Ärzteblatt Baden-Württemberg 06-2021

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Kammern und KV

Dr. Detlef Lorenzen

jedoch die Gefahr, dass dadurch „notwendige Testungen zur Praktikabilität wie auch zur Patientensicherheit unterbleiben“, betonten die Abgeordneten. Vor diesem Hintergrund hat Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt die Ankündigung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn auf dem Ärztetag begrüßt, in bestimmten Fällen von Sanktionen abzusehen. Spahn hatte auf der Eröffnungsveranstaltung des Deutschen Ärztetages gesagt: „Da, wo es objektiv nicht geleistet werden kann, soll es auch keine Sanktionen geben.“

Notfallversorgung

Dr. Paula Hezler-Rusch

Die Abgeordneten haben ein Gesamtkonzept für die Reform der Notfallversorgung in Deutschland gefordert. Entgegen vielfacher Ankündigungen habe der Gesetzgeber in der laufenden Wahlperiode dringend erforderliche gesetzliche Neuregelungen in diesem wichtigen Versorgungsbereich versäumt.

Impfstrategie für Kinder und ­Jugendliche In einem weiteren Beschluss hat der Ärztetag die Bundesregierung aufgefordert, unverzüglich eine Covid-19-Impfstrategie für Kinder und Jugendliche zu entwickeln. Das Recht auf Bildung könne im Winter 2021/2022 nur mit einer rechtzeitigen Corona-Impfung gesichert werden.

Ohne rechtzeitige Impfung führe ein erneuter Lockdown zu weiteren gravierenden negativen Folgen.

Approbationsordnung Der Ärztetag hat die Bundesregierung und den Bundesrat aufgefordert, die Novellierung der Ärztlichen Approbationsordnung schnellstmöglich zu beschließen. An dem seit November 2020 vorliegenden Referentenentwurf bestehe zwar Nachbesserungsbedarf. Die Novelle sei dennoch ein „wegweisender Entwicklungsschritt“ für die ärztliche Ausbildung, so der Ärztetag.

Pandemiemanagement Der Ärztetag hat konkrete Konsequenzen aus dem Umgang mit der Corona-Pandemie gefordert. Das Pandemiemanagement und die Krisenreaktionsfähigkeit in Deutschland müssten dringend optimiert werden, konstatierten die Abgeordneten des Ärztetages in einem mit großer Mehrheit gefassten Beschluss zur gesundheits- und sozialpolitischen Generalaussprache.

Verteilungsgerechtigkeit Aus Sicht der Ärzteschaft gerät die Covid-19 Vaccines Global Access-Initiative (COVAX) trotz internationaler Unterstützung aufgrund fehlender Finanzierungsmittel zunehmend in

Mehr Ärztinnen und Ärzte in der Patientenversorgung

Ärztestatistik

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Ärztestatistik online

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ie Zahl der Ärztinnen und Ärzte, die sich in Baden-Württemberg um Patienten kümmern, ist gestiegen. Das geht aus der jüngsten Ärztestatistik für Baden-Württemberg hervor, die die Landesärztekammer nun veröffentlicht hat. Demnach waren zum Stichtag 31. Dezember 2020 hierzulande insgesamt 47.611 berufstätige Ärztinnen und Ärzte ambulant und stationär in Kliniken beschäftigt. Dies ist eine Erhöhung von rund 2,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr; zum 31. Dezember 2019 hatte die Statistik insgesamt 46.550 in Praxen und Krankenhäusern tätige Ärztinnen und Ärzte gezählt; zum Jahresende 2018 waren es 45.345 Personen. “Gerade vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und einer älter werdenden Gesellschaft, in der Krankheit immer mehr zur Alltäglichkeit wird, ist es erfreulich und beruhigend, dass immer mehr Ärztinnen und Ärzte für die Versorgung bereitstehen”, kommentiert Dr. Wolfgang Miller, Präsident der Landesärztekammer Baden-Württemberg. “Die Ärztestatistik zeigt, dass wir für die Zukunft gut gerüstet sind, auch wenn nach wie vor ein großer Versorgungsbedarf vor allem im hausärztlichen Bereich besteht und es – im Gegensatz zu früher – in einigen Facharztgruppen noch freie Arztsitze gibt.”

ÄBW 06 | 2021

Bedrängnis. Der Ärztetag hat deshalb die Bundesregierung dazu aufgerufen, sich für die Finanzierung und die Verteilungsgerechtigkeit von Covid-19-Impfstoffen weltweit einzusetzen.

Krisenkommunikation Die Bundesregierung und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sollten nach Auffassung des Ärzteparlaments ihre Kommunikation über die Corona-Pandemie umgehend verbessern. Die Pandemiemüdigkeit sowie Unsicherheiten oder gar Bedenken gegenüber der Impfkampagne seien zu einem großen Anteil „widersprüchlicher und gleichzeitig auch unfokussierter Kommunikation mit der Bevölkerung geschuldet“, kritisierten die Abgeordneten.

Psychosoziale Unterstützung Psychisch überbelastete oder potenziell traumatisierte Ärztinnen und Ärzte benötigen psychosoziale Unterstützung. Der Deutsche Ärztetag hat alle ärztlichen Vertreterinnen und Vertreter bei den Kranken- und Sozialversicherungsträgern aufgerufen, den Erhalt der psychischen Gesundheit von Ärztinnen und Ärzten stärker in den Fokus zu rücken.

Coronaprämie Als Anerkennung für ihren Einsatz in der Pandemie hat der Ärztetag eine „Coronaprämie“ für alle Beschäftigten im Gesundheitswesen gefordert. So hätten etwa auch die Medizinischen Fachangestellten eine öffentliche Anerkennung ihrer systemrelevanten Leistungen verdient. Die Abgeordneten des Ärztetags forderten den Gesetzgeber außerdem auf, auch Ärztinnen und Ärzte in den Krankenhäusern an der aus Bundesmitteln bereitgestellten „zweiten Coronaprämie“ angemessen zu beteiligen.

Klimaschutz ist Gesundheitsschutz Wie bereits berichtet, werden sich die Abgeordneten im Herbst schwerpunktmäßig mit dem Thema „Klimaschutz ist Gesundheitsschutz“ befassen; der 125. Deutschen Ärztetag findet am 1. und 2. November 2021 – voraussichtlich als hybride Veranstaltung – in Berlin statt.


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