerinnen und Lehrer einstellen, die Zahl der Lehramtsabsolventen reicht dafür allerdings nicht aus. Das Lehrerbildungsgesetz muss nun endlich verabschiedet werden, um den Beruf für mehr Menschen attraktiv zu machen. Außerdem braucht es neue, kreative Konzepte, um die Lehrkräftelücke zu schließen. Die Schulabbrecherquote muss dringend mit zusätzlichen Fördermaßnahmen gesenkt werden, um negative Konsequenzen für das Berufsleben und das Risiko von Arbeitslosigkeit zu verringern.“
„Hamburg hat als Langstreckenläufer für bessere Bildung über viele Jahre hinweg die richtigen Prioritäten gesetzt: Die intensive Betreuung der Schülerschaft durch einen frühen und konsequenten Ausbau des Ganztagsangebots steht dabei an vorderster Stelle. Auch der erste Platz bei der Internationalisierung ist mit einem Anteil von 98,8 Prozent der Grundschülerinnen und -schüler mit Fremdsprachenunterricht und knapp 85,9 Prozent bei Berufsschülerinnen und -schülern hervorragend, der Wert liegt fast doppelt so hoch wie im Bund. Der Anteil der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge liegt mit 71,9 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Die Schüler-Lehrer-Relation hat sich in Hamburg so
Aufmerksamkeitsstark: Zeitungen im gesamten Norden haben ausführlich über die Ergebnisse des Bildungsmonitors 2024 und die daran geknüpften Forderungen an die Politik berichtet.
gut entwickelt, dass jetzt der Platz zwei unter allen Bundesländern erreicht wird. Nur bei den wichtigen Indikatoren Bildungsarmut und Schulqualität landet Hamburg trotz leichter Verbesserungen auf dem 10. Rang und bleibt hinter den Erwartungen zurück. Die systematisierte Sprachstandserhebung vor der Grundschule und die Sprachförderung Zugewanderter legen wichtige Grundlagen für spätere Lernerfolge, sie sollten früher und noch intensiver stattfinden. Hamburg beweist insgesamt, dass der Niedergang der schulischen Bildung und die Chancenminimierung vor allem unter Schülerinnen und Schülern mit aus ländischen Wurzeln kein gottgege benes Großstadtschicksal sind.“
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„Schleswig-Holstein muss jetzt gegensteuern, um den Abstieg aktiv zu stoppen. Die Landesregierung liegt richtig, wenn sie die Investitionen der Mittel aus dem Startchancenprogramm des Bundes und der Förderrichtlinie Ganztag des Landes nutzt, um den Ganztagsausbau voranzubringen, die Senkung der Schulabbrecherquote anzugehen und die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die die Mindeststandards nicht erreichen, bis 2034 zu halbieren.“
„Der mittlere Platz unter allen 16 Bundesländern ist vor allem einer entwicklungsschwachen Bildungspolitik geschuldet, die den Stillstand verwaltet. Niedersachsen läuft Gefahr, bei der Internationalisierung und im Hochschulbereich den Anschluss zu verlieren. Die Sprachkompetenzen und der Anteil ausländischer Studierender gewinnen für den Arbeitsmarkt rasant an Relevanz. Hier muss das Land unbedingt nachlegen. Stillstand im Mittelmaß darf in Hannover nicht das Motto der Bildungspolitik sein.“
Das Gesamtranking: In die seit 2004 jährlich erstellte Studie fließen 98 Indikatoren ein, darunter die Zahl der Schulabbrecher pro Bundesland oder die der frisch gekürten Doktoren, die von einer Universität kommen. Der Bildungsmonitor verrät auch, inwieweit das Bildungssystem eines Bundeslandes zum Wachstum und Wohlstand der Wirtschaft beiträgt.
