Klenkes neo 2/2020

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Das Magazin

für junge Aachener 02 | 2020 unbezahlbar

MR. EU

DER REBELL. UND DAS. BRAVE KIND.

Was macht eigentlich ein Abgeordneter im Europäischen Parlament?

Judith und Christoph. sind von Beruf. Geigenbauer.

LANGE NICHT AM LIMIT

MODERN. STUDIEREN.

Der Aachener Marc David hat noch viel vor

R U T A N

Die Alternative Eupen.

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N I R E L T S N Ü

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MACH DICH

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INHALT

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SI M O N W I R T Z

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FOTOS: OBEN LINKS: UPMACHER, OBEN RECHTS: WARNER BROS. ENTERTAINMENT INC./ JAKE GILES NETTER, UNTEN LINKS: STEFFI RATZKE & ESTHI KELLETER, UNTEN RECHTS: UPMACHER

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LIEBE LESERINNEN UND LESER,

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MAGAZIN

LAUFBAHN

4 AUF DEN ERSTEN BLICK

20 DER REBELL UND DAS BRAVE KIND

Auf der Suche nach Sinn­ vollem und Skurrilem

6 ABER ERSTMAL EINE TASSE KAFFEE ... Künstlerin Kate Studley im neo-Porträt

­Judith Huppertz und ­Christoph Verstraeten ­bauen mit Leidenschaft Geigen

24 NICHT KLOTZEN, KLETTERN!

10 FRIEDENSPROJEKT ­Wir reden über die EU

­Arbeitsplatz Kletterseil – wenn der Bürojob zu lang­ weilig wird

14 NICHT AM LIMIT

26 MODERN STUDIEREN

Marc David hat Großes vor

16 HELFENDE HAND

­100 Jahre Studierenden­ werk Aachen

18 WAS AUF DIE OHREN ­Corona-Ferien? Wir stellen unsere Lieblingspodcasts vor

29 NICHT NUR ZUM ZOCKEN

Virtual Reality ist längst bei Unternehmen ­angekommen

30 VORLESUNG ODER NICHT VORLESUNG? ­Klenkes neo-Redakteurin Verena Bodenstein erzählt von ihrer Studienzeit

­Die Autonome Hochschule Ostbelgien in Eupen als Alternative

28 DAS MOBILE ­LABOR ­Die Phyphox-App ­revolutioniert die ­Physiklehre

IMPRESSUM Klenkes neo – ­Magazin für junge Aachener 8. Jahrgang klenkes-neo.de

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Verlag print'n'press Verlag GmbH Dresdener Straße 3, 52068 Aachen

Tel. +49(0)241 5101 611 E-Mail: info-klenkes@ medienhausaachen.de Geschäftsführung Alexandra Behle p-n-p.de

»

Druck Weiss-Druck GmbH & Co. KG Hans-Georg-Weiss-Str. 7 52156 Monschau

Redaktion Kira Wirtz (Chefredakteurin, verantwortlich im Sinne des Pressegesetzes)

Klenkes neo wird gedruckt auf Bilderdruck-­Recyclingpapier.

Anzeigen Jürgen Carduck

manchmal ist das eben so im Leben. Man plant, wälzt alles hin und her, schreibt Konzepte, immer mit einem festen Plan vor Augen. Und dann kommt alles anders.So ging es uns in der Redaktion bei diesem Heft. Eigentlich hatten wir vor, euch jetzt, wo es draußen langsam schön wird, eine Menge Eventtipps an die Hand zu geben. Schließlich wollen wir doch alle raus an die Sonne.

DOCH DANN KAM CORONA.

Theater und Kinos sind geschlossen, jede kleinste Veranstaltung wurde abgesagt. Kurzum – das Leben, wir wir es kennen, gibt es nicht mehr. Hättet ihr jemals gedacht, dass wir sowas mal erleben würden? Ich bestimmt nicht. Einfach nur krass! Wann wird das vorbei sein? Wann treffen wir uns mit Freunden zum Grillen, picknicken im Park, gehen für den Sommer shoppen oder fahren für ein Konzert nach Köln, wie auch letztes Jahr? Irgendwann haben wir unser Leben wieder, ganz sicher. Ewig kann das ja nicht gehen. Und bis dahin Langeweile? Ist eine Option. Eine andere ist es, mal was für andere zu tun, wo wir jetzt doch eh schon mehr Zeit haben. Wenn jeder einfach mal die einsamen Großeltern anrufen würde oder für die Nachbarn mit einkaufen ginge, wäre schon viel getan. Aber dafür müssen wir den Arsch hoch kriegen und mal unsere Komfortzone verlassen. Denkt mal drüber nach.

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AUF DEN ERSTEN BLICK

Für Euch sind wir immer auf der Suche nach Sinnvollem und Skurrilem

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SYMBOLBILD: RAWPIXEL.COM/FREEPIK

FOTO: ANNA CONTZEN

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FOTO: ANNA CONTZEN

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KATE

STUDLEY IM NEO-PORTRÄT

»ICH WOLLTE KEINEN BÜROJOB, WO ICH NACH DEN VORGABEN ANDERER ARBEITEN MUSS. ABER KLAR, AUCH ICH MUSSTE NACH DER SCHULE WAS MACHEN. ALS ES DANN ERNST WURDE MIT DER STUDIENWAHL, ENTSCHIED ICH MICH FÜR KUNST – DENN DAS WAR JA MEINE GROSSE LEIDENSCHAFT!«


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ABER ERSTMAL EINE TASSE KAFFEE

Kate Studley ist auf einem Bauernhof in der englischen Grafschaft Cheshire aufgewachsen. Zu bleiben und später den Hof zu übernehmen, kam für sie nicht in Frage. Doch dass die heute 24-jährige Britin nun versucht sich in Aachen als aufstrebende Künstlerin einen Namen zu machen, hätte niemand gedacht. Vor allem nicht ihre Eltern. Ein Gespräch über Biofeminismus in der Kunst, Basteln im Kleinkindalter, Damien Hirst – und Kaffee.

VON SIMON WIRTZ

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alstraße 2, dritte Etage, zweimal rechts, fünfte Tür. Kate Studley, blonde glatte Haa­ re, in karierter Hose und Turnschuhen, er­ wartet mich schon in ihrem Atelier. Von hier oben hat sie einen guten Blick auf die umliegenden Straßen und Häuser, kann nachdenken, reflektieren. Und auf diesen zwölf Quadratmetern hat die junge Britin schon an vielen Ideen gefeilt, die später zum Konzept und letztendlich zum Ausstellungsstück wurden. Während der Recherche habe ich gelesen, dass Kates Kunst dem Ökofeminismus zuzuordnen ist. Dabei sieht die junge Künstlerin gar nicht nach einer Feministin aus. Spreche ich sie also einfach mal auf ihre Bachelorarbeit mit dem Thema »Ecological feminism« an, mit der sie vor vier Jahren ihr Kunst­ studium in Loughborough abgeschlossen hat. Was soll das überhaupt sein? Wie soll ich diese seltsamen Bilder an den Atelierwänden verstehen? Und über­ haupt, was sucht Kate in Aachen? Statt Antworten gibt es erstmal Kaffee. Bloß keine Hektik. Denn wer hektisch ist, kann nicht kreativ sein, sagt Kate.

FOTO: UPMACHER

WAS DER BAUER NICHT KENNT … Kunstinteressierte Eltern, teure Kurse, regelmäßige Besuche in Museen und Galerien. So könnte man sich die typische Kindheit und Jugend einer zukünf­ tigen Künstlerin vorstellen. Bei Kate war das anders – denn ihre Eltern haben kein Interesse an Kunst, und die nächsten Museen waren in der Stadt und damit für häufigere Besuche zu weit weg. »Mein Vater ist Milchbauer, und von früh bis spät in den Ställen be­ schäftigt. Meine Mutter arbeitet im Finanzsektor. Sie ist für uns Kinder zwar extra zu Hause geblieben und

hat sich liebevoll gekümmert, aber von Kunst hatte sie einfach keine Ahnung«, erinnert sie sich. Für Ka­ te auch heute kein Grund, traurig zu sein. »Dass ich jetzt genau diese Kunst mache, kommt daher, dass ich unter diesen Umständen aufgewachsen bin.« Das erste Mal mit etwas Künstlerischem kam sie in Berührung, als ihre Mutter sie im Kleinkindalter mit Basteln beschäftigte. »Ich bastelte einfach gerne, zu­ erst im Wohnzimmer mit Papier und Schere, wie man das halt kennt. Von draußen brachte ich dann immer öfter Moos und Blüten mit, schließlich wohnten wir mitten in der Natur. Ich begann, die Materialien für meine Bilder zu verwenden«, erinnert sich die Eng­ länderin. Aus Basteln wurde Zeichnen und Malen, immer mit Naturmaterialien aus der Umgebung. »Ich habe damals mehr Zeit mit der Herstellung ei­ gener Kunst verbracht, als sonst was, und ich habe es genossen«, weiß Kate. Doch als ihr Bruder mit dem Architekturstudium begann, wurde auch ihr klar, dass sie bald entscheiden musste, wie ihre Zukunft aussehen soll. »Ich wollte keinen Bürojob, wo ich nach den Vorgaben anderer arbeiten muss. Aber klar, auch ich musste nach der Schule was machen. Als es dann ernst wurde mit der Studienwahl, entschied ich mich für Kunst – denn das war ja meine große Leidenschaft!« In der Kleinstadt Loughborough fand sie schließlich einen Studienplatz. Doch ihre Eltern waren nicht sehr glücklich. »Sie hätten lieber gehabt, dass ihre Tochter etwas mit einer sicheren Zukunft studiert. Aber egal, endlich 18 und frei, dachte ich mir damals eben.«

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FOTOS: UPMACHER

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»SOWAS WIE DAS ATELIERHAUS GIBT ES IN GROSSBRITANNIEN NICHT WIRKLICH.«

ÖKOLOGIE UND FEMINISMUS Wer sich die Zeichnungen an ihrer Atelierwand genauer ansieht, kann Formen erkennen, die miteinander verwachsen sind und sich ent­ wickelt haben. »Meine Idee von Kunst kommt tatsächlich aus meiner Kindheit und Jugend – und hat deshalb sehr viel mit der Natur zu tun. Für meine Kunst verwende ich organische Formen, wie zum Beispiel die Pilzstrukturen auf den Zeichnungen an der Wand. Die meis­ ten Leute finden Pilze hässlich, ich habe sie aber ausgewählt, weil sie für den Lebenskreis­ lauf unglaublich wichtig sind. Wir Menschen können so froh sein, auf dieser grünen Erde zu leben.« Gleichzeitig spricht Kate auch ei­ ne Warnung aus: »Der Klimawandel bedroht unsere Natur und Artenvielfalt. Mit meiner Kunst möchte ich zeigen, wie wertvoll die Natur ist – und auch, dass sie vergänglich ist, so wie meine Installationen sich irgendwann selbst zersetzen«, erklärt die 24-Jährige. Zum allerersten Mal Gelegenheit, mit ihren Ideen und Kunstwerken an die Öffentlichkeit zu ge­ hen, hatte Kate schon mit 19. »Das war meine erste Soloausstellung, und ehrlich gesagt ei­ ne Katastrophe! In einem denkmalgeschütz­ ten Gebäude, wo ich keine Nägel in die Wand schlagen durfte, und alles selbst anbringen und abbauen musste. Im Endeffekt war die Ausstellung in den drei Wochen, in denen sie offen war, an den Wochenenden nur für ein paar Stunden zugänglich. Und das für ein hal­ bes Jahr Arbeit! Da habe ich gelernt, worauf ich bei sowas achten muss. Aber als ich dann

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zurück in die Uni kam, merkte ich, dass ich mit einer eigenen Ausstellung schon vielen meiner Kommilitonen voraus war.« Rückblickend auf ihr Studium kann Kate sa­ gen, dass sie ihren Kommilitonen nicht nur viel mit auf den Weg geben konnte, sondern auch selbst profitiert hat: »Während des Studiums bin ich mit verschiedensten Kunstströmun­ gen und Epochen in Berührung gekommen. Besonders inspiriert hat mich der Ökofeminis­ mus. Eine Art von Kunst, die den ökologischen ­Aspekt, der mir so wichtig ist, und die Über­ zeugung, dass Frauen genauso wie Männer ernstzunehmende Kunst machen können, die nichts mit dem Frausein zu tun hat, vereinbar macht. Ein Thema, das unter Künstlern selbst umstritten ist. So umstritten, dass ich mich dafür stark machen wollte. Und schließlich schrieb ich meine Bachelorarbeit darüber«.

