Freie Kunst für alle Dass Kunst im öffentlichen Raum im wahrsten Sinne des Wortes besonders zum Leuchten gebracht werden konnte, das liegt vor allem auch an der Fähigkeit von Künstlerinnen. Sie holen in Vorarlberg auf.
D Zukunftsfähig. Raum für Geburt und Sinne in Hittisau.
Kunst für Passanten. Galerie Vor-Ort in Altach.
igitale Kunst im öffentlichen Raum? Wer in Vorarlberg danach sucht, wird zwar nicht schnell fündig, aber grundsätzlich ist sie wohl mit einem Namen verbunden, nämlich mit Ruth Schnell. Die Vorarlberger Künstlerin und Professorin in Wien thematisiert in ihren Arbeiten die Wahrnehmung. Wenn sie dabei politische Statements abgibt und – wie zuletzt in einer Ausstellung in der Galerie Lisi Hämmerle in Bregenz – die mutige Haltung der Chemikerin Clara Immerwahr zur Verantwortung von Wissenschaftlern als Interaktion zwischen virtuellen und realen Personen zeigt, wird es eine große Inszenierung. Das Mitwirken des Betrachters, der sich entweder mit einer Hololens-Brille vertraut machen muss oder dem eigentlichen Sinn einer ihrer LEDInstallationen nur mit entsprechender Beweglichkeit erfahren kann, ist erforderlich. Begriffe zu Heimat und Fremde sind jedenfalls für Passanten am Bregenzer Hafen erkennbar, sobald die Installation aktiviert ist. Die „Floating Signs“ zählen zu jenen seltenen Arbeiten im öffentlichen Raum in Vorarlberg, die Künstlerinnen schaffen konnten. In diesem Fall ging der Umsetzung ein Wettbewerb voraus, bei dem Schnell die Jury überzeugte. Ein ähnliches Auswahlverfahren führte auch dazu, dass die Künstlerin beim Hallenbad in Dornbirn ein Lichtschriftband realisierte, das mit den Besuchern interagiert. Dass sie schon Jahrzehnte davor einmal Österreich bei einer der weltweit bedeutendsten Ausstellungen,
nämlich der Biennale in Venedig, vertrat, sei erwähnt, weil sich das Land bisher bei der Wahl von Künstlerinnen für diesen Auftritt nicht hervorgetan hat. Gerade was die Medien- oder die Lichtkunst betrifft, halten Künstlerinnen aus Vorarlberg das Terrain gut besetzt. Siegrun Appelt hatte es schon vor Jahren mit der Glashaut des Kunsthaus Bregenz aufgenommen. Das mag etwas heißen, wenn man bedenkt, dass man zur Eröffnung des Gebäudes vor mehr als 20 Jahren auf James Turrell setzte, vor dessen Farbigkeit Appelt nicht kapitulierte, obwohl sie nichts von Buntheit hält. Auch die Schattenburg Feldkirch erfuhr durch ihr Lichtkonzept eine derartige architektonische Aufwertung, dass die Arbeit dort an sich permanent installiert bzw. immer wieder gezeigt werden sollte. Ins Innere der Erde blicken. Die Außenfassade des KUB schien für Miriam Prantl eher eine leichte Übung zu sein. Die Künstlerin hatte zuvor schon an mehreren Museen Kunst-am-Bau-Projekte mit Licht realisiert. Dass sie bereits in jenen Ausstellungen vertreten war, mit denen die Biennale Venedig offiziell umrahmt wird, sollte ebenfalls Erwähnung finden. Man muss eine kleine Fahrt auf sich nehmen bzw. am besten einen Ausflug zum Silvretta-Stausee planen, um dort eine besondere Arbeit zu sehen. Angesichts jener Fernrohre, die oft an Aussichtspunkten platziert sind und mit denen sich jeder eine Landschaft heranzoomen
Miriam Prantl hat nicht nur in der Silvretta ein Lichtkunstwerk geschaffen, wer das Vorarlberg Museum in Bregenz besucht, wird von ihr auf besondere Art zu den Ausstellungsebenen geleitet. Sie hat dort ihre Kunst-am-Bau-Erfahrung eingebracht. 86 kontur