EINE FRAGE DER
HARMONIE Einmal Silber und zweimal Bronze bei der Para-Ski-Weltmeisterschaft, dazu sechs Staatsmeistertitel in der Klasse der Sehbehinderten sowie die Auszeichnung zum Sportler des Jahres 2019 – was normalerweise die Bilanz eines langen Sportlerlebens ist, erreichten Josef Lahner und sein Freund und Guide Franz Erharter in vier Wintern.
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eben dem fahrerischen Können sind Vertrauen und Harmonie die wichtigsten Faktoren, um schnell und sicher ins Ziel zu kommen, erklärt Josef "Jimmy" Lahner das Geheimnis seiner Erfolge im Paraski in der Klasse der Sehbehinderten. Wem er dieses Vertrauen entgegenbringt? Seinem Freund und Guide Franz Erharter. Die beiden Freunde sind praktisch neben der Skipiste in der Kelchsau aufgewachsen und standen schon als Knirpse auf den Skiern. "Gemeinsam mit den Kindern im Dorf haben wir beim Skiclub Kelchsau trainiert. Wobei mir die Waldwegerln immer mehr getaugt haben als das Stanglfahren. Deshalb hat es wohl auch nur für ein paar Bezirks- und Clubrennen gereicht", erinnert sich Jimmy. In späteren Jahren gab es ein paar sportliche Ausflüge zum Ringen und Fußball. Das Skifahren hat ihn aber nie ganz losgelassen. Die Idee, gemeinsam als Team bei Paraski-Bewerben zu starten, hatten Josef und Franz vor etwa vier Jahren. Schon bei den ersten AustriaCup-Rennen stellten sich diverse Erfolge ein, sodass sie in ihrer ersten Wettkampfsaison zu den "Aufsteigern des Jahres" gekürt wurden. Dann wurde es schnell ernst, denn die Leistungsdichte im Paraski ist hoch, entsprechend professionell sind die Vorbereitungen auf die Rennen. Drei- bis viermal pro Woche trainieren die beiden als Team gemeinsam mit den RennläuferInnen des SC Kelchsau. "Die Gemeinschaft im Skiclub ist für uns sehr wichtig", so Jimmy. Geschenkt wird dem Duo dabei nichts. "Die Trainer stellen an uns gleich hohe Anforderungen wie an alle anderen AthletInnen", bestätigt Josef. Beim Paraski ist in der Klasse der Sehbehinderten neben der Skitechnik ein weiterer Faktor entscheidend: die Harmonie zwischen dem Parathleten und seinem Guide. Dieser fährt einige Meter vor dem Athleten und gibt via Headset Richtungskommandos bzw. Hinweise auf den Pistenzustand. Um die Kommunikation beim Rennen auf das Notwendigste zu beschränken, haben sich die beiden eine eigene Sprache überlegt. "Er sagt mir, in welche Richtung ich fahren muss, ich sage ihm, wie schnell er fahren soll", erklärt Josef den Ablauf bei einem Rennen. Franz hat für seine Aufgabe als Guide eine spezielle Ausbildung beim Blindenverband absolviert. "Ich vertraue Franz voll und ganz. Ohne ihn wären die ganzen Erfolge nicht möglich", ist der Para-Sportler überzeugt. Was soll man sagen? Es klappt! Jimmy und Franz sind kometenhaft vom C-, in den B-Kader und schließlich in das Nationalteam des ÖSV aufgestiegen und haben sich 2019 für die Para-Ski-WM qualifiziert. Das Ergebnis ist bekannt: Silber in der Abfahrt (die erste, die sie gefahren sind), Bronze im Riesenslalom und Bronze im Slalom. Einen Wermutstropfen gab es allerdings: Bestzeit im Super-G, doch leider beim letzten Tor vorbeigefahren. "Diese Medaille hol ich mir diesen Winter bei der Para-SkiWM in Lillehammer", gibt sich Jimmy kämpferisch. Ein weiteres großes Ziel der beiden ist die Teilnahme an den Paralympics in Peking 2022. ■
28 Hohe Salve
Für seine sportlichen Leistungen wurde der Kelchsauer Josef "Jimmy"Lahner 2019 zum Sportler des Jahres gewählt und bei der großen Sporthilfe-Gala mit dem "Niki" (Trophäe) ausgezeichnet. Josef "Jimmy" Lahner from Kelchsau was voted Sportsman of the Year in 2019 for his sporting achievements and was awarded the "Niki" (trophy) at the big Sporthilfe gala.
Jimmy und Franz (Mitte) im Bild mit Betreuern, holten bei der Para-Ski-WM 2019 auch noch zweimal Bronze im Riesentorlauf und Slalom. Jimmy and Franz (middle) in the picture with their coaches, also won two bronze medals in Giant Slalom and Slalom at the Para Ski World Championship 2019.
Fotos: ÖSV Para Ski Team, GEPA/Sporthilfe