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Neue Heimat Tirol

LEBENSRÄUME GESTALTEN

Die NEUE HEIMAT TIROL (NHT) prägt mit ihren Wohnprojekten das Orts- und Stadtbild in vielen Tiroler Gemeinden. Neben leistbaren Mieten sind eine hohe Wohnqualität sowie eine moderne Architektur besonders wichtig.

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Im Zuge der Projektplanung arbeitet die NHT sehr eng mit der heimischen Architekturszene zusammen. „Auch leistbarer Wohnbau darf anspruchsvoll sein“, steht für NHT-Geschäftsführer Hannes Gschwentner fest: „Deshalb führen wir nahezu sämtliche Bauvorhaben gemeinsam mit renommierten Architekturbüros aus. Bei großen Projekten gibt es sogar eigene Wettbewerbe.“ Und NHT-Geschäftsführer Markus Pollo ergänzt: „Die große Herausforderung dabei ist, das Kostenkorsett der Tiroler Wohnbauförderung einzuhalten. Aufgrund unserer großen Erfahrung gelingt es uns jedoch immer wieder, neue Landmarks umzusetzen, die keinerlei Vergleiche zu Bauvorhaben von privaten Bauträgern scheuen müssen. Außer beim Preis: Wir bauen nämlich deutlich günstiger.“

STADTQUARTIER

Mit der Modernisierung der Südtiroler Siedlung im Pradler Saggen zeichnet die NHT für das aktuell größte Wohnbauprojekt in Innsbruck verantwortlich. Bis Ende 2026 sollen hier 550 neue Wohnungen errichtet werden. Auch beim vierten und letzten Bauabschnitt setzt die NHT auf eine professionelle Begleitung. Die beiden renommierten Architekturbüros ATP und teamk2 aus Innsbruck haben mit ihren Plänen den Wettbewerb für sich entschieden. Pollo: „Das ursprüngliche Leitkonzept von Silvia Boday wird weiter fortgeführt und durch neue, architektonische Inputs aufgewertet. Es entsteht insgesamt ein buntes und attraktives Stadtquartier.“

Die Weiterentwicklung des städtebaulichen Grundgedankens resultiert in der Implementierung eines dritten Turms. Dieser ist notwendig für eine ausgewogene, gleichmäßige Quartiersdichte unter allen Baustufen und hilft bei der Zonierung des Areals. Die Türme definieren und flankieren auch die vorgesehenen Außenräume, den nördlichen Quartiersplatz und den Zentrumsplatz.

URBAN FARMING

Mit den großzügigen Grün- und Erholungsflächen wird an die Freiraumgestaltung in den vorangegangenen Bauabschnitten angeknüpft. Die Platzflächen sind Aufenthaltsbereiche mit Sitzgelegenheiten, sind Treffpunkte und unterstützen so den sozialen Austausch. Gemeinschaftsgärten auf den Dachflächen ergänzen das Angebot. Ein besonderes Highlight sind die vielen Obstbäume als Reminiszenz an die Südtiroler Vergangenheit. „Gerade die Südtiroler Siedlungen hatten immer sehr großzügige Grün- und Gartenflächen, die von den Bewohnerinnen und Bewohnern auch zur Selbstversorgung genutzt wurden. Diese Grundidee greifen wir mit einem aufwendigen Grün- und Bepflanzungskonzept wieder auf“, erläutert Gschwentner.

Der Baustart für den letzten Abschnitt im Pradler Saggen ist für das 1. Quartal 2025 geplant. Derzeit befindet sich die dritte Bauphase voll im Gang: 150 Wohnungen sowie ein Wohnturm für Studierende werden bis Sommer/Herbst 2023 errichtet. Insgesamt investiert die NHT rund 110 Millionen Euro in das Projekt. PR

© NHT/FORCHER

Die NHT-Geschäftsführer Hannes Gschwentner (li.) und Markus Pollo setzen auf eine hochwertige Architektur bei der Umsetzung ihrer Wohnprojekte.

NEUE HEIMAT TIROL

Gumppstraße 47 6020 Innsbruck Tel.: 0512/3330 www.neueheimat.tirol

3 FRAGEN AN …

MARTIN GAMPER UND DIETMAR EWERZ

VON TEAMK2 [ARCHITECTS]

ECO.NOVA: Warum verträgt auch der gemeinnützige Wohnbau eine architektonische Handschrift? Kann man das überhaupt trennen? Baukultur beinhaltet neben ökologischen und ökonomischen Ansprüchen natürlich auch städtebauliche und architektonische Qualitäten. Die Geschichte der modernen Architektur und des Wohnbaus ist nicht trennbar. Viele wegweisende Entwicklungen im Wohnungsbau hatten ihren Ursprung in Architekturkonzepten. Architektur darf und kann natürlich nicht isoliert als reine Gestaltung einer Gebäudehülle gesehen werden, sondern beinhaltet auch die Entwicklung städtebaulicher Lösungen, spannender Raumabfolgen, qualitätsvoller Wohnungsgrundrisse, hochwertiger Frei- und Aufenthaltsflächen, … und dies natürlich auch für den gemeinnützigen Wohnbau.

