
5 minute read
NICHT KLOTZEN, KLETTERN
from Klenkes neo 2/2020
by Klenkes neo


Advertisement
Seilworx bietet viele Vorteile: Da die Kletterer ohne Gerüst auskommen, kann schnell und kostengünstig repariert werden.
Ein Bürojob? Viel zu langweilig! Dominic Malina arbeitet lieber an Fassaden, auf Dächern, in Industrieanlagen oder sogar auf Windrädern – der Industriekletterer und sein Team sind immer dann zur Stelle, wenn in schwindelerregender Höhe die Arbeit ruft.
VON LILLITH BARTCZAK J ohnny und Jakob hängen in zirka zehn Metern Höhe an der Fassade des »Deutsche Bank«-Gebäudes in der Aachener Innenstadt. Um ihre Ohren pfeift der Wind – die letzten Ausläufer des Sturmtiefs Viktoria. Doch die beiden Kletterer sind eigentlich recht entspannt, denn heute steht keine besonders schwierige Aufg abe vor ihnen. Ein paar kaputte Jalousien, die sich nicht mehr elektrisch hochfahren lassen, sol len hochgebunden werden. Und das gesamte Gebäude ist auch nur knapp 25 Meter hoch. Kein Problem für die zwei Jungs, die ei gentlich Luft- und Raumfahrttechnik beziehungsweise Geographie studieren und nur nebenbei als Industriekletterer bei der Aache ner Firma Seilworx arbeiten.
Während Johnny und Jakob an ihren Seilen in den zweiten Stock klettern und dort die Jalousien hochschieben und festbinden, schaut ihr Chef Dominic Malina von unten zu. Und auf dem Dach steht sein Kollege Chad und kontrolliert regelmäßig die Seile, an denen die beiden hängen. Wenn etwas verrutscht, dann kann Chad sofort eingreifen. Aber warum arbeiten die Studenten, während der Chef zuschaut? Dominic Malina lacht und erklärt dann: »Das ist eine Sicherheitsmaßnahme. Ich bin der beste Kletterer und somit auch der beste Retter.«, erklärt er. »Wenn etwas passiert, dann kann ich die Jungs da am schnellsten und sichersten runterholen«.
Karriere machen in Aachen
Hoch hinaus in 180 Berufen: Wir suchen Ingenieur*innen in den Bereichen Bau, Vermessung, Entsorgung und Maschinenbau, Versorgungs- und Elektrotechnik, Geoinformatik und Geographie sowie Architekt*innen
Jetzt bewerben!
Dominic Malina ist als Sohn deutscher Eltern in Australien aufgewachsen und schon als Kind regelmäßig auf die höchsten Bäu me geklettert. Als Teenager entdeckte er das Sportklettern für sich, und studierte später deshalb wohl auch »Outdoor Education«. Nach dem Studium hat er Survival Trainings in der Wildnis angebo ten und anderen Betreuern das Klettern beigebracht. Das erste Mal nach Deutschland kam Do minic mit 18 Jahren. Er arbeitete als Gerüstbauer in der Nähe von Nürnberg und fand es zunächst furchtbar. »Ich wollte eigentlich einfach nur weg hier, doch dann hat mir meine Cousine einen Job in Aachen besorgt und ich habe diese Stadt ins Herz geschlossen. Aachen ist für mich die coolste Stadt der Welt«, sagt Dominic. Mit Dreißig geht er trotzdem zurück nach Australien, möchte dort ei ne Familie gründen. Doch er fasst einfach nicht mehr richtig Fuß und vor fünf Jahren beschließt er: »Aa chen ist meine Heimat, ich gehe zurück« Doch was soll er hier beruf lich machen? Sein Studium wird in Deutschland nicht anerkannt. Auf der Suche nach einer Alter native stößt er schließlich auf das Industrieklettern und weiß sofort: das ist es, was ich machen möchte. In Deutschland ist das Industrieklettern recht unbekannt und es gibt keine allgemeine Ausbildung, sondern nur sogenannte Schei ne. Die Grundlage bildet der PSASchein – PSA steht für »Persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz« – der sich an alle richtet, die im ab sturzgefährdeten Bereich arbeiten. Danach folgen drei Scheine mit aufsteigender Schwierigkeitsstufe, die beim FISAT, dem Fach- und Inte ressenverband für seilunterstützte Arbeitstechniken e.V. in einwö chigen Kursen absolviert werden können. Mit einem Level 1-Schein in der Tasche darf man bereits als Industriekletterer arbeiten, jedoch nur mit einem Kletterer, der be reits das Level 3 absolviert hat. So wird am Job gelernt, was für die Arbeit als Industriekletterer wich tig ist. Nach 50 Arbeitstagen auf Level 1 darf man sich an das Level 2 herantrauen, nach 250 Tagen ist man für das dritte Level zuge lassen. Dominic Malina nennt das eine Art »inoffizielle Ausbildung«, denn alles in allem dauert es rund drei Jahre, bis ein Industrieklette rer auf Level 3 angekommen ist.