DAMIEN HIRST Nach dem Studium musste ein Job her, denn zurück auf den elterlichen Bauernhof wollte Kate auf keinen Fall. »Ich hatte wirklich Glück, denn statt zu Kellnern oder im Burgerladen zu arbeiten, wie es einige meiner Kommilitonen machten, fand ich einen Job bei Damien Hirst und durfte für ihn malen und zeichnen«, er­ innert sie sich. Damien Hirst ist besonders in Großbritannien als Konzeptkünstler und Ku­ rator bekannt und hat seit den 1990ern mit in Formaldehyd eingelegten Tierkörpern und einem mit Diamanten besetztem Schädel weit

über die Insel hinaus für Diskussionsstoff ge­ sorgt. Wer hier einen Fuß in die Tür bekommt, kann noch weit kommen. Doch nach einer Zeit kündigte Kate. »Es war ein Volltreffer für mich als Uniabsolventin, aber während der ganzen Zeit konnte ich keine eigene Kunst kreieren, da ich ja acht Stunden täglich in Damiens Werk­ statt war. Das hat mich einfach frustriert, denn mit dem neuen Wissen und der vielen Inspirati­ on aus dem Studium hatte ich mehr als je zuvor den Drang, an eigenen Konzepten zu arbeiten«.

ENDLICH EIN ATELIER Kate hatte erstmal genug von England, und durch ihr Erasmussemester in Spanien ein po­ sitives Bild vom restlichen Europa. »Nach der Zeit in Spanien konnte ich es kaum erwarten, meinen Abschluss zu machen und England zu verlassen«, erinnert sie sich. Letzten Som­ mer war es dann endlich soweit – von England ging es, zusammen mit ihrem Ex-Freund, nach Aachen, weil er hier einen Job gefunden hat­ te. Direkt nach ihrer Ankunft suchte die junge Künstlerin nach Möglichkeiten, sich weiter­ zuentwickeln und Gleichgesinnte zu treffen. Behilflich war ihr zu Anfang vor allem Google: »Ich habe gegoogelt, was es für Künstler in Aa­ chen so gibt, und das Atelierhaus gefunden. Sowas gibt es in Großbritannien nicht wirk­ lich.« Nach erfolgreicher Bewerbung bekam sie ihr erstes eigenes Atelier – mit Blick auf Aachen. »Das ist einfach so toll hier im Atelier­ haus. Auch das Zusammengehörigkeitsgefühl


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Die junge britische Künstlerin präsentiert stolz ihre Zeichnungen und Kunstwerke

ist wunderbar. Meine Nachbarin hat mir mit den Formalitäten, die es anfangs gab, sehr ge­ holfen, schließlich spreche ich kaum Deutsch. Außerdem knüpfe ich immer wieder neue Kontakte, seit ich hier bin«, freut sie sich.

ANGEKOMMEN Nicht nur der Umzug nach Aachen – auch ei­ ne andere Sache hat das letzte Jahr für Kate zu einem Jahr der Veränderungen gemacht. »Im Dezember sind mein Freund und ich ausein­ ander gegangen«. Für die junge, starke Britin kein Problem – im Gegenteil. »Das gibt mir nur noch mehr Zeit, um an meiner Kunst zu arbei­ ten, und außerdem habe ich so mehr Gelegen­ heit, andere Leute in der lokalen Szene kennen­ zulernen – wenn dafür überhaupt mal Zeit bleibt«. Denn zu tun hat Kate allerhand: Neben der Arbeit an ihrer eigenen Kunst ist sie noch für den lokalen Künstler Oliver Czarnetta tätig und gibt Englischunterricht an einer Sprach­ schule. »Außerdem gehe ich gerne zum Kick­ boxen auf der Jülicher Straße – den Sport habe ich an der Uni entdeckt und seitdem kann ich nicht mehr ohne«.

POWERJAHR 2020 War 2019 noch das Jahr der Trennung und Ori­ entierung, so überwiegt in diesem Jahr defini­ tiv das Positive – denn Kate ist gefragter denn je. »Für Künstler ist es wichtig, das Erschaffene auch zeigen zu können, wahrgenommen zu

»DAS IST EINFACH SO TOLL HIER IM ATELIERHAUS. AUCH DAS ZUSAMMEN­ GEHÖRIGKEITS­ GEFÜHL IST ­WUNDERBAR. ­MEINE NACHBARIN HAT MIR MIT DEN FORMALITÄTEN, DIE ES ANFANGS GAB, SEHR GEHOLFEN, SCHLIESSLICH ­SPRECHE ICH KAUM DEUTSCH. AUSSER­ DEM KNÜPFE ICH IMMER WIEDER NEUE KONTAKTE, SEIT ICH HIER BIN«

werden, und dazu bieten Ausstellungen Ge­ legenheit. Ständig gibt es irgendwo Ausstel­ lungsankündigungen, auf die man sich bewer­ ben kann. Oft habe ich Absagen bekommen, denn ich mache unkonventionelle Kunst und bin unbekannt. Trotzdem hatte ich manchmal auch Glück, und kann mit Stolz sagen, dass ich dieses Jahr auf ein paar Ausstellungen vertre­ ten sein werde.« Und tatsächlich, auf Kates Kalender an der Wand ist schon ziemlich viel markiert – auch wenn einige Ausstellungen wegen des Corona-Virus' kurzfristig abgesagt werden mussten. Doch das Jahr ist lang. »Be­ sonders freue ich mich auf »Horizons« im fran­ zösischen Sancy im Sommer. Da haben wir ei­ nen großen Garten, fast wie ein kleiner Wald, und dort werde ich an Bäumen Installationen wachsen lassen. Die Ausstellung in Sancy soll am 11. Juni eröffnet werden, und natürlich bin ich bei der Eröffnung dabei. Das wird der bis­ her größte Tag meiner kleinen Karriere«, weiß Kate. Doch bis Juni steht für die junge Britin noch viel Arbeit an. Gleich mehrere Installa­ tionen soll sie bauen und vor der Eröffnung auf dem Gelände anbringen. »Das sind Mona­ te voller Arbeit, die da auf mich zukommen«, weiß sie. Ob sie dann nicht am besten gleich anfangen möchte? »Erst noch ein Kaffee, dann mache ich mir mal Gedanken«, sagt Kate be­ schwichtigend, während sie fein gemahlenes Pulver in ihre Cafetière fallen lässt.

» katestudley.com » Instagram: katestudley 9


FOTO: EUROPÄISCHES PARLAMENT

WAHR ODER FALSCH? »Bürgerferne, teure und intransparente EU! Die verbieten uns doch alles!« Sobald das Thema Europäische Union diskutiert wird, ist es mit hartnäckigen Mythen nicht weit. Wir haben uns einige der skurrilsten angesehen. MYTHOS 1: GIBT ES BEIM ITALIENER BALD ­KEINE ÖLKÄNNCHEN MEHR? Ein schöner Abend beim Lieblingsitaliener. Neben gutem roten Wein hat die Karte viel zu bieten: Pizza, Pasta, Calzone, Risotto und eben auch etliche frische Salate. Da darf neben ge­ riebenem Parmesan natürlich auch eines nicht fehlen – das Olivenöl! Im praktischen Känn­ chen direkt auf dem Tisch. Aber genau das soll bald angeblich nicht mehr möglich sein. Denn laut Medienberichten hatte die EU vor, die klei­ nen Kännchen zu verbieten. Gäste müssten dann bei jedem Restaurantbesuch versiegelte, beschriftete Kännchen dazukaufen, die sie mit nach Hause nehmen könnten. So soll Panschen ausgeschlossen werden. Antwort: Diese Idee stammt tatsächlich nicht aus den Köpfen regulierungswütiger Brüsseler Abgeordneter, sondern direkt von der Olivenölindustrie, genauer gesagt von vier großen Produzenten. Die wollten nämlich ger­ ne noch mehr Öl absetzen – was denkbar wäre, wenn Gäste bei jedem Restaurantbesuch ein kleines Ölkännchen extra kaufen müssten. Na­ türlich gibt es haufenweise Gegenargumente, denn gepanscht wird oft schon in der Fabrik: Lange nicht jede Flasche extra gereiften Oli­ venöls der Spitzenklasse verspricht, was auf ihrem Etikett steht. Nach lautstarker Diskussi­ on in den Medien, aber auch in Brüssel selbst, wurde die Idee begraben. Gut so! MYTHOS 2: STOPFEN DIE LANDWIRTE SICH DIE TASCHEN VOLL? Immer wieder hört man, dass es den Land­ wirten in der EU richtig gut geht. So sollen sie

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sich regelrecht mit Steuergeldern die Taschen vollstopfen können – also quasi auf unsere Kosten Mercedes fahren! Stimmt das? Antwort: »Die Taschen vollstopfen« ist viel­ leicht etwas krass ausgedrückt. Landwirte ste­ hen, insbesondere bei unseren vergleichsweise niedrigen Lebensmittelpreisen in Deutschland, massiv unter Druck. Sie müssen hohen Qua­ litäts- und Tierwohlstandards genügen und gleichzeitig für einen Spottpreis Discounter und Supermärkte beliefern. So bleiben dem Bauern von den rund 80 Cent, die ihr beim Dis­ counter für einen Liter normale Milch zahlt, et­ was über 30 Cent. Davon muss er Maschinen, Wartung, Stall und Personal bezahlen, und am Ende des Monats will er auch noch von etwas leben. Auch bei anderen Produkten sieht das ähnlich mager aus. Und davon zu leben, ist be­ sonders für kleinere Betriebe kaum möglich. Subventionen sind da oft bitter nötig, um zu gewährleisten, dass es keine Engpässe im Kühl­ regal gibt. US-amerikanische Bauern erhalten zum Vergleich viel höhere Subventionen. MYTHOS 3: MUSS ICH MEINE FILTERKAFFEE­ MASCHINE WEGWERFEN? Ob aus der Cafétiere, der Pad-Maschine oder der guten, alten Filterkaffeemaschine – Kaf­ fee ist ein Stück Kultur. Und wer möchte darauf schon verzichten müssen? Panik und Unverständnis kam auf, als mancherorts zu hören war, dass die EU einen Angriff auf die Filterkaffeemaschinen gestartet habe. Wie bitte? Müssen jetzt also demnächst alle die umweltunfreundlichen Kapseln bei Nespres­ so holen?!

