
7 minute read
Industry Reputation Report
from medianet 10.09.2021
by medianet
Reputation Report zu Österreichs Industrie
Studie von IMWF und Industriemagazin zum Image der Industrie zeigt: Der Umgang mit Corona und nachhaltige Innovationen sind Reputationstreiber.
Advertisement
••• Von Helga Krémer
Ein guter Ruf ist essenziell, auch für Industrieunternehmen. Eine konstant gute Reputation in der Unternehmenswelt kommt nicht von ungefähr – sie ist konsequent erarbeitet. „Ist der gute Ruf erst mal ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert“ mag auf andere Bereiche zutreffen, ein Unternehmen kann diese Einstellung teuer zu stehen kommen. Denn nicht nur werden im B2BGeschäft Faktoren wie nachhaltige Unternehmensführung, soziale Standards oder ökologische Produktionsprozesse immer relevanter – händeringend benötigte Fachkräfte orientieren sich an der Reputation von Unternehmen als Arbeitgeber.
Wie schaut es diesbezüglich in Österreichs Industrie aus? Welche Industrieunternehmen sind im Gespräch? Welche haben in der Branche den besten Ruf? Gibt es gar „Ausreißer“, die in einem bestimmten Bereich ganz besonders glänzen? Das Institut für Management und Wirtschaftsforschung IMWF hat in Kooperation mit dem Industriemagazin analysiert und die spannenden Resultate in den Industry Reputation Report gegossen. Basierend auf der Bewertung von 180.000 öffentlichen Aussagen zu den 350 wichtigsten Firmen der Branche innerhalb eines Jahres, wurden für diese erste umfassende Studie zur
Industry Reputation Report 2021 – die Plätze 1 bis 12
Unternehmen Score Anmerkungen der Studienautoren
ams AG 8,7 Profitiert als (Semi)Halbleiterhersteller vom gestiegenen Chipmarkt; auch die Übernahme von Osram wurde sehr positiv aufgenommen FACC 8,5 Stark in der positiven Kommunikation; Betonung des Wachstums durch Innovation; neuer Auftrag von Airbus; Aktienanstieg voestalpine 8,0 CO2freie Stahlproduktion: ambitionierte CO2Ziele und Innovation; im Vgl. mit anderen Stahlwerken bereits heute recht „sparsam“ Palfinger 7,9 2020 trotz Corona immer noch in der Gewinnzone, 2021 wird Rekordjahr angestrebt; vertritt offensive Impfstrategie KTM 7,8 KTMMotorräder durch Rolle im Motorsport oft positiv erwähnt; Rennmotorräder mit Elektroantrieb positiv für Nachhaltigkeit Infineon 7,8 Verdienen an der Chipkrise; Eröffnung des neuen Werks in Villach wurde zur Bedienung der hohen Nachfrage vorgezogen Andritz 7,8 Mit vollen Auftragsbüchern gut durch die Coronakrise gekommen; Neueröffnung eines Recycling Technology Centers wirkt positiv Siemens 7,7 Neue Großaufträge (Deutsche Bahn, Via Rail); starker InnovationsFokus OMV 7,7 Steht zwar lfd. in Kritik von Umweltschützern, investiert aber auch in Photovoltaik und Recycling von Plastik zu Rohöl (Reoil) Borealis 7,6 Dominante News ist der Aufkauf durch OMV, wobei die positiven Reaktionen deutlich überwiegen Keba 7,6 Kebas Wallboxen für Elektroautos sehr stark diskutiert, gelten als langlebig und zuverlässig; trotz Corona Umsatzsteigerungen Amag 7,5 Glimpflich durch die Krise gekommen; hohes Nachhaltigkeitsengagement – Produktion von „100% nachhaltiges Aluminium“
Quelle: Industry Reputation Report 2021; IMWF
Reputation der österreichischen Industrie die Unternehmen mit der besten Reputation ermittelt.
