Klenkes neo 3/2020

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Das Magazin

für junge Aachener 03 | 2020 unbezahlbar

TÄTOWIERER IM ANZUG

AACHENER APP-ERFOLG

ERSTI-TIPPS

GRÜN & HIP

Dieser Bankkaufmann sticht Manga-Tattoos

Kultur, Essen, Ausgehen – da müsst ihr hin!

Trendstadt Maastricht

R E K I S U M I-

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Jodel-Gründer Alessio Borgmeyer

m nzes Albu a g n i e z Intelligen r e h c i l t s it Kün ebracht. g m t e i t e h w c ö s e ie Hope m dakt hat i n d n o e t B u t A n lle ude ventione n RWTH-St o k n u r ren. De produzie


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INHALT

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FOTOS: OBEN LINKS: AVELLAN BORGMEYER, OBEN RECHTS: SECKIN CAKMAKOGLU, UNTEN LINKS: ENTORGANICS GMBH, UNTEN RECHTS: NILS TRINK

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LIEBE LESERINNEN UND LESER,

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MAGAZIN

LAUFBAHN

4 AUF DEN ERSTEN BLICK

18 ZUM FRÜHSTÜCK FLÜSSIGE INSEKTEN

Auf der Suche nach ­Sinnvollem und Skurrilem

6 GUT AUF DIE FRESSE Jodel-Gründer Alessio ­Borgmeyer im Interview

10 RAUS INS LEBEN

Neu in Aachen? Unsere Tipps in Sachen Essen, ­Kultur und Ausgehen

14 GRÜN, GESELLIG, HIP Deshalb lohnt sich ein ­Ausflug nach Maastricht

16 TITEL: EIN BIER MIT BENNIE HOPE Der türkische Sänger spricht mit uns über die Verbindung zwischen KI und Musik

Kai Funada Classen und Finn Bußberg vertreiben Insekten-Proteinshakes

22 ZUM GRÜNDEN IN DIE KIRCHE Statt Gottesdienst und ­Kirchenbänken locken Co-Working-Spaces und frischer Kaffee

24 DER TATÖWIERER IM ANZUG

­Dieser Aachener stand mal hinterm Bankschalter – seit einer Asienreise tätowiert er Mangas

28 NATURFREUNDIN

Naturschutz ist ihr Ding: Diese RWTH-Almuna sorgt für saubere Flüsse

29 WIE BIST DU DAS ­GEWORDEN?

RWTH-Rektor Prof. Rüdiger über seinen unvergesslichsten Nebenjob

30 FRISCHER WIND AM BÜCHEL

Über 35 junge Initiativen gestalten mitten in der ­Altstadt einen neuen Ort

26 KUNST FÜR ALLE

Der Aachener Matthias Kohn fertigt Couches aus Stein und Holz für den öffentlichen Ram

IMPRESSUM Klenkes neo – ­ Magazin für junge Aachener 8. Jahrgang klenkes-neo.de

»

Verlag Medienhaus Aachen GmbH Dresdener Straße 3, 52068 Aachen » medienhausaachen.de

Geschäftsführung Andreas Müller Druck Weiss-Druck GmbH & Co. KG Hans-Georg-Weiss-Str. 7 52156 Monschau Klenkes neo wird gedruckt auf Bilderdruck-­Recyclingpapier.

Redaktion Thomas Thelen Chief Content Officer (verantwortlich für den Inhalt i.S.d. § 8 abs. 2 Landespressegesetz NRW) Kira Wirtz Chefredaktion

Anzeigen Jürgen Carduck Leiter Werbemarkt (verantwortlich für den Inhalt i.S.d. § 8 abs. 2 Landespressegesetz NRW)

Abschied nehmen ist manchmal gar nicht so leicht. Viele von euch haben das gerade erst selbst erfahren. Ihr habt Abschied genommen – von euren Eltern, Geschwistern, Freunden, von eurem Zimmer und eurem Sportverein. Denn studieren heißt nicht nur komplizierteren Stoff zu lernen, sondern ist vor allem eine große Umstellung. Wer von Zuhause auszieht, muss

AUF EINMAL SELBST EINKAUFEN, SELBST DIE WÄSCHE MACHEN, SELBST PUTZEN UND SELBST KOCHEN.

Und daneben all das im Kopf behalten und organiseren, das sonst Mama und Papa immer für einen mit machten. Wer anfängt zu studieren, der geht einen riesigen Schritt für sich selbst. Einen Schritt Richtung Selbstbestimmung und Freiheit. Endlich frei sein wollten auch viele der Leute in diesem Heft. Zum Beispiel Nils, der jahrelang hinter einem Bankschalter stand und dabei nicht glücklich wurde. Wir trafen ihn an seinem neuen Arbeitsplatz – einem Tattoostudio (Seite 24). Oder Alessio, der das Studium schmiss, um ein Start-Up zu gründen, das wir wohl alle kennen – Jodel (Seite 6). Auch für mich wird es jetzt Zeit, ­Abschied zu nehmen. Von Klenkes neo, von meinen lieben Kolleginnen und Kollegen in der zweiten Etage, die mir mit der Zeit ans Herz gewachsen sind. Lasst euch nicht unterkriegen! Aus jeder Erfahrung lernt man. In diesem Sinne, ciao und bis hoffentlich sehr bald!

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AUF DEN ERSTEN BLICK

Für Euch sind wir immer auf der Suche nach Sinnvollem und Skurrilem

GE-HIGH-PED

Produkte mit dem (legalen) Hanfwirkstoff CBD sind der neueste Schrei und gelten als natürliches Wundermittel vor allem bei (Menstruations-)Schmerzen. Kein Wunder also, dass in Großstädten CBD-Shops wie Pilze aus dem Boden schießen und auch die Aachener müssen ihre ­( legalen) Hanfprodukte seit kurzem nicht mehr im Internet bestellen: Bei Hanf im Glück gibt es CBD-Blüten, -Öle, -Tees aber auch CBD-Süßigkeiten, -Shampoos und mehr. » hanf-im-glueck.shop

FOTO: LILLITH BARTCZAK

AACHEN TO GO

Klar, die Idee ist nicht neu, aber schön ist er schon, der schwarze Aachen-Becher mit der weißen Skyline der Stadt. Und da er auch noch BPA frei, spülmaschinenfest und vor allem kostenlos ist, spricht eigentlich nichts dagegen mal bei Leni liebt Kaffee in der Innenstadt oder bei der Bezirksvertretung Aachen-Mitte vorbeizugehen und sich ein Stück Aachen für unterwegs abzuholen.

FOTO: LILLITH BARTCZAK

FOTO: TINA RINKENS

EINGRAVIERT

Tina Rinkens, ehemalige Klenkes-Redakteurin (Hi Tina!), hat sich ihren Traum verwirklicht und unter dem Namen »Gravur« einen Verlag/Ausstellungsraum/Concept Store im Frankenberger Viertel eröffnet. Dort verkauft sie – wenn sie nicht gerade selbst Bücher verlegt oder Ausstellungen plant – kultige Bücher und Zeitschriften sowie hochwertige Büroartikel. » gravur-verlag.eu

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ALLES ANDERS

Das Wintersemester 2020/21 wird kein Semester wie jedes andere. Wir haben uns mal bei AStA und Studierendenwerk umgehört, was auf die S ­ tudierenden zukommt.

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ärz 2020. Das Sommersemester steht in den Startlöchern. Und dann: Corona-Pandemie. Plötzlich ist alles anders. An den Unis bleiben die Hörsäle geschlossen, in den Mensen die Küchen kalt und in den Wohnheimen die Zimmer leer. Stattdessen sind plötzlich E-Learning und Videokonferenz angesagt. Ungewohnte Einblicke in die natürlichen Lebensräume deutscher Dozenten inklusive. Einsame Lichtblicke: der Freiversuch für Klausuren und der To-Go-Betrieb der Mensa. Wenigstens der Schnitzeltag ist gerettet! So in etwa lässt sich das Sommersemester 2020 zusammenfassen. Doch wie geht es nun im kommenden Wintersemester weiter? Wir ­haben uns für euch umgehört.

TIPP: DURCH DIE ANHEBUNG DER FREIBETRÄGE SIND IMMER MEHR ­STUDIERENDE BAFÖG-BERECHTIGT. Zunächst einmal geht es später los als gewohnt. Am 26. Oktober fängt die Vorlesungszeit für die höheren Semester an, noch später, nämlich am 2. November, sind die Erstsemester dran. Außerdem wird auch das Wintersemester an der RWTH ein »größtenteils digitales Semester«. Laut AStA-Sprecher Karl Hammer bedeutet das: »Alles was digital gehalten werden kann, soll erstmal digital geplant werden«. Das gilt vor allem für die großen Vorlesungen und Globalübungen und für Studiengänge mit vielen Studierenden wie Maschinenbau oder Informatik. Aber auch kleinere Veranstaltungen wie Praktika, Übungen und Seminare sollen hauptsächlich digital stattfinden, hier soll es allerdings die Möglichkeit geben, wieder Präsenzunterricht abzuhalten, falls es die Situation zulässt. Ein Schwerpunkt beim Präsenzunterricht liegt auf Veranstaltungen für Erstsemester. Außerdem sollen Veranstaltungen, wie Chemielabore oder Physikpraktika, die im letzten Semester nicht einfach online stattfinden und deshalb ausfallen mussten, im Wintersemester vor Ort in Kleingruppen mit Hygienekonzept nachgeholt werden. Was Prüfungen und Einsichten betrifft, hat das Konzept des vergangenen Semesters wohl

weitestgehend überzeugt, denn sie sollen wie im Sommersemester unter strengen Hygienevorschriften vor Ort abgehalten werden. Ob es auch erneut eine Freiversuchsregelung geben wird, steht noch nicht fest. Für einige Erstis wartet das Semester erstmal mit einer Enttäuschung auf, denn die beliebte Erstiwoche mit Rallye und großer Einführungsveranstaltung wird nicht wie üblich stattfinden. »Damit neue Studierende nicht komplett alleine gelassen werden, arbeiten die Fachschaften, der AStA, das zentrale Erstsemesterarbeits-Team der RWTH und die Hochschule aber an einem Konzept, wie sich zumindest kleine Gruppen in Vorbereitung auf die Studienzeit in Präsenz treffen können. Auch soll es viele digitale Angebote geben, die den Studieneinstieg erleichtern sollen«, erklärt Karl Hammer vom AStA der RWTH. BIBLIOTHEK UND SPORT: NACHVERFOLGBARKEIT GEWÄHRLEISTEN Kurz vor Semesterstart setzt der AStA sich dafür ein, dass den Studierenden wieder mehr Lernräume und Bibliotheksplätze zur Verfügung stehen. Aber um lange Schlangen vor den Bibliotheken zu vermeiden, wird die Uni wohl auch im kommenden Semester auf ein Buchungssystem setzen, über das man sich Timeslots in den jeweiligen Einrichtungen ­ reservieren kann. Über aktuelle Entwicklungen informiert die Universitätsbibliothek der RWTH in einer eigenen FAQ-Rubrik auf ihrer Website. Und auch für die Sportkurse und die Nutzung des RWTH-eigenen Fitnessstudios muss man sich weiterhin über das Buchungssystem anmelden, ansonsten ist das Angebot hier aber wieder recht breit aufgestellt. Lediglich die Großveranstaltungen wie der Galaball 2020, der Uni-Cup 2020 sowie die Hochschulsportshow 2021 und der Hallenfußball Cup 2021 mussten abgesagt werden. MENSA: ÖFFNUNG GEPLANT Neben dem AStA bereitet sich auch das ­Studierendenwerk intensiv auf das kommende Semester vor: Die Mensa, die seit Juni zumindest wieder Essen zum Mitnehmen anbietet, arbeitet für das Wintersemester an einer begrenzten Öffnung ihrer Mensen und ­Cafeterien. Wie das genau aussehen wird und wann es losgeht, ist leider noch ungewiss. Das Studierendenwerk ist übrigens auch für Studienfinanzierung und BAföG-Fragen der richtige Ansprechpartner. Die Sprecherin des Studierendenwerks Ute von Drathen rät Studierenden gerade in Zeiten, in denen viele

FOTO: PIXABAY

VON LILLITH BARTCZAK

Auch im kommenden Semester heißt es für die meisten Studierenden wieder Homeoffice statt Hörsaal.

ihren N ­ ebenjob durch Corona verloren haben, sich nochmal mit dem Thema BAföG auseinanderzusetzen. Durch die kontinuierliche Anhebung der Freibeträge sind immer mehr ­Studierende BAföG-berechtigt. \ WICHTIGE WEBSITES FAQ-SEITE RWTH (ALLGEMEINE INFOS, ­WEITERFÜHRENDE LINKS) » rwth-aachen.de/corona CORONA-BLOG DER RWTH (NEUESTE INFOS, CORONA-PODCAST, ETC.) » blog.rwth-aachen.de/corona FAQ-SEITE ASTA RWTH

» asta.rwth-aachen.de/corona STUDIERENDENWERK AACHEN (INFOS ZU MENSEN, WOHNEN, STUDIENFINANZIERUNG) » studierendenwerk-aachen.de FAQ-SEITE BIBLIOTHEK

» ub.rwth-aachen.de/cms/UB/Bibliothek/ Aktuell/~gsnjp/FAQ-Covid-19

TIMESLOT-BUCHUNG SPORTKURSE/­ BIBLIOTHEK » buchung.hsz.rwth-aachen.de

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ALESSIO

BORGMEYER IM NEO-PORTRÄT

Jeder kennt Jodel. Die App, mit der man anonym mit Menschen in der Nähe kommunizieren kann. Doch wenige wissen, dass die Geschichte des Start-Ups vor sechs Jahren am Küchentisch einer Aachener StudentenWG begann. Wir sprachen mit Gründer und CEO Alessio Borgmeyer über seine größten Fuck Ups, das Thema Produktivität, Saudi Arabien und woran die Jodel-Macher gerade arbeiten.