„Bremen ist zum Bildungsnotstandsland heruntergekommen. Die seit Jahren erkennbaren Defizite bei der Einhaltung von Bildungsstandards in den Grundkompetenzen werden immer größer, die Ausgangsbedingungen für Schülerinnen und Schüler sind sehr schlecht, vor allem für die mit ausländischen Wurzeln: Wenn fast jeder zehnte Jugendliche die Schule ohne Abschluss verlässt, und ein Viertel aller Schülerinnen und Schüler mit nicht deutscher Herkunft darunter ist, dann läuft etwas ganz grundsätzlich falsch. Der Senat muss sich fragen lassen, wann er endlich Konsequenzen zieht. Dazu gehört die zielgerechte Verwendung von rund zehn Millionen Euro aus dem Startchancenprogramm des Bundes bis 2034, um Bildungsarmut zu bekämpfen, die Ganztagsangebote auszubauen, die Grundkompetenzen in der Schülerschaft zu steigern und bei der Integration ausländischer Schülerinnen und Schüler neu anzusetzen. Sollte hier nicht massiv umgesteuert werden, wird es dabei bleiben, dass rund drei Viertel aller Schulabbrecher auch keine Berufsqualifikation erreichen und mehr als jeder fünfte arbeitslos ist. Diesen Teufelskreis von Bildungsnotstand und sozialem Abstieg muss Bremen endlich durchbrechen.“
Peter Golinski Geschäftsführer Bildung, Arbeitsmarkt, Fachkräfte bei NORDMETALL und AGV NORD
Anton Schneerson, Chief Executive Officer von Pleuger Industries
TERMIN BEIM CHEF
Anton Schneerson
PLEUGER INDUSTRIES GMBH
Anton Schneerson lächelt ein wenig, schaut kurz aus dem Fenster und antwortet nach einer Pause zum wiederholten Mal: „Das ist eine gute Frage.“ Ob dahinter freundliche Manager-Gesprächstaktik oder ein bedächtiges Naturell steckt, ist am Anfang unseres Treffens noch unklar. Aber am Ende des Besuchs beim Chief Executive Officer von Pleuger Industries in Hamburg-Wandsbek besteht nach einem halben Dutzend solcher Momente kein Zweifel: Der gebürtige Ukrainer Anton Schneerson ist ein nachdenklicher Mann, der sich besinnt, bevor er keiner Frage ausweicht.
Pumpen für die Energiewende
Der 33-Jährige ist unverkennbar stolz, die „gute Frage“ nach dem heutigen und künftigen Anteil von Pleuger-Pumpen, die im Bereich der Erneuerbaren Energien verbaut werden, mit einer Erfolgsgeschichte beantworten zu können: „Als wir vor über fünf Jahren hierher kamen, wurden die Spezialpumpen, die von unseren wartungsarmen, wassergefüllten Nassläufermotoren angetrieben werden,
vor allem in der Öl- und Gasindustrie verbaut, häufig auf Plattformen. Heute beliefern wir zu einem guten Drittel Windparkprojekte, zum Beispiel Sunrise, 30 Meilen vor der Küste New Yorks, das ab 2026 fast 1.000 Megawatt für rund 600.000 New Yorker Haushalte liefern soll.“ Und in ein +paar Jahren rechne er mit mehr als 50 Prozent Umsatz aus solchen Windparkinstallationen, von denen gerade vor der US-Küste und ebenso in der Nordsee viele geplant und gebaut werden, und die alle auf die Ingenieurskunst setzen, um die anspruchsvollen Spezifikationen für Kühlwasserkreisläufe auf rauer See zu erfüllen.
New York, das ist für den mal in bestem Business-Englisch, dann wieder in fließendem Deutsch sprechenden Manager ein Schicksalsort: „Ich verließ meine Heimatstadt Dnipro mit 16 Jahren, weil ich einfach in die Welt wollte. Als Tellerwäscher habe ich angefangen, dann auf Kellner umgesattelt, da gab es wenigstens Trinkgeld“, erzählt der Weitgereiste. In Österreichs Hauptstadt machte er an der Fachhochschule Wiener Neustadt
„Heute beliefern wir zu einem guten Drittel Windparkprojekte“
Anfang der Zehnerjahre den Bachelor in International Accounting and Finance, am Jerusalemer Mayanot Institute of Jewish Studies einen Foundation Degree, an der LSBU in London absolvierte er den Master of International Finance. Nach verschiedenen Stationen in der Finanzwelt kam Schneerson 2018 zur Flacks Group, die sich seit vier Dekaden mit Investitionen in schlingernde mittelständische Industrieunternehmen weltweit beschäftigt. „Mein Mentor und Boss Michael Flacks, heutiger Chairman und Eigentümer von Pleuger, ließ mich die Übernahme mitgestalten, und wenig später fragte er mich, ob ich nicht auch die Geschäftsführung übernehmen wolle. Und weil ich mich in Deutschland und Hamburg verliebt hatte, sagte ich ja“,
berichtet der heutige Wahl-Eppendorfer, der seit einigen Jahren auch deutscher Staatsbürger ist.