Am Siegertreppchen
Die ams AG holte sich mit einem ReputationsScore von 8,7 von 10 möglichen Punkten den ersten Platz, dicht gefolgt von FACC mit 8,5 Punkten. Beide Unternehmen konnten die Coronakrise gut meistern, wobei die Reputation von ams von der hohen Nachfrage nach ihren Produkten und der positiv aufgenommenen Übernahme von Osram profitiert. FACC punktete trotz schwieriger wirtschaftlicher Situation in der Öffentlichkeit mit Innovation, zum Beispiel mit der Entwicklung von treibstoffsparenden Flugzeugteilen oder der Forschung an autonomen Flugtaxis. Platz 3 geht mit einem Score von 8,0 an die voestalpine – der Score geht unter anderem auf die Kommunikation über nachhaltige Stahlproduktion und die offensive Impfstrategie des Unternehmens zurück.
Nachhaltigkeit & Corona
Mit diesen Themen liegt die voestalpine auch im Trend der Branche: Innovation im Bereich Nachhaltigkeit und der Umgang mit Corona sind die wesentlichsten Reputationstreiber im gesamten Industriesektor. Die Themen rund um Nachhaltigkeit könnten dabei nicht vielfältiger sein: Von der Ansiedlung von Bienen auf dem Betriebsgelände, über die Produktion von Solarstrom für den Betrieb bis hin zur Entwicklung von neu
Transformation
Axel Maireder, Geschäftsleiter IMWF und Autor der Studie Industry Reputation Report 2021.
Highscore
Die ams AG erreichte mit 8,7 Punkten im Reputationsranking den 1. Platz.
en Produktionsmethoden und nachhaltigen Produkten. „Nachhaltigkeit als Thema ist absolut dominant. Selbst der Ölkonzern OMV, dessen Geschäftsmodell kaum als ökologisch gelten kann, punktet in seiner Außenwirkung mit Nachhaltigkeitsthemen“, so Studienautor und Geschäftsleiter IMWF Österreich Axel Maireder, „zum Beispiel mit dem Recycling von Plastik zu Rohöl“. Was der OMV Platz 8 und einen Score von 7,7 bringt.
Zweites zentrales Thema um den guten Ruf war die Coronakrise: Betriebliche Test und Impfstrategien, Homeoffice
8,7

© IMWF Regelungen, Kurzarbeit oder coronabedingte Kündigungen wurden zu vielen Unternehmen diskutiert und wirkten sich stark auf die Reputation als Arbeitgeber aus. „Der Umgang eines Unternehmens mit seinen Mitarbeitern ist gerade in schwierigen Zeiten ein wesentlicher Reputationsfaktor – nicht nur für das Image bei der aktuellen Belegschaft, sondern auch für potenzielle neue Fachkräfte, die die Industrie ja händeringend sucht“, so Maireder.
Reputationsmessung mit KI
Neben Nachhaltigkeit, Innovation und dem Image als Arbeitgeber analysierte das IMWF für die Studie auch die Facetten Wirtschaftlichkeit, ManagementPerformance und Produktqualität. Dabei wurden alle Aussagen zu den Unternehmen im Laufe eines Jahres (1.7.2020 bis 30.6.2021) untersucht, die online in Social Media, journalistischen Medien, Foren, Blogs u.a. gefallen sind.
Die rund 180.000 gesammelten Aussagen wurden mithilfe Künstlicher Intelligenz hinsichtlich ihrer Tonalität bewertet – also der positive, neutrale oder negative sprachliche Zusammenhang gemessen. Zudem wurden alle Aussagen nach der Reichweite der jeweiligen Medien, Seiten oder Nutzer gewichtet.
Auf dieser Basis entstand schließlich für jedes Unternehmen ein ReputationsScore auf einer Skala von 0 bis 10. Je höher der Score, desto besser steht ein Unternehmen in der Öffentlichkeit da.
Dunkle Inflationswolken
Temporäre Faktoren heizen die Teuerung an. Im November könnte sich die Inflationswetterlage beruhigen, Entspannung zum Jahreswechsel.
Gastbeitrag
••• Von Monika Rosen
Europa
Im August ist die Inflation in der Eurozone auf drei Prozent gestiegen, das ist der höchste Wert seit zehn Jahren. Ein starker Treiber sind die Energiepreise, die in den letzten zwölf Monaten um über 15% zugelegt haben (s. dazu „Unter der Lupe: Inflation in der Eurozone vor Wendepunkt“).
USA
Der US-Arbeitsmarkt blieb im August deutlich hinter den Erwartungen zurück. Statt 760.000 wurden nur 235.000 neue Jobs außerhalb der Landwirtschaft geschaffen, nach immerhin 1 Mio. im Juli.