»ES GAB SCHON MAL

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GUT AUF DIE FRESSE« INTERVIEW: SIMON WIRTZ

WAR JODEL DEIN ERSTES GESCHÄFTSMODELL? Ja, Jodel war meine erste und einzige Gründung, an der ich auch heute noch mit vollem Herzen arbeite. Davor habe ich Promotion-Jobs gemacht und im Supermarkt gearbeitet, das war’s aber auch.

FOTO: AVELLAN BORGMEYER

ALSO EIN ERFOLGREICHER START? Nee, da gab’s schon gut auf die Fresse (lacht). Die Liste an Fuck Ups ist unendlich lang, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Hier eine witzige Geschichte: Als wir in Aachen gelauncht haben, waren wir in unseren Augen zwar schon relativ erfolgreich, aber viel zu erfolgreich für unsere Server. Nachdem wir im Auslandssemester in den USA bei Tests gemerkt haben, dass die App viel attraktiver ist, wenn sie lokal basiert ist, haben wir das Interface über Nacht umgebaut. So konnten die Nutzer jetzt mit Leuten in ihrer Nähe kommunizieren. Dafür war sie technisch aber gar nicht ausgelegt. Und das führte dazu, dass die App ab ein paar Tausend Nutzern komplexe Berechnungen machen musste – da gingen unsere Server in die Knie! Der Feed brauchte gut und gerne mal zwei Minuten zum Laden. Das hat uns bestimmt ein, zwei Monate verfolgt, bis wir das gelöst bekommen haben. WAS WAR DIE LÖSUNG? HABT IHR KAPAZITÄTEN ZUGEKAUFT? Nee, dafür hatten wir kein Geld. Unsere Engineers mussten sich unter Hochdruck neue Ideen überlegen, was sie umbauen können. Da saßen wir Tag und Nacht dran. Und irgendwann haben wir es gelöst bekommen. Unser Hauptengineer meinte damals: »Ich brauche jetzt mal ne Woche oder zwei, um das alles ordentlich zu machen. Das geht so nicht.« Worauf ich nur meinte: »Ach, kannste später machen. Läuft doch alles!«. Und da ist uns das Ding um die Ohren geflogen. Das Learning hier ist also: Wenn man schnell etwas baut, das ist wie einen Kredit aufzunehmen. Dann hat man heute mehr Zeit, aber morgen muss man doppelt so viel zurückzahlen und es richtig ausbauen. Das nennt man technical debt. LASS UNS MAL ÜBER PRODUKTIVITÄT SPRECHEN. TO DO-LISTEN KENNT JEDER. ABER WAS IST DEIN GANZ PERSÖNLICHER ERFOLGSTIPP? Also erstmal – ich bin kein Productivity-Junkie. Ich bin eher bis spät in die Nacht wach, und da habe ich gute Ideen, das ist natürlich nicht perfekt für einen normalen Arbeitstag. Trotzdem: Sehr wichtig ist ein vernünftiges E-Mail-System. Wenn ’ne E-Mail reinkommt, dann

schau ich: Kann ich die in zwei Minuten beantworten? Dann beantworte ich sie. Wenn nicht, dann schiebe ich sie in einen Ordner, snooze sie sozusagen. Damit ist mein Posteingang immer null. Früher hatte ich die alle im Posteingang drin, und da konnte ich mich schwer auf andere Sachen konzentrieren, weil ich immer diesen riesigen Backlog gesehen habe. Das hat die Gedanken getrübt. Wenn ich manchmal sehe, wie andere E-Mails benutzen, da steht da auf der App 99999, also unendlich, ich würd’ durchdrehen (lacht). In meiner Position ist außerdem das Delegieren ein großes Learning. Wenn ich nicht delegiere, kann ich nicht meine Produktivität erhöhen. Ich musste lernen, wie ich richtig und gut delegiere, und wann ich es nicht mache. WAS SIND FÜR DICH GUTE ­KOMMUNIKATIONSTOOLS? Das Beste ist das ganz klar Slack. Aber man muss auch aufpassen, weil die Kommunikation durch Slack so einfach gemacht wird, dass man nur noch die ganze Zeit auf Slack hängt und nichts mehr gebacken kriegt. Insbesondere seit Corona rufe ich deshalb Leute einfach an, das dauert eine Minute, und ist sehr effektiv. Multitasking ist hier eher ineffizient. WELCHE APP IST FÜR DICH IM ALLTAG ­UNVERZICHTBAR? Privat ganz klar WhatsApp, das ist wie die Luft zum Atmen. Wichtig ist aber auch Google Maps, ich weiß nicht, wie ich sonst irgendwo hinkäme. Eine andere App, die für mich essentiell ist, ist Shazam. Ich liebe Musik und höre überall plötzlich spannende Musik. Und es ist das Beste, was es gibt, dass man sich diese Musik einfach überall hin mitnehmen kann. Deshalb finde ich auch Spotify und Audible toll. GIBT ES EINEN JODEL, DER SO GEIL WAR UND DICH SO INSPIRIERT HAT, DASS ER DIR BIS HEUTE IN ERINNERUNG GEBLIEBEN IST? Ich habe natürlich unglaublich viele Jodel gesehen. Es motiviert mich weiterzumachen, um zu sehen, was die Community so kreiert und was da entsteht. Eine Sache, die mir auf jeden Fall im Kopf geblieben ist, ist der Türsteher-Jodel, das war 2016, als wir noch nicht so bekannt waren in Deutschland.

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MAGAZIN \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\ Der ehemalige RWTH-Student Alessio Borgmeyer hatte 2014 zusammen mit Kommilitonen die erste Idee für eine App, die standortbasierte und anonyme Kommunikation möglich machen sollte. Was zuerst »TellM« hieß, wurde nach mehreren Entwicklungsjahren und Testphasen in Kolumbien, wo Alessio zum Schüleraustausch war, und in Kalifornien, wo er ein Auslandssemester verbrachte, zum heutigen »Jodel«. 2019 unter anderem vom Forbes-Magazin unter den »30 unter 30« im Bereich Technik in Europa gelistet, kann Alessio heute zufrieden auf über eine Million aktiver Nutzer und einer siebenstelligen Anzahl an Jodeln pro Tag blicken.

BEI EINER KEYNOTE IM LETZTEN JAHR HAST DU ERZÄHLT, DASS IHR AUCH IN SAUDI ­ARABIEN AKTIV SEID. WAS TREIBT IHR DA? Das ist eine gute Frage! Wir sind in Saudi Arabien organisch gewachsen. Aus irgendeinem Grund hatten wir Anfang 2017 gut 20 bis 50 Leute in Riad, der Hauptstadt. Und die kleine Community ist auf 5.000 gewachsen. Das war so spannend, dass der Content bei Twitter geteilt wurde, und dann ist das explodiert. Innerhalb von kurzer Zeit ist gefühlt ganz Saudi Arabien zu Jodel konvertiert.

ERZÄHL MAL … Da war ein Typ in München auf dem Oktoberfest, und hat dann gejodelt, seine Freundin wäre mit jemand anderem nach Hause gegangen. Die hat die Tür ihrer Wohnung nicht aufgemacht. Daraufhin ist die Community ausgerastet, die Leute haben ihn motiviert, vor der Tür stehen zu bleiben, bis derjenige, der bei seiner Freundin ist, da rauskommt. Unterstützung gab es auch offline – da kamen tatsächlich Leute hin, um ihn zu unterstützen! Und so wurde das der »Türsteher-Jodel«, weil er sich nicht vom Fleck bewegt hat. Der Jodel wurde dann damals bei Facebook hochgeladen und ist so viral gegangen, dass viele Leute über diesen Jodel zum ersten Mal die App kennengelernt haben. KOMMST DU ÜBERHAUPT NOCH SELBST ZUM JODELN? Auf jeden Fall! Jodel nutze ich jeden Tag. ­Dabei verschmilzt wohl die Nutzer- und CEO-Perspektive. Aber ich bin immer noch begnadeter Jodeler seit eh und je. VOR EINEM JAHR HAST DU IN EINEM ­INTERVIEW GESAGT, DASS JODEL NOCH NICHT PROFITABEL IST, ABER ES SEHR BALD SEIN WIRD. WIE SIEHT ES JETZT AUS? Wir hatten schon profitable Monate, sind aber aktuell wieder auf dem Investment-Pfad. Wir sind anders unterwegs, verdienen jetzt solide Euros, und das ist eine andere Ausgangslage.

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JODEL IST ANONYM, TROTZDEM KÖNNEN INDIVIDUELLE DATENPROFILE ERSTELLT ­WERDEN. SIND DIE DATEN BEI EUCH SICHER? Natürlich, da legen wir großen Wert drauf. Wir haben einen anderen Ansatz als Instagram oder Facebook, wo man alles von sich darstellt. Das ist auf technischer Ebene auch wichtig. Wichtig ist es, zu wissen, dass alle Nutzer am Anfang eine unique User-ID erhalten, die verschlüsselt das Profil ist. Wir haben von dir als Nutzer bestimmte Datenpunkte, zum Beispiel wo du gepostet hast, und was du gepostet hast, und jeder Post wird deiner ID zugeordnet. So können wir Leute blocken, und im Fall der Fälle, wenn es um Leben und Tod geht, müssen wir die Daten auf Anordnung eines Richters herausgeben, und das tun wir dann auch. DU SELBST HAST DEIN STUDIUM ­GESCHMISSEN, ALS JODEL GROSS WURDE. DENKST DU, DASS STUDIENABBRECHER DIE BESSEREN GRÜNDER SIND? Nein, das denk ich nicht. Ich glaub aber schon, dass es wichtig ist, dass man Commitment zeigt. Auch bei uns lief nicht immer alles gradlinig. Wir haben es zwar geschafft, schnell Funding zu bekommen, sind nach Berlin gezogen, haben in den USA gelauncht, aber das Produkt war einfach nicht bereit. Und da mussten wir Commitment zeigen. Ich glaube, es ist viel schwieriger, diese Täler zu überwinden, wenn man nebenbei gründet. Die, die lange am Ball bleiben, werden belohnt. Und als Student hat man ja nichts zu verlieren. Man hat keine Familie, keine Kosten, gar nichts. Eine bessere Zeit, zu gründen, gibt es nicht. Von daher: Einfach trauen! DEIN GRÖSSTES VORBILD? Das habe ich nicht. Aber ich bin sehr inspiriert von vielen Persönlichkeiten und Geschichten.

