Hausärzt:in Gynäkologie/Urologie/Andrologie
COVID-19 und Schwangerschaft
Besonderheiten der Behandlung von SARS-CoV-2-positiven Schwangeren Vergleich zum nicht schwangeren Patientinnenkollektiv aufzuweisen. Das Risiko einer vertikalen, also intrauterinen Übertragung von Mutter auf Kind, ist nicht vollständig geklärt. Es gibt wenige Fallberichte, wegen der sich eine solche Übertragung nicht ausschließen lässt, wenn auch die meisten Reviews und größeren Fallserien negative Testergebnisse von Neugeborenen zeigen.
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Impfung bei Kinderwunsch und Schwangerschaft Mittlerweile gibt es klare Empfehlungen der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (ÖGGG) bezüglich Impfungen bei KinderwunschPatientinnen und Schwangeren. Im Sinne einer „Prepare for Pregnancy“-Strategie sollte ein vollständiger Impfzyklus vor Eintritt einer Schwangerschaft erfolgen, wobei kein dezidierter Mindestabstand zur Schwangerschaft einzuhalten ist. Die ESHRE (European Society of Human Reproduction and EmbryoloSeit dem Ausbruch des „severe acute gy) empfiehlt allerdings zumindest den respiratory syndrome coronavirus-2“ Abstand von einigen Tagen zwischen (SARS-CoV-2) in Wuhan, China, im der Impfung und einer reproduktionsDezember 2019 bringt die COVID-19 medizinischen Behandlung wie IVF (coronavirus disease 2019)-Pandemie (In-vitro-Fertilisation). Es sind Gesundheitssysteme weltweit weder negative Auswirkunan ihre Grenzen. Das Wissen gen der Schutzimpfung auf um klinische Verläufe und die die weibliche noch die männPrognose von COVID-19 bei liche Fertilität bekannt. Alschwangeren Patientinnen ist lerdings beschreiben ca. 28 % noch immer begrenzt, wenn der Patientinnen kurzfristige sich auch der Wissensstand Zyklusveränderungen nach kontinuierlich erweitert. Die der Impfung, welche sich aber Mehrheit der Schwangeren GASTAUTORIN: nach wenigen Monaten selbst erfährt nur milde oder mäßige OÄ Dr.in Sabine Enengl Universitätsklinik normalisieren. Mittlerweile Symptome wie Fieber, Husfür Gynäkologie, wird auch zur Impfstoffgabe ten, Atemnot, Kurzatmigkeit, Geburtshilfe, und Gynäkologische in der Schwangerschaft wegen Müdigkeit, MuskelschmerEndokrinologie, des Risikos schwerer mütterzen oder Geruchs- und GeKepler Universitätsklinikum Linz licher Verläufe und hohen iaschmacksverlust. Systematitrogenen Frühgeburtenraten sche Reviews und Fallberichte durch eine COVID-Infektion geraten. lassen auf niedrige Mortalitätsraten Aufgrund einer gewissen Vulnerabilität schließen. Allerdings scheinen schwanim 1. Trimenon empfiehlt die ÖGGG, die gere Frauen ein höheres Risiko für Impfung ab dem 2. Trimester durchzustationäre Aufenthalte sowie intensivführen. Fehlbildungen bei Feten durch medizinische Betreuung mit der Notdie Vakzinierung sind nicht bekannt. wendigkeit einer Atemunterstützung im
Forschung An der Abteilung für Geburtshilfe des Kepler Universitätsklinikums Linz wird seit Beginn der Pandemie unter der Leitung von OÄ Dr.in Sabine Enengl eine Beobachtungsstudie durchgeführt, die sich mit dem Vorliegen von schützenden Antikörpern bei SARS-CoV-2-positiven Schwangeren und deren Transport über die Nabelschnur zum Feten beschäftigt. IgA und IgM sind Marker für eine frische Infektion und klassischerweise zwischen Tag fünf und elf nachweisbar, wohingegen sich immunisierende IgGAntikörper zwischen Tag zwölf und vierzehn entwickeln. IgG-Antikörper werden aktiv über die Plazenta zum Feten transferiert, was einen potentiellen
„Auch wenn die meisten Schwangeren nur milde Symptome aufweisen, zeigen sie ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe bei COVID-19.“ Schutzmechanismus vor einer Infektion darstellt. Bis Anfang Jänner 2022 wurden ca. 180 an COVID-19 erkrankte oder bereits genesene Patientinnen an der Klinik entbunden. Zwei Patientinnen mussten intensivmedizinisch betreut werden. Von 93 in die bisherigen Analysen eingeschlossenen Patientinnen zeigten 35 Gebärende schützende IgG-Antikörper, welche in 21 Fällen auch im Nabelschnurblut nachgewiesen werden konnten. Eine Limitation der Studie ist allerdings, dass die meisten der Patientinnen asymptomatisch und somit zufällig bei Aufnahme zur Geburt positiv auf das Vorliegen von SARS-CoV-2 getestet wurden, was eine exakte Aussage über den Beginn der Infektion verhindert und die Interpretation der Antikörpernachweise erschwert. < Literatur bei der Autorin.
Juni 2022
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