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BLÄTTERWALD

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LIEBLINGSDINGE

LIEBLINGSDINGE

GEBUNDENE WERKE

„Wer Bücher liest, schaut in die Welt und nicht nur bis zum Zaun.“

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JOHANN WOLFGANG VON GOETHE

ZUM LESEN

© MARIS MEZULIS

LIFE STYLE

DIE SCHÖNSTEN RESTAURANTS UND BARS

CORNELIA HELLSTERN, LUDWIG MAURER CALLWEY VERLAG, 288 SEITEN, EUR 59,95

Der große Interior-Award für die Gastronomie versammelt 50 herausragende Interior-Design-Konzepte, sorgfältig ausgewählt von einer interdisziplinären Jury aus Planern, Gastronomen und Fachjournalisten. Die einzelnen Projekte werden umfangreich in Wort und Bild dargestellt, dazu gibt’s Grundrisse und allerhand Infos zu Produkten und Herstellern. DOPPELPORTRÄT

AGNETA PLEIJEL, VERLAG URACHHAUS, 221 SEITEN, EUR 22,00

Nur widerwillig hat Krimikönigin Agatha Christie zugestimmt, dass der 83-jährige Oskar Kokoschka zu ihrem 80. Geburtstag ein Porträt von ihr malt. Und tatsächlich prallen bei den beiden in vielerlei Hinsicht Welten aufeinander. Agneta Pleijel skizziert die beiden Charaktere in fiktiven Dialogen, knapp, pointiert und so, wie es tatsächlich gewesen sein könnte.

DER GROSSE FEHLER

JONATHAN LEE, DIOGENES VERLAG, 368 SEITEN, EUR 25,70

Manchmal ist die Welt ein einziges Missverständnis. Auch was den Tod betrifft. In diesem Fall wurde Andrew Green am helllichten Tag in New York erschossen. An einem Freitag, den 13., doch nicht nur das sorgt für Spekulationen. Ein spannend-feines Lesebuch, einfühlsam ins Deutsche übersetzt von Werner Löcher-Lawrence.

SCHÖNE NEUE WELT

ALDOUS HUXLEY, FRED FORDHAM KNESEBECK VERLAG, 240 SEITEN, EUR 28,00

Die Graphic Novel hüllt Aldous Huxleys prophetische Dystopie von 1932 in ein neues Gewand und zeigt, dass einige einstige absurde Zukunftsvisionen heute beinahe schon real und Themen wie der Einsatz von Technologie zur gesellschaftlichen Kontrolle, Konsum als Bedürfnisbefriedigung und staatliche Überwachung aktueller denn je sind.

BOBBY FISCHER

JULIAN VOLOJ, WAGNER WILLIAN KNESEBECK VERLAG, 192 SEITEN, EUR 22,00

Vom Wunderkind zum Staatsfeind: Diese grafische Biografie erzählt vom Leben der Schachlegende Bobby Fischer. Eine komplexe Gratwanderung, die zeigt, wie nah beieinander Genie und Wahnsinn liegen können.

© FRANZ OSS

TIROL-PREMIERE

Der neue Bronski-Krimi „Brennweite“ von Bernhard Aichner ist da und wurde Ende März im Zuge einer Charity-Lesung bei PETERA in Innsbruck erstmals präsentiert. Der Autor las selbst aus seinem Buch, Frajo Köhle sorgte für die musikalische Untermalung. Die Veranstaltung stand dabei ganz im Zeichen von Nachbar in Not / Hilfe für die Ukraine. Der Eintrittspreis kam als freiwillige Spende zu 100 Prozent dem Spendenkonto zugute. PETERA rundete nochmals auf, wodurch insgesamt 5.000 Euro zusammenkamen.

// Brennweite, Bernhard Aichner, btb Verlag, 352 Seiten, EUR 17,50.

GRAPHIC NOVELS

EINE REISE UNTER DIE ERDE

MATHIEU BURNIAT, MARC-ANDRÉ SELOSSE, KNESEBECK VERLAG, 176 SEITEN, EUR 24,00

Nach „Das Geheimnis der Quantenwelt“ präsentiert Mathieu Burniat unter der wissenschaftlichen Leitung des Biologen Marc-André Selosse eine ebenso witzige wie faszinierende Geschichte über den Untergrund unter unseren Füßen. Biologie, Geologie und Mineralogie kinderleicht erklärt und in einer spannenden Geschichte verpackt.

AUF DER SUCHE NACH DER VERLORENEN ZEIT

MARCEL PROUST, STÉPHANE HEUET, KNESEBECK VERLAG, 48 SEITEN, EUR 22,00

Gewohnt gekonnt setzt Stéphane Heuet in seinem Stil der „Ligne claire“ einen weiteren Teil von Marcel Prousts Werk „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ um und setzt damit die Teilserie „Im Schatten junger Mädchenblüte“ fort.

SAUGUT

KRISTOFFER HATTELAND ENDRESEN, WESTEND VERLAG, 272 SEITEN, EUR 24,00

Zugegeben, ein Schwein hat’s echt nicht leicht. Es steht als Metapher für so ziemlich alles, was dreckig, ungehörig und sündhaft ist. Gleichzeitig ist es ein Glückssymbol und in der Medizin außerdem ein unschätzbares Modell für den menschlichen Körper. Kristoffer Hatteland Endresen nähert sich dem Tier erzählerisch auf vielfältige Weise.

FAHRVERGNÜGEN MIT LORIOT

HERAUSGEGEBEN VON SUSANNE VON BÜLOW UND PETER GEYER DIOGENES VERLAG, 128 SEITEN, EUR 12,40

Bernhard-Viktor Christoph-Carl von Bülow, besser bekannt als Loriot, war einer der ganz Großen und sein Humor eine einzigarige Mischung aus Spitzfindigkeit, Sarkasmus und einem rigoros genau-tiefen Blick ins Innerste. In diesem Buch widmet er sich in 120 Zeichnungen dem Auto. Und allem, was dazugehört. LIFE STYLE

THE SÜDTIROL GUIDE

MONTAMONT A. T. C., 246 SEITEN, EUR 23,90

Das Buch führt zu den 45 schönsten Unterkünften, die Südtirol zu bieten hat. Hotels, Chalets, B&Bs und Hütten vom Brenner bis nach Bozen, vom Reschen ins sonnige Meran und über kurvenreiche Straßen bis zum Fuß der Drei Zinnen – wunderbar verpackt in ein aufgeräumtes Layout mit Bildern, die Lust aufs Dortsein machen.

DEIN FANTASTISCHER BALKONGARTEN

LÖWENZAHN VERLAG, 168 SEITEN, EUR 19,90

Man braucht nicht immer einen großen Garten, um sich draußen wohlzufühlen. Auch ein Balkon kann ein echter Multitasker sein und Platz für allerhand Grün bieten. Dieses Buch zeigt, wie Balkonien gut gelingt. Im selben Verlag gibt’s übrigens noch allerhand andere zauberhafte Gartenbücher.

SCHÖNE HEIMAT

KIT SCHULTE, CALLWEY VERLAG, 256 SEITEN, EUR 45,00

LIFE STYLE

Die Berliner Köchin und Kunstberaterin Kit Schulte wirft einen neuen Blick auf die Welt der regionalen, saisonalen und zeitgenössischen Küche Deutschlands. Die Rezepte mögen wir sehr, beim Layout sind wir uns das erste Mal beim sonst sehr stylischen Callwey Verlag nicht ganz sicher. Letztlich geht’s aber ums Kochen, nicht ums Schauen.

© NORA NOVAK

Unter der künstlerischen Leitung von Thomas Larcher wird bei „Musik im Riesen“ große musikalische Qualität und Vielfalt auf kleinem Raum geboten.

EDUARDUS LEE ©

DIE VIELFALT DER KAMMERMUSIK

„Musik im Riesen“ bringt wieder national und international bekannte Solist*innen und hochkarätige Ensembles auf die Bühne.

TEXT: ÜMMÜ YÜKSEK

Vom 19. bis 21. Mai 2022 widmet sich das Kammermusikfestival „Musik im Riesen“ in den Swarovski Kristallwelten in Wattens dem Streichquartett in seinen unterschiedlichen Ausprägungen, würdigt die Kunst des Liedes und gibt dem Klavier Raum als Solo- und Begleitinstrument.

