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Musik ist Vielfalt
Im Saal breitet sich gebannte Stille aus. Selbst die Zeit vergeht im Ritardando und bahnt den Moment an, in dem der Cellobogen die Saite berühren wird. Endlich hebt Daniel Müller-Schott die Arme, setzt die Finger der linken Hand aufs Griffbrett und streicht mit grosser Feinfühligkeit und Präzision über die Saiten. Die musikalische Entdeckungsreise beginnt …
Text Anna Maria Hausmann
Was ist Musik? Für Daniel Müller-Schott ist sie genau das: eine innere Entdeckungsreise. Ton um Ton, Satz um Satz führt Musik die Menschen durch ein Dickicht von Emotionen. Sie kann Bilder hervorrufen und mit Geschichten assoziiert werden. Sie ist eine Reise durch das eigene Erleben und Fühlen und zugleich auch eine Brücke zwischen den Menschen. Und schliesslich kann sie immer wieder zu neuen Erlebnissen führen, denn keine zwei Aufführungen sind gleich.
Daniel Müller-Schott konzentriert sich beim Musizieren jedoch nicht nur auf die inneren Entdeckungen: Er erforscht auch die kulturellen und historischen Hintergründe der Komponist:innen und Werke. So vermittelt er in Einführungen, Gesprächskonzerten oder CD-Booklets seinem Publikum persönlich die Kontexte der Musik. Als «Botschafter der klassischen Musik im 21. Jahrhundert» ist es ihm darüber hinaus ein Anliegen, auch ausserhalb grosser Konzertsäle an ungewöhnlichen Orten zu konzertieren und Projekte zu gestalten, die Musik mit Bildender Kunst, Tanz und Literatur verbinden.
Der Cellist gewann bereits als Fünfzehnjähriger den internationalen Tschaikowsky-Wettbewerb für junge Musiker:innen in Moskau. Er wurde u. a. von Heinrich Schiff und Mstislaw Rostropowitsch unterrichtet sowie von AnneSophie Mutter gefördert. Heute führt er mit international hervorragenden Musiker:innen Werke vom Barock bis zur Moderne auf und erweitert regelmässig sein Repertoire. Wiederentdeckungen unbekannter und vergessener Kompositionen bleiben nicht lange vor ihm verborgen, auch ist er neugierig, wie Musik für andere Instrumente auf dem Cello klingt, und arrangiert sie dementsprechend. An der Aufführung zeitgenössischer Werke fasziniert ihn die Möglichkeit, mit den Komponierenden zusammenzuarbeiten – Albrecht, Previn und Ruzicka haben ihm ihre Cellokonzerte gewidmet.
Mit diesem breiten Repertoire und seinem Hintergrundwissen hat Daniel Müller-Schott als diesjähriger Fokus-Künstler des Zürcher Kammerorchesters wesentlich zur Gestaltung des Festival-Programms beigetragen. Im Cellokonzert von C. P. E. Bach tritt er in einen «lebhaften Dialog» mit dem Orchester und lässt sich vom «Vivaldi-Fieber» mitreissen. Vivaldis Konzert für zwei Violoncelli und Streichorchester stellt er Ernest Blochs Gebetsgesang From Jewish Life gegenüber. In «Cello Contemporary» wagt er den Sprung ins 20. Jahrhundert zu den wenig bekannten Komponisten Hans Werner Henze und George Crumb. Schliesslich ist es ein «starkes Stück», wenn er neben seinen Auftritten als Solist auch Kammermusik mit Musizierenden des ZKOs zum Besten gibt. Dass die Musik seine «Passion» ist, unterstreicht Daniel Müller-Schott am Ende des Festivals in der Kirche Neumünster mit einem absoluten Klassiker der Celloliteratur: dem Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 1 in C-Dur von Joseph Haydn.
Musik ist Vielfalt! Vom Barock bis zur Moderne und vom Solo bis zum grossen Orchester erklingt sie an verschiedenen Orten in Zürich. Begleiten Sie uns auf einer musikalischen Entdeckungsreise mit Daniel Müller-Schott beim 4. ZKO-Festival vom 23. bis 25. Mai 2025.