»WIR ARBEITEN DARAN, DASS ES WENIGER NOISE UND MEHR VALUE GIBT. DASS MAN ALSO SCHNELLER POSTS FINDET, DIE FÜR EINEN INTERESSANT SIND.« Lese mir sehr gerne Biographien durch, höre Podcasts, aber eine einzelne Person gibt’s nicht. GUT SECHS JAHRE SEID IHR JETZT AUF DEM MARKT. WIE SIEHT JODEL’S ZUKUNFT AUS? Ich glaube, wir stehen noch ganz am Anfang. Wir haben ja über Studenten angefangen zu wachsen. Irgendwann haben wir dann gemerkt, dass auch Nicht-Studenten die App nutzen. Wir haben deshalb verstärkt daran gearbeitet, dass die App für beide Gruppen interessant bleibt. Das haben wir jetzt in den ersten Märkten umgesetzt. Also im Endeffekt: Mehr Content Diversity. Über die Channels, die in Deutschland noch nicht so aktiv sind, ermöglichen wir eine größere Content-Breite, andere Content-Formate. Und der andere Teil ist die Personalisierung. Aktuell gibt es ja die drei Modi »Neueste«, »meist kommentiert« und »Lauteste«. Wir arbeiten daran, dass es weniger noise und mehr value gibt. Das man also schneller Posts findet, die für einen interessant sind. Wir wollen, dass man, wo auch immer man sich auf der Welt befindet, Jodel öffnen kann und direkt mit Leuten verbunden ist, die in der Nähe sind und die gleichen Interessen haben. Außerdem möchten wir noch mehr lokale Kooperationen: Die Polizei Berlin ist zum Beispiel verifiziert, und jodelt direkt Updates, die für die Community interessant sind. Und wir spielen mit In-App-Käufen für ein werbefreies Jodel rum. DANN LASS UNS HOFFEN, DASS JODEL UND SEINE COMMUNITY IN DEN NÄCHSTEN JAHREN NOCH WEITER WACHSEN WERDEN. VIELEN DANK FÜR DAS GESPRÄCH!


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NACHHALTIG SHOPPEN

PERFEKTER STUDIENSTART

BIO-BAUMWOLLE Doch damit nicht genug. »Wir bei Lana Natural denken an die Umwelt und unsere Verantwortung für eine grüne Erde. Deshalb produzieren wir ausschließlich mit nachhaltigen Materialien wie Bio-Baumwolle, Tencel oder Wolle aus kontrolliert biologischer Tierhaltung. Das ist gut für unseren Planeten, und gut zur Haut«, weiß Anna. Und dabei ist LANA alles andere als unmodisch.

Ratgeber und Broschüren waren gestern. Die Erstis von heute finden alles Wichtige für den ­Studienstart online – auf Aachen-studis.de

Qualität und Nachhaltigkeit statt Massenproduktion

Die neue Herbstkollektion lädt mit einem französisch angehauchten Mix aus unangestrengten, aparten und leicht verständlichen Teilen dazu ein, Schickes mit Legerem und Verspieltes mit Frechem zu kombinieren. \ ADV. 22.-27.10. LAGERVERKAUF LANA NATURAL WEAR, ­WESTSTRASSE 38 » www.lana-organic.de INSTAGRAM @LANA.ORGANIC FACEBOOK @LANAFAIRFASHION

A

ufregend ist das, wenn man von Zuhause auszieht, und mit den Eltern auch seine Freunde Zuhause lässt. Vieles, worüber man sich als »Mitbewohner« im Elternhaus überhaupt keine Gedanken machen musste, wird jetzt auf einmal Thema: Wie finde ich eine passende WG? Was ist mit den Rundfunkgebühren? Wann wird eigentlich der Müll abgeholt? Welche Events gibt’s hier in Aachen überhaupt, und wo gehe ich mit meinen Eltern hin, wenn die zu Besuch kommen?

ANTWORTEN UND ­ INTERESSANTE FAKTEN Antworten auf alle diese Fragen, und noch viele andere, hat die Stadt Aachen auf Aachen-studis. de übersichtlich zusammengestellt. Auch Studierende, die in außergewöhnlichen Situationen sind, also zum Beispiel neben dem Studium noch ein Kind großziehen oder mit Behinderung studieren, finden hier wichtige Informationen und Anregungen. Und wer sich immer schon mal gefragt hat, welche Promis aus

FOTO: PIXABAY, COLLAGE: KLENKES NEO

FOTO: LANA NATURAL WEAR

Das Aachener Modelabel »LANA« stellt seine ­Kleidung in Europa und in der Türkei her – zum Beispiel aus Biobaumwolle oder Tencel. Ob Pullover, Jacken, Blusen oder Kleider – bei »LANA« dreht sich alles um Klamotten. Die in Aachen gegründete Modemarke setzt auf Qualität und Nachhaltigkeit: Statt Massenproduktion steht das einzelne Kleidungsstück im Mittelpunkt. »Wir fertigen unsere Mode nur in Europa und in der Türkei in Betrieben, zu denen wir lange und freundschaftliche Beziehungen pflegen. Wir sind nah an der Produktion dran, wodurch wir durchgehend eine hohe Qualität und faire Arbeitsbedingungen gewährleisten können. Stoffe wählen wir sorgfältig aus, denn schließlich sollen die Trägerinnen möglichst lange Freude an ihnen haben.«

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Suchen und Finden auf dem Portal der Stadt Aachen

Aachen kommen oder bei uns studiert haben, wird auch fündig: Nicht nur Julien Bam, sondern auch Jodel-Gründer Alessio Borgmeyer, Star-Geiger David Garrett und die Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim sind oder waren Öcher. \ RED

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RAUS INS LEBEN!

FOTO: ORNAW/PIXABAY

Ja ja, Corona ist irgendwo da draußen. Aber dennoch: Wer Abstand hält, seine Maske trägt, sich regelmäßig die Hände wäscht und sich gesund und fit fühlt, kann am gesellschaftlichen Leben der Stadt durchaus teilnehmen. Hier unsere Tipps zum Ausgehen in Aachen.

FOTO: SOPHIA LÖHRER

FOTO: BELINDA PETRI

Essen

FOTO: BELINDA PETRI

FOTO: VERENA BODENSTEIN

ZUSAMMENGESTELLT VON LILLTH BARTCZAK UND KIRA WIRTZ

CAFÉ ZAYTOUNA

AKL

WEI & WEI

DENIZ KEBAP HAUS

Das Ambiente des Café Zaytouna besticht mit bunt geometrischgemusterten Fliesen und kunstvoller arabischer Wanddeko. Im schnuckeligen Gastraum sowie im großzügigen Außenbereich, der direkt an der Pontstraße liegt, genießt man frischen Minztee, heiße Zitrone oder Kaffee Crema wie im Urlaub. Die hölzernen ­Tische und bequemen Rattanstühle laden dazu ein das Treiben der Pontstraße von drinnen sowie von draußen zu beobachten. Auf der überschaubaren Speisekarte stehen unter anderem Frühstückspizzen, Zaatar genannt: es gibt sie entweder mit eingelegten Gurken und Sesam oder mit Cherrytomaten und Käse. Dazu gibt es JoghurtDip, Hummus und Rohkost. \

Ganz in der Nähe vom Marktplatz, direkt am Anfang der legendären Pontstraße, ist das libanesische Lokal Akl zu finden. Der »Öcher Lieferservice«, die Kooperation mit dem benachbarten Kultcafé Egmont, erweitert Terrasse und Gastraum, denn auch dort dürfen die leckeren Gerichte verzehrt werden. Besonders beliebt ist die Nr.  24: klassisches Schawarma, ein in Brot eingewickelter Mix aus gegrilltem Hähnchenfleisch, Krautsalat, Fritten und Dip, aber auch für Vegetarier und Veganer hat die Karte einiges zu bieten. Ganz ehrlich: bei all den libanesischen Lokalen, die in letzter Zeit in Aachen geöffnet haben, schmeckt das Schawarma bei Akl einfach immer noch am besten! \

Wer Asiatisches jenseits von Hühnchen süß-sauer sucht, ist im bei Wei & Wei am Karlsgraben an der richtigen Adresse. Das Ladenlokal ist zwar etwas kleiner, aber dafür um so gemütlicher und das Essen einfach super lecker. Spezialität: Dumpling. Das Wei & Wei bietet verschiedene Variationen der Teigtaschen, auch vegetarisch und vegan, kleine Snacks und leckeren Nachtisch zu vernünftigen Preise an. Die Speisekarte wird ständig erweitert, neben den Dumplings gibt es auch noch jede Menge andere asiatische Köstlichkeiten zu entdecken. Und wer selbst mal Dumplings herstellen möchte, für den bietet das Wei & Wei mittlerweile auch Kochkurse. \

Na gut, ein richtiges Restaurant ist diese Dönerbude nicht, denn obwohl es im hinteren Teil des Lokals durchaus einige Sitzplätze gibt, lässt das Ambiente schon etwas zu wünschen übrig. Doch das hausgemachte Brot und die leckeren Saucen machen den Döner von Deniz zu einem der besten in der Aachener Innenstadt. Vergleichbares gibt es nur fernab des Zentrums im Ostviertel. Außerdem sind die langen Öffnungszeiten perfekt für den Mitternachtssnack nach dem Discobesuch zum Beispiel im benachbarten Nightlife und wenn man den Döner dann noch im nahegelegenen Elisengarten zu sich nimmt, dann stimmt auch das Ambiente wieder. \

KARLSGRABEN 45

WIRICHSBONGARDSTRASSE 2

PONTSTR. 2

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PONTSTR. 1-3

» akl-orient.de \\\

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» weiundwei.de


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FOTO: JANNIS SCHENKER

FOTO: CINEPLEX AACHEN

Kultur

FOTO: ROMAN WOLLENHAUPT

FOTO: KIRA WIRTZ

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THEATER AACHEN

MUSIKBUNKER

CAPITOL

CENTRE CHARLEMAGNE

»High Five« nennt sich das Studentenabo des Theater Aachen. Für den Preis von 22,50 Euro kann man pro Spielzeit fünf Stücke besuchen. Da kann kein Kino mithalten. Und auch ohne Abo hat das Stadttheater Ermäßigungen parat: Ein Besuch im Mörgens kostet für Studierende beispielsweise immer nur 7 Euro und auch Bühne und Kammer, wo von Oktober bis Dezember beispielsweise das Stück »Unnützes Wissen – Eine szenisch-musikalische Revue-Collage im Geiste der Aufklärung« gespielt wird, lassen Studis günstiger rein. \

Der Musikbunker im beliebten Frankenberger Viertel ist einer der angesagtesten Clubs in ganz Aachen: In runtergerockter BunkerAtmosphäre fühlt man sich hier beim Feiern fast schon ein bisschen wie in Berlin oder zumindest wie in Köln-Ehrenfeld. Doch mangels Partyerlaubnis finden hier derzeit nur Konzerte und andere Kulturveranstaltungen statt. Für Oktober sind Konzerte von B-Tight, The Rumjacks, sowie der Jazzformationen Kultimangoes und Kuhn Fu geplant, außerdem gibt’s Comedy von Jan Philipp ­Zymny. \

Das Capitol ist kein Kino wie jedes andere. Originalgetreu im Stil der 50er Jahre nachgebaut, mit einem Loungebereich mit Bar direkt im Kinosaal, fühlt man sich hier wie in einer anderen Zeit – obwohl natürlich auch aktuelle Blockbuster gezeigt werden. Und auch abgestandenes Popcorn und Cola im überdimensionierten Plastikbecher sucht man hier vergeblich, stattdessen gibt es hier Limo, Wein und Cocktails aus echten Gläsern sowie Snacks von Currywurst über Belgische Waffeln bis hin zu Quiche Lorraine zum Filmgenuss. Stilvoll. \

Wer in eine neue Stadt zieht, der möchte sich häufig mit deren Geschichte vertraut machen, vor allem bei so einer historischen Stadt wie Aachen. Das geht besonders gut im Centre Charlemagne direkt am Katschhof, wo die Geschichte Aachens vor allem mit Fokus auf das Wirken Karls des Großen nachgezeichnet wird. Ab Oktober steht aber auch noch ein anderer Karl im Mittelpunkt: Die Ausstellung »Der gekaufte Kaiser« nimmt das Leben von Karl V. und dessen Krönung im Aachener Dom in den Blick. Auch für alteingesessene ­Aachener sehr interessant! \

» capitol-aachen.de

» centre-charlemagne.eu

» theateraachen.de

» mubu.ac

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Ein Produkt aus dem

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MAGAZIN \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\