STREICHQUARTETTE ZU GAST Zwei Violinen, eine Viola, ein Violoncello – die Fülle an Musik, die Komponist*innen aus dem Zusammenspiel dieser vier Instrumente schöpfen, ist unendlich. Die Zugänge zum Streichquartett sind vielfältig. Jedes der drei Quartette – das Belcea Quartet, das Attacca Quartet und Quartissimo – setzt dabei einen anderen Schwerpunkt. Das Belcea Quartet, eines der renommiertesten Kammermusikensembles weltweit, vereint dabei verschiedene europäische Musiktraditionen. Sein Repertoire reicht von den Schlüsselwerken der Klassik und Romantik bis zur Aufführung zeitgenössischer Werke. Das New Yorker Attacca Quartet repräsentiert eine junge, gleichwohl virtuose Musikergeneration, die Genregrenzen kaum Bedeutung beimisst. Beim Festival spielen sie Stücke ihrer musikalischen Weggefährtin Caroline Shaw und führen diese auch mit ihr gemeinsam auf. Die Komponistin, Geigerin und Sängerin, die 2013 als jüngste Preisträgerin bisher mit dem Pulitzer-Preis für Musik gewürdigt wurde, kommt erstmals für ein Gastspiel nach Österreich. Shaws Tonsprache ist unverkennbar – poetisch, zart, dann wieder rhythmisch, kraftvoll und farbenreich.

Das dritte Streichquartett ist zugleich das jüngste. Gegründet 2016 von den Geschwisterpaaren Hannah und Jonas Alber sowie Clara und Emil Spieler treten die vier jungen Tiroler*innen nicht nur im Rahmen eines international besetzten Festivals auf, sie bereiten sich im Masterclass-Programm „Impuls“ auch mit dem Bratscher Krzysztof Chorzelski vom Belcea Quartet darauf vor. Er erarbeitet mit ihnen das Amerikanische Streichquartett von Antonín Dvořák und das Streichquartett f-Moll op. 80 von Felix Mendelssohn Bartholdy.

MUSIK IN IHRER EXISTENZIELLEN DIMENSION Das letzte Quartett Mendelssohns, das vielfach als Requiem für seine Schwester Fanny Hensel gedeutet wird, und das Streichquartett Nr. 14 von Dmitri Schostakowitsch, in dem er an zwei verstorbene Musiker und Freunde erinnert, verweisen auf die zweite thematische Klammer im Festivalprogramm: Musik in ihrer existenziellen Dimension. Sie verbindet den Streichquartettschwerpunkt mit dem Eröffnungskonzert von Pierre-Laurent Aimard und dem Liederabend von Andrè Schuen und Daniel Heide.

Zum Abschluss bringen Bariton Andrè Schuen und Pianist Daniel Heide Lieder der Nacht und des Abschieds zu Gehör. Schuen gilt als einer der zurzeit besten Lied- und Opernsänger. Er demonstriert die Ausdruckskraft und Schönheit seiner Stimme anhand von Musik der Romantik und Moderne. Lieder von Franz Schubert stehen am Beginn und Ende, Gustav Mahlers Kindertotenlieder und Lieder von Erich Wolfgang Korngold vervollständigen diesen Abend der Nachtstücke und Trauergesänge.

SWAROVSKI KRISTALLWELTEN

6112 Wattens, Tel.: 05224/51080 reservations.kristallwelten@swarovski.com kristallwelten.com/musik

Tickets erhältlich bei allen oeticketVorverkaufsstellen und auf www.oeticket.com

BUENA VISTA

Cucurucho Valdés ist nicht nur einer der bekanntesten kubanischen Pianisten, dreifach Grammy-nominiert und Mitglied einer der virtuosesten Familien Kubas. Cucurucho Valdés ist am 10. Juni 2022 auch Stargast des Rotary Clubs Innsbruck Alpin. Im Haus der Musik wird das unvergleichliche kubanische Lebensgefühl mit seiner Kraft im Rahmen eines Benefizkonzerts zelebriert und die Aufmerksamkeit auf die Lebensumstände der Karibikinsel gelenkt. Auch sie sind unvergleichlich – unvergleichlich prekär.

TEXT: ALEXANDRA KELLER

Plötzlich sind sie alle da. Und es ist eine ziemlich reizvolle Mixtur. Ernest Hemingway, Marlon Brando, Josefine Baker, Nat King Cole, Édith Piaf, das leichte Wippen in der Hüfte und die Lust auf einen Cocktail. Wer die Geschichte der Familie Valdés hört, wird ganz unweigerlich von einer Sehnsucht nach Kuba überrascht und zu einer Zeitreise inspiriert. „Bebo Valdés war zu Zeiten der kubanischen Revolution Orchestermeister im Tropicana, dem legendären Club in Havanna“, erzählt Christian Steinmayr. In diesem Club waren allerlei Berühmtheiten zu Gast gewesen und haben ein Lebensgefühl genossen, das umrahmt von unvergleichlicher Musik und tropischer Luft so untrennbar mit Kuba verbunden ist wie die Cohiba-Zigarre oder der Mojito.

Aus der Zeit, in der das Tropicana auf den karibischen Inselstaat und vor allem in die Hauptstadt Havanna lockte, stammen auch die vielen amerikanischen Oldtimer, die damals nagelneu waren. Es war eine ziemlich dekadente Epoche mit Korruptionen und Zuckerrohr-Baronen auf der einen und den Widerstand gegen das Regime nährender Ungerechtigkeit auf der anderen Seite. Dass die Oldtimer heute noch in recht großer Zahl auf Kuba zu finden und sogar zu fahren sind, liegt daran, dass nach der Revolution des Jahres 1959 keine Autos mehr importiert werden durften und die Kubaner wahre Wunderwerke der nachhaltigen Automechanik vollbrachten. Den Revolutionären unter Fidel Castro war die Ausgelassenheit im Tropicana rasch ebenso zu bunt geworden. Und viel zu amerikanisch. Der Club wurde entschädigungslos verstaatlicht und 1960 verließ Bebo Valdés die Insel. Erst nach Ende der Castro-Herrschaft wollte er zurückkehren, da er – wie er sagte – „Diktaturen nicht ausstehen“ könne. IM TAKT Der kubanische Takt der Extreme blieb aufrecht. Bebo Valdés starb 2013 in Stockholm. Er kehrte nie zurück in seine Heimat, produzierte aber zahlreiche international gefeierte Alben zusammen mit anderen kubanischen Musikern – wie seinem Sohn Cucho Valdés, den er 1978 zum ersten Mal nach seiner Flucht in New York wiedergesehen hatte.

Dem ersten Wiedersehen folgten viele, Vater und Sohn veröffentlichten 2008 zusammen das Album Juntos para siempre (Für immer gemeinsam), das 2009 mit dem Latin Grammy ausgezeichnet wurde. Cucho Valdés wird als „kubanischer Mozart des Jazz“ bezeichnet. „Er hat gerade erst wieder einen Grammy gewonnen“, weiß Christian Steinmayr über den jüngsten Award-Reigen zu berichten und erzählt nicht ohne Stolz: „Cucurucho Valdés ist der Enkel von Bebo und der Neffe von Chucho Valdés. Er ist im Alter von neun Jahren in die Fußstapfen seines Onkels und Großvaters getreten, wurde schon dreimal für den Grammy nominiert und spielt am 10. Juni 2022 beim Benefizkonzert des Rotary Clubs Innsbruck Alpin im Haus der Musik in Innsbruck.“

Christian Steinmayr, Geschäftsführer der Steinmayr & Co Insurance Brokers GmbH, ist aktuell Präsident des RC Innsbruck Alpin. Seine Begeisterung über das Konzert des kubanischen Ausnahmepianisten, dessen Europatournee ihn im Juni zum ersten Mal in großer Besetzung nach Österreich führt, hat zahlreiche Gründe. Sentimentale Gründe, ziemlich liebevolle, schöne und auch bittere. „Für mich war Kuba schon immer ein Sehnsuchtsland. Ich kann mich beispielsweise erinnern, dass mein Vater, der ja ein erfolgreicher Sportler war, einen Hut mit Anstecknadeln

Cucurucho Valdés ist der Enkel von Bebo und der Neffe von Chucho Valdés. Er ist im Alter von neun Jahren in die Fußstapfen seines Onkels und Großvaters getreten und wurde schon dreimal für den Grammy nominiert.

