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CO2-Handel

CO2-Preise im Aufwärtstrend

Der Klimawandel, der insbesondere durch Treibhausgase verursacht wird, hält die Welt in Atem. Einer der wichtigsten Hebel, um der Erderwärmung Einhalt zu gebieten, sind CO2-Emissionsrechte und der Handel mit diesen Zertifikaten.

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WOLFGANG REGNER

Den Klimasündern geht es nun an den Kragen: Kohlekraftwerke werden mittelfristig heruntergefahren und energieintensive Industrien (z.B. Stahl-, Papier-, Zementhersteller) müssen CO2-Zertifikate kaufen.

Was sind CO2-Zertifikate?

CO2-Emissionsrechte bzw. -zertifikate, in Europa auch EUA (European Union Allowance) genannt, räumen Unternehmen das Recht ein, pro Emissionszertifikat eine Tonne CO2 oder ein äquivalentes Treibhausgas auszustoßen. In Europa soll rund die Hälfte des Treibhausgasausstoßes mittels solcher Zertifikate reguliert werden. Eingebunden sind Unternehmen, welche besonders energieintensiven Branchen angehören, wie beispielsweise Energie,- Industriemetall-, Zement- und Papierproduzenten – und solche, die eine gewisse Größe aufweisen. Diesen ist es nicht erlaubt, CO2 auszustoßen, ohne dass sie die dafür notwendige Anzahl an CO2-Emissionszertifikaten vorweisen können. Um Anlegern die Teilhabe an dieser Preisentwicklung zu ermöglichen, haben Investmentbanken Zertifikate auf den ICE ECX EUA Future im Angebot, der die Preisentwicklung der CO2-Emissionszertifikate abbildet. Beim Future handelt es sich um einen an der Terminbörse ICE Endex mit Sitz in den Niederlanden gehandelten Terminkontrakt auf das CO2-Emissionsrecht. Achtung: Emittenten wie z.B. Vontobel haben ein Sonderkündigungsrecht. Vorteil: Der Spread (Abstand zwischen Kauf- und Verkaufspreisen) ist meist sehr gering. Allerdings ist die Managementgebühr relativ hoch, beim Vontobel-Zertifikat 2,5 Prozent pro Jahr. V erschärfte Klimaziele und beschränkte Kontingente für die Emissionszertifikate waren zuletzt ein großer Preistreiber für die Entwicklung des im Terminmarkt gehandelten CO2Futures. Hier besteht weiterhin Potenzial, was auch für Anleger interessante Anlagechancen eröffnen könnte. Rasche Maßnahmen sind gefordert. So wurde unter anderem im Pariser Klimaabkommen aus dem Jahr 2015 verabschiedet, die globale Erderwärmung auf unter 2,0 Grad Celsius zu senken. Hauptauslöser für den Klimawandel sind die Treibhausgasemissionen. Um das in Paris definierte Klimaziel überhaupt erreichen zu können, müssen die Treibhausgase unbedingt so schnell und stark wie möglich reduziert werden. Ziel soll es sein, die Emissionen weltweit bis in die Jahre zwischen 2045 und 2060 auf null zurückzufahren.

Emissionshandel

Unternehmen, die die Umwelt stärker belasten, indem sie mehr CO2 ausstoßen oder verursachen als sie durch die ihnen zustehenden Emissionszertifikate berechtigt sind, müssen Emissionszertifikate zukaufen. Klimafreundlichere Unternehmen, welche ihr Kontingent nicht ausschöpfen, brauchen weniger Emissionsrechte und können diese verkaufen. Der CO2-Ausstoß wurde so mit einem Preisschild versehen. In der EU limitiert die Europäische Kommission die Gesamtmenge der Emissionsrechte mit einer Obergrenze (= Cap). Dabei ist geplant, diese Obergrenze von Jahr zu Jahr weiter zu reduzieren. Das System wird als „Cap and Trade“ bezeichnet und soll maßgeblich dazu beitragen, die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Denn der Handel der Emissionszertifikate soll Unternehmen

motivieren, in eine klimafreundlichere Produktion zu investieren. Je teurer die Emissionszertifikate, desto größer die Anreize zu klimafreundlichen Investitionen. Die Regulierung durch Emissionszertifikate wurde allerdings noch nicht auf alle „CO2-Sünder“ ausgeweitet. Um an den Klimazielen festhalten zu können, müssten aber auch solche Unternehmen in absehbarer Zeit miteingebunden werden. Auch das könnte den Preis für CO2-Zertifikate antreiben.