Ausgehen

FOTO: REGINA WIRTZ

FOTO: ROMAN WOLLENHAUPT

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PROMENADENSTRASSE Ausgehen im Kiez – klingt nach Großstadt und aachenuntypisch. Ist aber in der Promenadenstraße, ungefähr zwischen Kaiserplatz und Kugelbrunnen gelegen, sehr gut möglich. Gleich drei coole Kneipen reihen sich hier nebeneinander auf, inklusive Biergarten im Innenhof und Pop-Up-Außengastro in der Parkzone. Im Kiez Kini ist der Style eher maritim, im Sturmfrei setzt man auf Kicker und Theken-Flair und in der WG sitzt man wie im eigenen Wohnzimmer. Außerdem organisiert Betreiber

PONTSTRASSE Jörg Polzin Kneipenquizze, wie das »Quiz mit Hut« und Bingo-Abende und hoffentlich bald auch wieder die Ein-Stunden-Party. Wenn zu später Stunde die Kneipen schließen ist der Club Voltaire in der Friedrichstraße übrigens nur einen Katzensprung entfernt. Hier wird bis zum Morgen gefeiert. Die Musik ist alternativ. An der Türe muss man klopfen. Das hat Stil. Wer eher auf Charts und Bum-Bum steht, sollte das Nox in der Blondelstraße aufsuchen oder versucht direkt in der Ponte sein Glück. \

Die Pontstraße – von den Aachenern liebevoll Ponte genannt – zieht sich von Marktplatz bis hin zum Ponttor und ist die Studentenmeile schlechthin. Bei gutem und schlechtem Wetter, für Partysüchtige und Kneipenhocker – da ist wirklich für jeden was dabei. Sogar für Filmjunkies hat das Apollo mit seinem Programmkino immer einen Geheimtipp auf Lager. Getanzt werden kann in einem der Clubs und Tanzbars auf der oberen Pontstraße wie dem Apollo, dem Café Madrid oder dem Lessie

Fair, Studentenkneipen-Flair versprühen zum Beispiel das Sowiso/­ Ocean in der Nähe des Ponttors oder das Café Kittel und das Egmont im unteren Teil. Dazwi­ schen reihen sich Fressbuden und Gourmettempel aneinander und bieten von solider Asia-Küche, über Italienisch in günstiger oder gehobener Ausführung bis hin zu Döner und Fritten alles was das hungrige Herz begehrt. Hier ist auch für den schmalsten Geldbeutel was dabei. Echt, wer hier nix findet, der muss Richtung Köln fahren. \

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Ich bin Nachvornegucker. Deshalb Fairtrade. „Wenn man sich so umguckt auf der Welt, hat man fast immer das etwas hilflose Gefühl, nichts verändern zu können. Das stimmt nicht. Schon beim Einkauf kann man Stück für Stück und unkompliziert die Welt verändern: indem man Produkte mit Fairtrade-Siegel kauft!“ Hannes Jaenicke, Theater- und Filmschauspieler

Foto: Jim Rakete

Der Faire Handel verbessert die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Kleinbauern und -bäuerinnen, Arbeitern und Arbeiterinnen in Afrika, Asien, Lateinamerika und fördert den Umweltschutz. Produkte mit dem Fairtrade-Siegel fi nden Sie in über 30.000 Supermärkten, Welt- und Bioläden sowie in vielen gastronomischen Betrieben in ganz Deutschland.

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www.fairtrade-deutschland.de

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GUTE UNTERNEHMEN, GUTE JOBS

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ermin der diesjährigen Nacht der Unternehmen ist der 27. Oktober 2020. Veranstaltungsort bleibt, wie auch in den Vorjahren, das TZA am Europaplatz, heute Sitz der Aachener Dependance der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW. Der Eintritt ist selbstverständlich frei. Doch aufgepasst – coronabedingt ist eine Online-Anmeldung notwendig. Das geht schnell und einfach o ­ nline. Im TZA werden sich rund 60 Unternehmen mit Info-Ständen präsentieren. Der Aussteller-Katalog ist vor der Veranstaltung auch schon online verfügbar. So kann man den Besuch auch schon vorher planen. Alleinstellungsmerkmal der Ver­ anstaltung sind die Bus­ fahrten zu den Geländen der

Firmen, wo dann die Besucher empfangen und informiert werden. Im besten Fall kann man dort nicht nur seinen künftigen Arbeitgeber, sondern auch schon seinen Arbeitsplatz kennenlernen und in Augenschein nehmen – »mit Abstand« und coronakonform. Der Fahrplan ist so terminiert, dass auch die Rückfahrt klappt. Darüber hinaus bietet die »Nacht der Unternehmen« wie immer einen Bewerbungsmappen-Check und kostenlose Bewerbungsfotos – also auch auf ein entsprechendes Outfit achten. Beim Fototermin kann die Maske dann abgenommen werden ... Getragen wird die »Nacht der Unternehmen« von Unternehmen aus der Region. Diese haben großes Interesse daran, dass die

FOTO: TEMA TECHNOLOGIE MARKETING AG

Bei der größten regionalen Jobmesse, der »Nacht der Unternehmen«, stellen sich rund 60 Arbeitgeber vor. Shuttlebusse bringen die Besucher direkt zu den Firmen, damit man sich auch vor Ort ein Bild machen kann.

Direkt am Europaplatz informieren rund 60 Unternehmen die Besucher.

vielen »Young Professionals«, die in der Region qualifiziert werden, auch hier bleiben. Tatsächlich gibt es hier viele spannende und gute Jobs bei interessanten Unternehmen, die man bei der »Nacht der Unternehmen« entdecken kann. Einfach immer die richtige Adresse für Erfolg bei der Jobsuche. \ RED

27.10. NACHT DER UNTERNEHMEN 17-21 UHR, TECHNOLOGIE­ ZENTRUM AACHEN (TZA) DENNEWARTSTRASSE 25-27 (NÄHE EUROPAPLATZ), AACHEN » nachtderunternehmen.de/ aachen

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Nur eine Busstunde von Aachen entfernt warten gesellige Cafés und historische Straßen mit ganz besonderem Charme auf euch. neo-Redakteur Simon Wirtz findet: ein perfektes Ausflugsziel für einen sonnigen Herbsttag. Hier gibt er Empfehlungen, was man in seiner Wahlheimatstadt Maastricht an einem Tag unternehmen kann. WIE KOMMT MAN HIN? Nach Maastricht zu kommen ist ganz einfach. Entweder ihr schaut nach einer Mitfahrgelegenheit auf blablacar.de (drei Euro), oder ihr nehmt öffentliche Verkehrsmittel. Mit dem Semesterticket der Aachener Hochschulen und der RWTH kommt ihr sogar nach Maastricht, ohne zuzahlen zu müssen. Busse fahren am Elisenbrunnen und Hauptbahnhof ab, von wo aus auch der Regional-Express Richtung Maastricht fährt. HIPPE CAFÉS UND GALERIEN Willkommen in Maastricht! Vom Hauptbahnhof aus, wo ihr aussteigt, geht es zuerst ins hippe, neue Viertel Wyck. Direkt am Ufer der Maas gelegen findet ihr hier in kleinen Gassen Galerien, Boutiquen und Cafés, die insbesondere an den Wochenenden zahlreiche Besucher anziehen. Wer noch nicht gefrühstückt hat oder einfach eine Tasse Kaffee trinken möchte, kann im »Café van Wijck« Platz nehmen. Von Croissants, Bowls und Pancakes

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bis zu Avocadobrötchen ist hier alles auf der Karte. Wenn es doch lieber ein Bier sein soll, schaut im »John Mullins« vorbei. Das Irish Pub hat neben lokalen Bieren auch immer eine Auswahl an erfrischenden britischen Bieren im Ausschank. Auch Sport kann hier geguckt werden. SHOPPEN, SHOPPEN, SHOPPEN Zeit, die Altstadt zu erkunden. Um dahin zu kommen, geht einfach nur über die Servatiusbrücke (die Fußgängerbrücke aus Steinen). In schönem Ambiente könnt ihr in diesem Viertel shoppen, schlendern, entdecken. Hier gibt es neben den großen (Mode-)ketten, die auch bei uns überall zu finden sind, interessante Käseläden und heiße Waffeln. Besonders beliebt bei Studis ist auch »Dille & Kamille«, die Inneneinrichtung im Skandi-Stil führen. ROOFTOP-BAR Ein paar Hundert Meter weiter steht die erste (und bisher einzige) Rooftop-Bar der Stadt – auf

HIPPE CAFÉS, ­COOLE SHOPPING-­ LOCATIONS, ­KULTUR SATT UND VIEL GRÜN einer ehemaligen Keramikfabrik, in der heute über 500 Studierende schlafen, dem »Student Hotel«. Geht rein und schaut euch den unteren Bereich an, echt originell! Zur Bar dann einfach den Aufzug nehmen. Zugegeben: Die Getränke sind etwas teuer, aber vielleicht ist ja der Ausblick auf die Stadt auch ohne Drinks eine Aufzugfahrt wert. KULTUR SATT Weiter geht’s! Mit dem Aufzug wieder nach unten, über die Kreuzung, Treppen runter – und schon steht ihr im wahrscheinlich kleinsten Jachthafen weit und breit. Neben

FOTOS: PIXABAY

GRÜN, GESELLIG UND HIP


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Kopfsteinpflaster, Sonnenschein und ein wunderschöner Fluss inmitten der Stadt: Maastricht ist einen Ausflug wert.

den Weltentdeckern, die hier schamlos ihre nackten Körper zur Sonne strecken findet man in dieser Ecke ein paar leckere Bistros mit guter Weinauswahl. In direkter Nähe ist auch das vor wenigen Jahren neu eingerichtete Kulturkino »Lumière«, wo neben so manchem Hollywood-Streifen oft auch interessante Independent-­ Filme laufen. Auch wenn euch gerade nicht nach Kino ist – das Gebäude ist interessant anzuschauen, und im Restaurant im oberen Stockwerk schmeckt es richtig gut. AB INS GRÜNE! Genug mit Gebäuden jetzt. Ab in den Park! Maastricht hat einen wirklich schönen, grünen Stadtpark, in dem sich Studis und Einheimische von Frühling bis Herbst gerne zum Picknick verabreden. Packt eine Decke ein und nehmt vielleicht noch ein Frisbee oder einen Fußball mit. Getränke, Kekse und was man sonst noch so braucht gibt es im InnenstadtSupermarkt (Helmstraat). \ SW

Genug zu essen für alle. Jetzt. Und in Zukunft. Erfahren Sie, wie!

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FOTO: SECKIN CAKMACOGLU

EIN BIER MIT … BENNIE HOPE

HOFFNUNG AUF MUSIKALISCHE INTERAKTION Bennie Hope hat mit seinem selbstkomponierten Song »is ... It What You Want?« den zweiten Platz beim diesjährigen Stawag Music Award belegt. Wie es war, in einem Autokino aufzutreten, wieso der ­Quellenhof in Aachen ein entscheidender Faktor für seine musikalische Entwicklung war und was künstliche Intelligenz und Musik verbindet, hat er uns bei einem Bier erzählt. INTERVIEW: LILLITH BARTCZAK

HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH ZUM ZWEITEN PLATZ BEIM ­STAWAG MUSIC AWARD! WIE BIST DU DAZUGEKOMMEN, DICH ZU ­BEWERBEN? Für eine Weile habe ich leider keine Musik gemacht und wollte danach unbedingt wieder anfangen. Ich kannte den Stawag Music Award bereits, also dachte ich, »warum nicht?« und habe mich beworben. Dass ich dann tatsächlich genommen wurde, hat mich sehr motiviert, mich und meine Kunst zu präsentieren. Auf der Bühne zu stehen und positives

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Feedback zu bekommen, ist ein tolles Gefühl.

Musik insgesamt besser. Das finde ich gut.