Vom Sanierungsfall zum Vorzeigeunternehmen
Für Pleuger war der Einstieg von Flacks und Schneerson offenbar ein Glückfall: Nur 165 der in den Sechzigern noch mehr als 500 Beschäftigten waren vor sechs Jahren in Wandsbek noch übrig, das Unternehmen machte nach verschiedenen Eigentümerwechseln Verluste. Dabei hatte die mittlerweile 95-jährige Firmengeschichte die Pleuger-Pumpen weltweit zu einem klingenden Namen unter Fachleuten werden lassen. Der geniale Ingenieur Friedrich Wilhelm Pleuger gründete den Betrieb 1929 in Berlin, revo-
Fotos: Kirsten Haarmann
lutionierte mit seinem Patent der Tauchmotorpumpe erst den Berliner, dann den Moskauer U-Bahnbau – der wassergefüllte Motor erlaubte das Abpumpen von Grundwasser aus großen Tiefen. Mit Schöpfwerk- und Polderpumpen wurde Pleuger international erfolgreich, ebnete den Weg zur bakterienarmen Trinkwasserversorgung selbst aus tiefen Grundwasserschichten, mit Projekten unter anderem in Argentinien, Frankreich und Mexiko.
Nach der kriegsbedingten Zerstörung der Pleuger-Werke in Berlin und Greiz sowie der Enteignung durch die DDR entschloss sich der findige Unternehmer, Ende 1945 in Hamburg neu anzufangen. Weitere Erfindungen wie etwa die 1955 vorgestellte Propellergondel für Schiffe ließen den Betrieb rasch wachsen und zu einer Hamburger Institution werden: Die Alsterfontäne wird seit den Achtzigerjahren von einer Pleuger-Pumpe erzeugt, der legendäre Firmenchef stieg zum Generalkonsul von Ghana auf. „Friedrich Wilhelm Pleuger hat hier auf dem Firmengelände auch sein Privathaus gehabt“, sagt Anton Schneerson beim Gang über das verwinkelte 41.000-Quadratmeter-Gelände und zeigt auf ein etwas abgelegenes Gebäude. Vom Hidden Champion der Pumpenbauer zum Teilnehmer an den ChampionsLeague-Projekten der Energiewende –ein langer Weg, den der junge Chef vor allem mit Optimismus, Weltoffenheit, Respekt und Korpsgeist geebnet hat: „Diese Firma ist ein Juwel deutscher Ingenieurskunst, mit vielen unserer heute gut 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die jahrzehntelang hier arbeiten und hoch spezialisiert sind“, schwärmt Schneerson. Nie würden Flacks und er auf die Idee kommen, die Produktion ins Ausland zu verlagern und so erfahrene Beschäftigte zu verlieren. „In unserem kundenspezifischen Segment ist ‚Made in Germany‘ weiter eine Ansage, mit der man auch gute Preise für langlebige,
effiziente Produkte erzielt“, sagt er nicht ohne Stolz. Neben dem Pumpen- und Motorenbau hat Schneerson den Service für die nicht selten Jahrzehnte laufenden Pleuger-Produkte weltweit ausgebaut und die Digitalisierung des Traditionsunternehmens vorangetrieben: „Wir fanden hier ein riesiges Papierarchiv vor, mit tausenden Konstruktionszeichnungen aus den letzten siebzig Jahren. Da musste man manchmal wochenlang suchen, um ein bestimmtes Produkt zu finden. Jetzt haben wir über mehrere Jahre alles digitalisiert, und jede Zeichnung von Friedrich Wilhelm Pleuger und seinen Ingenieuren ist nach ein paar Klicks auffindbar.“
Wenn Anton Schneerson nicht für seine Arbeit schwärmt, setzt er sich gern ans Klavier. Oder geht eine gute Stunde um die Alster, am liebsten täglich. Und engagiert sich in der jüdischen Gemeinde Hamburgs, die mit der Renovierung des Zentrums an der Rothenbaumchaussee und dem Wiederaufbau der Bornplatz-Synagoge vor großen Aufgaben steht. Ganz außer Frage steht also: Langeweile ist Anton Schneerson unbekannt. Alexander Luckow
Pleuger
Von den weltweit mehr als 300 Beschäftigten sind 210 in Hamburg-Wandsbek tätig, zur Zeit der Übernahme durch die Flacks Group 2018 waren es nur 165. Der Name Pleuger wurde einem breiteren Publikum vor allem nach der Installation der Pumpe unter der Binnenalsterfontäne bekannt, die heute von einem effizienten Permanent-Magnet-Motor mit einer Leistung von 75 Kilowatt bis zu 200.000 Liter Wasser pro Stunde in die Luft schießt. Darüber hinaus unterstützt das Unternehmen zahlreiche soziale Projekte und macht seit 2023 auf freiwilliger Basis einen ESG-Bericht.
„In unserem Segment ist ‚Made in Germany‘ weiter eine Ansage“
TREFFPUNKT NORD
Konzertgänger (v. l.): Carl Kau (CDU), Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) mit Ehefrau Brigitte und Cornelius Neumann-Redlin (UVHB).
Freuen sich auf einen musikalischen Hochgenuss: NORDMETALL-Präsident Folkmar Ukena (LEDA Werk) nebst Gattin Ruth.