Und welche Voraussetzungen soll te ein angehender Industriekletterer mitbringen? »Handwerkliches Geschick ist auf jeden Fall wichti ger, als Klettern zu können«, erklärt Dominic. »Klettern kann ich jedem beibringen, aber zu erklären oder gar zu zeigen, wie etwas repariert werden soll, ist in mehreren Me tern Höhe ziemlich schwierig.«
Dominic hat nach seiner Rückkehr nach Deutschland nach und nach alle Level absolviert und sich dann vor vier Jahren mit Seilworx selbstständig gemacht. Im Moment hat die Firma fünf feste Mitarbeiter und mehrere Aushilfen, in der Regel Studenten. Der Arbeitsplatz der Seilworx-Kletterer ist immer dort, wo sie gebraucht werden. Auf einem Hochhaus in Frankfurt, wo die Fenster geputzt werden müssen. Auf einem Windrad an der Nordsee, wo sie Sturmschäden aufnehmen sollen. Oder aber im Aachener Tivoli, wo neue Boxen unter dem Stadiondach angebracht werden sollen. Oder überall sonst, wo in luftiger Höhe Reinigungs-, Reparatur- oder sonstige kleine Arbeiten zu verrichten sind. Dort wo ein Gerüst entweder unmöglich anzubringen, schwer zu beschaffen, unansehnlich oder aber viel zu teuer ist, sind die Kletterer flexibel, schnell zur Stelle und weitaus günstiger. Doch wie steht es um die Angst bei einem Industriekletterer? »Eigentlich hatte ich nie Angst.«, sagt Dominic, »Generell habe ich dieses Gefühl der Gefahr schon immer gesucht, bin quasi ein Adrenalinjunkie. Klar ist ein bisschen Respekt immer wichtig – wenn man zu unvorsichtig wird, dann passieren schnell Unfälle. Vor ein paar Monaten hat sich für mich aber alles geändert, denn ich bin ich Vater geworden. Da habe ich zum ersten Mal so etwas wie Angst verspürt. Nicht um mich, sondern eher was ist, wenn mir doch etwas passiert.«
Nach ungefähr einer Stunde haben Jakob und Johnny an diesem Tag die Jalousien an der vorderen Fassade festgebunden. Nun soll eigentlich die andere Seite des Gebäudes dran sein, sie wollen sich vom Dach nach unten lassen. Doch auf dem Weg nach oben bleibt das Team im Aufzug stecken. Für die Jungs ist klar: »Genau deshalb benutzen wir am liebsten unsere Seile.« \ ANZEIGEN
ni-aachen.de
Entwicklungszentrum Aachen · Pascalstraße 1 8 · 52076 Aachen
ni-aachen.de Software-Entwicklung MATSE Informatiker Ingenieure Messtechnik NI DIA dem Automatisierungstechnik NI LabVIEW Compilerbau Datenmanagement Signalanalyse Visualisierung international Teamgeist Fairness
Schule | Reisen | Lernen | Leben JuBi – Die JugendBildungsmesse


D e r u n a b h Š n g i g e B i l d u n g s b e r a t u n g s d i e n s t we lt we iser
SCHÜLERAUSTAUSCH - FREIWILLIGENARBEIT SPRACHKURSE - PRAKTIKA - Au-Pair WORK AND TRAVEL - STUDIUM
AACHEN, 25.04.2020 10 – 16 Uhr | Eintritt frei! Schulzentrum Laurensberg Hander Weg 89