UND WIE WAR ES DANN IN EINEM AUTOKINO AUFZUTRETEN? Da habe ich das Feedback natürlich nicht unmittelbar gespürt. So ein Auftritt hat seine Vor- und Nachteile. Der Nachteil ist eben, dass du die Leute im Auto nicht siehst und dadurch die Nähe und die Verbindung fehlen. Andererseits finde ich es positiv, dass die Musik bei jedem Zuhörer im Auto in gleicher Qualität ankommt. Da ist es dann egal, ob man weit weg von der Bühne ist, oder ganz nah. Außerdem ist die Qualität der

DU STUDIERST EIGENTLICH IM MASTER AUTOMATISIERUNGS­ TECHNIK MIT VERTIEFUNG KÜNSTLICHE INTELLIGENZ AN DER RWTH. WIE BIST DU ÜBERHAUPT ZUR MUSIK GEKOMMEN? Gesungen habe ich bereits als Kind. Ich war sehr schüchtern und habe mich beim Singen immer hinter dem Sofa versteckt. Später hatten wir dann ein Keyboard zuhause, auf dem ich rumgeklimpert habe und meine zwei älteren Brüder haben mir ab und

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zu etwas auf der Gitarre oder der türkischen Baglama beigebracht. Mit 16 Jahren habe ich mir dann selbst eine E-Gitarre gekauft und sechs Monate lang Unterricht genommen. Den Rest habe ich mir mit Youtube-Videos erarbeitet. UND WIE BIST DU DANN ZUM SINGEN UND KLAVIERSPIELEN GEKOMMEN? An der Uni in Izmir, wo ich meinen Bachelor gemacht habe, habe ich in unterschiedlichen Cover-Bands gespielt, doch das hat mir irgendwann nicht mehr gereicht. Also habe ich angefangen, selbst Lieder zu komponieren. In Deutschland


Bennie Hope (hier im Interview mit Lillith Bartczak) kommt ursprünglich aus Bursa in der Türkei und studiert an der RWTH Aachen Automatisierungstechnik mit Schwerpunkt künstliche Intelligenz.

habe ich dann noch das Klavierspielen begonnen. Das ist eine lustige Geschichte: An einem Wintertag war ich mit Kommilitonen in Aachen unterwegs und es war so kalt, dass wir uns irgendwo aufwärmen wollten. Wir sind dann im Hotel Quellenhof gelandet. Dort habe ich einen Flügel gesehen und ein paar Minuten darauf gespielt. Niemand ist zu mir gekommen und hat gesagt, ich solle das lassen. Also dachte ich mir, vielleicht kann ich öfter dort üben. Ich habe mir also das Einverständnis eingeholt und anderthalb Jahre regelmäßig in der Lobby des Quellenhofs Klavierspielen geübt. Mit der Zeit wurde ich immer besser und nach einigen Monaten haben die Leute in der Lobby auch applaudiert. DEINE ART ZU SINGEN, IST JA EINE BESONDERE. WIE WÜRDEST DU SIE BESCHREIBEN? Nach meiner Zeit in den Coverbands, wusste ich, dass ich so nicht singen wollte. Ich wollte mein eigenes Ding machen und meine eigene Stimme finden. Ich habe dann rumprobiert und festgestellt, dass auch meine Kopfstimme nicht schlecht ist. In meinen Liedern mixe ich deshalb gerne Kopfstimme mit Bruststimme. Das gibt mir viel mehr Raum zum Spielen. Ein weiterer Einfluss sind Opern und Arien, die nutze ich gerne als Überraschungselement. Und natürlich habe ich immer etwas Türkisches in mir. Ich höre und spiele zwar eher westliche Musik, aber ich wollte in meine Musik auch gerne eine türkische Note einfließen lassen. Typisch östliche Vibratos zum Beispiel. Da merkt man einen orientalischen Einfluss, aber nur ganz leicht. Insgesamt versuche ich Ost und West auf eher westliche Weise zu kombinieren.

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DEIN ECHTER NAME IST NICHT BENNIE HOPE. WIE BIST DU AUF DEINEN KÜNSTLERNAMEN ­GEKOMMEN? Den eigenen Namen bekommt man ja von seiner Familie, aber ich wollte für meine Kunst einen Namen haben, der etwas ausdrückt. Ich sage mit meinem Namen »I hope«, also »ich hoffe«. Und was hoffe ich? Dass ich mit meiner Musik, der Sprache meines Gefühls, möglichst viele Menschen ansprechen kann. Gleichzeitig wollte ich auch etwas Türkisches reinbringen, also habe ich »I« ins Türkische übersetzt: »ben«. Aus Ben wurde dann Bennie. Erstens weil es nicht so offensichtlich übersetzt wirken sollte. Aber auch weil Bennie mit »ie« ein beliebter Name afroamerikanischer Jazzmusiker war, und da Jazz für mich eine der einflussreichsten Musikströmungen des letzten Jahrhunderts ist, wollte ich das insgeheim betonen. So wurde daraus Bennie Hope. MÖCHTEST DU IRGENDWANN MAL BERUFLICH MUSIK MACHEN ODER IST UND BLEIBT DIE MUSIK FÜR DICH EIN HOBBY? Also erstmal ist die Musik kein Hobby, weil ich das nicht nur zum Spaß mache. Aber klar, es ist auch nicht mein Beruf. Gerne würde ich Beruf und Musik später kombinieren. Denn ich sehe, wie sich die Musik mit der Technologie weiterentwickelt. Ich vermute, virtuelle Realität wird in der Zukunft noch eine große Rolle spielen und mit KI wurden schon ganze Alben produziert. Das würde ich auch gerne mal ausprobieren. Ich denke, da gibt es viele Möglichkeiten. \

» facebook.com/benniehopeofficial 17


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LAUFBAHN RUND UM ­AUSBILDUNG UND BERUF

ZUM FRÜHSTÜCK N FLÜSSIGE INSEKTEN

VON SIMON WIRTZ

Gerade erst 18 Jahre alt waren Kai Funada Classen und Finn Bußberg, als sich für sie alles ändern sollte. Die ehemaligen Waldorfschüler brachen auf, um nach dem Abi mit der transsibirischen Eisenbahn Asien zu erkunden. Zurück kamen sie mit vielen Eindrücken – und einer Geschäftsidee. Ein Besuch.

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ach einer fast 45-minütigen Autofahrt habe ich mein Ziel erreicht. Ich stehe mitten im Gewerbegebiet, wenige Kilometer von Erkelenz, vor der Tür einer Firma, die Solarprodukte vertreibt. Ein kleines Schild weist darauf hin, dass auch die »Entorganics GmbH« im Gebäude untergebracht ist. »Entorganics«, das sind Kai Funada Classen und Finn Bußberg, die mir die Tür öffnen und mich durch die Geschäftsräume der Solarfirma hindurch in ein kleines Büro leiten. Hier steht ein großer Pressspan-Tisch, einige Werbeaufsteller und viele Regale voller Shake-Verpackungen. Mehr Platz ist nicht. 9288 KILOMETER »Willkommen!«, sagt Finn und reicht mir ein Glas Wasser. Journalisten habe er schon viele getroffen, und er freue sich immer wieder, ihnen die noch kurze, aber umso ereignisreichere Geschichte der beiden Waldorfschüler zu erzählen. Und die handelt von zwei Jungs, die sich aus der Schule kennen und seit Jahren gut befreundet sind. Nach dem Abi, das war 2018, wollte man dann »etwas richtig cooles


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Kai (links) und Finn brachten von ihrer Reise nicht nur viele Erinnerungen mit nach Hause, sondern auch eine gute Geschäftsidee.

T: +49 (0)241-400 698 5 FOTO: ENTORGANICS GMBH

Sandkaulstrasse 69 | D-52062 Aachen

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Programm

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© Sven Meurs

starten«, wie Kai sagt. Der Plan: Mit der transsibirischen Eisenbahn nach Asien fahren. Das sind 9288 Kilometer, 240 Stunden. Einfach mal weg aus Deutschland und dem vertrauten Umfeld. Und das haben die Jungs dann auch tatsächlich getan: Monatelang waren sie unterwegs, haben auf dem Fußboden geschlafen, getrampt, mit Einheimischen gesprochen und natürlich, wie wahrscheinlich jeder Tourist in Asien, jede Menge Essen probiert. »Da waren halt immer diese nervigen Straßenhändler, die einem was andrehen wollten«, erinnert sich Kai. Einer der Straßenhändler bot Insekten an. »Der war so hartnäckig, aber das, was er da anbot, sah wirklich eklig aus«, ergänzt Finn. Als die Jungs sich dann erstmal in ein Gespräch verwickeln ließen, kamen sie aus der Nummer nicht mehr raus. »Augen zu und durch hieß es dann«, sagt Kai. Dass dieser Moment der Beginn einer Gründung werden sollte, wusste damals natürlich noch niemand.

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urban www.vhs-aachen.de

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Oben: Kai und Finn mit einem kleinen Team bei der ersten Produktion des Pulvers im Januar 2020.

Stabil: Sportbegeisterte sind die H ­ auptabnehmer der Shakes.

BESSER FÜR DAS KLIMA Nach der Rückkehr aus Asien ließ das Thema Insekten die beiden Gründer nicht mehr los. »Der Geschmack war besser als das Aussehen, und wir haben uns dafür interessiert und mal gegoogelt, welche Insekten man eigentlich isst und wieso«, erzählt Finn. Ein großes Thema, auf das sie bei ihren Recherchen gestoßen sind, waren die Nährstoffe, die in den Insekten enthalten sind. »Uns wurde klar: Insekten sind in anderen Teilen der Welt ein normales Lebensmittel. Sie sind nährstoffreich und viel besser für das Klima als Fleisch. Wie mega ist das denn?«, freut sich Finn. Da wussten die beiden Erkelenzer: Sie wollen das bisher bei uns noch fast unbekannte Superfood Insekten in Deutschland und Europa groß machen. Am meisten Potenzial sahen Kai und Finn da in der Fitness- und Gesundheitsbranche: »Menschen, die viel Sport machen, achten auch eher auf gesunde Ernährung. Deshalb wollten wir erstmal in dieser Branche starten, weil wir glauben, dass sich diese Menschen am ehesten an etwas Neues wagen. Besonders, wenn es voller Nährstoffe und gesund ist.« STARTSCHUSS Die erste Idee stand also: Man wollte Insekten an Menschen verkaufen, die gerne Sport machen. Ein genaues Konzept fehlte aber noch. Das konnten Finn und Kai natürlich nicht alleine erstellen. »Uns war klar, wir brauchen Hilfe. Also bewarben wir uns mit der Idee bei verschiedenen Start Up-Programmen. Bei »xStarters Accelerator«, einem Programm von Volkswagen, wurden wir dann angenommen – und holten noch dazu den ersten Platz!«, erzählen

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die beiden. Und das war gleichzeitig der Startschuss für ihr Business. Tagelang durften die jungen Gründer gemeinsam mit Agenturen und Beratern an ihrer Idee feilen. Das Ergebnis: Eine Backmischung für Proteinriegel, die Insekten enthalten. »Der Hauptgrund für die Riegel-Idee waren unsere eigenen Erfahrungen. Proteinriegel sind cool, aber wirklich teuer. Wir dachten: Lass doch eine Backmischung machen, denn als Backmischungen zum Selbstmachen kann man sie viel günstiger anbieten«, weiß Kai. Doch das ging gehörig schief: Die Crowdfunding-Kampagne erreichte nicht annährend ihr Ziel. Viel zu kompliziert sei die Idee. Riegel wolle keiner backen, sondern fertig kaufen, denn das sei ja das Tolle an einem Riegel. Negatives Feedback gab es an allen Ecken. Doch aufgeben wollten die ambitionierten Freunde nicht. NEUSTART Eine neue Idee sollte her. Eine, die erfolgreich ist und gut ankommt bei den Leuten. »Wir waren enttäuscht, aber so schnell aufzuhören kam einfach nicht in Frage. Also setzen wir uns hin, redeten miteinander, diskutierten viel, dachten nach. Und dann war eine Idee im Raum, die so einfach scheint, dass wir erst sehr skeptisch waren«, sagt Kai. Einen Proteinshake wollten die Jungs herstellen, abgefüllt in Dosen, in Pulverform. Eine Neuheit? Natürlich nicht. Das wussten auch die beiden Gründer. »Proteinshakes gibt es jede Menge, das ist auch uns klar. Aber Proteinshakes mit Insekten, die natürliche Zutaten beinhalten, die gibt es nicht. Noch nicht.« Die Gründer waren überzeugt vom neuen Konzept. Setzen sich hin, um Verpackungen zu entwerfen und die

erste Produktion zu planen. Eine neue Crowdfunding-Kampagne wurde ins Leben gerufen, dieses Mal viel erfolgreicher. Im Januar 2020 war es dann endlich soweit: Die ersten Dosen wurden produziert! Nicht im Ausland, und auch nicht in einer großen Fabrik, sondern in einer Großküche in der Nähe von Erkelenz, an die die beiden über Bekannte kamen. Nur Kai, Finn und ein kleines Team waren dabei, als der erste Batch Pulver abgefüllt wurde. »Wir waren unendlich stolz. Ein tolles Gefühl, das eigene Produkt zum ersten Mal in den Händen zu halten«, freut sich Kai. AUSLANDSEXPANSION Das Pulver, das in verschiedenen Packungsgrößen in den Geschmacksrichtungen Erdbeere, Schokolade und Banane bisher nur im Onlineshop des Start-Ups zu kaufen gab, wird schon bald die Supermarktregale einiger REWE-Filialen bei Erkelenz erreichen. »Wir konnten den Geschäftsführer von unserem Produkt überzeugen. Er fand es richtig gut«, ist sich Finn sicher. Und auch bei Tastings, die die Gründer an manchen Samstagen in Supermärkten und in Fitnessstudios an einem eigens gebauten Stand anbieten, bekommen sie durchweg positives Feedback. »Die Leute sind interessiert. Unser Produkt ist neu und gesund, das kommt gut an.« Viel zu tun für Finn und Kai. Nicht nur in die Fitnessstudios und Supermärkte soll es bald gehen, auch ins Ausland. »Auch die anderen Europäer wissen wenig von Insekten. Dort ist ein großer Markt für uns«, weiß Finn. Doch auch das trauen sich die jungen Gründer zu. \