Der legendäre kubanische Musiker Bebo Valdés produzierte zahlreiche international gefeierte Alben zusammen mit anderen kubanischen Musikern – wie seinem Sohn Cucho Valdés.

der Orte hatte, wo er bei Radrennen mitgefahren ist. Die kubanische Anstecknadel war meine Lieblingsanstecknadel “, erinnert sich Steinmayr an seine Kindheit. Der nächste Kuba-Trigger kam ein wenig später, in einem Alter jedenfalls, in dem er schon Alkohol genießen konnte. „Mein Onkel hatte die Diana-Bar in Hall und bei ihm habe ich immer Havanna Moon getrunken, das war mein Lieblingscocktail“, sagt Steinmayr und hält fest: „Da hat sich etwas eingebrannt und bei mir eine Vorstellung von Kuba und Havanna geweckt, die recht romantisch ist.“

KUBA-GESCHICHTEN So richtig romantisch wurde seine Kuba-Geschichte, nachdem er den karibischen Inselstaat zum ersten Mal besucht und bald nicht nur die Liebe zu Kuba, sondern auch die Liebe seines Lebens gefunden hatte. „Ja, ich habe da gleich meine Frau und dann auch die Insel ganz gut kennen gelernt“, muss Christian Steinmayr beim Gedanken an seine Familie oder die Erinnerung daran, mit in Kübeln gewärmtem Wasser geduscht zu haben, schmunzeln: „Beim ersten Mal ist es schräg, doch ich hatte mich bald daran gewöhnt.“ Einfachheit muss nicht gleich Armut heißen, doch in den letzten Jahren kippten alle Verhältnisse zum Nachteil der Bewohner. „Derzeit ist die wirtschaftliche Situation auf Kuba so schlecht wie nie zuvor, sie ist noch schlechter als in den 1990er-Jahren. Das wird international nicht so wahrgenommen, weil es so viele andere Themen gibt. Doch Kuba ist wirklich am Rande des totalen Zusammenbruchs“, sagt Steinmayr. Die Situation, die sich in einer von unabhängigen Ökonomen auf 300 bis 500 Prozent geschätzten Inflation beziffern lässt – selbst die kubanische Regierung sprach zuletzt von 70 Prozent – ist so lebensbedrohlich wie bizarr. „Da können Reiche in einem Lokal Hummer essen und um die Ecke stehen die Leute vier Stunden lang Schlange für ein bisschen Brot und schlagen sich die Köpfe ein, wenn sich jemand vordrängt“, skizziert Steinmayr die aktuellen kubanischen Realitäten mit einem Bild, das jeglicher Sozialromantik im Zusammenhang mit dem kommunistisch regierten Land, das Politikwissenschaftler lieber als bürokratisch-autoritären Staat ohne Gewaltenteilung bezeichnen, die Basis raubt. Zwischen Hummer und nichts auf dem Teller kann sehr rasch Zündstoff für soziale Unruhen entstehen. Diese Geschichte hat Kuba ja schon einmal geschrieben.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und dem Wegfall der bis dato wichtigsten Handelspartner sind die Spannungsfelder extrem geworden. Das Ende der Ära Fidel Castros, der 2008 zurückgetreten und 2016 gestorben ist, markierte die nächste Krise, die Verschärfungen der Embargobestimmungen unter Donald Trump eine weitere. Die Covid-Pandemie ließ mit dem Tourismus schließlich eine der wichtigsten Einnahmequellen zusammenbrechen und im Juli 2021 gipfelte der Unmut der Kubaner*innen erstmals in landesweiten Protesten. „Es gibt keine Medikamente, kein Essen, keine Möglichkeiten und keine Hoffnung, dass es besser wird“, bestätigt die Tirol-Kubanerin Gina Duenas die unheimliche Lage der Menschen auf Kuba. Und sie ergänzt: „Meine Schwester hat mir erzählt, dass es nicht einmal in den Hotels etwas zu essen oder zu trinken gibt. Es ist ganz schlimm. Es ist verrückt.“

Gina Duenas ist die vielleicht bezauberndste Kubanerin in Tirol und mit Sicherheit eine der mitreißendsten kubanischen Sängerinnen in den Alpen. Auch sie wird mit ihrer Band am Abend des 10. Juni 2022 auftreten und vielleicht sogar zusammen mit Cucurucho Valdés singen: „Das wäre genial, das ist mein Traum.“ Der Traum steht jedenfalls unter guten Sternen. Nicht nur, weil die Gäste dabei in den Genuss der Virtuosität weltberühmter kubanischer Musiker kommen werden, sondern weil der Erlös aus den Eintrittskarten und den Spenden ganz direkt den Ärmsten der Armen auf Kuba zugutekommt. „Kuba ist so weit weg in der Wahrnehmung, dass das Leid übersehen wird. Internationale Hilfsorganisationen oder NGOs sind in Kuba nicht zugelassen oder unter staatlicher Kontrolle und nur mit privat organisierten Initiativen ist es möglich, zu helfen“, sagt Steinmayr, der Ende April 2022 nach Kuba geflogen ist, um seine privaten Kontakte zu nutzen und in Zusammenarbeit mit der österreichischen Botschaft in Havanna ein Projekt im Namen des Rotary Clubs Innsbruck Alpin auszuwählen. „Wir wollen, dass das Geld dort ankommt, wo es am meisten bewirkt“, sagte er kurz vor Antritt seiner Reise. Mit 50 Euro kann ein Mensch auf Kuba einen Monat lang um die Runden kommen. Diese Relationen befeuern die weitreichenden Dimensionen des Benefizkonzerts. Es verspricht buenas vistas – für alle.

BENEFIZKONZERT

Am 10. Juni 2022 tritt Cucurucho Valdés im Zuge eines Benefizkonzertes des Rotary Clubs Innsbruck Alpin im Haus der Musik in Innsbruck auf. Der Erlös aus den Eintrittskarten sowie Spenden kommt direkt den Ärmsten der Armen auf Kuba zugute. Christian Steinmayr war zum Redaktionsschluss gerade in Kuba, um persönlich ein Projekt dafür auszuwählen. Tickets sind im Mai über das Haus der Musik erhältlich.

KUNST AM LEBEN ERHALTEN

Die MuseumsPartner-Geschäftsführung Peter Eckert, Kathrin Sandrini und Peter Elsässer

Kunst bildet eine überzeitliche Konstante, die uns von uns selbst erzählt. Wie wir dachten, was uns beschäftigte, womit wir zu kämpfen hatten, was wir liebten. Ein Evolutionsmerkmal der Menschheit seit Anbeginn unserer Existenz. Kunstwerke überdauern Menschen, Generationen, ja sogar ganze Völker, vorausgesetzt sie werden richtig erhalten. Genau diese Aufgabe hat sich MuseumsPartner als Ziel gesetzt und Kunstlagerung neu definiert.

Die im Jahr 2003 gegründete Kunstspedition MuseumsPartner eröffnete Anfang 2022 ein neues Kunstlager im Zentrum der Alpen. Aus einem anfänglich reinen Bürobetrieb entwickelte sich im Laufe der Jahre ein international tätiges Unternehmen mit den Schwerpunkten Kunsttransporte, Wanderausstellungen und Kunstlagerung. Selbstverständlich werden alle Anforderungen und internationalen Normen erfüllt. MuseumsPartner ist daher Mitglied von ICEFAT (International Convention of Exhibition and Fine Art Transporters) und zertifiziert nach europäischer Norm für Kunsttransporte, EN16648. Zu den Kunden von MuseumsPartner zählen unter anderem Museen, Banken, Privatsammler, Galerien und Künstler.

Der Bedarf und die Nachfrage nach Kunstlagerung und Kunsttransporten stieg über die Jahre dermaßen an, dass das Unternehmen sich dazu entschlossen hat, ein neues Firmengebäude zu errichten. Nach langer Suche fand sich in Zirl ein perfekt geeignetes Grundstück, auf dem sich alle Anforderungen und Bedürfnisse zur Errichtung eines neuen Standortes realisieren ließen. Ganze zwei Jahre dauerte die Planung und Umsetzung, in die MuseumsPartner über zwanzig Jahre Erfahrung einfließen lassen konnte.