Das Musikfest Bremen feiert
Spätsommerliches Flair beim Empfang im Garten der Glocke.
150 Jahre Fledermaus, unter diesem Motto stand das diesjährige Abschlusskonzert des Musikfest Bremen . Rund 70 Gäste stimmten sich am 6. September auf Einladung von NORDMETALL und der Unternehmensverbände im Lande Bremen (UVHB) auf das Konzertereignis ein. Der Empfang im sommerlich warmen Garten der Glocke bot viel Gelegenheit zum angeregten Gespräch. Anschließend verzauberten Dirigent Marc Minkowski und seine Musiciens du Louvre die Konzertbesucherinnen und -besucher mit ihrer exzellenten Interpretation von Johann Strauß' weltbekannter Operette „Die Fledermaus“. Der Abend schloss beschwingt im Dreivierteltakt. BiB Fotos: Björn Hake, Adobe Stock/hippe
Liebhaber herausragender Musikveranstaltungen: Marcel Christmann (AGV Bremerhaven) mit seiner Ehefrau Anke.
Ausgelassener Stimmung: Musikfest-Intendant Prof. Thomas Albert (l.) und UVHB-Präsident Lutz Oelsner.
Gern von der Muse geküsst: die NORDMETALL-Ehrenvorstände Wolfgang Würst (l.) und Dr.-Ing. Uwe Boeke.
Treffen der Ingenieure
Verbandsingenieure aus dem gesamten Bundesgebiet haben sich Mitte September in Hamburg getroffen. Kern des gemeinsamen Austauschs: Welche Chancen bietet Künstliche Intelligenz (KI) für die weitere Automatisierung von Arbeit in Konstruktion und Produktion? Organisiert wurde das vom Institut für angewandte Arbeitswissenschaft (ifaa) initiierte Treffen von NORDMETALL BiB
Fotos: Dr. Armin Bossemeyer
Robert Focke, BAADER-Geschäftsführer und NORDMETALL-Vizepräsident.
Teil des zweitägigen Programms: ein gemeinsamer Besuch des AIRBUS -Werks in Finkenwerder.
Mitte September kamen auf Einladung des Instituts für angewandte Arbeitswissenschaft (ifaa) rund 20 Verbandsingenieure aus ganz Deutschland in Hamburg zusammen.
Kommunikativ
Wie funktioniert das Businessdevelopment eines Hidden Champions: Anfang Juli war das Netzwerk Kommunikation beim Food-Processing-Machinery-Hersteller BAADER in Lübeck zu Gast. Rund ein Dutzend Kommunikatoren, PRund Marketing-Fachleute aus den Mitgliedsunternehmen von NORDMETALL und AGV NORD diskutierten während ihres Sommertreffens die Lage der Maschinenbauer in der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie. BiB
Fotos: Christian Augustin
Filetiert und grätenfrei kommt der Fisch aus der Maschine.
Nils Kühnel, Geschäftsführer und CTO Fish Division bei BAADER.
Blick in die Maschinenproduktion.
BAADERKommunikationschef Harald Ehren.
Wissbegierige Gäste: Martin Pietsch (r.), Leiter des BAADER Technology Centers, demonstriert, wie aus einem ganzen Fisch ein Filet wird.
TARIF UPDATE
Ob es um Tarifverträge, die geplante Einführung eines Schichtsystems oder die Eingruppierung von Beschäftigten geht – die NORDMETALLAbteilung „Tarifrecht und Arbeitsorganisation“ unterstützt kompetent und schnell. An dieser Stelle antworten die erfahrenen Juristen und Arbeitswissenschaftler auf aktuelle Fragen, die aus dem Kreis der NORDMETALL-Mitgliedschaft gestellt werden.
Tarifliche Definition der außertariflich Beschäftigten
In den Manteltarifverträgen der Metall- und Elektroindustrie findet sich die Definition der außertariflich Beschäftigten, kurz AT-Beschäftigten, die gerade nicht unter die Tarifverträge fallen. Diese haben einen Aufgabenbereich, der höhere Anforderungen stellt, als die höchste Entgeltgruppe verlangt. Auf Basis eines schriftlichen Einzelarbeitsvertrages, in dem sie als AT-Beschäftigte zu bezeichnen sind, muss ihr vereinbartes regelmäßiges Monatseinkommen eine im Tarifvertrag festgeschriebene – tarifdynamische – Grenze überschreiten. Zumindest das zuletzt genannte Kriterium bereitet zunehmend Schwierigkeiten: Zwischen 2018 und 2023 wurden die Tarifentgelte nicht prozentual erhöht. Stattdessen sind für die tariflich Beschäftigten Einmalzahlungen, die tariflichen Zusatzgelder, vereinbart worden, an denen Kraft Tarifvertrag die AT-Beschäftigten aber gerade nicht partizipieren. So können tariflich Beschäftigte in den oberen Entgeltgruppen ein höheres Jahreseinkommen erzielen als ein AT-Beschäftigter, der das tariflich festgeschriebene Mindesteinkommen erhält.