Antwort: Keine Sorge, ihr könnt euren Kaf­ fee nach wie vor trinken, wie ihr wollt. Ob Fil­ ter, Pad oder Kapsel, ihr habt die Wahl. Richtig ist, dass sich die EU für mehr Umweltschutz einsetzt. Deswegen wurde eine Richtlinie er­ lassen, wonach Filterkaffeemaschinen, die sich nicht nach einer Zeit selbst abschalten, in Zu­ kunft nicht mehr hergestellt werden dürfen. Also, keine Panik! MYTHOS 4: KRIEGEN SCHWEINE BALD ­SPIELZEUG? Dass man Kindern Spielzeug kauft, ist die normalste Sache der Welt. Doch laut Medien­ berichten sollten auch Schweine Spielzeug in ihren Stall gelegt bekommen, damit sie sich beschäftigen können. Also, was soll’s denn sein? Ein Ball, ein Puppenhaus oder doch lie­ ber ein Schachbrett? Meinen die in Brüssel das wirklich ernst? Antwort: Tatsächlich diskutieren Tierschüt­ zer und Landwirte seit Längerem darüber, ob es wirklich in Ordnung ist, dass Schweine in ihrem engen, dreckigen Stall neben Futter und Wasser höchstens eine Eisenstange zum Kauen kriegen. Schließlich wird denen auch irgendwann langweilig! Ausgelöst durch diese Diskussion hat die EU eine Richtlinie erlassen, die besagt, dass Schweine in ihren Ställen etwas zur Beschäftigung bekommen sollen. Sie sind schließlich von Natur aus Er­ kundungstiere und wühlen gerne im Dreck, was sie im Stall nicht können. Aber hier geht’s nicht um Bälle und Puppenhäuser, sondern vielmehr um Materialien wie Stroh, Heu, Holz oder Torf. \ SW


FOTO: PIXABAY

STÜRMISCHE ZEITEN IN EUROPA Ein Kommentar von Simon Wirtz

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m 9. Mai 1950 ging der französische Außenminister Robert Schuman mit seinem Vorschlag einer europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl an die Öf­ fentlichkeit. Seine Intention war es, die kriegs­ wichtigen Rohstoffe zu bündeln – und so den Ausbruch eines neuen Kriegs zu verhindern. Damit war das Fundament der heutigen Euro­ päischen Union gelegt. 70 Jahre später geht es in der EU um weit mehr als nur Kohle und Stahl. Längst haben

die europäischen Länder die Zeichen der Zeit erkannt und begriffen: Wenn wir uns nicht zusammentun, können wir in einer Welt der Globalisierung zwischen der immer unbe­ rechenbareren Militärgroßmacht USA, dem schwierigen und kalten Russland Putins und den längst etablierten Global Playern in Asien und Südamerika nicht mehr so weiterleben, wie wir es kennen. Die Europäische Union ist ein Garant für Frieden und der grenzenlosen Reisefreiheit in weiten Teilen Europas. Mit ­ihren Institutionen, dem Europäischen Parla­ ment und den vielen Informationsbüros und Agenturen bietet sie den Regierungen, Bür­ gern und Unternehmern ihrer Mitgliedsstaa­ ten einen Ort zum Austausch und zur gemein­ samen Arbeit an Lösungen. Klar, es läuft lange nicht alles rund in der EU. Die Wahl von der Leyens zur Kommissi­ onspräsidentin war undemokratisch und ver­ anlasst zu berechtigter Empörung. Doch wo 27 Länder zusammenarbeiten und fortwährend

Kompromisse finden, wird nie alles rund lau­ fen. Und genau hier kommen Populisten wie Viktor Orban, Boris Johnson und Alice Weidel ins Spiel. Mit falschen Behauptungen und an­ hand konstruierter Feindbilder wettern die po­ litischen Brandstifter fortwährend gegen die Idee eines gemeinsamen Europas und gegen die Europäische Union. Ob nun vom »Volks­ betrug Euro» oder von der »erbarmungslosen Gängel-EU» die Rede ist – irgendwas lassen sich die Populisten doch immer einfallen. Doch was soll die Alternative sein? Wollen wir wirk­ lich abgeschottet von anderen leben? Können wir uns das heutzutage überhaupt noch leis­ ten? Ich sage nein. In den letzten Jahrzehnten hat sich unsere Welt rasant entwickelt, und durch die zunehmende Globalisierung stehen wir unter immer größerem Druck. Wenn wir unseren Lebensstandard halten wollen, müs­ sen wir mit anderen zusammenarbeiten, auch wenn das manchmal schwerfällt. Die EU bietet Foren, die wir dazu nutzen sollten. \ ANZEIGE

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FOTO: EUROPÄISCHES PARLAMENT

MR. EU Immer wieder wird von »denen da in Brüssel« gesprochen. Wer sich mit dem Thema beschäftigt, sieht schnell: In den EU-Gebäuden sind neben Verwaltungsmitarbeitern und Übersetzern vor allem auch eine Menge direkt gewählter Mandatsträger unterwegs. Einer von ihnen ist der 35-Jährige Aachener Daniel Freund. INTERVIEW: SIMON WIRTZ

DANIEL, DU BIST IN AACHEN AUFGEWACHSEN UND HAST HIER AUCH DEIN ABI GEMACHT. ­LETZTES JAHR HAST DU DICH DANN ALS KANDIDAT FÜR DIE EUROPAWAHL AUFSTELLEN LAS­ SEN. WARST DU SCHON IMMER SO EUROPABEGEISTERT? Als Aachener Kind hatte ich das Glück, so nah an der Grenze groß werden zu dürfen. Schon in mei­ ner Kindheit bin ich deshalb mit der niederländischen und belgi­ schen Kultur in Berührung ge­ kommen. Andere Sprachen und Kulturen so hautnah erleben zu dürfen, hat mich schon immer berührt und begeistert. Und des­ halb habe ich dann auch während meines Studiums die Gelegenhei­ ten genutzt, Auslandssemester in Paris und Washington zu machen.

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Ich wollte die Welt entdecken. In Paris habe ich damals auch meine Frau kennengelernt. … UND NACH DEM STUDIUM BIST DU DANN LETZTENDLICH IN BRÜSSEL GELANDET, ODER? Nach Stationen im Auswärtigen Amt und Europäischen Instituti­ onen habe ich fünf Jahre lang bei der NGO Transparency Internatio­ nal gearbeitet, die in Brüssel ihre Büros hat. Dort habe ich die Arbeit zur Korruptionsbekämpfung in den Institutionen der EU geleitet, konnte also schon viel Erfahrung sammeln, was die Arbeitsweise der EU angeht. UND WIE KAM ES DANN ZUR KANDIDATUR FÜR DAS EURO­ PÄISCHE PARLAMENT? Ich hatte zunehmend das Gefühl, dass die Populisten in Europa

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immer lauter werden und auch mehr Zulauf bekommen. Dass das Friedensprojekt EU unter Be­ schuss steht. Und dagegen woll­ te ich selbst was unternehmen, statt weiter zuzuschauen. Bei den Grünen bin ich seit 2005 Par­ teimitglied, und habe dort auch auf lokaler Ebene mitgearbeitet. Ein gutes Jahr vor der Wahl habe ich mich dann, angefangen vom Stadtverband bis zum Landesver­ band hochgefragt, und bin letzt­ endlich gegen viele andere beim NRW-Parteitag der Grünen für einen der Listenplätze angetreten. Das hat nicht geklappt, andere waren da wohl bekannter und be­ liebter. UND TROTZDEM SITZT DU JETZT IM EU-PARLAMENT … Genau, denn beim Bundespar­ teitag der Grünen bin ich auch

angetreten, nachdem es dann auf NRW-Ebene nicht geklappt hat. Und dort konnte ich mich mit mei­ ner Rede gegen viele andere Mit­ bewerber und Mitbewerberinnen durchsetzen und Listenplatz 20 besetzen. Ich denke, dass insbe­ sondere meine Erfahrung durch die Arbeit in Brüssel eine große Rolle gespielt hat. WIE WAR DER WAHLABEND UND DER EINZUG INS PARLAMENT FÜR DICH? Der Wahlabend war spannend, und diese Ungewissheit hat natürlich auch an mir genagt. Mitbewerber auf den vorderen Listenplätzen wissen viel frü­ her, ob sie einziehen dürfen. Ich habe es dann letztendlich um 3:52 Uhr in der Früh erfah­ ren – und war total aufgeregt. Dann ging alles ganz schnell: Die


Koalitionsverhandlungen im Par­ lament standen an, also kamen 12-Stunden-Arbeitstage auf mich zu. Das ist übrigens bis heute so geblieben! Ich konnte damals durchsetzen, dass es einen Ethik­ rat geben soll. NACH DER WAHL DES EUROPA­ PARLAMENTS WURDE MANFRED WEBER NICHT KOMMISSIONS­ PRÄSIDENT, OBWOHL ER DIE MEHRHEIT DER STIMMEN HATTE. IST DIE EU UNDEMOKRATISCH? Das war sehr ärgerlich, und die Kri­ tik ist berechtigt. Die Schuld kann man jetzt im Nachhinein überall suchen. Gelernt haben wir daraus, dass das Wahlsystem geändert werden muss, auch Kommissi­ onspräsidentin Ursula von der Leyen steht hinter dieser Forde­ rung. Sowas kann übrigens auch in Deutschland passieren – nicht immer wird auch der Spitzenkan­ didat nachher Regierungschef. WAS SOLL SICH, DEINER MEINUNG NACH, IN EUROPA ÄNDERN? Die Zusammenarbeit der europä­ ischen Länder innerhalb der EU funktioniert an vielen Stellen sehr gut. Natürlich gibt es noch Raum für Verbesserungen. Wichtig ist, dass wir noch mehr Sanktions­ möglichkeiten für Staaten schaf­ fen, die sich nicht an unsere ge­ meinsamen Regeln halten – hier könnte man zum Beispiel Gelder kürzen. Europa muss an vielen