AUFBAU DES KUNSTLAGERS

Entstanden ist ein moderner Funktionsbau, der von außen betrachtet an einen Kubus erinnert. Fuhrpark, Lagerflächen, Büro und Werkstatt befinden sich in ein und demselben Gebäude. Der größte Teil, nämlich 3.000 Quadratmeter, stehen für die fachgerechte Lagerung von Kunst- und Wertgegenständen zur Verfügung. In den klimatisierten Lagerräumen können Temperatur und Luftfeuchtigkeit an die Bedürfnisse der Kunstwerke angepasst werden. Zudem sind die Kunstwerke vollkommen vor Tageslicht geschützt. Die Lagerung der Kunstgegenstände erfolgt auf Kundenwunsch entweder auf speziellen Regalsystemen, freistehend oder in individuell angefertigten, absperrbaren Lagerboxen. Im Erdgeschoß bietet MuseumsPartner zudem die Möglichkeit, auf einer Fläche von 300 Quadratmetern Sonderformate bis zu einer Höhe von 4,50 Metern einzulagern. Bei Bedarf bietet MuseumsPartner auch den fachgerechten Kunsttransport an. In der hauseigenen Werkstatt werden Transport- und Lagerverpackungen passgenau auf Kundenwunsch angefertigt. Die Palette reicht von einfachen Transportrahmen bis zu hochwertigen Klimakisten.

INDIVIDUELLE KUNST –

INDIVIDUELLES ART-HANDLING

Jedes Kunstwerk benötigt entsprechende Rahmenbedingungen, in denen es sich am wohlsten fühlt. So gilt es zum Beispiel bei archäologischen Funden zu verhindern, dass die Luftfeuchtigkeit über 30 Prozent ansteigt. Bei einer Überschreitung könnte dies den Werken Schaden zufügen. Gemälde benötigen, ähnlich wie Menschen, eine Umgebungstemperatur von 18 bis 22 Grad und circa 50 Prozent Luftfeuchtigkeit. Dementsprechend werden Werke und Objekte mit ähnlichen Klimabedürfnissen im selben Lagerbereich gelagert.

Die unterschiedlichen Klimaeinstellungen werden zentral zusammengeführt, über digitale Vorrichtungen gesteuert und überwacht. Was bei allen Werken in Hinblick auf die klimatischen Bedingungen gilt: Es darf keinen abrupten Wechsel geben. Bei zu starken, schnellen Schwankungen von Temperatur und Luftfeuchtigkeit besteht das Risiko von Schäden. Aus diesem Grund werden bei MuseumsPartner die Klimadaten laufend überwacht. Ein geschulter Mitarbeiter führt regelmäßige Kontrollgänge durch, die dokumentiert werden.

HÖCHSTER SICHERHEITSSTANDARD

MuseumsPartner hat sicherheitstechnisch an alles gedacht. Vom Personal über technische Vorkehrungen bis hin zur Schädlingsbekämpfung werden stets alle Maßnahmen ergriffen, um die höchsten Sicherheitsstandards zu ermöglichen. Nicht umsonst ist das Kunstlager mehrfach zertifiziert. Das Gebäude selbst ist alarm- und videoüberwacht mit einer Direktverbindung zu Polizei und Feuerwehr. Der Zutritt erfolgt nur in Begleitung eines Mitarbeiters von MuseumsPartner.

Die bestens ausgebildeten Mitarbeiter kümmern sich mit viel Leidenschaft und Erfahrung um die Kunstobjekte. Denn nur geschulte Mitarbeiter mit viel Liebe und Respekt zur Kunst haben das nötige Fingerspitzengefühl für solch wertvolle und fragile Kunstgegenstände. Ausgerüstet mit dem richtigen Equipment wissen sie, wie Kunstwerke angefasst, verpackt, transportiert, ausgepackt, installiert oder gehängt werden. Alles in allem bietet MuseumsPartner nicht nur einen sicheren Raum für Kunstwerke aller Art, sondern hält mit ihrer Arbeit auch die Kunst am Leben. PR

MUSEUMSPARTNER

Flößerweg 5, 6170 Zirl Tel.: 05238/212 12 info@museumspartner.com www.museumspartner.com

Jedes Kunstwerk benötigt entsprechende Rahmenbedingungen, in denen es sich am wohlsten fühlt. MuseumsPartner bietet einen sicheren Raum für Kunstwerke aller Art und hält mit ihrer Arbeit die Kunst am Leben.

DU, ICH, PASST!

Das steirische Label Andy Wolf und Tanja Schaffenraths Sehenswert in Wattens: Das passt wie die Brille aufs Aug. Auch wir sind Fans! Von beiden.

INTERVIEW: MARINA BERNARDI

FOTOS: © KELZ SABINE PHOTOGRAPHIE

ie schönsten und erfolgreichsten Geschichten beginnen gerne in einer Hinterhofgarage. Oder sind einem glücklichen Zufall geschuldet. Ein bisschen Glück war’s auch im Fall der Zusammenarbeit von Optikermeisterin Tanja Schaffenrath und dem Brillenlabel Andy Wolf.

GANZ KLAR: TOLL Andreas Pirkheim (besser bekannt als Andy) arbeitete Anfang der 1990er-Jahre als Großhandelskaufmann in Graz, Wolfgang Scheucher (der Wolf im Namen) war ursprünglich Bauingenieur. Kennengelernt haben sich die beiden in ihrer Jugend über ihre Eltern, die miteinander befreundet waren. Also wurden auch sie Freunde. Andreas Pirkheim machte sich schließlich in der Brillenbranche selbständig, vertrat unterschiedlichste Marken und irgendwann wurde die Arbeit für einen allein zu viel. Wolfgang Scheucher indes wurde in seinem Ursprungsberuf nie wirklich glücklich. Das Ende, oder vielmehr der Anfang der Geschichte: Die beiden gründeten 2006 ihr gemeinsames Brillenlabel und weil Pirkheim & Scheucher nicht sonderlich sexy klang, haben sie ihrer beider Vornamen genommen und ihnen einen Hauch Internationalität verpasst. Heraus kam der Name ANDY WOLF EYEWEAR.

Mit der Internationalität war das anfangs allerdings eher nix. „Wir sind voller Enthusiasmus auf unsere erste Messe nach war eine Erscheinung für mich, cool, lässiger Style, das fand ich super. Sie hat mir dann erzählt, was sie vorhat, und ich dachte mir sofort, das passt.“ „Vor“ hatte Tanja einen Laden, der mehr bietet als Mainstream. „Ich bin Optikermeisterin und wollte mich in meinem Beruf frei entfalten. Es ist die Kombination aus der Zusammenarbeit mit Menschen, dem Medizinischen und dem Handwerk, was ich an meinem Tun so mag. Ich mag die Menschen und spüre die Verantwortung für ihr optimales Sehen und lege Wert auf handwerkliche PräParis gefahren und ha- „Es gibt nichts, zision und Ästhetik.“ ben nicht ein Stück verkauft“, erzählt Wolfgang, den wir zur Präsentation das man nicht tragen kann.“ Quasi folgerichtig auch im Geschäft selbst, das seinen Namen „Sehensder neuen Brillenkollek- WOLFGANG SCHEUCHER wert“ aus gutem Grund tion im Sehenswert ge- trägt. Dass dieser Beitroffen haben. Auch die trag in unserer Archinächsten Messen in München und Mailand tektur-Ausgabe erscheint, ist deshalb auch verliefen ähnlich. „Wir haben schon zu zwei- nur ein kleines bisschen Zufall. Die Labels, feln begonnen, aber immer an unsere Idee die schließlich in dieses wunderbare Bunt geglaubt“, so Wolfgang. Und plötzlich trug dürfen, sind präzise ausgewählt und aufeinHugh Grant in der Öffentlichkeit eine An- ander abgestimmt. Andy Wolf nimmt darin dy Wolf. Dann Eric Clapton, was die Presse einen großen Platz ein. Von Anfang an. Tanja: auf das österreichische Label aufmerksam „Bevor ich meinen Laden eröffnete habe, war werden ließ, die es gleich als „Kultmarke“ ich in einem Modegeschäft in Hall einkaufen titulierte. und hab ins Sackerl eine Ausgabe der Diva