Japan ▲ Der Rücktritt von Premier Yoshihide Suga ebnet wahrscheinlich den Weg für ein neues Stimulierungsprogramm. Damit sind die Chancen für eine wirtschaftliche Erholung bis Jahresende zuletzt deutlich gestiegen.
China
Die Zero Covid-Strategie Chinas hält die Fallzahlen wohl unter Kontrolle, belastet aber stark die Wirtschaft. Speziell die Schließung von Häfen und damit die Stilllegung von Warenströmen erwiesen sich als problematisch, nicht nur für China.
Indien ▲ Im 2. Quartal ist die indische Wirtschaft um über 20% gewachsen, im Vergleichszeitraum des Vorjahres ist sie um 24% geschrumpft. Die relative liberale Covid-Strategie der Regierung ermöglicht ein starkes Wachstum, aber um den Preis von hohen Fallzahlen.
Lateinamerika
Die Inflation beträgt in Brasilien derzeit fast neun Prozent, sollte sich bis Jahresende aber auf etwa sieben Prozent abkühlen. Auch das Wachstum hat im 2. Quartal enttäuscht.
© APA/AFP/Armando Babani

UNTER DER LUPE
Inflation in der Eurozone vor Wendepunkt
Die jüngsten Daten zur Verbraucherpreisinflation in der Eurozone brachten eine unangenehme Überraschung: Die Gesamtrate stieg im August auf drei Prozent (von 2,2% im Juli), was den höchsten Wert seit zehn Jahren darstellt. Die Sockelrate, also ohne Nahrungsmittel und Energie, verdoppelte sich von 0,7% im Juli auf 1,6% im August. Insgesamt waren es vor allem temporäre Faktoren, die die Teuerung angeheizt haben. Wir gehen davon aus, dass dieser Trend zumindest bis Jahresende anhält. Unter anderem sind die Energiepreise im August um 15,4% gestiegen – das allein hat die Hälfte der Gesamtrate ausgemacht. Unserer Einschätzung nach sollte die Inflation wahrscheinlich im November den Wendepunkt erreichen. Eine merkliche Abkühlung erwarten wir zu Jahresbeginn 2022. Im Sommer nächsten Jahres sollte die Gesamtrate wieder unter 1,5% fallen, wobei der Basiseffekt bei den Energiepreisen hier einen wesentlichen Beitrag zur Entspannung leisten sollte.
Mieses Wetter
Die dunklen Inflationswolken in der Eurozone werden wohl erst im kommenden Jahr verzogen sein.
© UniCredit Bank Austria
Monika Rosen
Chefanalystin, UniCredit Bank Austria Premium Banking.
ÖSTERREICH SPEZIAL
Industrie weiter im Aufwind
Die österreichische Industrie zeigte sich im Sommer weiterhin in ausgezeichneter Verfassung. Nach dem überschießenden Aufschwung in der ersten Jahreshälfte beginnt sich das Tempo der Erholung jedoch etwas zu beruhigen. Die Produktionsausweitung in der heimischen Industrie hat sich im August verlangsamt. Der zusätzliche Bedarf an Vormaterialien nahm folglich ab, was die hohe Kostendynamik der Vormonate etwas einbremste. Die Verlangsamung der Produktionsausweitung der heimischen Industrie im August ist zum einen eine Folge des Rückgangs des Neugeschäfts. Insbesondere die Nachfrage aus dem Ausland hat stark an Dynamik verloren. Das Wachstum war diesen Monat deutlich geringer als während des vergangenen halben Jahres. Zum anderen beeinträchtigten Probleme in den globalen Lieferketten die Produktion und die Bedienung der Nachfrage, worauf die gleichzeitige Beschleunigung des Anstiegs der Auftragsrückstände der heimischen Industriebetriebe hinweist. Der Aufschwung der Industrie wird durch den Preisauftrieb der vergangenen Monate belastet. Der nunmehr einsetzende leichte Rückgang des Kostenauftriebs bei nachlassender Nachfragedynamik sind Anzeichen, dass der Inflationsdruck jedoch seinen Höhepunkt bald erreichen könnte. Allerdings dürften die Lieferprobleme aus Asien noch einige Monate anhalten, sodass der Auftrieb der Preise nicht allzu rasch an Kraft verlieren dürfte.