Stellen auch geschlossener han­ deln, wenn es sich in einer Welt von Trump, Putin und China wei­ terhin behaupten möchte. WIRST DU ALS JUNGER ABGEORDNETER ÜBERHAUPT ERNST GENOMMEN? Mit 35 bin ich bei den Grünen tat­ sächlich nicht der Jüngste. Kolle­ ginnen und Kollegen von mir sind weitaus jünger. Aber natürlich: Wenn man sich im Parlament um­ schaut, sind wir jüngeren Abge­ ordneten immer noch klar in der Unterzahl. Was meine eigenen Erfahrungen angeht, kann ich aber nur Positives berichten: Ich werde sehr ernst genommen. Di­ rekt nach unserem Einzug ins Par­ lament hatte ich so Gelegenheit, die Fraktionsverhandlungen in meinem Bereich zu übernehmen. UND WAS MACHST DU, WENN MAL KEINE POLITIK ANSTEHT? Wir haben 40 Sitzungswochen pro Jahr, der Bundestag hat im Ver­ gleich dazu nur 21. Und an fast je­ dem Tag arbeite ich um die zwölf Stunden, laufe von Sitzung zu Sit­ zung, beantworte E-Mails, schrei­ be Berichte. Abgeordneter im Eu­ ropäischen Parlament zu sein, ist also ein Vollzeitjob und überhaupt nicht familienfreundlich. Wenn mir doch mal etwas Zeit bleibt, verbringe ich sie deshalb mit meiner Frau und meinem kleinen Sohn. Und, ganz selten, gibt’s auch mal einen Whisky Sour. \

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»ICH HATTE ZUNEHMEND DAS GEFÜHL, DASS DIE POPULISTEN IN EUROPA IMMER LAUTER WERDEN UND AUCH MEHR ZULAUF BEKOMMEN. DASS DAS FRIEDENSPROJEKT EU UNTER BESCHUSS STEHT. UND DAGEGEN WOLLTE ICH SELBST WAS UNTERNEHMEN, STATT WEITER ZUZUSCHAUEN.«

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100 Jahre Studierendenwerk Aachen

A

ls sich am 18. Mai 1920 im Aachener Universi­ tätsviertel rund tausend hungrige Studenten in einer umfunktionierten Turnhalle ver­ sammeln und für eine warme Mittagsmahlzeit anstehen, erhält der improvisierte Speisesaal, den die Hochschule in den Wirren der Nachkriegszeit für ihre Studie­ renden geöffnet hat, den Namen »Mensa academica«. Eine bahn­ brechende Idee: in dieser organi­ sierten Form hatte es Studenten­ hilfe bis dato noch nie gegeben. Es gilt als die Geburtsstunde des heutigen Studierendenwerks Aachen, denn im gleichen Jahr gründete sich auch ein studenti­ scher Selbsthilfeverein, der sich über die Jahrzehnte immer weiter professionalisierte und verselbst­ ständigte. Zeitgleich mit Bonn, Münster und Dresden gründet die Aache­ ner Hochschule 1920 den ersten studentischen Selbsthilfeverein, der sich über die Jahrzehnte im­ mer weiter professionalisiert und verselbstständigt, Wohnheime und Mensen baut, sich um die Kin­ der von Studierenden kümmert und Chancengleichheit durch die Vermittlung von Darlehen und später BaföG schafft. Aus den Ver­ einen werden später Anstalten

des öffentlichen Rechts, die nach einem gesetzlich geregelten Auf­ trag arbeiten. Das Studierendenwerk Aa­ chen ist eines von insgesamt 57 Studentenwerken und betreut mit rund 370 Beschäftigten über 61.000 Studierende in Aachen und Jülich. Es betreibt neun Men­ sen (in den rund 2,6 Millionen Essensportionen pro Jahr zube­ reitet und serviert werden), 24 Wohnheime, fünf Kindertages­ stätten und vermittelt BAföG. Im Vordergrund steht dabei immer der soziale Gedanke, allen jungen Menschen ein Studium zu ermög­ lichen: Ein Mensaessen gibt es bei­ spielsweise schon für weniger als zwei Euro, ein Zimmer im Studen­ tenwohnheim für unter 200 Euro. IM JUBILÄUMSJAHR 2020 WIRD SICH DAS STUDIERENDEN­ WERK IN ALL SEINEN F­ ACETTEN ­PRÄSENTIEREN: Eine Ausstellung im «Haus der Stu­ dentenschaft« am Ponwall doku­ mentiert die historische Entwick­ lung mittels Bildern und Texten, die die Stimmungen der einzelnen Phasen widerspiegeln, beispiels­ weise die Notjahre der Nach­ kriegszeit, in denen gut gekleidete Herren in einer Schlange an der Es­ sensausgabe anstehen, aber auch


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FOTOS: STUDIERENDENWERK AACHEN

Einblicke in die Anfangszeit des Studierendenwerks.

die Studentenproteste Ende der 1960er Jahre. Die machten auch vor dem Studierendenwerk nicht halt: Anlass zur Kritik gaben unter anderem exorbitante Mieterhö­ hungen, schlechtem Mensaessen mit zu wenig Kalorien, Einwegge­ schirr, Bearbeitungsrückstände im BAföG-Bereich, ein über Jahre an­ dauernder Mietstreik und marode Wohnheime.

Ein Highlight des Jubiläums­ jahrs werden – neben dem offi­ ziellen Festakt am 27. Mai – mit Sicherheit die vier Aktionswo­ chen sein, in denen Mensagäste sich durch das letzte Jahrhundert futtern können. Auch wenn Spi­ nat mit Kartoffeln und Ei in den 1970er Jahren ausgesprochen be­ liebt waren, wird sich das Team um Betriebsleiter Peter Schrö­ der mit Sicherheit originellere

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ein: So werden die Kinder aus den Studierendenwerk-Kitas im Jubi­ läumsjahr zu kleinen Reportern und erklären die unterschiedli­ chen Arbeitsbereiche. Speziell für die Wohnheimbewohnerinnen und Bewohner ist auch ein Foto­ wettbewerb geplant, und für die Beschäftigten gibt es ein großes Mitarbeiterfest. \ BEP

» studierendenwerk-aachen.de VERANSTALTUNGEN IM JUBILÄUMSJAHR 18.5. GEBURTSTAGSFEIER: »WIR FÜR VIER« Gerichte einfallen lassen, um den Gästen einen Eindruck früherer Speisepläne zu vermitteln. Zu den Jubiläumsveranstaltungen gehö­ ren auch der Rezeptwettbewerb MENSA STAR, Mensaführungen sowie der alljährlich stattfindende Kochkurs »Kochen wie die Profis« in einem Sonderformat Anfang April. Darüberhinaus bringen sich auch die anderen Bereichen mit

27.5. OFFIZIELLER FESTAKT ZUM ­JUBILÄUM (FÜR GELADENE GÄSTE) ERÖFFNUNG DER AUSSTELLUNG »100 JAHRE STUDIERENDENWERK AACHEN« AB 28.5. AUSSTELLUNG »100 JAHRE ­STUDIERENDENWERK AACHEN« ANZEIGE

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NOCH LANGE NICHT AM LIMIT

Der Aachener Rapper »Alles­ gönner« hat ein turbulentes Jahr hinter sich: Gemeinsam mit seiner niederländischen Band The Tasty Jams durfte er im letzten Jahr als unbekannter Act auf beiden KimikoFestivals aufgetreten. Und es ist noch lange nicht Schluss: Bald erscheint ihr neuer Song »Limit«, inklusive selbstpro­ duziertem Musikvideo.

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arc David, in Aachen besser bekannt unter seinen Künstlernamen Darc Mavid oder eben als Rapper »Alles­ gönner«, macht schon lange mit seinen Jungs zusammen Musik. Kennengelernt hat Marc den Drummer Martin, den Bassisten Paul, den Gitarristen Artur und Keyboarder Joris, die an seiner Seite unter dem Namen The Tasty Jams auftreten, während seines Studiums am ­ArtEZ Musikkonservatorium in Enschede. 2012 war ihr erstes »krasses Jahr«. Es war die Hoch­ zeit des Dubstep und die Jungs, damals noch zu viert, waren mit ihrer Dubstep-Liveshow genau am Puls der Zeit. Einen Sommer lang

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Voll in action: Marc David, auch bekannt als »Allesgönner«, beim Videodreh für seinen neuen Song.

spielten sie auf zwölf Festivals, mitunter vor 3.000 Menschen. »Wir durften immer direkt nach dem Headliner auf die Bühne. Wir sind mit Synthesizern aufgetreten, ich hatte immer eine Maske auf – das war alles etwas extrem, aber wir hatten richtig Spaß«, erzählt Marc. Er nennt es ihre Sturm-und-Drang-Phase des Musikerdaseins. Doch nach einem Jahr war al­ les vorbei. So schnell wie Dubstep gekommen war, war es auch wieder verschwunden. Also mussten die Jungs sich etwas Neues überlegen. Relativ schnell war klar: Dubstep war ein cooles Experiment, aber jetzt sollte et­ was Ernsthafteres, Zeitloseres entstehen. Man einigte sich auf Funk. »Das haben wir immer schon gehört und auch gespielt, darauf hatten wir Bock«, erzählt Marc. »Und dann habe ich angefangen auf Deutsch zu rappen und die Jungs meinten ›Klingt fett‹, obwohl sie als Nie­ derländer kein Wort verstanden haben«. Marc David lacht. Bevor die Jungs allerdings das erste Mal als »Allesgönner & The Tasty Jams« aufgetreten sind, haben sie erstmal zwei Jahre im stillen Kämmerlein herumexperimentiert, Songs ge­ schrieben, Musikvideos gedreht. »Wir haben im

Prinzip nur für uns existiert«, sagt Marc. Ende 2018 folgte dann mit der EP Masterplan im Ge­ päck der Schritt an die Öffentlichkeit. Der Relea­ se im Aachener Pinu’u vor 150 Gästen war für die unbekannte Band bereits ein voller Erfolg. Der nächste Höhepunkt ließ nicht lange auf sich warten: im Frühjahr 2019 kam ein Anruf von Rick Takvorian vom Kimiko. Die Jungs sollten auf allen beiden Kimiko-Festivals spielen. »Das war quasi erst unser vierter Gig. Direkt vor Trett­ mann. Das war echt ein Highlight!«. Die letzten Monate haben sich die Jungs wieder zurückgezogen und an neuen Songs gearbeitet. In den nächsten Wochen sollen drei neue Lieder veröffentlicht werden. Vor allem Marc besteht außerdem immer darauf, auch ein Musikvideo zu drehen. »Ich habe ein­ fach zu jedem Track direkt eine Story im Kopf, die ich erzählen möchte. Folgerichtig wurde auch zur neuesten Single »Limit« in den letz­ ten Wochen fleißig am Musikvideo gearbeitet. Welche Geschichte »Allesgönner & The Tasty Jams« darin zu erzählen haben, müsst ihr al­ lerdings selbst herausfinden. \ LB

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REDHANDED Wer auf True Crime steht und nicht vor britischem Englisch zu­ rückschreckt, dem kann ich »Red­ handed« wirklich nur ans Herz legen. Die beiden Londonerinnen Hannah und Suruthi behandeln echte Kriminalfälle mit viel Hin­ tergrundwissen, dem nötigen Res­ pekt – meistens zumindest – aber vor allem mit sehr viel Humor. Wenn sich die beiden wieder von ihrem Privatleben ablenken las­ sen, zum Beispiel ihre wilden Fei­ erstories auspacken oder Suruthi immer wieder zugeben muss, dass sie trotz besseren Wissens wieder mal ‚ausnahmsweise‘ ge­ trampt ist, muss man manchmal einfach nur laut loslachen. Und da es mittlerweile über 130 Fol­ gen gibt, eignet sich »Redhanded« auch wunderbar für wochenlan­ ges »binge-listening«. DEUTSCHLANDFUNK – DER TAG Wer kennt es nicht, das Gefühl, dass man es eigentlich mal wieder dringend nötig hätte, sich ein biss­ chen mehr mit aktuellen Gescheh­ nissen auseinanderzusetzen. Hier

FOTO: SIMON WIRTZ

Ihr sucht noch gute Podcasts? Wir haben zwei ­Vorschläge für euch.

greife ich gerne auf den Podcast »Der Tag« des Deutschlandfunk zurück, denn hier werden die wichtigsten Themen des Tages aufgegriffen und in Interviews mit Experten eingeordnet und be­ sprochen. Und das Ganze in unter 30 Minuten. Einziges Manko: die aktuelle Folge erscheint immer erst ab 17 Uhr. \ ZUSAMMENGESTELLT VON LILLITH BARTCZAK


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\\\ MAGAZIN 07.02.2020 12:27

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// THEATER

ALL DAS SCHÖNE VON DUNCAN MACMILLAN

DER URSPRUNG DER LIEBE NACH DEM COMIC VON LIV STRÖMQUIST

EDGARALLAN POES UNHEIMLICHE GESCHICHTEN NACHTMAHR NACH EDGAR ALLAN POE

// AB 05.03. / PREMIERE

STATUS QUO

KOMÖDIE VON MAJA ZADE // AB 07.05. / PREMIERE

DER EWIGE SÜNDENBOCK Mit dem US-amerikanischen Drama »Just Mercy« lassen Hauptdarsteller und Produzent Michael B. Jordan und Jamie Foxx die Zuschauer spüren, wie es sich anfühlen kann, in den USA als Dunkelhäutiger geboren zu werden.