Was ist aus Ihrer Sicht beim aktuellen Projekt besonders gelungen? Durch den Fokus auf die Bauaufgabe (Wohnen und Leben) unter Einbeziehung der Parameter des Ortes wurde bei der Planung des Projektes speziell auf die städtische Wohnqualität für die zukünftigen Bewohner geachtet. Das notwendige ausgeglichene Verhältnis zwischen Gemeinschaft und Privatsphäre war ein weiterer Ausgangspunkt der Überlegungen, ebenso wie eine nachhaltige Errichtung und Bewirtschaftung der Wohngebäude.

Wie kann eine kluge Planung dazu beitragen, Wohnen leistbar(er) zu machen? Abgesehen von einer durch architektonische Planung nicht beeinflussbaren Preisentwicklung gibt es Faktoren, die auf die Umsetzung bezüglich Errichtungskosten teilweise großen Einfluss haben können. Darauf muss geachtet werden. Dies beinhaltet zum Beispiel Überlegungen hinsichtlich Bauweise, statischem Konzept, Gebäudetechnik oder Gebäudekubaturen.

PAUL OHNMACHT

HEAD OF DESIGN, ATP ARCHITEKTEN INGENIEURE

ECO.NOVA: Warum verträgt auch der gemeinnützige Wohnbau eine architektonische Handschrift? Architektonische Qualität und Atmosphäre sind keine Fragen des sozialen Status. Vielmehr treiben Grundstücksspekulation und steigende Baukosten die Wohnpreise in lichte Höhen, sodass sie sich der Mittelstand nicht mehr leisten kann. Deshalb ist der geförderte Wohnbau quasi ein Ausgleich dieser Tendenz. Wohnqualität und Außenraumqualität tragen maßgeblich zum Wohlbefinden jedes Einzelnen und der Gesellschaft insgesamt bei. Die Konzeption guter, lebenswerter Quartiere – die maßgeblich über den Städtebau beeinflusst werden – ist ein wesentlicher Bestandteil einer guten, lebenswerten städtischen Entwicklung.

Was ist aus Ihrer Sicht beim aktuellen Projekt besonders gelungen? Gerade der Städtebau wurde bei unserem Projekt sehr gewürdigt. Besonderes Augenmerk haben wir bei diesem sehr großen Wohnquartier auf lebenswerte und qualitätsvolle Außenräume gelegt. Mit den zwei Quartiersplätzen ist es uns gelungen, Treffpunkte mit Café und Kindergarten zu schaffen, die tatsächlich mehr gesellschaftliches Treiben zulassen als das gängige „Abstandsgrün”. Außerdem konnten wir durch die Setzung eines dritten Hochpunktes das Areal und die Plätze besser gliedern und ca. 30 Wohnungen mehr anbieten als geplant. Auch die intensive Auseinandersetzung in der Außenraumgestaltung mit unserem Landschaftsarchitekten im Team hat Potenziale aufgezeigt. Die Ausrichtung der Wohnungen und die Optimierung der Baukörpersetzung in Bezug auf die Belichtung ergeben sehr qualitätsvolle Wohnungsgrundrisse.

Wie kann eine kluge Planung dazu beitragen, Woh-

nen leistbar(er) zu machen? Wir müssen geförderten Wohnbau zukünftig radikal anders denken und planen. Weg von jedes Mal wieder neu geplanten Prototypen, hin zu einer industriell-hochwertigen Produktentwicklung. In der Bauindustrie von heute (die sich übrigens in puncto Effizienz und Nachhaltigkeit in den letzten hundert Jahren nicht wesentlich weiterentwickelt hat) liegt ein Verschwendungspotential von 30 bis 50 Prozent. Zusätzlich sind auch die veralteten Mobilitätskonzepte zu hinterfragen: Es wird noch immer mit dem Hinweis auf die Stellplatzverordnungen und mit dem Zutun des Förderwesens Geld vergraben, im wahrsten Sinne des Wortes. Jene Tiefgaragen sind weder leistbar noch im Sinne des EU-GreenDeals zu rechtfertigen.

