Aufschwung – Engpass – Inflation | Die Weltwirtschaft im Corona-Zyklus 22/01/2022
USA: Aufschwung verliert an Kraft Konjunkturelle Entwicklung Nachdem die US-Wirtschaft im Jahr 2020 stark von der Corona-Krise getroffen wurde, deutete sich zunächst eine konjunkturelle Erholung für das Jahr 2021 an. In den ersten beiden Quartalen 2021 stieg das BIP saisonbereinigt annualisiert um jeweils 6,3 beziehungsweise 6,7 Prozent. Laut erster Schätzungen des Bureau of Economic Analysis (BEA) ist das Wachstum im dritten Quartal 2021 allerdings mit einer annualisierten Wachstumsrate von 2,3 Prozent deutlich abgeflacht. Dies ist auf wieder steigende Covid-19-Fallzahlen zurückzuführen, die neue Restriktionen mit sich brachten oder Unternehmen dazu veranlassten, Öffnungspläne zu verschieben. Gleichzeitig gingen Transferleistungen der Regierung an Unternehmen und Privathaushalte zurück (BEA 2021a). Lagen die Wachstumsschätzungen der OECD für das Jahr 2021 im Mai 2021 noch bei 6,9 Prozent, so fällt die Prognose im Dezember 2021 mit 5,6 Prozent etwas niedriger aus. Für die Jahre 2022 und 2023 wird ein Wachstum von jeweils 3,7 Prozent und 2,4 Prozent erwartet (OECD 2021). Für das Jahr 2021 gehen der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Europäische Kommission ebenfalls von einem kräftigen Wachstum von jeweils sechs beziehungsweise 5,8 Prozent aus. Für das Jahr 2022 wird vom IWF ein ebenfalls deutliches Wachstum von 5,2 Prozent prognostiziert, während die Europäische Kommission von einer etwas niedrigeren Wachstumsrate von 4,5 Prozent ausgeht (IWF 2021, Europäische Kommission 2021). Wir rechnen mit 3¾ Prozent realem Wachstum. Die US-Arbeitslosenzahlen stellen die drastischen Auswirkungen der Corona-Krise auf die US-Wirtschaft besonders deutlich dar. Kurz vor Beginn der Corona-Krise im Februar 2020 lag die Arbeitslosenquote noch bei 3,5 Prozent. Im April 2020 stieg sie dramatisch auf 14,8 Prozent an. Seit diesem Höchstwert ist die Zahl der Arbeitslosen zwar deutlich gesunken, liegt aber mit einem Wert von 4,2 Prozent im November 2021 noch immer über dem Vorkrisenniveau (Bureau of Labor Statistics 2021a). Die Arbeitslosenquote von mehreren Minderheitengruppen und Jugendlichen liegt dabei teils deutlich über dem Durchschnittswert (Bureau of Labor Statistics 2021b). OECD-Schätzungen zufolge soll die Arbeitslosenquote im Jahr 2022 weiter sinken (auf 3,8 Prozent) und im Jahr 2023 mit 3,4 Prozent sogar etwas unter das Vorkrisenniveau fallen (OECD 2021). Nach einem deutlichen Einbruch der Stimmung der US-Konsumenten im Jahr 2020 war sie bis Mitte 2021 laut U.S. Consumer Confidence Survey, einem Barometer für die Verbraucherlaune, wieder merklich auf einen Wert von über 120 Punkte gestiegen. Im weiteren Jahresverlauf konnte sich dieser hohe Wert allerdings nicht halten und lag im Dezember 2021 mit 115,8 Punkten etwas unter dem Jahreshöchstwert. Im Vergleich zum Wert des Vormonats (111,9 Punkte) war aber ein leichter Anstieg der Konsumlaune zu vermerken. (The Conference Board 2021). Auch die US-Konsumausgaben steigen stetig an: Im November zeigte sich ein Anstieg von 0,6 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Im Oktober 2021 war dieser Anstieg mit 1,4 Prozent verglichen mit dem Vormonatswert noch deutlicher. Auch das private verfügbare Haushaltseinkommen ist im Oktober und November jeweils leicht um 0,4 Prozent gestiegen, nachdem es im September um 1,3 Prozent gesunken war (Werte jeweils im Vergleich zum Vormonat (BEA 2021b)). Seit dem Frühjahr 2021 steigen die Preise und die Inflation in den USA signifikant an. Laut Angaben des Bureau of Labor Statistics kletterte der Consumer Price Index im November 2021 um fast 6,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Dies stellt den größten 12-Monats-Anstieg seit Juni 1982 dar. Insbesondere stark steigende Rohstoffpreise sorgen für einen starken Inflationsdruck: Im Vergleich zum Vorjahresmonat stiegen die Preise für Benzin im November 2021 um 58,1 Prozent und die Heizölpreise um 59,3 Prozent an (Bureau of Labor Statistics 2021c).
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