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Neue Blickwinkel

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Modul auf Modul

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Dinge zum Guten verändern

Daniel Mutschlechner, Geschäftsführer des Jugend- und Bildungshauses St. Arbogast, mag neue Blickwinkel, gutes Essen und Musik. Frei nach seinem Lebensmotto: Mit den Füßen am Boden, mit dem Kopf überall. „kontur“ hat dem leidenschaftlichen Familienmenschen zehn Fragen gestellt.

Das Bildungshaus St. Arbogast lebt von der Begegnung. Eine herausfor-

dernde Zeit? Und ob! Arbogast ist live, hier geht es um den persönlichen Austausch und das Erleben mit allen Sinnen. Zoom kann den Arbogaster Spirit nicht ersetzen. Es sind emotional und wirtschaftlich angespannte Monate. Wir freuen uns auf die Rückkehr der Gäste.

Wie hat sich eure Arbeit verändert und welche Veränderungen wollt ihr mit in

die Zukunft nehmen? Das Seminar-Dorf Arbogast ist praktisch ganzjährig rund um die Uhr in Betrieb – da hat die Weiterentwicklung im Alltag manchmal wenig Platz. Deshalb haben wir die Coronazeit neben der Existenzsicherung dafür genutzt, um zu erneuern und aufzuarbeiten, was sich angestaut hat: inhaltlich wie infrastrukturell. Die gewonnene Flexibilität und den Mut, manch alte Muster abzulösen, das werden wir mit in die Zukunft nehmen. Es wird nach Corona vieles nicht mehr so sein wie früher. Aber es wird gut.

Du arbeitest für ein wirtschaftliches Unternehmen, getragen von der katholischen Kirche. Fließen hier, auch ökonomisch betrachtet, andere Blick-

winkel mit ein? Egal ob in Arbogast oder in jedem anderen Betrieb: Die Wirtschaft sollte immer für die Menschen da sein. Wenn ein Unternehmen Sinn stiftet und auf einer Wertebasis agiert, wenn es Arbeitsplätze schafft, das Gemeinwohl im Blick hat und der erfolgreiche Geschäftsverlauf Wertschöpfungsketten in Gang setzt, dann ist das Wirtschaft im besten Sinn. Das Gegenteil von Wirecard. Eine Besonderheit in Arbogast ist, dass wir im Auftrag der Diözese Bildung, Seelsorge und ein Kulturprogramm gestalten. Der Kirchenbeitrag unterstützt dieses Angebot, damit insbesondere junge Menschen die gute Qualität erleben können.

Welches war das letzte Seminar, das

du selbst besucht hast? In guter Erinnerung ist mir ein Vormittag mit Ronald Gnaiger, der in der Reihe „Arbogaster Fragen“ über die Spiritualität von Räumen sprach. Nach so einem Impuls geht man verändert aus dem Saal.

Sollten Menschen viel öfter mal be-

wusste „Atempausen“ einlegen? Unser Programm setzt sich mit den großen Fragen des Lebens auseinander. Wir stärken Menschen in ihrer Entwicklung und Lebensgestaltung. Es ist ein ganzheitlicher Bildungsansatz, der zu einem freien, eigenverantwortlichen, guten Leben befähigen soll. Der Kraftort Arbogast mitten in der Natur und unsere Slow Food-Küche bilden den geeigneten Rahmen. Diesen Ort kann man übrigens auch abseits eines gebuchten Seminars entdecken. Etwa im „Büro auf Zeit“, wo man in Ruhe für ein paar Tage einen aufgeräumten Schreibtisch mit Blick in die Natur hat, um den Überblick wieder zu gewinnen.

Hat sich dein Weltbild durch die Ar-

beit in St. Arbogast gewandelt? Nein. Mein Weltbild hat sich nicht verändert, aber meine Blickwinkel darauf werden erweitert. Ich lerne viel dazu. Ich mag die Menschen und will im Rahmen des Gestaltungs-Spielraumes Dinge zum Guten verändern. Egal in welcher Funktion und an welchem Ort.

Wie findest du privat einen Ausgleich?

Mein derzeitiger Lebensabschnitt bietet wenig unverplante Zeit. Komme ich nach Hause, übernimmt die Familie die Initiative. Gut so. Und wenn alles schläft, widme ich mich Zeitungen und Musikalben oder setze mich ans Klavier.

Die gewonnene Flexibilität und den Mut, manch alte Muster abzulösen, das werden wir mit in die Zukunft nehmen.

Daniel Mutschlechner

geboren 1978 in Dornbirn als jüngster von drei Brüdern, nach der Matura am BORG Schoren Diplomprüfung am Kolleg für Tourismus und Freizeitwirtschaft. 16 Jahre bei der Messe Dornbirn, davon drei als Geschäftsführer, seit Ende 2016 Geschäftsführer des Jugend- und Bildungshauses St. Arbogast. Privat. Verheiratet, Vater von drei Kindern (11, 9 und 4 Jahre).

Deine zweite „Heimat“ ist das „Pro-

belokal“. Wie kam es dazu? Ich probiere an freien Tagen gerne in der Küche und im Musikzimmer herum. Und wurde immer wieder nach Rezepten oder Musik gefragt. Nun teile ich diese Rezeptgeschichten – gespickt mit gesellschaftspolitischen Statements und Musiktipps – in meinem virtuellen Probelokal. Es ist schön, gelegentlich Koch, DJ und Autor zu spielen und den Gästen damit Freude zu bereiten. Und das Probelokal darf ja selbst im Lockdown offen halten ...

Als Genussmensch und leidenschaftlicher Koch: Hausmannskost oder

Sterneküche? Ich schätze die Slow Food-Philosophie und mag am liebsten das Einfache. Das aber auf hohem Niveau. Ich ziehe einen guten KäferbohnenSalat jeder Gänseleber-Pastete vor. Und richtig gute Bratkartoffeln sind mir viel lieber als exklusiver Hummer-Schaum. Aber es dauert, bis die einfachen Dinge auf Sterne-Niveau gelingen.

Freust du dich schon wieder auf den ersten Restaurantbesuch nach dem Lockdown? Zunächst freue ich mich darauf, wieder bedenkenlos Gäste bei uns daheim empfangen zu dürfen – die Kinder sehnen entspannte Nachmittage mit den Großeltern herbei, ohne Abstand, Maske und Tests. Den Gasthäusern wünsche ich regen Zulauf von verantwortungsvollen Gästen. Ich werde dabei sein. Sabine Carotta

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