GO WITH THE FLOW

Wo und wie wir Menschen leben (wollen), ist laufenden Veränderungen unterworfen. Das stellt die Stadt- und Standortentwicklung fast naturgemäß vor Herausforderungen, wenn sie Orte aktiv und vorausschauend gestalten, agieren und nicht nur reagieren möchte.

INTERVIEW: MARINA BERNARDI

Entwicklung findet in den wenigsten Bereichen linear statt. Das ist auch in Städten und Gemeinden nicht anders, die auf die unterschiedlichsten Einflüsse – wirtschaftlicher wie gesellschaftlicher Natur – reagieren müssen und sohin vor verschiedenen Herausforderungen stehen. Wie kann Wohnen und Wirtschaften in Zukunft ausschauen, wohin entwickelt sich der Handel, was passiert mit aussterbenden Ortskernen und wie geht es mit dem Tourismus weiter? Und wie wollen wir mit unserem (Lebens-)Raum künftig umgehen? Wir haben Dr. Harald Gohm, geschäftsführender Gesellschafter der PRISMA Zentrum für Standort- und Regionalentwicklung GmbH in Innsbruck, dazu ein paar Fragen gestellt.

ECO.NOVA: Eine Stadt muss sich laufend entwickeln, um auf die verschiedensten (gesellschaftlichen) Veränderungen zu reagieren. Welche „Funktionen“ muss eine Stadt generell erfüllen? HARALD GOHM: Wir verstehen uns in der PRISMA als „Standortentwickler“ und die grundsätzlichen Themen gelten für jeden Standort, ob groß oder klein, Dorf, Marktgemeinde oder Stadt. Standorte sind Räume, in denen Menschen leben, arbeiten und sich erholen. Es sind also Räume, die elementare Grundfunktionen übernehmen. Von der Schaffung von Wohnraum und Arbeitsmöglichkeiten, der Ver- und Entsorgung über Bildung und das Gesundheitssystem sowie die Freizeitgestaltung. All diese Bereiche sind massiven Wandlungen unterworfen. Wie und wo wir

arbeiten, wie wir in Geborgenheit und Sicherheit leben können, wie in Zukunft Bildung vermittelt wird und wie etwa medizinische Versorgung und die Pflege älterer Mitmenschen organisiert wird, um hier nur einige Themen aufzuzählen. Standorte stehen also vor permanenten Veränderungsherausforderungen und haben gleichzeitig die wesentlichen Stellschrauben in der Hand, um ihre Attraktivität für Talente, Ideen und Kapital anzuziehen. Unter dem Slogan #zukunftorten wollen wir in unserer Arbeit aktiv gestaltend auf diese Wandlungsprozesse eingehen.

Was sind ganz allgemein die Ziele der Stadt-/Standortentwicklung? Zunächst ist es die ureigenste Aufgabe der in der Standortentwicklung Verantwortlichen, sich um die Bürgerinnen und Bürger und das jeweilige Territorium bestmöglich zu kümmern. Das ist aber kein statischer Prozess, denn wie bereits bemerkt ist es eben auch die Aufgabe der Standortentwicklung, die künftige Attraktivität und Vitalität zu sichern.

Welche Mittel stehen zur Verfügung, um Städte und Regionen sinnvoll weiterzu-

entwickeln? Ich verstehe „Mittel“ hier als Instrumente und möchte gerade das Wort „sinnvoll“ hervorstreichen. In den letzten Jahrzehnten hat man wohl sehr stark insbesondere wirtschaftlichen Profit als wesentliches Kriterium herangezogen und die Entwicklungen darauf fokussiert. Wir sehen aber gerade in jüngster Zeit sehr deutlich, dass Themen wie Klima- und Umweltschutz, sozialer Zusammenhalt und „good governance“ das Gebot der Stunde sind – die sogenannten ESG-Kriterien. Ich bin überzeugt, dass jene Standorte, die sich heute verstärkt anhand dieser Kriterien entwickeln, zukünftige Attraktivität schaffen. Und es wird weiterhin darum gehen, den Menschen ein würdiges Dasein in einem intakten Umfeld zu ermöglichen. Dazu braucht es die drei Ts: Talent, Technologie und Toleranz – Letzteres im Sinne von Offenheit und Neugierde.