Mittlerweile zählt Andy Wolf insgesamt mitbekommen, in der ein Bericht über Andy 170 Mitarbeiter – Produktionsstätten im Wolf war. Das war im Frühjahr 2011 und ich steirischen Hartberg, wo die Firma nach wollte diese Marke unbedingt in meinem wie vor ansässig ist, und im französischen Sehenswert haben. Im Herbst hab ich dann Jura, ein Pressebüro in Berlin sowie einen aufgesperrt – Andy Wolf inklusive.“ Dass die Standort in Amerika mit inbegriffen. ANDY Zusammenarbeit nach wie vor von Respekt WOLF EYEWEAR bekommt man aktuell in und Freundschaft geprägt ist, merkt man im 69 Ländern weltweit, Tendenz steigend. „In- Umgang der beiden miteinander. Und von ternational hat es damals also angefangen zu viel Humor, den wir zumindest eine kurze laufen“, blickt Wolfgang zurück. „Österreich Zeit lang miterleben durften. wollte noch nicht so recht mit. Irgendwann bekam ich einen Anruf, dass eine junge Op- ECO.NOVA: Woran orientieren sich Brillentikerin in Tirol ein neues Geschäft aufma- trends generell? TANJA SCHAFFENRATH: Zu chen möchte und ich sie bitte zurückrufen einem großen Teil sicher an der aktuellen möge. Das habe ich gemacht und wir haben Mode, vor allem, was die Farbgebung betrifft. uns in Innsbruck getroffen. Dann kam Tanja Internationale Marken orientieren sich dabei durch die Tür und ich dachte nur: Wow. Sie natürlich vorrangig an den Designs aus dem

eigenen Haus. Mir ist es allerdings wichtig, dass die Brillen, die ich verkaufe, keine sind, die nach einer Saison ihre Gültigkeit verlieren, sondern meine Kunden länger begleiten. WOLFGANG SCHEUCHER: Wir haben schon bei der Gründung von Andy Wolf gewusst, wohin wir wollten, nämlich Acetat wieder zurückzubringen. Damals waren gerade sehr schmale Metallbrillen in Mode. Es geht uns bei all unseren Modellen nicht um more of the same, sondern um Individualität. DEN Trend gibt es bei Brillen generell und bei unseren im Speziellen nicht. Das Gesamtpaket muss stimmen. Die Brille muss zum eigenen Style passen und soll nicht zum Wegwerfprodukt verkommen.

Andy Wolf hat stets rund 150 Modelle im Sortiment, jedes Jahr kommen 90 bis 100 neue dazu. Wie geht ihr an Designs

heran? WOLFGANG: Inklusive der Sonnenbrillen führen wir rund 700 verschiedene Varianten an Brillen – von jedem Modell gibt es meist fünf Farbalternativen, bei ausgewählten zehn und mehr. Wir drehen im Jahr fast die gesamte Kollektion einmal um. Das führt zwangsläufig dazu, dass man sich von vielen Modellen immer wieder trennen muss, einige Klassiker lassen wir länger laufen. Dennoch geht es uns bei allen Designs darum, dass diese auch dann noch ihre Berechtigung haben, wenn sie nicht mehr im aktuellen Sortiment sind. Wir nehmen die Brillen nicht heraus, weil sie „alt“ oder nicht mehr trendy sind, sondern weil der Markt laufend Neues verlangt. Im Sinne der Nachhaltigkeit ist es uns wichtig, dass unsere Brillen längere Zeiten überdauern – im Design und noch viel mehr in der Qualität. Früher haben wir sehr viel aus dem Bauch heraus entschieden, jetzt steckt mehr Planung dahinter. Wir haben ein großes Kreativteam und beschäftigen uns 24 Stunden am Tag mit Brillen. Wir versuchen uns gerne an komplett Neuem und sind dabei oft Vorreiter, genauso versuchen wir, Retrodesigns wiederzubeleben und ihnen einen neuen Twist zu geben. Von der Idee bis zur Produktion dauert es rund ein Jahr, da ist es schwer vorherzusagen, ob dann etwas Trend sein wird oder nicht. Wir probieren es einfach aus und machen es dann eben selbst zum Trend. Es gibt Fälle, da funktionieren Modelle besser als angenommen, ab und zu ist es auch umgekehrt.

Ist man gekränkt, wenn ein Modell nicht so gut funktioniert? WOLFGANG: Nein, nicht gekränkt, eher enttäuscht. Wenn ein Modell in der Breite nicht funktioniert, heißt das allerdings nicht, dass es nicht doch Märkte dafür gibt. Erfahrungsgemäß ticken rund 80 Prozent der Märkte gleich, dazu gibt es regionale Eigenheiten, wo sich ausgefallenere Modelle letztlich doch durchsetzen.

Du hast Andy Wolf seit Anfang an im Sehenswert. Was macht für dich das Label aus?

TANJA: Man muss prinzipiell verliebt sein, wenn man sich auf etwas Neues, Unbekanntes einlässt, und bei mir war es Liebe auf den ersten Blick. Und das hat sich nicht geändert. Andy Wolf bietet so viele Möglichkeiten, auch innerhalb einer Kollektion. Kein Label ist so breit gefächert, damit kann ich alles bieten und finde für jede Gesichtsform das passende Modell. Ich mag die kleinen Akzente und Spielereien, die man oft erst auf den zweiten Blick erkennt. Die Farben sind extrem vielfältig, damit kann man auf jeden Typ eingehen – von klassisch-konservativ bis hip, jung und frech. Andy Wolf bietet Platz für alles und jeden. Außerdem mag ich die Menschen dahinter. Wolfgang kenne ich seit vielen Jahren und es ist eine wirkliche Freundschaft daraus entstanden. Unsere Beziehung basiert auf Vertrauen, man weiß, wie der andere tickt, und das macht das Arbeiten sehr besonders. WOLFGANG: Mit der wachsenden Zahl an Kunden ist es mir leider nicht mehr möglich, jeden davon persönlich zu betreuen. Bei Tanja ist es mir wichtig, sie nach wie vor regelmäßig zu treffen und mich mit ihr auszutauschen. Mittlerweile weiß ich auch, welche Modelle ins Sehenswert und zu ihr passen. Tanja steht zu 100 Prozent hinter der Marke und das finde ich toll.

Gibt es erfahrungsgemäß einen „typi-

schen“ Andy-Wolf-Kunden? TANJA: Nein, allein durch die Vielfalt können wir so viele verschiedene Typen ansprechen, sodass wir hier in keine Richtung eingeschränkt sind. Menschen, die zu einer Andy Wolf greifen, legen Wert auf Style und Qualität. Seit Beginn der Marke wird ganz bewusst in Österreich produziert. Damals hat das die Leute nur mäßig interessiert, jetzt ist diese Regionalität massiv zum Thema geworden. Immer mehr Menschen interessiert die Geschichte hinter dem Label und ich erzähle sie gern. WOLFGANG: Wir wollen ganz bewusst Brillen für jeden produzieren und niemanden ausgrenzen. Unsere Zielgruppe sind jene Menschen, die unsere Produkte und Geschichte zu schätzen wissen und sich ein Stück davon leisten wollen.

Eine Brille trägt man naturgemäß im Gesicht, sie ist also optisch stets präsent. Sind deine Kunden bereit, auch mal etwas

Neues auszuprobieren? TANJA: Ja, und sie legen das auch oft in meine Hände. Dieses Vertrauen freut mich natürlich sehr. Viele Kunden haben eine Vorstellung von dem, was sie möchten, und man arbeitet sich dann Stück für Stück gemeinsam voran. Probiert man einen anderen Look, muss man sich mit der neuen Brille wieder neu wahrnehmen und sich schließlich darin erkennen. Wenn dieser magische Moment dann kommt, ist das schön. WOLFGANG: Tanja hat diese natürliche Gabe, zu erkennen, welche Brille zu jemandem passt. Es gibt ein paar bestimmte, objektive Parameter, aber letztlich braucht es ein Gespür für den Menschen, der die Brille trägt. Das ist auch für uns als Label wichtig: Zu wissen, dass unsere Brillen an jemanden kommen, der sie mit Stolz trägt.