W

ir befinden uns im Jahr 1989. Der junge Afro­ amerikaner Bryan Ste­ venson (Michael B. Jordan) hat ge­ rade sein Jurastudium in Harvard abgeschlossen, und nun steht ihm die Welt offen. Statt in Großkanz­ leien zahlungswillige Mandanten zu vertreten, entschließt er sich, sein Talent lieber armen Men­ schen zu schenken. Gemeinsam mit seiner Kollegin Eva Ansley (Brie Larson) nimmt er sich so vor allem zum Tode verurteilten Häftlingen an, die nur noch auf ihr Vollstre­ ckungsdatum warten. Dabei stößt er unter anderem auf Walter Mc­ Millian (Jamie Foxx), einen afroa­ merikanischen Arbeiter, der 1986 für den Mord an einer jungen, weißen Frau verurteilt wurde. Nach einem kurzen Prozess mit mehr als fragwürdiger Beweis­ führung sitzt der Familienvater hinter Gittern – im Todestrakt.

Junganwalt Bryan besucht Walter immer wieder, und seine Zweifel, dass er wirklich schuldig ist, wer­ den mit jedem Gespräch größer. Insbesondere die Tatsache, dass die einzige wirklich verwertbare Aussage von einem Gefangenen (Ralph Myers, dargestellt von Tim Blake Nelson) stammt, der sich im Nachgang ­w iderspricht, beschäf­ tigt ihn. TIEF SITZENDER RASSISMUS Bryan Stevensons Kampf gegen die Behörden beginnt – zuerst vor allem gegen die örtliche, tief rassistische Polizei, später auch gegen voreingenommene Rich­ ter. So führt selbst ein fundiertes Plädoyer und eine Zeugenaussa­ ge Myers’, in der er der Jahre zu­ vor getätigten Aussage in allen Punkten widerspricht, zu keinem anderen Urteil. Doch auch in der Bevölkerung findet Stevenson

keinen Halt, denn für den wüten­ den, trauernden Mob ist McMilli­ an als Außenstehender und Dun­ kelhäutiger der perfekte Mörder. Ob er am Ende unschuldig sterben muss? GUTE TRÄNEN Klar, die Story von »Just Mercy« ist nicht neu. Das Drama ist trotzdem sehenswert, denn es macht das Leiden vieler Dunkelhäutiger ein stückweit erlebbar und sensibi­ lisiert so die Zuschauer. Wer sich während des Films im Kino um­ schaut, wird einige Tränen sehen können – gute Tränen. \ SW JUST MERCY USA 2019 REGIE: DESTIN DANIEL CRETTON 137 MINUTEN | FSK 12

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LAUFBAHN RUND UM ­AUSBILDUNG UND BERUF

REBELL UND BRAVE KIND

DER DAS


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LAUFBAHN \\\

Die gebürtige Aachenerin Judith Huppertz (33) spielt für ihr Leben gern Geige und Bratsche. Nach dem Abi entschied sie sich aus Liebe zur Musik, Geigenbauerin zu werden – an einer der bekanntesten Geigenbauschulen Europas, im belgischen Boom. Während der Ausbildung lernte sie auch Partner Christoph Verstraeten kennen. Seit 2015 betreibt das Paar ein Meisteratelier für Geigenbau in der Schildstraße. VON SIMON WIRTZ

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»IN DER GRUNDSCHULE HATTEN WIR MUSIKALISCHE FRÜHERZIEHUNG. BEI DER GEIGE KONNTEN WIR UNS EINIGEN. DIE KLINGT SCHÖN UND SIEHT TOLL AUS.«

ber 250 Jahre alt ist die älteste Geige, die Judith je in der Hand hielt. »Das war während meines Praktikums in einem Muse­ um. Ein wunderbares Instrument. Und für mich als Geigen­ spielerin ein ganz besonderer Moment, an den ich mich auch heute noch gerne erinnere.« Geigen sind Judiths Leidenschaft – und das ist schon lange so. »In der Grundschule hatten wir musikalische Früher­ ziehung, dabei konnte jedes Kind verschiedene Instrumente auspro­ bieren. Das Schlagzeug fand ich lustig, aber meine Eltern mochten das nicht so gerne. Und bei der Geige konnten wir uns einigen. Die klingt schön und sieht toll aus«. Und dann ging eben alles seinen Lauf. Aus der Anfängerin wurde eine erfahrene Spielerin, die bald nicht nur vor den eigenen Eltern und Verwandten, sondern auch auf größeren Konzerten auftrat. »Ich wurde dann Teil des Aachener Jugendorchesters, und wir haben in der Stadt, aber auch weiter entfernt Konzerte gespielt. Das war eine schöne Zeit«, erinnert sie sich. Heute betreibt Judith gemein­ sam mit ihrem Freund mitten in Aachen ein Atelier für Geigenbau. Aber immer der Reihe nach.

TRAUMBERUF GEIGENBAUERIN

FOTO: STEFFI RATZKE & ESTHI KELLETER

Während viele von Judiths Mitschülern und Freunden nach dem Abi nicht wussten, was sie aus ihrem Leben machen sollten, hatte sie selbst schon eine ausgereiftere Vorstellung: »Ich konnte mir vorstellen, Gei­ genbauerin zu werden, und habe dann erstmal ein Praktikum in einer Geigenwerkstatt gemacht. So verrückt wie sich das für viele anhören mag, ich liebe Geigen, und spätestens nach dem Praktikum war des­ halb für mich klar: Das ist mein Traumberuf! Das möchte ich unbedingt lernen.« Also musste ein Ausbildungsplatz her. Doch so einfach ist das nicht. »Wer heute noch zum Geigenbauer ausgebildet werden möchte, muss in den Süden oder Osten Deutschlands gehen«, weiß die 33-Jäh­ rige. Oder ins Ausland. »Letztendlich hab ich mich für die ILSA in Boom entschieden, eine Geigenbauschule in Antwerpen mit international sehr gutem Ruf. Gar nicht weit von Antwerpen. Umso mehr habe ich mich gefreut, als ich angenommen wurde.«

KUNSTHANDWERK Vier Jahre dauerte die Ausbildung zur Geigenbauerin insgesamt. Drei Jahre lernte Judith den Neubau von Geigen, ein zusätzliches Jahr die Re­ staurierung. Dass sie Deutschland verließ, störte sie nicht. Im Gegenteil: »Die Zeit an der ILSA war eine gute Erfahrung. Hier konnte ich Gleichge­ sinnte aus aller Welt kennenlernen. Die Geigenbauer sind eine kleine,

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LAUFBAHN \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\

Foto: Christian Blumenstein

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Geigenbau ist vor allem Detailarbeit …

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sehr herzliche Gemeinschaft, die mich direkt aufgenommen hat. Mit dabei war auch Chris, in den ich mich verliebt habe und mit dem ich heute gemeinsam das Atelier führe. Neben dem Sozial­ leben hat man natürlich viel Zeit, sich intensiv mit den faszinieren­ den Instrumenten zu beschäfti­ gen.« Was an Geigen so faszinie­ rend ist? »Es ist die Kombination. Geigenbau ist ein Handwerk, das künstlerische und musikalische Aspekte verbindet. Zu einer Gei­ ge gehört so viel – von der Art des Holzes, aus dem sie gebaut ist, über die Form, die man ihr beim Bau gibt, die Farbe und die Schnit­ zerei an der Schnecke. Jede Geige ist einzigartig, und man muss viel über den zukünftigen Spieler wis­ sen, um eine passende bauen zu können«, erzählt Judith.

AUF EIGENEN BEINEN Nach abgeschlossener Ausbildung wurde es Zeit, endlich die gelern­ te Theorie umzusetzen und selbst Geigen zu bauen und zu restaurie­ ren. »Chris wurde zwei Jahre später als ich mit der Ausbildung fertig, und bis dahin wollte ich schonmal Erfahrung sammeln«, erinnert Judith sich. Also bewarb sie sich – und fand eine Stelle bei einem der bekanntesten und ältesten Geigen­ bauer Belgiens. »Das war großes Glück. Hier lernte ich von den Bes­ ten, und sah zum ersten Mal Inst­ rumente, die ich, wenn überhaupt, nur aus dem Lehrbuch kannte. ­Zudem wurde mir auch ordentlich was zugetraut: Die teuerste Geige, die ich dort restaurierte, war eine Stradivari aus dem 17. Jahrhundert. Da kommen einige Hundert Jahre und auch ein paar Millionen Euro zusammen. Eine falsche Bewegung,

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und sie ist beschädigt. Das war also ein ganz besonderes Privileg«, sagt sie nicht ohne Stolz. Von Belgien aus ging es zurück nach Deutschland, Erfahrung sammeln, verschiedene Arbeitsweisen kennenlernen. Und dann hatte auch Christoph die Aus­ bildung in der Tasche.