» mybugbar.com


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NEUES AUS DER STUDIENFINANZIERUNG

Der Antrag auf BAföG wurde im letzten Jahr abgelehnt? Warum es sich in diesem Jahr lohnt, die staatliche Ausbildungsförderung noch einmal zu beantragen FOTO: DSW BERLIN

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m August 2019 trat die 26. BAföG-Novelle in Kraft. Wichtige Schlüsselelemente wurden angepasst, um mehr Studierenden aus einkommensschwachen Familien eine Möglichkeit zur Studienfinanzierung zu bieten. Für alle, die bisher leer ausgingen, gibt es gute Nachrichten: Die Elternfreibeträge werden zum Wintersemester 20/21 noch einmal erhöht, was die Chance auf eine Antragsbewilligung deutlich steigen lässt.

DARLEHENSRÜCKZAHLUNG Beim BAföG verhält es sich bei der Rückzahlung anders als bei Privatkrediten: Es müssen nur 50 Prozent und maximal 10.000 Euro zurückgezahlt werden. Wer Monat für Monat seine Schulden in den Mindestraten tilgt, ist spätestens nach sechseinhalb Jahren schuldenfrei, egal wie hoch das ursprüngliche Darlehen war. Kann ein ehemaliger BAföG-Empfänger den Darlehensanteil nicht innerhalb von 20 Jahren tilgen, beispielsweise aufgrund schlechter wirtschaftlicher Verhältnisse, würden die Restschulden nach neuer BAföG-Reform erlassen werden. Auch wenn die monatliche Rückzahlungsrate seit ab April 2020 von 105 auf 130 Euro gestiegen ist, ist der Ratenplan überschaubar. Außerdem: Der Staat verlangt das Geld nur zurück, wenn es die finanzielle Lage wirklich zulässt.

BAföG zählt nach wie vor zu den günstigsten Formen der Studienfinanzierung, denn die ­Förderungssumme muss nur zur Hälfte zurückgezahlt werden.

Einen guten Überblick zu diesen und weiteren Änderungen im Jahr 2020 gibt die Seite des Deutschen Studentenwerks. » www.studentenwerke.de BERATUNG IM AMT FÜR ­AUSBILDUNGSFÖRDERUNG Wer eine umfassende Beratung zu Finanzierungswegen wünscht, kann sich gerne an das Amt für Ausbildungsförderung im Studierendenwerk wenden. Dort werden die BAföG-Anträge der Studierenden entgegengenommen, geprüft und bei Erfüllung der Voraussetzungen bewilligt. Darüber hinaus erfährt man alles über weitere Finanzierungsmöglichkeiten wie die Aufnahme eines Daka-Darlehens (Darlehenskasse der Studierendenwerke NRW) oder eines KfW-Kredits. \ ADV. STUDIERENDENWERK AACHEN AMT FÜR AUSBILDUNGSFÖRDERUNG SPRECHSTUNDEN (ZURZEIT NUR TELEFONISCH): MONTAGS 14-16 UHR DIENSTAGS 10-13 UHR MITTWOCHS 9-12.30 UHR DONNERSTAGS 10-13 UHR

DAS STUDIERENDENWERK FOTO: STUDIERENDENWERK AACHEN

DIE WICHTIGSTEN ÄNDERUNGEN ZUM ­WINTERSEMESTER 20/21 Der BAföG-Höchstsatz steigt um zwei Prozent auf 861 Euro. Im Vergleich zum Vorjahr ist das nur eine kleine Veränderung, der große Schritt im Vorjahr ist allerdings auf die einmalig überproportionale Anpassung des Wohnkostenzuschlags zurückzuführen. Neben den Leistungen für die Geförderten wurden im Rahmen des 26. BAföG-Änderungsgesetzes auch die monatlichen Freibeträge auf die Einkommen der Eltern erhöht – in diesem Jahr um drei Prozent. Da dies die Berechnungsgrundlage für die Ausbildungsförderung ist, könnte der Kreis der BAföG-Berechtigten damit wachsen. Eine weitere Erhöhung der Freibeträge ist zum Wintersemester 21/22 geplant. Auch der Vermögensfreibetrag ist gestiegen. Statt bisher 7.500 Euro darf man als Antragsteller nun bis zu 8.200 Euro auf dem Konto haben. Der BAföG-Kinderbetreuungszuschlag beläuft sich ab Herbst 2020 auf 150 Euro je Kind bis zur Vollendung des 14. Lebensjahres (bis Herbst 2019: 130 Euro je Kind bis zur Vollendung des 10. Lebensjahres).

DAS STUDIERENDENWERK AACHEN ÜBERNIMMT DIE SOZIALE FÖRDERUNG DER HOCHSCHULSTUDIERENDEN AUS AACHEN UND JÜLICH: → MENSEN: ESSEN ZU FAIREN PREISEN → WOHNEN: GÜNSTIGE UNTERKÜNFTE → GELD: ANGEBOTE ZUR ­STUDIENFINANZIERUNG → KINDER: BETREUUNGSPLÄTZE IN KITAS STUDIERENDENWERK AACHEN PONTWALL 3, 52062 AACHEN TEL.: 0241 80 93 200 » www.studierendenwerk-aachen.de

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FOTOS: DIGITALHUB E.V.

Start-Up-Coach Magdalena Gorecki (vorne im Bild) bereitet sich auf den nächsten Beratungstermin vor.

HARMONISCH UND FREUNDSCHAFTLICH GRÜNDEN

Vor drei Jahren öffnete der Verein »digitalHUB Aachen« an der Jülicherstraße seine Pforten. Junge Menschen mit einer Geschäftsidee finden hier nicht nur Platz zum Arbeiten, sondern vor allem Beratung. Start Up-Coach Magdalena Gorecki und ihre Kollegen sind oft die ersten, zu der Gründungsinteressierte mit ihrer Idee kommen. VON SIMON WIRTZ

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ür 50 Euro im Monat dürfen Mitglieder-Teams von jungen Gründungsinteressierten und Gründern hier rund um die Uhr ein und aus gehen, um zu arbeiten, Meetings abzuhalten oder einfach nur zu entspannen – Kaffee und Tee inklusive. Der ideale Co-Working-Space im Stadtzentrum. Doch die »digitalCHURCH« bietet weit mehr als das: Neben zahlreichen Veranstaltungen, die auf die Gründer zugeschnitten sind, wird auch das Coaching-Angebot gerne angenommen, das den (zukünftigen) Start-Ups Gelegenheit gibt,

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ihre Ideen mit einem erfahrenen Coach zu bündeln und weiterzuentwickeln. VON PARTNERN PROFITIEREN Die 26-jährige Magdalena Gorecki ist schon seit Längerem Teil des Teams der Start-UpCoaches. Obwohl die RWTH-Absolventin bisher nicht selbst gegründet hat, weiß sie aus der tagtäglichen Arbeit mit länger bestehenden Start-Ups und dem IT-Mittelstand, wo der Schuh bei den neuen Gründern drückt – und wie am besten zu helfen ist. Die motivierte Trainerin, die ihre Bachelorarbeit zum Thema »Künstliche Intelligenz im Start-Up Bereich«

schrieb, lotst die Gründer durch den Beratungsprozess des »digitalHUB«, wobei gemeinsam mit den Teams digitale Geschäftsmodelle entwickelt, der Marktzugang geebnet und Finanzierungspartner gesucht werden. »Uns steht ein großes Netzwerk aus Mittelstand, Industrie und Investoren zur Verfügung, die wir direkt mit den Startups matchen. Unsere Mentoren und Supporter unterstützen darüber hinaus mit Know-How und Connections. Wir bringen diese Gruppen mit den Start-Ups zusammen. Immer wieder schön, zu sehen, dass das beide Seiten vorantreibt«, freut sich die Aachenerin.


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NEUE SYNERGIEN Besonders harmonisch und freundschaftlich findet die 26-Jährige die Atmosphäre in der »digitalCHURCH«, in der über den ganzen Tag hinweg, und oft auch bis in den späten Abend hinein, mit ausreichendem Abstand, viele Gründer zusammensitzen und an ihren Ideen feilen. »Wenn wir gerade nicht beraten, gehen wir Coaches auch immer mal wieder zu den Teams und fragen, ob Hilfe benötigt wird. Da erfährt man viel darüber, wo es hakt«, weiß Magdalena. Doch die studierte Gesellschaftswissenschaftlerin ist nicht nur StartUp-Coach, sondern tritt bei Events auch oft als Moderatorin in Erscheinung, wie zum Beispiel bei »Meet the Startups« oder »Fuck Up Stories Aachen«. »Besonders toll finde ich es, das StartUp Frühstück zu organisieren und zu moderieren, wo sich einmal im Monat gut 20 Gründer gegenseitig vorstellen. Da wird voneinander gelernt, neue Synergien entstehen. Und genau das macht die »digitalCHURCH« und unsere Mitglieder für mich aus: Wir helfen uns gegenseitig, vorwärts zu kommen«.

» aachen.digital

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OB MIT ERSTER, GROBER GESCHÄFTSIDEE ODER DURCHDACHTEM BUSINESS-PLAN – IN DER »DIGITALCHURCH« SIND ALLE GRÜNDER UND GRÜNDUNGSINTERESSIERTEN WILLKOMMEN. GELEGENHEIT, DIE »CHURCH«, IHRE MITGLIEDER UND DIE MÖGLICHKEITEN KENNENZULERNEN, BIETEN ZAHLREICHE VERANSTALTUNGEN: 27.10. »GRÜNDER:INNEN STAMMTISCH« 19 UHR » https://aachen.digital/event/ gruenderinnen-stammtisch-september 18.11. »MEET THE STARTUPS« STARTUPS PITCHEN IHR GESCHÄFTSMODELL VOR PUBLIKUM » https://aachen.digital/news/ meet-the-startups-euregio 19.11. »FUCK UP STORIES STUDENT EDITION« 19 UHR » fuckupstoriesaachen.de

Start Up-Coach Magdalena Gorecki

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Ich mach’s!

2021: NEU AB flege“

© Photo by Brooke Cagle on Unsplash

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Stand mal im Anzug hinter einem Bankschalter: Tätowierer Nils Trinks

»WIE ZUM TEUFEL WIRD MAN TÄTOWIERER?«

Nils Trinks ist Spezialist für japanische Otaku-Tattoos. Den ungewöhnlichen Weg zu seinem Traumberuf hat er Klenkes neo-Autorin Silke Schneider geschildert. VON SILKE SCHNEIDER

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ls er 14 war geriet die Welt von Nils Trinks durch einen Schicksalsschlag in der Familie aus den Fugen, ebenso wie seine Schullaufbahn. Dass später aus dem Bankkaufmann mal ein Tätowierer werden würde, hätte er selbst nicht zu träumen gewagt. Nils Trinks ist übernächtigt. Der 31-jährige Vegetarier ist vor wenigen Monaten Vater geworden. »Heute Nacht waren es drei Stunden Schlaf,« entschuldigt er sich. Als Jugendlicher erlebten er und seine Familie eine sehr schwere Zeit, der geborene Aachener wechselte von seinem Gymnasium auf ein anderes, dann auf eine Gesamtschule und ein Berufskolleg, machte aber nirgendwo einen Abschluss und hatte auch keine Ahnung, wohin seine berufliche Reise gehen sollte.