Zertifikate für Privatanleger

Mit Partizipationszertifikaten auf den ICE ECX EUA (European Carbon Allowances) Future erhalten Anleger ein Finanzinstrument, um an der Kursentwicklung von CO2Emissionsrechten teilzuhaben. Da sich alle Produkte auf Terminkontrakte (Futures) beziehen, sollte der „Roll-Over“ beachtet werden: Futures haben jeweils einen bestimmten Verfalltermin, daher muss der Future als Referenzwert eines Produkts ohne entsprechende Laufzeitbegrenzung regelmäßig durch einen länger laufenden Future ersetzt werden. Im Zusammenhang mit dem RollOver spielt es eine Rolle, ob der Kurs des länger laufenden Futures, in den „gerollt“ wird, über oder unter dem Preis des verfallenden Futures liegt. Je nach Kursabweichung kann die Durchführung des RollOver die Wertentwicklung eines Produkts mit einem Future als Basiswert nachteilig beeinflussen, obwohl der Roll-Over in der Regel kursneutral unter Anpassung der Produktausstattung vorgenommen wird. In der Praxis hat sich gezeigt, dass es kurzfristig im Handel mit den Emissionsrechten zu Kurskapriolen kommen kann. So mussten, da wegen ungünstiger Winde und der geringeren Sonneneinstrahlung weniger erneuerbare Energien produziert wurden als erwartet, Kohlekraftwerke zum Ausgleich des Angebotsdefizits hochgefahren werden. Dies löste Kaufdruck bei den CO2-Emissionsrechten aus, und die Strompreise stiegen auf bis zu 48 Cent pro Kilowattstunde (Produktionskosten fünf bis neun Cent). Produkte auf CO2-Zertifikaten sind also nur für risikobewusste Anleger geeignet.

Wie ist die Entwicklung bei CO2-Zertifikaten?

Noch vor rund einem Jahrzehnt hatten wir das Problem, dass ein Überschuss an CO2-Emissionszertifikaten vorhanden war, da viele Industrieunternehmen Gratis-Zertifikate zugeteilt bekommen hatten, und zwar so viele, dass ein erheblicher Preisdruck auf die CO2-Emissionsrechte ausgeübt wurde. Dies ist nun vorbei und deshalb haben Emissionszertifikate in den letzten zwei Jahren auch stark im Preis zugelegt – von fünf bis zehn Euro auf bis zu 70 Euro. Der mittelfristige Ausblick auf die Entwicklung dieser Zertifikate ist positiv, da bei der letzten COP26 Klimakonferenz z.B. ein Ausstieg aus der Kohle wenigstens langfristig beschlossen wurde. Wichtig war zudem, dass es zu keiner Doppelzählung der Emissionen kommen kann.

Was bedeutet das?

Finanzierungen, z.B. von Aufforstungsprojekten in Drittländern, können zu einer Gutschrift für die investierenden Industriestaaten in deren Energiebilanz führen. Nicht erlaubt ist jedoch, dass sich die Staaten, wo investiert wird, die Emissionsrechte für den CO2-Ausstoß ebenfalls gutschreiben lassen dürfen (= Doppelzählung). Nur ein Land darf sich also die Investitionen gutschreiben lassen.

Wie funktioniert der Emissionshandel in der Praxis?

Durch den Kauf von CO2-Emissionszertifikaten erwerben Unternehmen das Recht, eine bestimmte Menge an CO2 ausstoßen zu dürfen. Will ein Unternehmen mehr emittieren, als es an Zertifikaten besitzt, müssen CO2-Emissionszertifikate von anderen Unternehmen, die mehr CO2-Rechte halten als sie benötigen, zum Marktpreis zugekauft werden. Damit sollen ungebremste CO2-Emissionen ausgeschlossen werden. Da die Zahl der Emissionszertifikate begrenzt ist, sollen Investitionen in klimafreundliche Projekte attraktiver werden. Diese Obergrenze (= Cap) wird jedes Jahr weiter herabgesetzt und so Handlungsdruck aufgebaut. SG CO2-ZERTIFIKAT (OPEN END)

Indexpunkte in EUR – ISIN DE000CU3RPS9 100

75

50

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0 2019 2020 2021

David Hartmann, Zertifikate-Spezialist bei Vontobel . INTERVIEW

„Emissionszertifikate haben in den letzten zwei Jahren von fünf auf 60 Euro zugelegt, der mittelfristige Ausblick ist positiv.“