Aufgrund dieser Schieflage hatten sich die Tarifvertragsparteien bereits 2021 zu einer Überarbeitung der AT-Definition verpflichtet. Da aber hier die betriebliche Wirklichkeit vielfältig ist, konnte bisher kein Ergebnis in den Gesprächen zwischen NORDMETALL und IG Metall Küste erzielt werden, das möglichst vielen ATBeschäftigten und Unternehmen gerecht wird.
Unseren Leitlinien einer modernen Tarifpolitik folgend haben wir in Kooperation mit der Fachhochschule
Westküste in qualitativen Interviews bei vielen Mitgliedsunternehmen die IST-Situation sowie die Wünsche an eine künftige AT-Definition abgefragt. Unser Tarifpolitischer Ausschuss (TPA) hat sich in mehreren Sitzungen mit diesem Thema befasst. Gemeinsam mit der IG Metall Küste und Betriebsräten haben wir in Workshops das komplexe Thema diskutiert. Es gilt, eine Vielzahl von Problemen zu lösen: Bei der Frage der Arbeitszeit ist zu klären, wie das monatliche oder jährliche Mindestentgelt bei Teilzeit oder verlängerter Vollzeit zu berechnen ist. Beim Mindestentgelt ist zu definieren, welche Vergütungsbestandteile in welcher Höhe Berücksichtigung finden können, beim abgeforderten Aufgabenbereich schließlich ist festzulegen, ob besondere Berufsgruppen Berücksichtigung finden können. Nicht zuletzt muss ein möglichst umfassender Bestandsschutz garantieren, dass eine neue tarifliche Regelung nicht in die gelebte Praxis der Unternehmen eingreift. Auch hier folgen wir unseren Leitlinien einer modernen Tarifpolitik: Wir wollen Leitplanken schaffen, die dann im Betrieb mit Leben gefüllt werden können.
Die Gespräche auf Arbeitsebene befinden sich auf einem guten Weg. Wir werden Sie darüber informieren, ob wir die skizzierte Problematik im Rahmen der Tarifrunde oder erst später werden lösen können. Wie immer steht Ihnen die Abteilung Tarifrecht und Arbeitsorganisation für Rückfragen sehr gern zur Verfügung. Stephan Kallhoff
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26382 Wilhelmshaven
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MEIN STANDPUNKT
Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzabschaffung
Der Bundesklimaminister, der auch als Bundeswirtschaftsminister unterwegs ist, hat eine Erleuchtung: Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz sei „bei guter Intention völlig falsch abgebogen“. Er wolle „die Kettensäge anwerfen und das ganze Ding wegbolzen“, so Robert Habeck in ungewöhnlich martialischer Rhetorik. Die einzigartige wirtschaftliche Schwäche Deutschlands mache eine Aussetzung nötig, ergänzte er in ministeriellem Tonfall. Bravo, möchte man dem potenziellen Grünen-Kanzlerkandidaten zurufen. Zwar kommt diese Erkenntnis spät, aber immerhin. Denn die Kosten, die Unternehmen für die Bewältigung bürokratischer Berichtspflichten zu schultern haben, sind in den vergangenen zehn Jahren um 16 Prozent gestiegen. 66,5 Milliarden per anno waren es Anfang 2024, vor sechs Jahren noch 50 Milliarden, so das Statistische Bundesamt (Destatis). Für fast 12.300 Informationsberichte, mit denen sich eine ganze Branche aus Nachhaltigkeitsexperten, Corporate-Governance-Spezialisten und Compliance-Juristen mittlerweile beschäftigt. Niemand hat etwas gegen den segensreichen Sinn ihrer Tätigkeit: Nachhaltigkeit ist längst quer durch die deutsche Industrie Unternehmensziel. Ohne diese Fokussierung würden wir nicht nur den Klimawandel verstärken, sondern auch viele Kunden verlieren, denen ökologisch verantwortbares Wirtschaften zu Recht wichtig ist. Und doch bleiben viele Fragen: Warum muss Nachhaltigkeit mit endlosen Dateien und buchstarkem Papierkram pro Produkt für Behörden dokumentiert werden? Warum misstraut der Staat den Unternehmen so sehr, wenn er nicht mal in der Lage ist, Ausgleichszertifizierungen in China unter der Verantwortung der grünen Bundesumweltministerin Steffi Lemke vor millionenschwerem Betrug zu bewahren? Warum geht das nicht mit freiwilliger Selbstverpflichtung der Wirtschaft unter tatkräftiger Mitwirkung unabhängiger NGOs, die weder Geschäftsmodellen noch Ideologien verpflichtet sind? Antworten bleiben da bisher weitgehend aus. Erst recht angesichts des „Irrsinns“ (Der Spiegel), der den Betrieben wegen der jetzt in Kraft tretenden Nachhaltigkeitsberichterstattung der EU zusätzlich ins Haus steht. Wir schlagen erst mal eine Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzabschaffung vor, inklusive der Aussetzung der demnächst ersatzweise drohenden EU-Verordnung. Wäre doch ein Einstieg, um ganze ohne Kettensäge in die richtige Richtung einzubiegen, Herr Bundeswirtschaftsminister, oder?