Wir befinden uns inmitten einer Zeit des Wandels: Der stationäre Handel verändert sich ebenso wie Arbeitsorte oder die Demografie. Wie können Orte und Regionen der Zukunft aussehen und wie rasch kann diese Anpassung passieren? Die Geschwindigkeit des Wandels überfordert unser Vorstellungsvermö-

„Dort, wo man nicht von oben vorgibt, sondern zulässt, erlaubt und ermöglicht, passiert Neues.“

HARALD GOHM

gen. Wir befinden uns in exponentiellen Wachstumszyklen. Erinnern Sie sich noch an die Zeit der ersten Mobiltelefone vor 25 Jahren? Man hat berichtet, dass man jemanden gesehen hat, der so etwas benutzte. Heute zählen wir in Österreich 125 Handys auf 100 Einwohner*innen. In China sind es sogar 134! Diese Wandlungsprozesse sind massiv. Sie schaffen völlig neue Möglichkeiten. Gleichzeitig werden wir uns aber fragen müssen, was für uns einen Wert darstellt und was uns wichtig ist. Es liegt an unserem Verhalten, ob wir lokal einkaufen, ins Café und Restaurant, ins Theater und Kino gehen oder ob wir uns durch Mitarbeiter*innen in prekären Beschäftigungsverhältnissen alles liefern und uns mit Bezahlfernsehen auf der Couch berieseln lassen und zusehen, wie Innenstädte aussterben.

In Städten entwickeln sich einzelne Stadtteile oft scheinbar unabhängig von anderen, werden plötzlich zu hippen Treffpunkten oder Kulturvierteln. Passiert diese Entwicklung gewollt oder eher von innen heraus, also ausgehend von den dortigen Bewohnern oder Geschäften? Braucht eine Stadt folglich diese „eigenständigen“ Viertel oder braucht es eher das große Ganze, um nicht be-

stimmte Zonen auszutrocknen? Ich habe vorhin von den drei Ts gesprochen. Dieser Begriff stammt vom Amerikaner Richard Florida, der die Attraktivität von Standorten untersuchte. Ein wesentliches Element, das für Attraktivität sorgt, ist die Toleranz. Dort, wo man eben nicht von oben vorgibt, sondern zulässt, erlaubt und ermöglicht, passiert Neues. Das macht eine Stadt ja auch so vielfältig und lebenswert. Das soll gerade von den Menschen ausgehen, die ihren Sehnsüchten und ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Ich vertrete daher den Ansatz, dass die Stadtpolitik mehr zulassen muss, Impulse aufnehmen und verstärken soll und ja nicht davon ausgeht, irgendetwas bestellen oder gar verordnen zu können. Go with the flow!

Nachhaltigkeit ist eines DER Themen der Gegenwart und Zukunft. Wie lassen sich Städte zukunftsfähig und nachhaltig ge-

stalten? Nehmen wir nur die drei Themen Mobilität, Energieversorgung und Ernährung. Hier einen ehrlichen Blick draufzuwerfen, lässt unmittelbar Handlungsfelder und Optionen sichtbar machen. Wir müssen dabei aber auch offen bleiben. Welchen Stellenwert geben wir Radfahrer*innen wirklich? Sind wir bereit, etwa wie in Kopenhagen und Amsterdam, Straßen rückzubauen und attraktive Begegnungsräume zu schaffen? Stellt es für uns einen Wert dar, Energie nicht aus Krisenregionen zu beziehen, sondern regional und nachhaltig aus Wasserkraft, Sonne und Biomasse zu produzieren? Wie viele Lebensmittel werden in unserem Ort, in unserer Stadt weggeworfen? Sind wir bereit, öfter auf Fleisch zu verzichten und uns pflanzenbasierter zu ernähren?

Viele Menschen zieht es beim Wohnen nach wie vor in urbane Zentren, durch die dort rasant steigenden Preise ist indes auch eine Gegenbewegung hin Richtung Land erkennbar. Wie kann Entwicklung in diesem Spannungsfeld funktionieren?

Nach einer Statistik der UNO lebten in den 1950er-Jahren weltweit 70 Prozent der Bevölkerung auf dem Land. 2015 lebten erstmals mehr Menschen in Städten und dieser Prozentsatz wird bis 2050 auf 65 Prozent anwachsen. Gleichzeitig haben uns gerade die vergangenen zwei Jahre gezeigt, dass Arbeiten von vielen Orten aus möglich wird. Ich sehe hier also kein Spannungsfeld, sondern einen Möglichkeitsraum, gerade für den Alpenbogen. Es geht um Werthaltungen. Was ist mir wichtig im Leben? Wie sollen meine Kinder aufwachsen, welchen ökologischen Fußabdruck will ich setzen? Durch neue Mobilitätsangebote, die Schaffung von Subzentren und die Möglichkeiten der Digitalisierung lässt sich auch unerwünschten Auswüchsen von Entwicklungen begegnen. Wir stehen vor immensen Herausforderungen, letztlich sind damit jedoch auch viele Gestaltungschancen gegeben.