Neue Szene Augsburg 2020-11

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Sedef Adasi ist eine der gefragtesten DJs, die Augsburg je hervorgebracht hat. Trotz steilem Karriereverlauf mit weltweiten Gigs und ein wenig Fremdflirten als Resident im Münchner Blitz Club bleibt sie ihrer Heimatstadt treu. Seit 2016 sorgt sie hier im City Club mit ihrer Partyreihe „Hamam Nights“ für ausgelassene Abende mit viel Liebe und kleinem Augenzwinkern. Wir trafen sie in ihrem Studio zum Gespräch über erste DJ-Gehversuche als Teenager, das Augsburger Nachtleben und den Spagat zwischen Corona-Schutzmaßnahmen und dem Erhalt der Clubkultur. Von Lina Frijus-Plessen

Die Elektrofrau Interview mit der Augsburger DJ und Veranstalterin Sedef Adasi

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Sedef, wenn man deinen Namen googelt, stößt man erstmal auf eine hübsche kleine Insel bei Istanbul. Ja, das stimmt. Sedef ist mein tatsächlicher Vorname, aber Adasi ist ein Künstler-Nachname. Ich habe mich nach der Insel benannt, weil es dort wunderschön ist und mir außerdem der Klang gut gefällt. Ich bin in Augsburg geboren, aber meine Eltern sind Türken aus dem Balkan, der Name ist also eine Art Verbindung zu meinen Wurzeln. Wie bist du eigentlich zum Auflegen gekommen? Wir hatten zuhause immer viel Musik aus allen möglichen Genres rumliegen. Ich kann mich noch erinnern, dass es mir schon als Kleinkind total Spaß gemacht hat, mit den Platten und Kassetten in unserer Anlage herumzuspielen. Später habe ich viel analoge Musik digitalisiert und für meine Freunde und mich Mixtapes zusammengestellt. Mit 14 habe ich auf einer Geburtstagsparty selbstgebrannte CDs von mir gespielt und die Musik ist super angekommen, aber es hat mich extrem genervt, dass zwischen den einzelnen Liedern immer ein paar Sekunden Pause war, die die gute Stimmung unterbrochen hat. Ich dachte mir das muss ich nächstes Mal anders machen, und habe nach und nach gelernt, wie man Musik mischen kann und dann angefangen, längere Sets zusammenzubasteln. Das hat mich als Hobby meine ganze Jugend über begleitet.

Wie hast du dann dein Hobby zum Beruf gemacht? Damals hat in einem Augsburger Klamottenladen jeden Samstag ein DJ aufgelegt und ich habe irgendwann angefragt, ob ich das auch mal ausprobieren kann. Ein paar Jahre lang habe ich dann regelmäßig dort Musik gespielt, parallel dazu auch bei Geburtstagsfeiern oder Hochzeiten. Mit der Zeit hat es sich dann herumgesprochen, dass ich auflege und ich habe bei jedem Gig mehr Leute aus der Veranstalter- und Clubszene kennengelernt. So bin ich schließlich irgendwann Resident-DJ im Schwarzen Schaf geworden. Ich hätte mir diese Entwicklung nie erträumen lassen. Aber als ich dann tatsächlich im Club auflegen konnte, wusste ich: das ist genau das, was ich machen will! Wie würdest du selbst deinen Sound beschreiben? Mein Sound ist vor allem divers. Ich spiele elektronische Musik zwischen Techno, House, Acid, Elektro, EBM und zwischendurch dürfen’s auch mal ein paar Oldies von Madonna oder Depeche Mode sein. Je nachdem wann und wo ich auflege, ändert sich meine Musik. Deshalb bereite ich auch keine Sets vor, sondern versuche spontan vor Ort das passende Feeling mit der Musik zu transportieren. Für mich ist es einfach spannend, wenn ich am Anfang selbst noch nicht weiß, wohin die Reise geht. Du hast schon Gigs in ganz Europa und den

USA gespielt. Was zeichnet im Vergleich dazu die Augsburger Clubszene aus? Klar in Berlin, New York oder Barcelona gibt es ein viel größeres Angebot, da ist mehr los, es ist viel diverser und bunter. Hier in Augsburg ist das Ganze halt ein bisschen gediegener. Ich würde aber nicht sagen, dass die Clubkultur in Großstädten unbedingt besser sein muss. Augsburg hat auf jeden Fall eine Menge junge, kreative Leute und tolle Läden, die viel Potenzial mitbringen. Ich habe auch schon in irgendwelchen fancy Großstadtclubs aufgelegt, wo die Stimmung nicht gepasst hat und musste dann wehmütig an den City Club zurückdenken. Viele Leute, die im Künstler- und Veranstaltungsbereich arbeiten, ziehen früher oder später nach Berlin oder in andere Metropolen. Hat es dich nie in den Fingern gejuckt, auch in die Großstadt zu ziehen? Manchmal schon, aber so wirklich weggezogen hat es mich nie. Mir gefällt es in Augsburg einfach zu gut. Außerdem haben wir hier doch auch viel Kunst und Kultur, coole Leute und Locations und ich finde es umso wichtiger, daran weiterzuarbeiten. Manche Leute aus der Branche ziehen weg, weil sie denken hier geht ja eh nichts. Aber das ist aus meiner Sicht genau der falsche Ansatz. Ich sehe es eher als Aufgabe, vor Ort etwas für meine Heimatstadt zu tun und zu versuchen, die Clubkultur in kleineren Städten auf ein anderes Level zu bringen.


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