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Technologie

Die Technologie-Billionäre

Die Digitalisierung schreitet immer rascher voran, auch als Folge der CoronaPandemie. Wir haben die Anlagestrategien von Top-Fondsmanagern unter die Lupe genommen und geben einen Ausblick für 2022.

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WOLFGANG REGNER

Umsatz In-Game-Käufe Deutschland

in Mio. Euro

3.252

1.949

Quelle: Statista 53 177 226 477 659

2008 2010 2012 2014 2016 2018 2020

Gaben Kunden 2008 für In-Game-Käufe bei Videospielen lediglich 53 Millionen Euro aus, lag der Umsatz 2020 bei 3,2 Milliarden Euro.

Das Jahr 2021 bescherte dem Technologiesektor eine schöne Performance. Zwar gerieten einige Branchensegmente, die von der Corona-Pandemie 2020 noch profitiert hatten, wegen der (zu) hohen Erwartungen etwas unter Druck (z.B. Spezialsoftware, Reiseplattformen), sonst war der Aufschwung jedoch durchaus bemerkenswert. Einige Technologiekonzerne erreichten eine Marktkapitalisierung von über einer Billion Dollar. Unter den Top Ten der wertvollsten Unternehmen befinden sich fünf Tech-Riesen: an der Spitze Apple, mit über zwei Billionen Dollar Marktwert, dahinter folgen Microsoft, Amazon, Alphabet und Facebook (die neue Meta). Deren Marktgewicht in verschiedenen Indizes (Nasdaq 100 oder S&P 500) erreichte luftige Höhen, wie auch schon im Jahr 2000, kurz vor dem Platzen der Internetblase. Im marktbreiten US-Aktienindex S&P 500 stieg das Gewicht der Tech-Player auf über 30 Prozent. Allerdings gibt es einen wesentlichen Unterschied: Im Gegensatz zur Internetblase generieren die heutigen Marktschwergewichte Milliardengewinne und sind hochprofitabel.

Was läuft am besten?

Lei Qiu, Portfolio Managerin des AB International Technology Portfolio, nennt die Tech-Segmente mit dem stärksten Wachstum: „Wir setzen auf die Anbieter der digitalen Infrastruktur wie Halbleiter und Kommunikations-Ausrüstung, welche die Verarbeitung von Daten beschleunigen. Besonders attraktiv schätzen wir das Segment Internet der Dinge ein, welches die Basis für die Künstliche Intelligenz (KI) darstellt. Dazu kommen auch Player im Bereich Netzwerksicherheit. Weiters spielen die Automation und Robotik eine Schlüsselrolle. Das

„Wir investieren nicht nur in TechRiesen, sondern auch in aufstrebende Innovatoren.“

Tony Kim, Fondsmanager Blackrock

gilt auch für Softwareanbieter, die das Daten- und Sicherheitsmanagement besser strukturieren können und die anrollende Datenlawine besser managen. Auch der Klimawandel birgt Investmentchancen in der Technologie, wie etwa in den Bereichen E-Mobilität, erneuerbare Energien und Batterielösungen. Auch in der Abfallwiederverwertung sehen wir große Chancen.“ Zu nennen ist zudem der Plattform-NetzwerkEffekt, der zu einer starken Konzentration der Tech-Marktkapitalisierung auf wenige große Anbieter geführt hat.

Strukturelle Gewinner

Hyun Ho Sohn, Fondsmanager des Fidelity Global Technology, konzentriert sich auf langfristige Investmentchancen bei strukturellen Gewinnern der Techbranche, vor allem aus den Bereichen E-Commerce, E-Entertainment wie Streaming und Online-Computerspiele, aber auch Cloud Computing und Unternehmens-IT-Services. Das „Smart Manufacturing“ (Automatisierung und Digitalisierung der Produktion) ist aussichtsreich. „Der 5G-Rollout birgt Wachstumschancen für Telekomausrüster und für Anbieter von Konsumentenservices und 5G-Endgeräten für Privatkunden. Er ist ein Wachstumstreiber für die Halbleiterbranche. Neue Mobilfunkchips müssen schneller laufen und weniger Wärme erzeugen als die frühere Generation bei 4G. Die gesamte E-Mobilitäts-Wertschöpfungskette bietet Anlagemöglichkeiten. Auch KI spielt eine immer größere Rolle. Aufgebaut wurden auch Positionen bei Softwarefirmen, die Unternehmen bei Digitalisierungsprojekten unterstützen. Viele dieser Werte waren keine Pandemie-Gewinner, profitieren nun aber davon, dass sich der coronabedingte Nachfragestau wieder auflöst“, sagt Sohn.

Gaming & Entertainment

Ebenfalls weniger gut lief es 2021 im Entertainment- und Gaming-Bereich, da die Userzahlen nicht mehr ganz so stark anzogen. Dennoch bleibt dieses Freizeit-Segment der Technologie interessant. Das Wachstum ist weiterhin hoch (siehe Grafik). Ein gutes Anlagevehikel stellt der VanEck Video Gaming & eSports ETF dar (ISIN IE00BYWQWR46). Mikko Ripatti, Manager des DNB Technology, investiert derzeit nur sehr selektiv. „Es gibt einige Tech-Segmente, die heiß gelaufen sind, wie etwa Spezial-Software oder die Blockchain. Uns gefallen etwa die europäischen TelekomAnbieter, da es hier ein großes Konsolidierungs-Potenzial gibt. Auch beim Management sind manche dieser Player top aufgestellt. So etwa die britische Vodafone oder die Deutsche Telekom. Noch besser ist für uns Nokia gelaufen. Untergewichtet haben wir z.B. Apple“, erklärt Ripatti. Angesichts der Schnelligkeit, mit der Disruptionen, also Marktveränderungen durch Innovationen, stattfinden, ist Flexibilität Trumpf.

Disruption immer & überall

Wettbewerbsvorteile können rasch erworben, aber auch wieder verloren werden. „Daher achten wir darauf, nur in jene Unternehmen zu investieren, deren High-TechProdukte den Kunden Marktvorteile verschaffen, die auch längerfristig erhalten bleiben. Diese Technologiefirmen profitieren von echten Megatrends, also säkularen und längerfristigen Marktveränderungen“, schließt Christian Preussner, Investmentspezialist bei JP Morgan.

INTERVIEW

Lei Qiu, Portfolio Manager AB Int. Technology

Welche Investmentstrategie verfolgen Sie?

Uns gefallen innovative Themen und Trends, die sich am unteren Beschleunigungspunkt einer S-Kurve befinden, also starkes Wachstum vor sich haben. Dabei setzen wir auf disruptive Geschäftsmodelle, die ganze Tech-Segmente transformieren und große Zielmärkte haben. Wir glauben, dass ein Growth-Anlagestil im Technologiebereich die besten Resultate liefern kann, gerade jetzt, wo zahlreiche Innovationen neue Märkte erschließen können. Allerdings achten wir auch darauf, dass nicht nur das Wachstum, sondern auch die Profitabilität stimmen.

Aber Growth-Titel sind doch zuletzt unter Druck geraten …

Die gegenwärtigen Lieferkettenprobleme und der Mangel an qualifizierten Mitarbeitern sowie steigende Kosten als Folge der in der Corona-Krise reduzierten Kapazitäten zwingen viele Unternehmen dazu, in Technologien zu investieren, welche die Produktivität und Effizienz steigern können. Besonders stark sind die Wachstumstrends dabei in der Automobil-, der Einzelhandels- (durch den E-Commerce) sowie der Logistikbranche. Hier werden die Kostenstrukturen radikal optimiert.