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Hereinspaziert! Es gibt viel zu entdecken.
Wann haben Sie das letzte Mal etwas völlig Neues entdeckt? Und wann haben Sie das letzte Mal etwas getan, was Sie noch nie zuvor getan haben? In dieser Saison lädt Sie das Zürcher Kammerorchester gleich zu zwei neuen Erlebnisformaten in das ZKO-Haus ein und richtet sich damit an alle Neugierigen und Musikbegeisterten, die einmal abseits vom üblichen Konzerterlebnis in die inspirierende und dynamische Welt eines Kammerorchesters eintauchen möchten. Cinzia Caracciolo, Projektleiterin beim ZKO, und Musikvermittler Oliver Hauser erklären, was das Publikum bei den beiden neuen Formaten erwarten darf.
Interview Petra Meyer
Cinzia, im Mai bietet das ZKO zwei neue Formate an: «Neuland» und «Hereinspaziert!» Kannst du kurz beschreiben, was das Besondere an den jeweiligen Projekten ist?
Mit «Neuland» wollen wir den Leuten die Scheu nehmen, die bisher noch nie im Konzert waren –weil sie gedacht haben, man müsse viel wissen. Die dürfen einfach zuhören oder Fragen stellen. Bei «Hereinspaziert!» heben wir die übliche Anordnung von Publikum und Orchester auf und schaffen so ein völlig neues Musikerlebnis. Üblicherweise ist man entweder Musiker:in und spielt im Orchester oder man ist Teil des Publikums und befindet sich vor dem Orchester. Bei «Hereinspaziert!» hingegen setzen wir das Publikum mitten in das Orchester, wo es hautnah in das Geschehen einbezogen wird.
Darf man sich selbst aussuchen, an welcher Stelle man im Orchester sitzen mag –zum Beispiel neben der Lieblingsmusikerin oder beim Lieblingsinstrument?
Die Plätze werden rotieren, das heisst, man begegnet allen, die in diesem Konzert eine Rolle spielen: dem Komponisten, dem musikalischen Leiter, den Musiker:innen und dem Publikum.
Während «Hereinspaziert!» findet auch die Probe zur Uraufführung von Richard Dubugnons Passacaille concertante statt. Ein Werk, welches das Orchester bisher noch nie gespielt hat. Es wird also intensiv gearbeitet?
Ja, es ist definitiv eine Probe, das heisst, die Musiker und Musikerinnen feilen und arbeiten gemeinsam mit dem Komponisten am perfekten Ausdruck für das Stück. Das ist gewiss ein fragiler Moment, in dem man das Zürcher Kammerorchester hier erleben darf.
Oliver, du hast ein ähnliches Format wie «Neuland» bereits für die Württembergische Philharmonie Reutlingen ins Leben gerufen. Wie bist du auf diese Idee gekommen?
Die Idee kam mir während meines Studiums zur Musikvermittlung. Ich war damals noch als Lehrer tätig und wollte das Gelernte in die Praxis umsetzen. In St. Gallen stand Mozarts Zauberflöte auf dem Programm. Für mich die Universaloper schlechthin, zu der ich einen Workshop für Erwachsene anbieten wollte, die keinerlei Ahnung von klassischer Musik hatten. Das Infoblatt dazu habe ich an die Eltern meiner Schüler:innen verteilt. Zu meiner Freude war dieser Kurs innerhalb kürzester Zeit gefüllt.
Die meisten Menschen lieben Musik von Kindheit an. Sie berührt, sie tröstet, sie gibt Kraft und ist Ausdrucksmittel. Warum braucht klassische Musik Vermittlung – haben wir nicht alle einen intuitiven Zugang zur Musik?
Oliver: Diese Frage höre ich immer wieder. Dabei arbeiten auch andere Kunstrichtungen mit Vermittlung. In erster Linie denkt man dabei eher an Kinder, aber auch ein Erwachsener ist durchaus dankbar dafür, wenn er auf niederschwellige Weise abgeholt wird.
Cinzia: Ich bin keine grosse Freundin vom Begriff «Musikvermittlung». In der klassischen Musik gibt es eine Besonderheit: Sie wird von bestimmten gesellschaftlichen Gruppen zur «Hochkultur» erklärt. Wenn wir alle Menschen mit unserer Musik ansprechen wollen, dann müssen wir heute explizit kommunizieren, dass jede und jeder, unabhängig von Alter, sozialer Stellung oder Geschlecht im Konzert willkommen ist. Die Popkultur muss das nicht.
Oliver, was sind das für Leute, die dein Angebot in Reutlingen wahrnehmen?
Zu Beginn stelle ich immer die Frage, wer noch nie in einem klassischen Konzert war. Darauf melden sich im Schnitt 98 von 100 Personen. Das liegt sicher auch daran, dass es rund um Reutlingen viel ländlichen Raum gibt. In Zürich ist die Situation sicher anders. Da wird es wohl weniger Leute geben, die noch keine Berührung mit dem Konzertsaal hatten.
Gibt es Fragen der Teilnehmenden, die immer wieder gestellt werden?
Die Frage, ob alle Musiker:innen gleich viel verdienen, kommt immer wieder. Augenscheinlich haben ja nicht alle im Orchester gleich viel zu tun. Wer also wissen möchte, nach welchen Kriterien Orchestermusiker:innen bezahlt werden, der ist herzlich eingeladen, «Neuland» zu besuchen. Dort werden alle Fragen zur Musik und zum Orchester beantwortet. Der Eintritt ist übrigens frei.
Neuland
Fr | 9. Mai 2025 | 19.30 Uhr ZKO-Haus
Oliver Hauser Moderation Lena-Catharina Schneider Moderation
Eintritt frei Freikarte im Webshop oder via Beratung und Verkauf erhältlich
Hereinspaziert!
So | 11. Mai 2025 | 15.00 UhrZKO-Haus
Lisa Stepf KonzeptionRichard Dubugnon Einführung AuftragskompositionDaniel Hope Music Director Zürcher Kammerorchester
Richard Dubugnon Passacaille concertante
Ticketpreis CHF 50
Im Rahmen der Initiative «zusammen, insieme, ensemble» von orchester.ch, dem Verband Schweizerischer Berufsorchester. Mit freundlicher Unterstützung von Pro Helvetia, Fondation SUISA und Stanley Thomas Johnson Stiftung.