GEZÄHMTER REBELL Christoph Verstraeten, den Judith liebevoll Chris nennt, ist Belgier. Der 31-Jährige ist nicht ganz so klassisch wie seine Partnerin Ju­ dith zum Geigenbau gekommen. »In meiner Kindheit und Jugend war ich eher ein schwieriger Jun­ ge. Immer laut, immer dagegen. Meine Eltern mussten manch­ mal wirklich mit mir kämpfen«, erinnert er sich. Geigenbauer zu werden, hätte sich der Jugendli­ che Christoph niemals vorstellen können. Aber auch sonst hatte er keinen Plan, was er aus seinem Leben machen wollte. »Ich war einfach orientierungslos. Wuss­ te nicht, womit ich später mein Geld verdienen wollte. Überhaupt war es eine harte Zeit für mich.« Die Rettung waren chinesische Shaolin-Mönche – und Kung-Fu. »Ich bin für ein halbes Jahr nach China gezogen, und habe dort in einem Kloster gemeinsam mit Shaolin-Mönchen gelebt. Zu der Zeit eine verrückte Aktion, aber ich hoffte eben, dass es mir helfen würde. Neben dem organisierten Zusammenleben in der Gemein­ schaft stand täglich Kung-Fu auf dem Stundenplan. Das häufige Training brachte mich an meine Grenzen, körperlich wie auch geis­ tig – und endlich bekam ich einen klaren Kopf! Und die Idee, mal ein Praktikum bei einem Geigenbau­ er zu machen«. Gedacht, getan:


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… dafür brauchen Judith und Christoph Geduld und eine ruhige Hand Zurück in Belgien machte Chris­ toph ein Praktikum, und wusste schnell, dass seine Zukunft auch so aussehen sollte. »Es ist die Ruhe und Ausgeglichenheit, aber auch das Gefühl, am Ende wirklich et­ was Neues geschaffen zu haben, was mich am Geigenbau begeis­ tert«, erzählt er.

ÜBERS WOCHENENDE Nachdem sich Judith und Chris­ toph während der Ausbildung kennen und lieben gelernt haben, führten sie eine Fernbeziehung, auch nach Christophs Abschluss. »Das ist in unserem Beruf nicht so einfach, denn es gibt nur sehr weni­ ge freie Stellen.«, weiß Judith. Wäh­ rend sie in Köln arbeitete, war er in Mainz beschäftigt. »Das ständige Pendeln war natürlich nervig, am liebsten wollten wir in einer Stadt wohnen und arbeiten«, sagt Judith. Also musste eine Lösung her, und an einem der gemeinsamen Wo­ chenenden war die endlich gefun­ den: »Ich war übers Wochenende bei Chris in Mainz. Und bei einer lockeren Runde mit Freunden kam das Thema mal wieder auf, und die ermutigten uns, zusammen eine Werkstatt zu eröffnen. Verrückt, dachte ich zuerst«, erinnert Judith sich. »Aber nicht unmöglich.« Aa­ chen war da der perfekte Ort, denn hier gibt es noch vergleichsweise wenig Konkurrenz. »Dazu kommt, dass ich die Stadt natürlich in- und auswendig kenne, und meine El­ tern in der Nähe wohnen. Auch Chris war sofort dafür«. Eine Woh­ nung, die genug Platz für Privatund Geschäftsbereich bietet, sollte es sein. Und dann ging alles ganz schnell. Wohnung online gesucht, gefunden, besichtigt, Vertrag un­ terschrieben. Das war 2015. »Nach

weiteren drei Monaten Wartezeit auf eine Genehmigung konnten wir im Sommer 2015 endlich eröff­ nen«, fasst Judith zusammen.

200 STUNDEN UND 18.000 EURO

Seit gut fünf Jahren gibt es jetzt das Meisteratelier für Geigen­ bau in der Schildstraße 12. Judith und Christoph zählen ganz unter­ schiedliche Gruppen zu ihren Kun­ den. »Das sind Kunden, die für ihre Kinder Geigen ausleihen, was bei uns schon ab 20 Euro im Monat, möglich ist, aber es sind eben auch Menschen, die seit Jahrzehnten leidenschaftlich Geige spielen und lange gespart haben, um sich nun eine Geige nach ihrer Vorstellung bauen zu lassen«, weiß Christoph. Neubauten kosten 18.000 Euro, brauchen aber auch 120 bis 200 Stunden Zeit. Dabei wird nicht nur mit höchster Präzision gearbei­ tet, sondern auch die Individuali­ tät steht im Vordergrund. »Jeder Mensch ist anders und braucht ei­ ne andere Geige. Beim ersten Vor­ spielen in unserem Atelier lernen wir den Kunden und seine Spiel­ art kennen. Gemeinsam finden wir dann heraus, welche Form, welches Holz und welche Farbe die neue Geige haben soll. Alleine das Holz beeinflusst den späteren Klang massiv.«, weiß Christoph. Nach drei bis vier Monaten kann die Geige dann abgeholt werden. Und Judith und Christoph können dem nächsten Menschen ein Ins­ trument für die Ewigkeit anferti­ gen. \ HUPPERTZ & VERSTRAETEN MEISTERATELIER FÜR GEIGENBAU SCHILDSTRASSE 12, AACHEN » geigenbau-aachen.com

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Seilworx bietet viele Vorteile: Da die Kletterer ohne Gerüst auskommen, kann schnell und kostengünstig repariert werden.

NICHT KLOTZEN, KLETTERN! Ein Bürojob? Viel zu langweilig! Dominic Malina arbeitet lieber an Fassaden, auf Dächern, in Industrieanlagen oder sogar auf Windrädern – der Industriekletterer und sein Team sind immer dann zur Stelle, wenn in schwindelerregender Höhe die Arbeit ruft. VON LILLITH BARTCZAK

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ohnny und Jakob hängen in zirka zehn Metern Höhe an der Fassade des »Deutsche Bank«-Gebäudes in der Aachener Innenstadt. Um ihre Ohren pfeift der Wind – die letzten Ausläufer des Sturmtiefs Viktoria. Doch die beiden Kletterer sind eigentlich recht entspannt, denn heute steht

keine besonders schwierige Auf­ gabe vor ihnen. Ein paar kaput­ te Jalousien, die sich nicht mehr ­elektrisch hochfahren lassen, sol­ len hochgebunden werden. Und das gesamte Gebäude ist auch nur knapp 25 Meter hoch. Kein Problem für die zwei Jungs, die ei­ gentlich Luft- und Raumfahrttech­ nik beziehungsweise Geographie studieren und nur nebenbei als

Industriekletterer bei der Aache­ ner Firma Seilworx arbeiten. Während Johnny und Jakob an ihren Seilen in den zweiten Stock klettern und dort die Jalousien hochschieben und festbinden, schaut ihr Chef Dominic Malina von unten zu. Und auf dem Dach steht sein Kollege Chad und kon­ trolliert regelmäßig die Seile, an denen die beiden hängen. Wenn

etwas verrutscht, dann kann Chad sofort eingreifen. Aber warum ar­ beiten die Studenten, während der Chef zuschaut? Dominic Ma­ lina lacht und erklärt dann: »Das ist eine Sicherheitsmaßnahme. Ich bin der beste Kletterer und somit auch der beste Retter.«, erklärt er. »Wenn etwas passiert, dann kann ich die Jungs da am schnellsten und sichersten runterholen«.

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Und welche Voraussetzungen soll­ te ein angehender Industrieklette­ rer mitbringen? »Handwerkliches Geschick ist auf jeden Fall wichti­ ger, als Klettern zu können«, erklärt Dominic. »Klettern kann ich jedem beibringen, aber zu erklären oder gar zu zeigen, wie etwas repariert werden soll, ist in mehreren Me­ tern Höhe ziemlich schwierig.« Dominic hat nach seiner Rück­ kehr nach Deutschland nach und nach alle Level absolviert und sich dann vor vier Jahren mit Seilworx selbstständig gemacht. Im Mo­ ment hat die Firma fünf feste Mit­ arbeiter und mehrere Aushilfen, in der Regel Studenten. Der Ar­ beitsplatz der Seilworx-Kletterer ist immer dort, wo sie gebraucht werden. Auf einem Hochhaus in Frankfurt, wo die Fenster geputzt werden müssen. Auf einem Wind­ rad an der Nordsee, wo sie Sturm­ schäden aufnehmen sollen. Oder aber im Aachener Tivoli, wo neue Boxen unter dem Stadiondach angebracht werden sollen. Oder überall sonst, wo in luftiger Höhe Reinigungs-, Reparatur- oder sons­ tige kleine Arbeiten zu verrichten sind. Dort wo ein Gerüst entweder unmöglich anzubringen, schwer zu beschaffen, unansehnlich oder aber viel zu teuer ist, sind die Klet­ terer flexibel, schnell zur Stelle und weitaus günstiger. Doch wie steht es um die Angst bei einem Indus­ triekletterer? »Eigentlich hatte ich nie Angst.«, sagt Dominic, »Ge­ nerell habe ich dieses Gefühl der Gefahr schon immer gesucht, bin quasi ein Adrenalinjunkie. Klar ist ein bisschen Respekt immer wich­ tig – wenn man zu unvorsichtig wird, dann passieren schnell Un­ fälle. Vor ein paar Monaten hat sich für mich aber alles geändert, denn ich bin ich Vater geworden. Da habe ich zum ersten Mal so et­ was wie Angst verspürt. Nicht um mich, sondern eher was ist, wenn mir doch etwas passiert.« Nach ungefähr einer Stunde ha­ ben Jakob und Johnny an diesem Tag die Jalousien an der vorderen Fassade festgebunden. Nun soll eigentlich die andere Seite des Gebäudes dran sein, sie wollen sich vom Dach nach unten lassen. Doch auf dem Weg nach oben bleibt das Team im Aufzug ste­ cken. Für die Jungs ist klar: »Genau deshalb benutzen wir am liebsten unsere Seile.« \

Messtechnik

Dominic Malina ist als Sohn deutscher Eltern in Australien aufgewachsen und schon als Kind regelmäßig auf die höchsten Bäu­ me geklettert. Als Teenager ent­ deckte er das Sportklettern für sich, und studierte später deshalb wohl auch »Outdoor Education«. Nach dem Studium hat er Survival Trainings in der Wildnis angebo­ ten und anderen Betreuern das Klettern beigebracht. Das erste Mal nach Deutschland kam Do­ minic mit 18 Jahren. Er arbeitete als Gerüstbauer in der Nähe von Nürnberg und fand es zunächst furchtbar. »Ich wollte eigentlich einfach nur weg hier, doch dann hat mir meine Cousine einen Job in Aachen besorgt und ich habe diese Stadt ins Herz geschlossen. Aachen ist für mich die coolste Stadt der Welt«, sagt Dominic. Mit Dreißig geht er trotzdem zurück nach Australien, möchte dort ei­ ne Familie gründen. Doch er fasst einfach nicht mehr richtig Fuß und vor fünf Jahren beschließt er: »Aa­ chen ist meine Heimat, ich gehe zurück« Doch was soll er hier beruf­ lich machen? Sein Studium wird in Deutschland nicht anerkannt. Auf der Suche nach einer Alter­ native stößt er schließlich auf das Industrieklettern und weiß sofort: das ist es, was ich machen möchte. In Deutschland ist das Industrie­ klettern recht unbekannt und es gibt keine allgemeine Ausbildung, sondern nur sogenannte Schei­ ne. Die Grundlage bildet der PSASchein – PSA steht für »Persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz« – der sich an alle richtet, die im ab­ sturzgefährdeten Bereich arbeiten. Danach folgen drei Scheine mit aufsteigender Schwierigkeitsstufe, die beim FISAT, dem Fach- und Inte­ ressenverband für seilunterstützte Arbeitstechniken e.V. in einwö­ chigen Kursen absolviert werden können. Mit einem Level 1-Schein in der Tasche darf man bereits als Industriekletterer arbeiten, jedoch nur mit einem Kletterer, der be­ reits das Level 3 absolviert hat. So wird am Job gelernt, was für die Arbeit als Industriekletterer wich­ tig ist. Nach 50 Arbeitstagen auf Level 1 darf man sich an das Level 2 herantrauen, nach 250 Tagen ist man für das dritte Level zuge­ lassen. Dominic Malina nennt das eine Art »inoffizielle Ausbildung«, denn alles in allem dauert es rund drei Jahre, bis ein Industrieklette­ rer auf Level 3 angekommen ist.

