Kitzbüheler Alpen, Region Hohe Salve, Gästemagazin Winter

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JEDER DARF

MITARBEITEN

Burgi Schipflinger, die „Maurer-Bäuerin“ aus Itter, über das Leben am Hof und wie sie Traditionen und ihren Glauben pflegt. mischen lieben seinen würzigen Bergkäse, den milden Tilsiter und auch den g’schmackigen Kräuterkäse, den sie morgens am Frühstücksbuffet genießen. Die Arbeit im Stall ist auch für ihn dank moderner Maschinen – Mist-, Melk- und Fütteranlage – zwar leichter geworden, viel zu tun ist aber immer noch. Im Sommer vor allem beim Einbringen des Heus: Rund um den Bauernhof sind die Felder flach, hier kann mit den Maschinen geerntet werden. Andere Felder, die etwas weiter vom Hof entfernt sind, sind dagegen so steil, dass noch mit der Hand gemäht und zusammengerecht wird. Eine schweißtreibende Arbeit, die Lisa allerdings sehr positiv sieht: „Da wird man schön braun und muss nicht einmal Urlaub nehmen dafür!“

Jeden Dienstag

im Wochenprogramm

Every Tuesday

at the weekly program

Liebe mit Abstand

S

chön ist er geworden, der neue Laufstall mit dem kleinen Hofladen. Auch der Frühstücksraum für die Feriengäste des Hauses, in dem wir „ratschen“, ist sehr ansprechend und geräumig, der Blick hinaus in die Berg­landschaft rund um Itter inspirierend – auch für mich und nicht nur für jene, die hier „Urlaub am Bauernhof“ genießen. Wir sitzen Ende August für ein „Frauengespräch“ zusammen: Burgi, die Bäuerin, Lisa, ihre Fast-Schwiegertochter, und ich. Bauer Hansi ist auf der Alm und kümmert sich dort um das Vieh. Deshalb ist der neue Stall derzeit auch fast leer. Neben den jungen Stieren und den Kälbern sind nur Theresa und Morena zuhause geblieben. Die beiden betagten „Damen“, die Milchkühe, übernehmen während des Sommers die Milchversorgung im Haus. Auf einem großen Bild über dem Tisch lächelt die ganze Familie in die Kamera: Burgi, Hansi und ihre Kinder Hannes, Anna-Maria, Christoph und Florian. Vier Kinder? Das ist für heutige Maßstäbe viel. „Ja, ich brauche doch Arbeitskräfte“, lacht Burgi. Die Familie wohnt im alten Maurer-Hof, nur

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300 Meter entfernt auf der anderen Straßenseite. Hier, im jüngeren Gebäude, an das im letzten Jahr der neue Laufstall gebaut wurde, wohnen noch die Eltern von Hansi, Burgis Schwiegereltern Rosa und Hans. Mit ihren 78 beziehungsweise 81 Jahren helfen sie immer noch mit. Denn: „Jeder darf bei uns mitarbeiten“, sagt Burgi lachend. Arbeit gibt es genug am Bauernhof mit seinen 130 Stück Vieh und den zwei Pferden, den Ziegen, zwei Schweinen und den vielen Hühnern drüben auf dem alten Maurer-Hof.

Alles Käse! Lisa, 22 und seit sechs Jahren mit Hannes liiert, hat auch ihre Aufgaben: Die gelernte Fußpflegerin hilft frühmorgens, noch bevor sie ihre Arbeit aufnimmt, am Hof, und abends wieder. „Das gehört halt dazu“, meint sie. Ihren Hannes gibt es nur als „Gesamtpaket“ mit Haus, Hof und Arbeit. Seit Jahrzehnten wird am Maurer-Hof Käse hergestellt – nun ist Hannes der Käser. Er macht seinen Job gut, die Gäste und auch die Einhei-

Was muss man als Bäuerin mitbringen? „Die Liebe zum Vieh“, sagen beide Frauen unisono. Aber auch den nötigen Abstand, denn natürlich werden immer wieder Rinder und Schweine an den Metzger verkauft. „Natürlich ist dir das nicht egal“, gesteht Lisa. „Aber es ist der Kreislauf der Natur!“, sagt Burgi. Wer sein Leben der Landwirtschaft widmet, darf sich vor körperlicher Arbeit nicht scheuen, am besten kein Weltenbummler sein und keinen großen Wert auf freie Wochenenden legen: Bäuerin und Bauer ist man jeden Tag, die Tiere wollen versorgt werden. 365 Tage im Jahr!!! Wochenlange Urlaubsreisen – unmöglich.

Traumberuf Bäuerin Das Schönste am Leben als Bäuerin ist für Burgi, dass sie so viel in der freien Natur unterwegs sein kann – im eigenen Garten, am Feld, auf der Alm. „Ein Bürojob wäre nichts für mich“, bekräftigt sie. Aber auch die Arbeit im Haus macht Freude, das Brotbacken zum Beispiel. Bis zu fünfmal in der Woche knetet sie die Laibe mit der Hand und bäckt sie – für die Familie, die Gäste und den Hofladen. Freude macht es vor allem deshalb, weil alle das duftende, würzige Bauernbrot lieben und Burgi so manches Lob für ihre Backkunst bekommt. Von den Einheimischen genauso wie von den Gästen aus der Stadt. Letztere können oft gar nicht glauben, dass das Brot nicht vom Bäcker, sondern aus dem eigenen Ofen kommt. Wie manche wirklich auch nicht wissen, woher die Milch


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