Alexander Luckow, „Standpunkte“Chefredakteur
Sie erreichen mich unter: luckow@nordmetall.de www.facebook.com/Nordmetall-News zu Politik und Wirtschaft www.facebook.com/NORDMETALL
PERSONENREGISTER
Prof. Thomas Albert, S. 56, Musikfest Bremen
Ksenija Bekeris, S. 33, Senatorin für Schule und Berufsbildung Hamburg, SPD Christiane Benner, S. 62, IG Metall
Dr. Thomas Bielefeld, S. 17 ff., Premium AEROTEC GmbH
Dr.-Ing. Uwe Boeke, S. 56, Ehrenmitglied des Vorstandes NORDMETALL e. V. Julian Bonato, S. 28 f., Vorsitzender AGV NORD e. V. / MHG Heiztechnik GmbH
Dr. Jessica Bönsch, S. 33, NORDMETALL-Stiftung (bis 30.09.2024)
Markus Braemer, S. 45, Hagenuk Marinekommunikation GmbH
Bertram Brossardt, S. 10, Verband der Bayerischen Metall- und Elektro-Industrie e. V.
Klaus Brunkhorst, S. 28, 30, Vorstand NORDMETALL e. V. / weycor by Atlas Weyhausen GmbH
Oliver Burkhard, S. 40, thyssenkrupp Marine Systems GmbH
Marcel Christmann, S. 56, Arbeitgeberverband Bremerhaven Anke Christmann, S. 56
Harald Ehren, S. 57, Nordischer Maschinenbau Rud. Baader GmbH & Co. KG
Dr. Nico Fickinger, S. 3, 8, 10 f., 62, NORDMETALL e. V.
Michael Flacks, S. 54, Flacks Group Robert Focke, S. 57, Vizepräsident
NORDMETALL e. V. / Nordischer Maschinenbau
Rud. Baader GmbH & Co. KG
Dr. Sirkka Freigang, S. 18 f., Bildungsberaterin und Expertin für Smart Learning Environments
Daniel Friedrich, S. 7, 9, IG Metall Küste Ralf Fücks, S. 62, Zentrum Liberale Moderne
Peter Golinski, S. 26, 50 f., NORDMETALL e. V. Robert Habeck MdB, S. 60, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Bündnis 90/Die Grünen
Dr. Daniela Haller, S. 10, Vorstand NORDMETALL e. V. / Airbus Aerostructures GmbH
Hubertus Heil MdB, S. 42, Bundesminister für Arbeit und Soziales, SPD
Prof. Dr. Benjamin Höhne, S. 62, Technische Universität Chemnitz
Dietmar Janssen, S. 41, Neue Jadewerft GmbH
Carl Kau, S. 56, CDU Bremen
Christian Kitzler, S. 28, weycor by Atlas Weyhausen GmbH
Prof. Dr. Renate Köcher, S. 62, Institut für Demoskopie Allensbach
Dr. Galina Kolev-Schaefer, S. 30, Institut der deutschen Wirtschaft
Nils Kühnel, S. 57, Nordischer Maschinenbau
Rud. Baader GmbH & Co. KG
Christian Lindner MdB, S. 42, 62, Bundesminister der Finanzen, FDP
Dr. Carsten Linnemann MdB, S. 62, Generalsekretär der CDU
Friedrich Lürßen, S. 40, NVL B.V. & Co. KG
Dr. Georg Marschall, S. 45, Hagenuk Marinekommunikation GmbH
Ulrich Mäurer, S. 56, Senator für Inneres und Sport Bremen, SPD
David McAllister MdEP, S. 5, 63, Vizepräsident der EVP
Jens Meier, S. 40, Hamburg Port Authority AöR
Siemtje Möller MdB, S. 41, Parlamentarische Staatssekretärin der Verteidigung, SPD
Cornelius Neumann-Redlin, S. 56, Die Unternehmensverbände im Lande Bremen e. V.
Lutz Oelsner, S. 56, Präsident Die Unternehmensverbände im Lande Bremen e. V.
