AUF EIN WORT
In jedem COBU RGER laden wir an dieser Stelle Coburger oder Nicht-Coburger ein, ihre Meinung zu sagen.
NICHT ZU VERGESSEN Von Rainer Maier und Oliver Heß Trotz oder gerade wegen der Einschränkungen, die die Corona-Pandemie mit sich brachte (und bringt), haben wir alle – jeder einzelne, die Gesellschaft und sogar die gesamte Weltbevölkerung – gemeinsame Erfahrungen gemacht, die viele und auch uns zum Nachdenken angeregt haben: Welche Erfahrungen sollten wir in Erinnerung behalten? Was haben wir für die Zukunft gelernt? Wie wollen wir leben? Auf dass wir nicht vergessen, dass wir ein soziales und auf Gemeinschaft angelegtes Wesen sind. Auf dass wir nicht vergessen, die kleinen Dinge des Lebens auch weiterhin zu schätzen: Hefe, Nudeln, Klopapier. Auf dass wir nicht vergessen, wie wichtig uns der Zauber der menschlichen Begegnung ist. Auf dass wir nicht vergessen, wie unglaublich gut der erste Cappuccino in einem Café nach Zeiten wochenlanger Schließung schmeckte. Auf dass wir nicht vergessen, dass Freiheit und Autorität keine Gegensatzpaare sind, sondern demokratische Normen unsere Freiheit absichern. Auf dass wir nicht vergessen, dass Händeschütteln und Umarmungen doch eigentlich recht nette und erhaltenswerte Gesten waren. Auf dass wir nicht vergessen, die Entwertung des egoistischen Strebens. Auf dass wir nicht vergessen, dass wir unserer Jugend nicht mehr sagen können, es sei kein Geld da, wenn uns eine Gefahr wie der Klimawandel droht. Auf dass wir nicht vergessen, wie blau ein Himmel ohne Kondensstreifen sein kann. Auf dass wir nicht vergessen, dass wir unser eigenes Verhalten steuern können. Auf dass wir nicht vergessen, dass wir leibliche Wesen sind, die ihre Körperlichkeit brauchen. Auf dass wir nicht vergessen, was wir alles nicht vermisst haben und vielleicht auch in Zukunft nicht vermissen werden.
AUSGABE 40 / AUGUST 2020
COBURGER | DAS MAGAZIN
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