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EDITORIAL
WOLFRAM HEGEN
Verwirrt verirrt taubstumm durch die Nacht, Blicke ohne Ziel, bilderlose Stille, mentale Strukturen verbogen von der Kraft widerstrebender Kräfte, wie Gedanken nach ihrem Inhalt oder ein deutscher Satz nach seinem Subjekt oder eine Welt nach ihrem Kompass suchend, der in diesen in vielerlei Hinsicht unruhigen (in Wirklichkeit aber im historischen Kontext sehr luxuriösen) Zeiten „abhandengekommen ist“, wie ein Freund in einer geselligen Runde seine aktuelle intellektuelle Verfassung beschrieb und damit auch meine (und nicht nur meine, zeigte ein Blick in die Runde) Gedanken entschlüsselte, tröstlich immerhin, weil einzelne Seelen verbindend.
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Wir sind eben Individuen. Aber wir sind eben auch ein „animal sociale“, ein soziales Wesen (ok, nicht alle, aber viele … Anmerkung des Autors), da muss es sein – wenn wir uns als geringsten gemeinsamen Nenner darauf einigen können, dass wir uns nicht die Köpfe einschlagen möchten – sich auf ein paar Standards zu einigen, einen minimalen Konsens, eine Sprache zum Beispiel, die eindeutig ist aber irgendwie auch vereinfachend und damit ungenau sein muss, um überhaupt miteinander kommunizieren zu können, ein paar Regeln, wie man miteinander umgeht, nicht zu viele, aber auch nicht zu wenig, um Ordnung zu schaffen, die ja jeder irgendwie will.
Höchste Zeit also in diesen Zeiten über unser höchstes Gut zu sprechen, die Würde, die im Inneren liegende Einmaligkeit jedes einzelnen aller Menschen. Ein zartes Pflänzchen, erst im 20. Jahrhundert gesetzt, entsprechend empfindsam, wie wir in unserem Sonderthema „Würde – was bin ich wert?“ aufarbeiten, zum Beispiel in einem langen Gespräch mit einem Sonneberger Professor in Diensten der Universität Jena, der erst im letzten Jahr als Unterzeichner der „Jenaer Erklärung“ für weltweite Aufmerksamkeit gesorgt hat, weil diese den Begriff „Rasse“ endgültig als bloße Erfindung entlarvt. Wir wenden uns aber auch der Frage zu, ob „Würde“ nicht auch für Tiere gilt und haben die eindeutige Antwort dafür im Itzgrund bekommen. Würde ist vielschichtig: Sie kann sich auch in unserem Äußeren ausdrücken, in der Form, wie wir zusammenarbeiten, oder natürlich, wie wir am Ende sterben. Alles das erzählen wir.
Natürlich stellen wir in dieser 41. Ausgabe des COBURGER auch wieder viele Menschen aus der Region vor, die in der Öffentlichkeit stehen, wie den Chef des Klinikverbundes Regiomed in unserer Rubrik „Macher“, wie den HUK-Chef in einem langen Interview über die Situation im Pandemie-Jahr 2020, oder wie die neuen Schlossherren auf Schloss Hohenstein mit ihrem österreichisch-fränkischen und erfrischen „leichten“ Konzept für das altehrwürdige Schlosshotel. Aber auch Menschen, die (noch) weniger im Rampenlicht stehen, wie Anna Deller-Yee, die in Coburg zur Schule gegangen ist, mit ihren kraftvollen, mystischen Gemälden in unserer Galerie, oder einige „Grenzgänger“, die wir 30 Jahre nach der Deutschen Einheit am ehemaligen Grenzstreifen fotografiert und uns mit ihnen unterhalten haben.
So, jetzt sind Sie dran.
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32 SONDERTHEMA WÜRDE Was bin ich wert?




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INTERVIEW HUK-COBURG




18 GRENZ GESCHICHTEN Fotostrecke
106 GALERIE Anna Deller-Yee


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PLÖTZLICH AUSGELÖSCHT Das Parental Alienation Syndrom