Karlheinz Pape, S. 36, Corporate Learning Community gUG
Jonathan Perkins, S. 40, Mabanaft GmbH & Co. KG
Vinod Philip, S. 41, Siemens Energy Global GmbH & Co. KG
Martin Pietsch, S. 57, Nordischer Maschinenbau Rud. Baader GmbH & Co. KG
Boris Pistorius, S. 62, Bundesminister der Verteidigung, SPD
Prof. Dr. Axel Plünnecke, S. 5, 46 ff., Institut der deutschen Wirtschaft
Karin Prien, S. 5, 46 ff., Ministerin für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur Schleswig-Holstein, CDU
Thomas Raths, S. 16, 19, Nordischer Maschinenbau Rud. Baader GmbH & Co. KG
Claus Ruhe Madsen, S. 62, Minister für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus des Landes Schleswig-Holstein, CDU Uwe Santjer, S. 41, Oberbürgermeister von Cuxhaven, SPD
Dr. Peter Schlaffke, S. 7 f., 62, NORDMETALL e. V.
Anton Schneerson, S. Titel, 5, 52ff. Pleuger Industries GmbH
Svenja Schulze MdB, S. 40, Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, SPD
Frank-Walter Steinmeier, S. 41, Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland, SPD
Lena Ströbele, S. Titel, 7 ff., 14 f., Verhandlungsführerin NORDMETALL e. V., NVL B.V. & Co. KG
Marina Tcharnetsky, S. 33, Artificial Intelligence Center Hamburg e. V. Sönke Timmermann, S. 40, Getriebebau NORD GmbH & Co. KG
Aminata Touré, S. 62, Ministerin für Soziales, Jugend, Familie, Senioren, Integration und Gleichstellung Schleswig-Holstein, Bündnis 90/Die Grünen
Dr. Peter Tschentscher, S. 40, Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, SPD
Folkmar Ukena, S. 11 f.,15, 56, 62, Präsident NORDMETALL e. V.
Ruth Ukena, S. 56
Carolin von Rönne, S. 29 f., Getriebebau NORD GmbH & Co. KG
Jörg Weber, S. 38, Bürgermeister der Stadt Fehmarn, SPD
Stephan Weil, S. 41, Niedersächsischer
Ministerpräsident, SPD
Eleonora Wewer, S. 5, 34, 36, NORDMETALL e. V.
Prof. Dr. Stefan Wiedmann, S. 24, NORDAKADEMIE gemeinnützige AG
Klass Wiggers, S. 32, Gymnasium an der Willmsstraße
Jens Dirk Wohlfeil, S. 10, Gesamtmetall
Brigitte Wohner-Mäurer, S. 56
Dr. Stefan Wolf, S. 62, Gesamtmetall
Wolfgang Würst, S. 56, Ehrenmitglied des Vorstandes NORDMETALL e. V.
IMPRESSUM
Standpunkte
Das Magazin von NORDMETALL e. V., dem M+E-Arbeitgeberverband für Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, das nordwestliche Niedersachsen und Schleswig-Holstein.
Herausgeber:
Haus der Wirtschaft Kapstadtring 10 22297 Hamburg www.nordmetall.de
E-Mail: standpunkte@nordmetall.de
Verantwortlich im Sinne des Presserechts:
Dr. Nico Fickinger, Hauptgeschäftsführer
Chefredakteur:
Alexander Luckow (Luc) Tel.: 040 6378-4231
E-Mail: luckow@nordmetall.de
Redaktion: Birte Bühnen (BiB) Tel.: 040 6378-4235
E-Mail: buehnen@nordmetall.de
Daniel Jakubowski (DJ) Tel.: 040 6378-4258
E-Mail: jakubowski@nordmetall.de
Autoren: Thorsten Alsleben, Dr. Nico Fickinger, Stephan Kallhoff, Helmut Reich, Dr. Peter Schlaffke (PS), Deike Uhtenwoldt, Clemens von Frentz (CvF), Peter Wenig (pw)
Art-Direktion:
Ingrid Ehlers Tel.: 040 6378-4822
Birgit Hochleitner Tel.: 040 6378-4823
E-Mail: grafik@nordwirtschaftsmedien.de
Produktion:
Druck:
CaHo Druckereibetriebsges. mbH 42. Jahrgang
Erscheinungsweise: viermal im Jahr
Bezug: Kostenfrei für Mitgliedsunternehmen von NORDMETALL und Sonderempfänger in Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Medien.
