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Euroraum und EU
Ausblick für 2022: moderates Wachstum
Nachdem Chinas Wirtschaft besser durch das Krisenjahr 2020 gekommen ist als die meisten anderen großen Ökonomien, war das Wirtschaftswachstum im Jahr 2021 insgesamt wieder sehr stark. Allerdings war gerade das letzte Quartal 2021 verhältnismäßig schwach, so dass der Ausblick für 2022 durchwachsen bleiben dürfte. Ende des Jahres schlugen nicht nur konjunkturelle Faktoren zu Buche, sondern auch harte regulatorische Eingriffe, vor allem in den Tech-Sektor oder am überhitzten Immobilienmarkt. Besonders große und teilweise systemrelevante Immobilien-Entwickler wie Evergrande oder Kaisa stehen seit Monaten unter finanziellem Druck. Auf der Zentralen Wirtschaftsarbeitskonferenz der chinesischen Regierung im Dezember 2021 stand deswegen vor allem Stabilität im Mittelpunkt. Zwar ist erstmal nicht mit einer neuen Welle an großen wirtschaftlichen Stimuli zu rechnen, aber es dürfte zumindest mehr Zurückhaltung geben, was regulatorische Eingriffe betrifft, die sich negativ auf das Wachstum auswirken könnten. Zudem dürfte die Finanzpolitik nicht mehr so bremsend ausgerichtet sein. Auch ist es unwahrscheinlich, dass die chinesische Regierung die großen Immobilienentwickler unkontrolliert in die Zahlungsunfähigkeit gehen lassen würde, da dies zu negativen wirtschaftlichen Wellen- und Schneeballeffekten führen könnte. An einzelnen fiskal- und geldpolitischen Stellschrauben wird auch mit weiterer Unterstützung in Form von öffentlichen Investitionen oder Erleichterungen für Kreditnehmer zu rechnen sein. Dies alles dürfte für eine leichte Erholung bei den Konsumausgaben der privaten Haushalte und bei den Investitionen reichen. Auch der Außenhandel dürfte einen Wachstumsbeitrag beisteuern.
Allerdings muss sich die chinesische Regierung generell die Frage stellen, woher in den nächsten Jahren das Wachstum kommen soll. Sowohl Infrastrukturprojekte als auch Immobilien- und Bauprojekte fallen aufgrund der Sättigung nach der jahrelangen Boom-Phase zunehmend aus der Gleichung. Der Binnenkonsum bleibt nach wie vor hinter den Erwartungen und bei den Exporten muss sich zeigen, inwieweit Chinas Außenhandelspartner in Zukunft noch gewillt sind, Chinas harte, und stark auf Unabhängigkeit gerichtete Außenhandelspolitik zu akzeptieren.
Euroraum und EU
Die starke Nachfragedynamik bei fortbestehenden Angebotsengpässen wird auch das laufende Jahr konjunkturell prägen. Der heftige Ausbruch der Omikron-Infektionswelle wird jedoch die Konsumausgaben und die Investitionstätigkeit zumindest im ersten Quartal dämpfen und die Auftriebskräfte erst zeitverzögert wirken lassen. Sollte es zu keinen erheblichen Produktions- und Transportproblemen im Euroraum und der EU kommen, ist ein Wachstum von 3¾ Prozent 2022 zu erwarten.
Der private Verbrauch erholte sich in im zweiten und dritten Quartal 2021 deutlich, blieb aber im dritten Quartal noch 2,4 Prozent unterhalb des Vorkrisenniveaus (EZB 2021a). Nichtsdestotrotz waren die europäischen Verbraucher die tragende Kraft der wirtschaftlichen Erholung. Für das Gesamtjahr 2021 ist mit einem Anstieg des privaten Konsums von 3,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu rechnen (EZB 2021a). Die verbesserte Konsumlage ist vor allem auf die Fortschritte der Impf-Kampagnen und die Verbesserung der allgemeinen wirtschaftlichen Situation zurückzuführen. Damit einher ging ein starker Rückgang der Sparquote, der sich in 2022 – wenn auch weniger stark – fortsetzen soll. Der private Verbrauch dürfte sich in diesem und im nächsten Jahr kontinuierlich erholen, wobei die Erho-