MÄRKTE & FONDS - Ausblick 2022 . Europa
Nicht unterschätzen! In der Investorengemeinschaft spielt Europa schon seit langem nicht mehr die erste Geige. Schade, denn der „alte Kontinent“ verfügt über eine Vielzahl von hervorragenden Unternehmen, die in jedes Portfolio passen. HARALD KOLERUS
Markus Herrmann, Fondsmanager bei Loys
„Die wichtigsten Länder unseres aktuellen EuropaAktien-Portfolios sind Großbritannien, Frankreich und Deutschland.“ Thomas Romig, Multi AssetSpezialist bei Assenagon
I
nternet-Giganten wie Google, Facebook
Zentralbanken akkommodierend bleiben
oder Amazon sucht man in Europa zwar
wird. Das BIP-Wachstum der Eurozone wird
vergebens, dennoch finden sich interes-
sich voraussichtlich 2022 über dem Trend-
sante Investmentchancen. Markus Herr-
niveau beschleunigen, während Europa
mann, Fondsmanager bei Loys, meint dazu:
auch höhere Nettogewinnrevisionen nach
„Europa zeichnet sich dadurch aus, dass es
oben erfahren hat als die meisten anderen
aus vielen verschiedenen Ländern besteht,
großen Regionen. Außerdem sieht der UBS-
die jeweils ihre eigene Kultur und dement-
Experte die jüngste Schwäche als gute Kauf-
sprechende Stärken haben. In Staaten wie
gelegenheit: „Sorgen im Zusammenhang
Frankreich oder Italien beispielsweise fin-
mit stark steigenden Energiepreisen, Spit-
den sich besonders viele Unternehmen, die
zenwerte der Frühindikatoren und Engage-
von Kreativität leben, bspw. aus dem Mode-
ment in den chinesischen Märkten haben
oder Mediensektor, in Skandinavien domi-
sich in letzter Zeit negativ auf die Perfor-
nieren digitale Geschäftsmodelle und in
mance der Region ausgewirkt und bieten ei-
Deutschland leben viele der Unternehmen
nen attraktiven Einstiegspunkt in die Anla-
vom Erfindergeist. Dies bietet die Grundla-
geklasse.“
ge für ein ausgewogenes Portfolio.“
Europaweit „zuschlagen“ Hohes Potenzial
Wenn man sich also für Europa entscheidet,
Thomas Romig, Head of Multi Asset Portfo-
auf welche Regionen sollte man setzen?
lio-Management bei Assenagon, fügt hinzu:
Dazu Anderl: „Wir legen keinen allzu groß-
„Europa steht für einen weitgehend homo-
en Fokus auf Länder, da wir viele europä-
„Während europäische Aktien bei Anlegern nicht sehr beliebt waren, sehen wir für die Region viel Aufholpotenzial.“
genen Wirtschafts- und Währungsraum, der
ische Unternehmen als international be-
besonders durch einen stabilen Rechtsrah-
trachten. Ein durchschnittliches europä-
men glänzen kann. Zudem werden die posi-
isches Unternehmen erwirtschaftet mehr
tiven Zukunftsaussichten von dem konstant
als 50 Prozent seines Umsatzes außerhalb
hohen Bildungsniveau sowie den hervorra-
des Kontinents. Daher konzentrieren wir
genden Bildungsbedingungen unterstützt.“
uns auf die Aktienauswahl und bevorzugen
Maximilian Anderl, Anlagespezialist bei UBS
Und Anlage-Experte Maximilian Anderl von
Unternehmen, die in der Lage sind, mit glo-
UBS meint: „Während europäische Aktien
balen Mitbewerbern zu konkurrieren.“ Für
bei Anlegern nicht die beliebteste Assetklas-
Romig von Assenagon sind die wichtigsten
se war, sehen wir für die Region viel Aufhol-
Länder des aktuellen Europa-Aktien-Portfo-
potenzial, das von mehreren Treibern unter-
lios
stützt wird.“ So haben laut Anderl europä-
Deutschland: „Auf Länderebene haben wir
ische Aktien bereits aufgehört, Underper-
eine Selektion gemäß der aktuellen Markt-
formance zu erzielen. Sie sind weiters gün-
kapitalisierung gewählt und uns innerhalb
stig und werfen attraktive Dividendenrenditen ab. Auf makroökonomischer Ebene soll
dieser Länderselektion mit besonderem Fo-
ten wiederum die Fiskalausgaben unterstüt-
positioniert.“ Loys-Experte Herrmann ge-
zend wirken, da der EU-Konjunkturfonds in
währt ebenfalls Einblick in seine Portfolio-
Kraft tritt und die EZB länger als andere
Aufstellung: „Die wichtigsten Länder sind
Großbritannien,
Frankreich
und
kus auf Unternehmen im Small Cap-Bereich
Credits: beigestellt/Archiv; Denys Rudyi/stock.adobe.com
„In Großbritannien bekommt man Qualitätstitel mit einem mittlerweile ungerechtfertigten Brexit-Discount.“
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