Das Magazin und alle in ihm veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird keine Haftung übernommen. Nachdruck und Verbreitung des Inhalts nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Chefredaktion, mit Quellenangabe und Zusendung eines Beleges an die Redaktion. Vervielfältigungen von Teilen dieses Magazins sind für den innerbetrieblichen Gebrauch der Mitgliedsunternehmen gestattet. Die mit dem Namen oder den Initialen des Verfassers gekennzeichneten Beiträge geben die Meinung des Verfassers, aber nicht unbedingt die Ansicht des Herausgebers oder der gesamten Redaktion wieder.
Titelfoto: Christian Augustin
KURZ VOR SCHLUSS
M+E-Industrie tagt in Berlin
Anfang September hat jeder Dritte in Sachsen und Thüringen die AfD gewählt. Das macht auch etwas mit dem Zusammenhalt in der Gesellschaft. Deshalb hätte der Arbeitgeberdachverband Gesamtmetall seinen am 9. September stattgefundenen Tag der M+E-Industrie nicht passender überschreiben können: Geht und das „Wir“ verloren? Zum zweiten Mal kamen auf Einladung der M+E-Arbeitgeber die Spitzen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft in Berlin zusammen – diesmal, um darüber zu diskutieren, wie gesellschaftlicher Zusammenhalt gelingen kann. Außer Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP), Bundesverteidigungsminister
Standpunkte-Podcast
Boris Pistorius (SPD), CDU-Generalsekretär Dr. Carsten Linnemann , dem Geschäftsführenden Gesellschafter des Zentrums Liberale Moderne, Ralf Fücks (Bündnis 90/Die Grünen), und Prof. Dr. Benjamin Höhne (TU Chemnitz) waren auch (Foto v. l.) Dr. Nico Fickinger (NORDMETALL), Prof. Dr. Renate Köcher (Institut für Demoskopie Allensbach), Dr. Stefan Wolf (Gesamtmetall), Christiane Benner (IG Metall), Folkmar Ukena (NORDMETALL) beim Tag der M+E-Industrie dabei. BiB
Arbeitszeitdialog
in Kiel
Kommt Bewegung in die Debatte um eine Anpassung des Arbeitszeitgesetzes? Unter Vorsitz der Sozialministerin Aminata Touré (9. v. l., Bündnis 90/Die Grünen) und des Wirtschaftsministers Claus Ruhe Madsen (8. v. l., CDU) ist Anfang September ein Dialogprozess mit Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden in Schleswig-Holstein gestartet. Seitens der Arbeitgeber koordiniert der UV NORD den Prozess. Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer von NORDMETALL, Dr. Peter Schlaffke (2. v. r.), machte in Kiel deutlich, dass die bisherige Zehn-Stunden-Höchstgrenze für die tägliche Arbeitszeit von der europäischen Richtlinie nicht gefordert werde. Ausreichend sei die Festlegung einer wöchentlichen Höchstarbeitszeit von durchschnittlich 48 Stunden. Darüber hinaus sei die geltende Ruhezeitregelung durch eine unbeschränkte Öffnungsklausel für die Tarifparteien zu erweitern. Die Landesregierung wird intern beraten, wie der Schutz der Beschäftigten einerseits und die Notwendigkeit der Schaffung weiterer Flexibilität eventuell durch Experimentierklauseln erreicht werden kann. Durch eine entsprechende Bundesratsinitiative könnte das Land Schleswig-Holstein Bewegung in die festgefahrenen Gespräche auf Bundesebene bringen. PS
Der Politik-Podcast des Hauptgeschäftsführers der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie Dr. Nico Fickinger.
Thema: Zweite Runde der M+E-Tarifverhandlungen 2024
Fotos: Christian Augustin; Claudius Pflug; Fenja Hardel; Adobe Stock (Israel); shutterstock (New Africa); istockphoto (tigerstrawberry)
Ich lese „Standpunkte“, weil ...
„... es für mich sehr hilfreich ist, aus erster Hand zu erfahren, was die für uns im Norden so wichtige Metall-und Elektroindustrie beschäftigt.“
David McAllister MdEP, Vizepräsident der Europäischen Volkspartei (EVP)
Foto: Christian Augustin
Ausbildungskonferenz
#NetzwerkAusbildung
Ausbildungskonferenz 2024
Vielfalt und Innovation in der Ausbildung
Die Ausbildungskonferenz 2024 findet am 28./29. November in Bergedorf im KörberHaus statt.
Modernisierung der Ausbildungsberufe in der M+E-Industrie
Zukunftsindustrie.de - Image- und Karriereplattform der M+E-Industrie
Anwendungsfelder der Gamification in Ausbildung und Recruiting
Die Themen:
Ausbildung planen und umsetzen – aber wie? Expert Debriefing
Employerbranding und Ausbildungsmarketing (Neuro-)Diversität in der Ausbildung Recruiting Tools für die Ausbildung
Anmeldung bis spätestens 01. November 2024 unter nordmetall-agvnord.de