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MODERN STUDIEREN Grundschullehrerin werden – das ist der Traum von Rebecca Kniepen. Doch statt nach Aachen oder Köln zu ziehen, entschied sich die 21-Jährige aus Konzen bei Simmerath für ein Studium in Eupen. Warum sie ihre Wahl alles andere als bereut und was die Autonome Hochschule Ostbelgien für sie so ­attraktiv macht, galt es vor Ort herauszufinden.

VON SIMON WIRTZ

M

ittwochmorgen, kurz nach acht. Gute 30 Mi­ nuten mit dem Auto, dann ist man mitten im belgi­ schen Eupen. Hier steht, umgeben von einer idyllischen Naturkulisse, das hochmoderne Gebäude der Autonomen Hochschule. Wäh­ rend sich Gebäude und Klassen­ räume langsam füllen, treffe ich die 21-Jährige Rebecca, die hier gemeinsam mit Kommilitonen aus Deutschland und Belgien im

ersten Jahr Grundschullehramt studiert. Warum entschied sie sich für Eupen, und gegen Aachen oder Köln als Studienort? Wie stu­ diert es sich in Belgien? Das wer­ den wir heute herausfinden. Aber erstmal schnell in den Klassen­ raum – denn der Grammatikun­ terricht beginnt! ZWISCHEN IPADS UND MACBOOKS Für die erste Stunde des Tages hat Dozentin Dominique Chavet das Thema Homonyme gewählt. Das

sind Wörter, die gleich geschrie­ ben werden, aber ganz unter­ schiedliche Bedeutungen haben. Wer im Klassenraum einen Satz veralteter Lehrbücher oder einen Overhead-Projektor sucht, wird enttäuscht – denn die Autonome Hochschule wird immer digitaler. »Die digitale Ausstattung wurde in den letzten Jahren zunehmend durch unseren Direktor gefördert und bietet uns viele Möglichkei­ ten, Kompetenzen anschaulich und greifbar zu vermitteln«, weiß die Dozentin. Ihre Inhalte wirft

sie mittels Beamer an die Wand, während die Studierenden sich auf ihren iPads und Laptops No­ tizen machen. Doch damit kann man viel mehr, als nur Infos aufzu­ schreiben: Einige bauen mal eben mit dem iPad ein Memory zusam­ men, als es darum geht, Aufgaben für den eigenen Unterricht zu gestalten. Das können die Grund­ schüler der Zukunft dann direkt auf ihrem Tablet lösen, und so die digitale Früherziehung und das Erlernen neuer Inhalte spielerisch verbinden.

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PRAXISBEZOGEN UND BEDARFS­ GERECHT Doch nicht nur in Punkto digitales Lehren und Lernen kann die Auto­ nome Hochschule glänzen – auch auf die bedarfsgerechte Betreuung der Studierenden wird hier beson­ derer Wert gelegt. Statt in ano­ nymen Vorlesungen mit Massen von Kommilitonen um Sitzplätze zu kämpfen, lernen die Studieren­ den hier im Klassenverband – und haben ihren festen Sitzplatz. Den engen Bezug zu den Studierenden weiß auch Fachbereichsleiterin Cathérine Mattar zu schätzen: »Wir haben im Fachbereich Bildungswis­ senschaften ungefähr 105 Studie­ rende, und dadurch kennen wir Dozenten natürlich jeden Einzelnen und können viel gezielter auf Stär­ ken und Schwächen eingehen.« NACH DREI JAHREN VOR DER KLASSE Drei Jahre dauert ihr Bachelorstu­ dium, dann darf Rebecca an die Grundschule. Dann kann sie end­ lich ihren Traumberuf ausüben. Dass sie anders als viele anderen in Eupen und somit Belgien stu­ diert, findet die Deutsche nicht schlimm: »Natürlich habe ich über ein Studium in Deutschland nach­ gedacht, aber dort studiert man ja viel länger und es ist anonymer an den großen Unis. Hier in Eu­ pen kennen wir die Dozenten und müssen nicht weit fahren«. 20 Minuten fährt Rebecca zur Hoch­ schule, mit drei anderen Kom­ militoninnen aus Deutschland hat sie eine Fahrgemeinschaft

gebildet. Aber auch wer kein Auto zur Verfügung hat, kann Eupen mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen. »Und noch dazu ist das Studium hier günstiger – wir zah­ len ungefähr 425 Euro Studienge­ bühren pro Jahr, und wer sich ent­ scheidet, nach Eupen zu ziehen, wird vom günstigen Wohnungs­ markt überrascht sein«. Was sie besonders beeindruckt, ist auch der Bezug zur Praxis, der durch die vielen Praktika innerhalb des Stu­ diums gewährleistet wird. Neben etlichen Praktika in Grundschulen geht es für die Lehramtsanwärter selbst in den Kindergarten. »Den Übergang vom Kindergarten in die Schule erfährt jedes Kind an­ ders, hier sollten Lehrer gut vor­ bereitet sein. Deshalb nehmen die Studierenden diese Phase in der Praxis nochmal genau unter die Lupe«, erklärt Fachbereichsleiterin Cathérine Mattar.

VIEL MEHR ALS MATHE UND DEUTSCH Mathe und Deutsch sind Kern­ kompetenzen von Grundschul­ lehrern und natürlich Pflicht, das ist klar. Aber wer sich für ein Stu­ dium in Eupen entscheidet, lernt weit mehr als das. Hier wird man auf das Erteilen des Unterrichts in allen Fächern vorbereitet. Das Lehramt in der Grundschule ist ein vielfältiger Beruf, wie uns Re­ becca nach der Deutschstunde verrät: »Wir lernen hier nicht nur, Mathe und Deutsch zu vermitteln, sondern bekommen auch die Aus­ bildung für den Sportunterricht. Und selbst das Klavierspielen ge­ hört dazu, damit wir die Kinder beim Singen begleiten können«, freut sie sich. BIB, ABER MODERN Und fast ist es schon wieder Zeit, zu gehen. Doch bevor ich

WELTWEIT FLEXIBEL DAS GRUNDSCHULLEHRAMT IST EINER DER SCHWERPUNKTE DER AUTONOMEN HOCHSCHU­ LE – ABER LANGE NICHT ALLES, WAS SIE ZU BIETEN HAT. WER MIT DEM GEDANKEN SPIELT, KRANKENODER ALTENPFLEGER ZU WERDEN, SOLLTE SICH DIE HOCHSCHULE MAL GENAUER ANSEHEN. ANDERS ALS IN DEUTSCHLAND KANN MAN PFLEGE HIER STUDIEREN. EUER VORTEIL? MIT DEM BACHELOR IN NURSING KÖNNT IHR WELTWEIT ALS PFLEGER ARBEITEN. DURCH DIE AKADEMISCHE UND PRAK­ TISCHE GRUNDAUSBILDUNG BLEIBT IHR FLEXIBEL UND MACHT, WAS IHR WOLLT UND WANN IHR WOLLT. HIER IST VON DER ZUSATZQUALIFIKATION ALS PFLEGER AUF DER INTENSIVSTATION BIS HIN ZUM HOCHSCHULDOZENTEN ALLES DENKBAR.

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mich verabschiede, gibt Rebecca mir noch eine kurze Tour durchs Haus. Zwei Stockwerke gibt es, und während im Erdgeschoss die Bildungswissenschaften unter­ gebracht sind, werden im ersten Stock Pfleger ausgebildet. Das Bistro bietet günstige Baguettes, Salate und Heißgetränke an. Doch da gibt es noch was – die Medio­ thek, quasi die Bib der Hochschu­ le, nur in modern. »Hier können wir nicht nur Bücher ausleihen, sondern auch MacBooks«, erklärt Rebecca mir. Und Bibliothekarin Kerstin Bong bestätigt: dieses An­ gebot ist in der Region einzigar­ tig. »Wir sind eine moderne Me­ diothek, in der die Studierenden neben praxisnaher Fachliteratur auch Laptops ausleihen können und Platz zum Lernen finden«, sagt sie und wünscht mir eine gute Heimfahrt. Schön war’s in Eupen! \

INTERESSE GEWECKT? JEDES JAHR NIMMT DIE AUTONOME HOCH­ SCHULE OSTBELGIEN AUCH NEUE STUDIERENDE AUS DEUTSCHLAND AUF. WER INTERESSE AM STUDIENSTART IN EUPEN HAT, SOLLTE AM STU­ DIENINFORMATIONSTAG AM 25. MÄRZ VON 9-15 UHR VORBEISCHAUEN. HIER KANN MAN SICH ZU DEN VERSCHIEDENEN STUDIENGÄNGEN SOWIE DEM AUFNAHMEVERFAHREN IM FACHBEREICH BILDUNGS­WISSENSCHAFTEN BERATEN LASSEN UND DAS GEBÄUDE BESICHTIGEN. KURZENTSCHLOSSENE SIND WILLKOMMEN – ANZUMELDEN BRAUCHT IHR EUCH NICHT.

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Sie brachten die phyphox-App auf den Weg: Dr. Christoph Stampfer und Dr. Sebastian Staacks

DAS MOBILE LABOR Zwei in Aachen lebende Physiker revolutionieren den Physikunterricht mit ihrer phyphox-App, die komplexe Physik-Experimente ganz einfach mit dem eigenen Smartphone möglich macht.

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in Saal, circa 400 Erstsemes­ ter und die Inhalte des Stu­ dienmoduls Experimental­ physik 1. Der gebürtige Italiener und Physikprofessor an der RWTH Christoph Stampfer (42) lebt seit zehn Jahren in Aachen und fragt sich vor der Vorlesung nicht nur, wie er seine Studierenden für phy­ sikalische Phänomene motivie­ ren kann, sondern ebenfalls sich selbst. Wie können Studierende oder auch Schüler aktiver in die Vorlesung, in das Experimentie­ ren eingebunden werden? Diese Frage war zugleich die Geburtsstunde der phyphox-App. »Zusammen mit Sebastian Staacks probierten wir die unterschiedli­ chen Sensoren in unseren Smart­ phones aus und nutzen sie als Messinstrumente«, sagt Stampfer. »Das hat von Anfang an so gut funktioniert, dass wir uns dach­ ten: ›Geht das auch in einer App?‹« Der Akademische Rat Sebastian Staacks (35) wurde eingebunden, der ebenfalls am Lehrstuhl für Experimentalphysik arbeitet. Er entwickelte die phyphox-App, die Anwendern zahlreiche physikali­ sche Experimente bietet. Schon mal das eigene Smartphone in eine Salatschleuder gesteckt, um die Winkelgeschwindigkeit fest­ zustellen oder es als akustische Stoppuhr genutzt, um die Schall­ geschwindigkeit zu messen? Alles mit der App möglich.