„Ich mag Andy Wolf in seiner Gesamtheit: die Produkte, die Menschen. Das passt einfach.“ TANJA SCHAFFENRATH

www.optik-sehenswert.at www.andy-wolf.com

Der Stoff aus dem HightechLabor von polychromelab kühlt, wenn’s warm ist und wärmt, wenn’s kalt ist.

HÖCHSTE TEXTILQUALITÄT AUF HÖCHSTER LAGE

In Serfaus-Fiss-Ladis wird maßgefertigte Ski-, Outdoor- und Designerbekleidung auf höchstem Niveau produziert. Der Hightech-Manufacturer dahinter: polychromelab. Auf 1.400 Metern wird bei extremen Wetterlagen Bekleidung für jene entwickelt, die das Außergewöhnliche suchen.

TEXT: ÜMMÜ YÜKSEK

Im Serfauserfeld, einem abgelegenen Weiler, wird Outdoor- und Designerbekleidung entwickelt. Produktdesigner Michele Stinco, Elisabeth Frey und der Rest des polychromelab-Teams fertigen innovative Designkonzepte für maßgeschneiderte Jacken, Overalls und Winteraccessoires. Dabei wird stets auf Innovation zurückgegriffen. In diesem Sinne wird beispielsweise ein Verfahren zur Ultraschall-Verschweißung verwendet, um ohne Nadel und Faden zu nähen. Das hat vor allem den Vorteil, dass die Naht einer Winterjacke noch wasserdichter gemacht werden kann.

Bekleidungshersteller wollen wasserdichte Jacken und dafür müssen mehrere Komponenten beachtet werden, unter anderem eben die Naht. Anhand des Ultraschall-Schweißverfahrens werden zwei Textilteile miteinander verbunden, ohne Löcher zu produzieren. Gerade Outdoorbekleidung muss jedem Wetter standhalten. Deshalb wird im alpinen Hochgebirge unter extremen Bedingungen geforscht und getestet. Im Rahmen eigener Forschungsansätze – „Alpine Proof für Outdoorjacken“ – wird in das Innerste von Produkten geblickt. Die Erkenntnisse daraus fließen direkt in die Produktentwicklung.

INNOVATION AUS DER TEX STIL WERKSTATT polychromelab kühlt, wenn’s warm ist, wärmt, wenn’s kalt ist, und bietet die absolute Reduktion aufs Wesentliche ohne unnötigen Ballast. Die Produkte eignen sich perfekt für jeden Einsatz bei jeder Witte-

polychromelab orientiert sich an den individuellen Bedürfnissen der Menschen und schneidet jedes Produkt exakt auf die ständig wechselnden Ansprüche von Freizeit und Beruf zu. Sowohl in der Herstellung als auch im Umgang mit den Menschen ist Transparenz wesentlich. Aus diesem Grund kennt das Team alle Produzenten und Produktionsstätten persönlich. Das lässt flexibel und schnell auf mögliche Änderungen reagieren und garantiert nachhaltig die bestmögliche Qualität. polychromelab stellt sich gerne neuen Herausforderungen – sowohl in der Forschung als auch in der Entwicklung. Immer mit größtem Augenmerk auf Nachhaltigkeit, Sinnhaftigkeit und eine große Portion Style.

KOOPERATIONEN MIT INTERNATIONALEN BRANDS Die Jubiläumsjacke „50 Jahre Porsche Design“ wurde passend zum neuen Porsche 911 Targa entwickelt. In den Porsche-Design-Stores wird dabei eine limitierte Auflage von 500 Stück weltweit verkauft. Es handelt sich um eine wendbare Hybrid-Outdoor-Jacke aus der 50Y-Porsche-Design-Capsule-Collection, verwendet wurde ein leichtes High-

Gerade Outdoorbekleidung muss jedem Wetter standhalten. Deshalb wird bei polychromelab im alpinen Hochgebirge unter extremen Bedingungen geforscht und getestet.

rung. Ganz egal, was man wo vorhat. Ein Ausgangsmaterial für unzählige Anwendungen in jedem Bereich des Lebens. Beste Funktion, höchste Qualität und pure Ästhetik sind somit zu jeder Stunde des Tages garantiert. polychromelab stammt aus Tirol, Italien, Deutschland, aus den Bergen, aus unserer Zeit, vielschichtig genauso wie das Leben. Es wird ausschließlich in Europa geforscht und produziert. Das bedeutet wesentlich kürzere Wege in der Herstellung und damit weniger Belastung für Umwelt, Natur und Mensch. Daher stammt jeder einzelne Bestandteil von polychromelab aus zertifizierten mittel- und südeuropäischen Betrieben.

Für jeden: Die polychromelab-Kollektion für die Edelskimarke zai ski kennt kein Geschlecht und definiert Skibekleidung generell neu.

Inside-out: Die wendbare Hybrid-Outdoor-Jacke wurde passend zum neuen Porsche 911 Targa entwickelt. Verwendet wurde ein leichtes Hightech-Material aus recyceltem Polyamid.

tech-Material aus recyceltem Polyamid. Die Jacke ist temperaturregulierend, wärmt also auf der schwarzen und kühlt auf der Palladium-Seite. Diese wiederum wurde exklusiv für Porsche Design an das Innenleben des neuen 911 Targa angepasst. Ein Unikat. Für die Schweizer Edelskimarke zai ski hat polychromelab in den letzten Jahren eine edle Kollektion aus Cashmere-Laminat entwickelt, mit der Skifahren zu einem extravaganten Erlebnis wird. Diese Kollektion gibt’s weltweit nur bei zai ski. Außerdem lanciert zai eine non-binäre Capsule-Collection. Zusammen mit Loro Piana bringt sie die Natur in die Wintercouture und verlässt damit auch in der Skibekleidung die binäre Welt. Damit definieren polychromelab und zai die Haute Couture der Skiwelt neu. Zu den jüngsten Ikonen zählen der „zai non-binar“-Midlayer und der „zai ski suit“ – beide aus luxuriösem Kaschmirgewebe aus dem Hause Loro Piana. Die Haute-Couture-Collection ist radikal im Design, freundlich zur Haut, großzügig in der Bewegungsfreiheit und stilvoll in jeder Situation. Zusammen mit Designer Michele Stinco und der Stilsicherheit von Elisabeth Frey vom polychromelab entstanden zeitlose Designteile, die einen luxuriösen Tragekomfort mit Materialexpertise für Extremsituationen vereinen. „Der Minimalismus und die Reduktion auf das Essenzielle werden im non-binary radikal umgesetzt. Die Präzision und die Expertise im Handwerk kommen in der Leichtigkeit und der Vereinfachung des Ski suit zum Ausdruck“, beschreibt zai-CEO Benedikt Germanier die jüngste Capsule-Collection.

Der non-binary Midlayer ist weder Pullover noch Jacke, sondern sowohl als auch. Und er kennt kein Geschlecht, wie die zai-Skikollektion selbst: „Wir verzichten bewusst auf Frauen- und Männerski, Frauen- und Männerbekleidung. Jeder Mensch soll sich mit zai ermächtigt fühlen, seine eigene Linie am Berg zu finden und eine Einheit zu bilden – mit sich selbst und der Natur.“ Das Kaschmirgewebe schmeichelt der Haut, stoppt den Wind von außen und kondensiert die Wärme im Inneren. Loro Piana verwendet für das Gewebe die feinsten Kaschmirfasern, die Wind und Nässe trotzen und für ein wohltemperiertes Gefühl in jeder Situation sorgen. Der abgerundete Abschluss der Ärmel, der in der Hochleistungssportindustrie etabliert ist, sorgt durch seine Formgebung für warme Hände. Und damit ist noch lange nicht Schluss: Für die Sportlinie von Yves Saint Laurent wurde mit Luxusski von zai eine Skikombi bestehend aus Cashmere und Alpaka entwickelt, die 2023 weltweit lanciert wird. Aufgrund von Geheimhaltungsgründen gibt es noch keine Bilder. Wir warten gespannt auf den Winter 2022/23. www.polychromelab.com

DEM BÜRO EINEN NEUEN RAHMEN GEBEN

Schlicht, elegant und trotzdem spannend: Mit dem zeitlosen und doch designverliebten Bürosystem „Framework“ zeigen Sie Ecken und Kanten.