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Irgendwann entschloss er sich dann aber, sein Fachabitur zu machen und schloss es im Bereich Gestaltung mit einer 1,6 ab. Es folgten zwei Semester Informatik-Studium, aber auch das war’s nicht. »Auf der Suche nach irgendwas« verschlug es ihn dann auf die Berufs- und Studienmesse ZAB, wo ihm ein DIN A4 Plakat der Sparkasse ins Auge fiel: »Suchen Auszubildende«. Ohne sich ganz klar darüber zu sein, um welchen Beruf es genau ging, stellte er sich vor, bewarb sich – und wurde als einer von 1.000 Bewerbern angenommen. »Und plötzlich stand ich da mit Anzug in so einer Filiale,« erzählt er und man hört immer noch ein leichtes Staunen in seiner Stimme. Er schloss die Ausbildung zum Bankkaufmann erfolgreich ab. »Teils hat es viel Spaß gemacht, teils war es die Hölle auf Erden,« beschreibt er die zweieinhalb Jahre rückblickend, »aber ich wollte mir selbst beweisen, dass ich das kann.«

Und er konnte es tatsächlich. Er lernte wie Unternehmen und Wirtschaft funktionieren und Kundengespräche zu führen. »Das hilft mir heute total.« Aber nach der Ausbildung waren sich alle einig: Seine Berufung war dieser Beruf nicht. »Die Kollegen haben immer gesagt, dass ich was Künstlerisches machen soll, wahrscheinlich weil ich die Infotafeln immer so schön gestaltet habe, mit Perspektive und Schattierungen,« lacht Nils. Ein paar Jahre hielt er sich – durchaus erfolgreich – mit verschiedenen Jobs als Verkäufer über Wasser, teilweise wurde er auf Provisionsbasis bezahlt. »Aber ich bin gut klar gekommen mit der Konkurrenz,« sagt er. Beruflich angekommen war er aber noch nicht. WENDEPUNKT IN YOKOHAMA Der Wendepunkt kam mit Ende 20, als er mit seiner jetzigen Frau Urlaub in Japan machte,


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FOTO S: NILS TRINK S

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Nils hat sich auf Manga- und Anim

emotive spezialisiert.

ein Traum, für den er lange gespart hatte. Schon immer interessierte er sich für die japanische Kultur und lernte sogar Japanisch. »Der Auslöser für meine Liebe zu Mangas war das Video zu ›King of my Castle‹, das aus Szenen des Anime-Films ›Ghost in the Shell‹ zusammengeschnitten war.« In Yokohama ließ er sich die Mangafigur Rei Ayanami auf den Unterarm tätowieren und dachte plötzlich: »Das kann ich auch! Aber wie zum Teufel wird man Tätowierer?« Die Berufsbezeichnung ist nicht geschützt, man kann nicht einfach irgendwo in die Lehre gehen. Nils fing an sich zu informieren, übte Zeichnen, stellte eine Mappe mit Motiven zusammen und kaufte sich das entsprechende Equipment. Er holte sich Rat bei Tätowierern und flog noch einmal nach Japan, um mehr über die dortige Tattookultur zu erfahren. »Geübt habe ich an mir selbst, mein erstes Tattoo hab ich mir auf die Wade gemacht,« erzählt er. Irgendwann fühlte er sich sicher genug ein Studio zu suchen, bei dem er einsteigen konnte. Das Risiko allein eins zu eröffnen, war ihm noch zu groß. Aber die Konkurrenz unter den Tattoostudios ist hart, niemand wollte ihn. Auch Dietmar L­ ürken, Inhaber des bekannten »Bloody Tears«, schickte ihn dreimal wieder weg. »Wohl weil er sehen wollte, ob ich hartnäckig genug bin,« grinst Nils, »jetzt klappt das super hier mit uns.«

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DEN CORONA-LOCKDOWN ÜBERSTANDEN Corona hätte ihm allerdings fast einen Strich durch die Zukunftsplanung gemacht: Kaum hatte er sich im März selbstständig gemacht, musste das »Bloody Tears« schließen. »Ich hab 52 Euro Unterstützung pro Monat bekommen und musste von meinem Ersparten leben.« Vor einer Infektion hat er keine Angst. »Ich achte extrem auf Hygiene, schon vor Corona habe ich nur mit Schutzmaske tätowiert.« Die beiden Tätowierer teilen sich die Arbeit: Während Dietmar eher für Mandalas und grafische Motive zuständig ist, hat Nils sich weiter auf Otaku-Tattoos spezialisiert. Der Begriff Otaku ist in Japan eine eigentlich eher abwertend gemeinte Bezeichnung für Mangaleser. Meist sticht Nils Motive und Seriencharaktere aus Mangas und Animefilmen wie Sailor Moon oder Dragonball, aber auch selbst am Computer entwickelte Figuren. Jetzt ist er angekommen. \

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E H C S I G L BE COUCH

ias Kohn über Ein Projekt von Matth tfreundschaf t Heimat, Natur und Gas

VON ECKHARDT HECK

I

m Juni 2020 wurde in den ostbelgischen Gemeinden Eupen, Lontzen und Raeren jeweils ein Kunstwerk im öffentlichen Raum platziert. Die Arbeiten tragen kollektiv den Titel belgische Couch, der nicht nur symbolisch zu verstehen ist. Das Konzept besteht im wesentlichen darin, das eigentlich privat (und meist im Interieur) benutzte Möbel und dessen grundlegende Eigenschaften, bis hin zu seiner Bequemlichkeit suggerierenden Anmutung, ins Exterieur zu portieren, wo es seine Wirkung auf den jeweiligen Standort entfaltet. Im Zusammenspiel mit dem umgebenden Naturraum entstehen Ensembles, welche den Besucher der funktionalen Skulpturen dazu einladen, Platz zu nehmen. MATERIAL UND FORM Die Rückenlehne der Couches sind aus einem massivem Block belgischen Blausteins, die Sitzflächen aus dem Holz belgischer Eiche gefertigt; beides in der Region traditionell vielfach verwendete Baustoffe. Die Bearbeitung im Atelier erfolgt in wochenlanger Handarbeit. Sowohl bei den Rückenlehnen als auch bei den Sitzelementen sticht die für die Gesamtwirkung so wichtige Spannung im Verhältnis der Volumen und Kanten zueinander ins Auge. Eine auf die Gesamtlänge nur wenige Zentimeter ausmachende Wölbung steht im wohlkalkulierten Verhältnis zu den Rundungen und zu den Gesamtproportionen der Couch.

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JENSEITS DES ATELIERS Wenn die Arbeiten das Atelier verlassen, setzen jene Prozesse ein, die der Bildhauer einkalkulieren kann, auf die er aber kaum Einfluss hat. Zunächst ist das Material den Umwelteinflüssen ausgesetzt. Wie das in sich arbeitende Holz, das im Laufe der Jahrzehnte vergraut und sich farblich an den Stein anpassen wird, so verändert sich auch der unbehandelte Stein im Laufe der Zeit. Dort, wo der Mensch mit dem Stein in Berührung kommt, wird dieser poliert und färbt sich dunkel. Voraussehbar ist, dass es oberflächliche Beschädigungen an Stein und Holz durch das Einritzen von Liebesschwüren geben wird. Eine nicht unwillkommene Appropriation durch die Besucher. DIE DREI STANDORTE Eynatten. Gemeinde Raeren. Die Couch versteckt sich in einem Lindenhain, der wie für den Anlass angelegt wirkt, und einen grünen Raum bildet. Von der Couch aus fällt der Blick durch die grüne Architektur auf einen Weiher. An dieser Couch lässt sich besonders gut die Raffinesse der Konstruktion ablesen. Von vorne gesehen lässt sich eine durchgängige

Wölbung, auch als Spannung bezeichnet, erkennen. Auf drei Metern Breite macht sie auf jeder Seite lediglich wenige Zentimeter aus, verändert jedoch maßgeblich die Wirkung der Volumina. Lontzen, am ehemaligen Bahnhof Herbesthal. Hier nimmt sich die Couch als Chaiselongue aus. Sie steht inmitten einer Blühwiese auf dem Terrain des ehemaligen Bahnhofsgebäudes, das 1983 abgerissen wurde, und zwar genau dort, wo früher der Wartesaal der zweiten Klasse war. Der Raum, der an den anderen Standorten auf natürliche Weise gebildet wird, lässt sich hier nur imaginieren. Eupen. Die Couch steht am Saum der Zivilisation zwischen Stadtgebiet und hohem Venn, dessen Dunkelheit und Kühle einem hier, am Waldrand, in den Nacken kriecht. Der Blaustein hat sich über den Tag langsam und gleichmäßig erwärmt. Auch das Holz der Sitzfläche, die dem Tal zugewandt ist, hat die Wärme aufgenommen. Die Ergonomie der Couch überredet den Benutzer dazu sich gehen zu lassen und drückt ihn sanft in eine bequeme Sitzposition. Wenn innere Ruhe einkehrt, kommt das kontemplative Erleben der Atmosphäre, das durch


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Der fast komplett mit Spänen übersähte Matthias Kohn bei der Arbeit an einem seiner Kunstwerke.

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die bewusste Ausrichtung und den unerwartet hohen Sitzkomfort des Möbels unterstützt wird, vollends zur Entfaltung. Da alle drei Couches unmittelbar an Radoder Wanderwegen liegen lassen sie sich bequem im Rahmen eines Tagesausflugs besuchen, vorausgesetzt man reist nicht von zu weit weg an. Von Aachen aus ist die Tour mit dem Rad (aufgrund der Distanz) nur für Geübte zu schaffen. Es empfiehlt sich also eher eine Anreise mit dem PKW. Alle, die bisher den Charme der ostbelgischen Provinz noch nicht für sich endeckt haben, haben jetzt einen triftigen Grund mehr, das nachzuholen. \ DIE COUCHES AUF DER DIGITALEN LANDKARTE

FOTOS: © MATTHIAS KOHN

» bit.ly/belgischecouch

MATTHIAS KOHN, GEBOREN 1984, ABSOLVIERTE NACH EINER LEHRE ZUM STEINBILDHAUER EIN STUDIUM FÜR HANDWERK UND DESIGN IN AACHEN. DARAUF FOLGTEN EINIGE JAHRE ALS FREIBERUFLER IN VERSCHIEDENEN ATELIERS EUROPAS. SEIT 2014 ARBEITET ER IN SEINEM AACHENER ATELIER FÜR INTERNATIONALE KUNDEN AN FREIEN UND ANGEWANDTEN ARBEITEN FÜR DEN PRIVATEN UND ÖFFENTLICHEN RAUM.

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»DER NATURSCHUTZ TREIBT MICH AN«

Gut für Mensch und Umwelt ist die Tätigkeit von Daria Merkens. Die Umweltingenieurin sorgt gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen beim Wasserverband Eifel-Rur dafür, dass unser Abwasser jeden Tag zuverlässig gereinigt und wieder schadlos in den W ­ asserkreislauf eingeleitet werden kann.