Stampfer und Staacks betreiben die App aus Überzeugung: »Sie soll dabei helfen, den Physikunterricht an Schulen und Universitäten at­ traktiver zu gestalten. Wir haben auch bereits in 30 verschiedenen Ländern Botschafter, die Anwen­ dern bei Fragen zur Seite stehen. Vor allem bei jungen Menschen soll das Interesse für Physik-Experi­ mente geweckt werden. Und damit auch wirklich jeder die App nutzen kann, haben wir die Hemmschwelle für eine Installation so niedrig wie möglich gehalten. Die App ist mit keinen Kosten, keiner Registrierung verbunden und Android- als auch iOS-kompatibel. Wirklich jeder kann sein Smartphone zum mobilen La­ bor machen.«, berichtet Stampfer. Inzwischen ist die App Staacks Hauptjob und wurde bereits über eine Million Mal runtergeladen. ­Eine der Folgen der Beliebtheit sind Anwenderfragen. Staacks sagt: »Vor Kurzem kam erst eine Frage rein, wie man die App nutzen könnte, um Radwege zu überprüfen. Bei so vie­ len Downloads werden eine Menge Fragen gestellt, sodass wir nun zu­ sätzlich jemanden für die Beant­ wortung einstellen müssen.« Auch wer nicht der deutschen Sprache mächtig ist, muss nicht um seine phyphox-App bangen. Die App steht Anwendern in 15 Sprachen zur Verfügung. \ VB

» phyphox.org


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NICHT NUR ZUM ZOCKEN Nachdem Virtual Reality längst bei Gamern Einzug hielt, sind nun auch langsam die Unternehmen dran. Doch wie können die VR sinnvollnutzen? Die Experten des Dürener VR Experience Room stehen interessierten Unternehmern mit gutem Rat zur Seite und bieten Gelegenheit zum Ausprobieren.

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KOMMUNIKATION IN VIRTUEL­ LEN KONFERENZRÄUMEN Die Dürener Wirtschaftsförde­ rung »WIN.DN« bot neben ei­ nem Vortragsprogramm allen Besuchern die Möglichkeit, vier verschiedene VR-Anwendungen auszuprobieren und so eigene Erfahrungen mit der virtuel­ len Welt zu machen. Beim Pro­ gramm der Firma »WeAre« kön­ nen dezentral agierende Teams eines Unternehmens miteinan­ der in virtuellen Konferenzräu­ men kommunizieren, als Avata­ re. So wird die Kommunikation nachhaltig verbessert, und es werden Missverständnisse etwa durch Sprachbarrieren Wahrneh­ mungen vermieden. Die Dürener Firma »Mauel Sicher Arbeiten« hat gemeinsam mit Start-ups ei­ ne VR-Anwendung zum sicheren Arbeiten in der Papierindustrie entwickelt, mit der Mitarbeiter etwa im Umgang mit verletzten Kollegen geschult werden können. Die Simulation realer Szenarien war auch das Thema, das Kerstin Rutwalt-Berger, Leiterin des Nel­ ly-Pütz-Berufskollegs in Düren, ins Zentrum ihres Beitrags bei einer Talkrunde stellte. Zukünftig sollen immer mehr Lerninhalte durch virtuelle Anwendungen schneller und präziser vermittelt werden.

FOTO: ARTUR DUNAT

m neuen VR Experience Room, der sich im Coworking-Spa­ ce »haupt|cw|artier« an der Phlippstraße in Düren befindet, können Anwendungen aus der virtuellen Realität ausprobiert werden. Er ist Teil des »Düren. Digital Network«, einem Projekt der städtischen Wirtschaftsförde­ rungsgesellschaft »WIN.DN«, und wurde jetzt im Beisein von rund 50 Besuchern von Start-ups und Dürener Unternehmen eröffnet.

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Im VR Experience Room lassen sich Virtual-Realitty-Anwendungen ausprobieren.

3-D-REKONSTRUKTION EINER ZERSTÖRTEN KIRCHE Den auch als Immersion bezeich­ neten Effekt des Eintauchens in ei­ ne virtuelle Realität lässt sich auch in der von Harry Thiel, Inhaber der VR-Firma »Subthiel«, vorgestellten VR-Anwendung zur Dürener Annakirche erleben. Die mit dem Stadtmuseum anhand histori­ scher Bilder entwickelte Anwen­ dung vermittelt dem Betrachter einen sehr realen Eindruck des im Zweiten Weltkrieg völlig zerstör­ ten Wahrzeichens der Stadt. Das Projekt »Düren.Digital Network« wird im Rahmen der Initiative Di­ gitale Wirtschaft NRW (DWNRW) vom Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitali­ sierung und Energie des Landes NRW noch bis Jahresende geför­ dert. \ RED VR EXPERIENCE ROOM IM »HAUPT|CW|ARTIER«, PHILIPPSTR. 27, 52349 DÜREN

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VORLESUNG ODER NICHT? Eine Frage, die sich auch unsere Redakteurin Verena Bodenstein während ihres Studiums stellte. Die Quittung für Unwissenheit würden sie spätestens zum Zeit­ punkt der Klausuren erhalten. Und wenn jemand durch eine Klausur fällt und sein Studium verlängern muss, hat derjenige im Grunde auch etwas gelernt: Entweder früher mit dem Ler­ nen anzufangen oder doch lie­ ber die angebotenen Vorlesun­ gen mitzunehmen. Ich finde das ist eine Lektion, die einem nicht genommen werden sollte. Nur zu gut erinnere ich mich an mein erstes Studiensemes­ ter. Zu dem Zeitpunkt dachte ich noch, dass ich eine große Japanologin werde. Ich träumte davon, durch Ostasien zu reisen, shintoistische Schreine zu ent­ decken und mich eloquent mit Japanern zu unterhalten. Das hätte alles sein können, hätte ich damals die Japanisch-Vor­ lesungen etwas ernster ge­ nommen. Das Resultat: Zwei Prüfungen, zwei Mal durchge­ fallen. Tatsache: Für ein Japanologie-Studium hätte ich mein Studium aufgrund der Wieder­ holungsklausur um ein ganzes Jahr verlängern müssen. BAföG, ade! Heulend saß ich in der Sprechstunde von unserem Studienkustos Herrn Vollmer. Auf die Frage: »Was soll ich denn nun machen?«, antwortete er mir mit seiner ruhigen Stimme: »Japanologie wohl eher nicht«. Mein Glück, dass dies nicht seine einzigen Worte waren. Er ging mit mir verschiedene Optionen durch, um dann ganz spontan zu sagen: »Frau Bo­ denstein, lassen sie die Fremdsprachen sein. Kunst- und Kulturgeschichtliches interessiert sie doch eigentlich viel mehr. Das kriegen Sie schon hin.« Heute weiß ich: Er hatte recht. Kunst und Kultur ist einfach meins. Die Vorle­ sungen nahm ich trotzdem ernster. Ergebnis: Bestanden. Und in mehrfacher Hinsicht etwas dazu gelernt. \ FOTO: PIXABAY

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s ist 9.30 Uhr. Der große Vorlesungssaal im Uni­ haupt­ gebäude ist bre­ chend voll. Noch vor zwei Wo­ chen sah das Ganze anders aus. Die hoch offizielle Mail vom Rektorat am Anfang der Woche hat wohl ihre Wirkung erfüllt. Zusammengefasst: »Vorlesung bedeutet Anwesenheitspflicht. Punkt.« So hätte die Mail auch lauten können. Einige studenti­ sche Rebellen streiken, prangern die Rechtsungültigkeit der An­ wesenheitspflicht an und sind nicht zur Vorlesung erschienen. Doch dieses Mal schwebt ganz eindeutig etwas über den Köp­ fen meiner Kommilitonen: Die nackte Angst. Angst nicht zu den Prüfungen zugelassen zu wer­ den. Angst, einige Semester län­ ger zu studieren. Angst, dass das BAföG nicht ausreichen könnte. Angst, Mama und Papa erklären zu müssen, warum sie den Geld­ hahn nicht abstellen dürfen. Ich bin gespannt, wie lange diese Autori­ tät noch anhält. Ich gebe dem Ganzen noch maximal weitere zwei Wochen. Bis dahin ist bei allen durchgesickert, dass tatsächlich kein Gesetz die Leute zwingt, in den Saalreihen sit­ zen zu bleiben und dann tun wieder alle das, was sie wollen. Doch im Moment sieht es nicht ­danach aus. Ein wirklich ungewöhnliches Bild. In der Regel sind nur vereinzelt Studierende im Vorlesungssaal und selbst bei denen frage ich mich: »Was machen die bloß hier?« Neh­ men wir doch mal die letzte Vorlesung als Beispiel. Ein Junge mit hochgezogener Kappe saß da und sah sich auf seinem Smartphone Netflix-Serien an. Ein Mädchen mit langen künstlichen Fingernägeln exerzierte »leise« mit ihrer Sitznachbarin Beziehungsprobleme durch und ein Junge mit Sommersprossen schlief tief und fest – und das noch dazu in

der ersten Reihe. Eins muss man dem Dozen­ ten lassen, er schaute über den Langschläfer hinweg (die Vorlesung ging schließlich volle zwei Stunden), als gäbe es ihn gar nicht. Und saß nicht noch jemand mit einem Katzenkos­ tüm in den Saalreihen? Kein Scherz, hat es alles schon gegeben. Asienwissenschaftler können schon speziell sein. Doch nun ernsthaft. Anwesenheitspflicht? Muss man im Studium wirklich zu solchen schulischen Maßnahmen greifen? Studieren­ den die Mündigkeit nehmen, Kontrolle wal­ ten lassen? Ein Studium ist schließlich eine freiwillige Sache. Es geht hier um die eigene Karriere. Wie jemand lernt beziehungsweise sich weiterbildet, sollte doch nicht im Vor­ dergrund stehen, sondern, dass derjenige es tut. Vielleicht sind einige Studierende einfach Bücherwürmer und erlernen Studieninhalte gerne im Alleingang. Das ist doch in Ordnung?

SERVICEINFOS Klenkes neo – Magazin für junge ­Aachener

Chefredaktion Kira Wirtz

Advertorials und Pressetexte sind mit adv. ­gekennzeichnet.

print’n’press Verlag GmbH Dresdener Str. 3 52068 Aachen 0241 5101 611 Mail: info-klenkes@ medienhausaachen.de

Redaktion Simon Wirtz (Leitung), Verena Bodenstein, Lillith Bartczak

Grafik und Layout Malte Pferdmenges

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Redaktionelle Mitarbeit Anja Nolte, Anna Contzen, Belinda Petri

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Titelfoto upmacher

Die durch den Verlag ge­ stal­te­ten ­An­zeigen sind ­ur­he­ber­­­rechtlich ­geschützt und ­dür­fen nur mit ­ausdrücklicher Genehmigung des ­Ver­lages weiter v­ erwendet werden. Keine Haftung für unver­langt ­ein­gesandte Manu­skripte, ­Zeich­nun­gen, Fotos etc. Nach­ druck, auch aus­zugsweise, nur mit schrift­licher Genehmigung

des Klenkes. Alle U ­ rheberrechte ­ver­blei­ben beim Verlag. © 2020 print'n'press Verlag


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