Durch eine Vielfalt an Farbmöglichkeiten sind dem Variantenreichtum keine Grenzen gesetzt: ob modernes und cleanes Weiß, freches Chili-Rot oder doch lieber ein natürlicher Eiche-Ton.

© HALI GMBH

So vielseitig wie die Arbeitswelt im 21. Jahrhundert, so abwechslungsreich werden auch die Büromöbel. Arbeitsplätze findet man heute in unterschiedlichsten Objekten: ob industrielle Gebäude, historische Altbauten, offene Großraumbüros oder im eigenen Wohnhaus. Dabei bestimmen vor allem die Möbel den Charakter des Raumes.

Ein Wechsel zwischen offener und geschlossener Fläche verleiht den Framework-Schränken und -Modulen einen ganz eigenen Charme. Mit den offenen Rahmen in mattem Schwarz, in Verbindung mit filigranen Korpussen, zeigt der oberösterreichische Büromöbelhersteller hali Modernität, aber zeitgleich Zurückhaltung und behält dabei Ecken und Kanten. Die durchgehenden Seitenwände der Schränke sorgen zusätzlich für eine aufgeräumte Atmosphäre. Egal ob Arbeits-, Wohn- oder Essbereich und sogar die Diele lässt sich mit der Produktserie Framework und den Aufsätzen aus Metall zu einem echten Eyecatcher machen. Dabei können die Möbel sowohl verstecken als auch präsentieren: Unliebsames wird rasch in den Schränken verstaut, wohingegen Schätze einen besonderen Platz im schlanken Aufsatzmodul erhalten.

Mit Framework verfeinert hali seine Tischserie s600 und setzt neue Trends in der Arbeitswelt. Das Portfolio umfasst einen Arbeits-, Besprechungs- und Stehtisch. Durch ein zeitloses Design und die schwebende, leicht abgesetzte Optik der Tischplatte erhält der s600 eine spezielle Leichtigkeit. Ob als Esstisch, Bartisch oder als klassischer Arbeitstisch: Der s600 macht mit seinem hochwertigen Metallgestell überall eine gute Figur mit wohnlicher Lifestyle-Anmutung. PR

HALI GMBH

K.-Schachinger-Straße 1 4070 Eferding Tel.: 07272/3731-0 headoffice@hali.at www.hali.at

BEWEGENDE BIKES MIT KNEISSL-DNA

Franz Kneissl III und Fitstore24-CEO Werner Zanier machen gemeinsame Sache und bringen eine E-Bike-Kollektion heraus, die bereits vor Marktstart im Mai ausverkauft ist. Ob die zugkräftige Eigenmarke auf das E-Bike-Segment beschränkt bleiben wird, wagt Zanier heute noch nicht zu sagen.

TEXT: MARIAN KRÖLL

Die Evolution des Radfahrens hat in seiner Elektrifizierung vor einigen Jahren erst so richtig Fahrt aufgenommen. Die Elektrifizierung eines anderen Megatrends, des Skitourengehens, steht dagegen noch aus. Werner Zanier glaubt fest daran, dass es nur eine Frage der Zeit sein wird, bis es auch elektronische Aufstiegshilfen für Tourengeher geben wird. Da ist er sich deshalb so sicher, weil der Zufall ihn Bekanntschaft mit Franz Kneissl III schließen ließ.

Der Name Kneissl ist wohl jedem Wintersportler, der etwas auf sich hält, ein Begriff. Es war Franz Kneissl gewesen, der 1919 den ersten Serienski produziert hatte, dessen Sohn Franz Kneissl II erfand den heute legendären Kneissl „White Star“. „Den ‚White Star‘ bin ich selbst in meiner Jugend gefahren“, erinnert sich Werner Zanier. Franz Kneissl III, der Enkel des Skipioniers, trägt die familiäre Marken-DNA und Innovationsfreude weiter. Und zwar diesmal nicht auf den Brettern, sondern im Rahmen einer eigenen E-Bike-Marke, die so heißt wie ihr Erfinder: Franz Kneissl Design. Der Namensgeber legt Wert auf die Feststellung, eine Marke sei „nicht nur geschriebenes Wort, sondern vielmehr das Resultat aus Präsenz, Eigenleben und Einzigartigkeit, die sie weiterleben lässt.“

BEWEGENDES UND INKLUSIVES SPORTGERÄT Dass bereits im heurigen Sommer die ersten Kneissl-Design-Bikes auf den Straßen und Wegen in Österreich verkehren werden, ist wesentlich auch Fitstore24-CEO Werner Zaniers Verdienst. Er hat sein Unternehmen in den 25 Jahren seines Bestehens zum größten Bike- und Fitness-Onlinehändler Österreichs gemacht. „Wir sind bereits auf das Thema E-Bike aufgestiegen, als man auf den Almen noch schief angeschaut wurde und es noch etwas fast Exotisches an sich hatte. Wir haben aber rasch den Spaßfaktor und das riesige Potenzial erkannt, mit dem E-Bikes Menschen, die sonst überhaupt keinen Sport machen, zur Bewegung animieren“, sagt Zanier. Rückblickend betrachtet war die Wette auf die Elektrifizierung des Fahrrads natürlich goldrichtig, heute sind auf denselben meist höhergelegenen Almen die klassischen Biker zu Exoten geworden.

KNEISSL-SPIRIT AUS ITALIENISCHER FERTIGUNG Zaniers Fitstore24 ist mit 18 unterschiedlichen Fahrradmarken als Händler außergewöhnlich breit aufgestellt. Jetzt kommt mit einem vollständigen Sortiment aus Franz- Kneissl-Design-E-Bikes noch eine Eigenmarke dazu, die es in

Der Prototyp des „Urban Prestige“ E-Trekking Hardtails in der Männerausführung. Kostenpunkt des Endproduktes: 4.999 Euro. Gibt’s natürlich auch als Ladys-Version. „Wir haben rasch den Spaßfaktor und das riesige Potenzial erkannt, mit dem E-Bikes Menschen, die sonst überhaupt keinen Sport machen, zur Bewegung animieren.“

WERNER ZANIER

Werner Zanier, Gründer und CEO von Fitstore24, mit Sohn Mario, der sich als CTO um die technologische Seite kümmert.

FOTOS: © STUDIO 20FOUR, MARIAN KRÖLL

Zaniers Fitstore24 ist mit 18 unterschiedlichen Fahrradmarken als Händler außergewöhnlich breit aufgestellt.

sich hat. Werner Zanier erzählt, wie es dazu gekommen ist: „Ich habe mitbekommen, dass Franz Kneissl III einen elektrischen Tourenski bauen wollte. Das hätte mich als Produkt sehr interessiert. Ich wollte den Mann, der so etwas überlegt, unbedingt kennenlernen.“ Die beiden Männer treffen also einander, Zanier verschafft sich einen ersten Eindruck über den Prototypen des elektrischen Tourenski-Antriebs. Dieser sei allerdings von einer Serienreife noch ein ganzes Stück entfernt gewesen, was das anfängliche Interesse Zaniers dämpfte. Im Zuge des Gesprächs kommt Kneissl schließlich auch auf ein Pedelec-Konzept zu sprechen, an dem er gearbeitet hatte. Zaniers Interesse ist erneut geweckt.

Der erfahrene Händler mit besten Kontakten zu verschiedenen Fahrradproduzenten erkennt das Potenzial des Private Labels und ebenso die Defizite in der bisherigen Umsetzung. Vor rund zwei Jahren gehen die nunmehrigen Projektpartner Franz Kneissl Design und Fitstore24 daran, nach einem Produzenten zu suchen, der die Fahrräder nach den Spezifikationen von Kneissl Design bauen kann, und sich die dafür notwendigen Komponenten – Motoren, Akkus, Gabeln, Schaltwerk und dergleichen – zu sichern. Fündig wird man schließlich in Italien. „Wir haben nach einem starken Produktionspartner gesucht und sind mit dem italienischen Hersteller Atala aus Monza fündig geworden“, sagt Zanier. Atala gehört zur niederländischen Accell Group, einem der größten Fahrradhersteller der Welt, mit dem Zanier seit mehr als zwei Jahrzehnten intensive Geschäftsbeziehungen pflegt. Derzeit ist man dabei, die Produktion für das Jahr 2024 zu finalisieren.