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ier, unweit von Tivoli und CHIO-Reitstadion, grenzen hunderte Meter von langen, schmalen Betonbecken aneinander. »Durch diese langen Becken fließt das Abwasser aus der Toilette«, erklärt Daria Merkens. Vier Reinigungsstufen durchläuft es dann. »Zuerst wird mit einem großen Rechen gesiebt und ungelöste Stoffe können sich absedimetieren, dann kommen Bakterien zum Einsatz, und danach läuft das dann fast schon saubere Wasser durch verschiedene Filterschichten« – so lässt sich das Reinigungsverfahren in der Kurzfassung erklären. In einer vierten Stufe werden mit einer Ozonung Medikamentenrückstände und Haushaltschemikalien entfernt. Diese stehen im Verdacht, sich negativ auf Gewässerlebewesen auszuwirken. Kläranlagen sind jedoch niemals »fertig«, sondern werden ständig technisch verbessert und in ihren Verfahren optimiert. Und genau hier kommt Daria ins Spiel: Für ihren Arbeitgeber, den Wasserverband Eifel-Rur, macht sie sich Gedanken, wie Erweiterungen und Umbauten an Kläranlagen, aber auch Regenbecken oder Kanälen am besten umgesetzt werden können. Dann betreut sie zusammen mit Kolleginnen und Kollegen die Planung der Umund Ausbauten, die ein Ingenieursbüro übernimmt. »Wir überwachen hier insbesondere,

»HIER BEIM WASSERVERBAND FÜHLE ICH MICH TOTAL WOHL. MIT MEINER ARBEIT KANN ICH DER UMWELT ETWAS ZURÜCKGEBEN« dass alle Bauarbeiten korrekt ausgeführt werden. Und wir prüfen die Schlussrechnung, haben also auch die Zahlen im Blick«. NATURKIND Daria macht diesen Job richtig gerne – trotz des üblen Geruchs, der sich in der Nähe einer Kläranlage nicht immer vermeiden lässt. »Ich bin ja auch nicht jeden Tag auf einer Kläranlage. Das meiste findet im Büro statt«, klärt sie auf. Vor allem der Naturschutz treibt sie bei der Arbeit an: »Mit meiner Arbeit kann ich der Umwelt etwas zurückgeben«. Denn ihr Job ist Umweltschutz pur: Sie hilft, dass in Zukunft Abwasser noch besser gereinigt werden, und

Liebt die Natur: Daria Merkens.

noch mehr Regenwasser gesammelt werden kann. Bau- und Umweltingenieurwesen hat Daria studiert, also gleich zwei Studiengänge. »Danach habe ich dann erstmal bei einem anderen Wasserverband gearbeitet, weil hier bei uns keine Stelle frei war.« Seit zwei Jahren arbeitet sie jetzt wieder in unserer Region, da, wo sie auch herkommt. »Hier fühle ich mich total wohl, und deshalb ist die Stelle beim Wasserverband Eifel-Rur auch genau das Richtige für mich. Ich liebe die Natur hier bei uns, segle gerne auf dem Rursee oder fahre mit dem Motorboot«, freut sich die aus Golzheim bei Düren stammende Ingenieurstochter. »Besonders jetzt im Herbst, wenn die Blätter fallen, ist es in der Natur einfach wunderschön.« \ SW

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FOTO: RWTH AACHEN/PETER WINANDY

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25.09.2020

\\\ LAUFBAHN 12:56 Uhr Seite 1

SCHÖNE FRESSE! DAS ENDE VON EDDY

// NACH DEM ROMAN VON EDOUARD LOUIS

Wie bist Du das eigentlich geworden? Univ.-Prof. Dr. rer. nat. Dr. h. c. mult. Ulrich Rüdiger hat fast seine gesamte Studienzeit in Aachen verbracht, bevor es ihn als Professor nach Konstanz verschlug. 2018 kehrte er zurück, seitdem ist er Rektor der RWTH Aachen. 1. ERKLÄRE DEINEN JOB Die RWTH Aachen ist mit über 45.000  Studierenden und über 9.000 Beschäftigten eine der größten und besten Universitäten in Deutschland. Bei uns kann man über 160 Studiengänge studieren, wobei ein Schwe rpunkt auf den Ingenieur- und Naturwissenschaften liegt, für die die RWTH besonders bekannt ist. Als Rektor leite ich die Hochschule, unterstützt vom Rektorat, das neben mir aus dem Kanzler, zwei Prorektorinnen und zwei Prorektoren besteht. Als Hochschulleitung sind wir für die Planung, Steuerung und Entwicklung der großen strategischen Themen verantwortlich – etwa wenn es um die Ausrichtung des Forschungsprofils oder der Lehre an der RWTH Aachen geht. Dabei arbeite ich eng mit den Fakultäten, den Hochschulgremien und der Zentralen Hochschulverwaltung zusammen. Ein wichtiger Bestandteil meiner Arbeit ist daher die Kommunikation und Abstimmung mit den vielen Akteuren innerhalb der Hochschule, sowie die Vernetzung mit externen Partnern, wie etwa außeruniversitären Forschungseinrichtungen, Fördereinrichtungen oder nationalen und internationalen Netzwerken. 2. WIE BIST DU DAS GEWORDEN? Da gibt es eine kurze und eine lange Antwort. Zuerst die kurze: ich habe mich auf die Nachfolge von Ernst Schmachtenberg beworben und konnte die

Findungskommission, die den neuen Rektor ausgewählt hat, überzeugen. Die lange Antwort führt mich zurück in meine Studienzeit. Ich habe an der RWTH Aachen Physik studiert, habe in Aachen – unterbrochen von Auslandsaufenthalten – promoviert und auch habilitiert. Mein Weg hat mich dann aber in eine andere Grenzstadt geführt: nach Konstanz. Ich erhielt einen Ruf als Professor am Fachbereich Physik der Universität Konstanz mit dem Fachgebiet Grundlagenforschung für Nanotechnologie und Magnetismus. Ich wurde dort 2007 Prorektor für Forschung und 2009 dann Rektor und führte die Universität zu einem Erfolg in der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern. Seit 2018 bin ich nun Rektor der RWTH und konnte mich direkt in meinem ersten Jahr freuen, dass unsere Anstrengungen belohnt wurden und die RWTH im Jahr 2019 den Titel »Exzellenzuniversität«, den sie seit 2007 trägt, bereits zum zweiten Mal verteidigen konnte. 3. ERZÄHL MAL VON DEINEM ­UNVERGESSLICHSTEN NEBENJOB Davon gibt es eine Menge, zum Beispiel Currywurst-Verkauf an der Wurstbude des Studierendenwerks in Konstanz. Meine Einnahmen wurden vom Studierendenwerk verdoppelt und an eine Hochschulgruppe gespendet. 4. DEIN ULTIMATIVER TIPP FÜR’S BERUFSLEBEN? Immer authentisch bleiben. \ RED

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LAUFBAHN \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\ FOTO: SIMON WIRTZ

DIE MEFFIS KOMMEN

Vor sechs Monaten wurde der jahrzehntealte Ratsbeschluss endgültig umgesetzt – und mit dem letzten Auto, das das Parkhaus am Büchel verließ, kehrte auch in den umliegenden Straßen endgültig Stille ein. Mehr denn je stellt sich die Frage: Was soll aus dem Areal inmitten der Altstadt werden? Über 35 Aachener Initiativen haben einen gemeinsamen Plan – und mit dessen Umsetzung längst begonnen. VON SIMON WIRTZ

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ier, inmitten der Aachener Altstadt, in den Straßen rund um das Parkhaus Büchel, ist es still. Die meisten Geschäfte haben schon länger geschlossen, die Kundschaft blieb immer öfter aus. Das Parkhaus, das in den letzten Wochen, aber auch über die letzten Jahrzehnte hinweg immer wieder in den öffentlichen Fokus rückte, bot dem letzten Einkaufswilligen vor gut sechs Monaten einen Stellplatz für sein Auto – und steht seitdem leer. Wer ein paar Meter in die andere Richtung geht, kommt nicht drumherum, dem anderen großen Gesprächsthema ins Auge zu schauen: Den Prostituierten, die hier fast flehend um Kunden werben, nachdem sie nach Monaten des coronabedingten Berufsverbots vor dem Ruin stehen. Und genau hier, zwischen Dahmengraben und Grosskölnstraße, im »Altstadtquartier Büchel«, soll sich jetzt etwas ändern. VIER LADENLOKALE Endgültig Schluss mit der Stille und Tristesse möchten die Vertreter von einigen der über 35 beteiligten Aachener Initiativen,

die gekommen sind, um von ihren Plänen zu berichten, machen. Neben der studentischen Initiative »Rock your Life«, die Studenten als Mentoren an Haupt- und Realschüler vermittelt, ist auch der Verein »Rhizom 115« und die »Aktion Sodis« beteiligt, die Bildungsprojekte in Bolivien fördert. Lange hat man diskutiert und überlegt, wie das Stadtviertel endlich wieder lebenswert werden kann. Die Ideen und Entwürfe wurden letztlich im Rahmen des Sondierungsprozesses »Stadt machen am Büchel«, der von der Stadt Aachen eingeleitet wurde, vorgestellt – und fanden Gehör: Planungsdezernentin Frauke Burgdorff stellte den Aachener Initiativen nicht nur eines, sondern gleich vier nebeneinanderliegende Ladenlokale in der Mefferdatisstraße temporär zur Verfügung, um ihre Pläne zu verwirklichen. SICHTBARKEIT 305 Quadratmeter hat die SEGA den Initiativen insgesamt zur Verfügung gestellt. Hier soll bald Platz für Treffen, Workshops und Veranstaltungen sein, aber auch, um Material zu lagern. Das ist unter anderem Tobias vom Verein »Rhizom 115« wichtig, der seine

Und ob hier was passiert! Vertreter der Initiativen vor einem der Ladenlokale in der Mefferdatisstraße.

eigenen Räumlichkeiten schließen musste, und nun keinen festen Treffpunkt mehr hat. Auch das Thema »Sichtbarkeit« kommt immer wieder auf. Man möchte von der Öffentlichkeit wahrgenommen werden, der breiteren Bevölkerung zeigen, dass die eigene Sache wichtig ist. Barnabas, der seine Masterarbeit über das Projekt schrieb und die »Pionier:innen am Büchel«, wie sie sich selbst nennen unterstützt hat, ist das ein großes Anliegen: »Wir haben durch die vier Ladenlokale eine große Schaufensterfläche, in der wir Passanten auf die Arbeit der verschiedenen Initiativen aufmerksam machen können. OPTIMISTEN Man möchte aber nicht nur im Stadtviertel arbeiten, sondern auch mit ihm. Vorstellbar ist neben der offenen Tür für Passanten auch ein Straßenfest, und regelmäßige gemeinsame Aktionen mit den Anwohnern. Bis es soweit ist, wird noch viel Zeit vergehen. Nach der gröbsten Planung steht erstmal der Umbau an, den die Initiativen zum Großteil selbst erledigen. Mit dem Umbau in Eigeninitiative können nicht nur Kosten eingespart werden, auch

für die Initiativen ergibt sich ein klarer Mehrwert: »Zusammen anzupacken schafft Community, das bringt uns mehr zusammen.« Aktuell bereiten zwei Architekten den Nutzungsänderungsantrag beim Bauamt vor, darauf warten wir alle gespannt. Da sind noch viele Details offen«, führt sie weiter aus. Doch das tut dem allgemeinen Optimismus beim Treffen mit den »Pionier:innen am Büchel« keinen Abbruch: »Wir wünschen uns einen offenen Community-Ort, und den werden wir auch eröffnen. Wann, das muss sich noch zeigen«, erklärt Patricia. OFFENE TÜR Eine ganz andere Frage, die am Abend immer wieder aufkommt, ist, wie lange der Ort letztendlich bestehen wird, nachdem er eröffnet wurde. »Anderthalb bis fünf Jahre wurden mal in den Raum gestellt. Doch wenn dieser Ort schließt, muss es einen Neuen geben. Noch befindet sich der neue, »offene Communityort« im Umbau. Bis zur Eröffnung können sich Interessierte selbst ein Bild vom Projekt und seinen Akteuren machen. Auf Instagram (@meffis), und jeden Dienstag ab 20 Uhr vor Ort in der Mefferdatisstraße. \

SERVICEINFOS Klenkes neo – Magazin für junge ­Aachener

Advertorials und Pressetexte sind mit adv. ­gekennzeichnet.

Redaktion Kira Wirtz (Chefredaktion), Lillith Bartczak, Simon Wirtz (Leitung)

Grafik und Layout Malte Pferdmenges

Redaktionelle Mitarbeit Silke Schneider , Eckhardt Heck

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Titelfoto Seckin Cakmakoglu

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Die durch den Verlag ge­ stal­te­ten ­An­zeigen sind ­ur­he­ber­­­rechtlich ­geschützt und ­dür­fen nur mit ­ausdrücklicher Genehmigung des ­Ver­lages weiter v­ erwendet werden. Keine Haftung für unver­langt ­ein­gesandte Manu­skripte, ­Zeich­nun­gen, Fotos etc. ­

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11.11.2020 Cup Wegfrei e FIFA 21

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