2020-03 HTB Magazin HTB 1865

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HISTORIE

Einmal Turnerbündler, immer Turnerbündler

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ie erfolgreiche 155-jährige Geschichte des HTB ist stets mit dem bemerkenswerten persönlichen Engagement seiner Mitglieder verbunden. Hinter den sportlichen Erfolgen, der Gestaltung des Vereinslebens mit seinem großartigen Zusammenhalt, stehen immer außergewöhnliche Persönlichkeiten, die als aktive Sportler, Trainer, Betreuer, ehrenamtliche Mitarbeiter, Abteilungsleiter, Vorstands- oder Präsidiumsmitglieder den Verein wesentlich geprägt und weiter entwickelt haben. Zu ihnen gehört Willi Bothe (Jahrgang1935 und seit 75 Jahren Mitglied unseres Vereins – unten im Foto aus dem Jahr 1962), der nachstehend mit seinem Bericht ganz persönliche Einblicke in seinen Werdegang gibt. // KB

„Ich war ein schlechter Turner und auch kein guter Fußballer…“ „Natürlich führte auch mein Weg zum Turnerbund 1946 über die „zerbombte Hütte“ von Heinrich Jungenitz in der Schorchtstraße. Es war eine kleine Stube, vollgestellt mit alten Möbeln; in einer Ecke ein Netz mit Fußballstiefeln, in der anderen ein Netz mit Fußbällen und mittendrin der beleibte, unvergessene Heinrich Jungenitz, der damalige Jugendwart, der die Jugendlichen so auf die Handball- und Fußballmannschaften aufteilte, dass der Turnerbund alle Jugendklassen in beiden Sportarten besetzen konnte – egal ob man für die Sportart Talent mitbrachte oder nicht. Ich wurde für Fußball eingeteilt und mein erstes Spiel machte ich in der 2. Knaben (heute D-Jugend) gegen Bostelbek, dessen Sportplatz sich damals auf dem Gelände des ehemaligen „Tempowerks“ befand. Es gab so kurz nach dem II. Weltkrieg nur wenige Spiele, da die Gegner fehlten, denn die anderen Harburger Vereine stellten in jeder Altersklasse meist nur eine Mannschaft, während der HTB schon sehr früh drei besaß. Training fand für unseren Jahrgang auf der „schrägen Wiese“ am Platz 2 der Jahnhöhe statt. Die Tore hatten ein Drahtgehäuse – Netze gab es nicht. Mein erster Trainer, Herr Weisbarth, gab uns einen alten, schweren Lederball, sagte „nun spielt man schön“ und verabschiedete sich, um selbst Tennis zu spielen. Jeden Tag pilgerten wir zur

Jahnhöhe, um zu „bolzen“. Am liebsten „spielten wir einen aus“ – zwei Mannschaften auf ein Tor. Auf dem Bolzplatz galt übrigens früher die Regel, dass die Mannschaft, die drei Ecken rausgeholt hatte, einen Elfer schießen durfte… Obwohl untalentiert, spielte ich immerhin von den Knaben bis zu den Jungmannen (heute A-Jugend). Aber nie in der 1. Mannschaft – immer in der 2. oder 3. Die Jugendabteilung platzte aus allen Nähten und als unsere 1. Herren 1949 in die damals höchste Spielklasse (Oberliga Nord) aufstieg, gab es noch weiteren, ungebremsten Zulauf von jugendlichen Fußballern. Parallel zum Fußball sah ich mich in der 1948 wieder neu entstandenen Turnabteilung in der Turnhalle am Petersweg um. Hier ging es beschaulicher zu. Otto Struck war mein erster Turnlehrer und es gab auch eine junge, blonde, sehr attraktive Turnlehrerin – Fräulein Wilma Bartsch. Sie wirkte streng, war aber bei den Jugendlichen sehr beliebt. Später wechselte Adolf Bethge (Vater des HTB-Ehrenvorsitzenden Jürgen Bethge) von der Turnerschaft zum HTB. Mit ihm bekamen wir den besten Turnlehrer (später Oberturnwart), den man sich vorstellen konnte. Die Turnabteilung entwickelte sich zu einem Leistungszentrum und die 1. Riege des Turnerbundes gehörte zu den Besten in ganz Hamburg. Allerdings reichte auch beim Geräteturnen mein Talent nicht aus, zu größeren Erfolgen zu gelangen. Aber durch meinen Spaß und die Freundschaft zu den Leistungsturnern blieb ich der Turnabteilung treu und wurde


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