Die gesamte Produktion für den Marktlaunch im heurigen Jahr 2022 – insgesamt 2.170 Franz-Kneissl-Design- E-Bikes – wird im Mai angeliefert und ist bereits komplett ausverkauft. „Wir wollen mit unseren E-Bikes das gesamte Sortiment abdecken, vom Highend-Carbon-Enduro-Bike bis hin zum elektrischen Kinderrad. Dieses Segment ist mir besonders wichtig und wird derzeit noch stark unter Wert geschlagen“, erklärt Zanier. Ein nicht zu vernachlässigender positiver Effekt des E-Bikes ist, dass es gewissermaßen als „Einstiegsdroge“ in die Welt des Radfahrens dienen kann. Es ist nicht ungewöhnlich, dass sich E-Biker – meist als sportliche Ergänzung – irgendwann auch ein klassisches Fahrrad ohne elektrische Unterstützung kaufen. „Mein 14-jähriger Sohn Valentin ballert heute im Bikepark oder legt schon einmal Tagesstrecken von 100, 150 Kilometer mit dem klassischen Rad zurück. Die Liebe zum Radfahren ist bei ihm aber über das E-Bike entstanden“, weiß Zanier aus eigener Erfahrung. Das Pedalieren mit Elektroantrieb hält die Frustration gering und sorgt bei Kindern für rasche Erfolgserlebnisse auf zwei Rädern. Zanier, selbst seit vielen Jahren ebenso ambitionierter wie konditionsstarker Radsportler, hat es relativ rasch aufgegeben, am klassischen Bike mit dem damals achtjährigen Spross mithalten zu wollen, und hat sich schließlich beim gemeinsamen Ausfahren selbst auf ein E-Bike gesetzt. „Hätte ich aufwärts mit meinem Sohn mithalten wollen, hätte ich mich umgebracht“, meint Zanier rückblickend. Ihm ist bewusst, dass E-Bikes für Kinder eine beträchtliche Investition sind. Die gebrauchten Räder könnten allerdings zu einem guten Preis weiterverkauft werden. „Erfahrungsgemäß ist die Nachfrage nach gebrauchten E-Bikes für Kinder besonders hoch.“ Mit seinem Fitstore24 ist Zanier derzeit dabei, eine deutsche GmbH zu gründen, um zukünftig im dort „Ich habe mitbekommen, sehr populären Leasinggeschäft mitmischen zu können. „Fast die dass Franz Kneissl III einen Hälfte aller deutschen Fahrräder elektrischen Tourenski werden bereits über Modelle wie bauen wollte. Ich wollte JobRad finanziert. In Österreich sind die gesetzlichen und steuden Mann, der so etwas erlichen Bedingungen dagegen überlegt, unbedingt noch längst nicht so interessant kennenlernen.“ wie in Deutschland, deshalb ist die Nachfrage bei weitem nicht so WERNER ZANIER hoch“, weiß Zanier. Auf den deutschen Markt schielt Zanier auch mit den Trekkingrädern aus Carbon. „Das Segment Fahrradreisen bzw. Bikepacking wächst momentan enorm. Wir haben zu diesem Zweck ein möglichst leichtes Kneissl-Carbon-Trekkingbike speziell als Reiserad mit Bosch-Antrieb und zwei eingebauten Akkus mit einer Reichweite von über 200 Kilometern konzipiert“, so der Fitstore24-CEO. Mit der Kneissl-E-Bike-Kollektion hat man allerdings nicht nur das mittlere Preissegment fest im Visier, 2024 soll es auch ein absolutes Highend-Modell geben, wo alles verbaut sein wird, was technologisch möglich und sinnvoll ist. Die Nachfrage nach den Kneissl gebrandeten E-Bikes ist hoch, dank des kompetenten Herstellungspartners hätte man Möglichkeiten, die Produktion relativ rasch auszuweiten. Hätte, hätte, Fahrradkette heißt es nicht umsonst.

„Wir wollen mit unseren E-Bikes das gesamte Sortiment abdecken, vom Highend-Carbon-EnduroBike bis hin zum elektrischen Kinderrad.“

WERNER ZANIER

„Wir stehen diesbezüglich ein bisschen auf der Bremse, weil steiles Wachstum einerseits viel Kapital bindet und wir derzeit wohl auch von der Situation profitieren, dass viele Hersteller Lieferschwierigkeiten haben. Das spielt uns in die Hände“, gibt sich Zanier betont vorsichtig. Von der Zugkraft der Marke Kneissl Design ist er aber völlig überzeugt: „Unsere Händler, die vielfach einen Wintersport-Background haben, sind sofort begeistert aufgesprungen.“

MARKE MIT ZUGKRAFT Derzeit ist am E-Bike-Markt die Nachfrage noch bedeutend höher als das Angebot, 2025 rechnet Zanier mit einer Trendwende. Wer heute zuverlässig liefern kann, zählt automatisch zu den Gewinnern. In ein paar Jahren wird ein attraktives Gesamtpaket noch mehr zählen. Ein solches haben Kneissl Design und Fitstore24 definitiv geschnürt. „Fahrrad ist Leidenschaft, Fahrrad ist Freizeitqualität. Die Leute legen immer mehr Wert auf die Freizeit“, ist Werner Zanier überzeugt, dass er mit seinem Unternehmen weiterhin vom (Frei-)Zeitgeist profitieren kann. Was die Sortimentsbreite betrifft, ist das Ende der Fahnenstange bei den Kneissl-Design-Fahrrädern noch nicht erreicht, wie Zanier andeutet: „E-Rennräder und E-Gravel-Bikes sind derzeit noch nicht massentauglich. Diese Bereiche werden aber so schnell wachsen, dass wir vermutlich auch dafür irgendwann eine kleine Serie bauen werden.“

Obwohl der Lizenzvertrag es hergeben würde, will sich Zanier einstweilen nicht in den Bereich der Sporttextilien vorwagen. „Da fehlt uns ehrlich gesagt die Kompetenz“, räumt der umtriebige Unternehmer ein, spielt aber sehr wohl mit dem Gedanken, mit der Marke bei den Fitnessgeräten etwas zu machen oder gar – ein weiteres wirtschaftliches Standbein von Fitstore24 – eine Infrarotkabine mit Kneissl-Branding auf den Markt zu bringen. Wohin die Reise tatsächlich geht, wird die Zukunft zu zeigen haben. „Ich bin jetzt über 25 Jahre in diesem Geschäft tätig und weiß, dass ich allein aus den Erfahrungen der Vergangenheit nichts kategorisch ausschließen kann“, sagt der Fitstore24-CEO. Nicht einmal einen elektrifizierten Skitourenski. „Bis jetzt haben wir vom Skisport die Finger gelassen“, sagt Zanier. Ob das so bleiben wird, kann er aus heutiger Sicht noch nicht sagen: „Franz Kneissl ist über den Ski zum E-Bike gekommen. Und wir kommen vielleicht über Franz Kneissl zum Ski.“

Man darf gespannt sein, wo die Kooperation zwischen Franz Kneissl III und Zaniers Fitstore24 noch hinführen wird. Ein bekannter Name, ein ansprechendes Design, gute Ausstattung und ein konkurrenzfähiges Preis-Leistungs-Verhältnis machen unterm Strich ein stimmiges Produkt, das überzeugen kann. Umgemünzt auf einen Ausspruch, den Franz Kneissl einmal über den Ski getätigt hat, könnte man auch sagen: „Ein E-Bike, das dich bewegt, hinterlässt nicht nur Spuren am Boden.“

Tüfteln am ultimativen E-Bike: Franz Kneissl III, Werner und Mario Zanier

FITSTORE24

Das Unternehmen wurde 1996 von Werner Zanier gegründet und ist heute Österreichs größter Bike- und Fitness-Onlinehändler. Sohn Mario Zanier sorgt als CTO für technologische Infrastruktur und Stateof-the-Art-Prozesse. Vom Standort Nußdorf-Debant in Osttirol aus beliefert Fitstore24 Fachhändler und große Handelsmarken mit Fahrrädern, Fitnessgeräten und Infrarotkabinen – teilweise als Eigenmarken. Das Unternehmen erwirtschaftete an den Standorten in Tirol und Wien mit knapp über 100 Mitarbeitern 2021 einen Umsatz von 35 Millionen Euro. www.fitstore24.com

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